Читать книгу Ich erwarte so viel mehr von meinem Leben - Carmen Sommer - Страница 3
Kapitel 1 Laurel bereut ihre Entscheidung
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Leben
„Du meine Güte. Jetzt ist das zweite Kind schon unterwegs. Was haben die beiden vor? Das wäre kein Leben für mich. Kinder wären mit unserem Beruf auch gar nicht vereinbar“, schaute Barry seine Lebensgefährtin Laurel verliebt an.
„Denkst du das wirklich? Klar müsste man sich etwas einschränken. Aber ich glaube, dass es funktionieren könnte“, antwortete sie.
„Stell dir doch nur mal vor, wenn wir all unsere Reisen nicht mehr tun könnten. Ich bin Fotograf geworden, um die Welt zu sehen und sie in Bildern festzuhalten. Für mich wäre es einfach nicht hinnehmbar. Ich sehe es doch an David. Er kann das alles nun vergessen. Jetzt hat er sich mit einem Fotostudio selbständig machen müssen. Mich würde das nicht ausfüllen.“
„Ihn anscheinend schon. David hat es aus freien Stücken getan. Er ist ja nicht dazu gezwungen worden und so wie es aussieht, läuft es doch richtig gut, sein Studio. Er sieht zufrieden aus“, bemerkte Laurel.
„Schon. Trotzdem, ich weiß nicht. Eigentlich kann ich es mir nicht vorstellen, dass das auf Dauer gut geht. David war ebenfalls immer unterwegs. Ich möchte auf keinen Fall nur an einem Ort sein. Wir haben so viel Tolles erlebt, als wir unterwegs waren. Das alles wäre dann nicht mehr möglich.“
„Du bist also der Meinung, dass Kinder dich an der Ausübung deines Berufs hindern? Ich weiß, dass du deinen Beruf, das Reisen und fotografieren über alles liebst, wie ich auch, aber Kinder sind doch kein Hinderungsgrund, es nicht mehr zu tun. Wie viele Fotografen gibt es, die auch eine Familie haben und trotzdem ihrem Beruf nachgehen. Auch manche Reisen gehören sicher dazu.“
„Für mich ist das kein Thema. Ich kann es mir einfach nicht vorstellen. Kannst du dich noch an die Tour erinnern, als unser Wagen liegen blieb, wir im Freien übernachten mussten und erst am anderen Tag jemand vorbei kam, der uns helfen konnte?“
„Oh, ja. Ich weiß es noch, als wäre es gestern gewesen. Zum Glück war die Nacht nicht so kalt, wie die vorangegangene“, lächelte Laurel vielsagend, als sie daran dachte.
Barry kam auf sie zu und nahm sie in den Arm, sah Laurel tief in die Augen und küsste sie.
„Wir lagen im weichen Gras, dicht aneinandergedrängt und schauten in den, mit Sternen übersäten, Himmel. Später hatten wir nur noch Augen für uns. In dieser Nacht waren wir uns so nah, wie nie zuvor. Du hattest vor Angst gezittert und ich musste dich beruhigen. Ich habe dich in meine Arme genommen und dir ins Ohr geflüstert, dass ich immer auf dich aufpassen werde. Weißt du noch? Deine Augen haben geleuchtet, wie die Sterne am Himmel.“
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„Das werde ich nie vergessen. Damals hast du mich endgültig um den Finger gewickelt. Ich war schon lange in dich verliebt, aber ich wusste nicht, was du für mich empfindest. Doch dann habe ich es in deinen Augen gesehen. Du warst so besorgt um mich. In dieser Nacht war es um mich geschehen. Ja, wir sind uns zum ersten mal näher gekommen. Meine Angst, vor irgendwelchen wilden Tieren, war verflogen. Es war die romantischste Nacht, die ich mit dir verbracht habe. Du bist der einfühlsamste und liebevollste Mann, den ich kenne. Seit diesem Zeitpunkt wusste ich, dass du der Mann bist, mit dem ich für immer zusammen sein möchte. Ich liebe dich“, schlang sie verliebt die Arme um seinen Hals.
Barry zog sie noch näher an sich, als wollte er sie nie wieder los lassen.
„Ich wusste es schon, als ich dich das erste mal im Büro meines Vaters sah. Mich hat es getroffen wie ein Blitz, als ich dir in deine wunderschönen Augen sah.“
„War das so?“, schaute sie ihn keck an.
„Ja. Du hast mich verzaubert. Aber, ich hoffe, dass diese Nacht im Freien, nicht die einzige romantische Nacht war, die wir miteinander verbracht haben?“, lächelte er sie verliebt an.
„Nein. Jede Nacht mit dir ist wundervoll. Ich hätte vorher nie gedacht, dass du so ein Romantiker sein kannst. Doch du beweist es mir immer wieder. Ich könnte mir keinen besseren Liebhaber wünschen, wie dich. Du verwöhnst mich jeden Tag und lässt dir immer wieder was besonderes einfallen. Die vielen Geschenke, die du mir machst, zeigen mir, dass ich dir etwas bedeute, auch wenn es manchmal etwas übertrieben ist, denn ich liebe dich, auch ohne all die Geschenke.“
„Du liebst mich also. Dann muss ich mich ja nicht mehr anstrengen“, grinste er.
„Ja, ich liebe dich, über alles. Du bist der wichtigste Mensch für mich und ich würde dich auch lieben, wenn du bettelarm wärst. Aber anstrengen musst du dich trotzdem noch. Es könnte ja sein, dass da ein anderer kommt und mich verwöhnt“, zog sie ihn wieder zu sich.
„Der soll es erst gar nicht wagen, denn sonst bekommt er es mit mir zu tun. Ich liebe dich. Sehr. Du bist die Frau, von der ich immer geträumt habe. Ein Leben ohne dich könnte ich mir nicht mehr vorstellen. All die anderen Bekanntschaften haben mir nie etwas bedeutet, dass wollte ich dir schon immer mal sagen.“
„Warum sagst du mir das jetzt? Was vor mir war, geht mich nichts an und ist mir auch egal. Du musst mir keine Rechenschaft ablegen. Wir kannten uns da ja noch nicht. Ich hatte auch längere Zeit einen Freund.
