Читать книгу Anstandsfesseln - Carrie Fox - Страница 9

ZUCKERWATTE UND ACHTERBAHN

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Viola war in ihr Auto gestiegen. Das hätte sie lieber stehen lassen sollen, denn sämtliche Straßen rund um den Rummelplatz waren bereits abgesperrt. Schwerlastschlepper auf sechzehn Rädern lieferten riesige Verstrebungen und kunstvoll bunt lackierte Metallteile. Viola blieb der Mund offen stehen, als sie die riesenhafte Fratze des Teufels vorbeiziehen sah. Wahrscheinlich war es ein Teil der Horrorbahn aus dem Geisterschloss. Das Gesicht beeindruckte sie auch ohne blinkender Lichtleisten, zuckenden Blitzen und unheimlicher Geräusche. Sie musste eine Umleitung fahren, um nahe an den Rummelplatz zu gelangen. Sie parkte ihr Auto abseits und musste noch einige Minuten laufen, bevor sie ankam.

Nach einer Weile wurde das Drängeln der Schaulustigen unbequem. Viola kämpfte sich vor, bis sie die Absperrung erreicht hatte. Dicke, rot und weiß gestreifte Plastikgitter versperrten den Platz. Zum Glück waren endeten sie in Bauchhöhe, wahrscheinlich damit auch Kinder etwas zu sehen bekamen. Es liefen schwarz gekleidete Security-Mitarbeiter mit wachsamen Augen am Zaun hin und her. Sie trugen Kappen, die an Polizisten erinnerten und an ihren schweren Gürteln hingen Schlagstöcke. Offenbar mussten sie für alle Fälle ausgerüstet sein oder zumindest bedrohlich aussehen. Beeindruckt beobachtete Viola, wie sie patrouillierten. Dann betrachtete sie das Skelett des stählernen Kolosses, das später die Loopingbahn werden sollte. In einer Woche sollte das Fest beginnen. Sie freute sich auf die leckeren Köstlichkeiten, die gebrannten Mandeln und Zuckerwatte. Dieser Rummelplatz war traditionsreich und bestand seit dem siebzehnten Jahrhundert, hatte sie gehört. Die bunten Lichter der modernen Kirmes würden in Kürze schillernd blinken und die laute Musik an jedem Stand anders klingen. Sie war auf die neuen Fahrgeschäfte gespannt. Wie auch auf anderen Festplätzen konnte es für Viola nicht hoch oder schnell genug sein. Das war ein echter Kick, ein Adrenalinstoß den sie genießen musste. Mal ganz abgesehen von den wohlschmeckenden Süßigkeiten, von kandierten Äpfeln oder einem großen Humpen Bier am Abend, war die Atmosphäre auf dem Jahrmarkt beinahe wie auf dem berühmten Oktoberfest. Und am Ende ließ stets ein gigantisches Feuerwerk den Himmel erleuchten. Es würde das pure, spritzige Abendleben für sie sein. Ach, wenn es doch schon so weit wäre!

