Читать книгу Seelenreise mit dem Einhorn Theora - Birgit Bosbach - Страница 9
ОглавлениеDie Rose der Gefühle
Hallo, liebes Menschenkind. Schön, dass du da bist. Ich berühre dich mit meinem Horn an deiner Stirn, um dich zu begrüßen. Kannst du mich spüren?
Bist du bereit, gemeinsam mit mir dem Pfad zu folgen? Ja? Dann komm.
Lass uns zu Anfang erst einmal umschauen, den Weg und die Landschaft betrachten. Lass uns einmal bewusst einen Fuß vor den anderen setzen. Kannst du den Boden unter deinen Füßen spüren? Für mich ist er weich und warm. Der Waldboden duftet auch, mmmh, ich atme einmal ganz tief ein. Wie ist es für dich?
Komm, wir gehen weiter, achtsam und aufmerksam, damit wir alles wahrnehmen können.
Schau, dort vorne, ein Stück den Weg entlang, stehen links und rechts die Bäume des Waldes. Sie bilden mit ihren Kronen ein Dach. Ich mag solche Wege, und vielleicht kannst du dir bereits denken, dass es immer etwas zu bedeuten hat, wenn wir auf einen solchen hier in der Anderswelt treffen.
Es ist wichtig, dass du alle deine Sinne auf Empfang stellst. Deine Ohren, um zu lauschen, deine Nase, um zu schnuppern, deine Augen, um zu schauen und deine Haut, um zu fühlen.
Theora wird auf einmal ganz still, ja, ehrfürchtig, und sie geht mit dir bis an den Anfang dieser Allee.
„Liebes Menschenkind“, flüstert sie dir zu, „liebes Menschenkind, bleib bitte einmal stehen, hier an diesem Eingang.
Warte noch einen Moment, gleich werden die Bäume uns den Weg zeigen.
Lausche, liebes Menschenkind. Kannst du das Rascheln der Blätter hören? Kannst du den Windhauch spüren, vielleicht als leichtes Kribbeln auf deiner Haut oder als würde dich jemand sanft mit einer Feder streicheln?
Lausche weiter, lausche dem Rascheln und dem sanften Wind. Kannst du die Kinder des Waldes hören, die Elfen mit ihren Glöckchen? Sie spielen in den Blättern und mit dem Wind. Mach einmal deine Augen zu, denn so kannst du alles intensiver hören und fühlen.
Pause
Jetzt öffne deine Augen wieder, aber nur so weit, dass du blinzelst, und dann schau hinauf in die Kronen. Sieh, wie die Blätter leuchten, wie sich ihre Aura zeigt.
Eine Aura ist das unsichtbare Energiefeld, das jedes Lebewesen umgibt. Für die meisten Menschen ist es unsichtbar, aber hier in der Anderswelt und mit offenem Herzen wird alles sichtbar, wenn wir es möchten.
Magst du jetzt noch einmal blinzeln?
Es ist das helle Licht, das die Bäume umgibt. Es zeigt sich in verschiedenen Farben und ist bei jedem Wesen anders. Auch dich umgibt ein solches Feld des Lichts. Kleine Kinder können es noch sehen und fühlen, große Kinder dürfen es erst wieder lernen. Jedes Wesen, das das Vertrauen und den Glauben verloren hat, darf das „Blinzeln“ erst wieder lernen.
Aber wir sollten jetzt still sein, denn wir bekommen Besuch. Es ist das Wesen dieses Weges, das auf uns zukommt.
Es schwebt über dem Boden, und sein grünes Kleid funkelt im Licht der Sonnenstrahlen, die durch das Blätterdach herunterstrahlen. Jetzt kommen auch die Elfenkinder aus den Bäumen heruntergeschwebt, und sie alle haben Blumenkörbchen dabei, aus denen sie Blütenblätter auf den Weg streuen, um das Wesen des Weges zu begrüßen.
Kannst du die Freude spüren, die die kleinen Elfenkinder dabei haben?
