Читать книгу Der Lombard-Raum - C. Frank Onia - Страница 4
Kapitel 1 Vorfall auf hoher See Es war eine kalte und raue März Nacht 2010, in der sich die Fregatte F215 Brandenburg, auf dem Weg zu einem NATO-Manöver in der Ostsee befand. In einigen Tagen sollten Sie in Stockholm auf weitere Marineverbände und Truppen der Nato treffen, um dann in der Ostsee ein umfangreiches Manöver zu bestreiten.
ОглавлениеFregatten sind nach heutigem Verständnis die kleinsten Kriegsschiffe, die noch selbstständige Operationen durchführen können. Fregatten dienen dazu, mit ihrer spezialisierten Kampfkraft anderen Kriegsschiffen ergänzend beizustehen. Beispielsweise können einzelne Fregatten für Unterwasser-Jagd, Flugabwehr oder Bekämpfung von Überwasserfahrzeugen ausgerüstet sein. Zusätzlich folgt der Brandenburg der Tanker „Spessart“ und ein Versorgungsschiff (Trossschiff), um somit einen Einsatzverband zu Gründen. Begleitet wurden die beiden Schiffe von dem Schwesterschiff der Brandenburg, die Mecklenburg-Vorpommern (F218). Diese hatten jedoch einen Tag Abstand zur Brandenburg. 23:10 Uhr Kurs auf Stockholm 57 Grad östlich, 200 Seemeilen vor der Küste Schwedens. Auf der Brücke hatte in dieser Nacht der Oberleutnant zur See Stadelmann Dienst. Er hat sich vor fünf Jahren, mit 21 Jahren für eine Offizierslaufbahn bei der Bundeswehr entschieden. Dazu studierte er an der Bundeswehruniversität und wollte eventuell nach seiner Dienstzeit zum Auswärtigen Amt. Die Zeit zwischen seinen Semestern wurde er immer wieder auf verschiedenen Einheiten der Bundesmarine eingesetzt. Die See war heute rau und es regnete leicht, Oberleutnant zur See (OLzS) Stadelmann war der wachhabende Offizier der Nachtwache. Zu seinen Aufgaben gehörte es den Funkverkehr zu überwachen, die Schiffe zu beobachten, die den Kurs der Fregatte kreuzen könnten und den richtigen Kurs zu halten. Dazu überprüfte er in regelmäßigen Abständen den Kurs und das Radar. Die Kommandobrücke, oftmals kurz Brücke genannt, bezeichnet das Deck auf einem Seeschiff, auf dem die Seewache gegangen wird. Traditionell im Vier-Stunden-Wechsel wird das Schiff von hier aus vom nautischen Wachoffizier geführt. Der Kurs ist für seine gesamte Wache nicht zu ändern, der Schiffsverkehr auf dieser Route ist sehr beschränkt, so dass keine Aktionen für seine Wache vorgesehen wären. Kurs 57°N 17°O bei 15 Knoten (ca. 28 km/h) alles in Ordnung, keine besonderen Vorkommnisse. So schrieb Stadelmann in das Logbuch seiner Wache.
23:45 Uhr Eine Meldung vom Funkraum, eine Eilmeldung vom Flottenkommando aus Wilhelmshaven, streng geheim und nur für Fregattenkapitän Brand (der Kommandant des Schiffes) persönlich.
OLzS Stadelmann machte Meldung beim Kapitän. Dieser kam sofort mit in den Funkraum der Fregatte. Hier bekam er die Anweisung, vom Einsatzkommando, den Kurs zu ändern. Sie sollten mit langsamer Fahrt (6 Knoten = ca. 12 km/h) zunächst in ein Seegebiet südlich der Hafenzufahrt von Visby (Schweden) steuern, dort sollten weitere Anweisungen erfolgen. Bei dem angegeben Kurs wird die Brandenburg auf einen Hubschrauber warten, um einen Passagier an Bord zu nehmen. Dieser sollte weitere Instruktionen für den Kapitän bei sich haben. Dieser Einsatz läuft unter strengster Geheimhaltung, daher werden nur die Wachhabenden Offiziere über die Kursänderung informiert. Dazu herrscht Funkdisziplin keine Kontaktaufnahme mit dem Helikopter oder sonstige Funksprüche dürfen abgesetzt werden.
