Читать книгу Das muss doch auch anders gehen - Bettina Ramm - Страница 7

Оглавление

Einfühlung

Wenn ich meine Geschichte erzähle, beginnt sie immer Anfang 2017. Aber eigentlich ist das nicht ganz richtig. Eigentlich begann es schon viel, viel früher.

Schon viel früher merkte ich, dass es so nicht mehr lange weitergehen konnte. Schon viel früher merkte ich, dass ich immer wieder gefährlich nahe an einem Burnout vorbeischrammte. Schon viel früher merkte ich, dass ich keinerlei Sinn in dem sah, was ich tat, dass mir die Freude fehlte, und dass ich reizbar und dünnhäutig war und selten lachte. Schon viel früher merkte ich, dass mir das Leben manchmal unendlich trostlos, traurig, düster erschien, und dass es mir Mühe bereitete, weiterzumachen.

Doch 2017, kurz vor meinem 40. Geburtstag, war der Punkt gekommen, an dem mein Leben entschied, dass es Zeit war. Zeit für eine Kehrtwende. Zeit, in eine neue Richtung zu gehen.

Heute bin ich froh darüber, dass mein Weckruf so sanft war. Ich hatte keinen Burnout. Ich hatte keinen Nervenzusammenbruch. Keine schlimme Krankheit, keine Scheidung. Oftmals sind Weckrufe viel lauter, aber ich glaube, das trifft nur dann zu, wenn wir die vorherigen wieder und wieder überhören. Auch ich hatte bereits einige überhört, das weiß ich heute.

Wenn man zurück schaut, ist man immer schlauer.

Mein Weckruf bestand aus einer Reihe von nervenaufreibenden Kleinigkeiten, eine nach der anderen, die sich schön säuberlich stapelten, bis ich darunter zusammenbrach. Bis mir bewusst wurde, dass es so nicht weitergehen kann. Dass es da noch etwas geben musste, dass ich übersehen hatte.

Irgendetwas in mir spürte, dass das Leben noch mehr zu bieten hat.

Das Paradoxe an der Sache war, dass es mir – von außen betrachtet – richtig gut ging. Viel besser als den meisten anderen. Ich jammerte auf hohem Niveau, wie man so schön sagt. Ich hatte mir vieles erarbeitet, und mein Leben sah genauso aus, wie ich es mir immer vorgestellt hatte. Ich hatte ein Haus, einen Mann, einen Hund, zwei tolle Kinder, war mein eigener Chef.

Aber ich konnte es nicht fühlen.

Ich hatte immer geglaubt, mein Leben würde leichter und fröhlicher, wenn ich nur endlich richtig Geld verdienen würde.

Doch als es endlich so weit war, stellte ich fest, dass das gar nichts daran änderte, wie das Leben für mich war. Ich war nicht glücklicher. Ich war nicht freier. Ich war immernoch genauso gestresst. Traurig. Genervt. Wütend.

Ich fühlte mich wie in einem goldenen Käfig, immer nett lächelnd, immer kurz vor'm Platzen, immer funktionierend. Immer das tuend, was von mir erwartet wurde. Mehr tot als lebendig.

Und ich spürte, dass da etwas war, das von mir gelebt werden wollte. Ich vermisste es, auch wenn ich es damals noch gar nicht richtig benennen konnte. Ich spürte eine brennende Sehnsucht, und wusste nicht, wonach. Ich fühlte mich leer, ausgebrannt, und gleichzeitig, als würde ich mein Potenzial verschwenden. Als wäre da etwas, das noch von mir gelebt werden wollte.

Es war wie ein Ruf.

Und dann war da noch dieses Schuldgefühl, dieses schlechte Gewissen. Ich fühlte mich unglaublich undankbar. Mir ging es doch gut. Worüber beklagte ich mich eigentlich? Ich verstand mich selbst nicht, und so gab es auch niemanden, mit dem ich wirklich über dieses Thema sprechen konnte. Ich hätte gar nicht gewusst, wie ich da anfangen soll. Es fällt mir ja sogar heute noch schwer, dieses Gefühl zu beschreiben.

Eine Suche begann, die drei Jahre andauern sollte.

Das letzte Puzzleteilchen habe ich tatsächlich erst gefunden, als mein Manuskript für dieses Buch bereits fertig war. Das letzte Teilchen, das alles rund macht. Das mir das Gefühl gibt, das Leben verstanden zu haben. Zu Hause angekommen zu sein. Dass alles gut ist. Dass ich mich entspannen kann.

Plötzlich ergibt alles einen Sinn. Alles.

Ich habe erkannt, dass wir Menschen alle unsere eigene Wahrheit haben. Wir leben in der Welt unserer Gedanken, und je mehr wir unseren Gedanken glauben und vertrauen, desto enger und beschränkter wird diese Welt. Das wahre Leben aber, unsere Lebenskraft, liegt hinter diesen Gedanken.

Ich habe erkannt, dass wir oft so vieles im Außen suchen, was wir doch in Wirklichkeit nur in uns selbst finden können. Glück, Freude und Liebe sind Dinge, die wir nicht erwerben müssen, sondern die immer da sind. Tief in uns.

Ich habe erkannt, dass wir so vieles tun, um glücklich oder zufrieden zu werden. Und dass wir so viel erfolgreicher (und dabei viel zufriedener) sein können, wenn wir zunächst dieses Gefühl von Freude und Glück in uns selbst finden. Wenn wir realisieren, dass wir all diese Dinge da draußen nicht wirklich brauchen, sondern dass sie einfach das Sahnehäubchen sind.