Jetzt kommt auch eins der Elfenkinder zu dir. Es bleibt genau vor deiner Nase stehen und hält dir sein Körbchen hin, damit du den wunderbaren Duft der Blüten schnuppern kannst. Dieser Duft ist einzigartig, so rein und vollkommen.
Wenn wir gleich weitergehen, schnupper ruhig an den Blüten, die auf dem Weg verstreut wurden. Es ist himmlisch, das finde ich jedenfalls.
Das Elfenkind legt gerade seinen Finger auf die Lippen und zeigt mir, dass ich nun wirklich still sein sollte. Es lässt sein Glöckchen erklingen und berührt unsere Ohren, damit wir lauschen.
Lausche, schnuppere, schau und fühle, denn das Wesen des Weges ist jetzt bei uns.“
Das Wesen des Weges spricht:
„Liebe Theora, liebes Menschenkind, ich freue mich, euch hier zu begrüßen. Schon lange war niemand mehr hier, und so haben die Elfenkinder so etwas wie ein kleines Blütenfest gezaubert. Da meine Füße niemals den Boden berühren, sind auch die Blüten unberührt, und ihr könnt nun einen Blick auf den Weg und das Bild werfen, das die Elfen hier gemalt haben.
Wenn ihr genau hinseht, werdet ihr erkennen, dass es Stellen gibt, die freigeblieben sind, und ich möchte euch bitten, nur diese mit euren Füßen und Hufen zu berühren.
Dieser Weg und dieses Bild sind die Vorbereitung auf den heiligen Platz, zu dem ich euch führen möchte.
Durch die Achtsamkeit, die der Weg einfordert, dadurch, dass ihr immer mal wieder stehenbleibt, um zu spüren, zu lauschen und zu schnuppern, kommt ihr ganz in eure innere Mitte.
Liebes Menschenkind, die innere Mitte ist sehr wichtig für das innere Gleichgewicht. Es ist ein unsichtbarer Raum in deinem Bauch, in dem du Ruhe, Frieden und Geborgenheit finden kannst. Ein Raum, der nur dir ganz alleine gehört und den du dir so einrichten kannst, wie du es möchtest. Hierhin kannst du dich zurückziehen, um dich zu erholen, wenn es dir mal nicht so gut geht.
So kann dir die Erinnerung an diesen Weg helfen, immer wieder deine Mitte zu finden.
Liebes Menschenkind, liebe Theora, seid ihr bereit? Ich schwebe voraus und werde am Ende des Weges auf euch warten. Lasst euch so viel Zeit, wie ihr benötigt, wir haben keine Eile.
Pause: Schließe deine Augen und versuche jetzt, diesen Weg zu gehen. Wenn du am Ende angekommen bist, öffne sie wieder und lies weiter.
Es war eine Freude, euch dabei zuzusehen. Nun kommt, ich werde euch in den Garten der Rosen führen. Es ist ein heiliger Ort, und so bitte ich euch, ihm entsprechend zu begegnen.
Wir müssen gleich da vorne, wo der Weg eine Biegung macht, den Weg verlassen. Ich weiß, ihr denkt jetzt vielleicht: Wo soll ich denn weitergehen? Da ist doch nichts. Nur Bäume und Dickicht.
Liebes Kind, wie war das mit dem Vertrauen? Ah, du erinnerst dich?
Gut, und die Übung dazu hat dir Theora schon beigebracht. Ich meine das Sehen im Unsichtbaren. Schließe nun bitte noch einmal kurz deine Augen, dann öffne sie wieder und blinzle. Und? Kannst du etwas sehen oder spüren?
Noch nicht ganz, nehme ich an, denn es braucht noch etwas, damit das Tor sich öffnet. Es braucht die Liebe aus deinem Herzen. Kannst du dir vorstellen, dass du jetzt in deinem Herzen ganz viel Liebe einfließen lässt und diese dann mit dem Wunsch, in den Garten der Rosen zu gelangen, hinausfließen lassen kannst? In dieses Dickicht hinein? Versuche es einmal. Theora wird dich dabei unterstützen.
Siehst du, es war doch gar nicht so schwer. Das Dickicht hat sich zu einem mit Blüten übersäten Tor geformt und gibt nun den Blick auf den Weg frei, den wir vorher ein wenig erblinzelt haben.
