Читать книгу Tränen der Finsternis - C. Harrer - Страница 6
Erinnerungen
ОглавлениеSchweißgebadet schreckte Unycron hoch. „Mutter! Nein!“ „Ich bin nicht eure Mutter“, antwortete eine liebliche Stimme. Unycron blinzelte die letzten, schemenhaften Schatten hinfort und blickte durch den Raum. Eine junge, weibliche Gestalt, mit langen, schwarzen Haaren und nachtblauen Augen, gekleidet in eine schwarze, leicht durchsichtige Seidenrobe, saß am Rand seines Bettes und tupfte ihm die Schweißperlen von der Stirn. „Was ist passiert? Wo bin ich? Und wer seid ihr?“ „So viele Fragen, junger Herr. Ihr habt geträumt. Willkommen auf Dragmoon. Mein Name ist Shandira Insidior. Meine Brüder fanden euch vor zwei Wochen, schwer verletzt im Wald. Sie haben euch zu mir gebracht. Ihr wart lange Zeit bewusstlos. Ich habe gebetet und getan was in meiner Macht stand, um euch am Leben zu halten. Erstaunlicherweise habt ihr so gut wie keine Narben von euren schweren Verletzungen davongetragen“, antwortete sie mit einem Lächeln auf ihren Lippen. „Hier trinkt. Ihr seid noch sehr schwach. Ich werde euch etwas zu Essen bringen.“ Shandira stand auf. Ihr Gewand schmiegte sich eng an ihren Körper und gab dadurch den Blick auf einige tätowierte Stellen ihres verführerischen Körpers frei. An ihrem rechten Bein schlängelte sich ein Drache von der Wade, über den Oberschenkel, bis hin zum Steißbein. Auf ihren Schulterblättern konnte man die Züge von Drachentätowierungen, durch ihre dünne Robe, erahnen. Diese waren mit sonderbaren Runen umgeben und es hatte den Anschein, dass egal wie sie sich bewegte, die Drachen einen immer im Auge behielten. „Ruht euch noch etwas aus. Ich bin in wenigen Minuten zurück, junger Herr.“ Shandira drehte sich noch einmal kurz um und bedachte Unycron mit einem Lächeln, bevor sie den Raum verließ. Er musterte das leicht abgedunkelten Zimmer. Es war geräumig. Geschätzte dreißig Quadratmeter. Es hatte eine Tür zum Gang, ein Fenster und eine weitere Tür, die wahrscheinlich in ein angrenzendes Zimmer führte. Das Mauerwerk schien sehr stabil zu sein, fast so wie bei einer Burg, oder einer Festung. Für seine Größe war der Raum dennoch bescheiden eingerichtet. Ein einfaches, aber bequemes Bett, ein spärliches Regal mit Büchern und ein massiver, teilweise verspiegelter Eichenholzschrank. Zwei Stühle und ein kleiner Tisch, auf dem eine Waschschüssel und ein Krug mit Wasser standen. Mit gewaltiger Anstrengung und unter großen Schmerzen, zwang Unycron seinen geschwächten Körper in eine aufrechte Position. Nachdem er das vollbracht hatte, betrachtete er sich im Spiegel. Er war dunkelhaarig, blauäugig, durchtrainiert, geschätzte Anfang zwanzig und offensichtlich völlig verwirrt. Wenige Augenblicke später öffnete sich die Zimmertür und Shandira betrat den Raum, mit einer großen Platte voller Speisen. „So. Hier bin ich wieder“, sagte sie. „Hier habe ich unseren hausgemachten Räucherspeck und leckeren Braten. Esst und stärkt euch, junger Herr.