Читать книгу Genderismus - Birgit Kelle - Страница 8

Einleitung

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Alljährlich wird im beschaulichen deutschen Passau der sogenannte „Fensterl-König“ gekürt. Alljährlich bis auf das Jahr 2015, denn heute weiß man dank einer übereifrigen, universitären Gleichstellungsbeauftragten, dass der beliebte Wettkampf auf dem Campus der örtlichen Universität ein Schauspiel schlimmster Frauenfeindlichkeit darstellt und deswegen abgeschafft gehört. Der Sport geht auf den bayrischen Brauch zurück, über die Hauswand das Fenster der Liebsten zu erklimmen, um nachts heimlich bei ihr einzusteigen. Wohlgemerkt mit ihrem Einverständnis. Nun ist es aus mit dem Fensterl-Wettkampf, denn die Gleichstellungsbeauftragte scheint nicht nur wenig Sinn für zwischenmenschliche Fenster-Romantik zu haben, sondern auch einen erheblichen Empörungsmodus.

Sie monierte, die Frau werde dabei „zum Objekt degradiert“, und außerdem sei der Wettkampf nicht genderneutral ausgeschrieben worden für alle Geschlechter. Damit ist er absolut genderunsensibel, denn nur die Männer sollten Fensterln, während den Frauen nur die Rolle zugestanden wurde, wie Rapunzel im Turm zu warten. Tatenlos. Welch emanzipatorische Schmach! Wenn aber Frauen nicht fensterln dürfen, dann sollen es Männer auch nicht tun. Willkommen in der gendersensiblen Welt von heute.

Sicher ist der abgesagte Fensterl-Wettkampf der Uni Passau nur eine kleine Randnotiz im weltweiten Geschehen, leider aber Ausdruck eines grassierenden Symptoms und ein hervorragendes Beispiel dafür, wie sich falsch verstandene und schlecht gemachte Gleichstellungspolitik unter dem Label „Gender Mainstreaming“ gerade ihre Wege bis in die privatesten Bereiche und selbst in Brauchtum und Sportveranstaltungen bahnt.

Noch scheint das europäische Gender Institut EIGE sich wenig mit absurden Sportarten in Europa befasst zu haben, sonst wäre das sogenannte „Wife Carrying“, das bereits als Weltmeisterschaft ausgetragen wird, und sich sowohl in Österreich als auch in Deutschland begeisterter Fans erfreut, längst verboten. In Anlehnung an die Legende von dem üblen Räuber Herkko Rosvo-Rinkainen, der im 19. Jahrhundert in den umliegenden Dörfern Frauen entführt haben soll, schleppen bis heute Männer eine Frau durch einen Parcours aus Rasen-, Kies-, Sandstücken und auch Wassergräben. Besonders beliebt ist dabei die Technik, bei der die Frau kopfüber am Rücken des Mannes hängt. Es gewinnt das schnellste Paar, aber auch die unterhaltsamsten und die am hübschesten kostümierten Paare bekommen einen Preis. Verschleppte Frauen! Das ist derart frauenfeindlich, sexistisch und damit genderunsensibel, man hört schon erneut den Aufschrei durch die sozialen Netzwerke hallen! Die Frau wird zum Objekt degradiert, auf dem Rücken kopfüber durch Wassergräben geschleift von Männern, womöglich noch zum anschließenden Geschlechtsverkehr, oder schlimmerem, vielleicht der Ehe. Wenn wenigstens parallel auch Frauen Männer schleppen würden, sozusagen als „Husband Carrying“, könnte man vielleicht noch einen gendersensiblen Sport daraus konstruieren. Oder wenn auch gleichgeschlechtliche Paare zum Zug kämen. Aber so besteht wenig Hoffnung für die Zukunft dieses Sports, wenn er erst einmal auf dem Radar eifriger Gender-Beauftragter auftaucht.