„Wirklich? Du hast es nie erwähnt?“, schaute er sie eifersüchtig an.
„Warum sollte ich. Es war schon lange vorbei, als wir uns kennenlernten. Wir haben beide nie über unsere Vergangenheit geredet, dass ist auch nicht notwendig. Vergangen ist vergangen. Du bist doch jetzt nicht eifersüchtig auf ihn?“, grinste sie ihn verführerisch an.
„Sollte ich?“
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„Nein. Ich war damals verliebt in ihn, aber ich habe ihn nicht geliebt. Nicht, wie ich dich liebe.“
„Dann bin ich beruhigt. Er hätte auch schlechte Karten, wenn er mir in die Quere käme“, nickte Barry.
„Würdest du dich etwa Prügeln mit ihm, wegen mir?“, schaute Laurel ihn grinsend an.
„Wegen dir würde ich alles tun. Auch dass.“
„Musst du nicht. Komm her. Du bist der Mann den ich liebe, Barry. Da gibt es sonst niemanden. Hörst du?“, küsste sie ihn liebevoll.
„Ich weiß. Ich bin glücklich mit dir und das soll immer so bleiben. Ich möchte dich mit niemandem teilen. Hörst du? Mit niemandem.“
Einen kurzen Augenblick dachte Barry an eine Zeit vor Laurel.
„Du sagst das so eigenartig. Hast du etwa Angst, dass sich etwas zwischen uns ändern könnte?“, sah sie ihn fragend an.
„Nein. Wenn alles so bleibt nicht.“
„Was meinst du damit?“
„Ich weiß auch nicht, warum ich das gerade gesagt habe.“
Barry sah verunsichert aus.
„Gibt es etwas, was ich wissen sollte? Willst du darüber reden? Ich höre zu.“
„Nein, da gibt es nichts. Ich sagte ja, all meine Frauengeschichten waren nicht von Bedeutung.“
„Aber du bist plötzlich so ernst gewesen, so verändert. Hat es was mit dem Besuch bei unseren Freunden zu tun?“
„Nein, wie kommst du darauf?“
„Nun, unsere Freunde sind fast alle verheiratet und haben Kinder. Denkst du, dass ich jetzt plötzlich auch heiraten und ein Kind möchte?“
„Möchtest du? Ich bin nur so ernst, weil mir aufgefallen ist, dass du seit unserem Besuch dort, so nachdenklich bist. Über irgendetwas grübelst du“, sah er sie prüfend an.
„Was willst du damit sagen?“, fragte sie ihn.
„Du denkst über Kinder nach. Liege ich da richtig?“
„Das Thema ist für uns doch längst erledigt. Wir haben es doch vor langer Zeit ausführlich besprochen. Hast du etwa Angst, dass ich es mir plötzlich anders überlegt hätte? Denkst du, dass ich ein Kind möchte?“, schaute sie ihn eigenartig an.
„Ja, dass denke ich. Du bist eine Frau.“
„Was soll dass denn jetzt heißen?“
„Nun. Vielleicht hast du Panik, dass es irgendwann zu spät sein könnte“, sah er sie prüfend an.
„Und wenn es so wäre? Was würdest du dann tun? Dich von mir trennen?“, wollte sie jetzt wissen.
„Blödsinn. Aber du kennst unsere Abmachung. Wir haben uns so entschieden. Genüge ich dir nicht mehr? Wenn ein Kind da wäre, wie wäre es dann zwischen uns?“
„Denkst du, dass ich dich dann weniger lieben würde?“
„Wäre es so? Du warst damals noch sehr jung, als wir darüber gesprochen haben. Zu diesem Zeitpunkt war klar, dass wir noch keine Kinder wollten. Aber vielleicht hat es sich inzwischen
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geändert? Wenn wir bei unseren Freunden sind kümmerst du dich rührend um die Kleinen. Ich weiß nicht, was dann in dir vorgeht. Was du gerade denkst. Es tut mir leid, aber ich muss dich ja nicht daran erinnern, welches Leben ich führe. Du warst damit voll und ganz einverstanden. Dieses Leben habe ich schon vor dir geführt und für mich war immer klar, dass da nun mal keine Kinder dazu gehören.“
„Stimmt. Ich war noch sehr jung und es sind ein paar Jahre vergangen. Ich kenne dich inzwischen sehr gut. Mir ist klar, dass du dieses Leben liebst und nicht aufgeben möchtest. Ich kenne deine Einstellung. Du hast in der Vergangenheit auch deshalb nie über Kinder gesprochen, im Gegensatz zu David und Katie. Auch all unsere anderen Freunde redeten oft darüber. Wir nie. Mir ist klar, dass das kein Thema bei uns ist. Aber es stimmt, als wir wieder zurück in unsere Wohnung kamen, habe ich über einiges nachgedacht. Mir ist aufgefallen, wie still es hier ist. Kein Kinderlachen, kein Weinen, kein Kind, dass dich umarmt. Mir ist nicht ganz klar, warum du dich so gegen Kinder wehrst. Ist es wirklich nur deshalb, weil du dein Leben nicht ändern möchtest? Oder gibt es noch einen anderen Grund? Das hat mich, seit dem Besuch bei David und Katie, beschäftigt. Du musst doch zugeben, dass unsere Freund glücklich sind. Sie vermissen nicht ihr altes Leben, auch David nicht. Nun sind David und Katie die ersten, die schon ein zweites Kind erwarten. Ich finde das wirklich toll. Hast du gesehen, wie sie strahlten, als sie es uns erzählten“, schaute Laurel ihn lächelnd an.
„Also denkst du wirklich darüber nach. Hast du Angst, dass wir später unglücklich sind, wenn wir keine Kinder haben?“, betrachtete Barry sie ganz genau.
