Читать книгу Hannibals Elefantenmädchen Buch Eins - Charley Brindley - Страница 10

Kapitel Neun

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Die vier Soldaten stolperten zu einem Tisch und fielen auf die Bänke. Sie stießen eine Lampe um und das flammende Öl breitete sich rasch über dem Tisch aus, entzündete ein kleines Feuer und ließ sie in einen Lachanfall ausbrechen. Jabnet wich zurück und ich tat es auch, wusste nicht, was ich tun sollte.

Yzebel entfernte ihre zerlumpte Schürze und erstickte die Flammen. Die Männer applaudiertem ihrem geistreichen Trick, hämmerten dann auf den Tisch nach Essen und Trinken.

Jabnet ersetzte die umgestürzte Lampe und gab ihnen die letzten drei Schüsseln Essen. Als ich eine leere Schüssel zum Tisch für den vierten Mann brachte, um etwas des Essens zu teilen, hatten sie bereits das verschlungen, was unser Abendessen hätte sein sollen.

»Aufgepasst!«, schrie der Mann, den ich wiedererkannt hatte. »Das hässliche Elefantenmädchen wird uns zu Fall bringen, wie sie es mit allen Biestern des Walds tut.«

Seine Freunde fanden seine Bemerkung sehr originell und offenkundig dachte Jabnet auch, dass es witzig war, weil er hinter meinem Rücken lachte. Der großmäulige Soldat war derselbe, der sich über mich lustig gemacht hat, als Obolus mich aus dem Fluss zog. Seine grauen Knopfaugen lagen zu nahe beieinander zu einer verdrehten Nase und seine wenigen verbliebenen Zähne waren schief, kaputt und gelb. Sein Haar ähnelte einer wirren Masse toten Unkrauts und ich fragte mich, warum es nicht wie sein zotteliger Bart war. Ich mochte ihn oder seine Freunde nicht und wünschte, dass er mich nicht »Elefantenmädchen« nennen würde.

Ich wusste, dass es weiser gewesen wäre wegzugehen, aber stattdessen schenkte ich ihm meinen fiesesten Blick. Er lachte mich einfach weiter aus.

»Oh-oh«, sagte einer der anderen Soldaten. Die drei mittleren Finger seiner linken Hand waren abgehackt worden, was nur seinen Daumen und kleinen Finger ließ, welche er wie eine Krabbe benutzte. »Sei vorsichtig, Sakul, sie wirft dir den bösen Blick zu.« Er klickte mit seinen Krabbenfingern in meine Richtung.

Mehr Gelächter. Ich stand so nahe bei Sakul, dass sein fauler Geruch mir schlecht werden ließ. Er konnte sich einfach ausstrecken und mich ohrfeigen oder mit seiner Faust umhauen, genau wie der fette Mann es Tin Tin Ban Sunia angetan hatte. Andererseits könnte ich ihn ebenfalls schlagen oder sein Gesicht zerkratzen und das würde ich vielleicht, wenn er nicht die Klappe hielt. Meine Hände waren so fest verkrampft, dass ich spürte, wie meine Fingernägel in meine Handflächen schnitten.

»Liada!«, rief Yzebel von der Kochstelle. »Komm und hilf mir.«

Ich starrte in Sakuls Wieselaugen, bemerkte, dass sie seicht und wässrig waren, genau wie sein benebeltes Gehirn.

Nachdem ich den Tisch verließ, hörte ich einen der Männer sagen: »Du bist knapp mit deinem Leben davongekommen, Sakul.«

»Schneid diese letzten zwei Melonen für sie auf«, sagte Yzebel. »Und ich werde sehen, ob ich ein wenig mehr Fleisch von den Knochen des armen Schweins schneiden kann.«

Ich hob ein Messer von der Kochstelle auf. »Wir geben ihnen keinen Wein. Sie hatten genug.«

Jabnet kicherte und ging zu einem anderen Tisch, brachte einen frischen Krug mit Rosinenwein und vier Trinkschalen zu den Männern.

