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Süßer Duft
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Cassie sog den süßen Duft, der von den blühenden Bäumen und Sträuchern zu ihr drang ein, als sie durch die große, parkähnliche Landschaft spazierte. Die Sonne warf ihre goldenen Strahlen herab und sie musste ihre Sonnenbrille anziehen, um nicht geblendet zu werden. Der Himmel war wolkenlos und strahlte zartblau. Ein leichter Wind wehte und blies sanft durch ihre braunen, langen Haare. Sie streckte die Arme aus und drehte sich um sich selbst.
„Ist es hier nicht wunderschön. Es war gut, dass ich mich entschieden habe, alles hinter mir zu lassen“, sagte sie zu ihrem Hund Mac.
Als Antwort wedelte er mit seinem Schwanz und kam zu ihr gelaufen.
„Na, Mac. Uns geht es doch gut. Ich habe einen guten Job, eine schöne kleine Wohnung, meine Miete ist erschwinglich und ich habe sogar jeden Monat noch etwas Geld übrig. Mein Auto ist alt, aber es läuft. Meinem Vater geht es zum Glück viel besser. Vielleicht sollten wir beide mal einen Urlaub am Meer machen. Was meinst du?“, streichelte sie ihn.
Cassie arbeitete jetzt seit fast einem Jahr in einem Buchladen, der von einem älteren Ehepaar geführt wurde. Sie interessierte sich immer schon für Bücher und kannte sich gut damit aus. So kam das Stellenangebot genau richtig. Seit ein paar Monaten arbeitete Jakob mit ihr zusammen, denn allein war es nicht mehr zu bewältigen. Das Ehepaar wollte sich, nach und nach, aus dem Geschäftsleben zurückziehen, deshalb wurde Jakob eingestellt. Cassie verstand sich gut mit ihm. Er war ein paar Jahre älter als sie und arbeitete schon einmal in einem ähnlichen Laden. Außerdem verstand er auch etwas von der Buchhaltung, was Cassie sehr freute. Sie freundeten sich schnell an und trafen sich auch privat des öfteren. Cassie wollte sich mit ihm absprachen, vielleicht war es möglich, dass sie für ein paar Tage ans Meer fahren konnte. Sie hatte noch nie Urlaub gemacht, dazu reichte das Geld nicht. Ihre Eltern besaßen nicht sehr viel, aber sie versuchten trotzdem alles, damit Cassie eine schöne Kindheit und Jugend hatte. Während ihres Studiums wurde ihr Vater krank. Cassie und ihre Mutter kümmerten sich um ihn. Mit Geld konnten ihre Eltern ihr nun nicht mehr unter die Arme greifen, aber Cassie schaffte es auch so. Sie büffelte Tag und Nacht bis sie endlich ihren Abschluss in der Tasche hatte. Sie hatte ihr Examen mit super Noten bestanden. Die Eltern waren stolz auf sie. Sie liebten ihre einzige Tochter sehr und Cassie liebte ihre Eltern über alles.
Cassie jobte während ihres Studiums und auch nach ihrem Examen in einem kleinen Cafe in ihrer Nähe, um etwas Geld zu verdienen. Es gefiel ihr dort sehr gut. Das Cafe war etwas besonderes. Es wurde von zwei jungen Männern, Robert und David, geführt, in dem hauptsächlich junges Publikum zu finden war. In diesem Cafe fanden viele kleine Livekonzerte von jungen, noch unbekannten Künstlern statt. Daher war es auch ein beliebter Treffpunkt und immer sehr gut besucht. Überraschenderweise trat eines Tages ein guter Freund von Cassie, den sie während des Studiums kennengelernt, und dann aus den Augen verloren hatte, mit einem ihr unbekannten Mädchen, auf. Die beiden schienen sich gut zu kennen und super zu verstehen.
