Читать книгу Im Irgendwo der Jahre - Brigitte Bosch - Страница 8
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Am Anfang war der Ort
Als er dieses Wesen erschafft, ist er nicht so ganz bei der Sache und wirkt ein wenig aufgedreht.
Mit seiner Konzentration ist es nicht weit her an diesem Tag. Das Geschlecht des neuen Menschen entscheidet er nahezu beiläufig und sein Wankelmut in dieser Frage schlägt sich, wie sich noch erweisen wird, auf eigenartige Weise im Geschöpf nieder.
Ganz in Gedanken und arg zerstreut in diesem, für das winzige Leben so bedeutenden, Moment hantiert er fahrig, greift wahllos und mehrfach in die Töpfe mit den Eigenschaften, Charaktermerkmalen und Fähigkeiten. So kommt es zu manch Doppelpack, so in der natürlichen Anmut und Grazie, im Eigensinn, auch im Langmut, in der Neugier und zu einer Wachsamkeit, die die Grenze zum Hellsichtigen zu überschreiten scheint.
Hat er etwa zweimal in den Topf mit den Gesichtern gegriffen? Das unterläuft ihm selten. Der Überirdische hält irritiert inne und begutachtet sein Werk.
Tatsächlich schimmert ein zweites Gesicht durch.
Passiert ist passiert.
Fast könnte man annehmen, er sei verliebt, aber er heißt ja nicht Odysseus. Der mit seinen Weibergeschichten hat ja nichts mit ihm gemein.
Zurück zum fast vollendeten Werk. Im Innehalten bemerkt er seine übermäßige Freigiebigkeit und greift kurzerhand inbrünstig noch einmal kräftig zu, diesmal in den Pott mit Schrott.
Da gibt es Leiden zu verteilen und Schmerzen, Lasten aller Art und so Sachen, die Kummer machen. Dem Geschöpf wird kalt am Rücken, hört es doch sein wohl aufmunternd gemeintes Gegrummel: „Mädel, dir ist viel zuzumuten. Du schaffst das schon!“
Leichte Übersättigungsübelkeit macht sich in dem ach so frischen Körper breit. Das Kind will schreien und spucken. Doch nichts geht.
„Raus hier, bloß raus hier!“, durchfährt es das Wesen. Es streckt sich und spürt den Widerstand. Sein Kopf scheint sich in einem Schraubstock zu befinden.
„Oh, dieser Druck!“, stöhnt es in sich hinein.
Den Rest erlebt das winzige Geschöpf wie in Trance.
Noch erblickt es nicht das Licht. Noch weiß es nicht, dass dies sein Ort sein wird.
Noch weiß es nicht, dass es ist.
Welch ein begnadeter Zustand.
Draußen, außerhalb des Geburtskanals, schmiegt sich die Luft heiß an das sanft geschwungene Weizenfeld.
Die Sonne steht senkrecht. Es ist Erntezeit.
Männer und Frauen bewegen sich ruhig und gleichmäßig. Die Köpfe sind gesenkt, ihre Bewegungen ähneln Wellen. Eine Melodie der Körper. Arme holen weit aus. Zischend zerschneiden Sensen die Luft. Ihr Schwung löst Vibrationen aus. Die Mäher bilden eine Reihe und wie beim Militär heben und senken sie ihr Gerät als eine Einheit. Soldatisch schreiten sie voran, gemessenen Schrittes. Die Sensen fressen sich durch die Halme. Es knirscht und rauscht.
Schauten die Menschen von ihrer Arbeit auf, so fiele ihr Blick ins Tal auf das Dorf.
Aber sie heben ihren Blick nie.
Das Dorf liegt ausgestorben da.
Jede Hand wird hier oben gebraucht. Mit kräftigen Griffen schieben die Frauen die Ähren zusammen und binden sie zu Garben.
Die Beine gespreizt stehen sie fest. Ihre gebeugten Rücken schwingen. Die Garben liegen kreuz und quer auf dem Stoppelfeld.
