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Katharina ruft Elise an!

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Freitagmorgen. 10:30 Uhr in Deutschland. Katharina, meine Kollegin möchte ein Interview mit Elise gestalten, nimmt kurzerhand das Telefon in die Hand und wählt Elises 'geheime' Handynummer. Gleich darauf plärrt am Pool Rand auf den Azoren Elises Telefon, das Lied 'Like Ice in the Sunshine' und vibriert sich am Rand entlang. Ich kann das sehen, weil Skype an ist und ich aufgeregt neben Katharina sitze. Elise hat mal wieder vergessen, ihren Laptop abzuschalten. Und ich kichere mir einen, als ich sehe, wie der Vogel tanzend und wippend zur Melodie an ihr Handy swingt. Elise nimmt den Hörer in die Hand.

Katharina: »Guten Tag Elise, hier ist …«

»Mir egal! Keine Zeit für Spacken«

»Elise nehme ich an?« Katharina kichert und weiß, was jetzt kommt. Elise schweigt. Katharina hält den Hörer vom Ohr weg und schreit in den Raum:

»Carmen! Schau bitte nach der Paella, ich lege hier jetzt gleich wieder auf!« Mir fliegen gerade die Ohren weg, weil ich genau neben dem Kehlkopf von Katharina sitze.

»Waaaas? Es gibt Paellaaa?«, röhrt es aus dem Hörer.

»Ja, aber nur für mich und Carmen, denn du willst sicher nicht nach Deutschland kommen, oder? Außerdem ist sie bis zu deiner Ankunft verbrannt. Wir haben jetzt Hunger«

»Wer sagt das? Wer sagt, dass ich nicht kommen kann?«

»Ich sage das. Also fangen wir noch mal von vorne an?« Katharina verdreht die Augen. Man hört Elise laut seufzen und einen Fuß von ihr laut und ungeduldig auf dem Boden patschen. Die Bestechungsfalle hat zugeschnappt.

»Ich weiß, wer du bist, du bist die andere Autorin, die Krimitante Katharina! Warum rufst du an?«

Skepsis in Elises Stimme! Katharina geht mit äußerster Vorsicht ans Werk.

»Nun … ich wollte dich fragen, ob du uns einen großen Gefallen tun könntest?«

»Und was ist jetzt mit der Paella?«, kontert Elise gierig, ohne überhaupt auf die Frage einzugehen.

»Gibt es, wenn du mit mir zusammen ein Interview machst!«

»Haaa, duuuuuu, duuuuuu, willst mich doch nur hoooch nehmen! Du rufst an und bietest mir Paellaaa am Telefon an? Für, wie doof hältst, du mich denn …?«Katharina hält den Hörer jetzt weit ab vom Ohr. Ich gucke Katharina erstaunt an.

»Was hast du jetzt mit Elise gemacht?« Gefühlte Stunden später hört man nur noch ein grummeln, der Hörer hat aufgehört zu vibrieren. Katharina traut sich, ihn wieder an ihr Ohr zu halten.

»Kommst du jetzt zu uns oder nicht? Ich meine Fluffy Air, wartet doch schon auf dich. Es gibt viel Caipy unterwegs«

Elise brüllt:

»Naaa guut! Ich komme, aber wenn du nur heiße Luft ausgestoßen hast, dann geh ich dir an die Gurgel. Strafe für die Verarsche deinerrrrrseits ...!« Hier haben wir das Gespräch geschnitten, weil durch den Hörer unflätige Beschimpfungen erschallen.

»Ich hab dich auch lieb Elise, wir sehen uns in ein paar Tagen und dann gibt es Paella!«, schreit Katharina lachend in den Hörer und legt auf. Keine Minute später, das Telefon klingelt energisch …

»Hier Katharinas Möwenverwaltung, mit wem spreche ich?« Elises Nummer ist ja zu sehen.

»Ich bin`s noch maaal und leg jetzt bloooß nicht auf!«

»Okay!«

»Sag Carmen, sie soll hier herkommen! Mit ganz viel Paella im Gepäck! Und wenn hier einer auflegt, dann biiiin iiiich daaaaaas!", föhnte es meiner Kollegin ins Ohr.

