Читать книгу Irving - Honey Bee - Blossom Rydell - Страница 4

Оглавление

»Erst ein M, dann zwei,

von Maxi zu Maxi(me) –

von der Larve zum Schmetterling.«

Maxime


Kapitel 1

M

oira lachte zufrieden. »Genial! Ich bin spätestens um acht da! Also, dann bis später!«

Eigentlich hatte Irving geplant, an diesem Freitagabend zu Hause zu bleiben, aber als gegen sieben Uhr sein Telefon klingelte und ihr Name im Display seines Smartphones erschien, hatte er sich nicht zurückhalten können und das Gespräch angenommen.

Mit »Hey, Irving« hatte sie ihn direkt in dem Augenblick begrüßt, als er annahm. Sie hatte ihn gar nicht wirklich zu Wort kommen lassen und gleich ein: »Kommst du heute Abend in den Pub? Ich denke, ein paar andere kommen auch hin ... Wird sicher spaßig werden …«

Seufzend hatte er tief ausgeatmet, denn er wusste auf der Stelle, wie die Nacht wahrscheinlich wieder verlaufen würde. Runde um Runde würde es teure Getränke geben, die er sich nicht wirklich leisten konnte, und ohne jeden Zweifel würde obendrein Moira eines ihrer Trinkspiele veranstalten – eines der Art, in dem sie wieder einmal alle zugeben mussten, was sie getan oder, wie in seinem Fall, eben auch nicht getan hatten.

Womit konnte er schon aufwarten? Er war jetzt zweiundzwanzig Jahre alt und noch immer Jungfrau. Und letztlich erinnerten ihn diese Spielchen nur daran, wie verdammt erbärmlich sein Leben im Vergleich zu Moiras, mit all ihren tollen und super coolen Freunden, war. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, wusste er nicht einmal, warum sie mit einem so dürren Stubenhocker wie ihm überhaupt abhing. Aber seit sie sich im gleichen Kurs an der Universität über den Weg gelaufen waren, hatte sie ihn unter ihre Fittiche genommen und versucht, ihn ein wenig aus seinem Mauseloch herauszuholen.

»Na gut, für ein paar Drinks könnte ich kommen«, hatte er ihr auf ihren Vorschlag geantwortet.

Gleich darauf hatte sie auch das Gespräch auch schon beendet. Typisch, Moira … Sie ist und bleibt ein Wirbelwind, der mit allen und jedem in ihrer Umlaufbahn kollidiert und sie mit ihrer Anziehungskraft an sich kettet. Ihre Eltern müssen sich bei der Namenswahl etwas dabei gedacht haben … Moira, die Schicksalsgöttin …, war es ihm durch den Kopf gegangen. Aber er musste sich auch eingestehen, dass es ihm Spaß machte, etwas mit ihr zu unternehmen – wenngleich einige ihrer Freunde in seinen Augen richtige Arschlöcher waren.

Er warf einen langen Blick in den Spiegel seines Schrankes in der Ecke seines Zimmers und wusste, dass er sich unbedingt vorher ein passenderes Outfit aussuchen musste. Mit der weiten Jogginghose und dem ungepflegten T-Shirt, das er gerade trug, so bequem beides auch war, konnte er auf keinen Fall im Pub auftauchen.

Als er sein Shirt auszog und seinen dünnen Oberkörper im Spiegel erblickte, verspürte er einen tiefen Schmerz der Frustration, weil er insgeheim hoffte, irgendwann einmal mit Moira über den Bereich einer reinen kumpelhaften Freundschaft hinauszukommen, zumindest, wenn er nicht mehr so verdammt dünn wäre. Zwar sagte sie ihm immer, wie ›süß‹ und ›gutaussehend‹ er sei, aber tief in seinem Inneren vermutete er, dass er für sie nichts anderes als ein kleiner Bruder war, den sie aus seiner Komfortzone locken wollte, um ihm das dringend benötigte Selbstvertrauen zu geben.

