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Kapitel I

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Mein Name ist Manfred und ich möchte von der wohl wichtigsten Erfahrung meines Lebens berichten, dem wahren Leben selbst.

Vielleicht trägt meine kleine Geschichte ja dazu bei, die Prioritäten, die wir uns tagtäglich setzen, ein wenig zu überdenken, vielleicht sogar neu zu bewerten und gegebenen falls ein wenig zu korrigieren. Womöglich ist es aber auch nur eine nette Kurzgeschichte, die dazu beiträgt, für einen kurzen Augenblick die Langeweile zu vertreiben. Wer weiß …

Im Laufe meines Lebens habe ich zunehmend mehr den Eindruck gewonnen, dass viele Menschen der festen Überzeugung sind, das wahre Leben sei unweigerlich mit Wohlstand und Luxus verknüpft. Einen Luxus in der Weise, dass man ein großes Auto fährt, eine stattliche Wohnung vorzuweisen hat, das gut gefüllte Konto auf der Bank stolz sein eigen nennt, eine ansehnliche Position innehat und letztlich, in edlem Zwirn gehüllt, wenigstens zweimal im Jahr einen, seinem „Stand angemessen“, Urlaub verbringen kann.

Im Grunde ist diese Denkweise auch keine wirkliche Überraschung, denn diese Maßgabe ist unzweifelhaft auch der Anspruch, den unsere Mitmenschen von uns erwarten, ja die große Gemeinschaft sogar regelrecht abverlangt.

Kann man, aus welchen Gründen auch immer, diesem Anspruch nicht gerecht werden, fällt man recht schnell durch die nicht gerade eng gestrickten Maschen des Systems. Ansehen und Erfolg, gleich welcher Art, bleiben aus und wird man diesem Weltbild nicht gerecht, ein Teufelskreis seinen Anfang nimmt.

Eh man sich versieht, steht man am Rande der Gesellschaft, skeptisch beäugt, ja sogar gefürchtet und verachtet. Schnell wird die Schublade gesucht und natürlich auch gefunden, in die der mit dem Makel des „Versagens“ behaftete Mensch hineingeschoben wird und noch schneller wird die Lade wieder geschlossen.

Drängt sich da nicht unweigerlich die Frage auf, warum oder wovor diese vermeintlichen „Erfolgsmenschen“ sich denn fürchten könnten, ja scheinbar sogar nahe einer Panikattacke geraten und sich daher außer Stande sehen, denjenigen gegenüber, die scheinbar nicht so erfolgreich sind, ein gewisses Maß an Toleranz entgegen zu bringen?

Sehen sie sich womöglich in ihrer eigenen Existenz gefährdet, bedroht oder kann es denn vielleicht sein, dass sie ungewollt in einen Spiegel schauen und etwas erkennen, was sie sich selbst nicht eingestehen wollen oder sogar können?

Vielleicht ein Hauch Sehnsucht nach einem etwas anderem, ein vielleicht sogar authentischerem Leben?

Angst vor dem, was womöglich auch in ihnen verborgen sein könnte, etwas das tief vergraben ist und mit aller Macht unterdrückt wird, so dass es nicht an die Oberfläche gelangen kann?

Oder ist es schlichtweg doch nur Unverständnis und Verachtung, da ja der Mensch scheinbar dazu geboren ist mit allen Mitteln nach vorne zu streben, nie zurück zu schauen und die wahre Bestimmung und somit Sinn des Lebens schlichtweg Erfolg heißt?

Als ich 1957 geboren wurde, fand ich mich in einer kleinen Familie mit drei Geschwistern wieder. Der zweite Weltkrieg war gerade einmal 12 Jahre vorüber und langsam ging es den Menschen wieder etwas besser. Der wirtschaftliche Aufschwung war im vollen Gange und man strebte nach vorne. Alle waren fleißig bemüht, sich einen Hauch Wohlstand zu erarbeiten und die Schrecken der Vergangenheit hinter sich zulassen. Die Menschen in unserem Dorf hielten zusammen und unterstützen sich so gut es ging. Es war im wahrsten Sinne des Worts eine Gemeinschaft, die alle an einem Strang zogen, immer das Ziel vor Augen, das Leben etwas angenehmer und besser zu gestalten. Und so bekam man das Rüstzeug für ein vermeintlich gutes Leben buchstäblich in die Wiege gelegt. Die Erziehung die einem zuteilwurde, hatte als oberste Prämisse „Erfolg“ als Ziel. Im Grunde war es eine gute Sache, hätte sich nicht im Laufe der Zeit eine Veränderung, wie das Ziel zu realisieren ist, in der Art und Weise angebahnt, dass sich jeder nach und nach immer mehr zu einem Einzelkämpfer entwickelte und sich die Gemeinschaft langsam aufzulösen begann.

Die Früchte dieser Erziehung waren zumindest im Ansatz bei meinen Geschwistern schon erkennbar und fast reif zur Ernte. Also waren meine lieben Eltern wohl auf dem rechten Weg, in Sachen Erziehung und Prägung.

Der Tagesablauf war gut durchstrukturiert und ließ kaum Raum für vermeintlich unnützes. So vergingen die Jahre und ich schloss die Schulzeit mit recht ansehnlichen Ergebnissen ab. Die erste Hürde war somit schon einmal genommen, auf dem langen Weg zu Wohlstand und Ruhm. Einen Vorteil gegen über meinen Geschwistern hatte ich allerdings schon, denn ich war gesundheitlich nicht ganz so fit wie sie und so waren meine ersten 14 Lebensjahre mit vielen Ausfallzeiten und einigen Krankenhausaufenthalten bereichert.

Dies hatte zur Folge, dass ich, wie bereits erwähnt, oft sehr lange Genesungszeiten hatte und somit die Zeit ausschließlich alleine und zurückgezogen verbringen durfte.

Man mag sich nun die Frage stellen, worin hier der Vorteil liegen mochte, und wenn ich ehrlich sein will, zur jener Zeit, war mir dies auch nicht wirklich bewusst. Doch es hatte sein Gutes, da ich mich so mehr auf mich selbst konzentrieren musste und die einen oder anderen Interessen etwas intensiver ausleben konnte, was meinen Geschwistern mehr oder weniger versagt blieb.

Ich wurde kurz gesagt, etwas feinfühliger, sensibler und für vieles offener für das, was mir im Leben noch so begegnen sollte. Und so erstaunlich es sein mag, es gesellte sich zu jener Zeit fast unmerkbar ein kleiner Freund zu mir, der mir in den langen und stillen Nächten ein lieber Gesprächspartner wurde.

Ich will ihn „Manni“ nennen. Ein kleines Stimmchen in meinem Ohr, das mir den einen oder anderen Gedanken, der wohl tief in mir verborgen lag, so deutlich und laut aussprach, dass ich ihn nur schwer unbeachtet lassen konnte. Dies war jedoch nicht wirklich ein Manko auf dem Weg zum „Erfolg“ und so wurde das zweite Kapitel aufgeschlagen, das Zeitalter der beruflichen Orientierung, mit dazugehöriger Ausbildung, begann.










Mein Freund Manni

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