Die neuen Koordinaten gab Fregattenkapitän Brand persönlich an den Rudergänger weiter und verständigte den Maschinenraum, dass die Weiterfahrt zuerst mittels Gasturbine vorgesetzt wird. Damit konnte eine Höchstgeschwindigkeit von 30 Knoten (56 Km/h) erreicht werden. Die Fregatte ist mit zwei Gasturbinen je 19.000 kW (ca. 26.000 PS) und zwei Dieselmotoren je 3.820 kW (ca. 5.200 PS) ausgestattet. Mit den Dieselmotoren hätte die Fregatte lediglich eine Höchstgeschwindigkeit von 20 Knoten (37 km/h) erreicht und hätten damit den Treffpunkt 0:30 Uhr nicht rechtzeitig erreichen können. 30 Knoten, bei einem hohen Seegang, war eine Herausforderung für Mannschaft und Schiff. Starker Seegang und Wind lassen das Schiff hin und her Rollen.
Mit Erreichung der Koordinaten im Zielgebiet, lässt der Kommandant das Schiff wie befohlen mit langsamer Fahrt in das angegebene Zielgebiet einfahren. Die raue See und die Dunkelheit verlangt von Material und den Matrosen alles um bei diesen Bedingungen einen Passagier an Bord zu nehmen und noch dazu aus der Luft. Leutnant Stadelmann gab die Befehle des Kommandanten an die jeweiligen Mannschaften weiter:
„Dass Flug-Deck klarmachen für den Hubschraubereinsatz!“
„Die Bootsmansgruppe auf das Mänöverdeck!“
Dies ist eine Vorsichtsmaßnahme, da beim Flug-Deck die Reling abgeklappt wird und bei Seegang und starkem Wind, die Gefahr zu groß ist, dass bei diesem Manöver ein Mannschaftsmitglied ins Wasser fällt/ über Bord geht. Zudem kommen die Kameraden im Schnellboot zum Einsatz, falls es zu einer Notlage mit dem Helikopter kommt. Bei Nacht ist das zusätzlich eine sehr gefährliches Manöver, die kein Kapitän freiwillig eingehen würde. Bei dem Wellengang, Windstärke, Wassertemperatur und Strömung ist es praktisch unmöglich jemanden wieder lebend an Bord zu holen. Die Mannschaften trainieren den Ernstfall zwar fast täglich, aber dennoch hat die Mannschaft nur wenig Zeit, um denjenigen aus dem Wasser zu bergen – in der Regel geht die Marine von ca. vierzehn Minuten aus, danach ist ein Überleben fragwürdig.
00:30 Uhr /58 Grad Ost - 260 Seemeilen vor der schwedischen Küste. Das Wetter ist immer noch trüb und windig. Die Wellen schlagen regelmäßig über den Bug und schütteln das Schiff durch. Für die Besatzung bedeutet das ständige Rollen und Stampfen, des Schiffes (wenn das Schiff hoch und runterbewegt, bzw. von links nach rechts rollt) höchste Anspannung.
Der Ausguck auf der Nock meldet den Hubschrauber als Erstes. Auf dem Radar war der Helikopter aufgrund der geringen Flughöhe nicht zu sehen. Die Fregatte hielt den angegeben Kurs und reduzierte weiter das Tempo. Die Fahrt wurde mit Dieselmotoren weitergeführt. Fkpt Brand konnte nur den Kopf schütteln. Ihm war nicht klar, warum zum Teufel so ein enormes Risiko eingegangen wurde. Ein Helikopter bei Nacht Fliegen zu lassen ist ohnehin schon eine Risiko und dann noch bei Wind und Seegang auf einer fahrenden Fregatte landen zu wollen. Hier wurde Mannschaft, Hubschrauber und Schiff einer extremen, nicht zu kalkulierbaren Gefahr ausgesetzt. Er war gespannt was dieses Risiko rechtfertigte.
