Читать книгу Jan pass auf! - Carlo Andersen - Страница 5

Zweites kapitel

Оглавление

Jan hegt einen schweren Verdacht

Im Jachthafen lag die «Rex» vor Anker, und Carl, der vierte im Bunde, wartete an Bord auf seine drei Freunde.

Jan schlug ihm fest auf den Rücken und sagte lachend: «’n Tag, Carl. Nach und nach wird die ‚Rex‘ ja wirklich zu deinem ständigen Zuhause. Warst du heute schon draußen?»

«Ja, am Vormittag ein paar Stunden... aber sei versichert, daß ich immer bereit bin, hinauszufahren. Von der See kann ich nie genug kriegen. Leider werde ich sie allerdings ein paar Tage lang entbehren müssen.»

«Warum?»

«Meinem Vater geht es nicht gut; ich muß ihn wahrscheinlich in der Fahrradwerkstatt ein wenig vertreten.»

Der starke Carl sah bei diesem Gedanken nicht sehr erfreut aus. Zwar wollte er natürlich seinem Vater gern helfen, aber anderseits würde das bedeuten, daß er seine geliebte «Rex» für einige Zeit verlassen mußte, und während des Sommers war die «Rex» sein eigentliches Heim. Wenn es das Wetter zuließ, war er tagsüber auf dem Öresund, und nachts schlief er in der kleinen Kajüte. Zwischendurch ging er dem Hafenmeister zur Hand und verdiente sich damit ein schönes Taschengeld. Er sparte nach wie vor jede Krone, um bald die Steuermannschule besuchen zu können. Nächstes Jahr, wenn seine Freunde die Schule verließen, würde er sich auf jeden Fall von ihnen trennen müssen. Vorläufig genoß er aber das Leben auf der «Rex», und mit der Zeit hatte er sich zu einem erstklassigen Segelsportler entwickelt. Nicht nur der Hafenmeister, Herr Winslöw, sondern auch der berühmte Poul Elvström, der bei den Olympischen Spielen in London und Helsinki Goldmedaillen erkämpft hatte, lobten ihn sehr. Elvström war der beste Mann im Helleruper Segelklub und wußte eine Leistung zu würdigen. Carl hatte einen ganz roten Kopf bekommen, als Elvström ihn lobte, denn es war keine Kleinigkeit, von diesem Experten der Segelkunst anerkannt zu werden.

Jan setzte sich auf die Ruderbank und schaute seinen Freund lächelnd an.

«Hör mal, Carl», sagte er, «ich habe das Gefühl, daß nicht nur dein Vater eine helfende Hand braucht. Wir werden sicher auch deine Muskeln bald nötig haben...»

«Nein, wirklich?» fragte Carl und strahlte. «Braut sich ein Sturm zusammen?»

«So könnte man es wohl nennen.»

Dann erzählte Jan dem Freund alles, was er im Zusammenhang mit der Freilassung Walther Clausens wußte. Carl ballte seine Fäuste und sah böse drein.

«Oh, besten Dank, den Kerl kenne ich, und sollte ich ihn zwischen die Finger bekommen, dann werde ich schon dafür sorgen, daß er kein weiteres Unheil verursacht. Ich werde ihn zu Ato... – wie heißt das nun wieder? – zerkrümeln.»

«Zu Atomen», schlug Jan lächelnd vor. «Aber das sollst du nun auch wieder nicht, Carl. Es ist ganz in Ordnung, wenn man seine Muskeln zur Verteidigung oder zugunsten einer guten Sache benutzt, aber man darf niemanden zu Atomen zerkrümeln, bloß weil man ihn nicht leiden kann.»

«Ja, das schon, aber er hat sich doch damals wie ein Bandit benommen – dir und Erling gegenüber, meine ich...»

«Das stimmt zwar, aber dafür hat er ja auch seine Strafe bekommen. Und noch sind wir nicht sicher, daß er neue Bosheiten im Sinn hat.»

«Die hat er im Sinn! Das ist bei diesem Schuft sicher.»

«Gut, gut, aber das müssen wir erst abwarten. Wenn er selbst zum Angriff übergeht, können wir ja unsere Muskeln benützen... aber wirklich keine Sekunde früher! Wir leben schließlich in einem zivilisierten Land, wo zwischen anständigen Menschen nicht das Faustrecht gilt. Sei mal ehrlich, Carl, so gern prügelst du dich doch gar nicht.»

