Читать книгу Sackgasse - Блейк Пирс - Страница 9
KAPITEL DREI
ОглавлениеDas japanische Restaurant, das sie ausgewählt hatte, war ein traditioneller Hibachi Grill. Es gab große, offene Kochplatten, die es großen Gruppen von Menschen erlaubten, außen herum zu sitzen und dem Koch bei seinen Künsten zuzusehen.
Chloe und Moulton wählten einen Tisch in einer ruhigeren, privateren Ecke des Restaurants. Als sie beide Platz genommen hatten, stellte sie erfreut fest, wie natürlich sich die ganze Situation mit ihm anfühlte. Selbst wenn sie die körperliche Anziehung außer Acht ließ, hatte sie Moulton doch schon seit dem ersten Moment gemocht, in dem sie sich trafen. Er war das einzige helle Licht am Ende des Tunnels gewesen, als sie vom Team für Beweissicherung in das ViCAP-Programm versetzt worden war. Und hier war er nun und machte unangenehme Momente in ihrem Leben mal wieder erträglicher.
Sie wollte den Abend nicht mit einer solchen Unterhaltung zerstören, aber sie wusste auch, dass es eine unnötige Ablenkung wäre, würde sie nicht mit ihm darüber sprechen.
„Also“, sagte Moulton, der an den Ecken seiner Speisekarte spielte, als er sie öffnete, „sagen Sie, Agentin Fine, ich hatte mich gefragt, ob es in Ordnung wäre, uns zu duzen? Da wir hier ja nicht dienstlich sind …“ Er zwinkerte sie an, während er sprach.
„Ich dachte schon, du fragst nie! Das würde ich sehr gern“, antwortete Chloe.
„War es nicht komisch, dass ich dich zum Abendessen eingeladen habe?“, fragte Moulton.
„Ich bin mir sicher das hängt davon ab, wen man fragt“, antwortete sie. „Director Johnson hält es sicher nicht für die beste Idee. Aber wie auch immer, lass mich ehrlich sein“, sagte sie, „ich hatte gehofft, du würdest mich fragen.“
„Du bist also eher traditionell? Du hättest mich also nicht gefragt? Du hättest gewartet, bis ich dich frage?“
„Es geht dabei weniger um Tradition, mehr um meine Ängste aus vergangenen Beziehungen. Von denen ich dir vermutlich ein wenig erzählen sollte. Bis vor ungefähr sieben Monaten war ich verlobt.“
Der Schreck in seinem Gesicht hielt nur für einen Moment an. Zum Glück sah sie keine Angst oder Verlegenheit in ihm. Bevor er irgendetwas antworten konnte, kam die Kellnerin zu ihnen, um ihre Getränkebestellung aufzunehmen. Beide bestellten schnell ein Sapporo-Bier, um nicht den Faden ihrer Konversation zu verlieren.
„Darf ich fragen, wie eure Beziehung endete?“, fragte Moulton.
„Es ist eine lange Geschichte. Die kurze Version ist, dass er zu bestimmend war und sich nicht von den Schatten seiner Familie trennen konnte – vor allem nicht von seiner Mutter. Und als ich dann plötzlich eine Karriere beim FBI vor mir hatte, war er keine große Unterstützung. Er war auch keine wirkliche Hilfe mit den Schwierigkeiten in meiner Familie…“
Es kam ihr in den Sinn, dass er vermutlich sogar ein wenig über ihre Familiengeschichte wusste. Als sie zum Ende ihrer Ausbildung angefangen hatte, die Geschichte aufzuwühlen, war ihr bewusst, dass es sich in der Akademie herumgesprochen hatte.
„Ja, ich habe so dies und das gehört …“
Er ließ diesen Satz im Raum stehen. Chloe verstand dies als Einverständnis, sollte sie mit ihm darüber reden wollen, dass er hier wäre, um zuzuhören. Und sollte sie sich dagegen entscheiden, dann wäre das für ihn auch in Ordnung. Und in diesem Moment, mit all den Gedanken, die in ihrem Kopf herumschwirrten, entschied sie, dass es jetzt oder nie war. Es macht ja keinen Sinn mehr zu warten, dachte sie.
„Ich erspare dir die Details für ein anderes Mal, aber ich denke ich sollte erwähnen, dass ich heute meinen Vater gesehen habe.“
„Also ist er aus dem Gefängnis raus?“
„Ja. Und ich glaube, dass es hauptsächlich an einigen Funden bezüglich des Todes meiner Mutter liegt, die ich in den letzten paar Monaten gemacht habe.“
Es dauerte eine Weile bis Moulton wusste, wie er die Konversation fortsetzen sollte.