00:48 Uhr Ein Hubschrauber der Royal-Britisch-Navy wurde gemeldet. Ein Seeking, ein großer Hubschrauber mit einer großen Reichweite. Aber woher sollte dieser kommen, ihnen waren zu diesem Zeitpunkt keine weiteren Schiffe oder Einheiten bekannt, von denen der der Seeking hätte kommen können. Stadelmann informierte über Lautsprecher die Besatzung auf dem Flugdeck und im Schiffshangar
„Achtung Flugbetrieb! Achtung Flugbetrieb! Alle Mannschaften verlassen das Flugdeck!“
„Flugbetrieb, Flugbetrieb!“
Es wurde auch später nie geklärt, woher der Helikopter der Royal Navy kam. Er konnte nur von Schweden aus herüber geflogen sein. Inzwischen gab es einen kurzen Funkkontakt mit dem Helikopter, den Fkpt Brand dazu nutze, der Hubschrauberbesatzung klar zu machen, dass bei diesen Wetterbedingungen eine Landung nicht möglich ist. Darum muss der Passagier, wenn überhaupt, abgeseilt werden.
01:08 Uhr Nach zwei erfolglosen Anflügen fand der Seeking eine Position zur Fregatte, die es ihm erlaubte den Passagier, bei langsamer Fahrt, über dem Flugdeck abzuseilen. Damit er an Bord der Fregatte kommen konnte. Kommandant Brand holte den Passagier persönlich im Flughangar ab und nahm ihm mit auf die Brücke. Es war ein Mann Anfang vierzig, kräftig gebaut und wirkte sehr durchtrainiert. Er trug einen grünen Armeeoverall aber ein Namensschild, oder Rangabzeichen trug er nicht. Lt Stadelmann erkannte ein Sägefischabzeichen auf dem Overall. Das Sägefischabzeichen tragen Einheiten der Kampftaucher/Kampfschwimmer der Bundesmarine. Dies ist eine Spezialeinheit, die besonders für taktische Einsätze verwendet werden.
Als Kampfschwimmer werden besonders für den Kampf im und unter Wasser ausgebildete Marinesoldaten bezeichnet. Heute werden diese zu den Spezialkräften gerechnet Sondereinsatzkräfte wie denen des KSK. Zudem hatte er eine markante Narbe auf der Backe, die an einen studentische Schmiss (Narben durch ein den hieb mit einem scharfen Schläger) erinnerte. Der Besucher stellte sich nicht vor, sondern erklärte ohne Umschweife, dass er im Namen des Außenministeriums agiere und der Kommandant, seinen Anweisungen unmittelbar Folge zu leisten habe. Entsprechende Befehle müssten schon über Funk angekündigt worden sein. Nachdem er weder einen Namen noch Dienstgrad preisgegeben hat, betitelte ihn der Wachhabende Lt. Stadelmann, für sich, einfach nur als den „Kampftaucher“, aufgrund seines Abzeichens.
Der Kampftaucher unterrichtet den Kapitän wiederum darüber, dass die Brandenburg zu neuen Koordinaten auf See fahren müsse, um sich dort mit einem russischen Frachter zu treffen und einen weiteren Passagier in Empfang zu nehmen.
Fkpt Brand widerstrebte diese gesamte Heimlichtuerei, er bestand darauf unverzüglich mehr Informationen zu erhalten. Bevor er sein Schiff und seine Mannschaft irgendwelchen Gefahren aussetzt. Wenn nötig, direkt vom Flottenkommando. Es sei ihm egal wen er mitten in der Nacht aus dem Bett holen müsste.
Dies war gar nicht notwendig, der Kampftaucher überreichte dem Kapitän einige Unterlagen einem wasserdichten Umschlag. Dieses waren Anweisungen im unmittelbaren Auftrag des Staatssekretär des Außenministeriums. In Abstimmung mit Bundeskriminalamt, BND, MAD – die das Flottenkommando an Fkpt Brand überstellen ließ.
Es handelte sich um einen Auftrag, einen Geheimnisverräter (Whistleblower), der aus Russland in einem Frachter versteckt, ausgeschifft wurde aufzunehmen. Der Whistleblower sollte Informationen haben, die International von höchster Bedeutung waren und damit von absoluter Wichtigkeit. Welche Informationen er hat und oder was er verraten hat, wurde nicht genannt. Auch nicht den Namen von dem Whistleblower. Die Aufgabe vom Kampfschwimmer war diesen von dem russischen Frachter an Bord der Brandenburg zu holen und ihn in Stockholm den Behörden zu übergeben.
