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Kapitel 4

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»Hey, kleiner Mann!«, sagte Reg lachend, als sein Neffe nackt aus der Tür kam und seine Knie umarmte. »Warum hast du nichts an?«

»Onkel Reg ist hier!«, rief der vierjährige Presley und klammerte sich an sein Bein.

Reg wankte ins Haus.

»Onkel Reg ist hier!«

»Onkel Reg!« Die sechsjährige Danielle kam um die Ecke, hüpfte an sein freies Bein, umwickelte es wie ein Affe und fasste nach seinem Arm.

»Hey, Dani-Girl.« Reg drückte die Tür zu und setzte seinen Marsch durch das Haus fort, wobei er über Spielzeug und Kleidung stieg. »Was habt ihr an den Händen?«

Beide Kinder begannen sofort, zu plappern, also war es unmöglich, zu verstehen, was einer der beiden sagte.

»Jules? Ry?«, rief Reg. »Seid ihr zu Hause?«

»Nein«, rief sein Bruder Ryan aus der Küche. »Wir haben den Häftlingen die Irrenanstalt überlassen und sind zum Abendessen gegangen.«

»Du bist so lustig.« Mit einer Hand auf der Schulter jedes Kindes, damit sie nicht fielen, ging Reg durch das Zimmer. »Warum ist Presley nackt? Und warum ist Dani klebrig?«

Als er schließlich in die Küche kam, sank er auf einen der Stühle um den kleinen runden Tisch, den seine Schwägerin hellblau angemalt hatte. Letzten Monat war er rot gewesen. Davor grün. Reg konnte sich nicht mehr an den gesamten Farbverlauf des Tisches erinnern. Es ließ ihn an Jeremys Haare denken, und der Gedanke an Jeremy brachte ihn zum Lächeln.

»Was meinst du mit ‚klebrig’?«, fragte Jules und trocknete sich die Hände an einem Handtuch ab. »Ich habe ihr vorhin die Hände gewaschen.« Sie drehte den Wasserhahn zu und kam zu ihm. »Es waren große Mengen Seife und fließendes Wasser im Spiel. Wir haben das Alphabet zusammen gesungen und gerubbelt.« Sie schälte das Mädchen von Regs Bein und zuckte zusammen, als sie ihre schmutzige Jeans sah. »Tut mir leid, Reg. Ich schwöre dir, sie erzeugen Chaos von ganz allein.«

»Mach dir keine Sorgen. Ich habe bei der Arbeit die ganze Zeit Sch…, äh, Zeug an mir dran. Der alte Thompson hat mich gestern Abend angekotzt.«

»Wie wundervoll«, kommentierte Jules.

»Er lebt noch?«, fragte Ryan, ohne sich vom Herd abzuwenden, wo er in etwas rührte, das überraschend gut roch.

»Mehr oder weniger.«

»Dani, wie ist es möglich, dass du schon wieder dreckig bist?« Jules seufzte und führte Dani zur Spüle. »Woher kommt das? Wir haben uns die Hände gewaschen, als es an der Tür geklingelt hat, und es gibt nichts Klebriges zwischen hier und da.«

»Selbes Spiel im Bett, das sie komplett einnehmen, obwohl sie weniger als achtzehn Kilo wiegen«, meinte Ryan.

Jules nickte und sagte: »So wahr.«

»Du bleibst zum Abendessen, oder?«, fragte Ryan.

»Sicher. Aber deshalb bin ich nicht hier.« Reg nahm einen tiefen Atemzug. »Der Grund, warum ich vorbeigekommen bin«, Jules wusch Danis Hände ab, Ryan rührte weiter und Presley blieb wie ein Klettverschluss an Regs Bein, »ist, weil ich euch wissen lassen wollte, dass ich umziehe.«

»Was?« Ryan wirbelte herum, den Löffel in der Hand, und schleuderte rote Soße auf die Wand und die Küchentheke.

»Warum?« Jules schaute ihn über ihre Schulter hinweg an, während sie Dani immer noch auf ihrem Knie balancierte und wütend Seife auf ihre Hände und Arme rieb.

»Wo willst du hin, Onkel Reg?«, fragte Presley und blickte mit riesigen Haselnussaugen zu ihm hoch.