Plötzlich riss sie ein prachtvoller Anblick aus ihren Träumereien. Da saß ein braungebrannter, cooler Typ mit halbnacktem Oberkörper auf der ersten Etage des Fahrgerüstes. Er sah beeindruckend und bombastisch aus. Neben ihm stand eine Flasche Wasser, daneben lag ein gelber Sicherheitshelm. Der Mann nahm die Flasche, trank zuerst und schüttete sich die Flasche Wasser über den Kopf. Das Wasser floss über seine schwarzen Haare und sein sonnengebräuntes Gesicht. Er öffnete den Mund, trank den Rest des fließenden Wassers, dann schüttelte er sich, wischte die Wassertropfen mit dem Handrücken fort und streckte danach seinen braunen Oberkörper der Sonne entgegen. Dann setzte er den Helm wieder auf und sprang elegant wie eine Raubkatze von der ersten Etage des Fahrgerüstes auf den Boden. Dabei hielt er sich mit einem Arm an einer Stange fest und schwang seinen schönen Körper drehend hinunter. Himmel noch mal, was hat der für einen durchtrainierten Körper. Viola konnte selbst aus dieser Entfernung erkennen, wie seine Muskeln an den Armen spielten. Und erst der Rücken. Ein großes V ging in eine schlanke Hüfte über, die in einem Jeansbund verschwand. Die Jeans war zerschlissen, ein Blau war kaum noch zu erkennen und seine Füße steckten in klobigen, schwarzen Sicherheitsschuhen. Wie ein Bauarbeiter sah er aus. Voller Kraft und schmutzig von der Arbeit. Sie seufzte bewundernd. Offensichtlich war er der Vorarbeiter der Truppe und hatte hier etwas zu sagen. Er gab Anweisungen, die von den anderen Arbeitern ausgeführt wurden. Schließlich wandte er den Kopf zum Absperrzaun. Eine Weile verharrte er. Sah er sie an? Eigentlich konnte er jeden meinen, aber sie wurde das Gefühl nicht los, dass er sie meinte. Wenn er doch nur näher käme, damit sie sein Gesicht sehen konnte. Aber er ging zurück in den hinteren Bereich. Schade, sie hätte ihn gern länger beobachtet. Einen Augenblick lang überlegte Viola, ob sie sich an der Security vorbeischleichen sollte, um den Mann an dem großen Gerüst zu verfolgen. Aber sie könnte genauso gut des Platzes verwiesen werden, wenn man sie erwischte. Vielleicht würden die Sicherheitsbeamten den Schlagstock zücken. Nein, das durfte sie nicht riskieren. Sie hielt sich zurück und beschloss, den gut aussehenden Kerl zu suchen, wenn der Rummel begann. Irgendwo würde sie ihn finden. Er gehörte ja hierher.

Sie sah noch eine geraume Zeit dem Treiben zu, genoss die metallisch hämmernden Geräusche, den Sonnenschein und die Musik, die von weit her zu ihr wehte. Die Monsterteile, die der Kran brachte, wurden von den Arbeitern routiniert zusammengesetzt. Die Sonne schien hell und ließ die Stahlstreben aufblitzen. Der Frühsommerhimmel zeigte weiße Wölkchen. Es war ungewöhnlich heiß. Kein Schatten war weit und breit, keine Bäume, keine hohen Mauern. Ihre Kehle fühlte sich staubig an, wohl wegen der Hitze. Oder weil sie wegen des Typs staunend den Mund offen stehen lassen hatte? Sie kicherte insgeheim. Bei einem Prachtwetter wie diesem konnte sie sich noch ein Eis gönnen. Sie drehte sich um und wollte sich gerade einen Weg durch die Menschenmenge bahnen, um den Platz zu verlassen, zögerte aber, einen weiteren Schritt zu tun. Sie spürte, wie sie von hinten beobachtet wurde. Etwas bohrte sich scheinbar in ihren Nacken. Als hielte sie jemand im Genick fest, ließ sie ihre Augen nach rechts und links rollen, ohne ihren Kopf zu bewegen. Irgendjemand war nahe an sie heran getreten und hielt sie mit seinem Blick fest. Ein leichter Hauch schien sich auf ihren Hals gelegt zu haben. Ihre Nackenhaare stellten sich auf und eine Gänsehaut überzog ihre Arme. Sie wollte sich gerade umdrehen, als sie eine flüsternde Stimme hinter sich vernahm. Der Mund, aus dem die Stimme kam, befand sich dicht an ihrem Ohrläppchen. Wie unverschämt. Eigentlich war es sogar sehr unverschämt, aber irgendwie auch überraschend angenehm. Intim und gleichzeitig spannend. So ein Gefühl hatte sie noch nie.

»Verzeihen Sie, dass ich Sie störe, aber Sie sind mir in der Menge aufgefallen.« Violas Atem stockte. War es wirklich der Eros, den sie vorhin bewundert hatte? Langsam drehte sie ihren Kopf. Tatsächlich, er war es. Ihr Herz stolperte kurz, als sie ihn aus den Augenwinkeln betrachtete. Er hatte ein verwegenes, braun gebranntes Gesicht. Eins, das erfahren aussah, unerhört männlich und herausfordernd, aber auch realistisch und freundlich. Sie las eine Spur von Wildheit darin und eine bestimmte Verlockung, die sie mit Absicht treffen sollte. Seine stahlblauen Augen blitzten sie erotisierend an. Mein Gott, was für schöne Augen. Sie kontrastierten mit dem schwarzen, halblangen Haar, wie funkelnde Sterne am Nachthimmel.

