Читать книгу Waltraut Neubert - Carolina Dahle - Страница 6
Оглавление1 Einleitung
Im Jahr 1925 schrieb Waltraut Neubert ihre Dissertation über das Erlebnis in der Pädagogik bei Herman Nohl in Göttingen. Obwohl derzeit sehr wenig über die Arbeit und die Autorin bekannt ist, war ihr Werk Ende der 1920er Jahre in pädagogischen Fachkreisen und an den Pädagogischen Akademien und Universitäten sehr geschätzt. Dies geht aus einem Schreiben des wissenschaftlichen Verlages Vandenhoeck und Ruprecht hervor, das Waltraut Neubert 1931 erreichte. In diesem Brief geht es um die dritte Auflage ihrer Dissertation, die fertiggestellt werden sollte, da die vorherige Auflage aufgrund des regen Gebrauchs an pädagogischen Akademien schon fast ausverkauft sei. Obwohl Waltraut Neubert einige Veränderungen vornehmen wollte, bat der Verlag darum, den Inhalt nicht zu erweitern, um ihr Werk immer noch für zwei Mark verkaufen zu können. Ein höherer Preis würde sich – so der Verfasser des Briefes – negativ auf den erhofften Absatz auswirken. (Vandenhoeck und Ruprecht Verlag 1931: o. S.)
Der Frage, warum Waltraut Neubert in jüngerer Zeit weder im praxisorientierten Diskurs noch in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung eine Rolle spielt, müsste nachgegangen werden. Das umso mehr, als sie z. B. von Fischer und Ziegenspeck als Schöpferin des Begriffs Erlebnispädagogik (Fischer / Ziegenspeck 2008: 10f.) und in einem Lexikon-Beitrag (Kopp 1970: 559) sogar als Begründerin tituliert wird. Ihre Arbeit wird sogar zu einem ersten Meilenstein der modernen Erlebnispädagogik gezählt: „Die Erlebnispädagogik hatte um 1930 ihren (ersten) Höhepunkt. In der Dissertation von Waltraut Neubert, einer akademischen Schülerin Prof. Dr. Herman Nohls (Universität Göttingen), dürfte das transparent werden […].“ (Ziegenspeck 1992: 139; Hervorh. im Orig.)
Wie dieser Höhepunkt ausgesehen und welche Themen Waltraut Neubert in ihrer Dissertation genau behandelt hat, soll in der nachfolgenden pädagogisch-biografischen Skizze untersucht werden. Dafür liegt die dritte Auflage der Arbeit von 1932 vor, welche auch die Basis für die Neuerscheinung 1990 war. (vgl. Neubert 1932a und Neubert 1990)
Da die Zeit und die Lebensumstände große Auswirkungen auf ihr pädagogisches Denken und Handeln hatten, wird zunächst Neuberts Biografie besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Die Informationen über Neuberts Leben entstammen den Nachlässen Herman Nohls und Erich Wenigers an der Universität Göttingen, in denen zahlreiche Briefe und Dokumente von Neubert, Nohl und Weniger erhalten sind.
Weitere sehr wertvolle Informationen konnten durch einen Kontakt mit Waltraut Neuberts Neffen in Erfahrung gebracht werden.