Читать книгу A2-B1 - Gefährlicher Einkauf - Christian Baumgarten - Страница 6
ОглавлениеKAPITEL | 1
„Deutschlandradio1. Es ist 6.30 Uhr. Sie hören die Nachrichten.“
Angela wacht auf. Markus schläft noch. Sie schaltet den Radiowecker aus. Sie steht leise auf, schließt die Schlafzimmertür und geht in das Badezimmer. In der Küche wartet schon ihr Kater Moritz auf sie. Sie bereitet das Frühstück vor. Eine halbe Stunde später steht Markus im Anzug vor ihr. „Guten Morgen, ich habe nicht viel Zeit, ich muss früher in die Bank. Ich habe gegen Abend noch einen Gesprächstermin. Warte nicht auf mich. Es kann spät werden.“
Schnell trinkt Markus eine Tasse Kaffee, nimmt seinen Laptop und seine Tasche. Ohne ein liebes Wort, ohne eine Umarmung verlässt er die Wohnung.
Traurig bleibt Angela am Frühstückstisch sitzen.
„Er hat weder meine neue Frisur noch meine neue Bluse bemerkt“, sagt sie zu Kater Moritz, der auf dem Boden liegt. Sie steht auf und stellt das Geschirr in die Geschirrspülmaschine.
„Wie soll das mit Markus und mir nur weitergehen?“ Moritz streicht2 um ihre Beine.
Angela verabschiedet sich von Moritz und geht zur Arbeit. Sie arbeitet als Kundenberaterin in einer Softwarefirma. Der Umgang mit Menschen macht ihr Spaß. Die Arbeit an diesem Tag lenkt sie ab3.
In der Mittagspause geht sie gegenüber in den türkischen Laden mit Imbiss4. Hier isst sie meistens einen frischen Salat. Manchmal gönnt sie sich einen Döner5. Mehmet Özdemir, Inhaber des Lebensmittelgeschäfts, und Angela Deutscher haben sich angefreundet. Beide empfinden für einander mehr als nur Sympathie.
„Die Bluse steht dir gut und die Frisur macht einen neuen Typ aus dir.“
Angela weiß, dass sie für ihre Größe etwas zu dick ist. „Danke, Mehmet, für dein liebes Kompliment. Markus ist das nicht aufgefallen.“
Angela schaut auf ihre Armbanduhr. „Ich muss zurück ins Büro.“ Sie zahlt und verlässt das Geschäft in der Bergmannstraße.
„Komm doch heute Abend vorbei, dann können wir uns unterhalten“, ruft Mehmet ihr hinterher. „Ich warte auf dich.“
Angela dreht sich um.
„Gerne“, sagt sie und ist über ihre Antwort selbst überrascht.
„Ich freue mich, dass du gekommen bist“, strahlt Mehmet sie an6.
„Es tut gut, mit jemandem zu sprechen. Seit Markus die neue Stelle hat, ist er wie verändert. Früher sind wir öfter mit Freunden ausgegangen. Als Abteilungsleiter bei der Bank sind ihm die alten Freunde nicht mehr gut genug. Ich erkenne ihn nicht wieder. Er hat sich total verändert. Er redet kaum noch mit mir. Keine Umarmung, kein Lächeln, kein Kuss, keine Zärtlichkeit. Ich mache den Haushalt, koche, putze, wasche die Wäsche. Für ihn ist das alles selbstverständlich. Nie fragt er, ob er mir helfen kann.“
„Möchtest du ein Glas Rotwein?“, fragt Mehmet etwas verlegen7.
Er schenkt ein Glas Wein ein.
„Auf uns?“, fragt Mehmet. Angela antwortet „Ja. In deiner Gegenwart fühle ich mich wohl.“
1 Deutschlandfunk, www.dradio.de
2 um etwas herumgehen
3 auf andere Gedanken kommen
4 Verkaufsstand, an dem einfache und schnell zubereitete Speisen verkauft werden
5 türkisches Gericht: Stückchen vom Hammelfleisch, das am Spieß gebraten wird
6 jemanden sehr freundlich und mit glücklicher Miene ansehen
7 unsicher