„Das weiß ich nicht. Könnte es denn nicht sein? Vielleicht merken wir, dass etwas in unserer Beziehung fehlt? Dann ist es eventuell zu spät.“
„Du denkst also, man kann nur glücklich sein, wenn man Kinder hat?“, schaute er sie kopfschüttelnd an.
„Nein, natürlich nicht. Jeder kann sein Leben so führen, wie er es für richtig empfindet. Man kann auch ohne Kinder glücklich sein, dass ist mir bewusst. Es gibt viele Paare, die alleine sind, ohne Kinder und trotzdem sind sie ein Leben lang glücklich miteinander“, nickte Laurel.
„Siehst du. Dann verstehe ich nicht, warum du dir Gedanken darüber machst. Unser Leben ist schön, so wie es ist, Laurel. Wir können tun und lassen, was immer wir wollen. Bei diesem Leben, dass wir führen und den Beruf, den wir ausüben, wären Kinder nur hinderlich. Das weißt du doch selbst. Nein, dieses Leben, dass unsere Freunde führen, ist nicht dass, was ich mir vorstelle. Ich liebe meinen Beruf und das Reisen. Darauf möchte ich nicht verzichten. Niemals. Wie sollte das alles mit einem Kind hinhauen?“, schüttelte Barry wieder den Kopf.
„Andere Paare schaffen das auch, Beruf und Kinder unter einen Hut zu bringen“, bestätigte Laurel.
„Kann schon sein, aber …..“
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„Warum sollte das bei uns nicht funktionieren?“, unterbrach sie ihn.
„Was soll das jetzt eigentlich alles? Was ist mit dir los? Du kanntest von Anfang an meine Einstellung und warst damit einverstanden. Ich habe eine andere Vorstellung von unserem Leben. Dazu gehören nun mal keine Kinder. Weißt du, ich kann David eigentlich gar nicht verstehen. Vorher ist er immer gerne gereist und hat sich die Welt angesehen und jetzt? Das kann es doch nicht gewesen sein?“
„Aber David ist glücklich und zufrieden mit seinem Leben. Er liebt Katie, seinen kleinen Sohn und freut sich schon sehr auf das Töchterchen, dass bald zur Welt kommt. Außerdem hat er ein gutgehendes Fotostudio“, machte Laurel ihm nochmal bewusst.
„Wir sind doch auch glücklich. Oder bist du es nicht mehr? Vermisst du irgendetwas? Liebst du mich nicht mehr?“
„Natürlich liebe ich dich noch. Welche Frage? Ich bin glücklich mit dir. Aber mir ist auch aufgefallen, dass unsere Freunde genauso verliebt und glücklich sind, wie vorher. Ich fand es so süß, wie Katie und David mit ihrem Sohn umgingen und sich dabei ständig so verliebt ansahen.“
„Beenden wir jetzt endlich dieses Thema. Ich habe keine Lust mehr darüber zu reden. Du kennst meine Meinung dazu. Meine Entscheidung steht fest und nichts und niemand wird mich davon abbringen. Auch du wirst mich nicht umstimmen, Laurel. Ich liebe dich und du bist das Wichtigste für mich. Ich möchte mit dir zusammen sein und die Welt erkunden. Aber ohne Kinder.“
Damit war das Thema für ihn erledigt.
Warum konnte Barry, nach dem Besuch bei David und Katie, nicht verstehen, dass sein Freund, sein früheres Leben gerne für die Familie aufgab. Laurel wusste, dass David, Tommy und Barry früher oft über Land zogen und einige ferne Länder besuchten. Als aber David und Katie sich kennenlernten und später heirateten, war für David das Reisen nebensächlich geworden. Als sie dann ihr erstes Kind erwarteten, wurde David sesshaft. Er tat alles für seine kleine Familie. Bisher hatte er es nie bereut sein altes Leben aufgegeben zu haben. David war ebenfalls Fotograf, wie Barry und auch er liebte seinen Beruf. Den gab er auch nicht auf, dass musste er auch nicht. David fotografierte hauptsächlich Menschen, in allen Lebenslagen. So hatte er sich mittlerweile selbständig gemacht. Seine Fotos waren weithin bekannt. Vor allem seine Hochzeitsfotos waren angesagt. Auch er hatte schon ein paar Preise abgeräumt. Barry und David kannten sich schon von klein auf. Schon die Eltern waren befreundet. Sie gingen gemeinsam zur Schule und studieren später zusammen.
Für Laurel war das Thema Kinder noch lange nicht beendet. Sie wurde bald 32 Jahre und in letzter Zeit dachte sie immer wieder über ihr Leben nach, zumal fast alle ihrer Freunde Kinder hatten.
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Auch ihre beiden älteren Brüder hatten Kinder. Sogar ihre jüngere Schwester Wendy, die gerade 28 Jahre wurde, war schwanger. Natürlich wollte Laurel die Welt sehen und Reisen mit Barry unternehmen, dass war ihr Beruf, aber wenn sie ihre Freunde und Geschwister mit ihren Kindern sah, hatte sie das Gefühl, dass etwas in ihrem Leben fehlte. Sie hatte versucht mit Barry darüber zu reden, aber er wollte es nicht verstehen und auch nicht darüber reden. Laurel kannte seinen Standpunkt. Für ihn war klar, dass zu seinem Leben keine Kinder gehörten und davon war er nicht abzubringen. Damals, als sie darüber geredet hatten, war das auch für sie klar. Zu diesem Zeitpunkt wollte sie auch keine Kinder. Sie hatte sich keine Gedanken über ihre Zukunft gemacht und ob sie jemals anders darüber denken würde. Sie war einfach noch zu jung. Aber jetzt war es anders. Manchmal stellte sie sich vor, wie es wäre, wenn so ein kleiner Junge oder Mädchen um sie herum springen würde. Wäre das nicht schön. Irgendwie würden sie es bestimmt hinbekommen, alles unter einen Hut zu bringen. Bei anderen Paaren ging das auch. Sie wollte ja nicht ihren Beruf aufgegeben und sie würde auch Barry nicht weniger lieben. Was würde Barry tun, wenn sie plötzlich schwanger wäre? Würde er sie verlassen? Er hatte zwar geantwortet, dass das Blödsinn sei, aber er hatte es nicht verneint. So deutlich war er nicht. Es war wahrscheinlich, dass er das tun würde. Wie würde sie ohne ihn leben können? Er war der Mann, den sie über alles liebte. Sie hatte sich auf dieses Leben eingelassen, aber musste sie deshalb wirklich auf Kinder verzichten? Konnte sie wirklich nichts mehr daran ändern? Konnte sie ihn nicht doch umstimmen?
