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Xanthi

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Und wir liefen weiter in das Tal hinein.

Lauft doch nicht so schnell!“, japste Stubbur. „Zum Wicht noch einmal. Ich schwitze! Das gibt es doch gar nicht!“ und bei diesen Worten wischte er sich erneut den Schweiß von der Stirn. Auch mir war seit Kurzem sehr warm und ich nahm an, dass es von der Aufregung kam.

Wir folgten den Elfen noch eine kleine Weile, bis sie plötzlich und unvermittelt stehen blieben. Was wir dann sahen, erschreckte uns zutiefst. Waren wir bisher durch unzählige Blumenfelder geschritten, standen wir nun vor einer völlig zerstörten Fläche: abgerissene Blumenstiele, zerdrückte Orchideenblüten und unzählige zerquetschte und zertretene Pflanzen. Ein Ort der Verwüstung. Und es bewegte sich nicht ein einziger Schmetterling!

Ach du meine Güte!“ rief Stubbur aus und schlug sich die Hände vor den Mund.

Entsetzlich! Grauenvoll! Wie schrecklich!“ riefen nun auch die anderen.

Mit tränenerstickter Stimme wandte sich Elin an uns: „Ja, das ist es wirklich. Hört mir nun jedoch aufmerksam zu, damit ihr das ganze Ausmaß dieser schrecklichen Tat verstehen könnt… Wie euch sicherlich schon aufgefallen ist, gibt es nicht nur unzählig verschiedene Farben bei den Schmetterlingen, sondern auch Gestalten. Während ihres Lebens verwandeln sie sich sehr oft. Zunächst werden aus den Eiern flugunfähige Raupen, die unter intensiver Nahrungsaufnahme erheblich wachsen. Dabei wechseln sie mehrfach ihre Haut gegen eine größere, was man ‚Häutung‘ nennt.“

So, wie bei den Schlangen?“ fragte Pokki und schüttelte sich dabei.

Ja, so ähnlich, wie bei den Schlangen. Nachdem sie die Haut einige Male gewechselt haben, entwickeln sie sich unter einer sehr festen Haut schließlich in eine sogenannte ‚Puppe‘. In diesem Zustand bilden sich ihre Flügel aus und sie verändern sich in eine flugfähige Form: dem Falter.“

Verzeih, dass ich dich unterbreche, liebe Elin. Aber ich habe eine Frage“, meldete sich Reifur zu Wort und hob tatsächlich den Finger in die Höhe, genau wie in der Schule.

Sehr gerne. Bitte stelle deine Frage“, lächelte Elin ihm nun wieder zu.

Naja, vielleicht klingt die Frage jetzt etwas dumm, aber wie können diese zerbrechlichen Flügel denn in diesem Puppenkokon wachsen, ohne dass sie beschädigt werden?“ fragte er dann tatsächlich.

Zunächst einmal, lieber Reifur: es gibt keine dummen Fragen. Nur wer nicht fragt, bleibt dumm. Deine Frage ist sogar sehr interessant, denn auch ich habe mich als junge Elfe gefragt, wie das wohl gehen kann. Nun, die Antwort möchte ich dir gern geben und ich denke, sie wird auch die anderen interessieren: Die Schmetterlinge haben in ihren Flügeln ganz zarte Flügeladern. Solange sie sich in dem Kokon befinden, sind sie weich und liegen am Körper an. Diese werden nach dem Schlüpfen, wenn sie noch schlaff und unbeweglich sind, mit einer Blutflüssigkeit gefüllt. Danach setzen sie sich an einen sicheren und vor Fressfeinden geschützten Ort und lassen die Flügel trocknen. Erst dann ist es ihnen möglich, mit ihnen zu fliegen.“

Wie lange leben denn Schmetterlinge?“ wollte nun Gulltoppur wissen.