Als Cassie damals, während des Studiums, Linus kennenlernte, war sie sehr verliebt in ihn, doch es war einseitig. Linus war nur ein Freund. Er zeigte keinerlei Interesse an ihr. Cassie stellte ihn auf die Probe und freundete sich mit einem anderen Jungen an. Sie wollte Linus eifersüchtig machen und schwärmte ihm von Markus vor, aber Linus zeigte keine Reaktion. Cassie küsste Markus sogar in Gegenwart von Linus. Sie wollte ihm damit andeuten, wenn du mich schon nicht willst, gibt es auch noch andere. Aber auch darauf reagierte Linus nicht. Im Gegenteil, er schien sich sogar für sie zu freuen, dass sie ihre Liebe gefunden hatte. Da wusste Cassie ganz sicher, dass Linus sie nie lieben würde. Sie war und blieb nur eine Freundin für ihn.
Nach diesem Vorfall mit Markus erzählte ihr Linus überraschend, dass er die Welt entdecken wollte, bevor er ins Berufsleben eintauchte. Zwar sagte er ihr damals, dass er sie sehr mochte und küsste sie, aber von Liebe sprach er nicht. Cassie war irritiert, aber deutete diesen Kuss eher freundschaftlich. Auch wenn dieser Kuss leidenschaftlich war. Es war wohl, weil sie sich nun lange Zeit nicht mehr sehen würden. Linus versprach zwar, sich zu melden und nach seiner Rückkehr bei ihr vorbeizuschauen. Aber das geschah nicht. Cassie war todunglücklich. Sie gab sich die Schuld daran, dass er sich nie wieder meldete. So trennten sich ihre Wege.
Um so überraschter war Cassie, ihn ausgerechnet in diesem Cafe, in dem sie arbeitete, nach Jahren, wiederzusehen. Als Linus Cassie entdeckte, kam er freudestrahlend auf sie zu, umarmte sie herzlich uns küsste sie auf die Wange.
„Cassie, was für eine Freude dich zu sehen. Ich wusste nicht, dass du hier arbeitest. Wie lange ist es jetzt her, als wir uns das letzte mal sahen? Meine Güte, du bist noch hübscher geworden.“
„Hey, Linus. Das ist schon eine Ewigkeit her. Ich kann mich kaum noch erinnern“, log sie.
„Sag, wie geht es dir? Was macht dein Vater?“
„Es geht mir gut und mit meinem Vater geht es aufwärts. Du kannst dich noch daran erinnern?“, staunte sie.
„Natürlich. Ich war schließlich oft bei euch zu Hause. Das kannst du doch nicht vergessen haben. Wieso arbeitest du hier? Du wolltest doch etwas ganz anderes machen?“
„Schon, aber ich habe noch nicht das passende gefunden. Außerdem helfe ich immer noch meiner Mutter, damit sie auch einmal etwas ausspannen kann. Und du? Du machst immer noch Musik?“
„Ja, nur als Hobby. Langsam wird es immer mehr. Darf ich dir meine Freundin Conny vorstellen. Wir machen zusammen Musik.“
„Hey, Conny, freut mich“, reichte Cassie ihr die Hand.
Sie sieht super aus. Kein Wunder, dass sie die Freundin von Linus ist. Er stand immer schon auf Blondinen, dachte Cassie. Irgendwie fühlte sie sich gerade wieder in die Vergangenheit zurückversetzt. Cassie spürte in diesem Moment, dass sie immer noch Gefühle für Linus hatte. Es war ein Irrtum anzunehmen, dass sie alles überstanden hatte, weil sie so viele Jahre nichts von ihm gehört hatte. Als sie ihn jetzt wieder sah und er so vor ihr stand, kam alles wieder hoch. Eigentlich wollte sie das Kapitel Linus ein für alle mal abschließen, doch so einfach war es wohl nicht, bemerkte sie. Als er sie anschaute, klopfte ihr Herz immer noch schnell und als er sie umarmte, durchlief ein warmer Schauer ihren Körper. Von all dem wusste Linus nichts. Er schien glücklich zu sein. Nein, er hatte sie nicht vermisst, dass war ihr klar, als sie sah, wie verliebt er Conny ansah. Cassie musste ihn sich endlich aus dem Kopf schlagen.