Gut, dass das EU-Genderinstitut seinen Sitz im littauischen Vilnius hat, von da ist es weit bis zur Gartenanlage des Schlosses Mirabell in Salzburg. Dort befinden sich mehrere überlebensgroße Plastiken aus der Barockzeit, die mythische Gestalten beim Tragen halbnackter Frauen zeigen. Nachdem die Sprache, angeblich sexistische Wahlplakate und selbst die Bibel bereits gendersensibel dran glauben mussten, wird es nicht mehr lange dauern, bis die sexistische Darstellung von Frauen in der antiken Kunst verhüllt werden muss.

Man wartet förmlich darauf, dass die Fußballweltmeisterschaft wegen der Geschlechtergerechtigkeit mit geschlechtsgemischten Teams ausgetragen werden muss, inklusive Unisex-Umkleidekabinen. In Katar könnte das noch zu politischen Verwerfungen führen. Wenn erst die Olympischen Spiele endlich gendersensibel stattfinden, müssen die Männer vermutlich aus Gleichstellungsgründen auch zur rhythmischen Sportgymnastik antreten und für Transgender- und Queer-Geschlechter wird ein eigener Wettkampf ausgerufen, der dann von Conchita Wurst eröffnet wird. Prämiert wird nicht nur Leistung, sondern auch das hübscheste Sport-Make-up in der B-Note.

Geschlechtervielfalt ist das Schlagwort der Stunde. Es ist das neue Gespenst, das in ganz Europa umgeht, und sich unter dem Label „Gender Mainstreaming“ durch Verwaltungen wühlt, Universitäten kapert, die deutsche Sprache ruiniert, den Schulunterricht, Schulbücher, Kirchen, Unternehmen, Universitäten, Stiftungen, Vereine und selbst Bauvorschriften, Kinderspielplätze und Straßenverkehrsordnungen erobert. In jedem Fall aber immer Steuer-Budgets auffrisst. „Gender Mainstreaming“, es ist das Zauberwort für das Öffnen des Steuersäckels und eine unendlich große Wunschtüte, in die gerade jeder das reinpackt, was er so unter „Geschlechterpolitik“, „Geschlechtervielfalt“ oder auch „Geschlechterdiskriminierung“ versteht. Praktischer Weise versteht nahezu jeder in diesem Metier etwas anderes darunter, deswegen ergibt sich daraus eine nahezu unendliche Gleichstellungspolitik, die Probleme sieht, wo keine sind, und Probleme schafft, wo vorher keine waren.

Wie viel Geld dafür ausgegeben wird, ist jetzt schon schwer zu beziffern. Zumindest auf EU-Ebene schwirrt die Zahl 3,56 Milliarden Euro durch den Raum. So viel wurde zwischen 2007 und 2013 für Projekte im Sinne der „Geschlechter-Gerechtigkeit“ ausgegeben. Die Summe ist vermutlich kleingerechnet, denn sie stammt von eifrigen Feministinnen auf EU-Ebene, die sich beschweren wollten, es sei viel zu wenig. So viel Gender-Ungerechtigkeit sei noch zu beheben. Wer keine Probleme sieht, dem fehlt es eben nur an Gender-Kompetenz, und die kann man inzwischen an manchen Universitäten auch mit Zertifikat erwerben. Was man dann anschließend weiß, oder mehr kann als andere, bleibt zwar ein Rätsel der sogenannten „Gender Studies“, sicher ist nur, dass durch die regenbogenfarbene Brille der Gender-Industrie offenbar Problemfelder entdeckt werden können, die weiten Teilen der Weltbevölkerung verborgen bleiben.

Probleme zu schaffen ist für die wachsende Gender-Industrie dabei überlebenswichtig. Wohin auch mit den inzwischen über 200 Gender Studies-Lehrstühlen im deutschsprachigen Raum, den Tausenden von Gender-Beauftragten in ganz Europa, den Instituten und Gender-Experten mit ihrer „Gender-Kompetenz“, wenn es gar keine Geschlechter-Ungerechtigkeit mehr gibt? Die tatsächliche Lösung der Geschlechter-Frage erweist sich somit als Worst-Case-Szenario für den lukrativen Gender-Betrieb, und sein Milliardengeschäft entpuppt sich als Systemfehler: Bei Erfolg droht Arbeitslosigkeit. Und deswegen muss es Probleme geben, immer weitere Ungerechtigkeiten, Diskriminierungen und Empörungen, um das Budget für den nächsten Jahresetat zu sichern.