Der Kampfschwimmer berichtet weiter, dass er ausgewählt wurde, weil er mit seiner Ausbildung bei den Kampfschwimmern prädestiniert sei für einen derartigen Auftrag. Da nicht jeder Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes einen strapazierenden Flug in einem Helikopter überseht und zusätzlich die Weiterfahrt auf einem wackeligen Kriegsschiff. Er sei Mitarbeiter des Außenministeriums und direkt dem Staatssekretär unterstellt. Ein weiterer Vorteil war mit Sicherheit, dass er zusätzlich eine umfassende Kampfausbildung hinter sich hatte um auf alle Gegebenheiten reagieren zu können. Bis zu dem Zeitpunkt, dass der Passagier in Stockholm abgeliefert wird, durfte dieser keinen Kontakt zu irgendjemand haben und die gesamte Operation musste streng geheim bleiben. Da der Whistleblower wohl in Lebensgefahr schwebte, wenn jemand seinen Standort mitbekommen würde. Daher fanden es die Behörden wohl als eine geniale Idee, den Whistleblower auf See auf einer Fregatte zu verstecken. Da dort die größte mögliche Sicherheit gewährleistet wäre. Zudem befand sich die „Brandenburg“ in der Nähe und der kleine Umweg würde niemandem Auffallen. Und selbst wenn, könnte keine Nation, auf offener See, irgendwelche Forderungen, an ein Schiff, dass unter NATO-Flagge fährt richten. Anhand dieser Informationen war für Fkpt Brand das Risiko überschaubar. Der Whistleblower, hatte wohl schon eine abenteuerliche Flucht hinter sich. Ursprünglich begann seine Flucht in Schairem (Kasachstan), dort wollte er seine Informationen verkaufen, die er beim Hacken eines Regierungscomputers geklaut hatte. Er rechnete wohl nicht damit, dass Regierungen in Osteuropa nicht mit Terroristen oder Geheimnisverrätern verhandeln. Nur mithilfe von außen entkam er aus Schairem. Offenbar wurde ihm eine Falle gestellt, dabei wurde er angeschossen und musste Ärztlich versorgt werden. Von dort aus ging seine Flucht über Moskau, wo er einige Monate versteckt gehalten wurde, um seine Wunden zu versorgen, nach St. Petersburg. Dort bekam er Unterstützung von westlichen Geheimdiensten. Die ihn dann ermöglichten auf einen Frachter in Wyborg zu gelangen. Der Frachter „Nenavyazchivost" war vor einer Woche in Wyborg (Russland) ausgelaufen und sollte eigentlich in Tallinn (Estland) wieder einlaufen und dort den Whistleblower an den amerikanischen Geheimdienst übergeben. Doch die Russen überwachten alle Schiffsrouten nach verdächtigen Schiffen, das daran nicht zu denken war. Das Schiff wäre sofort aufgefallen, sobald es einen westlichen Hafen angelaufen hätte. So entstand eine Katz und Maus Jagd in der Ostsee. Die Geheimdienste waren sich einig, wenn ein amerikanisches Schiff oder britisches Schiff sich der „Nenavyazchivost“ genähert hätte, wäre die Tarnung aufgefallen. Die russischen Satelliten verfolgten akribisch jede Bewegung von amerikanischen oder britischen Schiffen in der Ostsee. Darum sollte eine deutsche Fregatte den wertvollen Passagier vom Schiff bergen und in einen Hafen bringen.
