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Kapitel 4

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Maggie löste ihre Haarspange und kämmte sich noch schnell die Haare. Zu blöd, dass sie sich ausgerechnet schon für heute Abend mit Aleksay Komanrov verabredet hatte. Aber als sie telefonierten, konnte sie ja noch nichts von der dritten Leiche in ihrer Mordserie ahnen.

Insgeheim ärgerte sie sich, denn sie hatte eigentlich einen tollen Auftritt hinlegen wollen. Sie wollte zuhause duschen, ein bisschen Make-up auflegen und etwas Schickes anziehen. Sie wusste selbst nicht genau, warum es ihr plötzlich wichtig war, dass sie ihm gefiel – wo er sich doch so abweisend verhalten hatte. Maggie fuhr kurz vor sieben mit dem Aufzug nach unten. Als sich die Aufzugtür öffnete, sah sie einen Wagen vorfahren. Der Fahrer stieg aus und Maggie atmete noch einmal tief durch, dann ging sie zum Haupteingang.

Aleksay Komanrov sah sogar noch besser aus, als Maggie ihn in Erinnerung hatte. Er trug eine dunkelblaue, schmal geschnittene Jeans und sein weißes Hemd hing locker über den Hosenbund, der oberste Knopf war geöffnet. Und dazu – ein umwerfendes Lächeln.

„Guten Abend, Miss Rook“, sagte Aleksay mit seiner angenehm warmen, tiefen Stimme. „Sie sehen ganz bezaubernd aus. Das Blau ihrer Bluse schmeichelt Ihren Augen.“

Maggie errötete leicht und schluckte. Das war ein ganz neuer Aleksay Komanrov, den sie hier sah. Wo war der kühle, distanzierte Mann von gestern hin, der sie einfach nur so schnell wie möglich hatte loswerden wollen? Nun, dieser hier war ihr lieber, gestand sie sich ein.

„Guten Abend“, erwiderte Maggie. „Wie ich sehe, sind Sie sehr pünktlich.“

„Haben Sie daran gezweifelt?“ Komanrov lächelte verschmitzt und reichte ihr den Arm. „Darf ich bitten?“

Maggie lächelte ebenfalls, hakte sich bei ihm unter und antwortete: „Aber gern.“

Aleksay führte sie zu seinem Wagen. Maggie sog unwillkürlich tief die milde Spätsommerluft ein: ein Jaguar. Und auch noch dunkelrot. Was für ein Klischee! Also hatte er es wörtlich gemeint, als er gestern sagte, er habe noch andere Fahrzeuge. Altmodisch hielt er ihr die Wagentür auf und sie stieg kommentarlos ein. Aleksay nahm auf dem Fahrersitz Platz und blickte sie lächelnd an.

„Ich erinnere mich, dass Sie mich einladen wollten. Also entscheiden auch Sie, wohin wir fahren.“

„Oh, ich weiß eine wunderbare, kleine Weinbar. Ein absoluter Geheimtipp, wissen Sie“, plapperte Maggie. „Fahren Sie los, ich dirigiere Sie.“

„In Ordnung.“ Aleksay startete den Motor und ließ den Jaguar sanft anfahren.

Maggie lotste ihn durch einige Seitenstraßen, bis sie irgendwann in der Nähe der Old St. Patrick’s Cathedral vor dem Epistrophy hielten. Die kleine Weinbar lag versteckt zwischen einigen schönen viktorianischen Wohnhäusern und bildete einen Ruhepol im hektischen New York.

Aleksay bestand darauf, dass Maggie sitzen blieb, bis er um den Wagen herumgegangen war und ihr die Beifahrertür geöffnet hatte. Er ließ sie vorausgehen und hielt ihr auch beim Hineingehen die Tür auf. Maggie gefiel das, denn er gab ihr das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. Und es war darüber hinaus für jemanden wie sie, der den ganzen Tag über Stärke zeigen musste, eine höchst angenehme Abwechslung. Sie ging voraus und hoffte, dass er die Atmosphäre mögen würde. Das Innere der kleinen Weinbar wirkte extravagant und üppig und verströmte den Charme einer längst vergangenen Epoche. Maggie wählte einen der dunklen, hölzernen Tische in einer Ecke am Fenster. Aleksay schob ihr den Stuhl zurecht und nahm dann gegenüber Platz.