»Überallhin.« Er lächelte seinen Neffen an und sah dann seinen Bruder an. »Ich habe einen tollen Typen getroffen. Er reist beruflich und bot mir an, mich mitzunehmen. Du weißt, dass es das ist, was ich schon immer machen wollte.« Er nahm einen weiteren Atemzug und ließ ihn raus. »Ich habe sein Angebot angenommen. Ich gehe nächste Woche.«

»Heilige Schei…«

»Ryan!«, ermahnte Jules ihn.

»Heilige Scheibe«, korrigierte sich Ryan. »Du gehst mit einem Kerl weg, den du gerade erst kennengelernt hast? Woher weißt du, dass er dich nicht in kleine Stücke zerlegt und deinen Körper in Ölfässern auf seinem abgelegenen Grundstück aufbewahrt?«

»Alter!«, erwiderte Reg. »Was zum Teufel? Du solltest so nicht vor den Kindern reden!«

»Ich möchte nicht einmal wissen, wie du auf dieses beunruhigende Szenario gekommen bist«, meinte Jules zu ihrem Mann. »Aber ich muss möglicherweise eine Kindersicherung in den Fernseher einbauen, um sicherzustellen, dass nichts passiert.« Sie wandte sich an Reg. »Ölfässer beiseite, Reg, das ist verrückt. Niemand haut mit jemandem ab, den er gerade erst getroffen hat.«

»Er ist ein guter Kerl und ich werde die Welt sehen. Ich wäre verrückt, nein zu sagen.«

Nachdem er mit Jules Blicke ausgetauscht hatte, sagte Ryan: »Wir werden ihn kennenlernen, bevor du gehst, richtig?«

»Äh, nein. Er ist nicht mehr hier. Er lebt in L.A. und ich treffe ihn dort, bevor wir losfliegen.«

»Ist er total alt oder so?«, wollte Ryan wissen. »Willst du deshalb nicht, dass wir ihn sehen?«

»Nein. Er ist etwas älter als ich. Eigentlich in deinem Alter.«

Jules setzte Dani ab. Bevor sie das Wasser abgestellt hatte, war das Mädchen auch schon durch die Küche gesaust und auf Regs Schoß geklettert.

»Wie ist sein Name?«, fragte Jules, lehnte sich gegen die Theke und trocknete ihre Hände ab. »Ernsthaft, Reg. Irgendein Typ kommt aus dem Nichts und bietet dir an, dich um die Welt zu führen. Wer ist er?«

»Äh.« Reg dachte darüber nach, wie er reagieren sollte. Jeremy meinte, er würde die Rolle eines Freundes vor der Presse spielen. Das bedeutete, dass Reg offen damit umgehen konnte, wer er war. »Jeremy Jameson.«

Ryan ließ den Löffel fallen, Jules ihren Kiefer. Danach gab es viel Gekreische und Chaos, aber wenigstens machte sich seine Familie keine Sorgen mehr um ihn. Er blieb zum Abendessen und für die Gutenachtgeschichten, versprach, viele Bilder zu schicken, und wünschte eine gute Nacht. Für den nächsten Morgen plante er, das gleiche Gespräch mit seiner Mutter zu führen.

***

»Hey, Mann, schön, dich zu sehen«, sagte Reg, als er am Dienstagnachmittag seinen Seesack auf Jeremys Rücksitz warf. Er schloss die Tür, kletterte auf den Beifahrersitz und fügte hinzu: »Sieht aus, als hast du es geschafft, die Abholung vom Flughafen auf die Reihe zu kriegen.«

Als Jeremy ihm gesagt hatte, dass er noch nie jemanden vom Flughafen abgeholt hatte, hatte Reg gelacht und ihm mitgeteilt, dass seine Glückssträhne zu Ende ginge.