Kapitän Brand gab persönlich den Befehl für den erneuten Kurswechsel:
"… Posten Rudergänger! Ruder auf 8 Grad, Steuerbord – neuer Kurs 58°Nord, Maschinen 20 Knoten.“
Das Rendezvous in der Ostsee mit einem russischen Frachter sollte in Kürze stattfinden. Er selbst ging in seine Kajüte, um in das Logbuch die Daten aufzunehmen, die er laut seinen Befehlen aufnehmen durfte:
… Außerplanmäßige nächtliche U-Jagd Übung, um die Einsatzfähigkeit aufrecht zu halten. Dazu wurde die Kursänderung notwendig um in ein nahe gelegenes Übungsgebiet einzufahren …
04:23 Uhr Kam eine Meldung aus der Operationszentrale (OPZ) der Fregatte:
„Tied auf 57°N 18°E; Bug rechts, Lage 20″
=Positiver Radarkontakt
Ein Schiff, der russische Frachter „Nenavyazchivost", steuert auf die vereinbarten Koordinaten zu. Oberleutnant zur See Stadelmann, machte Meldung beim Kapitän, der daraufhin zusammen mit dem Kampfschwimmer auf die Brücke kam, um weitere Befehle auszuführen. Fkpt Brand meinte zu Stadelmann:
„Das alles ist so unglaublich und nicht vorstellbar, was hier abläuft. So ein Einsatz dürfte niemals stattfinden. Wenn hier etwas schiefgeht, könnte es zu internationalen Spannungen kommen und wenn dann noch ein deutsches Kriegsschiff beteiligt ist, hätte dies unberechenbare Folgen. Das hätte politischen Sprengstoff von nicht geahnter Tragweite. Damit wäre der zuständige Minister erledigt und alle die davon gewusst hätten“.
Kurze Zeit darauf meldete der Ausguck auf Steuerbord-Nock Seite, Sichtkontakt mit einem Frachter in Fahrtrichtung.
An beiden Seiten der Kommandobrücke schließt sich eine Nock- oder Brücken-Nock an, ein meist nicht überdachter Teil, von wo aus das Schiff bei Manövern geführt wird und der wachhabende nautische Offizier während seiner Wache bestimmte Tätigkeiten durchführt, insbesondere Einhaltung des vorgegebenen Reiseweges durch fortlaufende Positionsbestimmung und die Berücksichtigung von Schifffahrtshindernissen sowie der in der Umgebung des Schiffes befindlichen anderen Seefahrzeuge mittels technischer Hilfsmittel wie Radargerät und menschlicher Beobachtung.
Der Signal Meister, der Brandenburg gab ein Licht-Signal-Zeichen zum Frachter. Mittels Lichtzeichen konnte die Funkdisziplin gewahrt bleiben.
Allgemein bekannt sind die großen Blinklampen der Seefahrt. Diese sind mit einer Art „Jalousie“ versehen. Mit einem Hebel verschließt man die Leisten im Rhythmus der Morsezeichen. Da die Schließklappen ein augenähnliches Aussehen haben, nennt man sie auch Blinker. Die sichere Reichweite auf See beträgt je nach Sicht und Lampenart bis zu 10 Seemeilen.
Signal: Lang kurz Lang (hat die Bezeichnung Kilo)
Bedeutet so viel wie: Ich möchte mit Ihnen Verbindung aufnehmen
Der Frachter erwiderte dieses mit dem Signal:
lang, kurz, lang, kurz (Charlie): Bedeutet JA
Zusätzlich gab er das Signal, zweimal lang (Mike) zurück.
Bedeutet: Meine Maschine ist gestoppt; ich mache keine Fahrt durchs Wasser
Nach weiterem Signal-Austausch war klar das, das richtige Schiff war und der Passagier klar zur Übernahme war. Der ehemalige Kampftaucher beratschlagte mit dem Kommandanten die Vorgehensweise. Da die Wellen immer noch zu hoch seien, um mit einem der Bord eigenen Helikopter hinüber zu fliegen. Einigten sich beide darauf, stattdessen mit dem Schnellboot, das sich an Bord der Fregatte befindet, zum anderen Schiff herüber zufahren und den Whistleblower an Bord zu holen.
Entsprechende Befehle ergingen an die Mannschaft. Die Bootsmansgruppe besetzte das Schnellboot, der Signäler informierte den Frachter über das Vorgehen. Die Fregatte setzte einen parallel Kurs neben den Frachter mit einem geringen Abstand, von einer Seemeile.
05:03 Uhr Wurde das Beiboot von der F215 Brandenburg, bei langsamer Fahrt und immer noch hohem Wellengang zu Wasser gelassen. Der Kampftaucher bekam ebenfalls, wie alle anderen Besatzungsmitglieder im Boot, einen Schwimmweste mit integriertem Überlebensanzug (Pflichtausstattung, in der Marine bei Einsätzen im Außenbereich). Das Schnellboot setzte zu dem Frachter über und die Mannschaft des Frachters nahm den Kampftaucher, über eine Strickleiter an der Außenwand, auf ihr Schiff. Dem Schnellboot gab er die Anweisung zurück zur Fregatte zu fahren und darauf zu warten bis er sich meldet. Die Anweisung wurde genau so umgesetzt. Es sollte nicht riskiert werden, dass die Tarnung auffliegt. Daher wurde das Beiboot wieder auf die Brandenburg gezogen und die Fregatte drehte ab.