Die größeren Kinder sammeln sie und stellen sie zu Hocken auf. Im Inneren der dunklen Garbenhöhlen flüstern sich die Kleinsten gruselige Geschichten von Kobolden und Geistern zu. Zu den Männern mit den Sensen dürfen sie unter keinen Umständen. „Dort lauert Gevatter Tod persönlich!“, hat man ihnen eingeschärft.
Über dem Feld schwirrt die staubige Spreu in der Hitze. Das Wetzen und Dengeln unterbricht dann und wann den immer gleichen Ablauf, bevor es weiter geht.
Als Guste, die junge Frau mit dem rotgepunkteten Kopftuch, mitten im Binden einer Garbe in die Knie geht, fällt es zunächst Niemandem auf. Sie verharrt stumm, macht nicht viel Aufhebens, weiß nicht so recht.
„Es wird schon vorbei gehen. Alle Frauen machen es durch. Jetzt nur nicht schreien.“
Neben ihr arbeitet die Liese, eine ältere Frau. Sie macht ihre Arbeit auf dem Feld in einem gleichmäßigen Rhythmus: beugen, sammeln, binden, beiseitelegen, Schritt schräg seitwärts vor. Und das Ganze von vorn und wieder und wieder. Die Alte ist im Reinen mit sich. Die Jahre haben sie gelehrt, ihr arbeitsreiches Leben anzunehmen, ja zu lieben und so lächelt sie auch heute vor sich hin und summt. Mit der Melodie wiegt ihr massiger Körper. Sie schaut auf die Garben, ist versunken in ihre Arbeit.
Doch sie spürt, dass sich etwas Unvorhergesehenes ankündigt.
Sie schaut auf und sieht die junge Guste auf dem Stoppelfeld liegen. Aufgeregt ruft sie aus: „Ein Kind kommt! Der Herrgott schickt uns ein Kind!“
Dann geht alles ganz schnell. Die Sensen ruhen. Erntearbeiter treiben Pferde zusammen und spannen sie vor den Leiterwagen. Kräftige Männerarme packen zu und heben die sich windende junge Frau auf die staubige Pritsche. Dort liegt die Guste gekrümmt und wälzt ihren Bauch hin und her. Mit geweiteten Augen scheint sie wie von Sinnen. Einen Laut gibt sie nicht.
Der alte Franz führt die Pferde. Die Liese geht mit, will der Guste in ihrer Stunde beistehen. Der vorsichtig bugsierte Wagen hat das Dorf fast erreicht. Da läuft die Sache aus dem Ruder, ausgerechnet dort, wo die Gedenkplatte für den Kaiser frisch angebracht ist: So still wie die Guste vorher war, so aus der Tiefe ihres Körpers heraus beginnt die Gebärende fortan zu schreien, so gellend, so schrill. Sie schreit, als hole sie keinen Atem zwischendurch, als wolle sie ihre Lunge aus dem Körper herauspressen. Dabei geht es doch um das Kind.
Die zwei Braunen, die behäbigen, treuen Ackergäule vom Landammerhof, geraten durch den unerwarteten Lärm so außer sich, dass sie sich mit ganzer Wucht in ihrem Geschirr aufbäumen und in wilder Fahrt auf und davon preschen. Vergeblich versucht Franz noch, eines der Pferde zu halten. Doch er gerät ins Taumeln und stürzt. Ratlos schaut er dem Gefährt nach, wie es durch das Dorf staubt und sich bald als kleiner Punkt am Horizont verliert. Franz rappelt sich auf und kratzt sich den Kopf.
Der nicht enden wollende Schrei der jungen Frau verweht und erstirbt, als die rasenden Gäule am Ende des Dorfes vom Wald verschluckt werden.
„Die haben aber Staub aufgewirbelt!“, kommentiert Liese das Geschehen. Breitbeinig, ihre Hände in die Hüften gestemmt, steht sie da und schüttelt den Kopf.
