Читать книгу Magisch geheimnisvoll wie Staub - Caroline Opatz - Страница 8
3.
ОглавлениеPlötzlich erschrak ich und blickte auf meine Uhr. Mir fiel ein, dass ich ja bald wieder zurück zum Weihnachtsmarkt und nach Hause musste!
Aber seitdem ich hergekommen war, war erst eine Viertelstunde vergangen, was mir mit einem Blick auf meine Armbanduhr auffiel. Mir kam es aber schon viel länger vor. Amaliel schien meinen Blick auf die Uhr zu bemerken und erklärte mir sofort, dass eine viertel Stunde in unserer Welt eine ganze Stunde in Joulumaa ist.
»So haben wir mehr Zeit uns um alle Geschenke zu kümmern. Wenn wir in eurer Welt nämlich nur noch eine Viertelstunde Zeit haben, haben wir noch eine ganze Stunde in unserer Welt.«
»Genau, das ist sehr praktisch. Es dauert ja auch ziemlich lange alle Geschenke herzustellen und zu bauen«, erklärte mir ein Kobold.
»Aha,« machte ich. Das war ja alles sehr logisch, aber irgendwie auch ganz schön kompliziert. »Und wie kann ich jetzt wieder zurückkommen?«
»Ach, das ist ganz einfach, Linea«, sagte mir ein anderer Kobold und biss zufrieden in einen Lebkuchen. »Wenn du wieder in zurück möchtest, musst du einfach nur auf den magischen Schnipper drücken. Der Schnipper ist genau dort, wo du gelandet bist. Er ist im Boden eingebaut und leuchtet rot. Wir haben die Stelle um den Schnipper im Schnee markiert. Wahrscheinlich ist sie nach deinem Eintreffen nicht mehr sehr deutlich zu sehen. Du bist ja direkt darauf gelandet. Aber keine Sorge, du wirst sicher nach Hause kommen.«
»Dann bin ich ja beruhigt«, sagte ich und trank einen Schluck von meinem heißen Kakao. Plötzlich begann einer der Kobolde zu kichern.
»Einmal hat Mups den Schnipper und die Kennzeichnung nicht gesehen und ist voll draufgetreten. Dann ist er natürlich in eurer Welt gelandet. Zum Glück hat ihn keiner gesehen. Das alles ist nur passiert, weil er seine Brille nicht auf hatte und den Schnipper nicht sehen konnte!« Da bekam er auch schon einen Tritt von Mups, der am dicksten von allen Kobolden war, die größten Augen hatte und eine rote Mütze trug.
»Das ist ja gar nicht wahr! Ich hab den Schnipper natürlich gesehen! Michi, das ist doch Schwachsinn!« Mups und Michi, der wiederum der kleinste war und eine blaue Mütze trug, zankten sich wie kleine Kinder. Ich musste plötzlich lachen. Die Kobolde waren einfach zu komisch!
Es war verrückt, aber eine halbe Stunde später standen wir alle um den Schnipper versammelt, der mich wieder zurückbringen sollte.
Ich war wirklich in der Welt von Joulumaa! Mein Herz begann schneller zu schlagen bei dem Gedanken, dass ich jetzt durchgeschnippt werden würde.
»Und wie habt ihr den Durchgang gesperrt, als es so stürmisch war?«, fragte ich schließlich nach einer schweigsamen Pause. Ein kalter Wind fegte über die endlos erscheinenden Weiten von Joulumaa.
»Wir haben den Schnipper einfach ausgestellt und somit den Durchgang verriegelt. Dann kommt keiner von euch zu uns und keiner von uns zu euch«, erklärte mir Maxi, dessen Namen ich mir an der langen Nase gemerkt hatte.
»Und ihr könnt einfach zu uns durchgeschnippt werden, wann immer ihr es wollt?« Ich hatte eigentlich noch viel zu viele Fragen.
»Na klar. Wie sollen wir sonst die Geschenke an Heiligabend an euch austeilen?«, fragte der Weihnachtsmann. »An Heiligabend drücke ich den Schnipper und alle müssen sich an mir festhalten.«
»Ja, nicht dass sich einer nicht gut festhält und hier bleibt«, erklärte Amaliel.
»Habt ihr denn auch einen Schlitten und Rentiere?«, fragte ich weiter und spürte deutlich, dass hier noch keiner bereit war, mich wieder gehen zu lassen. Als allerletztes war ich selbst bereit, dieses Geheimnis einfach hier zu behalten und zu verschwinden, als wäre nie etwas gewesen.
