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Samiras Haus

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Sie wohnte nicht nur ländlich, sondern total abgeschieden. Eine Kleinstadt namens Ryan’s Field war in der Nähe, aber nicht in unmittelbarer Nähe, sondern mindestens zwanzig Autominuten entfernt.

Luke stieg aus und stand vor einem Holzhaus, es sah tatsächlich wie ein Hexenhaus aus. Spitzes Dach, schmal geschnitten und klein, obwohl es zwei Stockwerke hatte, wirkte es winzig. Wenn er ehrlich war, erinnerte es ihn an das Haus aus „Psycho“, in dem Norman Bates mit seiner „Mutter“ lebte. Aber es war weiß gestrichen und von hübschen Blumenbeeten umgeben. Auch die Fensterkästen waren mit bunten Blumen gefüllt, die üppig daraus hervorquollen. Neben dem Gartentörchen wuchsen rechts und links Lavendelsträucher, und weiter hinten gab es ein sehr großes Kräuterbeet. Diese Samira hatte wohl einen grünen Daumen. Der Duft, den er im Auto schon wahrgenommen hatte, war hier noch stärker, dabei waren sie an der frischen Luft.

„Was riecht denn so intensiv?“

„Thymian. Fleisch taugt nicht ohne Thymian. Kommen Sie mit rein.“ Samira stieg schon die drei Schritte zum Eingang herauf und öffnete die Tür. Luke blinzelte.

„Schließen Sie Ihre Tür nie ab?“

„Brauche ich nicht, hier kommt kaum je einer her.“ Das mochte stimmen. Es gab weit und breit kein anderes Haus, nur Wälder erstreckten sich hinter dem Haus und weiter die Straße entlang. Verwundert folgte er ihr mit rein und staunte nicht schlecht. Das Haus schien von innen viel größer zu sein und war sehr hell und freundlich eingerichtet. Die Küche war der größte Raum, dahinter schloss sich ein Zimmer an, das durch eine hohe Fensterfront und ein Oberlicht fast den ganzen Tag von der Sonne durchflutet wurde. Hier fand er noch mehr Pflanzen und Kräuter in liebevoll bemalten Töpfen. Sie standen in mannshohen weißen Regalen. Ein langer Tisch aus dickem Holz mit einem darauf festgeschraubten Fleischwolf, wie ihn noch Lukes Oma benutzt hatte, passte aber nicht so recht hier rein.

Im Wohnzimmer fand er noch mehr Landhausstil, auch wenn Luke dergleichen scheißegal war. Aber das helle und freundliche Design beruhigte und überraschte ihn. Es schien – wie der Fleischwolf - nicht so recht zu der zierlichen, schwarzgekleideten Frau zu passen.

„Irgendetwas duftet hier sehr gut.“ Er wandte sich zu Samira um, die ihre Schuhe auszog und ihm gleichzeitig ein Paar Filzpantoffeln hinschob. Aha, also war sie doch penibel, typisch Frau. Er schlüpfte aber beflissen hinein, damit sie ihn auch woanders hereinschlüpfen ließ, und warf seine ausgelatschten Treter auf die Veranda hinter ihm. Auf der luden Schaukelstühle und Rattanmöbel zum Sitzen ein. Sie verstand es, zu leben. Die Frau hatte Geld.

„Das ist mein Rinderbraten, Luke. In etwas mehr als einer Stunde können wir essen. Das gibt uns genug Zeit.“

Er hob die Augenbrauen. „Zeit wofür?“ Samira nahm die Brille ab. Ein Sonnenstrahl fiel seitlich auf ihr Gesicht, als sie zu ihm kam, und ließ ihre grünen Augen grell aufleuchten wie die eines Tiers.

„Fürs Bett natürlich, was dachtest du denn?“ Sie grinste zu ihm hoch und legte die Hände auf seine mächtige Brust. Luke zog sie an sich. Seine Hände glitten über ihren Rücken und herunter zu ihrem Po, den er sanft zu kneten begann. Sie rieb genießerisch ihr Becken an seinem. Eine ihrer Hände war plötzlich in seinem Schritt und machte kreisende Bewegungen. Er wurde so groß, wie er noch nie gewesen war und sehr, sehr hart. Viereinhalb Jahre. Die sollte jetzt ihr blaues Wunder erleben.