Nach einer Weile wendet sie sich um und geht zum Haus der Mathilde Monbach. Die Monbachersche ist keine Hebamme, aber kennt sich mit Geburten aus. Sie kann helfen. Doch diesmal nicht, denn vor zwei Tagen hat sie sich den Fuß gebrochen. „Ach, herrje!“, seufzt Liese, „Ein Unglück kommt selten allein.“
Die alte Frau schaut hilflos drein, bis sie entschlossen einen neuen Weg einschlägt und mit den Fäusten an eine andere Tür schlägt. Nun ist der Dorfschlachter gefragt. Liese berichtet ihm von der Malesche mit dem Wagen, der Gebärenden und der Monbacherschen. Ohne zu zögern greift er sich eine Schere und einige andere Schlachtgeräte, bevor er Liese begleitet. Eine Schar greiser Männer gesellt sich zu ihnen.
Eigentlich war der bullige Schlachter gerade noch mitten beim Ausputzen der Schlachtbank gewesen. Jede Aufregung ist ihm zuwider. Er liebt die gleichmäßigen Schwingungen von Tagen, die sind wie der Lehm, auf dem sein Haus gebaut ist, glatt, weich, anschmiegsam. Aber nun ist es einmal so, dass es anders ist. Nun macht er sich auf den Weg, erreicht sein Ziel, klettert auf den Leiterwagen und holt sein Gerät heraus.
Er will es gerade geordnet ablegen, als er sieht, wie sich die Vulva zwischen Gustes Beinen wölbt.
„So viel anders als bei einer Kuh ist das auch nicht“, murmelt der Mann. Beherzt und kraftvoll packen seine grobschlächtigen Hände zu. Liese hockt sich neben die Gebärende und drückt ihre Unterarme mit dem Gewicht ihres Körpers auf Gustes oberen Bauch. Sie kommt in Schweiß und stöhnt mehr als die Guste, doch ohne Erfolg. Nichts rührt sich. Bis die Gebärende einen urwüchsigen, langsam anschwellenden Laut zwischen tiefem Röhren und Zischen von sich gibt und alle aufhorchen. Gustes kehliger, rauer Ton gleicht sich dem eines Bären an.
Es tut sich was.
Gebärig sozusagen.
Und siehe da: Es flutscht.
Einer Schale gleich hält der Schlachter seine Pranken und fängt das Neugeborene darin auf. So geborgen wirkt das nasse, blaurot schimmernde Geschöpf sehr durchsichtig, nackt und irgendwie verloren. Unschlüssig schaut der Dorfschlachter sich um, bis er unvermittelt seine muskulösen Arme der Liese entgegen streckt. Er reicht ihr das Kind. Fachmännisch und beiläufig durchtrennt er die Nabelschnur. Das, von Liese in Linnen gehüllte, Neugeborene schiebt der Schlachter mit einer ungelenken Geste überraschender Fürsorglichkeit Guste an die Brust.
„So! Ich werde hier wohl nicht mehr gebraucht!“, verkündet er.
Als der Dorfschlachter von der Pritsche springt, knirscht der Holzwagen seufzend auf. Seine in Tuch gewickelten Werkzeuge trägt er geschultert und schreitet ausholenden Schrittes seinem verdienten Feierabend entgegen. Den Fritz, den Mann von der Guste, sieht er wohl kommen, aber der Abstand zwischen ihnen ist groß. Auch näher beieinander wäre es dem Schlachter niemals in den Sinn gekommen, seinen Gang zu verlangsamen und auf Fritz zu zugehen, um dem Vater zu berichten von Geburt und Kind.
Nein, das ist nicht seine Sache.
Fritz nimmt den Dorfschlachter nicht wahr. Sein Blick ist nach vorn gerichtet. Der Ziegler hastet. Er schwitzt. Seine Augen zittern in ihrer Höhle. Er beginnt zu laufen. Es geht bergauf. Er rennt trotzdem und keucht. Sein Blick irrlichtert, wird aber milder und sehender, als er mit stockendem Atem wahrnimmt, was sich ihm am Ende seines Weges bietet. Auf einer Lichtung sieht er es. Die Abendsonne wirft ein mildes Licht auf die Szene.
