Читать книгу Das Lobby-Kartell - Caspar von der Crone - Страница 5
ОглавлениеProlog
Es ist lange her, da waren die Hühner noch glücklich, konnten sich im Freien bewegen und zufrieden. Stimmt das wirklich, oder ist es nur unsere Vorstellung, was Tiere empfinden, indem wir uns in das vermeidliche Wohlbefinden hineindenken?
Tatsächlich waren die Hühner weiteraus besser gestellt als heute. Selektion, Töten der männlichen Brüder, wer hätte auch nur ansatzweise daran gedacht? All das gab es nicht, die Welt war noch in Ordnung, jedenfalls aus Sicht unser fleißigen Wegbegleiter.
Überall gab es Nester, auf dem Dachboden, Misthaufen oder versteckt hinter Strohballen. Glucken, die das Eierlegen und die Aufzucht im Sinn hatten. Voller Freude habe ich all das beobachtet und hatte kein Verständnis, dass die Eier nicht mehr verwertet werden konnten. Küken gab es leider auch nicht, dafür waren die Hähne wiederum nicht ehrgeizig genug.
Als kleiner Junge auf dem Bauernhof durfte ich all das erleben, eine schöne Zeit. Allerdings nicht für die Hähne, die die Oberaufsicht über ihre Hennen hatten und mir nicht wohlgesonnen waren. Vielleicht war es aber auch nur Rache, denn die Futtertröge und vor allem Wasserbehälter umzukippen haben Spaß gemacht, und ich bekam dies zu spüren. So dumm waren die Tiere nicht und wurden angriffslustig. Es gab so mache durchaus schmerzhafte Auseinandersetzung.
Meine Reaktion war aber intensiver, denn immer zum Geburtstag gab es eines dieser Hähne, die mich vorher attackiert hatten. Das ist lange her, zeigt aber eine innige Beziehung zu den Tieren, und es hat Freude bereitet, das liebe Federvieh zu betreuen.
Hühner zählen zu den ältesten Haustieren. Sie liefern Eier, Fleisch und Federn, sind leicht zu halten und verwerten sogar unsere Bioabfälle in Form von Essenresten sehr gut. Doch wie rücksichtlos verhalten wir uns gegenüber den Tieren? Verdient haben sie es nicht.
Mit dem Schulabschluss begann eine neue Ära. Ich absolvierte eine zweijährige landw. Berufsausbildung mit Bestnote als Landwirtschaftsgehilfe. Nach der landw. Fachschule bekam ich aufgrund meiner guten Noten ein Stipendium, und das sollte der Einstieg für weitere Bildungsmöglichkeiten sein.
Landwirtschaft war zwar okay, aber Bauer eines landw. Gemischtbetriebes entsprach zu der Zeit nicht mehr meiner Vorstellung einer beruflichen Karriere. Ich wollte mehr und dachte zunächst an ein Studium im Bereich Elektrotechnik, was mir immer Freude bereitet hatte. EDV spielte Anfang der 70er-Jahre noch keine besondere Rolle, Personal Computer gab es für den privaten Bereich damals nicht.
Zum Glück habe ich mich aber anders entschieden und für ein landw. Studium eingeschrieben und erfolgreich als Dipl.-Ing agr. abgeschlossen. Der elterliche Betrieb bot für mich keine Zukunft, wenngleich mein Vater enttäuscht war, aber doch Verständnis für meine Entscheidung aufbrachte.
Nach dem Abschluss folgte direkt der Berufseinstieg bei der Deutschen Gesellschaft für Landentwicklung, Münster (existiert nicht mehr). Meine Aufgabe bestand in der Erstellung von Betriebsentwicklungsplänen für landw. Erzeugung, vornehmlich im Bereich der Schweinehaltung. Damit begann der Einstieg ins eigentliche Berufsleben, und es war eine erfahrungsreiche Zeit, die sich völlig vom bisherigen Studentenleben und der Tätigkeit auf dem Bauernhof unterschied. Auf Dauer fehlte allerdings die Herausforderung. Eine Stellenausschreibung der Zentralen Markt- und Preisberichte ZMP für die Marktberichterstattung Eier und Geflügel interessierte mich. Eineinhalb Jahre später nach dem Berufseinstieg begann meine Karriere in Bonn, wo letztendlich alles begann.