“ „Verzeiht mir bitte, dass ich mich euch nicht sofort vorgestellt habe“, entgegnete er. „Ich wollte nicht unhöflich erscheinen. Ich glaube mein Name ist Unycron. So nannte mich jedenfalls die Frau in dem Traum, den ich vorhin hatte. Außerdem wollte ich mich bei euch bedanken, dass ihr mir das Leben gerettet habt.“ „Das habe ich doch gern getan“, bemerkte Shandira, als sie ihm etwas Brot reichte. „Hmm“, sagte sie. „Eins ist sicher, ihr war dem Tode so nahe, wie kein anderer. Ihr hattet sehr schwere Verletzungen. Einige gebrochene Rippen, mehrere tiefe und lebensbedrohliche Wunden. Ihr müsst anscheinend auch ganz schön was auf den Kopf bekommen haben. Vielleicht kann euch Pater Siegfried helfen, euch zu erinnern. Wenn Ihr es wünscht, werde ich ihn fragen, sobald er wieder hier ist.“ Unycron nickte und als er sich gestärkt hatte, räumte Shandira das Tablett zur Seite und lächelte. „Schlaft noch etwas. Wir werden in den nächsten Tagen noch viel Zeit zum Reden haben.“ Die folgenden Stunden verstrichen. Am Morgen des nächsten Tages, öffnete sich die Tür zu Unycrons Zimmer und Shandira trat erneut ein. Sie wurde von einem kleinen, alten, kahlköpfigen Mann, mit langen, weißem Bart und faltiger Haut begleitet. Seine Gestalt ließ erkennen, dass er offenbar sehr gerne aß. Der Alte trug eine schwere, schwarz-rote Robe, die mit diversen, altertümlichen Symbolen und Schriftzeichen bestickt war. Die Enden von zwei dicken Kordeln, die er offenbar als Gürtel verwendete, baumelten nur Zentimeter über dem Boden. In seiner rechten Hand hielt er einen fast zwei Meter hohen Priesterstab, dessen Ende eine kleine Drachenfigur umklammerte. „Seid gegrüßt. Ich bin Pater Siegfried“, sagte der alte Mann. „Shandira bat mich nach euch zu sehen, da ihr euch scheinbar nur noch an wenige Dinge erinnern könnt. Erzählt mir bitte, was genau ihr noch zu wissen glaubt. Danach werde ich tun, was ich kann, um euch zu helfen.“ Unycron nickte und erzählte dem Pater alles über den Traum den er gehabt hatte und dass er sich nur noch an die Geschehnisse nach seinem Erwachen erinnern konnte. „So!“, sagte der Pater. „Nachdem ihr mir nun alles erzählt habt, woran ihr euch erinnern könnt, werde ich euch kurz untersuchen. Natürlich nur, wenn ihr dazu bereit seid.“ Unycron nickte. „Nun gut dann entspannt euch bitte“, bat ihn der Alte. Unycron erwiderte: „Ich werde es versuchen.“ Pater Siegfried berührte mit seinen Händen Unycrons Schläfen und sprach mit leiser hypnotischer Stimme auf ihn ein. „Ich werde nun in euer Bewusstsein eindringen, um nach dem zu suchen, was ihr verloren habt. Entspannt euch. Ihr werdet fallen und ich werde euch bei der Reise, durch Raum und Zeit, leiten. Wir werden die Erinnerungen befreien und werden danach wissend zurückkehren. Entspannt euch. Ich werde nun von zehn rückwärts zählen und die Reise wird bei Null beginnen“, erklärte er.
„Ich bin das Licht.
Zehn – in tiefer Dunkelheit.
Neun – ich bin der Wegweiser,
Acht – auf der Reise,
Sieben – durch Zeit und Raum.
Sechs – auf dem Weg,
Fünf – zur Quelle,
Vier – eures Wissens,
Drei – welches ihr verloren habt.
Zwei – Ihr werdet es finden.
Eins – um wissend und erleuchtet zurückzukehren.