Genau wie sie trank er einen Schluck von seinem Bier, um sich Zeit zu nehmen. Nach einem weiteren großen Schluck erwiderte er mit der besten Frage, die ihm einfiel.
„Bist du okay?“
„Ich glaube schon. Es war alles nur sehr unerwartet.“
„Chloe, wir mussten heute Abend nicht ausgehen. Ich hätte es voll und ganz verstanden, wenn du abgesagt hättest.“
„Das hätte ich fast. Aber dann habe ich es nicht eingesehen, ihm Kontrolle über einen weiteren Teil meines Lebens zu geben.“
Er nickte und sie beide nutzen die Stille nach dieser Unterhaltung, um einen Blick in ihre Speisekarten zu werfen. Die Stille zwischen ihnen blieb bestehen, bis die gleiche Kellnerin wieder an ihren Tisch kam, um die Bestellung aufzunehmen.
Als sie gegangen war, lehnte sich Moulton über den Tisch und fragte: „Möchtest du gerne drüber reden oder sollen wir es ignorieren?“
„Weißt du, ich glaube, ich würde es gerade lieber ignorieren. Es könnte nur sein, dass es heute Abend Momente gibt, in denen ich etwas abgelenkt bin.“
Er lächelte und stand langsam von seinem Stuhl auf. „Das ist fair. Aber lass mich etwas versuchen, wenn das für dich okay ist.“
„Was? ...“
Er trat einen großen Schritt auf sie zu, beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie. Sie schreckte zunächst zurück, unsicher darüber, was er tat. Aber als sie seine Intention verstand, ließ sie es geschehen. Und nicht nur das, sie küsste ihn auch zurück. Der Kuss war sanft, hatte aber gerade genug Dringlichkeit, um sie verstehen zu lassen, dass er darüber genauso lange nachgedacht hatte wie sie selbst.
Er unterbrach den Kuss, bevor es ungemütlich wurde; sie waren schließlich in einem Restaurant mit vielen anderen Gästen um sie herum. Chloe war nie jemand mit dem Drang zu öffentlichen Liebesbekundungen gewesen.
„Nicht, dass ich mich beschweren möchte, aber wofür war das?“, sagte sie.
„Aus zwei Gründen. Das war ich in mutig … etwas, was ich mich selten traue, wenn es um Frauen geht. Und ich wollte dir eine weitere Ablenkung bieten … hoffentlich Ablenkung genug, um die Situation mit deinem Vater eine Weile zu vergessen.“
Mit einem verwirrten Kopf und einer Wärme, die durch ihren gesamten Körper strömte, seufzte sie: „Ja, ich glaube, es könnte funktioniert haben.“
„Gut“, sagte er, „Außerdem beseitigt es die ganze Frage ‚Sollten wir uns am Ende unserer Verabredung küssen’, die ich immer verpatze.“
„Oh, diesem Kuss nach zu urteilen, sollten wir das auf jeden Fall wieder tun“, sagte sie.
Und, wie Moulton gehofft hatte, waren ihre Gedanken an das plötzliche Auftauchen ihres Vaters weit entfernt.
***
Das Abendessen verlief um einiges besser, als sie gehofft hatte.
Sobald sie einmal mit dem Thema des plötzlichen Erscheinens ihres Vaters umgegangen waren und nach Moultons unerwartetem Kuss verlief der Rest des Abends sehr entspannt.
Sie sprachen über Einzelheiten bei der Arbeit, über Musik und Filme, über Bekanntschaften und Geschichten aus ihrer Zeit an der Akademie, sowie über ihre Interessen und Hobbies. Es fühlte sich alles viel natürlicher an, als sie es erwartet hätte.
Leider bekam sie das Gefühl, sie hätte sich schon früher von Steven trennen sollen. Wenn das war, was sie verpasst hatte, während sie sich für ihn aus der Dating- Szene zurückgezogen hatte, dann war es eine Menge.
Sie aßen auf, blieben allerdings noch für ein paar weitere Getränke sitzen. Es war eine erneute Möglichkeit für Moulton seine Achtsamkeit und Zuneigung zu zeigen, denn er hörte nach zwei Getränken auf zu trinken, während sich Chloe ein Drittes bestellte. Er fragte sie sogar, ob sie lieber ein Taxi nach Hause nehmen möchte, für den Fall, dass sie sich unsicher mit ihm als Fahrer fühlte.