Ich habe erkannt, dass das Leben nicht dazu da ist, den Dingen hinterherzurennen, sondern es ist ein Spiel. Wir nehmen es oft viel zu ernst. Dabei kann uns in Wirklichkeit nichts passieren, und wenn wir mit spielerischer Neugier herangehen, dann macht das Leben nicht nur viel mehr Spaß und ist viel leichter, sondern wir ziehen auch automatisch die richtigen Menschen und Dinge in unser Leben. Wir ziehen den Erfolg an, statt ihm nachzurennen.

Ich habe erkannt, dass all die großen spirituellen Lehrer – und auch die Quanten-Wissenschaftler – im Grunde alle dasselbe erzählen, nur in anderen Worten. Weil das, was dahinter liegt, was wir Menschen entdecken dürfen, sich in Worten einfach nicht beschreiben lässt. Es geht über die Dimension hinaus, die mit Worten erfasst werden kann.

Wenn wir die Lebenskraft, das Chi, in uns entdecken und stärken, dann wird das Leben leichter, friedlicher und fließender, und viele Probleme lösen sich in Luft auf. Manchmal scheint mir, Probleme sind in erster Linie genau dazu da: Dass wir innehalten, uns umschauen, und wieder mehr zu uns selbst finden.

Oft suchen wir die Lösungen für unsere Probleme im Außen, doch in Wahrheit tragen wir alles, was wir brauchen und wissen müssen, in uns selbst. Wir selbst kennen immer die Antwort. Wir haben nur so oft (noch) keinen Zugang dazu.

Und all das klingt für dich vielleicht nach Worten, die du nicht verstehst, oder nach Phrasen, die du schon mal (vielleicht sogar tausend Mal) gehört hast, aber die du nicht so recht glauben kannst. Vielleicht kannst du manches auch schon nachvollziehen, und anderes nicht.

Vielleicht sagst du auch, jaja, weiß ich ja alles. Meine größte Erkenntnis war diese:

Wenn wir etwas im Kopf wissen oder glauben, verstanden zu haben, dann heißt das noch lange nicht, dass wir es WIRKLICH verstanden haben. Wenn es wirklich in dir ankommt, dann spürst du es. Mit jeder Faser deines Körpers. Und du wirst dich fragen, wie du das so lange übersehen konntest.

Mir ging es immer so, wenn ich andere darüber sprechen hörte, was alles in uns liegt: Wenn ich es hörte, spürte ich die Wahrheit, die darin lag. Doch schon wenige Minuten später war das Gefühl weg, und zurück blieb der skeptische Verstand, der alles hinterfragte. Zeitweise glaubte ich, dass die Menschen es nur erzählen, weil andere es hören wollten. Ich glaubte, dass sich damit in unseren herausfordernden Zeiten gutes Geld verdienen lässt.

Und so wirst auch du es vielleicht erst dann glauben, wenn du es selbst für dich erkennst. Und das kannst du willentlich nicht beeinflussen. Es wird irgendwann passieren, einfach so. Von einem Moment auf den anderen. Du wirst es spüren, und von da an wird nichts mehr sein wie zuvor. Bis es soweit ist, halte einfach weiter Ausschau, bleibe offen, versuche nichts zu erzwingen, sondern hab Vertrauen.

Ich möchte dir mit diesem Buch meinen Weg in die Freiheit beschreiben. All die Schritte, die ich hier mit dir teile, waren für mich notwendig. Ich sehe rückblickend, dass es keine Abkürzungen gab auf meinem Weg. Ich musste lernen zu vertrauen – mir, aber auch dem Leben. Ich musste lernen, mich anzunehmen und zu akzeptieren wie ich bin. Mich voll und ganz zu respektieren, mit all meinen Wünschen, Bedürfnissen und Grenzen. Ich musste herausfinden, wer ich bin, was ich will, was mir Freude macht. Welche Muster ich mitgebracht habe und auflösen möchte.

Und meine Lektionen gehen weiter. Tag für Tag. Das hört nie auf.

Aber mir ist eines ganz wichtig: Mein Weg muss nicht dein Weg sein. Wir Menschen haben alle unseren eigenen Weg zu gehen. Mein Buch soll keine Schritt-für-Schritt-Anleitung für dich sein, sondern ein Fundus an Impulsen und Möglichkeiten. Ich möchte deinen Blick öffnen, ich möchte dich ermutigen, deine Gedanken zu hinterfragen, ich möchte dir neue Wege aufzeigen, aber ich will dich niemals in eine bestimmte Richtung drängen.

Ich wünsche mir, dass mein Buch eigene Erkenntnisse bei dir weckt, dieses tiefe Aha …, das so harmlos wirkt, und doch so massive Veränderungen in unserem Leben bewirken kann. Anstrengungslose Veränderungen.

Du kannst mein Buch lesen, wie es sich für dich richtig anfühlt: Von vorne nach hinten, von hinten nach vorne, oder einfach mittendrin. Es gibt im Leben keine vorgeschriebene Reihenfolge. Und auch nicht bei diesem Buch.

Lass dir niemals von irgendjemandem erzählen, wie du dein Leben zu leben und wie du deinen Weg zu gehen hast.

Wenn dir dieses Buch gut tut, was ich sehr hoffe, dann nimm es immer wieder einmal zur Hand, lies es an manchen Stellen einfach nochmal. Wir sehen immer, was wir in jedem Augenblick sehen können und sehen sollen, und so ist es recht wahrscheinlich, dass du in den Kapiteln mehr entdeckst, je häufiger du es liest.

Ich wünsche dir wunderbare Erkenntnisse und ein wunderschönes, freies Leben. Geh deinen Weg voller Freude, Frieden und Leichtigkeit.

Alles Liebe,

Bettina

Das muss doch auch anders gehen

Подняться наверх