„Nett hier“, sagte er.

„Irgendwie klingt das fast überrascht, so, als seien Sie, sagen wir, etwas anderes gewöhnt“, bemerkte Maggie.

„Aber nein, das war nicht abwertend gemeint. Ich mag es hier. Mir scheint, Sie haben einen völlig falschen Eindruck von mir.“

Maggie hob die Augenbrauen. „Tatsächlich? Was für einen Eindruck scheine ich denn von Ihnen zu haben?“

„Sie halten mich für einen arroganten, reichen Schnösel.“

Die Art, wie er 'Schnösel' sagte, ließ Maggie laut kichern. Als sie sich wieder gefangen hatte, meinte sie: „Naja, das ist auch die einzige Seite, die Sie mir bislang von sich preisgegeben haben.“

Aleksay wollte zu einer Erwiderung ansetzen, doch in dem Augenblick kam die Bedienung und reichte Ihnen die beeindruckende Weinkarte. Nachdem sie wieder verschwunden war, sagte Aleksay: „Sagen wir, ich brauche eine Weile, bis ich mit anderen Menschen warm werde. Ich bin nicht gerade das, was man extrovertiert nennen könnte.“

„Also versuchen Sie, andere mit Überheblichkeit von sich fern zu halten.“ Maggie hatte das gar nicht so formulieren wollen, es war ihr einfach herausgerutscht.

Aleksays Augen funkelten kurz auf, doch dann lächelte er. „Meistens funktioniert das ganz gut.“

Maggie lachte erleichtert. Er hatte Humor, das gefiel ihr sehr.

Aleksay überflog die Karte und fragte: „Also, wissen Sie schon, was Sie möchten?“

„Sie sagten, Sie seien Weinliebhaber. Wählen Sie den Wein aus“, erwiderte sie diplomatisch.

„Gut.“ Aleksay winkte der Kellnerin und gab seine Bestellung auf. Nachdem die junge Frau davon geeilt war, schwiegen beide für einen Moment. Doch es war kein unangenehmes Schweigen, stellte Aleksay fest. Das gab es selten, einen Menschen, mit dem man nicht nur reden, sondern auch das Schweigen teilen konnte. Er versuchte sich zu erinnern, wann es ihm zuletzt so gegangen war, doch ihm fiel nichts ein. Diese Frau hatte etwas an sich, soviel stand fest.

„Nun, Miss Rook“, sagte Aleksay schließlich, „erzählen Sie mir doch ein bisschen über sich. Sie sind also Polizistin?“

„Ja, Detective. Bei der Mordkommission.“

„Oh.“ Aleksay schien beeindruckt. „Wie kommt eine attraktive junge Frau zu einem solch – gefährlichen Beruf?“

Maggie errötete. „Äh, danke. Tja, ich komme aus einer Polizistenfamilie. Mein Vater war Detective, mein Großvater auch. Für mich kam nie etwas anderes infrage.“ Sie sah Aleksay eindringlich an. „Und was ist mit Ihnen? Sie sind Kunsthändler, richtig?“

„Ja“, antwortete er. „Kunst ist meine große Leidenschaft. So gesehen haben wir also etwas gemeinsam – wir haben beide einen Beruf gewählt, für den unser Herz entbrannt ist.“

„Haben Sie damit Ihr Vermögen gemacht?“ fragte Maggie weiter.

Aleksay war zunächst irritiert über die Frage. Sie schien ihm fast ein wenig indiskret. Aber Maggie fragte aus natürlicher Neugier, dahinter steckte keine Sensationslust oder gar Neid. Ein weiterer Punkt, der ihn für sie einnahm, wie er sich eingestehen musste.