Die Brandenburg gab erneut, mittels Lichtzeichen, Signal:
einmal kurz (Echo): Ich ändere meinen Kurs nach Steuerbord
05:25 Uhr Die Fregatte befand sich immer noch auf parallel Kurs zum Frachter, nur mit fünf Seemeilen Abstand und wartete auf ein Lichtzeichen um die beiden Passagiere abzuholen. Da wurde von dem Backboard-Ausguck zwei Flugzeuge gemeldet: „Backboard-Nock an Brücke – Flugzeug im Überflug“.
05:43 Uhr Donnerten zwei Kampfjets über die Fregatte hinweg. Diese waren im Tiefflug und hatten dadurch das Radar des Kriegsschiffes unterflogen.
Die OPZ meldet:
" Pop-up out the dark" Gruppe taucht plötzlich auf dem Schirm, aus dem Radarschatten auf und meldet weiter
"Line abreast" Zwei Kontakte einer Gruppe die Seite an Seite fliegen
"Feet wet" Tiefflug über Wasser
Sie flogen keine 20 Meter über der Wasserlinie, es sah fast so aus als würden sie jeden Moment die Wellen berühren. Fkpt Brand ordnete die Operationszentrale (OPZ) an, den Flug zu verfolgen und Kontakt auf zu nehmen. Die Alarm Systeme wurden hochgefahren, aber keine Gefechts zustand angeordnet. Im Falle eines direkten Angriffes der beiden Jets, hätte die Fregatte reagieren können. Über die Lautsprecher hören sie auf der Brücke die Meldungen aus der OPZ :
"Houndog, Houndog" Hinweis, das sich ein Kampfflugzeug in Schussdistanz befindet
"Warning, Warning,
Warning Yellow " Luftverteidigungswarnung, feindlicher Angriff ist:
RED - kurz bevorstehend oder im Gange
YELLOW - wahrscheinlich
WHITE - unwahrscheinlich bzw. vorbei
Warning, Warning“
Gruppe taucht plötzlich auf dem Schirm, aus dem Radarschatten auf und meldet weiter
„Line abreast“ Zwei Kontakte einer Gruppe die Seite an Seite fliegen
Die beiden Jets, wie sie später erfahren sollten waren Prototypen eines neuartigen russischen Kampfjets Su-34, diese gab es offiziell noch gar nicht, es gab nur Berichte von einer Neuentwicklung, die in den Dienst gestellt werden soll. Inzwischen war durch deren Kennung allerdings klar, dass diese Jets der Russischen-Föderation angehören mussten.
Die beiden Flieger hatten eine weitläufige Schleife geflogen und kamen jetzt von der Steuerbordseite, immer noch im Tiefflug, erneut auf die Fregatte zugeflogen. Dies war kein Grund, für den Kapitän Alarm auszulösen, solche Manöver fliegen Kampfjets immer wieder auf offener See und sind daher keine Seltenheit. Die Fregatte war auch nicht in fremden Hoheitsgewässer eingedrungen, die einen Angriff hätten, rechtfertige können. Nachdem die beiden Jets die Fregatte, zum zweiten Mal, mit ohrenbetäubendem Lärm überflogen hatten, wurden von einem der Kampfjets, ohne jede Vorwarnung, eine Luft-Boden-Lenkflugkörper (3M24E/AS-20 „Kajak“ – Marschflugkörper zur Schiffsbekämpfung) auf den Frachter abgeschossen. Die Rakete ist eine Fire-and-Forget-Lenkwaffe
. Der Seezielflugkörper bleibt für den Radar bis zum letzten Moment „unsichtbar“. Innerhalb von Sekunden traf dieser sein Ziel. Ein Eingreifen oder verhindern von der
„Brandenburg“
wäre nicht mehr möglich gewesen. Der Flugkörper verfehlte sein Ziel nicht. Er schlug mittig knapp oberhalb der Wasserlinie im Schiff ein. Die Wucht der Explosion und der Feuerball waren weithin spürbar und sichtbar. Das Meer leuchtete hell auf. Jetzt ging alles sehr schnell, Kommandant Brand löste Alarm aus. Augenblicklich passierten viele Dinge gleichzeitig.