Hatte sich die Gender-Bewegung in ihren Anfängen noch auf die Frau konzentriert, ist man angesichts der rechtlichen Gleichstellung von Frauen längst weiter. Wenn die Frau nicht mehr unterdrückt ist, dann eben der Schwule. Und wenn ein prominentes Coming-Out nur noch ein Gähnen beim ermüdeten Publikum hervorruft, dann sind eben die Transgender-Menschen benachteiligt. Da selbst das angesichts einer gesamteuropäischen Conchita-Wurst-Euphorie nicht mehr wirklich als Opfermodus taugt, finden sich in der neuen Geschlechtervielfalt immer neue Opfergruppen, die noch gar nicht wussten, dass sie Opfer sind, die man aber retten will. Reicht das noch nicht aus, um die eigene Existenzberechtigung als Gender-Forscher_*In nachzuweisen, und der Frage aus dem Weg zu gehen, was man a) den ganzen Tag tut und ob man b) in den letzten Jahren irgendein verwertbares oder gar nützliches Forschungsergebnis produziert hat, dann hilft am Ende immer noch die intersektionale Genderforschung. Diese befasst sich mit Mehrfachdiskriminierungen und deren Querverbindungen. Schließlich kann ich nicht nur als Frau, sondern möglicherweise auch durch meinen Migrationshintergrund oder andere Minderheiten-Beteiligungen Diskriminierungen ausgesetzt sein. Große Chancen hat also die bisexuelle Trans-Frau mit Migrationshintergrund, dunkler Hautfarbe und körperlicher Behinderung als Forschungsobjekt. Ist sie dann noch alt, erhält sie automatisch ein Topranking auf der sich ständig erweiternden Opferskala.

Alter scheint nämlich inzwischen auch ein Fall von Geschlechtervielfalt zu sein, glaubt man zumindest den Wiener Verkehrsbehörden, die den seniorengerechten Straßenbau bereits in die Abteilung „Gender“ verschoben und auch die Frage des richtigen Straßenbelages in Fußgängerzonen zum Gender-Problem erklärt haben. In Berlin, mit drei Dutzend Gender-Lehrstühlen und öffentlichen Unisex-Toiletten für geschlechtlich Unentschlossene das Gender-Mekka Deutschlands, fand sich tatsächlich eine Abgeordnete der Grünen, die auch dicke Frauen unter besonderen Diskriminierungs-Schutz stellen wollte, und eine Pummelchen-Quote bei Schönheitswettbewerben forderte. Wir wissen nicht, was Heidi Klum dazu sagt. Noch wissen wir auch nicht, ob Rothaarige als Minderheit demnächst ebenfalls ein eigenes Geschlecht darstellen, aber zumindest diskutiert man in Berlin bereits extra Badezeiten für Transsexuelle in öffentlichen Schwimmbädern. Sicher das drängendste Problem der deutschen Hauptstadt.

Allein schon die Verwendung des Wortes „Geschlechtervielfalt“ bei all diesen Debatten ist jedoch bereits die erste Irreführung, der Viele unterliegen. Denn wer oder was neuerdings alles ein eigenes „Geschlecht“ darstellt, ist auf der Skala nach oben offen. Je nachdem welchen „Gender-Experten“ man befragt, ist die Zahl gar nicht mehr definiert. Zwei, vier, 60 oder 4.000 Geschlechter, ganz egal. Je länger man forscht, umso mehr Geschlechter tauchen auf. Wer sich nicht auskennt, läuft ständig Gefahr, ein Geschlecht zu diskriminieren, weil er ja von dessen Existenz gar nichts wusste. Engagierte Nutzer der sozialen Internetplattform Facebook wissen, es gibt zumindest 60 Geschlechter.