Ich schob mein Messer in eine fette Melone, um sie aufzuschneiden. Nachdem ich die Samen ausgehöhlt und sie auf die Erde geworfen hatte, stach ich auf eine weitere ein.

»Liada«, sagte Yzebel mit leiser Stimme. Ich blickte sie an. »Ich glaube, diese Melonen sind bereits tot«, sagte sie und schenkte mir ein Zwinkern.

Ja, ich hatte eine Schweinerei aus ihnen gemacht. Ich brachte die vier gelben Hälften zum Tisch, hackte sie in Stücke und warf sie in den Freiraum zwischen die Männer. Sie schienen Freude daran zu haben wie Tiere gefüttert zu werden, konkurrierten miteinander, um zu sehen, wer die ekelhaftesten Geräusche machen konnte. Möglicherweise würde ein Trog auf dem Boden besser zu ihren Essgewohnheiten passen.

»Es ist nicht mehr viel übrig, Jungs.« Yzebel hob Scheiben des gerösteten Schweins mit ihren Fingern hoch und ließ das Fleisch in ihre Schüsseln fallen. »Ihr seid ein bisschen spät zum Abendbrot gekommen.«

Als sie sich über das Ende des Tischs beugte, um nach einer Schüssel zu greifen, legte Sakul seine Hand auf ihre Seite. »Dein ausgezeichnetes Essen ist nicht die einzige Sache, die den Appetit eines Mannes speist.«

Yzebel richtete sich auf und ich dachte, sie zog ihre Hand zurück, um ihm eine Ohrfeige zu verpassen, aber sie steckte nur eine verirrte Haarlocke hinter ihr Ohr. Zu meiner Überraschung schenkte sie ihm ein süßes Lächeln.

»Sakul«, sagte Yzebel, »ich dachte dein einziges Vergnügen läge darin den Speer zu werfen und wehrlose Dörfer zu plündern?«

Zwei seiner Kameraden brachen in Gelächter aus und nach einem Moment begriff auch der Krabbenhändige und schloss sich ihnen in der Ausgelassenheit an, winkte mit seiner deformierten Hand, als ob er nach Fliegen in der Luft schnappte.

»Den Speer zu werfen ist in Ordnung«, sagte Sakul, »aber das ist nicht mein einziges Talent.«

Das brachte Gemurmel der Bewunderung von seinen Mitsoldaten, dann schnaubendes Gelächter.

Ich fand nichts an seiner Bemerkung lustig. Ich schaute zu Jabnet, während er mit den betrunkenen Männern mitlachte, offensichtlich vorgab das Geplänkel der Erwachsenen zu verstehen.

»Liada«, sagte Yzebel. »Bring diesen feinen Schaftmännern einen Laib Brot.« Sie lächelte Sakul einmal mehr an, überließ sie dann deren Mahlzeit.

Als ich das Brot auf ihren Tisch fallen ließ, packte Sakul mein Handgelenk und verdrehte es, zwang mich auf die Knie. Ich biss die Zähne zusammen und starrte zu ihm hoch, weigerte mich aufzuschreien.

»Sogar ein unwissendes Sklavenmädchen weiß genug, um das Brot eines Mannes zu schneiden«, knurrte er. »Ich sollte dir dein –«

»Genug, Sakul!« Yzebel eilte zurück an den Tisch. »Lass sie los.«

Sakul drehte sich, um Yzebel anzuschauen, die ihn anfunkelte, während sie nah bei ihm stand. Ihre rechte Hand war hinter ihm außer Sicht. Nach einem Moment grinste er und ließ mein Handgelenk los, schob mich rückwärts in den Schmutz.

»Weißt du von Tashid und Glotel?«, fragte Yzebel ihn.

Ich stand auf und rieb hinter meinem Rücken mein Handgelenk, trat dann zu Yzebel hinüber.

»Ja«, sagte Sakul. »Ich kenne diese zwei Melonenköpfe.« Er behielt seine Augen auf mir. »Sie sind nichtsnutzige Pfeilschleuderer von der zweiten Truppe.«

»Und wo nehmen sie ihr Abendbrot zu sich?«

»An Sojas Tischen, schätze ich.«

»Was gibt Soja ihnen zu essen?«, fragte Yzebel.

