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Wovon Clausewitz schreibt
ОглавлениеClausewitz’ unvollendetes Werk „Vom Kriege“ ist eine mehr oder weniger philosophische Abhandlung über das Wesen und die bestimmenden Prinzipien des Krieges. Nach seiner heute noch gültigen Definition ist „die Taktik die Lehre vom Gebrauch der Streitkräfte im Gefecht, die Strategie die Lehre vom Gebrauch der Gefechte zum Zwecke des Krieges“. In der Armee sah er das Mittel, den Zweck des Kriegs, den Sieg, zu erringen, während in der Strategie für ihn dieser Sieg nur Mittel ist, den Zweck der Strategie (den Frieden), zu erreichen. Die höhere Strategie nähert sich so der Politik an und geht in sie über. Clausewitz erkannte als Erster den politischen Instrumentalcharakter des Krieges bei der Untersuchung des Verhältnisses von Krieg und Politik. „Der Krieg ist eine bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln.“ In dieser am häufigsten zitierten Kernaussage ist die politische Aufgabe der Zweck, während der Krieg lediglich das Mittel zur Erreichung dieses Zweckes ist. Für Clausewitz ergab sich hieraus die Unterordnung des Militärs unter die Politik und die von ihr bestimmten Zielsetzungen, nämlich „die Interessen der gesamten Gesellschaft darzustellen“ und den Frieden zu gewährleisten. Nach Clausewitz muss auch im Krieg die Politik fortgesetzt werden.
Wenn Sie jemals in ein Gespräch über Clausewitz verwickelt werden sollten: obiges Zitat(„Der Krieg ist eine bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln.“) sollten Sie kennen – und auch die Schlussfolgerung, dass immer der Primat der Politik zählt, selbst wenn in Extremsituation kurz und heftig zu den „Waffen“ gegriffen wird.
Wer über Clausewitz mitreden will, muss auch wissen: Es ist nicht so einfach, über dieses Buch zu parlieren, denn viele Eindrücke und biografische Einflüsse verbinden sich in diesem Klassiker des strategischen Denkens. Dazu gehören Clausewitz’ soldatische Erfahrungen und sein autodidaktisches Studium von Geschichte, historischen Feldzügen und der Philosophie; seine Verehrung für Friedrich den Großen und Napoleon; die Freundschaft mit dem preußischen Heeresreformer von Gneisenau; die preußische Auffassung vom Heer als wichtigster Verkörperung der Nation; das moralfreie Verständnis des Kriegs als „blinder Naturtrieb“, aber auch als höchste Form der Selbstbehauptung eines Volks. Das alles wird zu einer Melange von preußisch-militaristischer Mentalität bis hin zu aufgeklärt-klugen und sogar pazifistischen Befindlichkeiten. Dass Clausewitz nicht ganz einfach zu lesen und zu verstehen ist, hängt aber wohl auch mit der eigenartigen Arbeitsmethode von ihm zusammen: Über Jahre schrieb er an seinem großen Werk, überarbeitete, verwarf, ergänzte – am Ende blieb das Buch unvollendet und war ein Stückwerk, das viele Bonmots bietet, aber nicht unbedingt der große Wurf aus einem Guss ist.
Trotzdem: Der preußische Kriegsphilosoph hat sich zu einem der populärsten Strategielehrmeister aller Zeiten gemausert. „Vom Kriege“ wurde in unzählige Sprachen übersetzt und zählt zu den erfolgreichsten Bestsellern weltweit. Kaum ein Managerkurs verzichtet auf eine Weisheit aus „Vom Kriege“. Gleichzeitig wird kaum ein anderes Buch von so vielen Leuten zitiert, die es selbst nie gelesen haben.