»Na und ob. Aber nun sei mal nicht so neugierig, du wirst schon noch alles kennenlernen, was es in Joulumaa so gibt. Du wirst erstaunt sein«, erzählten die Kobolde und schienen sich dabei nicht ganz einig zu werden, wer von ihnen denn reden durfte.
»Komm doch einfach morgen wieder.«
Ihre grünen Augen blitzten so geheimnisvoll auf, dass ich es bis zu meinem nächsten Besuch kaum erwarten konnte.
~
»Die Linea ist ja ein tolles Mädchen«, freuten sich die Kobolde immer noch, während sie sich gemeinsam einer Arbeit in der größten Werkstatt widmeten. Auch Amaliel und der Weihnachtsmann waren total begeistert.
»Meint ihr denn, dass sie uns helfen kann?«, fragte Mups nachdenklich.
»Wir sitzen so in der Klemme, dass wir jede Hilfe gebrauchen können«, antwortete Maxi. »Es ist doch wie ein Zeichen.«
»Das stimmt«, mischte sich Amaliel ein. »Ohne den Staub und...« Sie stockte kurz. »Das ganze Weihnachtsfest gerät momentan außer Kontrolle!«
»Dein Sohn wird es alleine nicht schaffen, sich aus den Fängen des Königs zu befreien«, meinte Mattis und führte die Andeutung von Amaliel damit ungewollt weiter aus, als es möglicherweise gut gewesen wäre.
»Aber Mattis!«, rief Muffel entrüstet aus. »Wir wissen doch gar nicht, ob König Albert -«
Er wurde von fragenden Blicken unterbrochen.
»Das ist doch klar wie Kloßbrühe!«, rief Michi und bemerkte immer noch nicht, dass seine Offenheit zu diesem Thema völlig fehl am Platz war.
»Ich bin mir sicher, dass Linea uns helfen kann, dieses ganze Chaos zu beseitigen«, fügte Amaliel besänftigend hinzu, nachdem sie die Unruhe und Angst des Weihnachtsmannes neben sich deutlicher wahrnahm. Mit einigen stummen Gesten versuchte sie, die Kobolde zum Schweigen zu bringen, doch vergebens. Besorgt warf sie dem Weihnachtsmann immer wieder Blicke zu, während die kleinen Männer unbeschwert weiter plapperten.
»Was würden wir bloß ohne Linea machen?«, fragte Mups besorgt. »Könnte es nicht sein, dass wir uns täuschen? Sie ist schließlich nur ein gewöhnliches Mädchen und kein Superheld!«
»Aber sie wirkt doch gar nicht dumm. Außerdem ist es doch auf jeden Fall besser als gar keine Hilfe«, entgegnete Maxi. Amaliel flatterte unruhig hin und her, ihr Blick fest auf den Weihnachtsmann gerichtet.
»Wir alleine... Ich möchte mir gar nicht ausmalen, was passieren würde, wenn wir hilflos abwarten müssten. Ratlos herumzusitzen und auf ein Weihnachten zu warten, was überhaupt nicht stattfinden könnte...«, sagte Michi leise und mit deutlicher Verzweiflung in der Stimme. Die Hand des Weihnachtsmannes ballte sich zu einer Faust.
»Aber wir werden es mit ihrer Hilfe hinkriegen, da bin ich mir sicher«, fuhr Mick fort und wippte entschlossen mit dem Kopf, während seine kleinen Finger selbstzufrieden auf den Tisch trommelten.
»Es wird schon alles glatt laufen. Linea kann uns helfen, so etwas spüre ich einfach«, sagte Mattis.
»Aber was passiert, wenn sie gar nicht mehr nach Joulumaa hineinkommt? Oder wenn sie uns gar nicht helfen möchte?«, bemerkte Muffel panisch. Im selben Moment sprang der Weihnachtsmann auf und schlug mit seiner dicken Faust auf den Tisch, sodass das Geschirr schepperte.
»Nun seid doch endlich still!«, fuhr er die Kobolde an und atmete schwer aus. In seinen Augen loderte für einen kurzen Moment ein Feuer auf, panische Angst und Hoffnungslosigkeit brannten tief in seinem Inneren. Alle starrten ihn erschrocken an, ehe er sich wieder zurück auf seinen Stuhl sinken ließ und das Feuer in ihm erlosch.