3

Kein Wunder, dass sie so abseits lebte. Bei der Schreierei hätte sonst jemand die Polizei gerufen. Luke lag schweißüberströmt in dem großen Himmelbett mit den weißen Vorhängen. Sie war schon wieder aufgestanden, um nach dem Braten zu sehen, obwohl sie von Rechts wegen kaum noch laufen können durfte.

Unten hantierte sie mit den Töpfen herum. Luke war schläfrig, aber Hunger hatte er auch. Und die Neugier quälte ihn. Er stand auf und öffnete eine ihrer Schranktüren. Klamotten quollen ihm entgegen, ein Outfit verführerischer als das andere. Aber auch eine lose schwarze Robe und ein graues Trägerkleid mit weißer Bluse, so etwas Altmodisches konnte die doch unmöglich tragen? Ein rundes Abzeichen mit einem V darauf saß auf der linken Brust, direkt über dem Herzen. Eine Plastikhülle schützte das Kleid nebst Bluse. Die schwarze Robe war mit blutroten Fäden bestickt, Spiralen, Runen oder ähnliche Zeichen, ein fünfzackiger Stern und noch mehr solcher Sachen. Vielleicht spielt sie nebenher noch Theater, fiel es ihm plötzlich wie Schuppen von den Augen. Deswegen auch das Trägerkleid, das waren nur Kostüme. Er fand auch ganz normale Sommerkleider in Orange und Weiß, Jeans, T-Shirts, jede Menge Schuhe natürlich, aber sogar noch mehr Handtaschen. Nichts Besonderes also.

Luke zog sich wieder Boxershorts und Jeans an, ließ aber sein Flanellhemd auf dem Boden liegen, das ihm Samira eben ungeduldig und leidenschaftlich vom Körper gezerrt hatte. Sie war nicht zimperlich. Vorspiele waren gar nicht nötig gewesen. Fast so, als wäre sie selbst ein Mann. Von wegen Kuscheln.

Luke verließ das Schlafzimmer und wandte sich nach rechts. Ein Badezimmer von beachtlichen Ausmaßen, komplett mit Whirlpool und auch hier ein Oberlicht. Marmorwaschtische. Die Frau hatte eindeutig Geld en masse.

Die Tür links vom Schlafzimmer war abgeschlossen. Nun wunderte sich Luke aber wirklich: Samira schloss ihre Vordertür nicht ab, aber dafür die hier oben? Was war das für ein Blödsinn?

„Luke!“, rief sie von unten, „Essen ist fertig! Schieb deinen Knackarsch hier runter!“

Er grinste und stapfte die Treppen herunter. Sie sah ihn lüstern an, wie er da nur mit seinen Jeans bekleidet in der Küche auftauchte. Er spürte, wie er wieder hart wurde. Nach dem Essen war sie wieder fällig.

Er nahm am Tisch Platz und gab ein erfreutes „Wow!“ von sich, als sie ihm einen Teller voll mit Fleisch, Röstkartoffeln und Bohnen hinstellte. Und ein Glas Bier. Es schäumte noch, so frisch eingeschenkt war es.

„Danke, Baby.“ Er schlang das Essen in sich hinein. Selten hatte ihm etwas so gut geschmeckt.

Samira lächelte geschmeichelt. Sie hatte geduscht und trug nur einen Bademantel. So ohne ihre Brille und die schwarzen Klamotten wirkte sie viel natürlicher und auch jünger. Sie benutzte auch kein Make-up. Aber sie sah ihm nicht oft in die Augen. Ihm wurde jedes Mal flau im Magen, wenn sie das tat, deshalb war er insgeheim erleichtert, wenn sie die Lider niederschlug oder zur Seite sah.

„Möchtest du noch mehr, mein Hengst?“

„Geht das? Ich meine, sonst hast du nichts mehr …“

„Ich esse später etwas. Das ist alles für dich.“ Sie wies mit der Hand auf den Herd, auf dem in hohen Edelstahltöpfen noch Mengen von Kartoffeln, Bohnen und Fleisch warmgehalten wurden.