»Ja, ja.« Jeremy ordnete sich in den Verkehr ein und verdrehte die Augen. »Wie war dein Flug?«

»Kurz.« Reg hielt inne. »Du hättest mir kein Erste-Klasse-Ticket kaufen müssen. Ich weiß, dass das ein Vermögen gekostet haben muss.«

Jeremy schwenkte seinen Blick zu Reg, lächelte und sagte: »Mach dir keine Sorgen. Ich verdiene ein Vermögen.«

»Ich schätze, das tust du.« Reg stellte seinen Sitz ganz nach hinten, um Platz für seine Beine zu schaffen, und entspannte sich. »Wir fahren morgen nach Minneapolis, richtig?«

»Ja.«

»Was haben wir bis dahin auf dem Plan?«

»Wenn du hungrig bist, können wir uns ein spätes Mittagessen holen. Abgesehen davon will mein Manager dich treffen, und dann sind wir für heute fertig. Wir können Pizza und Gemüse besorgen.« Er hielt inne und sagte dann mit einer angespannten Stimme: »Es sei denn, du möchtest ausgehen oder so.«

»Das Dodgers-Spiel läuft. Pizza, Bier und, wie ich vermute, ein Großbildfernseher. Klingt perfekt.« Er lehnte sich über die Konsole und verpasste Jeremy einen sanften Schlag gegen den Arm. »Und hör auf, etwas zu tun, was du eindeutig nicht tun willst, nur weil du denkst, dass es das ist, was ich tun will. Es ist unwahrscheinlich, dass das passieren wird. Ich denke, wir haben die gleiche Vorstellung von einer guten Zeit. Und außerdem bin ich hier, um dir die Dinge leichter zu machen, erinnerst du dich? Das heißt, wenn wir uns von der Couch erheben, dann weil wir entweder etwas tun, was wir mögen, was wir für deine Arbeit erledigen müssen oder was uns umbringen kann.«

»Äh, du hattest mich bis zum letzten Teil.«

»Bist du jemals beim Bungee-Jumping gewesen?«

»Nein.« Jeremy schüttelte den Kopf.

»Ich habe ein wenig recherchiert, was wir während der Tour-Stopps so machen könnten, wenn wir freie Zeit haben, und rate mal, was wir in der Schweiz machen werden.«

»Bungee-Jumping?«, krächzte Jeremy.

»Ja.« Reg nickte. »Der Verzasca-Staudamm. Nacht-Bungee-Jumping. Das habe ich noch nie gemacht. Das wird total genial.«

»Klingt großartig, aber, äh …« Jeremy schüttelte den Kopf. »Man kann nicht wirklich dabei sterben, oder? Ich meine, ein Unternehmen leitet es und sorgt dafür, dass es sicher ist, oder?«

»Wahrscheinlich.« Reg zuckte mit den Schultern. »So oder so, du schnallst dich an und springst.«

Tief durchatmend, nickte Jeremy. »Okay. Bungee-Jumping in der Schweiz. Was hast du noch für unsere Könnte-uns-umbringen-Exkursionen geplant?«

»Hm, mal sehen. In Italien gehen wir an der Sink of the Mughi Höhlenwandern, was fantastisch sein soll. In Mexiko gehen wir tauchen, aber erst, nachdem die Tour vorbei ist, denn wir müssen dir ein Zertifikat ausstellen lassen.« Er versuchte, sich an alle Ideen zu erinnern, die er aufgeschrieben hatte. »Oh! Deutschland. Autobahn. Sportwagen mieten. Das werden wir so was von machen.« Als Jeremy nicht reagierte, drehte sich Reg um, um ihn anzusehen. »Du bist ein bisschen blass, Alter. Was ist los? Du hast doch keine Angst, oder?«

»Natürlich habe ich Angst!« Jeremy kicherte. »Ich meine, ich werde es tun und ich bin aufgeregt deswegen. Aber Angst? Ja. Absolut.«

Zustimmend nickte Reg. »Das ist es, was es so cool macht.«

»Ich denke, du bist vielleicht etwas unausgeglichen.«

»Könnte sein.«

»Ich mag es.« Jeremy wackelte mit den Augenbrauen.

Lachend gab Reg ihm noch mal einen Schlag gegen den Arm. »In Ordnung. Ich habe eine ernste Frage.«

»Was?« Jeremys Stirn kräuselte sich.