«N–nein... das nicht...»

«Natürlich nicht, Carl», schmunzelte Jan. «Trotz deiner großen Kraft bist du im Grunde friedlich wie ein Lamm, und bisher hast du deine Fäuste nur dann gebraucht, wenn wir anderen in der Klemme saßen. So soll es ja auch sein. Nur zweitrangige Menschen entscheiden Streitigkeiten mit Hilfe ihrer Fäuste.»

«Mhm», murmelte Carl bloß.

«Sollten wir jetzt nicht machen, daß wir wegkommen», schlug Jesper vor. «Der Wind ist gut, und wir könnten bis nach Hveen segeln.»

Erling schlug ihm kameradschaftlich auf die Schultern. «Zuerst, Krümelchen, brauchen wir eine Tasse Tee. Mach voran, Junge, und zünde den Primuskocher an.»

«Aber...»

«Sei still, elende Schlange! Onkel Erling hat Hunger und Durst. Er wagt sich nicht aufs weite Meer, bevor er etwas im Magen hat.»

«Krümel, sei so gut, und mach uns eine Tasse Tee», bat Jan. «Wir bekommen doch keine Ruhe vor dem dicken Fresser, ehe er seinen Willen durchgesetzt hat.»

«Dickes Kamel», zischte Jesper durch die Zähne und verschwand in der Kajüte.

Zehn Minuten später saßen die vier Freunde gemütlich um den kleinen Tisch in der Kajüte, und als Erling seinen ärgsten Hunger gestillt hatte, glitt die «Rex» vor gutem Wind aufs Meer hinaus. Wie immer wurde es ein herrlicher Nachmittag für die Jungen. Auf den schaumgekrönten Wellen des Öresund pumpten sie frische Luft in ihre Lungen und hatten dann auch nichts dagegen, am Abend über ihren Schulbüchern zu hocken. Das Gleichgewicht zwischen Vergnügen und Pflicht mußte ja gewahrt bleiben.

In den darauffolgenden Tagen blieb die «Rex» notgedrungen an ihrem Liegeplatz. Carl half seinem kranken Vater in der Reparaturwerkstatt, und die drei anderen hatten keine große Lust, ohne ihren starken Freund loszufahren. Es erschien ihnen sogar ein wenig unkameradschaftlich, etwas ohne ihn zu unternehmen.

Eines frühen Morgens, kurz bevor Jan zur Schule ging, erhielt er einen Anruf vom Hafenmeister Winslöw aus Hellerup. Es war ein sehr aufregender Anruf, denn der Hafenmeister berichtete, daß die «Rex» im Laufe der Nacht gesunken sei.

Jan ließ beinahe den Hörer fallen vor Überraschung, und dann fragte er zweifelnd: «Was erzählen Sie da, Herr Winslöw? Die ‚Rex‘ ist gesunken?»

«Ja», erwiderte der Hafenmeister trocken. «Sie ist auf den Grund des Hafenbeckens gesunken.»

«Ja, aber... hm... wie kann das denn passiert sein?»

«Keine Ahnung, Jan. Aber wir müssen das Boot ja heben lassen; dann werden wir feststellen, was geschehen ist. Die ‚Rex‘ kann nicht im Hafenbecken liegen bleiben; das würde ihr auch schlecht bekommen. Billig wird die Hebung allerdings nicht sein. Aber ich darf doch wohl Hilfe holen, um die ‚Rex‘ herauszubekommen?»

«Ja, natürlich... Bitte, warten Sie einen Moment, Herr Winslöw.»

Schnell berichtete Jan seinem Vater, was passiert war, und kopfschüttelnd erklärte der Kommissar sich bereit, die Kosten für die Hebung der «Rex» zu bezahlen. Nach der Schule wollte Jan dann selbst nach Hellerup fahren, um sich alles genau anzusehen. Er konnte absolut nicht verstehen, wieso das solide Segelboot so unerwartet gesunken war. Es klang ganz unglaublich... aber der Hafenmeister war ein ernster und pflichtbewußter Mann, der mit solchen Dingen keinen Spaß treiben würde. Sehr seltsam war das Ganze jedenfalls.

Nach der Schule fuhren Jan, Erling und Jesper zum Helleruper Hafen. Die «Rex» war bereits gehoben worden und lag jetzt zwischen zwei großen Pontons, aber im Boot standen immer noch mindestens dreißig Zentimeter Wasser.