Sieht man sich die Liste an, fragt man sich, was genau daran ein Geschlecht sein soll: Schwul, lesbisch, transsexuell, bisexuelle, queer, Butch, Femme, Transgender, Trans-Mann, Trans-Frau, Cis-Frau, Cis-Mann, weder-noch oder auch Zwitter, um nur einige zu nennen. Wem es nicht reicht, der macht einfach ein neues Geschlecht auf. Definiert sich selbst in einem ganz neuen Geschlechtszustand. Am Ende bleibt man natürlich trotzdem Mann oder Frau. Sind doch die neuen „Geschlechter“ nichts anderes als diverse sexuelle Orientierungen. Denn natürlich ist auch der schwule Mann am Ende des Tages immer noch ein Mann, genauso wie die Lesbe, die Femme, die Butch und die Cis-Frau immer noch eine Frau sind und nichts als eine Frau.

Definiert wird als „Geschlecht“ also, wer es gerne mit wem oder wie und in welchen Kleidern tun würde. Eine Information, die in Single-Börsen im Internet sicher von Relevanz ist, neuerdings aber auch als „sexuelle Vielfalt“ Unterrichtsstoff für Grundschüler in ganz Europa sein soll. Gerade erst verabschiedete das EU-Parlament in Brüssel im Juni 2015 die Entschließung der deutschen SPD-Abgeordneten Noichl für die Gleichstellung von Frauen und Männern nach 2015. Darin ist neben anderen Unsinnigkeiten auch enthalten, dass Ehe und Mutterschaft gesundheitsgefährdend seien, dass Bildungseinrichtungen kein Material mehr verwenden sollen, in denen ein klares Bild von Jungen und Mädchen vermittelt wird, ein Adoptionsrecht für homo-, inter-, trans- und bisexuelle Menschen und die Aufforderung an die EU-Kommission, Sexualerziehungsprogramme an allen europäischen Schulen durchzuführen, damit sexuelle Vielfalt endlich flächendeckend als Unterrichtsstoff sichergestellt ist und Schüler auch ohne elterliches Einverständnis Zugang zu Abtreibung und Verhütungsmitteln haben. Man sollte es also nicht für Zufall halten, dass derzeit parallel in Frankreich, Deutschland, Österreich und der Schweiz vor allem durch grüne und linke Politiker massive Vorstöße stattfinden, die Akzeptanz sexueller Vielfalt in die Bildungspläne aller pädagogischen Einrichtungen einzupflegen. Wer den gendersensiblen und geschlechtsneutralen Menschen schaffen will, muss eben bei den Jüngsten anfangen und am besten dort, wo Eltern nichts mitzureden haben.

Wir haben also die Biologie durch Sex ersetzt. Das ist insofern konsequent, als das englische Wort „Gender“ ja ebenfalls als sogenanntes „soziales Geschlecht“ das Wort „sex“, das biologische Geschlecht, verdrängt hat. Die Biologie ist der ärgste Feind der Gender-Theorien, weil sie sich immer noch allein durch Mann und Frau fortpflanzt, und gar nicht weiß, dass die Gender-Forschung und eine Armada an Soziologen heute schon viel weiter gedacht hat und dabei ist, unser „Geschlecht“ zu „dekonstruieren“. Zumindest theoretisch, denn praktisch ändert sich ja nichts. Ich kann einen Apfel zwar Birne nennen, er bleibt aber ein Apfel.

