Читать книгу Ich hab' Migräne - Und was ist deine Superkraft? - Bianca Leppert - Страница 5
Vorwort
ОглавлениеDieses Buch ist für dich. Ich habe es geschrieben, weil ich Menschen mit Migräne Mut machen will. Weil ich überzeugt bin, dass man trotz dieser Krankheit, die einem oft das Gefühl gibt, hilflos zu sein, die positiven Seiten des Lebens nicht vergessen sollte. Ich habe nach 20 Jahren Migräne für mich einen Weg gefunden, mit Erna zu leben. Erna? So nenne ich meine Migräne, weil mir auch das hilft, sie anzunehmen. Das bedeutet nicht, dass ich vor ihr kapituliere. Ganz und gar nicht. Ich fühle mich nicht als Opfer, sondern habe mich ganz bewusst dafür entschieden, den bestmöglichen Weg zu finden, mit dieser neurologischen Erkrankung umzugehen. Die Basis dafür: sie zu verstehen. Und so viel Wissen wie möglich darüber anzuhäufen. Genau das will ich dir in diesem Buch mitgeben.
Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) liegt Migräne in den Top Ten der am schwersten behindernden Erkrankungen. Nur leider belächeln sie viele Menschen und vergleichen sie mit einfachen Kopfschmerzen. Meine liebste Anschuldigung: »Die hat keine Lust zu arbeiten.«
Ich sage gern: »Ich hab Migräne – und was ist deine Superkraft?« Schließlich sind wir ziemlich coole Superhelden und Superheldinnen, denn das Leben mit Migräne kann ganz schön anstrengend sein. Trotz der häufigen Schmerzen schaffen wir es, unseren Alltag zu bewältigen. Und wir haben sogar eine ganz spezielle Superkraft: Die Sinne von Menschen mit Migräne sind besonders geschärft.
Vielleicht ist dieses Buch nicht das erste, das du zu diesem Thema in den Händen hältst. Auch ich habe jeden Schnipsel an Information aufgesaugt, den ich bekommen konnte. Komplett wiedergefunden habe ich mich nirgendwo. Manche Bücher waren mir zu sehr mit unverständlichen Fachausdrücken gefüllt, oder ich fühlte mich nach der Lektüre niedergeschlagen.
Mit diesem Buch möchte ich dir einen Begleiter in guten und schlechten Tagen geben. Ich versuche, Wege aufzuzeigen, wie man liebevoller mit Migräne umgehen und sein Mindset dazu verändern kann. Du findest hier eine abwechslungsreiche Mischung aus persönlichen Erfahrungen, wissenschaftlichen Erkenntnissen und Interviews mit renommierten Experten. Und vor allem: eine Aufklärung über all die Migräne-Irrtümer.
Wichtig ist mir: Ich bin keine Ärztin, dieses Buch ersetzt keinen Arztbesuch und richtet sich an Erwachsene. Bevor du aktiv wirst, besprich alles mit deinem behandelnden Arzt – auch wenn es um nicht verschreibungspflichtige Medikamente, pflanzliche Produkte oder Nahrungsergänzungsmittel geht. Zum Beispiel ob du Vorerkrankungen hast, welche Art von Migräne es ist und ob das Medikament vom Alter her geeignet ist, wie es einzunehmen ist usw. Und immer den Beipackzettel lesen. Besprich auch in der Schwangerschaft und Stillzeit alles mit dem Arzt!
Dieses Buch ist in vier Teile gegliedert. Zunächst wollen wir die Migräne einmal kennenlernen. Im zweiten Teil geht es darum, zu verstehen, was sich in Gehirn und Körper dabei abspielt. Der dritte Teil soll dir dabei helfen, die Migräne zu behandeln. Im vierten Teil erzähle ich dir, was mir geholfen hat, mit meiner Migräne im Alltag zu leben und zum Beispiel mit der Angst vor der nächsten Attacke umzugehen. Natürlich ist dieses Buch genauso für Menschen gedacht, die einen Partner, ein Kind oder Eltern mit Migräne haben und sich fragen, wie sie diese Kirmes im Kopf erleben.
Ja, Migräne ist ein Arschloch. Zweifelsohne. Sie kann einem wirklich viele Tage verhageln. Vor allem wenn sie in Form der chronischen Migräne oft über 15 Tage pro Monat aus dem Kalender streicht. Dennoch will ich mir einen gewissen Humor bewahren, der dir in diesem Buch immer wieder begegnen wird. Der ist keineswegs despektierlich gemeint, sondern folgt dem Motto: Wir haben sowieso schon wenig zu lachen. Dann lachen wir wenigstens ein bisschen über die Migräne.
Wenn du dich in der Hoffnung auf dieses Buch stürzt, deine Migräne für immer loszuwerden, kann ich dir diesen Wunsch leider nicht ganz erfüllen. Zwar höre ich immer wieder von Fällen, die durch verschiedene Behandlungen ihre individuelle Migräne zum Teufel jagten. Doch in der Regel ist und bleibt ein Migränehirn nun mal ein Migränehirn. Als mir mein Neurologe diese frohe Botschaft verkündete, suchte ich im ersten Moment nach allen möglichen Gegenständen in seinem Sprechzimmer, die ich nach ihm werfen könnte. Mittlerweile habe ich mich damit arrangiert. Nicht, indem ich mich selbst bemitleide und ausschließlich auf Ärzte und Medikamente setze, sondern indem ich immer wieder nach Möglichkeiten suche, selbst zu einer Verbesserung meiner Situation beizutragen. Und du kannst das auch! Dabei hilft dir dieses Buch. Du bist nicht allein.