»Oh, ich habe Sie gar nicht bemerkt.« Jetzt drehte sie sich vollends um und sah ihm ins Gesicht. Seine Nase war leicht gekrümmt und sein Mund lächelte zunächst verschmitzt, bis er seine Reihe weißer, gepflegter Zähne zum Vorschein brachte. Er strahlte wie ein Zigeunerjunge und zog sie komplett in seinen Bann.

»Ich bin Charly«, stellte er sich vor und gab ihr seine Hand.

»Viola«, antwortete sie und legte zaghaft ihre Hand in seine. Die Luft schien wie elektrisiert und als sie seine kraftvolle Hand in ihrer spürte, knisterte es leicht.

»Wie ich sehe, interessiert dich der ganze Aufbau?«

Er legte ungefragt einen Arm um ihre Schultern. Seine forsche Art, sie zu berühren, gefiel ihr. So spontan. Sie liebte Spontanität und es fühlte sich warm an.

»Möchtest du dich Backstage umschauen?«

»Oh ja, sehr gerne.« Wow, sie durfte mit ihm durch die Absperrung gehen. Stolz erfüllte sie. Charly gab der Security ein Handzeichen und öffnete einen bestimmten Teil der Plastikabsperrung. Sie gingen in den Bereich der geparkten LKWs und Wohnwägen. Eine Holzbank mit zwei Plätzen stand vor einem der Caravans.

»Setz dich doch«, sagte er und führte sie auffordernd zur Bank. Sie nahm Platz und sah sich um. Die fleißigen Arbeiter kamen ihr vor, als wären sie in einem Bienenstock beschäftigt. Sie räumten Dinge und Teile zum Aufbau hin und her. Sie sah Charly an, der neben ihr Platz genommen hatte.

»Wieso bin ich dir aufgefallen?«, fragte sie und sah ihn direkt an.

»Du hast eine Ausstrahlung, die jeden in hundert Metern Umkreis umhaut. So etwas wie dich bemerke ich unter zehntausend anderen Menschen sofort.«

»Ach komm!«, widerlegte sie sein Schmeicheln. »Das sagst du doch bestimmt zu jeder Frau.«

»Nein wirklich. Ich schwöre«, sagte er mit ernster Miene und legte, drei Finger zeigend, seine Hand auf seine Brust. »Du siehst toll aus und du hast ein wunderbares Lächeln. Ich stehe darauf, weißt du?« Er war nah an sie herangerückt. Ihre Körper berührten sich. Viola spürte eine eigenartige Wärme, die sich zwischen ihnen entwickelte, wie ein Schwelbrand. Sie fühlte sich geschmeichelt und lächelte ihn an. Sie ließ ihren Blick über seine Armmuskeln und Schultern gleiten. Selten hatte sie einen solchen formschönen Oberkörper gesehen. Adern zeigten sich unter seiner glatten Haut, als seien sie Stromleitungen, die zu seinem Herzen führten. Wie gerne würde sie mit ihren Fingerspitzen darüber fahren. Zögerlich suchte sie den Kontakt zu seiner Hand, die er auf seinen Schenkel gelegt hatte. War das zu schnell? Schließlich hatte er sie nur kurze Zeit über den Platz geführt und anschließend knappe drei Minuten im Arm gehalten.

»Machst du das schon lange, diese Aufbauten?«, fragte sie, um eine Unterhaltung zu beginnen und damit es ihm nicht auffiel, wie sehr sie ihm nahe sein wollte.

»Ja, ich habe die Schule für meine Freiheit aufgegeben.«

Freiheit? War sie ihm genauso wichtig, wie ihr? Wie spannend, um nicht zu sagen wie passend. Sie wollte unbedingt mehr von ihm erfahren. Davon, wie sich sein Dasein auf dem Rummelplatz anfühlte, wie er sich mit diesem Leben arrangierte und wie er im Allgemeinen war und sich gab.