Feindbild sind auch Religionen wie das Christentum, das sich auf einen Gott beruft, der es wagte nur Mann und Frau zu schaffen und im Himmel die Frauenquote mit Vater, Sohn und Heiligem Geist bei Null verharren ließ. Längst ist deswegen die evangelische Kirche unterwandert von eifrigen „Gender-Theologinnen“, die in Deutschland bereits ein eigenes Gender-Zentrum unter dem Dach der Evangelischen Kirche besitzen. Die Bibel haben die Damen längst in einer Version in „gerechter Sprache“ uminterpretiert. Jesus hat nun auch Jüngerinnen und in der Genesis wird nicht nur Mann und Frau, sondern eine Vielfalt an Geschlechtern geschaffen. Die christlichen Kirchen zu kapern ist für die Gender-Bewegung insofern konsequent, handelt es sich doch bei Gender Mainstreaming um eine Art Ersatzreligion, die man entweder glaubt – oder eben nicht. Bewiesen hat diese sogenannte Wissenschaft nämlich bis heute niemand, man ist eher auf Mission, um die Gender-Gerechtigkeit bis in den letzten Winkel der Erde zu tragen – gerne auch als Exportschlager in die Dritte Welt im Zuge von Entwicklungshilfe.

Im Februar 2015 fand im Kalifornischen San Jose eine internationale Biologenkonferenz statt, die sich regelmäßig mit den neuesten Erkenntnissen der Evolutionswissenschaften befasst. Dort waren sich die versammelten, renommierten Wissenschaftler einig, dass die sogenannten „Gender Studies“, die sich derzeit vor allem in Europa bereits mit über 200 Lehrstühlen ausgebreitet haben, etwa das gleiche wissenschaftliche Niveau hätten wie der „Kreationismus“. So nennt man die Theorie ultrakonservativer, christlicher Gruppierungen, die die Evolutionsgeschichte der Menschheit anzweifeln und stattdessen Stein und Bein schwören, Gott habe die Welt in genau sieben Tagen geschaffen. Anstatt aber die Gender-Kreationisten endlich aus den Universitäten zu werfen, statten unsere Regierungen sie mit immer neuen Kompetenzen und Budgets aus.

Die Biologie, die Natur, oder gar das Geschaffensein als Mann und Frau mit der Fähigkeit, sich fortzupflanzen, es muss ein echtes Gräuel sein für diese Leute, die doch allen Ernstes glauben, sich selbst von ihrem biologischen Geschlecht emanzipieren zu können, um sich als Mensch ganz neu zu erfinden. Frei von den Fesseln der Moral, Kultur, Religion hat man sich auf den Weg gemacht, die Masse der Unwissenden, also vermutlich auch den geschätzten Leser und mich, aus unserer selbstgewählten Unmündigkeit zu befreien. Denn klar ist auch: Wer sich als Frau, oder Angehöriger anderer potentieller Opfergruppen gar nicht als Opfer fühlt, ist nicht etwa schlicht und ergreifend glücklich, sondern nur gefangen in seinem stereotypen Rollenbild und muss erst noch vom eigenen Opferstatus überzeugt werden. Wieder ein Gender-Budget auf Jahre sicher. Danach muss uns natürlich aus der sogenannten „Zwangsheteronormalität“ herausgeholfen werden. Denn wer sein Geschlecht einfach anhand eines Badezimmerspiegels bestimmen kann, erliegt nur dem angeblichen Irrglauben, die Welt inklusive Menschheit und Tierreich sei tatsächlich in der Mehrheit heterosexuell. Also muss die „Entnaturalisierung“, die „Verwirrung“ von Geschlechtern her – solche Begriffe finden sich in den entsprechenden Studiengängen und pädagogischen Schriften für den modernen Sexualkundeunterricht von heute.

Einfacher gesagt: Wäre die Mehrheit der Weltbevölkerung nicht so klar heterosexuell, kämen sich alle anderen sexuellen Orientierungen nicht mehr länger als Minderheit vor und die heterosexuelle Normalität wäre gebrochen. Die Mehrheit soll sich also verändern, damit sich die Minderheit nicht länger als solche fühlt. Denn wenn die Theorie nicht zum Volk passt, gibt es nur zwei Optionen: Entweder man ändert die Theorie, oder das Volk. Gender Mainstreaming hat sich für den zweiten Weg entschieden.

