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Der Tag, an dem sich alles veränderte

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Der Tag, an dem sich alles veränderte


Endlich war es soweit. Lu und Taylor hatten eine größere Wohnung gefunden. Mit ihrem besten Freund Nick wollten sie endlich zusammenziehen. Nick und Taylor kannten sich schon seit der Schulzeit. Sie waren unzertrennlich. Nichts konnte sie auseinander bringen. Da eine WG gerade frei wurde, sagten sie sofort zu, die Wohnung zu übernehmen. Für sie war sie groß genug. Man hatte sogar noch ein Zimmer zur Verfügung, deshalb suchte man noch nach einem Mitbewohner oder Bewohnerin. Die drei hatten jeden Raum frisch gestrichen und so gut es ging eingerichtet. Nach Auflösung der einzelnen, kleinen Wohnungen mussten sie sich noch einiges anschaffen. Man suchte nach guterhaltenen, gebrauchten Gegenständen und Möbeln und war fündig geworden. Überall ersetzten sie die fehlenden Gegenstände. Dann war es so, wie sie es sich vorstellten. Als sie am Abend beisammen saßen, waren sie zufrieden, mit dem was sie geleistet hatten. Die drei waren noch im Studium, deshalb kam die Wohnung gerade recht. Sie war nicht zu teuer. Man konnte es sich leisten. Wenn dann noch jemand hinzukäme, wäre es noch besser. So gaben sie eine Anzeige auf und nach ein paar Tagen meldeten sich auch schon die ersten Interessenten. Nach einigen Überlegungen entschied man sich für eine junge Frau. Sie machte einen netten, sympathischen Eindruck und sie hatten das Gefühl, dass sie gut zu ihnen passen könnte. So kam es, dass Alicia in die WG einzog. Alicia war nicht allzu groß, hatte große blaue Augen, die immer lustig dreinschauten und einen flotten Kurzhaarschnitt. Sie war eine hübsche Erscheinung. Nach ein paar Wochen stellte man fest, dass es eine gute Wahl war. Sie verstanden sich alle prima. Als sie abends mal wieder zusammen saßen, unterhielten sie sich über ihre Zukunft. Nicht mehr lange und sie machten alle ihr Examen. Nick wollte unbedingt in einer großen Baufirma als Architekt arbeiten. Er war groß, hatte eine sportliche Figur, grüne Augen und dunkelblonde Haare, die er etwas länger trug. Eine Strähne fiel ihm ständig in die Stirn. Nick war lustig und immer guter Dinge. Taylor studierte Grafik und Design und wäre über ein Angebot in einem größeren Betrieb erfreut. Taylor war Nicks bester Freund. Sie kannten sich schon seit der Schulzeit. Taylor war ebenfalls groß und sportlich. Er und Nick spielten nebenbei Volleyball. Taylor, sein Freund war vom Typ her genau das Gegenteil. Er hatte dunkelbraune Augen, schwarze lockige Haare und war eher der ruhigere von den beiden. Wenn er mit seinen Augen Lu anschaute, überlief es sie regelmäßig. Sein Blick war durchdringend und geheimnisvoll. Gerade das gefiel Lu an ihm. Seine wunderschönen Augen. Lu lernte Nick und Taylor gleich am Anfang ihres Studiums kennen. Es hatte gleich zwischen ihr und Taylor gefunkt. Seit diesem Zeitpunkt waren sie unzertrennlich. Sie wollte gerne in einem Buchladen arbeiten. Lu interessierte sich für Bücher und Geschichte, deshalb studierte sie auch Literatur, Geschichte und Philosopie. Lu war mittelgroß, schlank, hatte blaue Augen und lange braune Haare. Sie war sehr hübsch. Überall wo sie erschien, drehte man sich nach ihr um. Ihr Ziel war es, auch später einmal selbst einen Buchladen zu führen. Alicia hatte noch keine Vorstellungen. Sie studierte Marketing. Und sie hatte ein besonderes Hobby. Sie kochte leidenschaftlich gern, was ihre Mitbewohner sehr freute.