»Was magst du auf deiner Pizza? Denn wenn wir dabei nicht kompatibel sind, können wir auf keinen Fall so tun, als seien wir anderswo kompatibel.«

»Das ist eine Menge Druck.« Jeremy leckte sich über seine Lippen und versuchte, ernst auszusehen. »Was, wenn ich das Falsche sage? Heißt das, wir können dann nicht mehr so tun, als würden wir miteinander ficken?«

»Ja. Was für dich total beschissen wäre, weil ich im Vortäuschen von Orgasmen toll bin. Also lass es mich hören: Lieblings-Pizza-Toppings.«

Als Jeremy den Mund öffnete, um zu antworten, schoss Regs Hand vor und bedeckte ihn.

»Warte!«, sagte er. »Ich habe eine bessere Idee.«

»Eine bessere Idee?«, fragte Jeremy, obwohl es gedämpft durch Regs Hand kam.

»Ja. Warte, bis wir im Büro deines Managers sind, und dann schickst du mir, welche deine Lieblingspizza ist, während ich dir schreibe, welche meine ist. So kann niemand betrügen.« Er sah Jeremy aufgeregt an. »Deal?«

»Ja.« Jeremy nickte. Als Reg seine Hand sinken ließ, kicherte er und sagte: »Du nimmst das mit der Pizza wirklich ernst.«

»Pizza ist das perfekte Essen«, meinte Reg vehement. »Es ist das beste Frühstücks-Mittags-Abend-Vierte-Mahlzeit-Essen, das es gibt.«

Jeremy musterte rasch Regs Körper und sagte: »Du siehst nicht so aus, als würdest du viel Pizza essen.«

»Danke.« Reg straffte ein wenig die Schultern. »Ich strample es ab.« Er kuschelte sich in seinen Sitz. »Sind wir gleich da? Ich will sehen, ob du ein Freak bist, der Zwiebeln und geröstete Paprika auf seiner Pizza isst.«

»Wie hast du das erraten?«, fragte Jeremy mit theatralischer Stimme.

»Ha, ha. Wie lange noch?«

»Es ist L.A. Hier ist nichts in der Nähe und alles dauert ewig, weil der Verkehr stockt.« Er seufzte. »Aber wenn wir Glück haben, könnten wir in eine Autoverfolgungsjagd geraten«, meinte er sarkastisch.

»Ernsthaft?«

»Könnte passieren.«

»Cool.« Reg grinste und sah aufgeregt aus, was Jeremy zum Lachen brachte.

Obwohl die Verfolgungsjagd nicht passierte, machte der Rest der Fahrt Spaß, trotz des stockenden Verkehrs. Als sie auf den Parkplatz von Jeremys Manager fuhren, hatten sie sich auf den neusten Stand gebracht.

»Hast du mir schon gesagt, warum ich deinen Manager treffen muss?«

»Er ist ein Kontrollfreak, wenn es um jede verdammte Sache geht, die ich tue, also muss er dich kennenlernen.« Jeremy stellte den Motor ab und zog die Schlüssel heraus. »Mach dir keine Sorgen. Es ist nur Bill, der Bill ist.«

Er öffnete gerade die Autotür, als Reg sagte: »Warte. Wir müssen die Pizzasache erledigen.«

»Oh, richtig.« Jeremy lächelte breit und liebte es, wie Reg das Alltägliche in etwas Spaßiges verwandelte. Er schnappte sich sein Handy und fing an, zu tippen. »Sag mir, wenn du so weit bist.«

»Jetzt!« Reg starrte auf sein Handy und als der Text ein paar Sekunden später kam, keuchte er. Hei-li-ge Schei-ße.« Er starrte Jeremy an. »Deine Lieblingspizza ist auch mit Pilzen und schwarzen Oliven?« Er schluckte. »Du weißt, was das bedeutet, oder?«

»Ähm, wir werden eine Menge Pizza essen?«, riet Jeremy.

»Ja!« Reg nickte. »Es ist, als würdest du meine Gedanken lesen.« Er hielt kurz inne und dann verschwand sein benommener Ausdruck und er lachte. »Scherz, Mann, aber ernsthaft, mit der Pizza passt alles. Ich hatte Angst, dass du sagen würdest, dass du Ananas mit kanadischem Speck magst, denn jeder weiß, dass Ananas nur auf einer Pizza sein darf, wenn man auch noch …«

»Jalapeños dazutut«, sagten sie gleichzeitig.