Dummerweise kommt die Mehrheit der Weltbevölkerung ganz gut zurecht in der „Zwangsheteronormativität“ und sieht darin gar kein Problem. Der Gender-Experte muss also früh ansetzen, um uns a) klar zu machen, dass wir Opfer sind, die befreit werden müssen, oder b) Täter, die ständig andere unterdrücken durch ihre reine Existenz.

Umsetzungsinstrumente dieses „queeren“ Denkens sind neben dem Einfügen dieser neuen, „sexuellen Vielfalt“ in die Bildungspläne unserer Kinder in Kindergärten und Schulen auch das „Gendern“ unserer Sprache. Manche Medien schreiben bereits mit allerlei Sternchen und Unterstrichen, damit Redakteur_*Innen bloß kein Geschlecht in der Sprache diskriminieren. Sterne und Striche stehen dann für die „sexuelle Vielfalt“. Universitäten, wie die Humboldt in Berlin haben sich gar ganze Neudeklinationen ausgedacht, damit nicht nur der Bäcker und die Bäckerin, sondern auch der transsexuelle „Bäckerx“ oder „Bäcka“ sprachlich sichtbar werden. Hier stehen A und X dann für die Vielfalt - oder auch für das völlige Durchdrehen einer selbsternannten Gender-Sprachpolizei, die hinter jeder grammatikalischen Deutschregel Diskriminierung wittert. Zahlreiche Universitäten fordern die gegenderte Sprache bereits in Semesterarbeiten ihrer Studenten ein, die jetzt gendersensibel „Studierende“ heißen, auch wenn sie gerade faul in der Sonne sitzen und gar nichts tun. Studentenwerke werden für viel Geld in „Studierendenwerke“ umbenannt. Nicht weil sich auch nur eine Studentin sprachlich benachteiligt vorkam, sondern aus Prinzip.

Eine rechtliche Grundlage gibt es dafür freilich nicht. Wer hätte auch die Kompetenz, eigenmächtig zu entscheiden, dass ein ganzer Sprachraum seine Muttersprache verändern soll? Doch wenn niemand widerspricht, dringt die Gender-Front immer weiter vor, zum Beispiel in Form von übereifrigen Professor_*Innen oder auch „Profx“, die ihre Studenten mit gendersensiblem Sprechen und Schreiben quälen und bei Verweigerung mit schlechten Noten drohen. Höhepunkt bildete in Deutschland die Universität Leipzig, die im Jahr 2014 den grammatikalischen Plural der Professoren im Haus per Abstimmung in „Professorinnen“ änderte. Seither ist die Frauenquote an der Uni Leipzig schlagartig auf 100 Prozent „Professorinnen“ angestiegen, manche von diesen besitzen aber einen Penis, jedoch keinen Frauenparkplatz. Sicher wird das irgendwann auch noch ein eigenes „Geschlecht“.

An Österreichs Schulen und Universitäten herrscht derweil Willkür, obwohl die Forderung nach einem verbindlichen Gendern der Sprache mittels einer Ö-Norm gescheitert war. Mancherorts werden Bachelor-Arbeiten nicht angenommen oder zurückgewiesen, wenn nicht gegendert, anderswo gibt es Punkteabzug. Selbst Abiturienten werden angewiesen, nicht mehr von Lehrern, sondern von „Lehrkörpern“ zu sprechen.

Im nächsten Schritt drohen die Ministerien den Wahnsinn umzusetzen. Das deutsche Verkehrsministerium ist da Vorreiter, um nicht zu sagen „Vorreiterin“. Radfahrer und Fußgänger sind auf deutschen Straßen abgeschafft, stattdessen kreuzen nun „Radfahrende“ und „Zufußgehende“ unsere Wege, auch dann wenn sie gerade nicht gehen, sondern zufußgehend an der Ampel stehen. Was schert den politisch korrekten Gender-Experten die deutsche Grammatik, wenn es doch gilt Diskriminierungen vorzubeugen? Gegendert werden auch Fußgängerampeln, wie zuletzt in Wien, damit endlich auch Schwule und Lesben sicher die Straße mit entsprechenden Ampelsignalen überqueren können, Berlin will nachziehen, Köln ebenfalls. Tolerante Ampeln reichen jedoch nicht, deswegen sollen nach Willen der Grünen nun regenbogenfarbene Zebrastreifen dem toleranten und gendersensiblen Mitbürger den Weg über die Straße weisen. Willkommen im Irrenhaus Europa.