„Ja, dann gerne.“ Als sie aufstand und ihm nachfüllte, glaubte Luke, er sei im Himmel gelandet: gutes, reichliches Essen und eine attraktive Frau, die auf Sex stand und ihn von vorne bis hinten bediente. Was könnte besser sein als das?

Es ist zu schön, dachte er unvermittelt und die Gabel verharrte kurz vor seinem Mund, viel zu schön, um wahr zu sein. Etwas ist hier faul.

„Ist was nicht in Ordnung, Süßer? Fehlt Salz?“

„Nein … nein. Ich frage mich nur, was für ein Verein das ist. Ich meine, du nimmst mich einfach hier auf, vögelst mit mir, tischst mir Essen auf …“

„Tja, das wird nicht immer so sein, mein Lieber. In ein paar Tagen kommt Dr. Roberts vorbei. Er hat den VWKG gegründet und überzeugt sich persönlich davon, dass du auch alles tust, um wieder ein normales Mitglied unserer Gesellschaft zu werden. Außerdem wird er dich mit in die Stadt zu deinem Bewährungshelfer nehmen. Das gehört mit dazu. Aber danach …“ sie strich mit dem langen Nagel ihres kleinen Fingers über seinen muskelbepackten Unterarm, „… danach bringt er dich wieder her, und es geht weiter wie bisher. Aber dann, beim nächsten Besuch, bespricht Dr. Roberts dein Programm mit dir.“

„Programm?“, mampfte Luke.

„Ja. Als Erstes sieht er sich an, ob du mir im Haushalt mithilfst und für mich Holz hackst und was man sonst einer zarten Frau noch an Arbeit abnehmen kann. Er spricht wieder mit dir, um deine Motivation zu testen. Und dann überprüft er noch deine Schulbildung. Hat sie Lücken, schickt er dich zu Abendkursen. Das Ziel ist ja, dass du eines Tages ganz auf eigenen Füßen stehst. Das heißt natürlich nicht“, sie lächelte anzüglich, „dass du mich nicht mehr sehen darfst. Ich bin weiterhin deine Bezugs- und Vertrauensperson. Ich helfe dir, wo ich nur kann. Und dass ich dich bumse, ist meine private Entscheidung. Wer kann bei so einem Body schon widerstehen? Das geht Dr. Roberts nichts an. Das müssen wir ihm auch gar nicht erst sagen.“

Luke hatte während ihrer langen Rede den Teller wieder geleert, lehnte sich in seinem Stuhl zurück, und trank sein Bier aus. Samira sah es mit Befriedigung. Das war wohl doch der Himmel. Eine Frau, die es gerne sah, dass man Bier trank.

„Ein guter Verein.“

„Ein sehr Guter, Luke. Ich finde ihn ganz wunderbar.“

Kann ich mir denken. Immer willige Kerle, die ausgehungert nach Sex direkt in dein Bett fallen. Aber es war ja nicht sein Problem, dass sie sich in Gefahr brachte. Eines Tages würde sie auf einen treffen, der nicht so gut therapiert worden war wie er, und dann fand man ihre Einzelteile auf dem Dach oder im Blumenbeet.

„Und wann kommt dieser Dr. Roberts?“

„Das wird noch dauern. Er kümmert sich zurzeit um einen anderen Entlassenen in New Mexico. Eigentlich wollte er ihn einfliegen lassen, aber der fühlt sich wohler in seiner gewohnten Umgebung. Also ist er dort besser aufgehoben. Dr. Roberts kümmert sich um alles. Auch um dich. Du wirst sehen.“

„Wenn er sich nur halb so gut kümmert wie du, kann ich ganz zufrieden sein“, grinste Luke. Seine Hand wanderte unter ihrem Bademantel den Oberschenkel herauf.

„Dann lass uns nach oben gehen, dann werden wir ja sehen, was wir tun können, um deine Zufriedenheit noch zu vergrößern“, schlug sie schelmisch vor.