»Wow«, äußerte Reg trocken. »Wir sind das beste Paar, das es je gab. Ich denke, wir werden so tun, als ob wir heiraten werden und zwei angebliche Kinder haben, und einen Hund namens Rover.«

»Rover?«

»Auf jeden Fall.«

»Großartig. Wir können Bill Bescheid sagen, damit er es planen kann. Bist du bereit, ihn zu treffen?«

»Sicher. Auf geht’s.«

***

Das Treffen mit Bill dauerte gerade lange genug, um Namen auszutauschen. Dann hatte Bill Jeremy irgendwohin mitgenommen, um ein angeblich großes Problem im Zusammenhang mit der Tour zu besprechen, und ließ Reg mit einem Mann allein, den er als Francis, einer von Jeremys Publizisten, vorgestellt hatte. Ohne Reg anzuschauen, hatte der Publizist seinen Laptop geöffnet und angefangen, Fragen zu stellen.

»Sagen Sie mir, was ich wissen muss«, sagte Francis.

»Sicher.« Reg hielt inne. »Was meinen Sie?«

Er schaute zu Reg und antwortete: »Alles, was in einem Interview auftauchen und Jeremy unvorbereitet treffen oder auf der TMZ oder der Titelseite der People landen könnte.« Er konzentrierte sich wieder auf seinen Computer, die Finger waren bereit. »Im Grunde alles, was die Presse über Ihre Vergangenheit erfahren könnte.«

Seine Vergangenheit bestand daraus, ein anständiger Athlet, ein mehr als anständiger Student, ein gestresster Buchhalter und zuletzt ein ziemlich glücklicher Barkeeper gewesen zu sein. »So interessant bin ich nicht.«

»Daran habe ich keinen Zweifel«, sagte Francis. »Aber das ist nicht das, was ich wissen will.« Er schaute Reg an und begann, Dinge an den Fingern abzuzählen. »Vorstrafen, die bei unserer Hintergrundkontrolle nicht herausgekommen sind?«

»Sie haben einen Backgroundcheck bei mir gemacht?«, fragte Reg ungläubig.

»Das ist keine Amateurstunde. Denken Sie, wir lassen Sie mit unserem größten Kunden auf Tour gehen, ohne einen Backgroundcheck durchzuführen?«

»Nein, ich schätze, nicht. Ich habe keine Vorstrafen.«

»Irgendwas anderes?« Er hielt noch einen Finger hoch. »Schulden Sie Leuten Geld?«

Reg schüttelte den Kopf.

»Irgendeine Ex-Freundin, die aus dem Nichts auftauchen und behaupten könnte, dass Sie ihr Kind gezeugt oder sie verprügelt haben?« Zwei Finger gingen in kurzer Reihenfolge hoch.

»Ex-Freund. Und, verdammt, nein!«

»Freund? Wirklich?«

»Ja. Warum, ist das eine Überraschung?«

Den Blick abwendend, begann Francis, zu tippen. »Ich habe Sie nicht für homosexuell gehalten.«

»Ich sitze hier und werde verhört, weil ich mit Ihrem größten Kunden zusammen bin, erinnern Sie sich? Ihnen ist klar, dass Jeremy Jameson einen Schwanz hat, oder?«

»Sehr lustig«, erwiderte Francis, ohne einen einzigen Hinweis in seinem Ton oder Ausdruck zu liefern, dass er diesen Kommentar oder irgendetwas anderes witzig fand. »Ich sage nur, dass Sie nicht schwul aussehen.«

»Alter, das würden Sie nicht sagen, wenn Sie eine Kamera in meinem Schlafzimmer hätten.«

Das Geräusch von jemandem, der schnaubte, ließ beide die Köpfe in Richtung Bürotür rucken, wo Jeremys Manager stand.

»Warum lachst du, Bill?«

»Weil dein Kommentar dämlich war und Reggie lustig ist.« Er spazierte zu seinem Schreibtisch, fing an, auf seinem Computer herumzutippen, und sagte: »Du kannst gehen, Francis. Ich habe das hier im Griff.«

Ohne Protest oder Abschied stand Francis auf und ging aus dem Büro.