Der Hafenmeister begrüßte die Jungen und sagte: «Seltsame Geschichte, Jungs... das Boot ist angebohrt worden.»

«Was sagen Sie da?» Jan schnappte sichtlich nach Luft. «Die ‚Rex‘ ist angebohrt worden, um sie zu versenken?»

Winslöw nickte. «Ja. Von hier aus könnt ihr es zwar nicht sehen, weil der Boden mit Wasser bedeckt ist. Aber unter der Wasserlinie hat jemand ein großes Loch in den Rumpf gebohrt. Im Laufe der Nacht hat die ‚Rex‘ dann soviel Wasser gemacht, daß sie gesunken ist. Ein sehr böswilliger Mensch muß da seine Finger im Spiel gehabt haben.»

Jan und Erling tauschten unwillkürlich Blicke aus.

Dann nickte Erling düster. «Ja, mein Freund. Wir denken wohl in diesem Augenblick an das gleiche: Walther Clausen!»

«Ja», murmelte Jan und sah genauso düster drein. «Aber Beweise haben wir keine.»

Der Hafenmeister verstand gar nichts; er wußte ja nicht, worüber die beiden Freunde sich unterhielten. Jan wollte ihn im Moment auch nicht aufklären. Es wurde nur vereinbart, daß Winslöw einen Handwerker bestellen sollte, der den Schaden zu beheben hatte. Danach gingen Jan und seine Freunde ins Klubhaus, um sich zu stärken.

Während sie dort um einen Tisch saßen und sich dem guten Gebäck widmeten, war die Stimmung nicht so ausgelassen, wie sie sonst bei diesen Gelegenheiten zu sein pflegte. Sogar Erling schien keinen besonderen Appetit zu haben.

Schließlich sagte er: «Das war ein ganz gemeiner Streich von Clausen.»

Jan nickte geistesabwesend. «Ja, ein ganz widerlicher Streich, aber wir haben eben doch keinen Beweis dafür, daß er es war...»

«Ach was, wer hätte es denn sonst sein sollen», unterbrach ihn Erling und machte eine bezeichnende Grimasse. «Am besten melden wir es gleich, damit der Kerl wieder eingesteckt wird.»

«Vater weiß schon, daß das Boot gesunken ist.»

«Weiß er auch, daß Walther Clausen es getan hat?»

«Nein, das nicht, aber das wissen wir ja auch nicht. Vorläufig kann man höchstens von einem schweren Verdacht sprechen.»

«Quatsch!» knurrte Erling. «Du bist doch im Grunde genauso überzeugt wie ich, daß es der widerliche Kerl gewesen ist. Die Frage ist nur, was wir tun sollen?»

Jesper schlug mit der Faust auf den Tisch und sah sehr kampflustig aus: «Ich weiß, was wir tun. Wir fahren jetzt sofort zu ihm und geben ihm die verdiente Tracht Prügel.»

«Nun reg dich schon ab, du kleiner Berserker!» befahl Erling. «Wenn es dich so sehr zu ihm zieht, kannst du ja alleine gehen und ihm seine Tracht Prügel verabreichen. Jan und ich werden inzwischen unsere klugen Köpfe anstrengen und eine gute Lösung finden.»

Jespers Antwort war kleinlaut. «Na ja, allein kann ich nicht mit ihm fertig werden. Das weißt du ja selbst.»

Erling nickte ironisch. «Dann bleib lieber da, Krümel. Nimm dir noch einen Kuchen und halte deinen Mund, während wir Erwachsenen vernünftig miteinander reden. Unterbrich uns jetzt bloß nicht mit weiteren genialen Einfällen...»

«Ja, aber ich...»

«Sei still, du Kröte!»

Jan hatte dem Wortwechsel zwischen den beiden Freunden kaum Beachtung geschenkt. Er saß ziemlich geistesabwesend da und blickte abwechselnd aufs Wasser, wo viele Segelboote sich tummelten, und auf die hübschen Gartenanlagen des Segelklubs.

Schließlich sagte er:

«Hört mal zu. Unser Verdacht richtet sich auf Walther Clausen. Ein sehr begründeter Verdacht, das kann man wohl sagen – aber mehr ist es nicht, denn es fehlt uns jeglicher Beweis. Und wenn man alles genau bedenkt, so ist dieser Kerl gewiß nicht unser einziger Feind.»

