Читать книгу Die Golfgesellschaft - Chris Reisinger - Страница 6

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2.

Golf ist ein Spiel, ein Schönes –
Einstieg in den Sport

Golf ist ein Einzelsport, der in Kleingruppen gespielt wird.
Die einzelnen Spieler versuchen auf begrenzten Spielbahnen einen Golfball mit verschiedenen Golfschlägern mit möglichst wenig Schlägen in ein Loch zu schlagen.

Das ist alles – bei jedem Wetter, fast.

Mittlerweile ist der Einstieg in den Golfsport hierzulande fast ein Spaziergang. Ganz grob braucht man Folgendes:

1 einen guten Willen,

2 eine Platzreife,

3 ein Schlägerset samt Zubehör plus Golfbälle,

4 einen Golfclub samt Golfplatz.

Mit großer Faszination höre ich mir gerne Geschichten an, wie die vielen Spielpartner, die ich im Laufe der Zeit kennengelernt habe, ihren Einstieg gefunden haben, denn auf Grund der beschriebenen späten Verbreitung von Golfplätzen im Alpenraum haben sich die meisten erst im Erwachsenenalter über verschiedene Wege, Bekannte oder Freunde dem Sport zugewandt. Der Golfer von Kindesbeinen an ist hier eher selten.

Da sich meine eigene Geschichte auch am Rande des Allgemeinen bewegt, sei sie hier beispielhaft zum Besten gegeben und brüskiert somit außer mir niemanden wirklich.

1 Mein guter Wille zum Einstieg in den Golfsport ist definitiv nicht in mir selbst gereift, sondern zum einen meiner Frau geschuldet. Die verdankt es wiederum unserer Zahnärztin, die sich selbst und meine Frau ungefragt zu einem Platzreifekurs angemeldet hat. Zum anderen standen auch meine Freunde in den Startlöchern, um sich für die golferischen Ziellöcher zu rüsten. Das war jenen Initiatoren und Investoren geschuldet, die um den Attersee in Österreich Anfang der 2000er gleich 3 Golfplätze errichtet haben. Was hat man nicht gehofft, dass das den eingeschlafenen Tourismus wieder wachküssen würde. Endlich was Neues. Ich selbst als eher Nicht-Sportler, bestenfalls Bergwanderer und Spazierradfahrer, zögerte bis zuletzt mich spießerischen Golfern anzuschließen. Aber ich stand plötzlich ohne Platzreife vor Frau und Freund selbst irgendwie spießerisch da.

2 Ein Platzreifekurs stand aber nicht auf meinem Terminkalender. Eine zufällige Teilnahme an einem Gesundheitsprogramm meines damaligen Arbeitgebers verschaffte mir die Möglichkeit zur Abkürzung. Das Gesundheitsprogramm wurde nämlich im südburgenländischen Loipersdorf abgehalten. Einem Ziel 1 EU-Fördergebiet, das mit Tonnen von EU-Mitteln zur Errichtung von Thermenhotelparadiesen und Golfanlagen auf wirtschaftliche Höhenflüge vorbereitet wurde. Der betreuende Arzt Zsolt Pap de Pestiny war leidenschaftlicher Golfer feuriger ungarischer Abstammung und mein nur in Ansätzen gezeigtes Interesse an Golf griff er sofort auf, schleppte mich zu einem dort tätigen englischen Teaching Pro (englisch für Golferisch zertifiziertem Lehrmeister). Der nahm es mit Prüfung und Kursdauer auf seine burgenländisch-englische Art – und wahrscheinlich auch ärztlich instruiert – ziemlich cool und er stellte mir am zweiten Nachmittag so ein Platzreifeerfolgreichabsolvierungszertifikat aus. Geschafft.

„Right and turn“ war sein Golfschlaggrundprinzip, sprich beim Aufschwung leichte Gewichtsverlagerung nach rechts und Drehen beim Durchschwung. Hab ich mir bis heute gemerkt, aber dürfte noch nicht alles gewesen sein, denn ich habe den Golfschwung bis heute nicht erlernt (wahrscheinlich fehlt da noch was).