„Wir sehen uns jetzt bestimmt öfter. Wir sind ganz in die Nähe gezogen“, erzählte Linus.
„Wirklich? Das ist schön für euch. Wohnt ihr zusammen?“
„Na klar. Schon seit ein paar Monaten. Es ist wirklich schön, dass wir uns wiedergetroffen haben. Hab dich vermisst, wie du dir denken kannst. Wir hatten damals eine wirklich schöne Zeit.“
„Ja, dass hatten wir. Tut mir leid, aber ich muss weiterarbeiten. Ich werde euch ja gleich noch hören, bevor ich nach Hause gehe.“
„Du hast Feierabend? Schade. Wir hätten uns später noch weiter unterhalten können. Ich hoffe, wir bleiben weiterhin Freunde. Wir könnten uns mal verabreden und essen gehen? Wie wäre das?“, schaute Linus sie fragend an.
„Natürlich bleiben wir Freunde. Werde dir Bescheid geben, wann wir uns treffen können. Gib mir deine Nummer, ich melde mich.“
Cassie wollte so schnell wie möglich dieser Situation entfliehen.
„Schön. Ich höre von dir. Freu mich schon auf unser Treffen. Machs gut, Cassie.“
„Du auch.“
„Na? Hast du einen alten Freund wiedergetroffen?“, fragte Robert.
„So kann man sagen. Er ist ein alter Freund aus der Studienzeit. Wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen“, schüttelte sie verträumt den Kopf.
„Ihr kennt euch aus der Studienzeit?“
„Ja. Wir hingen ständig zusammen ab.“
„Und dann habt ihr euch einfach so getrennt?“
„Mmh. Es hat ihn irgendwo hin verschlagen. Linus wollte die Welt sehen. Da konnte ich nicht mit. Mir fehlte das Geld. Ich denke, es war ihm auch ganz recht, dass ich nicht dabei war.“
„Wie ich sehe, hängst du noch an ihm. Oder?“
„Sieht man mir das an?“, staunte Cassie.
„Nun, ich sehe es. Deine Augen sprechen Bände“, lächelte Robert.
„Das ist nicht gut. Zum Glück habe ich gleich Feierabend.“
„Bleibst du nicht, bis zu seinem Auftritt?“
„Auf keinen Fall. Das will ich mir nicht antun“, schüttelte sie den Kopf.
„Oh. Ich verstehe. Da war wohl mehr zwischen euch, als nur Freundschaft? Jetzt ist er mit diesem anderen Mädchen zusammen?“, wollte Robert wissen.
„Nein. Da war nicht mehr zwischen uns. Ich war nicht sein Typ. Und ja, Conny ist seine Freundin. Sie wohnen zusammen.“
„Das tut mir leid. Aber für dich war er mehr, dass spüre ich.“
Cassie sah ihn erschrocken an. Sah man es ihr wirklich an, dass sie immer noch Gefühle für Linus hatte? Robert ahnte auf jeden Fall, dass es für Cassie mehr war, konnte sich aber nicht weiter unterhalten. Es war viel los, an diesem Tag. Nach ein paar Minuten verabschiedete sich Cassie von Robert und David. Sie bekam den Auftritt von Linus und Conny nicht mehr mit.
Als sie zu Hause war, wurde ihr klar, dass sie auf keinen Fall wieder mit Linus zusammentreffen wollte. Das musste sie verhindern. Es blieb nur ein Ausweg, sie musste hier weg. Sie erinnerte sich wieder an ein Stellenangebot, dass ihr vor ein paar Tagen in die Hände fiel. So setzte sie sich gleich zu Wochenbeginn mit den Inhabern in Verbindung. Sie wollte diese Gelegenheit wahrnehmen. Ihre Eltern waren etwas überrascht und traurig, aber sie wussten, dass Cassie ihren eigenen Weg gehen musste. Ihrem Vater ging es ja wieder etwas besser, worüber Cassie sehr glücklich war. Deshalb konnte sie sich auch dazu durchringen, dieses Stelle anzunehmen, als man ihr die Zusage gab. So zog sie in eine etwas weiter entfernt liegende Gegend. Robert und David hätten sie gerne weiter beschäftigt, aber sie wussten auch, dass Cassie endlich das tun musste, was sie schon immer tun wollte. Schließlich hatte sie nicht umsonst studiert und konnte so ihren Lebensunterhalt endlich verdienen. Bei Linus hatte sie sich nie gemeldet. Sie änderte ihre Nummer und gab sie nur bestimmten Leuten bekannt.