Die Alarmglocke auf der Fregatte ertönte
„Ding, Ding, Ding,…
Zudem die Durchsagen über die Bordlautsprecher:
"AUF GESFECHTSSTATION,
AUF GESFECHTSSTATION,
, das ist keine Übung !"
Die Mannschaft trainiert diese Szenarien sehr häufig und konnten Gefechtsbereitschaft in wenigen Minuten melden:
" klar zum Gefecht auf allen Stationen!"
Aus der OPZ kam die Meldung:
"Hostile 58°N 19°E
Ein Kontakt wurde als feindlich Identifiziert, Feuerfreigabe
" Cleared hot, Cleared hot " Waffeneinsatz ist autorisiert
Gleichzeitig wurde von der Fregatte Kurs auf den noch immer brennenden Frachter genommen. Die beiden Kampfjets, waren genauso schnell verschwunden, wie sie gekommen waren und befanden sich wenige Sekunden nach dem Angriff außerhalb jeglicher Reichweite.
OPZ meldet:
"Spitter, Spitter , Spitter "
gegnerische Flugzeuge verlassen den Kampf
Fkpt Brand lies die die beiden Beiboote zu Wasser um evtl. Überlebende aus dem Wasser zu fischen.
06:04 Uhr ie Kampfjets hatten ganze Arbeit geleistet, der Treffen war so präzise, dass der Frachter, innerhalb von Minuten unterging und nur noch eine brennende Öl-Lache auf dem Wasser zurückblieb. Die Besatzung, hatte nicht den Hauch einer Chance sich in Sicherheit zu bringen, bzw. das Schiff noch zu verlassen.
Fkpt
Brand meldete dem Flottenkommando die Vorkommnisse und den Angriff der beiden Kampfjets. Es wurden zusätzliche Rettungskräfte von Schweden in Bewegung gesetzt. Ein Rettungshubschrauber sollte innerhalb einer halben Stunde vor Ort sein. Zudem ein Seenotkreuzer der auf Gothland stationiert war. Doch es gab keine Überlebenden dieses Zwischenfalls, die die angeforderten Rettungskräfte hätten bergen können.
Das Flottenkommando hielt an der höchsten Geheimhaltungsstufe fest. Es durfte nichts über diesen Vorfall in das Logbuch der Fregatte erscheinen. Offiziell war dies ein Unfall auf See, bei dem die Brandenburg lediglich zur Hilfe kommen wollte. Über den Nachrichtenticker der deutschen Presse Agentur (DPA) konnte einige Stunden später, die Meldung von einem tragischen Schiffsunglück in der Ostsee gelesen werden:
"Der russische Frachter
Nenavyazchivost
hatte auf offener See einen Maschinenschaden, der eine Explosion im Treibstofftank zur Folge hatte. Die Außenhaut des Schiffes ist aufgrund der heftigen Explosion so stark beschädigt worden, das der Frachter schnell voll Wasser lief und dadurch gesunken ist. Ein Notruf, der zu spät vom Frachter ausgesendet wurde, war ursächlich dafür, dass die Rettungskräfte, die an die Unglücksstelle
kamen, keine
Überlebenden mehr auffinden konnten. Die Bergung des Frachters gestaltet sich als äußerst schwierig. Es droht Öl
auszulaufen
und eine Umweltkatastrophe für
heimische
Seevögel
…
“
Später stellte sich wohl heraus, dass die Russen das Schiff eine ganze Zeit lang gesucht hatten. Der Frachter war für sie nicht mehr auffindbar. Der Plan der Geheimdienste schien zu funktionieren. Nur dadurch, dass ein Besatzungsmitglied des russischen Schiffes, weil der Frachter in der Nähe von Schweden war, versucht hatte mit seinem Handy zu telefonieren, konnte wieder ein Signal empfangen werden. Die Russen haben daraufhin sofort gehandelt. Wäre der Whistleblower auf der Fregatte angekommen, wäre er für die Russen unerreichbar gewesen.