Kommt, gehen wir hindurch, denn das Tor wird sich hinter uns wieder schließen, damit der Ort bewahrt bleibt. Wie ihr es öffnen könnt, das wisst ihr ja jetzt.
Liebes Menschenkind, in diesem Garten wachsen Rosen, die die Gefühle der Wesen wiedergeben. Es ist, als würden diese Rosen dir genau zeigen, wie du dich fühlst. Ob etwas nicht stimmt oder alles in Ordnung ist.
Die Rosen zeigen es dir durch ihren Wuchs, ihre Farben, ihre Schwingung und Düfte.
Du kannst also nicht nur sehen, wie du dich fühlst, du kannst auch die entsprechende Farbe dazu wahrnehmen, den Duft und die Schwingung.
Schau, dort drüben sitzt ein alter Mann vor einer Rose. Er sitzt hier schon viele, viele Jahre, denn er will die Rose nicht wirklich sehen. Er ist einsam und möchte seine Lieben zurückbekommen, die er verloren hat.
Schau genau hin, was die Rose versucht, ihm zu zeigen. Sie lässt ihre Blüte so weit herunterhängen, dass sie die Sonne nicht sehen kann, sondern nur den Boden, auf dem sie steht. Ihre Blätter haben ihre Kraft verloren, und aus dem Grün von einst ist nur noch ein Grau übriggeblieben. Die Blütenblätter sind nicht mehr farbig, sondern von leblosem Braun. Sie kann sich auch nicht mehr im Wind wiegen oder gar einen Duft verströmen. Ihre Schwingung ist die Erstarrung, also Stillstand.
Jetzt zeigt die Rose dem Mann, wie es sein könnte, was er tun kann, um wieder glücklich zu sein.
Sie hebt ihre Blüte der Sonne entgegen, und dabei richtet sich auch ihr Stiel wieder auf. Die Sonne gibt ihr Kraft, sie kann den Wind wieder spüren, und sie nimmt wieder Farbe an, immer mehr und mehr, und so wird sie auch von anderen Rosen und Gartenbewohnern gesehen, bekommt Besuch und kann Freundschaften schließen.
Sie zeigt dem alten Mann auch, dass er das Bild, das er so sehr festhält, aus Zeiten stammt, die nie wiederkommen werden. Sie sagt ihm, wenn er wieder Freude und Glück empfinden möchte, er dieses Bild loslassen muss.
In dem Moment, in dem der alte Mann bereit ist, das zu tun, kommt ein Schmetterling, nimmt das Bild und legt es als liebevolle Erinnerung in das Herz des Mannes. So kann er jetzt, da er akzeptiert hat, dass die Vergangenheit nicht wiederkommt, sich aufrichten und mit Hilfe der Rose, die ihm die Schritte gezeigt hat, wieder glücklich werden.
Egal, weshalb die Wesen, sei es aus unserer oder aus eurer Welt, auch kommen, sie werden über die Rose etwas erkennen können und dann, wenn nötig, ein neues Gleichgewicht finden.
Bist du in deiner Mitte und glücklich, dann wird die Rose dir dies zeigen, und sie wird dir auch zeigen, wie du dir das bewahren kannst.
Nun geh, geliebtes Menschenkind, und finde deine Rose. Verbringe so viel Zeit in dem Garten, wie du magst. Theora und ich, wir warten hier auf dich.
Pause
Liebes Kind, du hast deine Rose gefunden und deine Botschaft erhalten? Wisse, wann immer du Hilfe benötigst, kannst du jederzeit hierher zurückkommen. Ich werde da sein, um dich zu führen. So danke ich dir jetzt und segne dich, denn die Zeit des Abschieds ist gekommen.“
Theora spricht:
„Ich liebe dich, du Menschenkind. Sieh, du bist gewachsen, und ich mit dir, da du so achtsam warst und voller Vertrauen. Magst du mir weiter folgen? Tiefer hinein in die Anderswelt, zu den heiligen Stätten meiner Ahnen? Dann komm.“