„Mac, komm. Wir müssen zurück.“
Er kam freudestrahlend angelaufen und drückte sich an Cassie. Während sie so dahin schlenderte, dachte sie an die Zeit mit Linus. Genau zu dieser Zeit lernten sie sich kennen. Es war an einem herrlichen Frühlingstag, wie heute, und der süße Blütenduft erfüllte die Luft, als sie sich im Park begegneten. Sie verstanden sich sofort und verbrachten fast jede freie Minute miteinander. Für Cassie war es von Anfang an mehr, als nur Freundschaft. Aber sie spürte gleich, dass sie für Linus nur eine Freundin war. Nie hatte sie mit ihm über ihre Gefühle gesprochen. Linus behandelte sie immer, wie seine Schwester. Deshalb tat sie alles, damit er nichts davon mitbekam, wie es um sie stand. Es war nicht leicht für Cassie ihre Liebe geheim zu halten. Sie hatte sie im tiefsten Inneren ihres Herzens begraben. Nur wenn sie allein war, weinte sie manchmal, weil es weh tat, dass Linus sie nicht liebte. Auch die Versuche, ihn eifersüchtig zu machen, nutzten nichts. So musste sie es akzeptieren und endlich damit abschließen. Sie wollte ihn vergessen, was nicht so leicht war, nach dem letzten, unerwarteten Zusammentreffen.
Am nächsten Tag besprach sie mit Jakob ihre Pläne.
„Jakob, denkst du, dass du es für ein paar Tage ohne mich schaffst? Ich würde so gerne einmal Urlaub machen.“
„Du warst noch nie weg?“, schaute Jakob erstaunt.
„Nein. Da war das Studium und mein kranker Vater. Ich habe meine Mutter unterstützt. Sie hätte es nicht alleine geschafft. Außerdem hatte ich gar kein Geld für einen Urlaub.“
„Das tut mir wirklich leid. Dein Vater ist wieder in Ordnung?“
„Es geht ihm besser. Andernfalls wäre ich nicht hier.“
„Ich werde das schon schaffen. Außerdem sind ja immer noch die Inhaber da. Sie werden bestimmt einspringen, wenn es notwendig ist. Wir müssen es natürlich mit ihnen besprechen. Aber von meiner Seite geht es in Ordnung. Wann wolltest du denn fahren?“
„Am Wochenende. Es wäre ja höchstens eine Woche. Aber ich muss mal abschalten und auf andere Gedanken kommen. Es schwirrt mir so viel im Kopf herum.“
„Wegen deinem Vater?“
„Auch. Aber da gibt es etwas womit ich endlich abschließen muss.“
„Willst du darüber reden? Geht es um einen Kerl? Ich bin ein guter Zuhörer. Wenn du willst?“
„Das ist lieb von dir. Muss mir zuerst über einiges klar werden“, lehnte sie freundlich ab.
„Ich wollte dir nur sagen, dass ich mich mit einer unerfüllten Liebe, die es ja wahrscheinlich ist, sehr gut auskenne. Wir sind Freunde, Cassie. Du kannst jederzeit zu mir kommen.“
„Danke, Jakob. Ich wusste ja nicht, dass du unglücklich bist? Du bist immer so fröhlich und gut gelaunt.“
„Oh. Ich bin nicht unglücklich. Nicht mehr. Es ist ja auch schon etwas her. Ich bin darüber hinweg. Es hat lange gedauert. Sie war einfach nicht die Richtige. Ich hab es endlich kapiert“, lächelte Jakob.