Übrigens wird nachgewiesene Platzreife in den angloamerikanischen Ländern für einen Golfclubbeitritt nicht verlangt. Welche Gründe in Deutschland, in der Schweiz und in Österreich dazu geführt haben, hat sich mir bis heute nicht erschlossen. Somit sei dem englischen Pro auch nachgesehen, dass er es nie so mit der deutschen Gründlichkeit hatte. Das Geschäft mit den Zertifikaten und die Weisheit der Vermittlung sind übrigens ausschließlich den Teaching Pros zugedacht. Viele versuchen sich mittlerweile als YouTube Stars.

Irgendwie kommt mir das Schreiben eines Buches im digitalen Zeitalter ohnehin wie Schnee von gestern vor. Aber das nur nebenbei.

Sollte übrigens je ein Skiführerschein eingeführt und verpflichtend werden, würde wahrscheinlich die Popularität des alpinen Skisports auch auf Golfniveau sinken. Schon interessant irgendwie, denn Risiken, beim Skisport sich oder andere zu verletzen, sind wesentlich höher, was ja ein Rechtfertigungsgrund sein könnte. Ski Heil.

1 Ich bereiste beruflich bedingt China mit seinen Provinzen überaus häufig und wir unterhielten in Peking auch ein Representative Office. Die dortigen Märkte für Kleider, Schuhe und allerlei, wurde man schnell aufgeklärt, bieten Wohlfeiles zu verhandelbaren Preisen. Gesagt, getan – ich verhandelte und erstand ein Schlägerset und Bag und alles für den Anfang. Die heimischen Golfer befanden die Schläger für brauchbar und so nahm ich bei Folgereisen auch meinen anderen Einsteigerfreunden frische Ware mit. Die junge Ladenbesitzerin (fast alle Stände auf diesen Märkten werden von jugendlich wirkenden Damen betrieben) lud mich bei Set 5 zu einem netten ausladenden Essen ein. Das hat meine Erwartungen übertroffen und nur nebenbei Befürchtungen aufkommen lassen, dass ich vielleicht doch nicht geschickt genug verhandelt habe. Gebrauchte Bälle ersteigerte ich auf eBay. Ich gab bei 5 Auktionen ein Angebot ab und da ich (wahrscheinlich wieder) zu hoch bot, bekam ich den Zuschlag für 500 Bälle. Damit sollte ich dann doch jahrelang auskommen.

2 GOLF REGAU wurde 2006 eröffnet, freute sich über jedes Mitglied und so auch über mich, meine Frau und die Freundestruppe, die allesamt ihr erstes Golfjahr bestritten. Der Einstieg war geschafft.

Obwohl bekanntlich aller Anfang schwer ist, vertrete ich hartnäckig die Ansicht, dass beim Golf der Einstieg leicht ist. Abgesehen davon, dass sich Golfclubs und mittlerweile selbst Handelsketten wie Aldi oder Hofer mit Angeboten für Einstiegskurse aller Art überschlagen, lernt man meist am ersten Versuchstag, den Ball irgendwie zu treffen. Mit Glück ist gleich ein schöner Schlag dabei, man kann sich nach Absolvierung der „lästigen“ Reife auf demselben Platz wie alle anderen bewegen und braucht im Wesentlichen die gleiche Zeit für eine Golfrunde. Eine skifahrerische Demütigung, letztlich über Jahre nur auf „Blauen“ Pisten den Berg hinunterzuschwingen, entfällt vollkommen. Im Club gibt es – im Unterschied zu vielen Skihütten – ausschließlich ein Clubhaus, in dem alle Erfahrungen aller ausgetauscht werden. Auffallend ist, dass bei vielen – aber keineswegs nur bei Einsteigern – der Drang, ihre Missgeschicke zu erzählen, die ihnen auf den einzelnen Bahnen widerfahren sind, wirklich ausgeprägt ist. Das golferische Unglück ist ein aufdringliches, nicht nur, dass man es selbst erfährt, es kommt sozusagen bei der Hintertür auch ständig wieder mit dem nächsten Spieler, der von der Runde kommt, ins Clubhaus. Ein Sonntagsskifahrer wird nie gefragt: „Wie hast du heute geschwungen?“, den Golfer fragt man allzu gerne: „Wie hast du heute gespielt?“ Die Antwort fällt selten positiv aus, denn die Tücken des Golfsports sind kein Anfängerproblem, sondern beginnen erst viel, viel später.

Die Golfgesellschaft

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