»Ich habe beobachtet, wie du mit den Geräten umgehst. Das war echt interessant.« Nebenbei konnte sie zusehen, wie das Gerüst der Loopingbahn wuchs.

»Mit meinem eigenen Gerät kann ich am besten hantieren.« Er legte ein charmantes Lächeln auf und zwinkerte ihr zu. Wie zweideutig er redete. Aber genau das gefiel ihr an ihm. Obwohl sie ihn gar nicht kannte, war es ihr, als kommunizierten sie das gleiche Lied miteinander. Sie hatte die passende Antwort parat.

»Ich habe bewundert, wie du es einpassen kannst. Mit diesem riesigen Rohr, das du in der Hand hieltest.« Ein eindeutig sexistischer Unterton sollte ihn herausfordern. »Du musst sicher viel arbeiten?«, fragte sie kokettierend und strich sich eine Haarsträhne von der Stirn. Dann schlug sie ihre Beine übereinander und setzte sich entspannt hin. Interessiert hörte sie ihm zu.

»Ich kann arbeiten wie ein Tier, Tag und Nacht, vierundzwanzig Stunden lang und ich werde niemals müde.« Er legte einen Arm um sie und sah sie herzig an. Viola ließ sich nur allzu gern vom ihm bezirzen.

»Niemals?« flüsterte sie und lehnte sich an seine maskuline Schulter.

»Niemals …«, bestätigte er leise raunend und ließ seine Hand über den dünnen Stoff ihres Overalls gleiten. Die Hand lag nun auf ihrem Oberschenkel und er streichelte sachte hin und her. Er neigte seinen Kopf zu ihr und flüsterte leise.

»Wärst du mein Gerüst, würde ich bei dir auch gern ein Rohr einschrauben.« Ein Rohr einschrauben? Seine Direktheit gefiel ihr. Und erst diese zweideutigen Sätze. Manchmal redete sie genauso wie er, frivol und sexlastig. Es könnte sich gut ergänzen, wenn sie ihn erst richtig kennen lernte. Viola wusste in diesem Augenblick, was in naher Zukunft geschehen könnte. Wahrscheinlich nähme er sie gleich mit, würde mit ihr nach irgendwohin verschwinden und sie verführen. Ein traumhafter Gedanke. Und wie spannend! Es wäre eine Erfahrung mehr, noch nie hatte sie etwas mit einem Kerl vom Jahrmarkt gehabt. Einem, der ständig umherzog und dem die Freiheit so viel bedeutete, wie ihr selber. Eine geheimnisvolle Verbundenheit schlich in ihr Herz.

»Ich suche noch die Sicherungsnut für meinen Bolzen«, murmelte er, während er mit der Hand von der Außenseite ihrer Schenkel auf die Innenseite fuhr – und wieder zurück.

»Die habe ich. Sollen wir schauen, ob die Größe passt?«, antwortete sie spontan zurück und grinste schelmisch.

»Lass es uns ausprobieren.« Dieser Kerl war ein unvergleichlicher Süßholzraspler. Er neigte den Kopf zu einem Kuss. Viola sah ihn an, schloss lasziv die Augen und näherte sich mit zitternden Lippen seinem zigeunerhaften Gesicht. Ein prickelndes Gefühl überkam sie, das ihren ganzen Körper überzog.

Was er jetzt wohl tun würde? Sie bemerkte eine bestimmte Feuchte, die sich in ihrem Höschen ausbreitete. Es war die Mischung aus allem, die sie so schnell antörnte. Das ungewöhnliche Ambiente, der hübsche Kerl und ihre Erwartungen, schnell ein neues Abenteuer zu finden. Es war die kürzeste Anmache, die sie bisher erlebt hatte. Eine Viertelstunde lang hatten sie geflirtet und nun war es schon so weit.