„Vielleicht kann ich das auch einmal sagen. Im Moment tut es einfach immer noch weh. Ich dachte ja, dass ich darüber hinweg wäre. Bevor ich hier her kam, stand er plötzlich wieder vor mir, mit seiner Freundin. Da habe ich bemerkt, dass es noch lange nicht vorbei ist. Deshalb habe ich die Flucht ergriffen und diese Stelle angenommen. Doch er geht mir einfach nicht aus dem Kopf, obwohl es schon fast wieder ein Jahr her ist.“
„Er weiß nichts von deinen Gefühlen zu ihm?“
„Nein. Ich habe nie darüber gesprochen, habe ihm nicht gezeigt, was ich empfinde. Habe es immer unterdrückt und für mich behalten. Als ich Linus zum ersten mal sah, hat es mich wie ein Blitz getroffen. Ich war sofort verliebt in ihn. Für ihn war ich nur eine sehr gute Freundin. Nie mehr.“
„Und als du ihn dann wiedergesehen hast, wie war es da? Er hat sich bestimmt sehr verändert, nach all den Jahren? Hat er sich denn nicht gefreut? Hattest du nicht das Gefühl, dass er dich vielleicht doch etwas vermisst hat?“
„Doch, dass glaube ich schon. Er hat sogar gesagt, dass er mich vermisst hat. Er wollte sich mit mir treffen. Aber, was hätte das gebracht. Er lebt schon seit Monaten mit Conny zusammen. Sie machen beide Musik. Wenn er mich wirklich vermisste, warum hat er mich dann nicht aufgesucht, mir geschrieben, mich angerufen, oder ist von seinen Reisen zu mir zurückgekommen? Er kannte meine Adresse? Er wollte immer Kontakt zu mir halten, aber er hat mich einfach vergessen.“
„Stimmt. Aber manchmal wird es einem erst später bewusst, was man für den anderen fühlt. Und zwar dann, wenn man sich wieder sieht“, nickte Jakob.
„Das mag sein. Aber in diesem Fall ist es nicht so.“
Beide suchten das Ehepaar auf und besprachen den Urlaub von Cassie.
„Das geht schon in Ordnung. Machen sie mal ein paar Tage frei. Es wird ihnen gut tun. Meine Frau und ich springen ein, falls es notwendig ist.“
Somit war die Sache perfekt. Am Wochenende konnte sie in den Urlaub starten. Sie musste sich nur noch ein Ziel aussuchen. Auch das hatte sie bald gefunden. Vielleicht bekam sie ja sogar ein Zimmer. Cassie wollte einfach drauf los fahren, wenn sie in diesem Ort keine Bleibe fand, fuhr sie einfach weiter. Die Woche verlief ruhig und sie konnte guten Gewissens starten.
Mac saß an ihrer Seite und ließ sich den Wind um die Ohren wehen. Als sie nach Stunden in die Nähe es Meeres kamen, konnte man es riechen. In der Ferne schimmerte es in verschieden Blautönen. Die Sonne spiegelte sich darin und schickte kleine Blitze über die Wasseroberfläche. Cassie freute sich schon mit Mac am Strand entlang zu laufen. Endlich hatte sie den kleinen Fischerort erreicht. Es war später Nachmittag und die Bewohner saßen in den den Cafes, Restaurants, auf Bänken am Brunnen, der den kleinen Marktplatz zierte und vor ihren Häusern. Zu dieser Zeit waren nur wenige Touristen in dem Ort, was Cassie freute. Sie liebte nicht den Rummel. Der kleine Urlaubsort lag romantisch an den Felshängen. Am Hafen lagen viele kleine Fischerboote. Den Wagen parkte sie, an dem vorgesehenen Parkplatz und spazierte mit Mac durch die kleinen Gassen, auf der Suche nach einer Unterkunft.
