Читать книгу Das Lobby-Kartell - Caspar von der Crone - Страница 7
ОглавлениеDer Wechsel in die Verbände
Meine Karriere bei der ZMP endete 1992 nach über 15 Jahren. Zu dem Zeitpunkt galten die ZMP und CMA noch als wichtige Institutionen der Agrarwirtschaft, und niemand konnte ahnen, dass beide Organisationen aufgrund der Entscheidung des Verfassungsgerichts später liquidiert werden mussten.
Zu dieser Zeit wurde ein neuer Geschäftsführer als Nachfolge für den bevorstehenden Ruhestand der bisherigen Leitung für die Verbände des Groß- und Außenhandels für Eier und Geflügel gesucht. Ich hatte zum Verband gute Kontakte, er gehörte, wie viele andere Organisationen, zum Umfeld der ZMP. Man nahm Kontakt auf, und ich habe mich dann für einen Wechsel in die Verbandstätigkeit entschieden.
Die neue Aufgabe bestand darin, die Interessenvertretung der verschiedenen Verbände wahrzunehmen. Dazu gehörten seinerzeit auch der Bundesverband der Deutschen Eiprodukten-Industrie als eigenständige Organisation und die Eier Logistiksysteme GmbH (ELS). Allerdings musste ich sehr bald feststellen, dass Verbandsarbeit in sehr großer Abhängigkeit von dem Willen und der Führung der jeweiligen Vorsitzenden stand. Meine Entscheidungsbefugnis hielt sich in Grenzen. So hatte ich mir das zu diesem Zeitpunkt nicht vorgestellt. Außerdem gab es auch hier Strukturen, die ein Umdenken erforderten, was aber auch Vorteile mit sich brachte. Dank meiner guten Kenntnisse im Bereich der EDV konnte ich schnell ein entsprechendes EDV-Netzwerk mit Computern und Druckern aufbauen. Es gab sogar Internet für erste Mails und den Versand von Faxen. Bisher hatte die Schreibmaschine, wenn auch etwas fortschrittlicher, die Dominanz.
Der Stellenwert in der Branche erwies sich für kleine Verbände als gering. Mit nur 1,5 Mitarbeitern musste ein Umdenken erfolgen. Es gab also viel zu tun, und dank meiner vielen Kontakte, die ich während meiner vorherigen Tätigkeit aufgebaut hatte, gelang es, Aufmerksamkeit zu erringen. Kommunikation stand an erster Stelle und erwies sich als elementares Instrument. Durch schnelle Verbreitung von wichtigen Informationen über das Geschehen auf der politischen und gesetzgeberischen Seite gelang es, Aufmerksamkeit zu erlangen. Die Mitglieder konnten auf Grundlage anstehender und möglicher Änderungen im Bereich der Produktion, der Vermarktung oder Vorgaben für den Im- und Export durch Zölle und andere Regelungen, die Auswirkungen auf den Handel hatten, vorausschauend Entscheidungen treffen. Damit wuchsen das Interesse und die Zahl der Mitglieder stetig, und aus dem anfänglich kleinen Verband wurde ein ansehnlicher. Es war wichtig, dabei zu sein. Das galt auch für die anderen Verbände der gemeinsamen Geschäftsstelle.
Rundschreiben sind eine wichtige Informationsquelle. Der Einsatz moderner Kommunikationstechnik ermöglichte den parallelen Versand von Faxen, später wurde dieser auf E-Mail umgestellt. Die Errichtung einer Homepage führte zu einer weiteren Informationsplattform für die teilnehmenden Betriebe. Schnell waren die Verbandsrundschreiben und Mitteilungen über das aktuelle Geschehen europaweit und darüber hinaus bekannt. Der Arbeitsaufwand hatte sich dadurch erheblich vergrößert, sodass weitere Mitarbeiter eingestellt werden mussten. Das anfänglich sehr kleine Büro verdoppelte sich in der Größe.
Trotz allem bereitete die reine Verbandsarbeit nicht allzu viele Herausforderungen. Deshalb war ich auf der Suche nach neuen, weiteren Tätigkeiten. Zunächst wurde der Verlag Informationsbriefe, der Basis für die Erstellung von Rundschreiben, Veröffentlichungen, Sammlungen von Rechtsvorschriften und Berichten war, in ein kommerziell ausgerichtetes Unternehmen, der Gesellschaft für Information und Logistik mbH, GIL, neu ausgerichtet. Gesellschafter waren die Bundesverbände Eier, Geflügel und Wild mit jeweils gleichen Anteilen. Die GIL, vorsteuerabzugsberechtigt, war letztendlich Mieter der Räumlichkeiten, und es konnten auch Dienstwagen und Reisetätigkeiten darüber abgewickelt werden.
Die GIL finanzierte sich aus dem Verkauf von Nachrichten und anderen Dienstleistungen, die nicht zur Verbandstätigkeit zählten, wie zum Beispiel die Organisation von Veranstaltungen.