Er fuhr sie um kurz nach zehn zurück zu ihrer Wohnung. Sie war zwar bei weitem nicht betrunken, allerdings angetrunken genug, um sich Gedanken zu machen, die sie sonst nicht zulassen würde.
„Ich hatte einen wundervollen Abend“, sagte Moulton. „Ich würde es gerne ganz bald wiederholen, wenn du meinst, dass es unserer Arbeit nicht im Weg steht.“
„Ich auch. Danke, dass du mich endlich gefragt hast, mit dir auszugehen.“
„Danke, dass du ja gesagt hast.“
Sie hatte nie von sich behauptet, eine Meisterin der Verführung zu sein, reagierte aber auf seinen Kommentar damit, dass sie sich zu ihm hinüberlehnte und ihn küsste. Genau wie der Kuss im Restaurant begann dieser langsam und wurde dann immer inniger. Seine Hand hielt plötzlich ihr Gesicht und glitt dann ihren Nacken hinunter, um sie näher an sich heranzuziehen. Die Armlehne war zwischen ihnen und sie neigte ihren Körper zur Seite, um mit ihrer Hand seine Brust zu berühren.
Sie war sich nicht sicher, wie lang dieser Kuss andauerte. Er war langsam und extrem romantisch. Als sie sich voneinander lösten, war Chloe etwas außer Atem.
„Wir haben ja schon darüber gesprochen, dass ich noch nie wirklich viel ausgegangen bin“, sagte sie, „sollte ich also diesen nächsten Schritt falsch angehen, dann vergib mir bitte.“
„Welchen Schritt?“
Sie zögerte für einen Moment, aber die drei Getränke spornten sie an. „Ich möchte dich einladen, mit nach oben zu kommen. Ich würde gerne behaupten, dass es für einen Kaffee oder für ein weiteres Getränk ist, aber das wäre gelogen.“
Moulton sah aufrichtig überrascht aus. Es war ein Blick, der sie denken ließ, dass er sie vielleicht falsch verstanden hatte. „Bist du dir sicher?“, fragte er.
„Das klang falsch“, sagte sie verlegen, „Was ich sagen wollte, ist … ich würde das hier gerne ohne eine Armlehne zwischen uns fortführen. Aber ich werde nicht … ich werde nicht mit dir schlafen.“
Selbst in dem gedämpften Licht konnte sie sehen, wie er aufgrund dieses Kommentars errötete. „Das hätte ich auch nicht erwartet.“
Sie nickte, selbst etwas beschämt. „Also … würdest du gerne mit nach oben kommen?“
„Das würde ich sehr, sehr gerne.“
Dann küsste er sie. Diesmal ein wenig verspielter. Während des Kusses stieß er scherzhaft die Armlehne mit seinem Ellbogen an.
Sie löste sich von ihm und öffnete ihre Autotür. Auf dem Weg zu ihrem Haus konnte sie sich nicht daran erinnern, wann sie sich das letzte Mal so gefühlt hatte... so als würde sie schweben.
Schweben, dachte sie zu sich selbst und lächelte. Es war das Wort, welches Danielle mal genutzt hatte, um zu beschreiben, wie es sich anfühlte, von einem körperlichen High nach einem Orgasmus runterzukommen. Der Gedanke daran sorgte dafür, dass sich Chloe auf einmal ganz warm fühlte. Sie griff nach Moultons Hand, als sie das Gebäude betraten.
Sie nahmen den Aufzug und als sich die Türen schlossen, überraschte Chloe sich selbst, als sie ihn gegen die Wand des Aufzuges drückte und küsste. Jetzt da sie die Chance hatte, ihn endlich richtig zu berühren, packte sie seine Hüfte und zog ihn an sich heran. Ihr Kuss war deutlich heißblütiger und deutete auf so viele Dinge hin, die sie in diesem Moment gern mit ihm machen wollte.
Er war genauso begierig und legte seine Hände um ihren Rücken. Als er sie nah an sich heranzog und sich ihre Körper schließlich berührten, entwich ihr ein kleiner Seufzer. Es war ihr etwas peinlich.
Der Aufzug hielt an und sie löste sich von ihm. Sie konnte sich nur zu gut vorstellen, wie sie die anderen Mitbewohner des Hauses anschauen würden, wenn sie die beiden küssend im Aufzug vorfänden. Sie war erleichtert, als sie sah, dass auch Moulton etwas unsicher auf den Beinen und außer Atem war.