Null.“
Dunkelheit umgab Unycron, es war kalt, nass und es roch nach Fäkalien. Hinter ihm war der Lärm einer Schlacht zu vernehmen und vor ihm befand sich ein langer, endlos scheinender Tunnel, der ins Dunkle führte. Er war wieder ein kleiner Junge. Die Stimme des Paters drang durch seinen Kopf. „Gehe, zeige und finde. Bring mich zum Schlüssel deines Geistes. Ich bin dein Licht. Und ich führe dich aus der Finsternis. Geh schnell.“ Unycron zuckte zusammen, als er ein Quietschen und Knarzen hinter sich hörte. „Da drinnen ist er. Bringt mir den Jungen. Ich will ihn lebend haben.“ Lord Kolgors Stimme halte durch die Gänge, während einige Krieger das schwere Kanalgitter zur Seite schoben und anschließend mit ihren schwarzen, mannshohen, mutierten Höllenhunden den Tunnel betraten. Unycron lief ein eiskalter Schauer den Rücken hinab, als seine Erinnerungen, wie Bruchstücke einer Mauer, aus seiner Seele gerissen wurden und sich vor seinem geistigen Auge, zu einer Einheit formten. Sein Herz pochte und von seiner Angst getrieben, rannte er so schnell in seine kleinen Füße trugen, in die Dunkelheit. Immer weiter, immer weiter. Er stolperte über Steine, durch seichtes, schlammiges Wasser und kletterte Vorsprünge empor, in der Hoffnung seine Verfolger abzuschütteln. Er war nur ein kleiner, ängstlicher Junge, der nun alles verloren hatte, was ihm lieb und teuer war. Unycron hatte nichts mehr, außer diesem kleinen Medaillon, das ihm seine Mutter noch zugeworfen hatte, bevor sie starb. Hinter sich konnte er die Bestien hören, die seine Fährte aufgenommen hatten und ihm folgten. Pures Adrenalin pumpte durch seine Adern und er rannte immer weiter ins Ungewisse. Meter für Meter, Sekunde für Sekunde, quälte er seinen kleinen Körper durch die Kanalisation, in der Hoffnung, irgendwo einen Ausweg zu finden. Seine Knie waren blutig und seine Kleidung zerfetzt. Aber das war ihm egal. Er wurde nur noch von einem Gedanken getrieben: „Du musst hier raus!“ Der Schein der Fackeln seiner Verfolger, kam immer näher, und das Heulen der Höllenhunde schien ihn zu lähmen. Seine Beine waren auf einmal schwer wie Blei und sein wohl letzter Herzschlag, lag nur noch Sekunden entfernt. Doch da begann das kleine Medaillon in seinen Händen, in einem schwarz- blauen Licht zu pulsieren. Er spürte wie die lähmende Wirkung des Geheuls langsam nachließ. „Rechts!“, dröhnte es in seinem Kopf. „Nach rechts! Nun lauf schon!“ Ohne nachzudenken folgte er der Stimme und rannte los. „Schneller!“, drängte sie ihn. Drei der Bestien waren ihm direkt auf den Fersen. Unycron schrie, als er die scharfen Zähne der Monster erblickte. „Schneller!“, befahl die Stimme und er folgte blind. Er stolperte und die rechte Klaue eines Hundes streifte ihn an der linken Wade. „Nach links!“ Unycron schlitterte um die Ecke und konnte somit in letzter Sekunde einem verheerenden Hieb ausweichen. „Lauf schneller!“ Er rannte weiter den Tunnel entlang, bis er zu seinem Ende kam. Die Monster bauten sich hinter Unycron auf. Sie knurrten und fletschten die Zähne, als der Rudelführer seine Pranke zum finalen Schlag erhob. „Ducken!!!