Die vier waren bald unzertrennlich. So oft es ging, saßen sie in einem kleinen Bistro, in der Nähe ihrer Wohnung. Es war gemütlich, man konnte dort ganz gut und günstig essen. Sie fühlten sich dort wohl. Man lernte immer wieder neue Leute kennen. Viele junge Leute trafen sich dort regelmäßig. Die Besitzer des Bistros waren im mittleren Alter. Die jungen Leute waren gern gesehen. So manch einer von ihnen kam auch mit seinen Problemen zu den beiden. Das Ehepaar hatte immer ein offenes Ohr, auch wenn Hochbetrieb herrschte.

Für Taylor und Lu stand fest, dass sie nach ihrem Studium heiraten wollten. Für beide war es die große Liebe. Niemand konnte sich vorstellen, ohne den anderen zu leben. Man konnte beinahe neidisch werden, wenn man Taylor und Lu so verliebt sah. Nick und Alicia gönnten den beiden ihr Glück. Sie hatten leider den richtigen Partner noch nicht gefunden. Aber, so eilig war es ihnen damit auch nicht. Alle fühlten sich wohl, so wie es jetzt war.

Taylor wurde von seinem Freund und Studienkollege Tim informiert, dass sein Vater eine Werbeagentur hatte und junge, engagierte Leute, mit guten Ideen suchte. Es war Zufall, denn Taylor hatte vor mehreren Wochen darüber gesprochen, wie er sich seine Zukunft vorstellte. Tim waren seine Worte noch in Erinnerung. Da er das gleich studierte wie Taylor, hatte er die Idee seinem Vater von Taylor zu erzählen. Der war von dem Vorschlag angetan, denn er brauchte unbedingt neuen Wind in seiner Agentur. Mit seinem Sohn und Taylor hätte er gleich zwei gute Leute. Er wusste von Tim, dass Taylor ebenfalls gut ausgebildet war und seine Prüfungen alle mit sehr guten Noten bestanden hatte. Also gab er seinem Freund Taylor den Tipp, sich mal bei seinem Vater vorzustellen. Er machte einen Termin klar. Diesen Termin wollte Taylor auf jeden Fall wahrnehmen.

Die Neuigkeit musste er unbedingt seinen Freunden verkünden. So saßen sie am Abend bei einem Glas Wein zusammen und redete über das Angebot, dass Taylor bekommen hatte.

„Das will ich mir auf keinen Fall entgehen lassen. Tim und ich würden beide zusammen dort anfangen, wenn es klappt. Ich würde mich riesig darüber freuen. Es immer schon mein Traum in solch einem Betrieb zu arbeiten“, strahlte Taylor.

Lu, Nick und Alicia bestätigten ihn bei seinem Vorhaben und drückten ihm die Daumen.

„Das wird schon klappen. Dein Freund hätte seinem Vater sicher nicht den Vorschlag gemacht, wenn er nicht wüsste, dass du gut bist“, lächelte Lu ihn an.

„Das Examen, dass in den nächsten Wochen bevorsteht, hast du so gut wie in der Tasche“, meinte auch Nick dazu.

Alle büffelten in den letzten Wochen wie verrückt, um das Studium endlich hinter sich zu bringen. Taylor fiel alles sehr leicht. Er musste sich nicht besonders anstrengen. Taylor nahm Lu in seine Arme und küsste sie.

„Wenn wir erst einmal Geld verdienen, werden wir endlich heiraten. Wir feiern eine große Hochzeit. Alle, die wir kennen, werden eingeladen.“

„Das wird aber noch etwas dauern“, lächelte sie ihn verliebt an.

Plötzlich stand Taylor auf, kniete sich vor Lu und hielt ihr einen Ring entgegen.

„Lu, ich frage dich hier, vor unseren Freunden, willst du mich heiraten? Ich liebe dich über alles. Du bist meine große Liebe.“

Lu starrte ihn an.

„Ich liebe dich auch Taylor. Du bist mein Leben. Nie wieder möchte ich ohne dich sein. Ja, ich will.“

„Habe ich das richtig verstanden? Kannst du es nochmal wiederholen?“

„Ja. Ich will deine Frau werden. Ich liebe dich.“

Taylor streifte ihr den Ring an den Finger, umarmte und küsste sie glücklich.