»Getrocknetes Pferdefleisch und altes Brot.« Sakul schaute in seine Schüssel mit zartem gebratenem Ferkel. »Dasselbe, das jeder bekommt, wenn sie an ihre Scheunen-Tische gehen.«

»Gibt sie ihnen jemals Lammeintopf?«

»Nein.«

»Und was zu trinken?«

»Diesen schrecklichen Feigenessig, den sie Wein nennt.«

»Ja«, sagte Yzebel. »Diese zwei Schleuderer sind nicht länger an meinen Tischen willkommen, weil sie zänkisch, gemein und obszön und beleidigend sind. Dein Name könnte der Liste hinzugefügt werden, wenn du noch einmal Hand an meine Kinder anlegst oder sie wie Sklaven behandelst.«

Sakul murmelte etwas und nahm einen Schluck von seinem Wein.

»Du kannst mich behandeln, wie es dir gefällt, aber rühr meine Kinder nicht an«, fuhr Yzebel fort, legte ihre freie Hand auf meine Schulter. »Verstehst du mich, Sakul?«

Er donnerte seine leere Trinkschale auf den Tisch und hob den Brotlaib auf. »Selbstverständlich.« Er reichte mir den Laib. »Nun, wird das herzallerliebste kleine Elefantenmädchen bitte mein Brot schneiden?«

Sein Tonfall war ein bisschen zu süß, aber ich nahm den Laib und begann in Richtung der Kochstelle zu gehen, um ein Messer zu holen.

Yzebel hielt mich auf. »Hier«, sagte sie, reichte mir das Messer, dass sie in Sakuls Rücken gehalten hatte.

Seine Augen wurden beim Anblick des Messers, das hinter ihm zum Vorschein kam, groß, aber dann lachte er und klatschte auf den Tisch, was die Schüsseln und Lampe auf den Holzplanken hüpfen ließ.

»Yzebel!«, schrie er. »Du musst dich mir auf unserem nächsten Schlachtfeld anschließen. Wir könnten da draußen zusammen eine nette Zeit haben.«

»Ja, Sakul. Sobald du kochen lernst, soll ich lernen Menschen zu töten.«

Das erschien den Männern komisch, aber ich dachte nicht, dass sie es als Witz meinte.

Yzebel ging zurück zur Kochstelle.

Nachdem ich das Brot geschnitten habe, begann ich die Tische zu säubern, blieb weg von den Männern.

Als Sakul nach einer weiteren Schüssel rief, zusammen mit einer brennenden Kohle vom Feuer, schaute ich zu Yzebel, die mir zunickte es zu tun. Ich benutzte einen Stock, um eine glühende Kohle aus dem Feuer und in die Schüsselzu arbeiten, fragte mich, was er vorhatte. Ich brachte sie ans Tischende, legte sie ab und ließ sie zu Sakul rutschen. Er schenkte mir ein wölfisches Grinsen, griff dann nach der Schüssel, band einen Beutel von seinem Gürtel auf und nahm eine Handvoll getrockneter Blätter heraus, welche er in die Schüssel über die heiße Kohle krümelte, während seine Freunde mit wachsendem Interesse zusahen. Er hob dann die Schüssel an seine Lippen und blies sanft, bis ein dicker grauer Rauch in die Luft waberte. Sakul atmete den Rauch tief ein und schloss seine Augen. Nachdem er für einen Moment den Atem angehalten hat, öffnete er seine Augen und reichte die Schüssel über den Tisch an einen seiner Kumpane. Der andere Mann wiederholte das Ritual, dann streckte der Dritte seine Hand nach der Schüssel aus.

Ich bekam eine Duftwolke des Rauchs ab; es roch wie ein totes Tier. Ich spürte, wie mein Magen schlingerte und ich musste weg. Ich ging dazu zurück Tische zu säubern, während die Männer bei jeder närrischen Sache, die einer von ihnen sagte, kicherten und lachten.