Cassie stand vor einer kleinen Pension, mit einem wunderschönen Garten, in dem nur ein paar Gäste saßen, der zum Verweilen einlud. Sie ging hinein und fragte nach einem Zimmer. Cassie hatte Glück. Da noch keine Urlaubszeit war, bekam sie ein Zimmer, in dem sie sogar Mac mit unterbringen konnte. Die Inhaber waren freundlich und und machen einen sehr netten Eindruck. Das gemütlich eingerichtete Zimmer besaß einen kleinen Balkon, von dem man auf das Meer blicken konnte. Man fühlte sich sofort wohl darin. Und Mac schien es auch zu gefallen, er legte sich sofort auf den Balkon, brummte friedlich und schloss die Augen.
„Ich habe Hunger, Mac. Wir sollten noch etwas essen gehen. Komm schon“, streichelte sie ihn, als sie ihr Gepäck untergebracht hatte.
Cassie verließ mit Mac das Zimmer.
„Schauen sie sich noch etwas in unserem kleinen Ort um?“, fragte Maria.
„Ja, auch. Ich habe den ganzen Tag noch nichts gegessen. Werde mich irgendwo hinsetzen und etwas kleines zu mir nehmen.“
„Morgen Abend gibt es hier in unserer Pension ein kleines Grillfest. Ich hoffe, sie sind dabei? Ach und Frühstück gibt es ab 7.30 Uhr. Sie können es auch im Garten zu sich nehmen, wenn es ihnen nicht zu kühl ist. Ich wünsche ihnen noch einen schönen Abend.“
„Danke. Freue mich schon auf das Frühstück“, lächelte Cassie.
So gingen Cassie und Mac durch den Ort und fanden ein kleines einladendes Lokal, in dem sie köstlich speiste. Junge Paare schlenderten eng umschlungen, verliebt und lachend an ihr vorbei. Sie dachte in diesem Moment an Linus. Eigentlich wollte sie ihn ja vergessen, aber als sie die jungen Leute so sah, fiel es ihr schwer nicht an ihn zu denken. Warum hatte sie nicht das Glück, jemanden an ihrer Seite zu haben, der sie liebte. Sie musste sich damit abfinden, dass so war. Schnell wischte sie die Gedanken beiseite. Sie war hier um abzuschalten, zu entspannen und zu vergessen. Mit Mac lief Cassie noch eine Weile über den Strand am Meer vorbei, bevor sie in ihr Zimmer zurückging und sich noch etwas auf den Balkon setzte. Sie sah die kleinen Lichter, die sich im Wasser spiegelten und hörte das Lachen und Gerede der Menschen, die sich immer noch draußen aufhielten. Cassie schloss die Augen. Sie hatte sich richtig entschieden. Plötzlich klingelte ihr Handy.
„Hey, Mama. Entschuldige, dass ich noch nicht angerufen habe. Ich bin gut angekommen. Wie geht es euch?“
„Alles gut, bei uns. Wir hoffen, du hast ein paar schöne Tage.“
„Ganz bestimmt. Dieser Ort ist wunderschön. Da müsst ihr mal hinfahren, wenn Papa wieder ganz gesund ist“, meinte Cassie.
„Vielleicht. Willst du Papa noch „Hallo“ sagen?“
„Aber sicher.“
Cassie redete noch mit ihrem Vater. Der wollte wissen, wo sie genau war und wie der Ort hieß, von dem sie schon jetzt so schwärmte. Nach einer halben Stunde läutete es wieder.
„Hey, Cassie“, meldete sich Jakob.
„Hey, Jakob. Vermisst du mich schon?“, lachte sie ins Telefon.
„Ja, dass auch. Ich wollte aber eigentlich wissen, ob du gut angekommen bist und wie es so ist.“
„Viel kann ich ja noch nicht sagen. Der Ort liegt wunderschön. Ist nicht zu groß und die Menschen sind sehr freundlich. Ich habe eine schöne Pension gefunden. Mein Zimmer ist gemütlich und ich kann auf das Meer blicken. Es würde dir sicher gefallen.“
„Ganz bestimmt sogar. Also ist es so, wie du es dir vorgestellt hast. Dann wünsche ich dir noch schöne Tage. Melde dich ab und zu, damit ich weiß, dass es dir gut geht.“
„Mach ich. Danke, Jakob. Bis bald.“
Es war schön, dass sich jemand um sie sorgte, leider war Jakob gar nicht ihr Typ, aber er war nett, hilfsbereit und man konnte sich gut mit ihm unterhalten. Sie war froh, dass sie zusammen arbeiteten.