Nick und Alicia klatschen.

„Wir wünschen euch alles Glück der Erde“, sagte Nick auch im Namen von Alicia.

„Danke. Ihr habt es also gehört. Sie will mich heiraten“, lächelte er Lu verliebt an.

„Ja. Wir haben es klar und deutlich gehört“, klopfte Nick ihm auf die Schulter.

Der Abend wurde noch lang. Sie schmiedeten alle Pläne für ihre Zukunft und sprachen über die bevorstehende Hochzeit von Lu und Taylor. Auch wenn es noch etwas dauerte, machte jeder noch ein paar Vorschläge für die Hochzeit. Es sollte eine Hochzeit werden, die man so schnell nicht vergessen würde.

Am nächsten Tag fuhr Taylor zu seinem Termin. Er war etwas aufgeregt. Ob man ihm den Job schon gab, obwohl er sein Examen noch nicht in der Tasche hatte? Aber sein Freund machte ihm Mut.

„Nur keine Angst. Ich habe meinem Vater gesagt, dass du der beste Mann für diesen Job bist. Im allgemeinen hört er auf mich“, zwinkerte er Taylor zu.

„Na, dann kann ja nichts mehr passieren“, lächelte dieser.

Alicia hatte für den Abend, wegen dem besonderen Anlass, ein leckeres Essen gezaubert. Man wartete nur noch auf Taylor. Der hatte nach seinem Vorstellungsgespräch angerufen und seinen Freunden mitgeteilt, dass er den Job bekommen hatte, aber es noch etwas dauern würde, weil man noch manche Dinge besprechen und regeln müsste. Die Freunde warteten gespannt auf seine Rückkehr. Die drei waren sich vorher schon sicher, dass Taylor den Job bekommen würde. Bisher hatte er glänzend in seinen Prüfungen abgeschnitten. Man stellte schon den Sekt kalt, um mit ihm anzustoßen. Die Zeit verging.

„Jetzt müsste er aber bald hier erscheinen. Das Gespräch kann doch nicht so lange dauern?“, stutzte Nick.

„Vielleicht wurde er noch zu einem Umtrunk eingeladen“, meinte Alicia.

Lu aber, war seltsam zumute. Sie war beunruhigt und nervös.

„Es wird doch nicht doch noch etwas dazwischen gekommen sein?“

„Was soll denn da schief gelaufen sein? Er ist für diesen Job super geeignet. Bald hat er sein Examen und dann kann er richtig einsteigen, in das Berufsleben und endlich Geld verdienen“, lächelte Nick.

„Das müssen wir alle bald. Ich meine Geld verdienen. Hoffentlich haben wir so viel Glück, wie Taylor“, wünschte sich Alicia.

Es vergingen einige Stunden. Jetzt waren auch Nick und Alicia nervös und unruhig.

„Wo bleibt er denn? Hast du es mal auf seinem Handy probiert, Lu?“, wollte Nick wissen.

„Nein, noch nicht. Ich dachte ja, er würde bald hier sein. Wollte auch nicht bei dem Gespräch stören. Aber jetzt versuch ich es. So lange kann das ja alles nicht dauern. Es war doch alles klar“, schüttelte sie den Kopf.

Lu versuchte Taylor auf dem Handy zu erreichen. Nichts. Sie versuchte es wieder und wieder. Taylor meldete sich nicht.

„Ich verstehe das nicht. Da muss etwas passiert sein. Anders kann ich es mir nicht vorstellen“, meinte sie jetzt.

„Wir warten jetzt noch eine Stunde, dann werden wir uns mal bei dieser Firma umhören. Obwohl, da wird jetzt wohl niemand mehr arbeiten. Es ist schon spät.“

Nick bekam jetzt auch ein komisches Gefühl. Wo war Taylor? Warum meldete er sich nicht?

Nach ca. einer halben Stunde läutete es an der Tür.

„Das wird er sein. Warum schließt er denn die Tür nicht auf?“

Lu schüttelte den Kopf und öffnete.

