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Am nächsten Tag kam das schlechte Gewissen!

Simon saß in seinem großen, elegant eingerichteten Büro, die Füße auf dem wuchtigen Schreibtisch. Er dachte an Marie, an das geile Abenteuer, aber auch an seine Ehefrau.

Er fühlte sich nicht richtig wohl in seiner Haut. Sechs Jahre war er ihr treu gewesen, trotz mancher Verlockung. Er sah gut aus und hatte Geld. Als Chef eines mittelgroßen Architekturbüros kam er Tag für Tag mit einer Menge Leute zusammen. Besonders die Frauen schwärmten buchstäblich von seinem Können.

Von seinem beruflichen Können, wohlgemerkt. Denn das andere hatte er nie unter Beweis gestellt. Es war ihm nicht immer leichtgefallen, treu zu sein, nein, beileibe nicht, aber er hatte es doch geschafft. Er hatte sich Appetit geholt, und brav zu Hause gegessen, um das einmal so zu umschreiben.

In letzter Zeit wurde die sexuelle Kost, die ihm seine Leonie vorsetzte, immer dürftiger. Migräne, Stress, Überanstrengung – lauter Schlagworte, die er schon nicht mehr hören konnte, und doch immer wieder vorgesetzt bekam.

Alles war Leonie wichtiger: der Hausputz, der Fernseher, die Familie, der Rauhaardackel ihrer Mutter, die ellenlangen Telefonate mit ihrer Schwester Helena oder ihrer Freundin Jasmin, Wäsche waschen und kochen. Die Aufzählung hätte er noch beliebig fortsetzen können.

Simon Pilgram schaukelte in seinem schwarzen Ledersessel, zog an der Zigarette, dann legte er sie wieder auf dem Aschenbecher ab. Ein paar Rauchkringel stiegen auf.

Simon bereute nicht, dass er sich von Marie hatte verführen lassen. Er würde in der gleichen Situation wieder genauso handeln.

Das war es, was ihm Kopfzerbrechen bereitete.

Was, wenn Leonie dahinterkam?

Denn es stand für Simon auch fest, dass er sie wiedersehen würde.

„Verflixt“, brummte Simon gereizt, dann zog er seine langen Beine ein, streckte sich und stand auf. Er hatte heute keinen Kopf zum Arbeiten. Er warf einen angewiderten Blick auf den Papierstapel auf seinem Schreibtisch, dann begann er, im Zimmer auf und ab zu wandern. Mehr und mehr fühlte er sich wie ein Panther, den man in einem viel zu kleinen Käfig eingesperrt hielt – und auch noch die regelmäßige und nahrhafte Raubtierfütterung vorenthielt.

Draußen war herrliches Wetter. Ein strahlend blauer Himmel wölbte sich über Wien. Simon trat ans Fenster, lehnte sich auf den Sims und sah hinaus. Unter ihm erstreckten sich die Dächer Wiens, langgezogene, wie zusammengeklebt wirkende Bauten, altehrwürdig, aber doch reizvoll schön. Ganz in der Ferne erhob sich der Stephansdom. Von seinem Büro aus hatte er einen herrlichen Blick über die Stadt. Wien lag ihm zu Füßen.

Das Telefon summte.

Mit drei großen Schritten war Simon an seinem Schreibtisch und drücke die Taste. „Ja?“

„Herr Oppenhaim möchte Sie sprechen, Chef“, meldete ihm Theresa, seine Sekretärin.

„Ich bin nicht da“, sagte Simon.

„Und wo sind Sie, Chef?“ Theresas Schmunzeln klang aus ihrer Stimme heraus. Sie hatte das Herz auf dem richtigen Fleck. Simon mochte seine „Vorzimmerpflanze“.

