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Kapitel 3

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„Irrtum ausgeschlossen?“, fragte David, als sie schon im Wagen saßen und auf dem Weg zum Tatort waren.

„Um es genau zu wissen, müssen wir wohl die gerichtsmedizinische Untersuchung abwarten“, antwortete Maggie. Die Details dieser unheimlichen Mordserie waren allerdings viel zu eigentümlich, um sich zufällig wiederholen zu können. „Aber im Moment sieht alles danach aus.“

David presste die Lippen aufeinander. „Nun gut. Vielleicht hat er diesmal einen Fehler gemacht. Irgendwann muss ihm einer unterlaufen.“

Sie tappten in dieser Ermittlung bislang völlig im Dunkeln. Zwei Opfer hatte es nun schon gegeben – dieser neue Mord war der dritte. Und bisher gab es keinerlei Anhaltspunkte, keine Zeugen, keine verwertbaren Spuren. Und so grausig es auch war, dass ein weiterer Mensch hatte sterben müssen – vielleicht brachte ihnen diese neue Tat endlich einen Hinweis auf den Mörder.

Das Haus des Opfers lag in einer netten Wohngegend nahe der Cloisters. Es war ein unauffälliges kleines Reihenhaus mit gepflegtem Vorgarten und weißgetünchtem Zaun. Maggie und David stiegen gerade aus dem Wagen, als ein uniformierter Sergeant auf sie zukam, um die beiden Detectives ins Bild zu setzen.

„Okay, was haben wir?“ fragte David routiniert.

„Das Opfer liegt in der Küche. Sein Name ist Malcolm Smith“, sagte der junge Mann. Er war etwas blass um die Nase, offenbar war er noch nicht häufig an Tatorten gewesen. „Alter zweiundfünfzig. Er war Aktienhändler. Geschieden, keine Kinder. Seine Exfrau lebt in Detroit.“

„Hat schon jemand mit ihr gesprochen?“ Maggie streifte sich Handschuhe und einen Schutz für die Schuhe über.

„Nein, wir haben sie noch nicht erreicht.“

„Gibt es irgendwelche Zeugen?“

„Die Kollegen sind noch bei der Befragung. Bislang haben wir aber nichts.“

„Hm, wundert mich nicht“, brummte David. Der Täter war vorsichtig. „Gut, dann wollen wir mal“, seufzte er und ging voraus.

Maggie folgte ihm und sah sich aufmerksam um, während sie das Haus betraten. Sie versuchte, ein Gefühl für das Opfer zu bekommen, für sein Leben und seine Interessen. Schließlich gab es nichts Persönlicheres als die eigenen vier Wände, besonders, wenn der Bewohner allein gelebt hatte. Das Haus war ausgesprochen sauber und ordentlich, wirkte allerdings auch etwas unpersönlich. Maggie entdeckte keine Fotos an den Wänden. Es gab auch nichts, was auf seine geschiedene Frau oder ihr gemeinsames Leben hingedeutet hätte. Vielleicht hatte es unschön mit ihnen geendet und er hatte alle Erinnerungen an sie auslöschen wollen. Maggie machte sich eine geistige Notiz. Sie würde sie danach fragen, wenn sie miteinander sprachen.

Hier und da eine einsame Zimmerpflanze war alles, was ein bisschen Gemütlichkeit ausstrahlte, der Rest der Einrichtung war zweckmäßig gehalten. Zweckmäßig und altmodisch.

Malcolm Smith hatte entweder nicht viel Zeit in seinem Haus verbracht, oder ein wohnliches Umfeld war ihm nicht wichtig gewesen.

Vom Ende eines kurzen Flurs drangen Stimmen herüber. Maggie und David folgten ihnen und gelangten nach wenigen Metern in die Küche.

Noch bevor sie die Leiche sahen, sahen sie das Blut – die Lache hatte sich auf den weißen Fliesen ausgebreitet und war mittlerweile getrocknet. Maggie folgte David um den großen Herd herum, der in der Mitte des Raumes thronte und ihnen die Sicht versperrte. Obwohl es nicht das erste Opfer war, das sie so vorfanden, stellten sich Maggie die Nackenhaare auf.

Der Mann lag auf dem Rücken, Arme und Beine ausgebreitet. Er hatte eine große Platzwunde am Kopf. Das Schlimmste an seinem Anblick war jedoch nicht das viele Blut, sondern der Gegenstand, der aus seinem Körper herausragte: Ein hölzerner Pflock.