Alle, die Barry und Laurel kannten, sahen in ihnen ein sehr glückliches, verliebtes, perfektes Paar. Nichts würde sie je auseinanderbringen. Barry liebte Laurel über alles und erfüllte ihr jeden Wunsch. Sie hatten inzwischen eine wunderschöne, große Wohnung bezogen, obwohl sie die meiste Zeit im Ausland verbrachten. Er schenkte ihr einen chicen Sportwagen und überschüttete sie mit Geschenken. Laurel konnte sich die teuersten Kleider kaufen, was sie gar nicht wollte. Barry trug sie auf Händen und hatte immer kleine Überraschungen parat, auch wenn sie auf Reisen waren. Sie war ihm dankbar, aber es war für sie nicht das Wichtigste. Wichtig für sie war nur, dass sie und Barry zusammen waren, denn für Laurel war Barry der Mann ihres Lebens. Deshalb willigte sie vor ein paar Jahren auch sofort ein, als Barry sie fragte, ob sie mit ihm zusammen ziehen wollte. Sie war darüber sehr glücklich, denn nach ihrer ersten Reise war ihr klar, dass dieser Mann ihr Leben verändern würde. Ohne Barry hätte alles wenig Sinn.
„Wo bist du gerade wieder mit deinen Gedanken, Süße?“, holte Barry sie aus ihren Gedanken.
„Bei unserer nächsten Reise“, schwindelte sie.
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„Die wird toll, dass weiß ich jetzt schon. Diese Land hat alles zu bieten, was man sich nur wünschen kann. Du wirst begeistert sein. Ich war schon mal dort, mit David, bevor wir mit dem Studium begannen. Auf dieser Reise lernten wir auch Tommy kennen. Wir reisten über ein Jahr durch dieses Land. David kann nun solche Reisen vergessen. Irgendwann wird er es bestimmt bereuen.“
„Warum sagst du dass? David ist zufrieden und liebt sein jetziges Leben, so wie es ist, dass sieht man ihm an. Ich glaube nicht, dass er jemals bereuen wird, mit Katie verheiratet zu sein, einen Sohn und bald noch eine Tochter zu haben. Kannst du dich nicht in seine Lage versetzen? Könntest du dir wirklich nicht vorstellen, Kinder zu haben? Ich glaube, dass es ein unglaublich schönes Gefühl ist, wenn dein Kind dich umarmt und mit seinen großen Augen anlächelt.“
Laurel versuchte wieder ihm klar zu machen, dass ein Leben mit Kinder auch etwas wunderbares sein konnte. Sie dachte dabei an ihre eigene Familie.
„Was ist denn heute mit dir los? Nein, ich könnte es mir nicht vorstellen. Ich habe es dir doch erklärt. Es ist auch unnötig darüber nachzudenken. Wir könnten nicht mehr zusammen verreisen und überhaupt. Du hast es ja selbst mitbekommen. David und Katie müssen auf den Kleinen ständig Rücksicht nehmen und wenn dann erst das zweite Kind da ist. Nein, ich möchte mein Leben so leben, wie ich es mir immer vorgestellt habe. Wir müssen auf niemanden Rücksicht nehmen. Ist es nicht dass, was wir immer wollten? Wir haben doch ein wunderschönes Leben“, nahm er sie nochmal in den Arm.
„Ja, dieses Leben wollten wir. Wir haben es vor ein paar Jahren so beschlossen“, antwortete sie knapp.
„Warum dann immer wieder der Versuch, mich umzustimmen?“
„Denkst du nicht, dass man eine Entscheidung, die man getroffen hat, weil man noch sehr jung war, revidieren könnte?“, sah sie ihn fragend an.
„Was willst du eigentlich von mir, Laurel? Was willst du mir damit sagen? Warum dieses eigenartige Gespräch. Langsam werde ich ungeduldig und ungehalten. Du kennst meine Meinung. Daran ist nichts zu ändern.“
Barry machte eine kleine Pause.
„Du bist doch nicht etwa schwanger?“, schaute er sie schockiert an.
„Nein, dass bin ich nicht. Du kannst beruhigt sein. Ich weiß ja, wie du darüber denkst und ich weiß auch, dass du mich verlassen würdest, auch wenn du es jetzt nicht zugeben würdest. Ja. Ich bin sicher, dass du das tun würdest“, sah sie ihn enttäuscht und traurig zugleich an.
Barry sagte nichts. Was sollte er ihr antworten? Er wusste ja selbst nicht, wie er sich verhalten würde.
„Du kannst mir keine Antwort darauf geben? Das dachte ich mir schon“, schüttelte sie den Kopf.
„Es ist unnötig darauf zu antworten. Ich verstehe einfach nicht, warum du mich das jetzt fragst? Du bist nicht schwanger. Also ist
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alles gut. Ich glaube auch nicht, dass du das wirklich willst. Also lassen wir jetzt endlich dieses Thema“, bat er sie.