„Im Großen und Ganzen ja“, antwortete er. „Aber ich habe auch das große Glück, aus einer wohlhabenden Familie zu stammen. Das hat vieles – vereinfacht.“

Maggie dachte über seine Worte nach. Sie fand es sympathisch, dass er keinen Hehl aus seiner Herkunft machte. Seinem Namen nach zu urteilen stammte er aus Russland oder Osteuropa. In Anbetracht der Tatsache, dass er jedoch völlig akzentfrei sprach, musste er Sohn oder Enkel einer Einwandererfamilie sein. Maggie betrachtete Aleksay genau. Er hatte ein seltsames, anziehendes Funkeln in den Augen. Nicht immer, aber wenn ihn etwas amüsierte, flackerte sein Blick auf sonderbare Weise auf. Irgendetwas war da an ihm. Etwas Faszinierendes, das sie in seinen Bann zog. Aber sie hätte nicht benennen können, was es war. Er war rätselhaft und geheimnisvoll. Eine Mischung, die sie sehr anziehend fand – und die ihre Neugier weckte.

Die Kellnerin kam und brachte ihnen zwei Gläser mit dem bestellten Rotwein, dessen komplizierten französischen Namen Maggie weder zuvor gehört hatte, noch aussprechen konnte. Sie war eher Weinliebhaberin als Weinkennerin. Es gab ein paar Weine, die sie mochte, und wenn ihr im Restaurant oder auf einer Party einer besonders gut schmeckte, merkte sie sich das Etikett. Aber sie kannte sich nicht wirklich aus. Aleksay hingegen schon. Das wunderte Maggie gar nicht. Die Polizistin in ihr stellte nüchtern fest, dass das absolut ins Profil passte.

Er hob sein Glas und sagte grinsend: „Auf den Blechschaden.“

Sie prostete ihm verlegen zu, nippte an dem Weinglas und nickte anerkennend. Er hatte ihren Geschmack getroffen – zu einhundert Prozent.

Keiner der beiden hatte es an diesem Abend eilig, nach Hause zu kommen, und so blieben sie sitzen, genossen den Wein, lachten und redeten.

Aleksay stellte etwas Erstaunliches fest: Er fühlte sich tatsächlich zu Maggie hingezogen. Zum einen war sie sehr attraktiv, aber das war es nicht allein, was ihn anzog. Es war die Mischung aus sanfter Weiblichkeit und wahrer Stärke, die ihn so faszinierte. Sie weckte den Beschützerinstinkt in ihm und auf der anderen Seite war sie unabhängig, frei und erfolgreich. Ja, sogar ein wenig gefährlich. Schließlich gab es nur sehr wenige Menschen, die seiner Suggestion widerstehen konnten, so wie Maggie nach dem Unfall. Dafür brauchte es enorme Willensstärke und Konzentration, die die junge Frau offenbar sogar nach diesem Ereignis aufbrachte. Eine Mischung also, die Aleksay außerordentlich anziehend fand. Er erlag dem Gedanken, sich noch eine Weile mit Maggie zu beschäftigen.

Sie blieben, bis die Bar gegen ein Uhr morgens schloss. Aleksay brachte Maggie nach Hause. Als sie die Haustür aufschloss, blieb sie noch einen Moment auf der Schwelle stehen. „Das war ein wirklich schöner Abend“, sagte sie ehrlich.

Aleksay lächelte. „Ja, Miss Rook, das fand ich auch.“ Er zögerte einen Moment, als sei er unschlüssig, was er als Nächstes tun sollte. Schließlich sagte er: „Ich besuche am nächsten Samstag eine Vernissage – die Galerie gehört einem Freund von mir. Es werden bestimmt viele langweilige Leute dort sein, aber die Kunstwerke sind dafür umso aufregender. Was meinen Sie – hätten Sie nicht Lust, mir den Abend mit Ihrer Gesellschaft ein wenig zu versüßen?“

Maggie musste unwillkürlich grinsen. Manchmal klang er fast, als stamme er aus einem anderen Jahrhundert. Sie sah ihn offen an und sagte: „Sehr gern.“

„Wunderbar. Ich freue mich. Und“, er machte eine kleine Pause, in der seine Augen wieder so gefährlich funkelten, „schlafen Sie gut, Maggie.“

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