»Wenn alles kontrolliert ist, dürfen die Geräte in Betrieb genommen werden«, sagte er leise, seine Lippen an ihre heftend. Dann folgte der Kuss. Es war der leidenschaftlichste Kuss, den Viola jemals erhalten hatte. Seine warmen, weichen Lippen umschlossen die ihren. Seine Zunge glitt kreiselnd in ihren Mund, wie eine weiche Schraube. Heiße Wellen durchfuhren ihren Körper, als er ihre Taille umfasste und sie zu sich heran zog.

»Hast du Lust?«, fragte er flüsternd und küsste zärtlich ihre Stirn, während seine Hände ihr Gesicht umrahmten.

»Ja«, hauchte sie, sie wollte nur noch in seinen Armen liegen, gestreichelt und verwöhnt werden und sein bestes Stück kennen lernen.

»Komm mit.« Er fasste sie an der Hand, so dass sie aufstehen musste und führte sie über drei Stufen in den Caravan.


Die Kanzlei, in der Ingo selbständig als Anwalt arbeitete, lief ausgezeichnet. Über zu wenig Arbeit brauchte er sich wahrlich nicht zu beklagen. Das Gegenteil war der Fall. In letzter Zeit hatte er mehr Aufträge von seinen Klienten bekommen, als sonst. An acht Stunden Arbeitszeit täglich war lange nicht mehr zu denken. Im Gegenteil, er musste oft Akten mit nach Hause nehmen und sich um die Angelegenheiten kümmern, mit denen er beauftragt wurde. So wie heute. Es war Freitagnachmittag. Das Büro schloss er pünktlich um siebzehn Uhr ab. Mit einem Stapel Akten unter dem Arm hatte er sein Büro verlassen und sie zu Hause auf dem Schreibtisch abgelegt, damit er sie über’s Wochenende bearbeiten konnte. Die kleine Arbeitsecke in dem Erker des Wohnzimmers war eine Miniaturausführung seines Büros in der Kanzlei. Ein paar große Grünpflanzen davor verstellten die Sicht, sodass die Ecke im Wohnzimmer nicht sonderlich auffiel. Er hatte sich einen Kaffee zubereitet und setzte sich an den PC. Nichts würde er lieber tun, als endlich eine Ruhepause einzulegen, aber das Arbeitspensum überrannte ihn regelrecht. Was sollte er bloß tun? Vielleicht sollte er für einige Wochen einen Hilfsangestellten nehmen. Zunächst nur, um Ordnung zu schaffen, die ständige Sucherei nahm zu viel Zeit in Anspruch. Es wäre wahrscheinlich eine Erleichterung für ihn, wenn er außer Mareike noch jemanden beschäftigte. Sofort setzte er sich an seinen PC, um ein Stellenangebot an die Arbeitsagentur zu formulieren. Er füllte das vorgefertigte Anschreiben online aus. Da es sich um keine Anwaltstätigkeit handelte, trug er Aushilfe in die Zeile ein. Als er fertig war, klickte er auf Ausdruck und setzte seine Unterschrift darunter, damit er die Papiere heute noch mit der Post abschicken konnte. Er legte das Blatt auf den Stapel anderer Papiere und trank erst mal einen Schluck Kaffee.

Er spürte, wie das Loch, in das er abrutschte, immer tiefer wurde. Er sah keine Chance, den Berg von zu bearbeitenden Fällen liegen zu lassen, um Luft zu holen. Er fühlte sich an, wie der berühmte Frosch, der sich aus einem Butterfass herauskämpfen wollte, aber immer wieder an der fettigen Kante ausrutschte und erneut hineinfiel. Auch Vanessa war zurückgezogener geworden. Ihre Distanziertheit hatte er schon seit einer Weile bemerkt. Vielleicht ärgerte es sie, dass er keine Zeit für sie hatte. Sah sie denn nicht, dass er nur für sie so viel schuftete? Dass er sein gutes Geld nach Hause brachte und sie damit versorgte? Sie hatte alles, was sie sich wünschte. Er konnte ihr mit seinem guten Verdienst alles bieten. Sie konnte sich ein schönes Leben machen und brauchte nicht zu arbeiten. Sie sollte froh darum sein. Sie konnte wegfahren, shoppen, sich Luxus gönnen und eine schöne Zeit machen. Sie könnte ruhig ein bisschen mehr Dankbarkeit zeigen. Was wollte sie denn noch? Zeit mit ihm? Wenn er viel verdienen sollte, musste er mehr arbeiten. Ihr alles auf einmal zu geben war unmöglich. Herrgottnochmal! Er wollte ja mehr mit ihr zusammen sein, aber er hatte ja noch nicht einmal Zeit für sich selbst. Vanessa ging öfter alleine los, das hatte sich in letzter Zeit so eingespielt. Sie war oft mit ihrer Zwillingsschwester zusammen, aber das war okay für ihn.

