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Prolog

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Die Sprache der Stämme der Nordwestküste Kanadas ist kaum in Buchstaben festgehalten. Wie so oft unterlag auch sie fortwährend der mündlichen Überlieferung. Für uns Europäer ist es fast unmöglich, diese Worte auszusprechen. Ich habe Menschen in dieser Sprache sprechen hören und war tief beeindruckt. Obwohl ich kein Wort verstanden habe, war ich gefangen in einer anderen Welt.

Deshalb komme ich nicht umhin, dieses Vorwort zu schreiben. Denn nicht nur das wundervolle Land British Columbia, die Heimat meiner neuen Freunde, und deren Sprache hat mich tief berührt, auch ihre Kultur, die alle Vorstellungen vom Bild des typischen »Indianers«, das in Europa so flächendeckend kursiert, und die mehr als 500 Nationen der Ureinwohner ganz Nordamerikas oft nur auf die Plainsindianer beschränkt.

Die Kultur der Nordweststämme Kanadas, der Tlingit, Haida und Küstensalish, zu denen auch die Sqamish gehören, war einzigartig. Totempfähle, geschnitzte Holzmasken für Tänze und Zeremonien und die mit Schnitzereien verzierten Hauseingänge, den Schutzpatronen der Bewohner, prägten ihre Kultur und dieses Bild.

Die Natur und das raue Land, die steilen, bewaldeten Küstenberge und der Pazifik hatten die Menschen, die dort lebten, geprägt. Und die Menschen spiegelten das alles in ihrer Kunst und Kultur wider.

Weiter im Inneren des Landes und in den Rocky Mountains gab es ursprünglich keine Totempfähle. Diese gehörten nicht zu den Stämmen und Kulturen, die dort lebten: Skwahla, Cree, Kootaney, Nakota, um nur einige zu nennen.

Dennoch vermischten sich die Kulturen der Aborigines, der Ureinwohner Kanadas, z. B. durch Hochzeiten, bereits vor vielen Jahrhunderten. Somit verbreitete sich die Kunst der Pfahlschnitzer im ganzen Land. Uralte Pfähle und andere Schnitzereien der Nordweststämme haben auch dort durchaus ihre Berechtigung.

Diese Vermischung der Kulturen hat sich bis in die heutigen Tage fortgesetzt.

Viele der einstigen Stämme sind durch Seuchen und Epidemien der weißen Europäer zugrunde gegangen. Die ursprüngliche Lebensweise der Überlebenden wurde zerstört. Von den etwa 500 verschiedenen Stämmen gibt es heute nur noch einen Bruchteil. Das Wort »Minderheit« ist somit eine traurige Tatsache.

Die Zahl der in British Columbia lebenden Aborigines macht nur noch weniger als ein Prozent der Bevölkerung aus! Die noch am stärksten vertretenen Ureinwohner, die Cree, sind allerdings in ganz Nordamerika beheimatet. Dafür sei hier vergleichsweise erwähnt, dass in Vancouver 80 % Asiaten leben, deren Vorfahren in der Zeit des Goldrausches in das Land einwanderten.

Die Reservationen sind klein und unscheinbar. Ein Schild am Straßenrand weist darauf hin. Die Häuser stehen abseits der Straße, oft versteckt hinter den Bäumen. Sie pflegen ihre Kultur und Spiritualität und leben ihr Leben in der Gemeinschaft, in der sie das sein dürfen, was sie sind. Ein befreundeter Uramerikaner sagte mir vor Antritt meiner Reise, ich solle ihnen fern bleiben. Sein Volk wolle nichts mit Weißen zu tun haben, auch nicht mit europäischen Touristen. Die Enttäuschungen der letzten fünfhundert Jahre seien zu groß gewesen. Dieser durchaus moderne Mensch hatte seinem Volk erzählt, dass sie ihre Spirits verlieren, wenn sie sich mit uns »einlassen«. Und dennoch bin ich sehr offenen, gastfreundlichen und neugierigen Ureinwohnern begegnet, die gern von sich und ihrer Kultur erzählten. Sie wollen sie vor dem Vergessen schützen und dass auch wir Europäer etwas davon in unsere Welt mitnehmen.

Am stärksten prallen die Welten in der Metropole Vancouver aufeinander. Eine Reservation, ein Stadtviertel in Armut unter einer modernen Highwaybrücke, verschlug mir tatsächlich die Sprache. Die Söhne und Töchter der Erde und des Pazifiks leben hier auf dem Asphalt, eingezäunt von einem zweieinhalb Meter hohen Maschendrahtzaun. Sie wollen damit ihr eigenes Territorium schützen. Kein Fremder ist hier willkommen. Ich kann sie verstehen, und es tut wahrhaftig im Herzen weh. So möchte niemand leben. Dennoch ist es ihr Zuhause, von Anbeginn. Die Stadt wurde um sie herum gebaut. Niemand hat sie gefragt, und bis heute gibt es keine Landabtretungsverträge zwischen den Aboriginies und British Columbia. Sie protestieren. Sie kämpfen einen ungleichen Kampf. Aber aufgeben werden sie nie.

Der Verkauf von unberührtem Land der Aborigines hat tatsächlich vor einigen Jahren in Vorbereitung der Olympischen Winterspiele, die im Februar 2010 stattfanden, am Whistler Mountain für Furore gesorgt und zu weitgreifender Uneinigkeit unter der Bevölkerung der Squamish geführt.

Der Landraub ist den Ureinwohnern immer gegenwärtig, auch heute noch.

Sheloquin gab es übrigens tatsächlich. Er lebte mit seinem Bruder auf eigenem Land. Es gab Weiße, die das Land unbedingt haben wollten, und da es die Brüder nicht hergaben, begann man, sie zu schikanieren. Das kostete einen Bruder das Leben. Der andere blieb hartnäckig.

Das war die Idee, der folgende Geschichte zugrunde liegt.

Herzlichen Dank für die freundlichen und offenen Begegnungen

und die schöne Zeit in eurem wundervollen Land,

in British Columbia.

ChiChi aus Hope,

Shayla aus Boston Bar

Edgar Allan Rosetti, Vancouver

Haihai ist Cree und heißt Danke

Sheloquins Vermächtnis

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