Sie führte ihn den Gang entlang zur vierten Tür, welche der Eingang zu ihrer Wohnung war. In diesem Augenblick fiel ihr auf, dass, außer ihrer Schwester Danielle, Moulton der erste Besucher in ihrer Wohnung war.
Eine Schande, dass ich nicht vorhabe, Zeit mit einer Tour durch die Wohnung zu vergeuden, dachte sie.
Das war ein erneuter Gedanke, der sie in Verlegenheit brachte. Sie hatte sich noch nie so körperlich zu einem Mann hingezogen gefühlt. Mit der Zeit war Sex eine formale und vorausgesetzte Sache mit Steven geworden. Und wenn sie ehrlich war, dann waren die Male, bei denen sie sich wirklich befriedigt gefühlt hatte, eher selten gewesen. Und das war auch der Grund, weshalb sie nie ein Verlangen nach Intimität mit ihm gespürt hatte.
Chloe schloss die Tür auf und sie betraten die Wohnung. Sie machte das Licht an und hängte ihre Handtasche über einen der Barhocker.
„Wie lange wohnst du schon hier?“, fragte Moulton.
„Seit sechs Monaten ungefähr. Ich habe nicht viele Besucher.“
Moulton trat auf sie zu und legte seine Hand auf ihre Hüfte. Ihre Köpfe näherten sich und sie begannen, sich langsam und bedeutungsvoll zu küssen. Es dauerte nicht lange, bis er sie sanft gegen die Küchentheke drückte und sein Kuss inniger wurde. Chloe fühlte sich bereits wieder atemlos und spürte ein Verlangen in sich aufsteigen, dass sie seit ihrer ersten intimen Begegnung mit einem Jungen in der High-School nicht mehr gefühlt hatte.
Sie unterbrach den Kuss lang genug, um ihn zum Sofa hinüberzuführen, wo sie sich nebeneinandersetzten und sofort weiterküssten. Es fühlte sich gut an, mit einem Mann auf diese Art zusammen zu sein, besonders mit jemandem, der ihr solch wunderbare Gefühle bescherte. Wenn sie den Teil ihrer Beziehung mit Steven mitzählte, in dem die Intimität zwischen ihnen praktisch gestorben war, dann war es etwa anderthalb Jahre her, seit ein Mann sie so geküsst und berührt hatte.
Schließlich – es fühlte sich an, als wären nur wenige Sekunden vergangen, obwohl sie vermutlich bereits seit fünf Minuten auf dem Sofa saßen – lehnte sie sich gegen ihn, sodass er keine andere Wahl hatte, als sich hinzulegen. Chloe legte sich auf ihn und seine Hand glitt langsam ihren Rücken entlang und unter ihrem T- Shirt nach oben. Diese leichte Berührung ihrer Haut löste eine Reaktion in Chloe aus, die sie nicht erwartet hatte. Sie stöhnte leicht und er antwortete, indem er seine Hand weiter ihren Rücken hinaufschob und mit seinen Fingern die Seite ihres BHs entlangstrich.
Sie setzte sich auf, ihre Beine rittlings zu beiden Seiten gespreizt, und lächelte ihn an. Ihr Kopf war wie benebelt und jeder Muskel in ihrem Körper schrie nach mehr.
„Ich meine, was ich gesagt habe“ sagte sie beinahe entschuldigend. „Ich kann nicht mit dir schlafen. Noch nicht. Das klingt vielleicht super altmodisch …“
„Chloe, alles ist gut. Du sagst mir, wenn es genug ist und das ist in Ordnung. Sag mir Bescheid, wenn ich nicht länger willkommen bin.“
Sie lächelte zu ihm hinunter. Seine Antwort reichte fast aus, ihre Meinung zu ändern. Aber sie war fest davon überzeugt, dass sie es nicht überstürzen sollten. Mit gespreizten Beinen auf ihrem Sofa auf ihm zu sitzen, ging schon fast an ihre Grenzen.
„Du bist noch immer willkommen“, sagte sie. „Klänge es seltsam, wenn ich dich fragen würde, ob du hierbleiben möchtest? Kein Sex, aber … einfach so nebeneinander schlafen?“
Das Angebot schien ihn zu überraschen. Sie vermutete, dass es wirklich etwas seltsam klang.