»Ich gehe einkaufen, mein Schatz«, hatte sie vor einer halben Stunde gesagt und war durch die Tür verschwunden. Was sollte er also tun? Ihr etwas schenken? Damals hatte er sie viel öfter beschenkt, doch er hatte es mittlerweile vor lauter Arbeit schleifen lassen. Damals, ja damals, als sie glücklich und frisch verheiratet waren, war alles anders. Ingo erinnerte sich an die schönen Stunden, vor allem an die aufregenden Zeiten, die sie im Bett verbracht hatten. Bereits vor ihrer Hochzeit hatten sie ausgiebigen Sex und es war jedes Mal wunderbar. Sie hatten die Finger nicht voneinander lassen können. Vanessa war hübsch, auch heute noch. Sie war jung, frisch und knackig. An diesem Zustand hatte sich nicht viel verändert, bis heute nicht. Als sie sich die Ehe versprachen, war sie für ihn ein Hauptgewinn. Er hatte gewusst, wie wild die Männer auf seine Frau gewesen waren und wie sie ihn beneidet hatten. Er hatte es sehr genossen. Er allein hatte sie erobern können, während andere noch suchten. Nie zuvor war er stolzer gewesen. Sie war eine gute Frau, die ihn treu umsorgte und er genoss es.

Immer noch saß er am PC in seinem Wohnzimmer und dachte nach. Er erinnerte sich an den Tag, an dem er sie kennengelernt hatte. Auf einer Silvesterparty explodierte ein Knallfrosch direkt vor ihren Füßen und sie sprang zurück, direkt in seine Arme. Wie in einem verschwommenen Traum sah er sie vor sich. Ihr langes, blondes Haar, das sich so seidig anfühlte, wie ein hauchzartes Tuch. Ihr Geruch, sie roch stets wie frisch geduscht und meist lag ein Hauch von süßlichem Blumenduft auf ihrer Haut. Ein leichtes, betörendes Parfum. Sie hatte zierliche Ohrläppchen, die ihn reizten, sie zu küssen. Ihre Küsse, mein Gott wie viele Wochen war das her! Ihre weichen Lippen. Ihr lasziver Ausdruck, wenn sie den Mund leicht geöffnet hatte. Früher hatte Ingo bereits Lust empfunden, wenn sie ihre Lippen nur zum Sprechen bewegte. Diese Weichheit ihrer zartrosa Lippen und der gute Geschmack, wenn er ihr einen Zungenkuss gab. Seine Hand wanderte wie von Geisterhand geführt in seinen Schoß, während er darüber nachdachte, wie wundervoll erregend ihre Küsse waren. Ihre Lippen waren wie kleine, frisch gebackene Erdbeersouffle’s, warm und weich. Er schloss die Augen und lehnte sich in seinem Bürostuhl zurück. Seinen Kopf ließ er langsam in den Nacken sinken, als hätte er dadurch ein besseres und intensiveres Bild in seinem Kopf. Er entspannte und sah sie bildlich vor sich stehen. Dann stellte er sich ihre Küsse vor. Wie sie auf seine Haut tupften, während sie sich an seinem Hals und an seiner Brust liebkosend abwärts bewegten. Er konnte sie förmlich auf seiner Haut spüren. Sein Schwanz hatte sich bei diesen lustvollen Erinnerungen erhoben. Er öffnete seinen Reißverschluss und meinte, ihre Hände zu spüren, als stünde sie wirklich da. Wie sie zärtlich an seinen Lenden herabfuhren, um sein bestes Stück in die Hand zu nehmen und in ihren Mund zu führen. Als wären seine Hände ihre, umfasste er seine hart gewordene Latte und holte sie heraus. Oh, Vanessa. Er sehnte die Vergangenheit herbei. Als das Zusammenleben noch perfekt funktionierte