“ Erneut befolgte er die Anweisung der Stimme in seinem Kopf. Doch mehr gezwungenermaßen, denn diesmal war die Stimme so laut, dass er die Hände über seinem Kopf zusammenschlug und vor Schmerzen zu Boden ging. Der Angriff des Rudelführers verfehlte sein Ziel nur um einige Millimeter, während eine große schwarze, monströse Kreatur, über Unycron hinweg sprang und die Höllenhunde attackierte. Blut spritzte, als die schwarze Bestie einem Hund die Bauchdecke aufgeschlitzte und dessen Innereien über den Boden des Raumes verteilte. Gleichzeitig brach sie einem anderen, mit einem gezielten Biss das Genick. Und nur Augenblicke später trennte sie dem Rudelführer mit einem Prankenhieb, den Kopf vom Rumpf. Auch den nun nachfolgenden Kriegern, ließ die Bestie nicht den Hauch einer Chance und so glich der Raum binnen Sekunden einem Schlachthaus. Die Schreie der Opfer verstummten und kurz darauf herrschte Stille. „Steh auf!“, hallte es durch seinen Kopf. Er rappelte sich hoch und seine ängstlichen Blicke streiften durch den Raum. Er kletterte über die Leichen und bemerkte hierbei, dass der Kadaver eines Hundes fehlte. Eine Spur aus Blut und Schleim führte zu einem scheinbar zugewachsenen Zugang, eines weiteren Tunnels. Unycron fragte sich, ob er wohl denselben Weg wie die Kreatur einschlagen sollte. Aber ihm blieb offensichtlich nichts anderes übrig. Er schob einige Äste zur Seiteund blickte hindurch. Ein ewig langer Gang verbarg sich hinter dem Dickicht. Plötzlich wurde sein Blick trüb, er taumelte und war kurz davor das Bewusstsein zu verlieren. „Atme ein! Beruhige Dich! Entspanne Dich! Erinnere Dich! Atme aus!“ Pater Siegfrieds hypnotische Stimme drang durch seinen Kopf. Sein Pulsschlag sank und die Erinnerung kehrte langsam zurück. Stein für Stein, setzte sich die Kanalisation vor Unycrons Augen wieder zusammen. Er atmete tief ein und trat über die Schwelle, zu einem weiteren Teil seiner Erinnerung.Das pulsierende schwarzblaue Licht des Medaillons erhellte die Umgebung und Unycron folgte dem Verlauf des Tunnels für etwa zweihundert Meter, bis sich ein schier endlos, tiefer Abgrund vor ihm auftat. Das Loch hatte einen Durchmesser von ungefähr zwanzig Metern. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich ein riesiger Wasserfall. Grüne Ranken wucherten die steilen Wände empor und die Umgebung glich einer kleinen Jungeloase. Unycron sah sich um. Er hatte doch denselben Weg wie die Bestie genommen. Also, wo war das Biest? Er sah sich weiter um und die Antwort auf seine Frage rückte in immer weitere Ferne. Doch plötzlich entdeckte er einen Schatten hinter dem Wasserfall. An besagter Stelle war ein kleiner Felsvorsprung der knapp zwei Meter aus dem Wasserfall ragte. Aber dieser Vorsprung war zu weit entfernt, um ihn zu erreichen. War dies das Ende? Die Verzweiflung stand ihm ins Gesicht geschrieben und er war kurz davor in Panik auszubrechen, da er auf die schnelle keinen Ausweg sah. „JUNGE!“ Da war sie wieder, diese beherrschende Stimme in seinem Kopf. „Panik ist für die Schwachen. Ich kann dich von deiner Angst befreien. Aber nur, wenn du mir einen guten Grund nennst. Also was ist dein Begehr?“ Unycron stellte sich vor den Abgrund, schloss die Augen, streckte seine Arme aus und brüllte nur ein einziges Wort. „Rache!!!“ Der Hall jedes einzelnen Buchstabens des Wortes erschütterte die Wände. Die Erde bebte und riesige Felsbrocken vielen in den Abgrund. Sie rissen Äste und Wurzeln mit sich. „So sei es!!!