Klick …

Katharina schaut mich sprachlos an. Ja, das ist unsere Elise, wie sie leibt und lebt. Ohne Bestechung gibt es bei ihr gar nichts und sie hat immer das letzte Wort. Da wir nur mit viel Aufwand die Möwe nach Deutschland fliegen können, überlege ich, wann ich das nächste Mal auf Madeira verweile und vielleicht doch eben, rüber zu Elise auf die geheime Insel fliege.

»Das Vieh ist völlig übergeschnappt. Anscheinend ist ihr einiges zu Kopf gestiegen, in letzter Zeit. Ich meine nur, sonst war sie die Güte in Person, äh in Möwe, und nun zickt sie herum. Flieg hin, wir brauchen das Interview. Ich schalte mich mit Skype dazu. Ich kann doch nicht hier weg. Nicht jetzt«, bittet Katharina mich aufgeregt. Ich überlege noch kurz, nicke und buche den nächsten Flieger.

Katharina hat recht. Elise einzufliegen, würde bedeuten, in Frankfurt wieder den Ausnahme-Zustand einzuleiten und alles vom Feinsten herzurichten. Ich rufe Thomas an, und kläre mit ihm die Details. Auf Elise Eiland wird alles für mich hergerichtet und Katharina kann per Skype alles verfolgen und den Schnitt machen. Ich sollte vorher noch das Limit auf der Kreditkarte senken, sonst könnte es sein, dass ich eine möwische Abrechnung bekomme, falls Elise die Karte finden sollte. Katharina bespricht mit mir noch einige Punkte, da wir die jetzt schon länger installierten Kameras in der Wohnanlage etwas besser positionieren müssen. Katharina bekommt eine Nachricht per Whats app; "wer hat an der Uhr gedreht? Ist es wirklich schon so spät?"

»Was issen das fürn' Ton?«

»Das ist ein spezieller, nur für Elise«

»Ich würde einen Trauermarsch nehmen, aber … nun ja, was hat sie geschrieben?« Katharina schaut auf das Display und sieht mich komisch an: » "Ich weiß, wo dein Haus wohnt", hat die nen' Schaden? Was treibt die denn da auf den Azoren?« Ich zucke mit den Schultern, richte den Monitor vom Laptop auf und sehe Elise online. Dann brülle ich lange ins Mikro

» Mal wieder zu viel Caipy gezuckelt, was?«

Klirr … Bingo, voll erwischt. Elise hat vor Schreck das Glas fallen lassen, als sie meine Stimme aus dem Lautsprecher hört, der voll aufgedreht war. Katharina läuft lachend aus dem Zimmer.

»Ab und zu braucht Elise auch mal etwas Erziehung oder nicht?« Katharina nickt mir hoffnungsvoll zu.

Ich fahre erst mal nach Hause, denn ich muss ja auch noch das Buch für Elise endlich fertig schreiben.

Als ich zu Hause angekommen bin, schaue ich auf mein Handy. Anrufe in Abwesenheit. Keinen Bock mehr, jetzt noch weißblaue Geschichten zu hören. Ich gucke noch schnell in den Bauch meines besten Freundes Kühlschrank, aber der ruft selbst um Hilfe, und werfe mich ins Bett. Erst jetzt spüre ich, wie kaputt ich bin, und schlafe ein. Ich träume von einer Insel, die im Nebel liegt. Ein Paradies auf Erden. Die Vögel zwitschern und ich laufe am Strand entlang. Wie herrlich! Und … ich wache auf … mitten in der Nacht. Schweißgebadet. Die Vibration meines Handys summt laut auf dem hölzernen Nachttisch. Elise hat mir eine Nachricht geschickt. Eine unflätige Bemerkung. Genervt lass ich mich zurück ins Kissen fallen. Ich hasse Handys und die ständige Erreichbarkeit. Ich schwöre mir, wenn ich Elise in die Finger kriege … dann.

Da klatsch mir doch einer den Flügel ...

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