Hier unterbrach ihn Erling energisch. «Wahrscheinlich hat er uns neulich verfolgt, als wir auf dem Weg hierher waren. Du hast ihn ja selbst gesehen.»

Jan nickte. «Gewiß, das ist an sich schon seltsam, aber ein Beweis ist es nicht. Jedenfalls kein Beweis, den die Polizei oder das Gericht anerkennen würden.»

«Guten Tag, Jungs!» erklang es in diesem Augenblick. Es war Jack Morton, der die Klassenkameraden munter begrüßte. «Ich mußte doch einmal nach euch sehen, um zu erfahren, wie es mit der armen ‚Rex‘ gegangen ist. Hat sie Totalschaden?»

«Nein, glücklicherweise nicht», antwortete Jan.

Dann erklärte er, daß das Boot gehoben worden sei und daß sie Walther Clausen verdächtigten, ihnen den üblen Streich gespielt zu haben.

Jack hörte gespannt zu und sagte dann lächelnd: «Seltsamer Zufall, daß du von Walther Clausen sprichst, denn vor weniger als einer Stunde sah ich ihn in Ryvangen.»

«So», sagte Jan ohne größeres Interesse.

Jack nickte. «Ja, ihr wißt doch, daß er in unserer Nachbarschaft wohnt, in der Parallelstraße, Nummer 14. Die Villa gehört seinen Eltern, aber die scheinen ständig auf Reisen zu sein; daher hat der Bursche das Haus fast immer für sich allein. Er kam zusammen mit einer ägyptischen Mumie die Straße hinaufgegangen.»

«Mit einer ägyptischen Mumie?» wiederholte Jan erstaunt. «Was meinst du damit, Jack?»

Jack Morton lachte. «Nun, nimm das nicht wörtlich, Jan. Clausen war in Gesellschaft eines jüngeren Burschen, der so mit Verbandzeug umwickelt war, daß es schon komisch wirkte. Wenn ein echter Arzt ihm den Verband angelegt hat, dann sollte man dem Mann die Praxis entziehen. Selbst der schlechteste Samariter hätte den Verband besser anlegen können.»

«Kennt dich Clausen?» fragte Jan. «Weiß er, daß du mit uns befreundet bist?»

«Nein, sicher nicht. Ich habe nur ein einziges Mal Gelegenheit gehabt, ihn zu sehen, bevor er ins Gefängnis kam. Aber ich kann mich sehr gut an seine angeberische Kleidung, seine arrogante Haltung und das dunkle Haar erinnern. Heute habe ich noch festgestellt, daß er braune Augen hat.»

«Stimmt», bestätigte Jan. «Wohin ist er gegangen?»

«In Richtung Svanemölle, zusammen mit der Mumie. Es sah aus, als hätten die beiden viel zu besprechen. Ich fragte mich gleich, ob die Mumie mit dem dicken Verband am Kopf überhaupt etwas verstehen konnte. Der arme Kerl sah sehr mitgenommen aus. Vielleicht hatte er eine Schlägerei mit einem Schwergewichtsboxer hinter sich...»

«Ja, vielleicht», murmelte Jan.

Er schien wiederum erstaunlich geistesabwesend, hatte aber doch wohl alles erfaßt, was Jack erzählte.

«Wie wäre es, wenn du deine dunklen Gedankengänge mit uns teilen würdest, altes Haus», schlug Erling vor. «Wir sehen ja deutlich, daß dein Hirn schwer beschäftigt ist. Vor uns darfst du ruhig alles ausbreiten, denn als gute Freunde wollen wir deine Sorgen mit dir teilen.»

Jan mußte lächeln. «Danke, Dicker...» Dann wurde er wieder ernst und fuhr fort: «Ich habe die ganze Zeit überlegt, wie wir an die Sache ’rangehen könnten. Es ist ganz natürlich, daß unser Verdacht sich auf Walther Clausen beschränkt, denn er drohte ja, sich an uns zu rächen, und ein Streich wie der, die ‚Rex‘ auf den Grund des Hafenbeckens zu schicken, würde durchaus dazu passen. Aber auf so einen vagen Verdacht hin Anzeige zu erstatten ist eine andere Sache. Damit würden wir uns wahrscheinlich lächerlich machen. Nach Jacks Bericht scheint es mir jedoch gut zu sein, unseren Freund Walther etwas näher anzusehen. Neulich hat er bei uns herumspioniert, nun werden wir das gleiche bei ihm tun. Ich würde mich nicht wundern, wenn dabei einige Dinge zutage kämen, die die Polizei lebhaft interessieren würden.»