Ich ertrug den ausgelassenen Klamauk, bis das Essen und der Wein ausgingen. Schließlich erhoben sie sich vom Tisch und torkelten davon. Ich hörte Sakul etwas davon sagen Lotaz einen Besuch abzustatten. Seine drei Freunde stimmten enthusiastisch zu.

Nachdem das Geräusch ihrer Stimmen entlang des Pfads erstarb, ging Yzebel ins Zelt und ich sammelte die Gegenstände ein, welche die vier Männer als Bezahlung für ihr Abendbrot hinterlassen hatten. Es war nicht viel; eine kleine Silbermünze, eine Goldkette mit einem baumelnden blauen Stein und drei Kupfermünzen. Ich fügte sie dem Rest des nächtlichen Einkommens auf dem ersten Tisch hinzu.

»Schau, was ich habe«, sagte Yzebel, als sie aus dem Zelt kam.

Ich drehte mich um und meine Augen wurden bei dem Anblick groß. »Du hast einen Laib Brot gerettet.«

»Ja«, sagte Yzebel mit einem Lächeln. »Genau wie du es letzte Nacht getan hast.«

Wir genossen es unser Brot in Frieden zu essen, während wir die Gegenstände durchsahen, die auf den Tischen gelassen wurden.

»Was war dieses schreckliche Zeug, das Sakul in seiner Schüssel verbrannt hat?«, fragte ich Yzebel.

»Blätter der Hanfpflanze. Der Rauch lässt Männer betrunkener sein als der Wein es tut.«

»Mirwurde schlecht davon.«

Jabnet zeigte mit seinem Kinn in meine Richtung und sagte zu Yzebel. »Sie ist nicht dein Kind.«

Ich starrte ihn an, versuchte zu ergründen, was er meinte. Dann erinnerte ich mich daran, dass Yzebel Sakul gesagt hatte seine Hände von ihren Kindern zu lassen.

Yzebel runzelte ihre Stirn und studierte das Gesicht ihres Sohns für einen Moment. »Sie ist meins, wenn sie das sein will.« Sie zwinkerte mir zu.

Ich grinste und nickte, nahm einen weiteren Bissen von meinem Brot. Jabnet konnte meinetwegen den ganzen Haufen Münzen und Schmuck haben; Yzebel hatte mir gerade etwas viel Wertvolleres gegeben.

Wir beendeten unser mageres Abendessen, dann ging der mürrische Jabnet ins Bett, ohne seiner Mutter auch nur gute Nacht zu sagen.

»Gute Nacht, Jabnet«, flüsterte sie, als sie eine kleine Münze aufhob, sie dann wieder auf den Tisch fallen ließ.

»Wer hat das dagelassen?«, fragte sie, hielt ein Schmuckstück hoch, so dass ich es sehen konnte.

»Sakul.«

»Wirklich?«

»Ja.«

»Bring die Lampe näher. Ich will etwas sehen.«

Ich rückte die Lampe hinüber zu Yzebel und sie ließ die Goldkette mit einem kleinen blauen Stein vor der Flamme baumeln. Sie lächelte und bewegte sie langsam herum, so dass sie zwischen mir und dem flackernden Licht kam.

»Yzebel!«, rief ich. »Ein Stern!«

Sie lächelte.

»Ein perfekter Stern«, sagte ich und zählte mit meinem Finger. »Sechs Spitzen, die davon ausgehen.« Da das Licht durch ihn hindurchging, wurde der blassblaue Stein zu einem brillanten Blaugrün, wie Wasser und Himmel vermischt. »Es ist ein Sternsaphir, aus dem entlegenen Osten, dieselben Länder, wo die Gewürze herkommen. Das ist ein sehr kostbarer Stein.«

Yzebel starrte mich an, offenkundig durch meine Worte überrascht. Ich blickte von ihr zum Stein und wieder zurück.

»Woher um alles in der Welt weißt du das?«, fragte sie, studierte den Saphir.

