Читать книгу Mister Left (XXL Leseprobe) - Carola van Daxx - Страница 3
PROLOG
ОглавлениеAngeblich war das Spiel schon über 6000 Jahre alt – und, was heutzutage wirklich verrückt klingt: Die Chinesen sollen es ausnahmsweise mal nicht kopiert haben. Doch es ist mehr als nur ein Zeitvertreib, es ist ein Spiel mit der Selbsterkenntnis. Sogar berühmte Psychologen sollen den „Magischen Kubus“ einsetzen, dann und wann. Überall auf der Welt wird es gespielt, ob im Freundeskreis oder einfach in der Kneipe um die Ecke. Man kann darüber lachen, diskutieren, das Ergebnis ignorieren, lächerlich finden oder ungläubig staunen. Gesprächsstoff gibt es immer! Und Einsichten, soweit man dafür offen ist. Manche Leute begleitet es ein Leben lang, andere halten sich streng an die Anweisung, von wem auch immer sie einst gekommen sein mag, das Spiel nur ein einziges Mal zu spielen.
Sarah betrachtete dieses ungeschriebene Gebot allerdings als absolut veraltet. Aus einer Zeit kommend, wo die wahre Liebe nur einem Menschen galt. Mangels Lebenserwartung und passender Gelegenheiten…
Sie hat es oft gespielt, als Teenager, als Twen und dann und wann später, wenn sie neugierig war, wie es um sie und ihr Liebesleben denn steht. Das Gemälde setzt sich zusammen aus Wüste, Kubus, Leiter, Pferd, Blumen und Sturm. Dem Spieler wird hierbei völlig freie Hand gelassen, was die Anordnung, die Materialien, die Szene an sich angeht. Verliebte sehen oft einen stolzen, geschmückten Araberhengst, der stattlich und dicht neben dem Kubus im Bild erscheint. So erging es Sarah immer wieder, wenn sie auf Wolke Sieben schwebte. Der prachtvoll geschmückte Schimmel! Stolz und majestätisch.
Unglückliche sehen in Zeiten der Krise tatsächlich oft nur noch einen klapprigen, alten Gaul mit herunterhängendem Kopf und ebensolcher Unterlippe. Manche Spieler entdecken gar ein hilfloses Pony bei sich, klein und unscheinbar. Bei anderen läuft ein Pferd direkt in den aufkommenden Sturm oder wird komplett von aufgewirbeltem Sand verdeckt.
Als Sarah den Magischen Kubus nach vielen Jahren wieder einmal für sich selbst spielte und das alles sagende Bild in ihrem Kopf entstand, da stand tatsächlich nur noch ein morscher Sägbock am Rand! Klein, abgewrackt, ohne Bedeutung. Niemanden interessierte dieses pferdeähnliche Gebilde noch, am wenigsten sie selbst. Die junge Frau war darüber mehr als erschrocken, denn das Zauberspiel hatte sie durch glückliche und katastrophale Beziehungen begleitet – und ihr immer wieder verblüffende Erkenntnisse geliefert. Es war wirklich wie verhext, das Gemälde spiegelte immer haargenau die Situation, in der sie sich befand. Und nun war ihr Traummann nur noch ein armseliges Holzgebilde im Abseits?
Die Jahre vergingen und lange hatte sie nicht mehr daran gedacht, das gute alte Spiel zu bemühen. Aber eines Tages, als sie in ihren sogenannten „besten Jahren“, die Vierzig schon fest im Blick, auf einmal überhaupt kein Pferd mehr sehen konnte, war ihr klar: Die Sache mit der Liebe hatte sich erledigt.
Ein für alle Mal…