Das Gespann steht friedvoll am Rande der Tannen, die Pferde eng beieinander. Eines schnaubt entspannt. Keines der Pferdebeine regt sich.
Guste hockt auf dem Leiterwagen mit dem Rücken an die schräge Seitenwand gelehnt. Sie hält das Kind. Es ist blutverschmiert, doch ausgesprochen rosig. Wie eine Königin blickt Guste ihrem Mann entgegen, der sich aus der Gruppe der Dörfler heraus schält und auf sie zu stürmt.
Wer diese ernste Frau lächeln sehen will, der muss sie anschauen, wenn sie mit ihrem Fritz zusammen ist. Dann kann sie aufmerksam zuhören, wirkt gelöst und fröhlich, ja lacht sogar lauthals los.
Doch niemals hat sie bisher so gestrahlt wie in diesem Moment, als Fritz sich anschickt, auf den Wagen zu klettern und schließlich vor den Zweien niederkniet, vor ihr und dem neugeborenen Mädchen.
Es ist ihr erstes Kind.
Die von der Suche nach der Gebärenden erschöpften Männer haben das Geschehen eine ganze Weile bis in die Dämmerung hinein beobachtet. Nun aber, nachdem Fritz auf dem Leiterwagen ist, kommt Bewegung in die Menge und die ersten machen sich palavernd auf den Rückweg.
Einige lassen sich Zeit und eskortieren das Gespann mit der neuen Erdenbürgerin und den frischgebackenen Eltern, das sich irgendwann schleppend in Bewegung setzt. Es ist schon dunkel, als die kleine Prozession das Dorf erreicht. Auf dem rumpelnden Holzgefährt sind Mutter und Kind eingenickt.
„Ich bringe mein Jahrhundertkind“, ruft Fritz, als der Wagen am Spalier erwartungsvoller Dörfler vorbei fährt.
„Geboren im denkwürdigen Jahr 1900. Zwar kein Junge, aber so wird aus Wilhelm eben Wilhelmine.“ Der junge Vater reißt die Arme hoch. „Für unseren Kaiser. Er lebe hoch!“, tönt Fritz mehrmals. Seine Stimme droht zu kippen.
Hochrufe erschallen.
Auf den Kaiser natürlich.
Mit geschwellter Brust steht der junge Vater auf dem Wagen vor seiner kleinen, schläfrigen Familie und winkt den Dörflern zu. Alles an ihm ist Stolz und Würde, auch wenn er noch seine Arbeitskluft trägt.
Das alte, löcherige Kopfsteinpflaster ist uneben. Der Wagen holpert und ruckelt.
Die aufrechte, ja fast staatstragende, Haltung des frischgebackenen Vaters beginnt sich aufzulösen und er schwankt bedenklich hin und her, bevor er krachend zu Boden geht.
„Unser Jahrhundertkind“, murmelt er kaum hörbar.
Einer von hinten schreit ohne Unterlass: „Lang lebe der Kaiser!“
Fritz hat sich beim Sturz den Knöchel verstaucht. Er hockt neben den Schlafenden und reibt sich die schmerzende Stelle.
Wäre das Kind ein Wilhelm geworden, so riefe man es Willi. Doch Wilhelmine ist ein Mädchen. Gerufen wird sie im Laufe der Jahre schlicht Minna. Das so bedeutsam Wilhelminische ihres Namens findet sich im Mittelteil des so genannten Zeitalters. Doch das kümmert Minna nicht. Es erfüllt sie auch nicht mit Stolz.
„Ich bin kein Kind des Kaisers!“, kann man sie bald trotzig sprechen hören, wenn die Erwachsenen über die Umstände ihrer Geburt und die Namensgebung reden.
Minna ist Minna und Minna wächst.