„Erfinden Sie irgendetwas, okay?“

„Zu Befehl, Chef!“

Sie wollte auflegen, aber er sagte schnell: „Halt, warten Sie noch einen Augenblick. Wenn eine Marie Feldmann anruft, dann notieren Sie den Termin, den sie Ihnen nennt.“

„Gehen Sie weg, Herr Pilgram?“

„Ja“, antwortete er kopfnickend. „Ich halte heute einfach nicht im Büro aus. Küsschen, Theresa!“

Er legte auf. Wieder sah er Maries liebliches Gesicht vor sich – süß und strahlend – und geil. Dann wurde es von dem blassen Antlitz seiner Ehefrau verdrängt.

Leonie war eigentlich nicht der Typ, aus dem Hausmütterchen gemacht sind. Sie war hübsch – zart, um nicht zu sagen: zerbrechlich, schlank, durchtrainiert – letzteres kam vom regelmäßigen Tennisspielen. Ihre dunklen Haare trug sie mittellang und stets perfekt frisiert. Ihre Beine waren endlos lang, ihr Hintern fest und rund, gerade so, wie er ihn mochte. Und am Venushügel hatte sie nur einen schmalen Streifen Schamhaare, was ihn immer wieder zum Lecken einlud.

Und das mochte Leonie nicht!

Das war nämlich das andere Problem, das zwischen ihnen stand. Ihm machte alles Spaß. Sex war für ihn nicht bloß die altbewährte Stellung, sondern alles, was erregte und Erfüllung brachte.

Für Leonie jedoch gab es nur eine einzige Stellung, und da hieß es dann: »Mann und Frau und Schuss und Schluss«. Leonie spielte dabei die Rolle einer Befriedigungsmaschine. Sie ließ ihn gewähren, machte selbst jedoch nicht mit. Wenn er gespritzt hatte, war sie zufrieden. Dann kuschelte sie sich in seinen Arm und schlief ein.

Zusammen mit ihren Migräneanfällen war das eine ganze Menge. Aber er liebte seine Ehefrau. Deshalb hatte er es bisher ausgehalten.

Er liebte sie, und er wollte ihr Zeit geben – alle Zeit der Welt, die sie brauchte, um zu ihm zurückzufinden, und zu einer normalen Sexualität. Es sollte ihr auch Spaß machen, mit ihm zu schlafen, sie sollte sich auch darauf freuen und es genießen. Wozu hatte er einen so prächtigen Lustriemen? Und sie ihre geile, so mädchenhafte aussehende Ritze?

Doch nicht, um daran oder darin Spinnweben zu züchten!

Am Anfang ihrer Ehe hatte es doch auch einigermaßen mit ihnen geklappt. Obwohl, auch damals sie schon ziemlich zurückhaltend gewesen. Niemals war sie so geil bei der Sache gewesen wie gestern Marie.

Bei diesem Gedanken kamen kurz die Erinnerungen an den restlichen Abend zurück, an das endlose, fade Herumsitzen, die dürftige, idiotische Unterhaltung über tausend Belanglosigkeiten, an die kleinen Anspielungen seiner Schwägerin und die eifrigen Spitzfindigkeiten seines Schwagers.

Aber das Gefühl, dass sie keine Ahnung hatten, was er mit Marie oder sie mit ihm angestellt hatte, ließ ihn alles mit ungerührter Mine ertragen.

Und dann war der ganze Clan ja auch irgendwann verschwunden.

Simon warf einen letzten Blick auf Wien hinunter, auf die Menschen, die wie Wichtelmännchen in den engen Straßen und Gassen herumwimmelten, auf die Autos, auf den einsamen Fiaker, der seine braune Mähre die gepflasterte Straße entlangtrotten ließ, dann stieß er sich ab, durchquerte das Zimmer und nahm seine leichte Lederjacke vom Haken.

Er wollte es noch einmal mit Leonie versuchen. Bei diesem Entschluss angekommen, vertrieb er die Gedanken an den faden gestrigen Abend aus seinem Gehirn, ebenso die Gedanken an Marie und alles, was es sonst noch an Störendem gab.

Jetzt wollte er nur noch daran denken, wie er die Festung Leonie nehmen konnte – und zwar so geil, dass sie niemals wieder genug davon bekommen konnte!

Die Untreue der Familie

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