~
Am nächsten Tag in der Schule konnte ich kaum still sitzen. Ich war viel zu aufgeregt, um auch nur an etwas anderes als Joulumaa zu denken. Dem Englischunterricht lauschte ich nur mit einem Ohr, um mit den Gedanken ganz in Joulumaa zu sein.
Nach dem Mittagessen flitzte ich sofort nach oben in mein Zimmer und packte eine Rolle Kekse und noch einen dicken Pullover in meine Tasche. Man wusste ja nie, wie kalt es in Joulumaa werden könnte. Meiner Mutter sagte ich, dass ich mich mit Mette für ein Referat treffen würde und erst zum Abendessen vorhatte wiederzukommen. Ich mochte es normalerweise gar nicht gerne meine Eltern anzulügen, aber dies war ja schließlich ein Notfall und dann darf man auch mal lügen.
Ich zog mich warm an und ging dann zum Weihnachtsmarkt. Die Buden leuchteten und auf ihren Dächern lagen dicke Schneeschichten. Es war wie fast jeden Tag ziemlich voll und ich musste tierisch aufpassen, dass mich beim Verschwinden keiner sah.
Kurze Zeit später knallte ich hart auf den verschneiten Boden von Joulumaa. Ich rappelte mich auf und klopfte mir den Schnee von meinem Mantel und der Hose. Es war still und dunkel hier draußen, aber etwas Licht schien aus all den kleinen Räumen in der etwas entfernten Weihnachtssiedlung und auch war ein gedämpftes Hämmern zu hören. Ich näherte mich den Häusern und spähte hinein. Die Vorhänge waren leicht zugezogen, aber man konnte gerade noch hindurch gucken. Zwei Kobolde befanden sich in diesem Raum. Einer sägte, schraubte und schliff an einem Stück Holz herum. Der andere malte gerade mit Pinseln einen Holzweihnachtsmann mit roter Farbe an.
Als ich weiterging, sah ich zwei weitere Kobolde und Amaliel beim Arbeiten in einem roten Fachwerkhaus. Auch sie bemerkten mich nicht. In der dritten und letzten Werkstatt vor dem Haupthaus waren die anderen beiden Kobolde und der Weihnachtsmann. Es war ein unbeschreiblich schöner Anblick, alle so friedlich arbeiten zu sehen. Ich beschloss, als Überraschung schon ins Haupthaus zu gehen und etwas zu essen vorzubereiten. Bei der Gelegenheit konnte ich mich außerdem ein wenig umgucken.
Ich ging also ins Haupthaus und hing meinen roten Mantel wieder über die Stuhllehne. Ich fand es irgendwie komisch, dass der Weihnachtsmann einen Kühlschrank besaß und Essen auf einem Herd kochte. Aber diese Sachen brauchte ja schließlich auch ein Weihnachtsmann, weshalb ich direkt davon Gebrauch machte und Kakao kochte.
Mein Blick fiel auf die Tür, die zum Dachboden führte. War es wohl unhöflich, wenn ich ohne zu fragen hinaufging? Von der Neugier überzeugt stieg ich die steile Holztreppe hinauf. Sie knarzte leise und sehr stabil schien sie auch nicht, aber es war nicht weit.
Es war kalt auf dem Dachboden und ein frischer Wind blies durch das leicht gekippte Giebelfenster. Draußen waren schneebedeckte Berge zu sehen und über ihnen funkelten bereits die Sterne, obwohl es erst leicht dämmerte. Wurde es hier wohl schneller dunkel, wenn doch die Zeit eigentlich langsamer verging und es noch gar nicht so spät sein konnte? Die Sicht auf die Weiten der Landschaft zusammen mit dem Wind weckten in mir den Eindruck, als würde ich fliegen. Widerwillig wandte ich mich von dem Fenster ab und ging weiter. Am Ende des länglichen Raumes entdeckte ich etwas Großes, das mit einer silbernen Decke zugedeckt war, weshalb es unmöglich war, zu erkennen, was sich darunter verbarg. Etwas zögernd hob ich die Decke an, doch dann schlug ich sie ganz weg und hielt vor Erstaunen die Luft an. Ein riesengroßer, brauner Holzschlitten stand vor mir. Ein Gespann für bestimmt vier Rentiere war vorne angebracht. Ich stellte mir vor, wie der Weihnachtsmann mit Amaliel und Michi, Mick, Muffel, Mattis, Maxi und Mups in dem großen Schlitten saß und sie sich von Rentieren durch die Luft ziehen ließen. Bei dem Gedanken fuhr ein Schauder über meinen Rücken.