und es ihm ein Leichtes war, sie zu verführen. Vanessa… Wärst du doch nur hier. Wie gerne würde er sie jetzt ins Schlafzimmer zu begleiten … Seine Hand bewegte sich auf und ab, dabei hielt er seinen Schaft fest umklammert und stellte sich vor, ihre heiße Spalte würde sich für ihn öffnen. Ihre blütenzarten Schamlippen teilten sich bei seiner Berührung mit der Eichel wie ihr Mund, wenn er ihr seinen Zeigefinger sanft hinein schob. Sein Druck mit der Hand entsprach der Enge ihrer Vagina und bei jeder Auf- und Abbewegung entwich ihm ein leises Keuchen. Ein wohliges Stöhnen, das ihn an ihre Zweisamkeit erinnerte und die Laute, die sie ihm gab, wenn sie in sein Ohr hauchte und ihre Lust in einem Laut wahrnehmbar wurde. Die Gedanken daran putschten ihn auf, der Druck seiner Faust festigte sich. Seine kraftvolle Hand bewegte sich schneller. Auf und ab. Seine Eichel verschwand in einem Kranz aus lockerer Haut und blitzte, sich als gerötete Kuppe präsentierend, hervor, wenn er die Haut zügig herunter zog. Minutenlang hielt er diesen schönen Zustand aus, doch dann kroch ein Lustgefühl in ihm hoch, das heißer war als eine Herdplatte auf höchster Stufe. Dieses heiße, brennende Gefühl schwirrte wie elektrisierend von seinen Eiern durch die Schwellkörper und manifestierte sich in seiner Eichelspitze. Sie war glutrot und glitschig geworden. Es hatte sich mehr darauf gebildet, als nur ein Sehnsuchtstropfen. Ingo befühlte seine Eichel mit dem Daumen und rieb die Nässe herunter. Oh Gott, Vanessa, das könnte alles für dich sein. Das natürliche Gleitmittel unter seinem Daumen machte ihn geil. Der pralle Eichelkopf, alles für dich… Das heiße Gefühl breitete sich schnell in ihm aus, verharrte in der Eichel. Eine tiefe Sehnsucht nach seiner Frau erfasste ihn. Wie von einer Triebfeder gesteuert, griff er schnell mit der anderen Hand in seine Hosentasche und holte ein Taschentuch heraus. Zitternd und stöhnend hielt er das Tuch vor seine pulsierende Eichel. Leider nicht mehr rechtzeitig vor dem plötzlichen Abschuss, der ihm einen wohligen Orgasmus bescherte und eine Empfindung, die er lange nicht mehr gespürt hatte. Ein angenehmes Gefühl der Entspannung breitete sich in seinem Körper aus, wie die Ringe eines Steinwurfs in einem ruhigen See. Er ließ sich relaxed in den Hochlehnerbürostuhl hinein gleiten und atmete immer ruhiger werdend. Als er aus seiner kurzen Benommenheit erwachte, sah er, was er angerichtet hatte. Was hatte er getan? War er verrückt geworden? Wie konnte er vor dem Computer abwichsen und seine Gefühle explodieren lassen? Wie schändlich. Was würde Vanessa sagen, wenn sie ihn so gesehen hätte? Unbehagen breitete sich in ihm aus. Er schämte sich und er wäre am liebsten unsichtbar geworden. Schnell stopfte er seinen erschlafften Schwanz zurück in die Hose. Was hatte er getan, warum war er dermaßen unbeherrscht? Er sah sein Sperma auf der Tastatur. Sein Anschreiben an die Arbeitsagentur hatte ebenfalls einige Spritzer abbekommen. Als er versuchte, den Schleim mit dem Taschentuch abzutupfen, verschmierte er nur die Buchstaben seines Briefes.

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