„Ich glaube es einfach nicht. Du würdest es tatsächlich tun, Barry. Ich sehe es in deinen Augen. Liebst du mich denn überhaupt? Bist du dir sicher, dass du dein Leben mit mir verbringen möchtest, Barry?“
„Was redest du denn da? Natürlich liebe ich dich, dass weißt du doch. Du bist die Einzige, mit der ich alt werden möchte. Du bedeutest mir alles.“
„Ich habe plötzlich Zweifel daran.“
„Hör endlich damit auf. Das ist doch alles Unsinn.“
„Du hast auf meine Frage, was du tun würdest wenn ich schwanger wäre, nicht geantwortet, Barry. Ich hatte etwas anderes erwartet“, schüttelte sie enttäuscht den Kopf.
„Hör jetzt endlich damit auf. Ich liebe dich. Über alles. Das muss dir genügen und fang nie wieder mit diesem Thema an. Das hat sich für mich erledigt“, sah er sie eigenartig an.
Er wusste in diesem Moment, dass er einen Fehler gemacht hatte. Er hatte sie verletzt. Aber er wusste auch, dass er nicht mehr darüber reden wollte. Langsam kam er auf sie zu und nahm sie in den Arm, hob ihren Kopf und sah ihr in die Augen.
„Ich liebe dich, Laurel, dass ist die Wahrheit.“
Doch in ihrem tiefsten Inneren hatte Laurel Zweifel. Sie zweifelte plötzlich an seiner Liebe zu ihr. Wollte sie denn tatsächlich auf Kinder verzichten, nur um unabhängig und frei zu sein und um Barry nicht zu verlieren, weil er dieses Leben führen wollte? Sie dachte an Katie, Jannett, Kristen, Vivien und Susann. Wie fühlte man sich, wenn man Mutter war? Sie sahen so glücklich aus. Ob sie jemals dieses Gefühl erleben würde? So wie es aussah, wohl nicht, denn Barry wollte keine Kinder. Aber warum nicht? Was war der Grund?
Barry und Laurel kannten sich jetzt schon sechs Jahre und seit fünf Jahren waren sie ein Paar. Sie lernten sich in der Firma von Barrys Vater kennen. Laurel bewarb sich damals als Reisejournalistin. Als Barry ihr, im Büro seines Vaters, bei ihrem Vorstellungsgespräch begegnete, war er sofort von ihr fasziniert. Laurel hatte eine ganz besondere Ausstrahlung, was ihm nicht entgangen war. So sorgte Barry mit dafür, dass sie die Stelle bekam. Er suchte gerade nach einer neuen Partnerin, die mit ihm auf Reisen ging. Vorher war er öfter mit Carolina unterwegs, doch als er Laurel sah, wollte er sie unbedingt als neue Partnerin. Die Firma seines Vaters war bekannt für tolle, ausführliche und spannende Broschüren und Bücher über Reisen, neue besondere Reiseziele und Kurztrips in die ganze Welt, die mit außergewöhnlichen Fotos versehen waren. Barry war ein hervorragender Fotograf und er hatte schon mehrere Preise mit seinen Bildern gewonnen, die wirklich etwas ganz besonderes waren. Jedem Betrachter viel das sofort auf. Er hatte ein Händchen dafür, das Licht und die Farben einzufangen, so dass jedes Foto eine, für
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die Betrachter, besondere Ausstrahlung hatte. Nach ein paar Wochen nahm Barry Laurel zum erste mal mit auf eine Reise. Sie hatte sich vorher schon durch sehr gute Berichte dafür qualifiziert. Auf dieser Reise kamen sie sich dann zum ersten mal näher. Als Laurel zum ersten mal seine Fotos sah, war sie sofort begeistert. Und Barry fand ihre Reiseberichte und Informationen hervorragend. Sie waren ein echt gutes Team, was auch der Firma zu Gute kam. Nach einem Jahr zogen sie zusammen in eine Wohnung. Da Barry viele Freunde hatte, die alle ungefähr in seinem Alter waren, lernte auch Laurel sie nach und nach kennen. Sie freundete sich mit ihnen an. Aber viel Zeit für die Freunde blieb ihnen nicht. Barry und
Laurel waren viele Monate unterwegs und wenn sie zu Hause waren, musste das Buch, mit den dafür vorgesehenen Fotos und Berichte über die Reise, fertiggestellt werden. Die nächste Reise war da schon wieder in Planung. So sah man die Freunde nur selten. In ihrer Abwesenheit änderte sich ständig etwas in deren Leben. So staunten sie jedes mal darüber, wenn einer ihrer Freunde ihnen freudestrahlend mitteilte, dass sie Nachwuchs erwarteten. Als sie diesmal von ihrer Reise zurückkamen und bei David und Katie eingeladen wurden, waren beide wirklich überrascht, dass Katie wieder schwanger war und ihr zweites Kind erwartete.
So richtig konnte Laurel es nicht verstehen, dass Barry sich so gegen Kinder wehrte. Er ist ja selbst in einer glücklichen Familie, mit seiner jüngeren Schwester Lexi, aufgewachsen. Es war ja nicht so, als würde Barry nie Rücksicht auf jemanden nehmen. Ganz im Gegenteil. Er nahm stets Rücksicht auf sie, auf seine Eltern und seine jüngere Schwester. Als diese vor einiger Zeit diesen Autounfall hatte und im Krankenhaus lag, verschob er sogar die Reise und saß jeden Tag an ihrem Bett, bis es ihr wieder besser ging. Er war nicht rücksichtslos. Barry war ein liebevoller, fürsorglicher Sohn, Bruder und Lebensgefährte. Warum aber sträubte er sich so dagegen, einmal selbst Kinder zu haben? Laurel konnte es nicht nachvollziehen. Damals waren sie beide noch sehr jung, als sie sich so entschieden. Aber mittlerweile waren Jahre vergangen und sie spürte, dass diese Entscheidung ein Fehler war. Irgendwann, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen war, musste Laurel mit Barry nochmal darüber reden. Vielleicht änderte er seine Meinung ja doch. Immer wieder dachte sie in letzter Zeit an ihre eigene Familie. Sie wuchs mit vier Geschwistern auf, zwei Brüdern, die älter als sie waren und zwei jüngere Schwestern. Ihre Brüder hatten jeweils schon zwei Kinder. Deshalb konnten sie erst recht nicht verstehen, als sie davon erfuhren, dass sich Laurel gegen Kinder entschieden hatte. Auch ihre Schwestern schüttelten nur den Kopf, zumal sie sich erinnerten, dass Laurel früher ständig von Kindern sprach. Sie mochte Kinder und sie fand es zu Hause immer lustig, mit so vielen Geschwistern. Es gab nie
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Langeweile. Alle verstanden sich sehr gut und hielten fest zusammen. Sie hätte es sich nicht vorstellen können, ohne Geschwister aufzuwachsen. In ihrem Elternhaus war immer was los, aber ihre Eltern hatten die Ruhe weg. Wenn es einmal Streit gab, was ab und zu vorkam, wurde sofort der Familienrat einberufen. Alle setzten sich dann an einen Tisch und klärten die Angelegenheit. An diese wunderbare Zeit musste Laurel nun immer öfter denken.