„Baby, noch größer könnte nichts an mir werden“, flüsterte er heiser und trug sie die Treppe herauf.

Es dauerte diesmal länger und endete für ihn nicht halb so schön wie beim ersten Mal, denn Luke fühlte sich unglaublich müde. Aber wer stopfte schon sieben Scheiben Fleisch in sich hinein und ging dann zwei Stunden bumsen, ohne erschöpft zu sein?

Er rollte sich von der geilen Schlampe herunter und fiel fast sofort in einen tiefen Schlaf.

Als er wieder wach wurde, fühlte er sich wie zerschlagen. Sein Kopf drohte zu platzen. Das konnte nicht das Bier gewesen sein, es war ja nur ein Glas gewesen. Ob er sich zu viel zugemutet hatte? Aber er war ein ganzer Kerl, so ein bisschen zu viel zu essen, und dann ein williges Weib zu stemmen konnte doch nicht so eine Wirkung haben, oder? Er stöhnte.

„Oh, Baby! Das war alles zu viel heute.“ Ihre Stimme driftete zu ihm herüber, aber er bekam kaum die Augen auf. „Ruh dich nur aus.“ Sie flößte ihm etwas Tee ein, wohl aus ihren vielen Kräutern zusammengebraut und brühwarm, fast noch kochend. Er hustete, sie schüttete noch mehr in ihn hinein, und er schlief weiter.

Am nächsten Morgen fühlte er sich etwas besser. Er wartete diesmal mit dem Essen und setzte sich erst an den Frühstückstisch, nachdem er die kleinen Arbeiten erledigt hatte, die Dr. Roberts zufriedenstellen würden. Denn der nahm nur Leute in sein Programm auf, erklärte Samira, die auch hoch motiviert waren.

Luke hackte ganze Kubikmeter von Holz, schraubte eine neue Steckdose in die Wand, strich den Zaun im hinteren Garten, der riesig und üppig bepflanzt war – komplett mit einem Bächlein und einer winzigen Brücke darüber, einem Pavillon in der Mitte und einem Badesee, an dem man gemütlich sitzen konnte - und verfugte den selbstgemauerten Grill, auf dem man eine ganze Kuh hätte braten können. Auf seine Frage hin versicherte sie ihm: „Natürlich bist du beim nächsten Barbecue mit dabei! Es könnte ohne dich quasi gar nicht stattfinden.“ Offensichtlich hatte Samira gerne Gäste. Vielleicht veranstaltete sie jedes Jahr eine Orgie mit den vielen Ex-Knackis, die sie in ihrem Bett „rehabilitiert“ hatte? Ein winziger Stich der Eifersucht fuhr ihm durchs Herz und er beruhigte sich selbst damit, dass sie ihm gestern im Bett gesagt hatte, er wäre der Beste, den sie je gehabt hatte.

Samira servierte ihm heute Morgen Rührei mit gebuttertem Toast, Schinken und Würstchen. Der Kaffee war etwas bitter, aber er beklagte sich nicht.

Dann nahm er eine lange Dusche und legte sich wieder ins Bett. Nur für fünf Minuten, dachte er, denn das viele Essen hatte ihn wieder sehr ermüdet. Nach dem Gefängnisfraß erschien ihm der Aufenthalt hier wie das Paradies: Leckeres Essen, mehr als reichlich, eine leckere Frau mit einem sehr gesunden Sexhunger, auch mehr als reichlich, ein bequemes Bett, saubere Kleidung, denn Samira hatte ihm inzwischen ein paar Sachen besorgt, und dann noch die Aussicht auf ein besseres Leben, eine Ausbildung. Vielleicht eines Tages ein Heim mit einer guten Frau, nicht Samira natürlich, die war eine Schlampe, aber vielleicht eine liebe kleine Frau und zwei oder drei Kinder … die Vergangenheit hinter sich lassen und ganz normal leben. War das denn zu viel verlangt?

Er träumte von der Frau, dem Häuschen im Grünen oder einem hübschen Apartment in der Stadt und glitt wieder zurück in einen tiefen, erholsamen Schlaf.

Die Hungrige Hexe

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