Dr. Vivian Dealy, die Rechtsmedizinerin, sah auf, als die beiden Detectives zu ihr traten. Ihr ergrauendes Haar war zu einem straffen Knoten zurückgebunden, aufmerksame hellbraune Augen blickten sie durch ovale Brillengläser an.

„Hallo, ihr beiden“, sagte sie zur Begrüßung und deutete dann auf den Toten zu ihren Füßen. „Ich sage es nicht gern, aber es war eindeutig der Vampir-Killer.“ Vivian deutete auf den Pfahl. „Dass es Eichenholz ist, kann ich euch schon jetzt sagen, das genaue Alter muss im Labor bestimmt werden.“

Vampir-Killer war der Name, den die Presse dem Mörder gegeben hatte, nachdem man zwei Menschen mit einem Holzpflock im Herzen auffand. Was jedoch niemals an die Presse gelangt war, war die Tatsache, dass es sich bei den Mordwaffen um antike Eichenpfähle handelte.

„Kannst du schon etwas über den Todeszeitpunkt sagen?“ Maggie und Vivian kannten sich, seit Maggie bei der Mordkommission angefangen hatte. Sie waren zwar nicht direkt Freundinnen, kamen aber gut miteinander aus. Maggie schätzte Vivians scharfes Auge und ihre Kompetenz, Vivian wiederum mochte Maggies Ehrlichkeit und Zielstrebigkeit.

„Der Lebertemperatur nach zu urteilen zwischen Mitternacht und drei Uhr morgens. Genaueres kann ich aber erst sagen, wenn ich ihn auf dem Tisch hatte.“ Vivian packte den Pflock mit behandschuhten Händen und zog ihn vorsichtig aus der Brust des Opfers. Ein widerlich schmatzendes Geräusch erklang. Vivians Assistent reichte ihr einen sterilen Plastikbeutel und sie ließ den Pfahl hinein gleiten. Sie betrachtete die Wunde genauer. „Ausgefranste Wundränder, Durchmesser etwa vier Zentimeter. Der Pfahl traf ihn mitten ins Herz. Nun…“, sie sah ins Gesicht des Toten, „immerhin ging es schnell. Er war mit Sicherheit sofort tot.“

„Hm“, brummte David. „Was ist mit der Kopfwunde?“

„Genau wie bei den anderen auch“, sagte Vivian und drehte den Kopf des Toten ein wenig, damit die beiden Detectives sie besser sehen konnten. „Nicht tief, hat ihn nur außer Gefecht gesetzt. Er wurde zuerst mit einem Schlag auf den Kopf betäubt, dann auf den Rücken gedreht, und dann – ihr kennt den Rest.“

David sah sich in der Küche um. Alles war ordentlich, Töpfe und Pfannen standen oder hingen an ihren Plätzen. „Es sieht nicht so aus, als ob er sich gewehrt hätte.“

„Nein“, stimmte Maggie ihm zu. „Der Angriff muss überraschend gekommen sein. Vielleicht hat Smith seinen Mörder ja gekannt. Zumindest hat er sich sicher gefühlt, als es geschah.“

David deutete auf die Kaffeemaschine. „Es ist Pulver drin, aber kein Wasser. Vermutlich wollte Smith gerade Kaffee aufsetzen, als er niedergeschlagen wurde.“

„Was übrigens hiermit geschah.“ Vivian deutete auf einen Hammer, der neben der Leiche auf dem Boden lag. Eine Seite war blutverschmiert.

„Okay“, sagte Maggie zu einem Officer, der in ein paar Metern Entfernung auf Anweisungen wartete, „stellen Sie fest, ob der Hammer dem Opfer gehört hat oder mitgebracht wurde. Vielleicht finden Sie ja einen Werkzeugkasten hier im Haus, in dem ein solcher Hammer fehlt.“ Der Mann nickte und verschwand.

„Außer bei dem Pfahl ist der Kerl nicht wählerisch bei der Wahl seiner Waffen“, stellte David sachlich fest.

„Nein“, stimmte Maggie ihm zu.

Beim ersten Opfer war es ein Baseballschläger gewesen; der Mörder hatte ihn mitgebracht und am Tatort liegengelassen. Beim zweiten Mord hatte er sich eines dicken Astes bedient – man hatte die Leiche in einem Gebüsch am Rande des Central Parks entdeckt. Der Getötete war regelmäßig dort joggen gewesen. Der Mörder beobachtete seine Opfer, prägte sich ihre Gewohnheiten ein – und schlug dann zu, wenn sie sich sicher fühlten. Das wesentliche Merkmal war die eigentliche Mordwaffe: Spitze Holzpfähle, geschnitzt aus Eichenholz. Antikem Eichenholz, das aus Europa stammte.