„Entschuldigen sie bitte die Störung. Ist das die Wohnung von Taylor Morgen?“, fragte einer der Polizisten.

„Ja. Er ist aber nicht hier. Was wollen sie von ihm?“, schaute Lu die beiden erschrocken an.

„Sind sie Lu Hamann? Die Freundin von Herrn Morgen?“, fragte der andere.

„Ja. Das bin ich. Ist ihm etwas zugestoßen? Was ist mit Taylor?“

„Es tut uns leid, es ihnen zu sagen. Er hatte ein Autounfall.“

„Was?“, schrie Lu.

Das hörten auch Nick und Alicia und kamen sofort zur Tür gerannt.

„Was ist denn geschehen?“, schaute Nick die beiden Polizisten an.

„Ist etwas mit Taylor, unserem Freund?“

„Er hatte einen Unfall. Einen Autounfall. Er wurde dabei schwer verletzt. Man hat ihn sofort in das nahegelegene Krankenhaus gebracht. Ich gebe ihnen die Adresse und alle weiteren Angaben. Sie können sich dort sofort melden. Man lässt sie gleich zu ihm. Wir würden sie bitten, baldmöglichst bei ihm vorbeizuschauen. Er rief immer einen Namen. Und zwar den Name Lu“, teilte der Polizist mit.

„Ja. Ich bin Lu, seine Freundin“, gab sie nochmal verwirrt zur Antwort.

„Tut uns sehr leid.“

Die beiden Polizisten verabschiedeten sich wieder. Es fiel ihnen schwer, diese schlechte Nachricht einer jungen Frau zu überbringen.

Lu, Nick und Alicia machten sich sofort auf den Weg. Im Krankenhaus wurden sie sofort zu Taylor geführt. Er lag auf der Intensivstation.

„Sind sie Lu?“, fragte ein Pfleger.

„Ja. Dann kommen sie bitte mit. Bitte warten sie hier“, sagt er zu Nick und Alicia.

Lu erschrak, als sie ihn sah. Schlimm sah er aus. Jedoch als er Lu sah, lächelte er.

„Du bist da. Lu, ich liebe dich sehr. Das darfst du nie vergessen. Ich werde nicht mehr für dich da sein können. Du musst mir eins versprechen, bleibe nicht allein und traure nicht um mich. Ich möchte, dass du glücklich bist. Ich werde dich immer lieben“, brachte er nur mit Mühe heraus.

„Rede keinen Unsinn. Du schaffst das. Ich werde nur dich lieben. Es wird für mich nie einen anderen Mann geben. Ich liebe dich Taylor. Du darfst mich nicht allein lassen“, weinte sie und küsste ihn dabei sanft.

„Kannst du bitte noch Nick hereinschicken? Du musst jetzt gehen. Bitte, schick Nick.“

„Ok. Ich komme aber wieder?“

„Nick, du sollst zu Taylor kommen. Er möchte mit dir sprechen.“

Lu weinte bitterlich. Alicia versuchte sie zu trösten. Sie nahm Lu in den Arm, aber was sollte sie sagen. Sie wusste, dass es nicht gut stand, um Taylor. Der Pfleger hatte so eine Andeutung gemacht.

„Hallo mein Freund.“

Auch Nick erschrak. Er musste sich zusammenreißen, um ihm nicht zu zeigen, welche Angst er um ihn hatte.

„Du musst dich jetzt um Lu kümmern. Lass sie nicht allein und sorge dafür, dass sie sich wieder verliebt.Sie soll nicht um mich ihr ganzes Leben trauen und nicht alleine bleiben. Versprich es mir.“

Taylor konnte die Worte nur mit großer Mühe hervorbringen.

„Du schaffst das. Taylor, gib nicht auf, bitte. Ich verspreche dir mich um Lu zu kümmern, aber ich weiß, dass du es schaffst. Hörst du. Du schaffst das. Taylor? Taylor?“

Taylor hatte die Augen geschlossen. Er brachte kein Wort mehr heraus. Aber Tränen liefen über seine Wangen.

„Sie sollten jetzt gehen, wenn seine Freundin sich noch einmal verabschieden möchte, sollte sie es schnell tun“, klopfte der Pfleger Nick auf die Schulter.