Nach ein paar Sekunden trat Bill zur Tür, schloss und verriegelte sie, lehnte sich dann gegen sie und starrte Reg an. »So.« Bills Ausdruck wurde plötzlich anzüglich. »Reggie.« Von Jeremys Manager angemacht zu werden, war so weit außerhalb von Regs Erwartungen, dass es länger als üblich dauerte, bis er erkannte, dass es passierte. »Ich verstehe, warum Jeremy so von Ihnen eingenommen ist.« Er stolzierte zu Regs Stuhl. »Sogar in diesem Hemd«, er streckte die Hand aus und strich langsam mit dem Finger über Regs Brust, »sind Ihre Muskeln offensichtlich. Groß.« Er sah Reg in die Augen. »Sind Sie überall groß?« Er fiel auf die Knie und umfasste Regs Schwanz durch die Hose. »Ich wette, schon.«

»Alter! Was zum Teufel?« Reg rutschte rückwärts und versuchte, aufzustehen, ohne Bill umzuwerfen.

»Entspannen Sie sich.« Bill lehnte sich herab, sein Mund war Zentimeter von Regs Schwanz entfernt. »Ich will nur ein bisschen Spaß haben.«

»Hören Sie, Mann, ich will Sie nicht verletzen, aber ich bin nicht interessiert. Gehen Sie verdammt noch mal sofort weg oder ich sorge dafür, dass Sie es tun.«

Langsam kam Bill auf die Füße und zeigte auf Regs Leistengegend. »Das da sagt, Sie sind sehr wohl interessiert.«

In der Sekunde, in der er Platz genug hatte, um aufzustehen, sprang Reg auf und trat beiseite. »Das Einzige, was ein harter Schwanz aussagt, ist, dass ich ein Mensch bin. Ein gut aussehender Kerl geht vor mir auf die Knie und nimmt praktisch meinen Schwanz in den Mund. Klar werde ich da hart. Das heißt nicht, dass ich interessiert bin.«

»Warum nicht?«

»Weil ich einen Freund habe!« Reg fing an, zu verstehen, warum Jeremy ihn so verzweifelt in der Nähe haben wollte. Alle anderen Menschen im Leben dieses Mannes waren durchgeknallt.

»Jeremy Jameson ist Ihr Freund?«

»Ja!«

»Interessant.« Bill rieb sich die Nase, trat nonchalant an seinen Schreibtisch, drückte ein paar Tasten auf seiner Tastatur und drehte dann seinen Bildschirm herum.

»Was ist das?«, fragte er, als er ein Video der letzten Augenblicke auf dem Bildschirm sah. »Sie haben uns gefilmt?«

»Ja.«

»Warum haben Sie das gemacht?« Es gab nur einen Grund, der ihm einfiel. »Sie versuchen, mich in eine Falle zu locken.«

»Sie in eine Falle locken. Ihnen eine Lektion erteilen.« Er zuckte mit den Schultern. »Nennen Sie es, wie Sie wollen. Wenn Sie mit Jeremy Jameson zusammen sind, müssen Sie kapieren, dass nichts, absolut nichts, was Sie tun, privat sein wird. Es gibt Leute da draußen, die Jeremy liebend gerne in einer peinlichen Situation erwischen würden, und wenn sie es nicht direkt durch ihn schaffen, werden sie Sie dafür benutzen.«

»Ich werde Jeremy nicht in eine unangenehme Situation bringen.«

»Nicht absichtlich. Da stimme ich Ihnen zu. Sie kommen mir nicht wie einer dieser Typen vor.« Er ging zurück zu dem Stuhl, den Jeremy verlassen hatte. »Aber es kann passieren, dass jemand im Hintergrund plaudert, von dem Sie es nicht erwarten würden. Jeremy ist ein Rockstar. Er kann so viele Leute vögeln, wie er will, und die Welt wird die Augen verdrehen und lachen. Sie sind sein Freund. Wenn Sie ihn betrügen, wird er schlecht dastehen. Es ist Doppelmoral und es ist beschissen, aber wenn Sie mit ihm zusammen sein wollen, müssen Sie damit klarkommen.«

»Ich werde ihn nicht verarschen. Wie ich Ihnen schon gesagt habe, als Sie Ihren Mund an meinem Schwanz hatten, Alter, ich bin nicht interessiert.« Er hielt inne, als Bill wieder in die Hocke ging. Sie standen zu weit auseinander, als dass es noch mal so weit kommen könnte, aber Reg war immer noch angespannt. »Und Jeremy wird mich auch nicht verarschen.«

