Читать книгу Snørgl der Waldwicht - Betty Kamer - Страница 7
Mein lieber Nachbar
ОглавлениеOh nein, ich wollte doch eigentlich nach Galdur sehen, der ein Problem mit einem Knoten hat.
Ts ... ts ... ts … Ich bin manchmal ein richtiger Schwätzer.
So, nun werde ich aber wirklich flotten Schrittes zu ihm gehen.
„Galdur, lieber Nachbar“, sagte ich, als ich um den Baum herumgelaufen war und ihn vor seiner Haustür auf dem Waldboden sitzen sah. „Kann ich dir behilflich sein?“
„Jetzt sieh dir das einmal an, Snørgl. Ich habe heute von Svipdapur eine neue Hängematte bekommen und sie nicht gleich mit ihm zusammen aufgehangen, ich dummer Wicht. Ich musste ja unbedingt erst die herabgefallenen Blätter vor dem Baum zusammenkehren, damit ich mein Kissen wieder neu befüllen kann. Und nun hat sich alles verheddert und aus den Enden ist ein großer Knoten geworden. Kannst du mir bitte beim Entwirren helfen? Ich bin schön völlig genervt!“ sagte er, und hielt mir mit einem so verzweifelten Gesichtsausdruck die verwurschtelte Hängematte entgegen, dass ich laut auflachen musste.
„Entschuldige, deinen Gesichtsausdruck sollte man echt malen! Ich kriege mich kaum noch ein“, sagte ich und schnappte mir gleichzeitig die Hängematte.
Es dauerte tatsächlich eine ganze Weile, bis wir die Knoten gelöst und die Hängematte angebracht hatten.
„Glaubst du, dass wir wirklich einmal alle zusammen auf Traumreise gehen können?“, fragte er mich, während wir gemeinsam vor seiner Wohnung auf den Baumstümpfen saßen, die Gosi bearbeitet hatte.
„Also richtig vorstellen kann ich mir eigentlich nicht wirklich, wie das gehen soll. Aber ich hätte da schon richtig Lust drauf. Das wäre sicherlich ein riesiger Spaß. Meine letzte Traumreise liegt glücklicherweise zwar schon einige Zeit zurück, aber ich freue mich jedes Mal, wenn die Glückskinder wieder lächeln und ihre Sorgen vergessen haben. Aber verrate du mir lieber einmal, warum du dich vor ein paar Tagen mit Vökull gestritten hast.“
Nachdenklich sah er mich an.
„Wir haben nicht gestritten. Ich war nur ärgerlich auf ihn, weil er nicht aufhörte, Styggur zu verwichteln.“
„Wieso? Was hat er denn gemacht?“
„Ach weißt du, Styggur ist doch in Sóla verliebt und bekommt jedes Mal, wenn er sie sieht, einen roten Kopf, fängt an zu stottern und läuft schließlich davon. Es ist doch nicht in Ordnung, ihn ständig damit aufzuziehen und ihn lächerlich zu machen. Das hat mich geärgert und deswegen wurde ich wohl etwas lauter ihm gegenüber. Ich habe mich zwar kurze Zeit später bei ihm deswegen entschuldigt. Aber nur, weil ich laut war und nicht wegen dem, was ich ihm gesagt habe.“
Da hatte er wirklich recht. Mir war das Verhalten von Styggur auch schon aufgefallen. Aber das man sich darüber lustig macht, ist wirklich nicht schön. Ich finde sehr gut, dass Galdur Vökull darauf angesprochen hat. Was ich aber genau so toll finde: er hat sich bei ihm entschuldigt, weil er so laut geworden war.
Wir saßen noch eine ganze Weile so beisammen, redeten über alles Mögliche und tranken von Pokkis Kräutertee.
Völlig überrascht waren wir dann, als Djarfur vor dem Baum auftauchte und sich breitbeinig mit verschränkten Armen vor uns aufbaute:
„Hallooooo! Braucht ihr eine Sondereinladung, oder was? Wir sitzen schooooon seit einer ganzen Weile in der Mulde um das Lagerfeuer und warten nur auf euch zwei Nasen, damit wir endlich mit der Versammlung beginnen können. Das ist wieder sooooo typisch!“ meckerte er uns an, drehte sich wieder um und stampfte noch immer schimpfend davon:
„Diese Wichte. Immer die Letzten. Ständig brauchen sie eine Sooooondereinladung.“
Djarfur
Eine seiner Angewohnheiten ist, dass er das 'O' langzieht, wenn er aufgeregt ist. Daran erkennen wir immer, dass er wirklich ärgerlich ist, weswegen wir auch gar nicht lange nachdachten und ihm nachliefen.
Zu diesem Zeitpunkt ahnten wir alle nicht einmal annähernd, was uns noch bevorstand. Vielleicht war das auch ganz gut so, denn ich hätte vor Aufregung sicherlich richtiges Herzklopfen bekommen.