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SPLEEN UND IDEAL
SEMPER EADEM
ОглавлениеWer hat dir, fragtest du, dies fremde Weh gegeben,
Dem Meere gleich, das sich an schwarzen Klippen bricht?
– Hat unser Herz einmal geerntet, ist das Leben
Nur noch ein Leiden! Fremd ist dies Geheimnis nicht,
Es ist ein schlichter Schmerz, der nicht in Nacht verhüllt ist
Und deiner Freude gleich sich ruhig zeigen will.
Drum frag nicht, Schöne, die von Neugier ganz erfüllt ist!
Sei deiner Stimme Klang auch lieblich, schweige still!
Schweig still, Unwissende, die nichts als Freude findet,
Du kindlich froher Mund! Mehr als das Leben bindet
Mit feinen Fäden uns gar oft des Todes Graun.
Die Lüge laß ins Herz mir Trunkenheit enthauchen,
Laß in dein Aug mich wie in schöne Träume tauchen,
Und schlummern lange Zeit im Schatten deiner Brau’n!
Welch Lied wird, einsam Herz, heut abend dir enttönen?
Was wirst du sagen, mein verdorrt und arm Gemüt,
Zu ihr, der Guten, Teuren, Strahlend-Schönen,
Vor deren heitrem Blick die Seele neu erblüht?
All unser Stolz soll sein, ihr hohes Lob zu singen,
Nichts gleicht an Güte ihr und anmutvoller Macht,
Und ihr durchgeistet Fleisch haucht Duft wie Engelsschwingen,
Ihr Auge webt um uns ein Kleid von Licht und Pracht.
Sei’s in der Einsamkeit, wo nächtig Dunkel lastet,
Sei’s in der Straße, wo die Menge ruhlos hastet,
Ihr Bild tanzt in der Luft, wie glüher Fackel Schein.
Oft spricht es: Ich bin schön, euch soll der Liebe Sonne
Durchglühn, daß ihr um mich die Schönheit liebt allein;
Schutzengel bin ich euch und Muse und Madonne!