Das ist ganz unterschiedlich: manche Schmetterlinge leben nur wenige Tage bis Wochen und andere hingegen ein Jahr. Das kommt ganz auf die Art an und wo sie leben, lieber Gulltoppur!“

Nach diesen Worten blickte sie in die Runde und an unseren Gesichtern konnte sie bestimmt erkennen, wie beeindruckt wir von ihrem Wissen waren.

Schmetterlinge können durch feine Härchen an ihren Fühlern, die sich am Kopf befinden, riechen, manche auch tasten, schmecken und Temperaturen wahrnehmen. Einige von ihnen habe sehr kurze Fühler und andere hingegen sehr lange und manche unter ihnen kommen von sehr weit her.“

Nun habe ich eine Frage, liebste Elin. Sag, was meinst du damit, dass sie von sehr weit her kommen?“ fragte nun Léttféti neugierig.

Auch diese Frage möchte ich gern beantworten: der Xanthi zum Beispiel, wie wir ihn nennen, kommt ursprünglich aus Madagaskar und ernährt sich von dem Blütennektar einer einzigen Orchidee!“

Wie essen die denn?“ wollte daraufhin Gosi wissen.

Dazu haben sie einen Saugrüssel, mit dem sie nur flüssige Nahrung zu sich nehmen. Meist ist es Blütennektar, aber auch Pflanzensäfte, Honigtau und den Saft von faulendem Obst. An heißen Tagen saugen sie auch gerne das Wasser aus kleinen Pfützen. Nun aber möchte ich erklären, warum ich euch das alles erzählt habe: Während manche Arten von Schmetterlingen viele Nahrungspflanzen haben und weit verbreitet sind, gibt es doch einige Arten, die nur wenige oder sogar nur auf eine einzige Pflanze zur Nahrungsaufnahme angewiesen sind. Bei uns hier im Tal der Schmetterlinge haben wir es geschafft, dass eine ganz besondere Art von Faltern leben kann. Wie euch sicherlich aufgefallen ist, ist es hier sehr warm und fast schon ein wenig schwül. Nun, dieses Klima lieben diese Falter, die aus Madagaskar zu uns gebracht worden sind. Ich meine den ‚Xanthopan morgani‘ (die Menschen sprechen das Ksantopan morgani aus). Das besondere an ihm ist, dass er einen zwanzig Zentimeter langen Rüssel hat.“


Xanthopan Morgani

„Xanthi“

Schwer beeindruckt von dem, was wir gerade erfahren hatten, blickten wir uns um.

Seht doch, ist das dort ein solcher Schmetterling?“, fragte Galdur und wir sahen in die Richtung, in die er mit ausgestrecktem Arm zeigte.

Und er hatte recht. Sóla war es, die mit wenigen Schritten bei dem Schmetterling war und sich zu ihm hinunter beugte. Vorsichtig folgten wir ihr, um nicht noch mehr von den Blüten zu zertreten.

Was ist mit dir geschehen?

Mit leiser Stimme erzählte uns der kleine Schmetterling nun, was geschehen war …

Die Sonne war noch nicht aufgegangen, als sie kamen und über uns herfielen. Es waren drei Gestalten, die ich zunächst nicht erkennen konnte. Jeder von ihnen hatte einen großen Sack bei sich und einer von ihnen rupfte wahllos und sehr grob die Orchideen von den Stielen. Die beiden anderen hatten zusätzlich auch noch ein Netz bei sich, mit dem sie uns Schmetterlinge eingefangen haben. Merkwürdig war der Nebel, der sich kurz zuvor gebildet hatte. Der hat uns wie betäubt, so dass wir nicht davonfliegen konnten.“

Erst jetzt fiel mir der lange Rüssel auf, der hauchzart über dem Arm von Sóla hing. Auch er schien sehr kraftlos zu sein.

Mach dir keine Sorgen, lieber Xanthi. Wir werden dich erst einmal wieder kräftigen. Die Wichte werden uns helfen, euch wieder zusammen zu bringen“, flüsterte Sóla und lächelte ihm beruhigend zu.

Snørgl der Waldwicht

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