Und weißt du auch, wieso du ihn das fragst? Es war Danielles Stimme in ihrem Kopf, die sie immer ärgerte und trotzdem gleichzeitig irgendwie hilfreich war. Weil Dad heute bei dir aufgekreuzt ist und deine Welt auf den Kopf gestellt hat. Du willst, dass Moulton hier ist, damit du heute Nacht nicht alleine bist.
„Es tut mir leid“, sagte sie, „Das widerspricht sich und ist dumm und …“
„Nein, es ist in Ordnung“, sagte Moulton. „Das klingt schön, ich muss dich allerdings um eine Sache bitten.“
„Und das wäre?“
„Mehr Küsse, bitte“, sagte er mit einem Lächeln auf den Lippen.
Sie erwiderte sein Lächeln und folgte seiner Bitte gern.
***
Sie erwachte kurze Zeit später, als Moulton von der Couch aufstand. Sie stütze sich auf einen Ellbogen. Sie hatte ihr T-Shirt während des Knutschens ausgezogen – alles andere hatte sie aber noch an. Es hatte sich etwas merkwürdig angefühlt, in ihrer Hose auf der Couch einzuschlafen, aber sie war auf seltsame Weise stolz, dass sie sich zurückgehalten hatten. Sie warf einen Blick auf die Uhr an der Wand und sah, dass es bereits 5:10 Uhr morgens war.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte sie.
„Ja“, sagte er, „Ich … fühle mich nur ein bisschen komisch, weil ich hier übernachtet habe. Ich wollte nicht, dass es am Morgen danach merkwürdig zwischen uns ist und dachte, es wäre am besten, wenn ich gehe. Aber zumindest ist es nicht so seltsam, als hätten wir Sex miteinander gehabt.“
„Vielleicht war das genau mein Plan“, scherzte sie.
„Soll ich schnell gehen und wir tun so, als wäre das hier nie passiert?“, fragte Moulton.
„Ich glaube, es wäre mir lieber, wenn du bleibst. Ich mach uns einen Kaffee.“
„Sicher?“
„Sicher. Das wäre mir genau genommen sogar sehr viel lieber.“
Sie zog ihr T- Shirt an und machte sich auf den Weg in die Küche. Sie begann den Kaffee zu kochen, während Moulton sich sein Hemd wieder anzog.
„Es ist also Donnerstag“, sagte er, “Ich weiß auch nicht warum, aber es fühlt sich eher wie ein Samstag an.“
„Vielleicht liegt es daran, dass das, was wir gestern Nacht gemacht haben, eher etwas ist, was man normalerweise Freitagabend macht? Quasi als einen guten Start ins Wochenende?“
„Ich weiß es nicht“, sagte er, „ich habe so etwas schon eine ganze Weile nicht gemacht.“
„Das glaube ich dir nicht“, sagte sie, als sie die Kaffeemaschine anschaltete.
„Nein ehrlich. Ich glaube vielleicht zu Beginn der High-School. Das war ein gutes Jahr für mich – in Bezug auf Herummachen ohne Sex zu haben.“
„Na ja, offensichtlich hast du nichts verlernt. Letzte Nacht war … also, es war viel mehr als ich erwartet hätte, als du mich abgeholt hast.“
„Es geht mir genauso.“
„Aber ich bin wirklich froh, dass es so gekommen ist“, fügte sie schnell hinzu, „Alles genauso, wie es war.“
„Gut. Vielleicht können wir es ja wiederholen. Dieses Wochenende vielleicht?“
„Vielleicht“, sagte sie, „Aber meine Zurückhaltung schmilzt bereits dahin.“
„Vielleicht war das ja genau mein Plan“, sagte er mit einem verführerischen Lächeln.
Sie lief rot an und schaute schnell weg. Sie war ein bisschen überrascht, wie sehr es ihr gefiel, ihn so offensichtlich flirtend zu sehen.
„Schau“, sagte sie, „Ich muss unbedingt duschen gehen. Bediene dich gerne am Kühlschrank, wenn du etwas frühstücken möchtest. Der könnte allerdings ziemlich leer sein.“
„Danke“, sagte er. Es schien ihm schwerzufallen, seinen Blick von ihr abzuwenden.