„Was meinen sie damit?“, starrte er ihn an.

„Es tut mir leid, aber es geht zu Ende. Wir konnten nichts mehr für ihn tun. Seine Verletzungen waren zu schwer. Es tut mir wirklich sehr leid“, sprach er die Worte ganz leise.

„Das darf doch nicht wahr. Bitte, Taylor. Du darfst nicht sterben.“

Nick drehte sich noch einmal zu seinem Freund um. Er konnte es nicht fassen. Seit Ewigkeiten weinte Nick nicht mehr, aber jetzt liefen ihm die Tränen über die Wangen. Er rannte aus dem Zimmer. Alicia schaute ihn traurig an.

„Ich muss zu Taylor, bitte, Alicia. Ich muss zu ihm. Er braucht mich.“

„Kommen sie. Sie sollten sich verabschieden.“

Der Pfleger legte den Arm um Lu und führte sie an Taylors Bett. Er schaute sie an. Und bevor er für immer von ihr ging, nahm er ihre Hand. Noch einmal war sein Blick intensiv und geheimnisvoll.

„Ich liebe dich, Lu. Über alles“, flüsterte er leise.

Dann ging er, für immer, bevor sie ihm noch einmal sagen konnte, wie sehr sie ihn liebte.

Lu streichelte über sein Gesicht und küsste ihn, das allerletzte mal. Lange hielt sie noch seine Hand und saß weinend an seinem Bett. Man ließ auch Nick und Alicia zu Taylor. Sie sollten Zeit genug haben, um von ihm Abschied zu nehmen.

Es war für alle ein Schock. Gerade noch wollte man fröhlich miteinander feiern, doch dann war alles vorbei. Alles war anders. Das Leben von Lu hatte sich in ein paar Stunden vollkommen geändert. Gerade noch war sie glücklich mit Taylor. Jetzt hatte er sie verlassen. Sie war allein. Lu hatte ihre große Liebe verloren, von einer Sekunde auf die andere. Sie fühlte nur noch Schmerz, Trauer und eine Wut, die sie nicht beschreiben konnte. Nie würde sie Taylor vergessen. Nie wieder würde sie einen anderen Mann lieben. Das hatte sie versprochen.

Für Nick war der Tod seines besten Freundes nicht einfach. Aber für Lu brach eine Welt zusammen. Er musste sie wieder aufbauen und ihr helfen, über die Trauer hinwegzukommen, dass hatte er Taylor versprochen. Wie er das schaffen sollte, wusste er selbst nicht. Als Tim die Nachricht erfuhr, war auch er am Boden zerstört. Er hatte sich schon ausgemalt, mit seinem Freund zusammen, in der Firma seines Vaters zu arbeiten. Auch für den Vater von Tim war es ein Schock.

Die Eltern von Taylor konnten nicht glauben, dass ihr Sohn nicht mehr am Leben war. Ebenso erging es der Mutter von Alicia. Sie hatten sich alle schon so auf die Hochzeit der beiden gefreut. Und nun? Es kamen viele Leute zu der Trauerfeier von Taylor. Jeder, der ihn kannte, konnte es nicht fassen, dass Taylor nicht mehr unter ihnen sein würde. Lu sprach kaum ein Wort. Nick, Alicia und Tim stützten sie, als sie am Grab standen. Lu flüsterte immer wieder leise seinen Namen. Lange standen sie so da. Die Trauergäste hatten den Friedhof bereits verlassen, als Lu sich hinunterbeugte.

„Ich liebe dich Taylor. Für immer.“

„Wir müssen jetzt gehen, Lu“, bat Nick.

Lu nickte. Sie ging mit ihren Freunden weinend davon.

Von dieser Stunde war auch Tim ein treuer Begleiter der drei. Auch er versuchte mit Hilfe von Alicia alles, damit die beiden wieder am Leben teilnahmen.