„Lass uns zu Bett gehen, mein Liebling. Es ist schon spät“, legte Barry den Arm um Laurel und zog sie mit sich.
„Was hast du vor? Du schaust so eigenartig?“, lächelte sie ihn verliebt an.
„Das wirst du schon sehen. Lass dich überraschen. Ich möchte dafür sorgen, dass du nichts vermisst. Ich liebe dich.“
Mit diesen Worten hob er sie hoch und trug sie ins Schlafzimmer. Nein sie wollte und konnte nicht auf ihn verzichten. Das wurde ihr wieder klar. Vor allem, nach dieser Nacht. Laurel konnte sich ein Leben ohne Barry einfach nicht vorstellen. So beschloss sie das Thema Kinder auf Eis zu legen. Sie wollte mit Barry zusammen sein. Vor langer Zeit hatten sie eine Entscheidung getroffen. Dabei sollte es bleiben. Oder? Hatte sie sich nur wegen Barry so entschieden, oder war es ihr eigener Wunsch? Zweifel plagten sie.
„Guten Morgen, Süße“, weckte Barry sie mit Küssen.
„Guten Morgen, Barry“, strahlte sie ihn an.
„Habe ich deine Zweifel beseitigt?“, fragte er.
„Das hast du. Es war falsch überhaupt darüber nur nachzudenken.“
„Hast du Hunger? Ich habe uns Frühstück gemacht.“
„Bist du etwa schon länger auf?“, staunte Laurel.
„Ich konnte nicht mehr schlafen, da dachte ich, dass ich dich mit einem leckeren Frühstück überrasche“, lächelte er.
„Du bist einfach fantastisch. Oh, ja, ich habe Hunger. Ich springe noch schnell unter die Dusche“, umarmte sie ihn.
„Weißt du, was ich mir überlegt habe?“, schaute Barry sie an, als sie mit nassen Haaren in die Küche kam.
„Nein? Du wirst es mir sicher gleich sagen.“
„Du siehst zum Anbeißen aus“, kam er auf sie zu.
„Das war es aber nicht, was du dir überlegt hast?“, grinste sie.
„Nein. Wir laden heute alle unsere Freunde ein. Was hältst du davon?“
„Willst du das wirklich? Ist es nicht etwas kurzfristig? Hast du nicht die Befürchtung, dass alle wieder von ihren Kindern sprechen?“
„Kann schon sein, aber, dass ist egal. Wir beide wissen, was wir wollen.“
„Wenn du das sagst. Warum heute?“, stellte sie ihm die Frage.
„Na, viel Zeit bleibt uns nicht mehr. In drei Tagen gehen wir wieder auf Tour. Bevor noch etwas anderes dazwischen kommt, wäre es schön, uns von ihnen zu verabschieden. Meinst du nicht auch?“
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„Das ist eine schöne Idee. Aber, sie kommen doch immer mit zum Flughafen?“
„Stimmt. Aber da ist nie genug Zeit. So können wir noch länger miteinander reden.“
„Was hast du vor?“, wollte sie wissen.
„Wir grillen. Das Wetter ist noch super und wir haben eine große Terrasse, da ist genug Platz für alle.“
„Ok. Jeder kann etwas mitbringen. Wir kümmern uns um das Grillgut. Ich rufe nachher alle an. Aber jetzt lass uns frühstücken. Mir knurrt schon der Magen“, lächelte sie ihn an.
„Ich freue mich schon auf heute Nachmittag und auf unsere nächste Reise“, nickte Barry zufrieden.
Laurel beobachtete ihn ganz genau. Ja, Barry war mit diesem Leben zufrieden und glücklich, dass sah man ihm an. Er war jemand, der nie still sitzen konnte. Barry war immer in Bewegung. Ein Leben, nur an einem Ort, würde ihn unglücklich machen. Es kam ihr manchmal so vor, als wäre er auf der Suche. Aber nach was? Er hatte alles, einen tollen Beruf, eine wunderschöne Wohnung, konnte ständig auf Reisen gehen und war mit ihr, Laurel, glücklich zusammen. Was fehlte in seinem Leben noch?
„Was ist los? Warum siehst du mich so an?“
Barry war aufgefallen, dass Laurel ihn ganz genau studierte.
„Bist du glücklich, Barry? Ich meine wirklich richtig glücklich? Oder fehlt irgendetwas in deinem Leben? Sehnst du dich nach etwas, wovon ich keine Ahnung habe?“
„Was redest du denn da? Natürlich bin ich glücklich. Mir fehlt nichts. Ich habe dich. Das ist alles, was ich will. Wie kommst du auf eine solche Idee?“
„Keine Ahnung. Mir ist aufgefallen und das nicht erst seit heute, dass du keine Ruhe findest. Du bist immer in Bewegung. Immer unterwegs. Du könntest nie für längere Zeit an einem Ort bleiben, erst recht nicht, wie unsere Freunde, so viel Zeit zu Hause verbringen.“
„Muss ich das denn? Du weißt, dass ich immer schon ein aktiver Mensch war. Das bin ich immer noch. Ich jogge gerne, weil man dabei den Kopf frei bekommt und ich so Kraft tanke, für den nächsten Auftrag. Was ich nachher auch noch tue. Ich spiele gerne Tennis so oft es geht. Das brauche ich einfach. Mir fehlt sonst nichts. Was stört dich plötzlich daran?“, interessiert es ihn.