Ich zuckte mit den Schultern und schüttelte meinen Kopf. »Ich habe keine Ahnung. Es kam einfach von selbst aus meinem Mund.«

»Eine Sache ist sicher, du hast zuvor einen Stein wie diesen gesehen.«

»Ja, aber wo?«

»Du kennst den Stein beim Namen, woher er kam und etwas über seinen Wert.«

Ich nickte, aber ich war verblüfft. »Dieser Ochsenkopf Sakul, er wusste nicht einmal, was er hatte.«

Yzebel zeigte mir eine gehobene Augenbraue. »Denkst du nicht?«

»Ich bezweifle, dass er einen Saphir von einem Schweineknöchel unterscheiden könnte. Er dachte, er hat uns ein wertloses Kinkerlitzchen hinterlassen.«

»Möglicherweise gab er uns seinen wertvollsten Besitz.«

Ich zeigte Yzebel eine gehobene Augenbraue, was sie zum Lachen brachte.

»Morgen«, sagte sie, »werden wir zu Bostar gehen und sehen, was er darüber denkt.«

»Ja, er würde uns vielleicht zwanzig Laibe für diesen Saphir geben.«

»Ha! Wenn es ein Sternsaphir ist, wie du sagst, wird er vielleicht seine ganze Bäckerei dafür eintauschen. Öfen, Tische, Ochsenkarren, Zelt und alles.«

»Wirklich?« Ich dachte einen Moment darüber nach. »Dann könnten wir unser eigenes Brot backen und die Laibe für Baumwolle eintauschen.«

»Baumwolle? Warum Baumwolle?«

»So dass wir es zu Garn spinnen können.«

»Ich weiß nichts davon Garn zu spinnen. Du?«

»Ich könnte es lernen.«

»Lass uns herausfinden, was dieser kleine Stein wert ist, bevor wir Brot backen und Garn spinnen gehen«, sagte sie.

* * * * *

In dieser Nacht wartete ich, um sicher zu sein, dass Yzebel fest schlief, bevor ich davonschlüpfte.

Als ich zum Zelt des Sklavenmädchens kam, waren der Korb mit Baumwolle und ihr Spinnwerkzeug verschwunden. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte, gut oder schlecht, aber etwas war passiert, seit ich mit meiner Ladung Brot vor Sonnenuntergang vorbeigegangen war.

Ich brauchte nur einen Moment, um zu entscheiden, was ich tun sollte. Mit meiner Hand an meiner Seite rannte ich den Pfad entlang, der zur Seite vom Steinklopf Hügel und in die Wälder führte. Ich folgte dem Weg, wie Tin Tin Ban Sunia und ich es mit dem Korb mit Garngetan hatten, kam schließlich zu dem Weg, der zu der abgeschiedenen Hütte führte, wo der haarige, fette Mann lebte.

Das Mondlicht warf schwarze Schatten entlang des Pfads. Ich rannte zu einem der Bäume und presste mich an den Stamm, versteckte mich dort, um die Hütte zu beobachten. Die einzigen Geräusche, die ich hörte, waren ein bellender Hund irgendwo im Hauptlager und mein Atem, der in kurzen Stößen kam. Nichts bewegte sich irgendwo. Ich rannte zu einem weiteren Baum, der näher an der Vordertür war, und blieb absolut bewegungslos, lauschte. Nichts, nicht ein Geräusch von innen.

Ich rannte zu der Seite der Hütte und kroch zu einem Fenster hoch, aber es war versperrt. Nach einem Moment machte ich mich auf den Weg zur Rückseite der Hütte und fand ein weiteres Fenster, bei dem die Läden offen waren. Ich bewegte mich langsam zur Kante des Fensters hoch, um ins Innere zu spähen, aber sah noch immer nichts. Ich drückte mich flach gegen die Wand und lauschte. Ich hörte ein schwaches Geräusch, wie schweres Atmen, aber vielleicht war es nur mein eigener abgehackter Atem und mein hämmerndes Herz.