Wer nicht mitzieht in den gendersensiblen Sonnenuntergang inklusive Regenbogenfahne, gilt heute automatisch als „homophob“. Gern auch „transphob“, auf jeden Fall als verstockt konservativ, oder gar als fundamentalistischer Christ und zumindest latent auch als Rassist. Damit ist er nur noch einen Schritt entfern vom Nazi und Faschisten. Denn das weiß man ja: Wer Feminismus kritisiert, ist suspekt. Wer sich gegen den Gender-Wahnsinn ausspricht, hat sicher auch was gegen Ausländer und andere Minderheiten, fehlt nur noch der Vorwurf, Gender-Gegner würden Katzen quälen und kleine Kinder essen, dann wäre die konstruierte Kausalkette komplett.

Auf europäischer Ebene werden Antifeminismus, Homophobie, Transphobie und Rassismus längst auf eine Stufe gestellt. Wer gegen Frauenquoten ist: Ein Antifeminist! Wer an der Ehe von Mann und Frau festhalten will: homophob! Heute muss man für die Ehe für alle sein. Wie viele und wer das dann alles noch Ehe sein wird, werden wir noch sehen, wenn die Dämme erst einmal gebrochen sind. Ein Kind sollte Vater und Mutter haben? Biologist! Ist doch egal, wer ein Kind großzieht, oder wie viele es tun. Elternschaft ist auch nur noch eine soziale Konstruktion. Jede Beziehung, jede Familienform, jede Konstellation menschlichen Zusammenlebens, alles soll gleich gut, gleich schön und vor allem: „akzeptiert“ sein.

Doch es besteht auch Hoffnung, dass sich der gesunde Menschenverstand noch nicht ganz erledigt hat. Widerstand regt sich in ganz Europa. Das Gender-Vorzeigeland Norwegen hat, ausgelöst durch die Dokumentation eines Komikers vor zwei Jahren, sein Gender-Budget massiv eindampfen müssen. Wenn die Bevölkerung erst einmal realisiert, was für Schwachsinn mit ihren Steuergeldern finanziert wird, ist es aus mit der viel zitierten Toleranz. In Frankreich boykottieren Eltern den Sexualkundeunterricht für ihre Kinder, in Deutschland ziehen Tausende bei Demonstrationen gegen sexuell vielfältige Bildungspläne durch die Straßen. In Österreich verhinderte ein viel unterzeichneter öffentlicher Brief gegen den Frauenförderplan, dass gegenderte Sprache verbindlich als ÖNORM eingeführt wird. Was noch fehlt, ist der zivile Ungehorsam jedes Einzelnen. Denn Gender Mainstreaming hat keine demokratische Legitimation. Oder sind Sie jemals gefragt worden, ob Sie dieses flächendeckende Umerziehungsprogramm für gut befinden? Es ist uns von oben nach unten durchgereicht worden, von der UN- auf die EU- bis auf die Nationalstaatsebene. Demokratie geht anders. Stell dir vor, es wird gegendert, und keiner macht mit. Wir brauchen mehr Andreas Gabaliers, die ihre Hymne einfach so singen, wie sie gemeint war und nicht in Versionen, die politisch korrekt sind. Gut, es werden ein paar chronisch beleidigte Feministinnen auf der Strecke bleiben. Aber das könnte ich persönlich verschmerzen, denn im Gegenzug verjagen wir dieses Gespenst wieder aus Europa.

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