«Wieso?» sagte Erling und sah dabei wie ein großes Fragezeichen aus.

«Wegen der ägyptischen Mumie.»

«Was?» japste Erling. «Die Mumie? Na, lieber Jan, entschuldige die direkte Frage, aber hast du wohl noch alle Tassen im Schrank?»

«Ich denke schon», antwortete Jan belustigt. «Möglich, daß meine Idee verrückt ist, das heißt, verrückt nicht gerade, aber vielleicht trifft sie nicht zu. Bevor Walther Clausen ins Gefängnis kam, war er der Anführer einer Jugendbande; es ist daher nicht unwahrscheinlich, daß er jetzt wieder gewisse Verbindungen aufgenommen hat.»

«Sehr wahrscheinlich sogar», stimmte Erling zu. «Und was folgt daraus?»

«Hört zu. Vor einigen Tagen ist bei einem Autounfall zwischen Sorö und Ringsted ein junger Bursche von sechzehn oder siebzehn Jahren getötet worden, während sein Beifahrer sich unter Hinterlassung von Blutspuren, also verwundet, vom Unglücksort entfernte und verschwand. Der Unglückswagen war mit Diebesgut beladen, und da man bald feststellte, daß der Wagen gestohlen worden war, nimmt die Polizei an, daß eine Halbstarkenbande ihre Hand im Spiel hatte...»

Jan schwieg einen Moment und fuhr dann fort:

«Damit komme ich zu meiner Idee. Der verwundete Beifahrer wurde trotz eifriger Suche bisher nicht gefunden. Wahrscheinlich ist es ihm auf die eine oder andere Art gelungen, Kopenhagen zu erreichen. Er traute sich jedoch nicht, seine Wunden von einem Arzt verbinden zu lassen... da hätte er zu viele Fragen beantworten müssen... Und Jack sagte eben, daß die Mumie höchst unsachgemäß verbunden gewesen sei.»

«Hm», machte Erling skeptisch.

Jan breitete etwas ungeduldig die Hände aus.

«Ich weiß schon, was du denkst, Dicker. Ich behaupte ja nicht, daß meine Theorie richtig ist, aber wenn man Clausens Vergangenheit in Betracht zieht, könnte es recht gut möglich sein, daß der verwundete Beifahrer und der Bursche, den Jack heute zusammen mit ihm gesehen hat, ein und dieselbe Person sind.»

Jack nickte. «Ich finde, daß das sogar sehr wahrscheinlich ist, Jan. Es passen so viele Teile deiner Theorie gut zusammen... Außerdem laufen wir ja keine Gefahr, wenn wir die Sache ein wenig näher betrachten. Was sollen wir deiner Meinung nach unternehmen?»

Jan dachte nach und antwortete dann: «Laßt mich bis morgen überlegen, Freunde. Wir besprechen es dann eingehend in der Schule. Vorläufig sollten wir uns darüber einig sein, daß dies zwischen uns vieren bleibt. Es besteht kein Grund, warum wir noch mehr Leute einweihen sollten.»

«In Ordnung», stimmten die anderen zu.

Und Jesper fügte düster hinzu: «Ich werde schweigen wie das Grab. Selbst meine Leiche wird das Geheimnis nicht verraten.»

Erling strich ihm freundlich über die Wange. «Nun mach halblang, Kleiner. Wenn ich deine hochtrabenden Reden höre, überkommt mich das Verlangen, dich der Königlichen Theaterschule zu empfehlen. In Schillers ‚Räuber‘ gäbe es sicher eine gute Rolle für dich!»

«Hör auf!» Jan lachte. «Und laßt uns noch eins vereinbaren: Auch Carl soll vorläufig von unserem Verdacht nichts erfahren.»

«Warum?»

«Wenn Carl erfährt, daß Walther Clausen möglicherweise die ‚Rex‘ versenkt hat, gibt es ein furchtbares Theater. Es könnte durchaus sein, daß er dann gleich nach Ryvangen fährt und den Kerl zu Hackfleisch macht.»

«Wäre auch kein Unglück», meinte Erling.

«Wir sind uns also einig», bekräftigte Jan nochmals. «Denn ich möchte doch gern ein paar ernste Worte mit Clausen wechseln, bevor er zu Hackfleisch verarbeitet wird.»

Jan pass auf!

Подняться наверх