Ich wurde von einem Klappern aus meinem Tagtraum geweckt. Unter mir ertönten die Stimmen der Kobolde. Jemand stapfte mit schweren Schritten über den Holzboden und ich hörte auch die leise Stimme von Amaliel.
»Habt ihr den Tisch gedeckt?«, fragte die tiefe Stimme des Weihnachtsmannes.
»Nein«, erwiderten die Kobolde. »Aber Linea scheint es gewesen zu sein. Da hängt ihre rote Jacke.« Um den peinlichen Moment des Erwischtwerdens zu vermeiden, ging ich zur Treppe und kletterte sie rückwärts hinunter.
»Hallo«, begrüßte ich die ganze Truppe und sprang die letzten Stufen herunter.
»Hallo Linea! Schön, dass du gekommen bist und den Tisch gedeckt hast. Wie lieb von dir!« Amaliel holte die Kanne mit dem Kakao, die ich auf das Stövchen gestellt hatte, und stellte sie auf den Tisch. Sie holte noch einen großen Rosinenstollen und Butter aus dem Schrank.
»Setzt euch und lasst es euch schmecken!« Amaliel klatschte in die Hände und flog auf ihren Stuhl. Michi holte noch eilig ein paar Kerzen und zündete sie auf dem Tisch an, was ein adventliches Licht auf die Süßigkeiten warf.
»Ich habe euch alle so konzentriert in der Werkstatt arbeiten sehen, da wollte ich euch nicht stören und ich dachte, dass ihr vielleicht Hunger habt«, erklärte ich.
»Das ist wirklich sehr nett von dir«, sagte der Weihnachtsmann. »Gerade jetzt so kurz vor Weihnachten gibt es allerhand zu tun.«
»Ja, manchmal müssen wir sogar Nachtschichten einlegen«, sagte Mups und schob seine rote Zipfelmütze zurecht.
Ich nickte verständnisvoll, obwohl ich mich gleichzeitig fragte, warum sie denn noch zusätzlich Nachtschichten einlegen mussten, wenn sie doch hier im Jahr viermal so viel Zeit hatten.
»Das nächste Mal kannst du uns auch gerne in der Werkstatt besuchen kommen«, schlug Amaliel vor.
»Aber nicht zu viel schnüffeln, sonst bekommst du noch mit, was alle anderen Kinder zu Weihnachten kriegen oder sogar was du bekommst!«, fuhr Mattis, der eine grüne Mütze trug und große Zähne hatte, dazwischen. Ich grinste und stellte einmal mehr fest, wie wohl ich mich hier fühlte.
»Wir zeigen dir auch noch alles andere hier, du wirst begeistert sein. Das kannst du uns glauben!«, sagte ein Kobold mit einer blauen Mütze und riesigen Ohren stolz, doch ich kam nicht dazu, etwas darauf zu erwidern, denn ein anderer Kobold sprach schon wieder weiter:
»Was hast denn du neugieriges Mädchen eigentlich auf unserem Dachboden gemacht? Hast du etwas Schönes gefunden?«
»Oh«, machte ich etwas überrascht und fühlte mich sofort ertappt. Alle sahen mich plötzlich erwartungsvoll an und ich war mir nicht ganz sicher, ob das, was ich getan hatte, vielleicht doch schlimm gewesen ist. »Ich finde es total schön da oben. Man kann aus dem Giebelfenster so weit schauen und der Sternenhimmel war einfach unglaublich. Und der große Weihnachtsschlitten erst, das der überhaupt fliegt...« Den letzten Satz fügte ich nur leise an, in der naiven Hoffnung, dass die anderen ihn nicht bemerkten oder ihn ignorierten. Doch sie ignorierten ihn nicht. Die Gesichter aller wurden plötzlich so traurig wie ich es mir bei keinem von ihnen hätte vorstellen können. Der Weihnachtsmann sah mich mit merkwürdig funkelnden Augen an und das adventliche Licht wirkte auf einmal bedrohlich und düster.
In diesem Moment wusste ich, dass ich etwas Falsches gesagt hatte.
Unsicher wich ich dem harten Blick des Weihnachtsmanns aus und fühlte mich so schlecht wie noch nie in meinem ganzen Leben. Die familiäre Selbstverständlichkeit war völlig verschwunden und stattdessen wurde mir plötzlich klar, dass ich hier fremd war, es immer sein würde und hier nicht hingehörte. Was hatte ich hier überhaupt verloren?