Lu stürzte sich mit aller Kraft, die sie noch hatte, in ihr Studium. Nick erging es nicht anders. Das sollte im Moment ihr Lebensinhalt sein. So verging die Zeit. Jeden Tag, vermisste Lu Taylor mehr. Sie musste sich selbst zusammenreißen, um nicht alles hinzuwerfen. Nick erging es ähnlich. Aber er versuchte wirklich sein bestes, damit er und Lu wieder am Leben teilnahmen. Über die Sorge um Lu vergaß er etwas seinen eigenen Schmerz. Dabei unterstützen ihn immer Alicia und Tim. Alicia hatte immer ein offenes Ohr. Nick redete oft mit ihr über Taylor. Das half ihm über einiges hinwegzukommen. Lu aber sprach kein Wort darüber. Sie trauerte. Taylor war ihre große Liebe und nun war er nicht mehr hier. Nie wieder würde er sie anschauen, anlächeln, in die Arme nehmen und küssen. Damit musste sie zuerst einmal fertig werden. Sie vermisste ihn. Sehr. Vielleicht konnte sie ja irgendwann mit jemanden darüber reden. Aber im Moment war sie wie gelähmt.

Alicia hatte vor ein paar Tagen Jonas kennengelernt und war froh, dass sie mit ihm über alles reden konnte. Sie redete zwar auch oft mit Tim über alles, aber bei Jonas war es wieder etwas anderes. Er war nicht betroffen. Jonas arbeite bereits seit zwei Jahren in einem Verlag. Alicia und er waren sich im Bistro begegnet. Man hatte sich gleich gut verstanden und traf sich seit ein paar Wochen des öfteren dort.

Endlich hatten alle ihr Examen mit sehr guten Noten bestanden. Nick bewarb sich bei einer Baufirma und hatte in den n nach einem passenden Arbeitsplatz um. Alicia stellte sich bei eächsten Tagen einen Vorstellungstermin. Lu schaute sich nochiner Kosmetikfirma vor und Tim arbeitete im väterlichen Betrieb.

Als sie mal wieder im Bistro zusammen saßen, teilte Nick, so nebenbei mit, dass er die Stelle bekommen hatte. Lu, Tim, Alicia und Jonas, der inzwischen oft dabei war, gratulierten ihm.

„Ich habe in der Nähe einen Buchladen gesehen. Er ist zwar nicht sehr modern, aber ich werde mich morgen dort vorstellen. Vielleicht habe ich Glück“, teilte Lu dann plötzlich mit.

„Das ist gut. Dann wirst du abgelenkt.“

Nick freute sich darüber. Dadurch kam Lu mit vielen Leuten in Kontakt. Hoffentlich klappte es auch und sie bekam den Job. Auch Tim wünschte ihr, dass sie dadurch wieder ins Leben zurück fand.

Am nächsten Tag ging Lu zum Buchladen und sprach mit seinem Besitzer. Herr Brehm war schon etwas älter, aber er freute sich, dass sie sich für seinen Buchladen interessierte. Er suchte schon seit einiger Zeit jemanden, dem er die Aufgaben so nach und nach übertragen konnte. Er hatte bei Lu gleich ein gutes Gefühl und bat sie, am nächsten Tag nochmal vorbeizukommen. Herr Brehm wollte noch mit seiner Frau darüber reden. So ging Lu am nächsten Tag wieder zu Herr Brehm. Ihr fiel ein Stein vom Herzen. Sie hatte den Job bekommen, mit der Aussicht, den Laden irgendwann, wenn sie es wirklich wollte, zu übernehmen. Als sie abends wieder beisammen saßen, erzählte Lu die Neuigkeit.

„Wow. Dann verdienen ja alle richtig Kohle“, lachte Alicia.

„Wie sieht es bei dir aus?“, wollte Nick wissen.

„Achso, also ich habe...den Job“, jubelte Alicia.

„Das ist ja toll.“

Alle freuten sich über die Erfolge. Jetzt standen sie mitten im Berufsleben. Lu dachte dabei wieder an Taylor. Auch er hätte einen wundervollen Job bekommen. Sie hatte Tränen in den Augen. Nick und Alicia trösteten sie.