Maggie warf einen Blick zur Hintertür, die von der Küche aus in den kleinen, gepflegten Garten hinter dem Haus führte. Sie war verschlossen. Maggie ging hinüber, drehte den Türknauf und öffnete sie. Das Schloss war unversehrt. Auch an der Vordertür waren keinerlei Einbruchsspuren zu entdecken gewesen, wie sie bereits beim Betreten des Hauses bemerkt hatte. Das stützte ihre Vermutung, dass der Mörder sich irgendwie das Vertrauen des Toten erschlichen hatte.

„Okay“, sagte Maggie und drehte sich David zu. „Sehen wir uns mal im Haus um?“

„Ja“, antwortete ihr Partner. Maggie nickte der Rechtsmedizinerin noch einmal zu, dann verließen sie die Küche. Die Spurensicherung war bereits überall im Haus eifrig am Werk, es wimmelte nur so von Beamten, die Fotos machten, Fingerabdrücke nahmen und sämtliche Schränke und Schubladen durchsuchten.

Maggie und David stiegen die breite Treppe hinauf in die obere Etage. Der erste Eindruck, den Maggie bereits beim Hereinkommen gehabt hatte, bestätigte sich: Auch hier war alles sauber und aufgeräumt, wirkte aber unpersönlich und steril. Sie fanden ein Badezimmer – ein kleiner, kühler, weißer Raum mit Dusche – das Schlafzimmer und einen weiteren Raum, ein Gästezimmer vielleicht. Hier standen lediglich ein alter, leerer Kleiderschrank und eine abgenutzte Schlafcouch.

Maggie und David entdeckten nichts, was sie in ihren Ermittlungen weitergebracht hätte, und so überließen sie das Haus den fachkundigen Händen der Spurensicherung und fuhren zurück zum Präsidium.

Sie nahmen den Aufzug hinauf in die dritte Etage, welche das Morddezernat beherbergte. Als sich die Fahrstuhltür öffnete und die beiden ausstiegen, steckte Bernadette Prescot, ihrer beider Boss und somit Chefin der Polizeibehörde, gerade den Kopf aus der Tür ihres Büros. Sie bedeutete ihnen mit einer energischen Handbewegung, in ihr Büro zu kommen. David und Maggie folgten.

Bernadette Prescot war Afroamerikanerin, Anfang fünfzig und berüchtigt für ihren Zynismus. Sie war beliebt und gefürchtet zugleich; sie verlangte stets das Beste von jedem einzelnen, stand aber, wenn es darauf ankam, uneingeschränkt hinter ihrer Mannschaft. Außerdem verfügte sie über einen scharfen, analytischen Verstand. Nun sah sie ihre beiden besten Detectives eindringlich an und kam dann ohne Umschweife zur Sache. „Sie haben den Tatort und die Leiche besichtigt. War es derselbe Täter?“

Maggie nickte. „Ein Eichenpfahl, mitten ins Herz. Auch wenn die Analyse des Holzes noch aussteht – es besteht wohl kein Zweifel. Wir haben es mit einem Serienkiller zu tun.“

Bernadette seufzte und sank in den schweren ledernen Sessel hinter ihrem Schreibtisch. „Ein Serienkiller, der sich für Van Helsing hält. Wunderbar. Ich habe ja schon so einiges erlebt in meiner Laufbahn – aber das hier übertrumpft nun wirklich alles.“ Sie blickte erst Maggie, dann David fest in die Augen und sagte dann: „Ich will, dass diese Sache hier schnell aufgeklärt wird. Der Bürgermeister sitzt mir im Nacken. Die Gerüchteküche kocht – es soll sogar Leute geben, die geneigt sind, unsere Opfer tatsächlich für Vampire zu halten. Wir müssen den Mörder finden, bevor diese Sache aus dem Ruder läuft.“

Maggie hatte die Schlagzeilen in den Boulevardblättern gelesen. Die Medien hatten sich darauf gestürzt wie ein Rudel ausgehungerter Wölfe. Sie nickte, sah hinüber zu David und sagte dann: „Wir geben unser Bestes, Chief.“

Bernadette Prescot rang sich ein ironisches Lächeln ab. „Ich habe nichts anderes erwartet.“

City Vampire

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