»Dieses Jahr ist alles anders«, sagte Amaliel schließlich nach einigen Sekunden stiller Anspannung. Ihr Gesicht sah müde und erschöpft aus, ganz anders als vor wenigen Sekunden noch. »Der Schlitten fliegt nicht.«
»Wir benötigen zum Fliegen einen bestimmten Staub. Es ist der Staub der Polarfelder. Er bringt uns an einem Abend um die ganze Erde. Du kannst dir ja wahrscheinlich vorstellen, was passiert, wenn wir diesen Polarstaub nicht haben, oder?«, sagte einer der Weihnachtskobolde und ihre fehlende gute Laune ließ sie mir völlig fremd erscheinen. Dennoch fiel ein wesentlicher Teil meiner Anspannung von mir ab. Sie waren nicht sauer auf mich, hier ist etwas völlig anderes schiefgegangen.
»Dann könnt ihr nicht an einem Abend einmal um die Welt, richtig?«
Ich sprach das mit höchster Vorsicht aus, denn der Blick des Weihnachtsmanns eben war wirklich schlimm gewesen.
»Wir bezweifeln sogar, dass wir überhaupt nur ein Stück weit kommen«, sagte Muffel, der ein wenig nuschelte und eine rote Mütze trug.
»Aber ihr seid doch schon so fleißig bei euren Vorbereitungen! Ihr könnt doch nicht so tun, als würde alles funktionieren und eurem Polarstaub einfach nur hinterher trauern! Wo bekommt ihr denn her?« Mir war klar, dass meine Worte sehr gewagt waren, aber die Fassungslosigkeit platzte einfach aus mir heraus.
»Du bist wahrscheinlich diejenige, die wissen könnte, wo sich der Polarstaub befindet«, meldete sich nun der Weihnachtsmann zu Wort. Seine eben noch warmen Gesichtszüge wirkten in dem flackernden Kerzenschein nun dunkel und zornig, doch vor allem blitzten seine Augen voller Angst.
»Ich? Aber das ist doch Quatsch. Woher soll ich denn wissen wo der Polarstaub ist?«
»Naja, vielleicht weißt du nicht direkt, wo sich der Polarstaub befindet. Aber möglicherweise findest du einen Hinweis auf das Versteck«, beschwichtigte mich Mups.
»Ja genau, du findest in deiner Welt einen Hinweis oder eine Art Codewort, das uns zu dem Polarstaub bringen könnte. Wahrscheinlich bist du hier, um uns zu dem Staub zu führen.« Amaliels Miene hellte sich wieder etwas auf.
»Ihr meint, ich könnte einen Hinweis für das Versteck finden? Seid ihr euch da wirklich so sicher?«, fragte ich immer noch etwas überfordert.
»Halt am besten einfach die Augen offen, ob du irgendetwas finden kannst. Kommt es dir nur in irgendeiner Weise merkwürdig oder verdächtig vor, sag uns Bescheid«, sagte der Weihnachtsmann und trank einen Schluck aus seiner Tasse. Die adventliche Stimmung kehrte langsam wieder zurück, doch in meinem Kopf schwirrten die Gedanken wild umher und konnten sich auf den Moment nicht mehr konzentrieren.
»Na gut«, sagte ich ein wenig widerwillig und aß mein letztes Stück Stollen auf. »Vielleicht finde ich ja tatsächlich etwas.« In mir wuchs das Bedürfnis, hier einfach nur noch zu verschwinden.
»Bei jeder Sache, die dir komisch vorkommt und etwas mit Joulumaa zu tun haben könnte, musst du uns sofort Bescheid geben. Es könnte ein Hinweis auf das Versteck des Polarstaubs sein«, erklärte Amaliel mir ein weiteres Mal.
»Amaliel, nun ist doch gut. Sie wird es schon verstanden haben«, sagte der Weihnachtsmann und lächelte mir zu, aber nach der plötzlichen Dunkelheit eben in seinem Gesicht konnte ich dieses Lächeln irgendwie nicht mehr ernst nehmen.
Sie alle begleiteten mich in stiller Übereinkunft noch nach draußen bis zur Markierung. Ich verabschiedete mich, bedankte mich für den Tag und das Essen und versprach nach einem Hinweis Ausschau zu halten, der uns zum Polarstaub führen könnte.
»Komm bald wie -«, hörte ich die Kobolde mir noch hinterherrufen. Dann verschwand ich in dem unsichtbaren Portal.