„Minna! Kind, komm mal her! Du musst anprobieren. Jetzt, wo du in die Schule kommst, brauchst du eine Jacke. Nur mit den Leibchen und dem Leinenhänger drüber kannst du nicht los. Streck deine Arme. So, ganz vorsichtig hineinschlüpfen, sonst piekst und sticht es dich. Es ist nur mit Nadeln zusammen gesteckt. Gib acht! Kein Blut auf den Wollstoff! Steh halt still. Was ziehst du für ein Gesicht? An das Kratzen gewöhnst du dich. Den tranigen Geruch kennst du doch vom Schlachten, oder? Nein, sie bleibt nicht so lang. Ich nähe das noch an zwei Stellen um. Die Abnäher lasse ich erst dann raus, wenn du gewachsen bist. Gefällt dir das Blau? Pass bloß drauf auf! Sie darf auf keinen Fall schmutzig werden! Halten muss die Jacke, bis dein Bruder Franz rein passt! Sowas Wertvolles gibt es nicht alle Tage. Sagt die Mutter auch? Das denk ich mir wohl. Ich mach’s ja auch nicht umsonst.“
Zum Kirchgang darf sie das blaue Prunkstück tragen, auch wenn die Schule noch nicht begonnen hat. Die Ärmel werden, trotz der Abnäher, umgeschlagen und die Jacke ist lang wie ein Mantel.
Sie geht neben dem Vater.
Dies ist ihr Platz.
Ihre Beine machen zwei Schritte, wo der Mann einen setzt. Rechts von ihm spaziert eingehakt die Mutter.
Vom Haus aus führt es die Dorfstraße bergauf, immer den leichten Windungen der Straße nach. Die Kirche liegt am anderen Ende, wo die Felder auf der Anhöhe beginnen und der Weg zum Wald abbiegt.
Türen öffnen sich und andere Kirchgänger stoßen frisch herausgeputzt hinzu. Grüße und Lächeln, oder nichts dergleichen. Selten mal angeregtes Geplapper bis vor die Kirchentür. Das schickt sich nicht.
Das Mädchen blinzelt ihren Spielkameraden vom abendlichen Fangenspielen heimlich zu.
Minna liebt es, an Vaters warmer, fester Hand zu gehen. Nie sonst hat sie Gelegenheit, ihm derart nahe zu sein.
Sie achtet darauf, auf welche Weise ihr Vater gegrüßt wird und spürt, dass er im Dorf wohlgelitten ist, selbst als ein einfacher Ziegelmacher.
Unentwegt schaut sie ihn an, wie er in der Kirchbank sitzt. Ihr Blick tastet seine Gestalt von oben bis unten ab, streift über die großen Hände und an dem leicht abgewetzten Ärmel seiner Jacke vorbei, hinauf zum steifen, weißen Kragen und dem erhobenen Haupt. Ihr gefällt die Neigung seines Halses vom Kragen bis zum Haaransatz, der immer gut ausrasiert ist. Ihr Blick gleitet über seine vollen schwarzen Haare, die trotz der Kürze noch leicht gewellt sind. Hängen bleiben ihre Augen minutenlang in seinem Gesicht. Sie will erforschen, was ihn so bedeutend macht.
Den Gottesdienst erlebt sie mittelbar. Minna folgt jedem seiner Regungen auf die Worte in der Predigt, die sich in seiner Miene spiegeln. Wann ist er ergriffen, wann gleichgültig, wann traurig, wann in-sich-gekehrt, wann aufgebracht, wann liebend?
Eigentlich weiß sie nichts über ihren Vater, doch Minna findet, man kann in seinem Gesicht lesen. Seine Stirn, Augen und Mundwinkel können Geschichten erzählen, die man nicht hören kann, aber man kann sie sehen. Das Mädchen findet, er ist ein schöner Mann, hochgewachsen und stattlich.
Wärme durchflutet sie in dieser Stunde, in der sie neben ihm sitzen darf.
Sie liebt, sie verehrt diesen Vater, der doch sonst kaum ein Wort mit ihr spricht.