Am nächsten Morgen erkundete Cassie mit Mac, nach dem herrlichen Frühstück, die Gegend. Gegen Mittag setzte sie sich an den Strand und schaute den Wellen zu, die Schaumkronen an Land spülten.
„Wer ruft denn jetzt an?“, sagte sie zu sich selbst.
„Na, wie geht es unserer Abtrünnigen?“
„David? Wie schön, dass du dich meldest. Wie läuft es so, ohne mich?“
„Schlecht. Du fehlst hier einfach. Aber, wie geht es dir? Du meldest dich ja nicht. Es sind jetzt schon ein paar Monate vergangen. Robert und ich hatten uns schon Sorgen gemacht. Wie ist dein Job?“
„Gut. Es gefällt mir sehr gut in dem Laden. Aber ich vermisse euch auch. Ich befinde mich gerade im Urlaub. Brauchte ein paar Tage für mich. Muss über einiges nachdenken und manches vergessen.“
„Das hört sich nicht gut an. Was ist los?“, wollte David wissen.
„Es ist alles in bester Ordnung. Du musst dir keine Sorgen machen. Wie läuft das Geschäft? Treten immer noch so viele junge Leute auf?“
„Das Geschäft läuft hervorragend. Und klar. Konzerte gibt es immer noch. Warum fragst du?“
„Nur so.“
„Aha. War da nicht ein Bekannter? Wie hieß er noch schnell? Ach ja, Linus. Der hat ein paar mal hier gespielt und nach dir gefragt.“
„Du hast ihm doch hoffentlich nicht gesagt, wo ich jetzt wohne?“
„Nein, natürlich nicht. Ich kenne ihn ja kaum und es steht mir auch nicht zu die Adresse meiner Mitarbeiter preiszugeben. Aber er macht einen netten Eindruck. Was war denn da los, zwischen euch? Robert hat nur kurz eine Andeutung gemacht.“
„Wir waren gut Freunde. Unzertrennlich. Mehr nicht. Dann ging er ins Ausland. Nach langer Zeit haben wir uns bei euch wiedergesehen. Das war alles.“
„Bist du sicher? Es schien so, als wäre er enttäuscht, dass du plötzlich weg warst.“
„Das bildest du dir nur ein. Er lebt ja nicht allein.“
„Du meinst dieses Mädchen, dass mit ihm zusammen Musik gemacht hat?“
„Genau. Sie leben zusammen.“
„Wusste ich nicht. Trotzdem kam es mir so vor, als würde er dich vermissen. Er war schon etwas überrascht, als ich ihm sagte, dass du nicht mehr hier arbeitest. Es schien sogar, als wäre er traurig. Aber was solls. Du wirst es ja besser wissen. Er spielt häufiger hier, wenn du ihn sehen willst, komm einfach mal wieder vorbei. Ach und noch was. Dieses Mädchen, ist nicht mehr dabei. Ich muss wieder an die Arbeit. Ich soll dich noch von Robert grüßen. Das nächste mal ruft er an. Machs gut, Cassie. Schick uns mal ein paar Bilder.“
„Werde ich. Sag Robert einen Gruß zurück. Bist demnächst.“
Gerne wäre sie noch im Cafe geblieben, aber sie wollte endlich ihren Traum verwirklichen. Den Traum in einem Buchladen zu arbeiten. Außerdem zwang sie noch ein Umstand dazu, den Ort zu wechseln. Was hatte David gesagt? Linus hat nach ihr gefragt? Soll er sie wirklich vermissen? Nein, das konnte sie sich nicht vorstellen. Und warum tritt er nicht mehr mit Conny auf? Am besten vergaß sie das Gespräch ganz schnell.