Wäre ich mutiger gewesen, wäre ich ins Innere geschlüpft und hätte versucht Tin Tin Ban Sunia im Dunkeln zu finden, aber ich hätte vielleicht nur darin Erfolg gehabt sie wieder verprügeln zu lassen.

Ich rannte von einem Baumschatten zum nächsten und erreichte den Pfad und ging wieder mit einem schweren Herzen zurück zum Lager.

* * * * *

Auf der Elefanten Straße fand ich Obolus im Mondlicht Heu mampfend vor.

»Hallo, Obolus.«

Er schien mich nicht zu bemerken, da er nach mehr Heu griff. Dass er sich mit mir in der Nähe behaglich fühlte, war ein gutes Zeichen. Und ich wusste, was ihn erfreuen würde.

»Ich werde gleich zurück sein.«

Ich schaute den Pfad hoch und herunter, um sicher zu sein, dass niemand in der Nähe war, rannte dann über den Weg, um eine riesige grün-gestreifte Melone zu holen. Sie war so groß, dass ich sie kaum tragen konnte.

Als ich zu Obolus zurückkehrte, hob er seinen Rüssel an und öffnete seinen Mund, aber die Melone war zu schwer für mich, als dass ich sie anheben konnte. Ich dachte daran sie auf den Boden fallen zu lassen, um sie aufzubrechen, und ihm ein Stück nach dem anderen zu geben, aber dann würde er etwas der Säfte verlieren, die er so gerne mochte. Ich hob die Melone und dieses Mal kringelte sich dein Rüssel darunter und zusammen schoben wir sie in seinen Mund. Er kippte seinen Kopf zurück, zerdrückte die Melone wie ein großes Ei. Nachdem er sie zu Ende gegessen hatte, streifte er seinen Rüssel gegen mich, warf mich beinahe um.

»Obolus«, sagte sich lachend. »Du schubst mich besser nicht herum.«

Ich packte seinen Stoßzahn mit beiden Händen, zog so fest daran, wie ich konnte. Er riss seinen Kopf nach oben, hob mich hoch vom Boden. Ich kreischte vor Lachen und er senkte mich behutsam auf den Boden.

»Ich wünschte, ich könnte auf deinen Kopf klettern und auf deinem Rücken reiten, so wie es die Mahuts tun.« Ich tätschelte die Seite seines Gesichts. »Und warum schläfst du nicht? Es ist sehr spät, weißt du.«

Als er nach mehr Heu griff, ging ich zur anderen Seite seines Heuhaufens herum und hob ein klotzartiges Objekt hoch. »Was ist das, Obolus?«

Ich hielt es hoch, so dass er es sehen konnte. Es war eine Art verdichteter Block, der Karotten, Datteln und Oliven enthielt, zusammen mit anderem grünen und gelben Gemüse.

Obolus ließ sein Heu fallen und griff nach dem Klotz. Er legte ihn in seinen Mund, zerbröselte ihn und schluckte.

»Nun ja, ich hoffe, dass das etwas war, dass du essen solltest.«

Was auch immer der Klotz war, er schien seinen Hunger zufriedenzustellen, denn er kniete sich auf seine vorderen Knie, senkte seine Hinterbacken und rollte sich vorsichtig auf seine Seite.

»Jetzt sehe ich, dass du endlich etwas Ruhe bekommst.« Ich schnappte mir einen Armvoll Heu und ließ es vor seiner Brust auf den Boden fallen, dann kringelte er seinen Rüssel hinein. »Nein!« Ich zog seinen Rüssel weg. »Das ist mein Bett, das du zu essen versuchst.«

Ich breitete das Heu aus und krabbelte hinein, legte meinen Kopf auf seinen eingerollten Rüssel. Er schnaubte einen beträchtlichen Seufzer und ich wusste, dass er bald schlafen würde. Ich rollte mich auf meine Seite und schloss meine Augen.

Irgendwann später in dieser Nacht wurde ich aufgeschreckt – jemand bewegte sich neben mir im Heu!

Hannibals Elefantenmädchen Buch Eins

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