Читать книгу Der Killermacher von New York: N.Y.D. - New York Detectives - Cedric Balmore - Страница 8
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ОглавлениеJerome Kidwell pushte die Knöpfe des Autoradios, einen nach dem anderen, aber er fand nicht die Musik, die er brauchte. Vielleicht gab es sie gar nicht. Nicht in einer Situation wie dieser, nicht wenn man unterwegs war, um einen Menschen ins Jenseits zu befördern.
Kidwell stellte den Apparat ab, wandte den kahlen Schädel und musterte durch die dunklen Gläser seiner Sonnenbrille die Hausfassade auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Vor dem Gebäude parkte Morton Freathers roter Pontiac Catalina, das einzige Fahrzeug weit und breit, ein paar zwischen den Blocks dahinrostende Wracks ausgenommen. Straße und Häuser gehörten zum Sanierungsbezirk nördlich der Linden Avenue in East New York. In der Nähe waren die dumpfen Zerstörungsschläge der Abbruchbagger zu hören. Die nächsten belebten und bewohnten Straßen waren einige Häuserblocks von hier entfernt.
Eine Mondlandschaft, dachte Kidwell. Die passende Kulisse für einen Mord.
Er griff nach seinem karierten Sporthütchen und setzte es auf. Er wollte sich nicht durch seine Glatze verraten. Seine Kinnladen bewegten sich träge. Er nahm den Kaugummi aus dem Mund, klebte ihn hinter die Sonnenblende und stieg aus. Er überquerte die Straße ohne Eile und hatte dabei das seltsame Gefühl, völlig allein auf der Welt zu sein.
Lieber Himmel, das war also auch New York. Eine Steinwüste ohne Leben, eine Ruinenlandschaft, deren Häuserblocks keine dreißig Jahre alt geworden waren. Ein Paradebeispiel für die katastrophalen Auswirkungen von Fehlplanungen, schludrigem Bauen und kalter Profitsucht.
Kidwell pumpte Luft in seine Lungen, ohne sich damit zu erfrischen. Es war schwül. Er hatte keine Angst vor dem, was ihm bevorstand. Im Gegenteil. Aber die tausend toten Fensterhöhlen machten ihn nervös. Man konnte nicht sagen, ob sich jemand dahinter verbarg und ihn beobachtete.
Wenn schon!
Er hatte den Wagen vom Parkplatz des Greenwood Friedhofs gestohlen. Das Fahrzeug konnte ihm also nicht zum Verhängnis werden.
Jerome Kidwell war 58, hünenhaft und durchtrainiert. Er bewegte sich mit dem wiegenden Gang eines gedienten Seeoffiziers. Tatsächlich hatte er im Krieg als Kommandeur eines Schnellbootes Karriere gemacht. Er war mit einer Handvoll Orden dekoriert worden und hatte der Branche auch nach seiner ehrenvollen Entlassung die Treue gehalten. Er hatte die ausrangierten Kriegs- und Transportschiffe der Kaiser-Klasse aufgekauft und, je nach Zustand, verschrotten oder modernisieren lassen. Keines dieser Schiffe hatte den Krieg länger als fünf oder sieben Jahre überlebt. Die Kaiser-Schweißtechnik hatte zwar die Produktion, aber nicht die Lebensdauer der Schiffe forcieren können.
Jerome Kidwell war das nur recht gewesen, als Schiffsmakler hatte er bis zu seinem fünfundfünfzigsten Lebensjahr keine Umsatzschwierigkeiten gekannt. Danach hatte er sich millionenschwer zur Ruhe gesetzt. Zum Ausgleich war er als Börsenjobber tätig geworden. Eigentlich hatte er damit nur sein Vermögen erhalten und vermehren wollen, aber bis zu dem Tag, da man ihn unter Mordanklage gestellt hatte, war es ihm gelungen, auch in dieser Sparte höchst erfolgreich zu wirken.
Jerome Kidwell hatte außerhalb des Krieges nur ein einziges Mal in seinem Leben getötet, berechnend und mit der Kaltblütigkeit eines Roboters, aber doch mit dem Gefühl, etwas unbedingt Notwendiges und sogar Gerechtes tun zu müssen. Heute war es genau so.
Morton Freather hatte den Tod verdient. Er musste sterben, noch in dieser Stunde.