Er schüttelte die dummen Gedanken aus seinem Kopf, wissend, dass es keinen Sinn hatte, sich nach einem Mädchen wie ihr zu sehnen. Sie ist auch einfach viel zu heiß und kann sich ihre Typen aussuchen, dachte er still. Warum, zum Teufel, sollte sie da einen so unerfahrenen Typen wie mich wollen, … selbst wenn ich Sport machen und etwas an Muskulatur aufbauen würde?

Mit einem tiefen Seufzer wandte er sich seiner Kommode zu und suchte sich ein Hemd heraus, derweil er sich wünschte, er wäre jemand anderes. Mit einem traurigen Blick in den Spiegel zog er es an und begann die Knöpfe zu schließen …


»Hey, Brien!«, rief Moira ihm zu. »Wir sind hier drüben!«

Als Irving in ihre Richtung blickte, sah er sie an einem der großen Tische im hinteren Bereich des Pubs. Sie grinste und winkte ihm zu, und er spürte, wie sich eine gewisse Nervosität und Aufregung in seinem Bauch bemerkbar machte.

Es erschien ihm immer noch völlig verrückt, dass ein Mädchen, das so heiß wie Moira war, tatsächlich mit ihm befreundet sein wollte. Für ihn war sie ohne jeden Zweifel das schönste Mädchen, das er je gesehen hatte. Sie war zierlich und blond, ihre Augen funkelten in einem strahlenden Blau und ihr straffer, gebräunter Körper verfügte über perfekte feminine Kurven an den genau richtigen Stellen. An diesem Abend trug sie ein enganliegendes weißes Minikleid, dass ihren Körper wie einen Handschuh umarmte und viel von ihrer honiggolden, makellosen Haut zeigte.

Als er sein Bier zum Tisch trug, bemerkte er Andrew, der sich nicht weit entfernt von Moira aufhielt und stöhnte unwillkürlich innerlich auf. Denn wie er selbst, schien auch Andrew eine gewisse Leidenschaft für sie entwickelt zu haben und es zu genießen, jede Gelegenheit zu nutzen, damit er sich in ihrer Gegenwart klein und erbärmlich fühlte, nur um bei ihr Punkte zu sammeln.

»Wir spielen ›Ich habe noch nie‹«, erklärte Moira, als Irving den Tisch erreichte und den einzigen verfügbaren Platz direkt gegenüber von Andrew nahm.

»Ja, okay …«, murmelte er. Doch zugleich wurde seine Stimmung direkt noch schlechter. Er hasste diese Trinkspiele und dieses besonders.

»Ich habe noch nie …«, setzte Moira an und sah jeden in der Runde nacheinander an, wobei ein freches Grinsen ihre glänzenden Lippen umspielte. »… einen Dreier mitgemacht.«

Auch Irving blickte sich am überfüllten Tisch um und fragte sich, ob einer von ihnen darauf anbeißen und zugeben würde, dass er so etwas bereits getan hatte. Von Mortimer wusste er, dass er es faustdick hinter den Ohren hatte und ging davon aus, dass zumindest er darauf bejahend reagieren und einen Schluck von seinem Glas nehmen würde – und wenn nicht, zumindest erklärte, es bereits getan zu haben. Doch zu seinem grenzenlosen Erstaunen hielt sich Mortimer diesmal zurück.

Es entstand eine längere Pause …

… und dann war es plötzlich Moira, die ihr Glas anhob und mit einem breiten Grinsen einen langsamen Schluck nahm.

»Moira!«, rief Serena überrascht aus. »Wann ist das gewesen?«

»Letztes Jahr«, griente sie. »Während ich in Australien unterwegs war.«

»Zwei Jungs oder ein Typ und ein Mädchen?«, mischte sich Mortimer direkt ein und schaute sie, neugierig auf ihre Antwort, mit einem frechen Grinsen an.

»Wenn du darüber mehr wissen willst, dann versuch‘ es doch herauszufinden«, neckte sie ihn zurück und lachte.