“, dröhnte es erneut durch seinen Kopf. Die Zeit schien einzufrieren. Die fallenden Steine bewegten sich nur noch im Schritttempo und somit war es für ihn ein leichtes diese als provisorische Brücke zu nutzen. Schritt für Schritt näherte er sich dem Vorsprung auf der anderen Seite. Er hatte sein Ziel fast erreicht. Doch der Felsen war glitschig und es war kein leichtes das Gleichgewicht zu halten. Unycron rutschte seitlich weg, ruderte mit den Armen und versuchte irgendwie dem Sturz in den Abgrund zu entgehen. Er bekam gerade noch eine, an der Seite, herabhängende Ranke zu packen. Das Gewächs hielt sein Gewicht gerade so aus und unter ihm öffnete sich ein schier endloser, schwarzer Schlund. Der Ast knarzte und drohte sogar zu brechen, als er sich daran hoch zog. Adrenalin schoss in seine Adern, sein Herz raste und mit jedem Herzschlag kam er seinem Ziel ein Stück näher. Kurz danach stand er auf dem Ast und drehte sich langsam zum Wasserfall. Gerade in dem Moment, als die Ranke mit einem lauten Knacken brach, stieß er sich mit all seiner Kraft ab, sprang durch das kühle Nass und landete in einer kleinen Höhle hinter dem Wasserfall. Unycron hatte den Abgrund hinter sich gelassen und folgte nun dem einzigen Weg, der hoffentlich zu einem Ausgang führte. Er rannte durch die angrenzenden Tunnel und Höhlen, bis er ein lautes Knurren, hinter einer der Wände, vernahm. Er blieb abrupt stehen, warf sich auf den Boden und robbte leise auf das Geräusch zu. Er hielt den Atem an und entdeckte einen riesigen, monströsen, tief schwarzen Löwen, der mitten in der angrenzenden Höhle lag und an den Überresten eines Höllenhundes knabberte. Die langen Reißzähne und mächtigen Pranken trieften vor Blut. In seine lange Mähne, waren Zöpfe geflochten, die mit Platinringen gehalten wurden. Und mit seinen leuchtend roten Augen sah er immer wieder in Unycrons Richtung. Zumindest war der Löwe momentan keine Bedrohung, aber er versperrte den Weg zum Ausgang. Und so beschloss Unycron abzuwarten, bis der Löwe sein Mahl beendet hatte. Geraume Zeit später war es dann soweit. Die üppige Mahlzeit verlangte ihren Tribut und der mächtige Löwe schlief, wie ein Kätzchen, zusammengerollt ein. „Das ist deine Chance, Junge!“, flüsterte die Stimme in seinem Kopf. „Jetzt oder nie“, sagte Unycron und setzte sich langsam in Bewegung. Er schlich auf Zehenspitzen an der Wand entlang, an dem Raubtier vorbei, immer darauf bedacht, das Biest nicht zu wecken. Ein riesiger wütender Löwe war genau das, was er nicht brauchen konnte. Alleine beim Gedanken daran stockte ihm der Atem. Vorsichtig schlich er weiter durch die Höhle. Sein Ziel, den Ausgang, stets vor Augen und zum Greifen nahe. Es fehlten nur noch ein paar Meter.Unycrons Blicke trübten sich erneut, er wankte, wie ein Boxer kurz vor dem Niederschlag. „Atme. Atme. Entspanne Dich. Ich bin das Licht in der Dunkelheit.