Читать книгу Prüfungsangst? Nein Danke! - Wie Sie Ängsten vor Prüfungen begegnen können - Carlos Heklotos - Страница 5

Sie sind nicht alleine!

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Und denken Sie vor allem immer daran: Sie sind nicht allein derjenige, der Prüfungsangst hat. Um Sie herum gibt es Tausende mit dem gleichen Problem. Denn in unserer modernen Leistungsgesellschaft geraten immer mehr Schüler, Studenten und Menschen im Arbeitsprozess in den Strudel dieser Pressionen. Es sind nämlich meist die Intelligenten und Fleißigen, die es packt. Sie haben Ehrgeiz und wollen es zu etwas bringen, setzen sich manchmal selbst zu stark unter Druck – aber unser System erwartet auch Perfektionismus, gut ausgebildete Kandidaten, die in jeder Situation ihre Aufgaben erfüllen. Insofern ist es auch ein zweischneidiges Schwert: Auf der einen Seite die Gejagten und auf der anderen Seite eine stark fordernde Gesellschaft.


Was ist Prüfungsangst genau?

Prüfungsangst (englisch: test anxiety) ist eine Art der sozialen Bewertungsangst (soziale Phobie). Sie ist demnach eine Angst vor der Bewertung der persönlichen Leistungsfähigkeit durch andere. Sie kann den Betroffenen daran hindern, im Rahmen einer Prüfung seine eigentlich vorhandene Leistung unter Beweis zu stellen.

Personen mit Prüfungsangst haben zunächst einmal eine Angst vor Gesichtsverlust. Sie stehen in einer Prüfung und werden zu einem Thema befragt oder haben in einer Klausur Aufgaben zu lösen. Fallen ihnen die entsprechenden Antworten nicht ein, fangen sie an zu zählen: Wie viele Punkte habe ich oder brauche ich noch, um den Test überhaupt zu bestehen? Plötzlich tauchen in ihnen innere Bilder über eine katastrophale persönliche Entwicklung auf, über Häme, Spott und Statusverfall. Und genau solche Bilder lösen wiederum Ängste bei den Betroffenen aus. Plötzlich sind grundlegende Kenntnisse weg, als hätte man sie nie gelernt oder gewusst.

Besonders gefährdet sind Menschen, die schon einmal ein Erlebnis über Misserfolg hatten. Sie meiden dann häufig anschließend nach einer solchen Begebenheit ähnliche Situationen. Weiterhin sind auch Personen gefährdet, die sich selbst permanent kontrollieren. Und natürlich Perfektionisten setzen sich immer wieder der Gefahr der Prüfungsangst aus.

Oft gehen Prüfungsängste auf negative Erfahrungen in der Kindheit zurück. Auch einzelne Erlebnisse einer starken Überforderung können der Auslöser sein. Grundsätzlich gilt aber: Prüfungsangst ist beileibe kein Schicksal, dem man sich auf Lebenszeit ergeben muss. Man hat sie einfach meist unbewusst erlernt, ohne sich in ihr zu verkrampfen. Erlerntes kann man deshalb auch wieder bewusst verlernen.

Prüfungsangst wird deshalb auch nur in ganz extremen Sonderfällen als Krankheit eingestuft. Zuzuordnen ist sie eher einer Sonderform der sozialen Bewertungsangst. Personen mit Lernbehinderung (oder auch einfach nur „faule“ Kandidaten) oder solche mit Vehaltensauffälligkeiten (Klassenclown) sind weitaus stärker von Prüfungsangst betroffen als eben die, die diese Probleme nicht haben.


Wie entsteht Prüfungsangst?

Wie der Name schon sagt, entsteht Prüfungsangst dadurch, dass man Angst oder die Symptome solcher Angst während einer Prüfung oder schon vorher verspürt. Einerseits hat das Auswirkungen auf die Leistung der betroffenen. Aber sie wird auch gerne von Prüflingen und ihnen nahestehenden Menschen dazu herangezogen, um schwache Leistungen oder auch plötzliche Denkblockaden zu erklären oder zu entschuldigen. Insbesondere bei Hochschulprüfungen können hin und wieder auch Prüfer selbst, wie wir oben bereits erfahren haben, ähnlichen Spannungen wie bei der Prüfungsangst selbst ausgesetzt sein. Sie sind dann aber weniger manifestiert und auch nicht mit irgendwelchen Sanktionen bedroht. Entweder sind die Prüfer Frischlinge in ihrem Fach oder sehen sich durch mitprüfende Kollegen zu sehr beobachtet und werden dann unsicher. Autogener oder heterogener Spannungsabbau – also selbst oder durch Übungsanleiter - steht dann sowohl Prüflingen wie auch Prüfern als Hilfsmittel zur Verfügung.