Sie ließ ihn in der Küche zurück und machte sich auf den Weg ins Schlafzimmer, an welches das größere Badezimmer angrenzte. Sie zog sich aus, drehte das Wasser an und stieg in die Dusche. Sie wollte fast kichern, wenn sie daran dachte, wie die letzte Nacht verlaufen war. Sie fühlte sich wie ein Teenager, als sie das Gefühl genoss, ihn hier bei sich zu haben und sich wohl genug mit ihm zu fühlen, zu wissen, dass er sie nicht drängen würde, Sex mit ihm zu haben. Alles war auf eine seltsame Art und Weise so romantisch gewesen und zwei Mal hätte sie fast nachgegeben und doch mit ihm geschlafen. Mit einer ungewohnten Euphorie wünschte sie sich insgeheim, er würde sich trauen, zu ihr in die Dusche zu steigen.
Wenn er das macht, dann flöge alle Zurückhaltung zum Fenster hinaus, dachte sie.
Sie hatte fast fertig geduscht, als sie ihn tatsächlich hörte, wie er ins Badezimmer kam.
Besser spät als nie, dachte sie. Ihr ganzer Körper war vor Aufregung angespannt und sie wünschte sich sehnlichst, er würde sich zu ihr gesellen.
„Hey Chloe?“
„Ja?“, fragte sie etwas provokativ.
„Dein Handy hat gerade geklingelt. Vielleicht war ich ein bisschen zu neugierig … aber ich habe nachgeschaut und es war das Büro.“
„Oh wirklich? Ich frage mich, ob ein Fall ansteht …“
Dann hörte sie ein weiteres Klingeln, diesmal von einem anderen Handy. Es war näher, vermutlich in Moultons Hand. Chloe warf einen Blick um die Ecke, indem sie den Duschvorhang zur Seite schob. Sie schauten sich für einen Moment an, bevor Moulton den Anruf annahm.
„Hier spricht Moulton“, antwortete er. Er verließ das Badezimmer und ging in ihr Schlafzimmer zurück. Chloe verstand warum und drehte den Wasserhahn ab. Sie trat aus der Dusche und griff nach dem Handtuch auf dem Handtuchhalter. Sie grinste ihn an, als er ihr zuschaute, wie sie das Handtuch um sich wickelte. Nur weil sie sich letzte Nacht für anderthalb Stunden geküsst hatten, hieß das nicht, dass sie damit einverstanden war, jetzt komplett nackt vor ihm zu stehen.
Das Telefonat bot nicht viele Möglichkeiten zum Belauschen. Sie konnte nur hören, wie Moulton ein paar Mal „Okay … ja Sir …“, antwortete.
Der Anruf dauerte etwa eine Minute und als er fertig war, streckte Moulton seinen Kopf spaßend ins Bad. „Darf ich reinkommen?“
In ein Handtuch gewickelt, das alle wichtigen Körperteile verdeckte, nickte sie.
„Das war Assistant Director Garcia. Er sagte, dass er versucht hat, dich zu erreichen, aber du hast das Klingeln wohl nicht gehört.“ Er lächelte sie an und fuhr fort. „Er sagte, ich solle dich anrufen oder bei dir vorbeifahren und dich aufwecken. Es gibt einen Fall, den wir übernehmen sollen.“
Sie kicherte, als sie aus dem Badezimmer und in ihr Schlafzimmer trat. „Denkst du, letzte Nacht wird uns in unserer Arbeit beeinflussen?“
„Es könnte dafür sorgen, dass ich mich nach Feierabend in dein Motel Zimmer schleiche. Abgesehen davon ... weiß ich es nicht genau. Wir werden es sehen.“
„Kannst du mir bitte eine Tasse Kaffee einschenken? Ich muss mich anziehen.“
„Ich hatte gehofft, ich könnte eben kurz deine Dusche benutzen.“
„Na klar. Obwohl es schöner gewesen wäre, wenn du das vor etwa zehn Minuten gefragt hättest, als ich noch unter der Dusche stand.“
„Für das nächste Mal weiß ich Bescheid“, sagte er.
Als er sich unter die Dusche stellte und Chloe begann sich anzuziehen, wurde ihr bewusst, dass sie glücklich war. Ziemlich glücklich sogar. Zu allem, was letzte Nacht passiert war, kam nun ein noch neuer Fall … es schien, als wäre ihr Tag von dem plötzlichen Erscheinen ihres Vaters ganz und gar nicht aus der Bahn geworfen worden.
Aber wenn sie eines von ihrer merkwürdigen Familiensituation gelernt hatte, dann war es, dass man all dem nie wirklich entkam. Auf die eine oder andere Weise holte es einen doch immer wieder ein.