“ Pater Siegfrieds Stimme half Unycron dabei, nicht zu Boden zu gehen. „Netter Zaubertrick. Alter Mann! Aber nicht annähernd hilfreich. Meiner ist besser! Seht selbst“, lachte eine weibliche Stimme, während sich die Einzelheiten der Szenerie verformten und sich in einer anderen Konstellation wieder zusammenfügten. Schlamm, Matsch, Pfützen und Stein wandelten sich zu Spiegeln, Marmor Säulen und prunkvollen Möbeln. Kronleuchter aus Kristallglas mit hunderten Kerzen manifestierten sich an manchen Stellen des Saales und erhellten diesen auf angenehme Art und Weise. Unycron erkannte die schemenhaften Umrisse von Pater Siegfried, der ebenfalls die räumliche Veränderung betrachtete. Seine Blicke schweiften von Wand zu Wand, über Möbel hinweg bis hin zu einem riesigen Spiegel in dem er sich selbst, als erwachsenen Mann erkannte. „Ich bin Hüterin Jana, junger Darkstone, es ist schön zu wissen, das es euch den Umständen entsprechend gut geht“, sagte die Gestalt mit einem Lächeln auf den Lippen, als sie den Saal durch eine große Flügeltür betrat. Jana war eine kleine Frau, etwa eins sechzig groß, mit kurzen roten Haaren. Sie trug eine schwarze Lederrüstung die an diversen Stellen mit Ketten, Nieten und Platten verstärkt war. Ihr langer roter Umhang untermalte jede ihrer eleganten Bewegungen. Sie näherte sich Unycron, hielt kurz inne und sah ihm dann direkt in die Augen. „Ich habe vor vielen Jahren einige Barrieren in eurem Geiste erschaffen. Sie hallten Erinnerungen unter Verschluss. Schmerzhafte Erinnerungen. Verluste von Freunden, Gefährten und vielem mehr.“ „Ach!!“Unycron sprach mit einem etwas genervten Unterton. „Und das habt ihr einfach so über meinen Kopf hinweg entschieden. Ohne mich zu fragen?“ Jana sah Unycron verzweifelt an. „Verzeiht mir bitte, junger Darkstone. Ihr wart noch ein Kind. Völlig verstört, geschockt, emotional zutiefst verletzt. Es war keine böse Absicht, sondern eher eine gute Alternative. Ich hatte gehofft, ich könnte euch dadurch beschützen und somit eurer Mutter, die letzte Ehre erweisen.“ „Ihr kanntet meine Mutter?“, fragte Unycron. „Ja, aber das erkläre ich euch ein anderes Mal.“ „Das hat Mutter auch immer gesagt.“ Sie warf ihm einen grimmigen Blick zu. „Meine Zeit hier, ist leider begrenzt.“ „Erzählt bitte weiter“, sagte Pater Siegfried. „Nun gut“, entgegnete sie. „In eurem Herzen loderte euer Schwur auf Rache. Und mit jedem Tag der verging, brannte sich dieser Schwur immer weiter in eure Seele. Und bald erkannte ich, das meine Macht irgendwann nicht mehr ausreichen würde, um euch zu beschützen. Doch der entscheidende Auslöser für alles, war der Zwischenfall im Wald. Ihr habt gekämpft wie ein Löwe. Aber der Tod persönlich forderte eure Seele. Ihr wart bereits tot, doch höhere Mächte hauchten euch erneut Leben ein und zerstörten dadurch die erste Barriere.“ „Deshalb der Traum?“ Unycron sah sie erwartungsvoll an. „Richtig.“ Die Hüterin nickte. „Und nun steht ihr hier, vor einer weiteren Barriere. Doch durch diese dürft ihr heute noch nicht treten. Sie wird sich öffnen, wenn ihr bereit seid. Ihr junger Darkstone, seid der Schlüssel zu etwas großem, besonderem, von epischem Ausmaß. Denn mit eurer Auferstehung begann eine Prophezeiung.“ „Bitte??? Was??“Er war sichtlich verwirrt. „Was für eine ???? Prophezeiung???“ „Ihr seid der Auserwählte.“ Sie zuckte mit den Achseln. „Meine Zeit wird knapp. Aber Schwester Rahnia wird dafür sorgen, das wir uns bald gegenüberstehen.“ „Ähhhm. Ja. Ok?. Wo finde ich sie?“, wollte er wissen. „Sie wird euch finden, wenn ihr bereit seid“, antwortete die Hüterin. „Bereit?? Für was?“, fragte Unycron. „Um eine Prophezeiung zu erfüllen“, erwiderte Jana. „Doch nun ist es an der Zeit aufzuwachen. Den es klopft der Tod an eure Tür.“ KLOPF KLOPF!!!!