Die Ursachen von Prüfungsangst

Ihre persönliche Einstellung zur Prüfung hat einen wesentlichen Einfluss bei der Entstehung von Prüfungsangst. Ihr Körper reagiert nämlich genau nach dem Muster, wie Sie selbst Ihre eigene Kompetenz (Kenntnis von der zu prüfenden Materie) einschätzen. Auch die Bedeutung der Prüfung spielt eine Rolle – Ist es „nur“ eine Zwischenprüfung?“ Dazu kommt dann noch die Prüfungssituation: Sind Sie unter strenger Kontrolle mit Studenten-/Schülerausweisprüfung, unter Beobachtung? Auch wie Sie den Prüfer einschätzen hat Einfluss auf Ihre Körperreaktion. Auf jeden Fall hat man erlernt, mit solcher Angst umzugehen. So unterschiedlich wie die Menschen sind, so verschieden gehen Sie auch mit solchen Ängsten um. Es gibt Mitstudenten, die wesentlich weniger als Sie selbst gelernt haben und weniger kompetent sind als Sie, aber viel lockerer in die Prüfung gehen – und manchmal damit sogar erfolgreicher sind. Auch werden Sie die Erfahrung machen, dass Prüfungsangst nicht unbedingt durch die Prüfung selbst ausgelöst wird. Sie werden in manche Prüfungen lockerer hineingehen und andere wiederum als stark beängstigend empfinden. Sie meinen nämlich, bestimmte Fächer wie Mathematik liegen Ihnen nicht. Sie haben eine innere Aversion. Und schon kommt Angst auf, weil Sie vielleicht gerade in Mathe auf der Kippe stehen. Deutsch wiederum liegt Ihnen sehr. Jedes Thema packen Sie. Oder Sprachen: Sie ist Ihnen ins Blut übergegangen, so als ob Sie zweisprachig aufgewachsen wären.

Man kann den Zusammenhang zwischen eigener Kompetenz, der Prüfungsbedeutung und -situation sowie dem Prüfer an einer Grafik, dem ABC der Gefühle, verdeutlichen:

A steht für die Situation, B für Ihre Bewertung und C sind die aus Ihrer Bewertung resultierenden Gefühle und körperlichen Reaktionen.

A: Ich gehe in die Prüfung.

B: (negative Bewertung) Ich werde durchfallen, stottern und einen Blackout haben. (neutrale Bewertung) Ich lasse es einfach auf mich zukommen. Ich habe gelernt und mich vorbereitet. (positive Bewertung) Ich habe mich gut vorbereitet. Das sind meine letzten Prüfungen. Die werde ich sicher auch noch schaffen.

C: (negative Gefühle) Angst, Depression, Anspannung. (neutrale Gefühle) Ruhe oder leichte Anspannung. (positive Gefühle) Leichte Vorfreude auf danach, Ruhe und Gelassenheit.

Mit der Bewertung der Situation entscheiden Sie sich nämlich auch gleich schon für Ihre Gefühle und körperlichen Reaktionen mit. Ihre Gefühle sind eine automatische Konsequenz Ihrer gedanklichen Einschätzung. Bei Prüfungsangst sehen Sie die Prüfung selbst als bedrohlich für Ihre Selbstachtung und Ihre berufliche Karriere. Sie schätzen Ihre Fähigkeiten, diese Gefahr zu verhindern, als gering ein. Nur Sie selbst haben den Schlüssel in der Hand, Ihre Prüfungsangst zu beeinflussen. Es kommt auf Ihre Einstellung dazu an.


Ist Prüfungsangst eine Krankheit?

Prüfungsangst kann erhebliche Beeinträchtigungen des Betroffenen zur Folge haben und Probleme auch in seinem sozialen Umfeld auslösen. Wenn das passiert, dann betrachtet man sie als Krankheit und klassifiziert sie nach dem internationalen ICD-Schlüssel ICD-10 als phobische Störung F40 oder als sonstige Störung F41 (nach der Version der Weltgesundheitsorganisation WHO). Besonders im Kindheitsalter behindert sie dann auch die normale Entwicklung. In Amerika erkennt man Prüfungsangst über den „Americans with Disabilities Act“ sogar als Behinderung an. Deshalb bietet man in solchen Fällen auch besondere Prüfungsabläufe an. Dazu muss ein entsprechender Antrag mindestens 30 Tage vor Prüfungsbeginn eingereicht werden. Besondere Merkmale sind aber in jedem Fall erforderlich. Prüfungsangst an und für sich wird in den USA nicht von vornherein als eine Behinderung nach diesem Gesetz gewertet.


Prüfungsangst? Nein Danke! - Wie Sie Ängsten vor Prüfungen begegnen können

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