»Was auch immer Sie mit ihm arrangiert haben, und ich muss nicht wissen, was es ist, es ist unwahrscheinlich, dass er allzu lange ohne Sex auskommen wird, was bedeutet, dass er sein Ding nicht in seiner Hose behalten wird. Ist auch egal.« Er hob ein Handy auf und hielt es hoch. »Sie müssen sich jedenfalls zusammenreißen.« Noch ein Video von Bill, wie er sich an Reg heranmachte, erschien auf dem Bildschirm. »Die Leute werden alles tun, alles sagen, alles aufzeichnen, um sich ihre Viertelstunde Ruhm oder ein paar Dollar zu verdienen. Niemand schert sich um Sie. Wenn Sie es vermasseln, ist Jeremy derjenige, der verletzt wird.«

»Er ist mir wichtig.« Jeremy stand in der Tür mit einem Schlüssel in der Hand. »Und warum schließt du dich mit meinem Freund in dein Büro ein?« Er schaute auf den Monitor und entdeckte offenbar das Filmmaterial. »Was zur Hölle soll das, Bill?«

Reg schüttelte den Kopf und seufzte. »Er tat so, als würde er mich anmachen, um mir eine wertvolle Lektion zu erteilen, damit ich keine totale Schlampe sein und alles mit zwei Beinen vögeln werde.« Er ging zu Jeremy. »Keine Sorge. Ich habe den Test bestanden.« Er rieb sich über den Hinterkopf. »Können wir jetzt nach Hause gehen und uns das Spiel ansehen oder gibt es noch mehr Hindernisse reicher Leute, die ich überwinden muss?«

»Wir sind fertig.« Jeremy funkelte Bill an. »Das musste nicht sein.«

Bill zuckte mit den Schultern, sah völlig gelassen aus und kehrte an seinen Schreibtisch zurück.

Nachdem er Regs Ellbogen umfasst hatte, führte Jeremy ihn aus dem Büro. Sobald sie allein auf dem Parkplatz waren, fragte er: »Also hat Bill dich allen Ernstes angemacht?«

»Ja! Mann, er hat mehr oder weniger angefangen, meinen Schwanz zu lutschen. Was zur Hölle?«

»Und du hast ihn abgewiesen?«

»Natürlich habe ich ihn abgewiesen! Ich verarsche niemanden, mit dem ich ausgehe.«

»Sogar niemanden, bei dem du nur so tust?«, fragte Jeremy leicht lächelnd.

»Vor allem nicht den, bei dem ich nur so tue«, bestätigte Reg. »Weil mein Fakefreund mir Abendessen kaufen und mir während des Baseballspiels die Füße massieren wird.«

»Ich werde dir nicht die Füße massieren.« Jeremy stieß seine Schulter gegen Reg.

»Na ja, es war einen Versuch wert.«

Sie erreichten das Auto, aber bevor sie einstiegen, fragte Jeremy: »Reg?«

»Ja?«

Jeremy schob sich den Hemdkragen in den Mund und ließ ihn dann los. »Danke, dass du, ähm, nicht angenommen hast, was er dir dort angeboten hat. Die meisten Leute hätten es getan.« Er zeigte zwischen ihnen hin und her. »Auch wenn das nicht nur fake wäre.«

»Nein, hätten sie nicht. Es gibt viele gut aussehende Typen, die Blowjobs anbieten. Die meisten Leute würden nicht …«

»Bill Hughes ist der mächtigste Manager im Business, verstehst du? Die meisten Leute, männlich oder weiblich, schwul oder hetero, wären vor ihm auf die Knie gefallen und hätten ihm einen geblasen, nur um gute Kontakte zu bekommen.« Er seufzte. »Glaub mir. Dass du nein zu ihm gesagt hast, ist eine große Sache.«

»Hm.« Reg nickte nachdenklich und rieb sich das Kinn. »Na dann, in diesem Fall klingt es, als solltest du das mit der Fußmassage noch mal überdenken.«

»Träum weiter.« Jeremy stieg ins Auto.

»Gut.« Reg tat es ihm gleich. »Aber dann musst du mir wenigstens Knoblauchbrot kaufen.«

»Deal.«

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