Es vergingen Monate. Lu hatte Taylor nicht vergessen. Sie vermisste ihn jeden Tag aufs neue. Doch durch ihre Arbeit im Buchladen wurde sie etwas abgelenkt. Aber manchmal verharrte sie für einen Augenblick. Dann sah sie Taylor wieder vor sich, wie er sie anlächelte und küsste. Herr Brehm, sah ihr an, dass sie dann sehr traurig war. Er ahnte, dass sie wahrscheinlich vor nicht all so langer Zeit einen Schicksalsschlag erlitten hatte. Fragen wollte er sie nicht. Vielleicht, erzählte sie es ihm. Irgendwann.

In der Mittagspause saßen oft alle zusammen im Bistro. So lernten sie auch Mathias und Juliane kennen. Sie verbrachten ebenfalls oft ihre Pause dort. Nach ein paar Wochen kannte man sich schon ganz gut und verabredete sich auch am Wochenende. Manchmal ging man ins Kino, oder in ein Restaurant. Aber oft saß man auch abends im Bistro. Eines abends brachte Nick seine Kollegin Alexa mit. Sie arbeitete seit geraumer Zeit in der gleichen Firma. Langsam vergrößerte sich der Kreis. Alle verstanden sich gut. Sie wussten auch, dass Lu, Nick und Tim ihren Freund verloren hatten. Aber keiner sprach sie darauf an. Lu tat es gut, sich mit allen im Bistro zu treffen. Denn die Wochenenden waren am allerschlimmsten, auch wenn Nick und Alicia immer noch in der WG wohnten. Trotzdem fühlte sie sich ohne Taylor einsam. Das Bistro war für alle, so etwas wie ein zuhause geworden. Hier lernten sich viele Paare kennen.

Eines abends brachte Mathias seinen Bruder Kai mit. Kai fühlte sich in der Gesellschaft gleich wohl, so überredete er seine Freunde Sven und Gernot und stellte sie der Gruppe vor. So wurde der Freundeskreis von Woche zu Woche größer.

Man kannte sich jetzt schon seit ein paar Jahren. Einiges hatte sich in der Zwischenzeit verändert. Lu hatte eine eigene Wohnung. Die WG wurde aufgelöst. Auch Nick wohnte jetzt allein. Jonas und Alicia zogen zusammen. Sie hatten vor drei Jahren das Bistro übernommen. Nach ein paar Renovierungen und Änderungen der angebotenen Gerichte, war es eine Bereicherung, in der kleinen Stadt. Vor allem wurde es weiterhin von vielen jungen Leuten besucht, die sich hier besonders wohlfühlten. Das Bistro lief gut. Man lernte immer wieder neue Menschen kennen. So entwickelte sich aus manch flüchtiger Bekanntschaft eine richtige Freundschaft oder die große Liebe. Die Paare, die sich in diesem Bistro gefunden hatten, kamen immer wieder an diesen Ort zurück.

Lu saß, wie so oft, mit einem Buch im Bistro ihrer Freunde Alicia und Jonas. Sie verbrachte die Mittagspause die meiste Zeit bei den beiden, so auch heute. Um diese Zeit herrschte Hochbetrieb. Lu traf sich hier oft mit ihrem Freundeskreis. Man verbrachte so manchen Abend bei Alicia und Jonas und es war immer lustig. Lu ging an die Theke und bezahlte bei Jonas.

„Meine Mittagspause ist zu Ende. Ich muss gehen. Vielleicht sehen wir uns ja heute Abend wieder. Hab noch nichts von unseren Freunden gehört.“

„Das wäre schön, wenn ihr wieder vorbeikommen könntet. Ich wünsch dir noch einen schönen Tag.“

„Danke Jonas. Euch auch. Bis dann.“

Lu drehte sich um und wollte das Bistro verlassen, da stieß sie mit einem fremden, jungen Mann zusammen. Dabei ließ sie ihr Buch fallen. Der Fremde bückte sich, hob es auf und überreichte es ihr.

„Entschuldigung. Das war keine Absicht. Habe einen Moment nicht aufgepasst. Tut mir wirklich leid. Habe ich sie verletzt?“, fragte er.

„Nein. Alles in Ordnung.“

Der Tag, an dem sich alles veränderte

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