Augenblick entwickelte Irving ein Kopfkino, das ihn nicht loslassen wollte: Moira, die sich zwischen zwei muskulösen Typen befand, stöhnte und heftig nach Luft schnappte.

»Okay! … Jetzt bin ich dran!«, verkündete Andrew lachend.

Irving begann sich sofort unwohl zu fühlen, als sich dessen dunklen Augen auf ihn richteten.

»Ich habe noch nie …«, setzte Andrew an, ohne seinen Blick von ihm zu lassen, »Sex gehabt!«

Fick dich, Andrew!, dachte er und spürte, wie ihm schlecht wurde. Wenn ich es nicht zugebe und so tue, als würde ich ruhig einen Schluck von meinem Bier nehmen, wird er zweifellos Einzelheiten wissen wollen, und ich muss ihm irgendeine halbwegs glaubhafte dumme Lüge erzählen … Aber wenn ich mein Bier unberührt lasse, wird jeder am Tisch definitiv wissen, dass ich noch eine Jungfrau bin.

Als alle in der Runde ihre Blicke auf ihn richten, spürte er die aufsteigende Hitze an seinen Wangen. Er wollte etwas erwidern, doch da sprang ihm bereits Moira hilfreich zu Seite und rettete ihn.

»Ach, komm‘ schon!«, lachte sie. »Das ist eine so langweilige Frage, Andrew … Das Spiel ist eh Scheiße … Ich habe da was Besseres!«

»Was denn?«, fragte er und hob, sichtlich genervt, weil er sich eine Antwort von Irving erwartet hatte, eine Augenbraue.

»Ihr wisst ja, nächste Woche ist Halloween und ich mache eine Fete, nicht wahr?«, erwiderte sie. »Wie wär’s, wenn wir eine Runde Flaschendrehen spielen, bei der es darum geht, dass immer je zwei von uns die Kostüme für die Party für den jeweils anderen aussuchen?«

Kaum hatte sie das vorgeschlagen, brachen alle in ein aufgeregtes Lachen aus, während sich Irving direkt etwas entspannte – denn das von Moira vorgeschlagene Spiel schien um einiges harmloser zu sein als das aktuelle.

»Ich mache gleich mal den Anfang«, bestimmte sie forsch. Dabei nahm sie sich eine der leeren Bierflaschen vom Tisch, legte sie bäuchlings und drehte sie schwungvoll.

Gebannt starrten alle die Flasche an und warteten ab, auf wen sie am Ende zeigen würde, während Moira ihr noch einmal etwas Schwung versetzte.

»Hey, das ist nicht fair! Du manipulierst ja!«, lachte Mortimer.

Moira zuckte grinsend die Achseln, drehte die Flasche direkt noch einmal herzhaft und hörte erst auf, als der Flaschenhals auf Irving zeigte. Kichernd klatschte sie vor Aufregung in die Hände und strahlte ihn mit ihren funkelnden blauen Augen an. »Oh, mein Gott! Ich weiß schon ganz genau, welches Kostüm ich für dich auswählen werde, Irving!«

»Wie bitte?!«, entfuhr es ihm, in der stillen Hoffnung, dass das Kostüm nicht zu peinlich ausfallen würde. »Was?!«

»Was? … Das wirst du nächste Woche herausfinden«, neckte sie ihn.

Als die anderen mit dem Flaschendrehen anfingen, um sich ihre Partner auszusuchen, verspürte Irving eine seltsame Erregung. Normalerweise hasste er derartige Kostüm- oder Motto-Partys, weil er sich gern möglichst unauffällig verhielt. Aber dieses Mal fühlte es sich für ihn irgendwie anders an. Das lag daran, dass es ihn begeisterte, für Moiras Kostüm verantwortlich zu sein – sie zu verkleiden. Aber obendrein freute er sich darauf, mehr Zeit mit ihr zu verbringen – auch wenn es vielleicht nicht allzu lang war, so doch zumindest einmal ohne die Gruppe …


Irving - Honey Bee

Подняться наверх