„Es stört mich nicht. Mir ist es nur aufgefallen. Ich weiß ja, dass du Sport und vor allem das Laufen liebst. Du tust es sogar, wenn wir auf Reisen sind und kaum Zeit dafür haben.“
„Vielleicht solltest du es auch mal probieren“, schaute Barry sie fragend an.
„Warum sollte ich?“
„Es würde deine Gedanken vertreiben, die du gerade mit dir herumschleppst“, schaute Barry sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Welche Gedanken meinst du?“
Spürte er, dass sie das Thema, über welches sie gestern gesprochen hatten, noch nicht abgehakt hatte?
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„Du weißt genau, von welchen Gedanken ich rede. Vergiss es endlich. Du wirst sehen, wenn wir erst wieder unterwegs sind, denkst du gar nicht mehr daran“, nickte er mit dem Kopf.
So einfach war das für ihn? Es war ihm nicht wichtig, ob sie sich die Zukunft anders vorstellte, als er. Ich werde ständig daran denken, wie es wäre, Kinder zu haben, dachte sie.
„Ich weiß nicht, von was du sprichst“, tat sie unwissend.
„Glaube schon. Das Thema Kinder ist bei dir noch nicht erledigt. Ich sehe es dir an.“
„Unsinn. Du irrst dich. Ich habe damit abgeschlossen. Ich liebe unser Leben, so wie es ist. Hauptsache ist, dass du glücklich und bei mir bist“, beruhigte sie ihn.
„Ich bin glücklich und ich werde immer bei dir sein. Ich könnte dich nie verlassen. Niemals, egal, was auch geschehen wird.“
Ist das wirklich so? Was ist, wenn ich es darauf ankommen lasse und tatsächlich schwanger werde? Was würde er dann tun? Würde er mich wirklich verlassen? Oder, würde er sich freuen? Ich könnte mir vorstellen, dass er ein liebevoller Vater wäre, dachte sie.
„Träumst du gerade?“, riss er sie aus ihren Gedanken.
„Warst du eigentlich froh darüber, als du noch eine kleine Schwester bekommen hast? Ich meine, du warst lange allein und hattest deine Eltern ganz für dich. Dann musstest du sie mit deiner Schwester teilen?“, wollte Laurel jetzt plötzlich wissen.
„Natürlich war ich froh. Ich liebe Lexi. Sie bedeutet mir sehr viel. Auch wenn wir neun Jahre auseinander sind, war es doch immer lustig bei uns zu Hause. Lexi hat Leben in die Bude gebracht, so war es nie langweilig. Meine Eltern, waren sehr glücklich als Lexi auf die Welt kam. Und ich als großer Bruder habe sie vergöttert. Wie ich dich vergöttere“, lächelte er.
„Tust du das?“, ging Laurel langsam auf ihn zu.
„Ja, dass tue ich und du weißt es.“
Liebevoll schlang er die Arme um sie und küsste sie leidenschaftlich.
„Du weißt schon, dass wir noch unsere Freunde anrufen müssen?“, hielt sie ihn zurück.
„Wir haben noch genug Zeit. Ich habe eine viel bessere Idee.“
Schon hob er sie auf seine starken Arme und verschwand mit ihr.
„Jetzt wird es aber Zeit. Rufen wir unsere Freunde an“, schmiegte sich Laurel an Barry.
„Ok. Du die eine Hälfte, ich die andere.“
„Hoffentlich haben alle Zeit. Es ist schon etwas kurzfristig“, nickte Laurel.
Zum Glück hatten alle nichts besseres vor. Diesmal kamen sie sogar ohne ihren Nachwuchs, was Barry besonders beruhigte, denn er wollte dieses Thema mit Laurel vermeiden.
„Es ist schön, dass es geklappt hat“, begrüßten sie ihre Freunde.
„Ihr werdet uns also bald wieder verlassen?“, fragte Katie.
„Ja. In ein paar Tagen geht es wieder los“, nickte Laurel.
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„Bist du es nicht leid ständig woanders zu sein?“, schüttelte Rebecca den Kopf.
„Das ist unser Leben. Wir haben uns dafür entschieden“, antwortete Laurel etwas eigenartig.
„Aber ist es auch dass, was du willst?“, wollte Rebecca wissen.
„Aber ja. Warum fragst du mich das jetzt?“
„Nun, ihr seid die einzigen, die noch nie über Kinder geredet habt“, stellte Rebecca fest.
„Ist das so?“
„Willst du wirklich auf Kinder verzichten, nur wegen Barry?“, fragte Jessi nach.
„Ich tue es nicht nur wegen ihm. Es war auch meine Entscheidung“, nickte Laurel.
„Ja, damals. Das ist schon lange her“, erinnerte Sara sie.
„Trotzdem“, meinte Laurel nur.
Rebecca nahm Blickkontakt zu Tommy auf.
„Tommy, sollen wir es ihnen sagen?“
„Auf jeden Fall. Ich will, dass es alle erfahren. Vor allem Laurel und Barry, die uns ja bald wieder verlassen“, kam Tommy auf Rebecca zu und nahm sie in den Arm.
„Alle mal herhören. Rebecca und ich werden heiraten“, strahlte Tommy.
„Aber, dass ist noch nicht alles. Ich bin schwanger. Tommy und ich bekommen ein Kind. Ist das nicht wundervoll?“, schaute sie in die erstaunten Gesichter ihrer Freunde.
