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KAPITEL SECHS

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Keri versuchte, ihr wild schlagendes Herz zu beruhigen, während sie vor Dean Chisolms Haus im Gebüsch kauerte. Sie konzentrierte sich darauf, langsam und ruhig zu atmen und ließ ihre Finger auf der Waffe ruhen. So wartete sie darauf, dass ihre uniformierten Kollegen an seine Haustür klopfen. Ray hatte ebenfalls Position bezogen, allerdings hinter dem Haus. Zwei weitere Beamte sicherten die Seiten.

Trotz der kühlen Luft lief Keri unter der kugelsicheren Weste der Schweiß die Wirbelsäule herunter. Es war kurz nach sieben, die Temperatur war gerade unter zwanzig Grad gefallen. Keri hatte ihre Jacke im Auto gelassen, sie hätte nur ihre Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Jetzt war sie froh, sie nicht mitgenommen zu haben. Sie hätte nur noch mehr geschwitzt.

Einer der Polizisten klopfte jetzt laut an die Tür. Keri fuhr zusammen. Sie duckte sich etwas tiefer ins Gebüsch, damit man sie nicht aus einem der Fenster sehen konnte. Bei dieser Bewegung spürte sie wieder ihre Rippen, die sie sich vor einigen Wochen bei einem anderen Fall gebrochen hatte. Eigentlich war alles gut verheilt, aber manchmal meldeten sie sich doch noch zu Wort.

Die Haustür wurde geöffnet. Keri strengte sich an, die Straßengeräusche auszublenden. Sie wollte lauschen.

„Dean Chisolm?“, hörte sie den Polizisten fragen. Er klang nervös. Hoffentlich fiel das seinem Gegenüber nicht auf.

„Nein, er ist im Moment nicht hier“, antwortete eine junge, aber überraschend selbstbewusste Stimme.

„Wer sind Sie bitte?“

„Ich bin sein Bruder Sammy.“

„Wie alt sind Sie, Sammy?“

„Sechzehn.“

„Sind Sie bewaffnet?“

„Nein.“

„Ist außer Ihnen jemand im Haus? Vielleicht Ihre Eltern?“

Sammy lachte laut auf. Dann wurde er wieder ernst.

„Meine Eltern haben sich schon länger nicht mehr blicken lassen“, sagte er gereizt. „Das Haus gehört Dean. Er hat es mit seinem eigenen Geld gekauft.“

Keri hatte genug gehört. Sie trat aus ihrem Versteck hervor.

Sammy sah sie genau in dem Moment an, als sie ihre Waffe wieder einsteckte. Seine Augen weiteten sich kurz, dann setzte er wieder den betont lässigen Blick auf.

Sammy sah aus, wie die perfekte Kopie seines großen Bruders. Sogar die blasse Haut und die dunklen Tattoos stimmten überein. Auch er hatte schwarzes Haar, aber es war lockig und nicht so durchgestylt wie das seines Bruders. Trotzdem trug er die typische Punk-Klamotten: schwarzes Shirt, hautenge Jeans mit ein paar nutzlosen Ketten und klobige schwarze Arbeitsstiefel.

„Wie kann Dean sich mit nur vierundzwanzig ein eigenes Haus leisten?“, fragte sie, ohne sich vorzustellen.

Sammy starrte sie an. Er wusste nicht, wie er mit ihr umgehen sollte.

„Er ist eben ein guter Geschäftsmann“, entgegnete er. Er hatte ihre Frage beantwortet, ohne seine Deckung aufzugeben.

„Und, sind die Geschäfte in letzter Zeit gut gelaufen, Sammy?“, fragte sie herausfordernd und machte noch einen Schritt auf ihn zu. Sie hoffte, den Jungen damit einzuschüchtern.

Die anderen Polizisten zogen sich etwas zurück, sodass jetzt niemand mehr zwischen Keri und Sammy stand. Ob das Absicht war, oder ob sie nur froh waren, nicht mehr in der ersten Reihe zu stehen, war Keri nicht ganz klar. Sie hatte jedenfalls nichts dagegen, jetzt das Gespräch alleine zu bestreiten.

„Davon habe ich keine Ahnung, Ma’am, schließlich bin ich nur ein kleiner High-School Schüler“, sagte er und klang dabei wieder sicherer.

„Das ist nicht ganz wahr, Samuel“, widersprach Keri, froh, dass sie Chisolms Akte unterwegs gelesen hatte. Dass sie seinen vollen Vornamen benutzte, schien ihn bereits zu verunsichern. „Auf der High School hast du dich schon länger nicht mehr blicken lassen. Genauer gesagt, seit vergangenem Frühjahr. Du hast gerade einem LAPD Detective ins Gesicht gelogen. Das ist kein guter Anfang. Aber ich gebe dir eine Chance, es wieder gut zu machen.“

„Was wollen Sie?“, fragte Sammy vorsichtig. Das Selbstbewusstsein hatte ihn verlassen. Er trat einen Schritt aus dem Türrahmen und stand jetzt hilflos vor ihr.

Er merkte nicht, dass Ray leise um das Haus bog und sich hinter ihm aufbaute. Keri stemmte ihre Hände in die Seiten und machte einen kleinen Schritt auf ihn zu, um seine Aufmerksamkeit weiterhin auf sich zu lenken. Jetzt trennte sie nur noch etwa ein Meter voneinander.

„Sag mir, wo Dean ist“, sagte sie. Ihre Stimmte klang jetzt ganz und gar nicht mehr verspielt. „Außerdem will ich wissen, wo die beiden Mädchen sind, die Dean heute Mittag mitgebracht hat.“

„Ich weiß nicht, wo er ist, Er ist vor ein paar Stunden gegangen und ich weiß nichts von irgendwelchen Mädchen.“

Keri wusste, dass Sammy der Polizei bisher nie aufgefallen war, auch wenn er von seinem Bruder höchstwahrscheinlich bereits in diversen kriminellen Disziplinen ausgebildet wurde. Er hatte Respekt vor ihr, das spürte sie und sie würde ihn noch weiter einschüchtern, um herauszufinden, was er wirklich wusste.

„Du hast mich schon wieder angelogen, Samuel, und so langsam verliere ich die Geduld. Du weißt so gut wie ich, in welchen Geschäften dein Bruder steckt, und du weißt so gut wie ich, mit welchem Geld er dieses Haus bezahlt hat. Genauso, wie du deine Zeit nicht damit verbringst, an deinem Schulabschluss zu arbeiten.“

Sammy öffnete den Mund um sich zu verteidigen, aber Keri hielt ihm ihre Hand vor das Gesicht und redete ohne Pause weiter.

Eine Spur Von Schwäche

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