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Dezember 2021

Im Polizeirevier Höchst stand Helmut, der uniformierte Polizist, am Empfang und hielt sich den Hörer des Telefons ein Stück weit vom Ohr weg. Teilnahmsvoll schlug ihm Eddie, der gerade vorbei ging, auf die Schulter und grinste dabei schadenfroh.

Helmut jedoch packte ihn geistesgegenwärtig an der Hand und hielt ihn entschlossen fest, wobei er aufgeregt mit dem Kopf zum Hörer deutete.

Eddie zuckte gelangweilt die Schultern und blieb gutmütig stehen. „Moment!“, rief Helmut in diesem Moment und drückte ihm mit den Worten: „Ich gebe ihnen meinen Kollegen, der dafür zuständig ist“, das Telefon in die Hand.

Augenrollend nahm dieser den Hörer und meldete sich knapp: „Kommissar Edgar Appel, was kann ich für sie tun?“ Eine aufgeregte Frauenstimme drang in enormer Lautstärke an sein Ohr und automatisch hielt er sich, wie zuvor schon Helmut, den Hörer ein Stück vom Ohr weg. Stirnrunzelnd hörte er eine Weile zu, dann unterbrach er entschlossen den Wortschwall der aufgebrachten Dame. „Name und Adresse?“ Er zog einen Stift aus der Jackentasche und schrieb auf den Zettel, den ihm Helmut eilig hinhielt ein paar unleserliche Worte. „Wir kommen!“, und legte auf.

„Danke Helmut, für das erfreuliche Gespräch!“ Gespielt böse sah er den Kollegen an, der ihn unbeeindruckt anlächelte, dann verließ er den Eingangsbereich, um schnellstmöglich das Ermittlerteam zu verständigen.

Magda war heute erst den zweiten Tag wieder im Dienst. Nach ihrer schweren Verletzung, war sie einige Wochen krankgeschrieben gewesen. Mit Kopfverletzungen war nicht zu spaßen und ihre Kollegen hatten darauf bestanden, dass sie sich ihre Auszeit nahm, bis zur vollständigen Genesung. Doch jetzt reichte es ihr mit dem Krankenstand, sie war lange genug daheim gewesen und brannte darauf, wieder etwas Sinnvolles zu tun, sprich, zu arbeiten. Nicht, dass sie Hausarbeit für weniger wertvoll hielt, aber ihre Arbeit war ihr Leben und sie fühlte sich persönlich dafür verantwortlich, wenn ein Mörder nicht gefasst wurde und davonkam.

Alarmiert betrachtete sie ihren Kollegen, der, obwohl frisch von daheim kommend, bereits wieder reichlich derangiert aussah. „Was ist los, Eddie? Ist etwas passiert?“

Ratlos sah er sie an. „Ich bin mir nicht sicher, aber es klang schon besorgniserregend, was mir die Frau eben am Telefon erzählt hat.“ „Wie erzählt, das Telefon hat doch gar nicht geklingelt!“ Magda sah ihn fragend an.

„Helmut hat mir, als ich hereinkam, gleich vorne, den Hörer in die Hand gedrückt.“ „Ach so“, nickte Magda lächelnd. „Hat er gleich geschaltet und das Gespräch auf dich abgewälzt!“ Eddie nickte finster. „Das kann man wohl sagen. Die Dame war sehr laut und aufgeregt. Sie macht sich Sorgen um ihren Mann, der gestern von einem Spaziergang nicht nachhause kam und fürchtet das Schlimmste.“ „Wir fahren hin!“, beschloss Magda kurzerhand. Anne und Ben, die am anderen Schreibtisch saßen, hoben interessiert die Köpfe. „Wo wohnt sie denn?“, wollte Anne, wie immer neugierig, wissen. Automatisch antwortete Eddie: „In der Goldbachstraße, in Rimhorn“, doch Magda stand schon auf. „Eddie, wir beide fahren!“ „Und ich?“, maulte Anne aufsässig. „Du und Ben, ihr bleibt erst einmal hier und mit uns in Verbindung. Wenn wir Näheres wissen, geben wir euch gleich Bescheid, damit ihr schon anfangen könnt, zu recherchieren.“ Vor sich hin brummend, zog Anne einen Stoß Akten zu sich heran und sah Magda finster an. „Wir können nicht gleich alle dort aufschlagen“, gab diese ungerührt zurück. „Die Frau denkt ja sonst Gott weiß, was ihrem Mann passiert ist. Nein, Eddie und ich fühlen diplomatisch vor und dann fangen wir alle zusammen mit der Recherche an – falls es überhaupt nötig ist.“

„Diplomatisch, dass ich nicht lache“, sagte Anne spöttisch, „da sind die beiden Richtigen beisammen!“ Ben musste anscheinend sichtlich aufpassen, dass er nicht laut losprustete, was ihm Magda aufgebracht ansah. Eddie zog sie schnell aus dem Büro und Magda rief noch schnell Fränzchen zu sich. „Was denn, dann kann er gleich unterwegs ein wenig schnüffeln und seine sonstigen Bedürfnisse erledigen!“, erklärte sie Eddie, den Hund verteidigend. Der hob die Brauen, aber lächelte nur und winkte den anderen, Augenzwinkernd zu.

Sie nahmen Magdas alten Meriva, wegen Fränzchens Hundetransportkorb und fuhren zügig los. „Wenn wir heimfahren, können wir vielleicht noch kurz ein Stück durch die Obrunnschlucht laufen, oder?“ Magda sah Eddie bittend an. „Wenn wir vorher keine Gelegenheit für seine Geschäfte finden, aber ich habe so eine Ahnung, dass wir ganz woanders hinmüssen“, erklärte Eddie dunkel. „Woanders hin, was meinst du denn damit?“ Eddie wandte sich ihr kurz zu. „Die Dame am Telefon sagte etwas von einer Wanderung, zum Aussichtsplatz auf der Rimhorner Höhe. Dorthin ginge er meist. Also denke ich, dass wir, wenn wir ihn vielleicht eine Weile suchen müssen, das Angenehme“, er sah bedeutsam nach hinten zu Fränzchen, „mit dem Nützlichen verbinden können.“ Magda nickte beifällig. „Das hast du schön gesagt. Das Angenehme mit dem Nützlichen.“ Sie lächelte leise in sich hinein und betrachtete das Ortsschild, das sie eben erreicht hatten.

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