„Ihr bekommt Nachwuchs?“, starrte Laurel beide an.
„Ja. Ich bin im 4. Monat“, lächelte Rebecca.
„Was? Ihr habt es so lange geheim gehalten?“, staunte Jannett.
„Wir wollten ganz sicher gehen“, legte Tommy seine Hand auf Rebeccas Bauch.
„Das ist ja eine tolle Neuigkeit. Ich freue mich so für euch“, fiel Katie den beiden um den Hals.
Sie freuten sich alle mit ihnen über diese Nachricht und umarmten sie. Barry und Laurel sah man an, wie überrascht sie waren.
„Da habt ihr uns wirklich überrascht“, klopfte Adrian seinem Freund auf die Schulter.
„Wann ist denn die Hochzeit?“, wollte Nolan wissen.
„Einen festen Termin haben wir noch nicht. Wir wollen natürlich warten, bis Barry und Laurel wieder zurück sind“, erklärte Rebecca.
„Ist es wirklich wahr? Ihr heiratet?“ fragte Barry nochmal nach.
„Ja. Warum bist du so erstaunt darüber. Wir sind jetzt schon fünf Jahre zusammen und wir lieben uns. Also, warum sollen wir den Schritt nicht wagen, zumal ein Baby unterwegs ist“, erklärte Tommy ihm.
„Ich dachte immer, dass du …..“
Weiter kam Barry nicht.
„Hast du etwa gedacht, dass ich nie heiraten wollte? Da hast du dich geirrt. Auch wenn ich nur selten darüber gesprochen habe, war für mich immer klar, dass ich irgendwann einmal heiraten und eine Familie gründen möchte. Nun ist es soweit. Ich freue mich riesig
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auf unser erstes Kind“, umarmte Tommy seine Lebensgefährtin und küsste sie glücklich.
„Wirklich? Ich kann mich nicht erinnern, dass du jemals über Kinder gesprochen hast“, schüttelte Barry den Kopf.
„Weil du nicht richtig zugehört hast. Für dich waren ja immer deine Reisen wichtig. Frag die anderen.“
„Wann ist es denn eigentlich bei euch so weit?“, richtete Kristen die Frage an Barry.
Laurel schaute Barry in die Augen. Was wird er jetzt sagen?, dachte sie.
„Wir haben noch nie über Heirat gesprochen“, antwortete Laurel schnell.
„Dann wird es Zeit. Aber ich dachte eigentlich an Nachwuchs“, grinste Kristen.
„Das wird nicht passieren. Ihr kennt unsere Meinung dazu“, schaute Barry in die Augen von Laurel.
Er hatte den Blick von Laurel gesehen und wusste, was sie gerade dachte. Barry konnte es in ihren Augen lesen. Es war die Frage, die sie ihm schon gestern gestellt hatte.
„Aber, in der Zwischenzeit ist viel Zeit vergangen. Ihr seid beide älter geworden. Es könnte doch sein, dass sich einer von euch mittlerweile anders entschieden hat“, meinte Matt.
„Wen meinst du denn? Unser Beruf lässt eine Planänderung nicht zu.“
„Ist das auch deine Meinung, Laurel?“, schaute Sara sie fragend an.
„Ja. Wir haben diese Entscheidung gemeinsam getroffen. Daran wird sich auch nichts ändern“, sah sie zu Boden.
„Das ist doch nicht dein ernst? Du willst also nie Mutter werden?“, fragte Kristen nach.
„So ist es.“
„Dann verpasst du, nein ihr, etwas. Es ist ein wunderschönes Gefühl, wenn dich dein Kind anschaut und umarmt. Wenn es zum ersten mal Mama oder Papa sagen kann. Darauf wollt ihr also wirklich verzichten?“, hakte Jessi nochmal nach.
„Es kommt irgendwann der Zeitpunkt, wo du bemerkst, dass in eurer Beziehung etwas fehlt“, nickte Katie enttäuscht.
„Ich hätte mir auch nie vorstellen können, dass ich mal Vater werde. Aber, seit unser Sohn da ist, weiß ich, wie herrlich das Leben mit ihm ist. Ich hätte es nie für möglich gehalten. Ein Kind ist eine Bereicherung“, erzählte Nolan.
„Wir führen das Leben, dass wir immer wollten. Ich weiß gar nicht, was daran so ungewöhnlich ist. Es gibt viele Paare, die ohne Kinder glücklich sind. Wir haben uns. Mehr brauchen wir nicht, um glücklich zu sein. Stimmts Laurel?“, nahm er sie in den Arm und schaute ihr tief in die Augen.
„Ja. Wir haben alles, was wir brauchen“, küsste sie ihn.
Katie, Jannett und die anderen schauten sich kopfschüttelnd an. Sie hatten bemerkt, wie traurig Laurel schaute, als sie erfuhr, dass nun auch das einzige, kinderlose Paar in ihrem Freundeskreis, Nachwuchs erwartete. Alle anderen hatten bereits Nachwuchs.
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„Nun lasst uns endlich über was anderes reden. Wir haben euch eingeladen um zu feiern. Wir sind bald wieder weg und diesmal könnte es etwas länger dauern“, teilte Barry den Freunden mit.
David und Tommy sahen sich kopfschüttelnd an. Konnte er nicht endlich vergessen, was geschehen war? Adrian, Gordon, Matt und Nolan verstanden Barry nicht. Sie waren glücklich mit ihren Kindern. Warum war er nur so gegen Kinder? Laurel spielte das Spiel mit. Sie ließ sich nichts anmerken. Niemand sollte sehen, wie traurig sie war und wie weh es tat, als sie die Worte von Barry hörte. Es wurde ein langer Abend, bis sich die Freunde von ihnen verabschiedeten. Über Kinder wurde nicht mehr gesprochen. Natürlich versprach man, Barry und Laurel zum Flughafen zu
begleiten. Man wollte sich dort nochmal verabschieden, denn dann sah man sich wieder eine lange Zeit nicht.