Читать книгу A2-B1 - Tödliches Testament - Christian Baumgarten - Страница 6
ОглавлениеKAPITEL | 1
Donnerstag, 12. Mai, abends
Cornelia liegt auf der Couch im Wohnzimmer. Endlich kann sie sich ausruhen. Der lange und anstrengende Arbeitstag in der Konditorei1 ist zu Ende. Sie genießt2 die Zeit in den Abendstunden. Ihre zehnjährige schwarz-weiße Katze Flocke hat es sich ebenfalls bequem gemacht.
„Thorsten müsste schon längst da sein“, denkt Cornelia. „Wo bleibt er nur? Hat er unsere Verabredung vergessen?“ Sie schaut ungeduldig auf ihre Uhr.
Seit zwei Jahren arbeitet Thorsten Herrlich in der Konditorei, die ihr und ihrem Bruder Hartmut gehört. Thorsten gefiel Cornelia sofort: 1,80 m groß, schlank, sportlich, grüne Augen, schwarze Haare. Für Cornelia war es Liebe auf den ersten Blick. Nach einigen Monaten erwiderte3 Thorsten ihre Zuneigung. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Konditorei waren über die Beziehung überrascht. Thorsten, Mitte zwanzig, ist neun Jahre jünger als Cornelia. Gerüchte4 wurden laut. Er soll nicht nur eine Geliebte haben.
Es klingelt an der Wohnungstür. Cornelia springt auf. Bevor sie mit klopfendem Herzen die Tür öffnet, schaut sie in den Spiegel neben der Garderobe im Flur.
Sie dreht sich nach links und nach rechts. Ja, ihr Kleid sitzt richtig. Sie kämmt ihre Haare. Ein letzter Blick in den Spiegel.
„Ich muss unbedingt ein paar Kilo abnehmen“, sagt sie leise zu sich selbst. „Unbedingt. Dann gefalle ich Thorsten noch mehr. Die weibliche Konkurrenz ist groß.“
Sie öffnet die Tür.
„Endlich bist du da, Liebling. Ich habe so auf dich gewartet. Ich dachte schon, dass du mich vergessen hast. Vergiss nicht, du gehörst mir, nur mir. Du hast doch keine andere, oder!“
Sie umarmt ihn leidenschaftlich5.
„Nicht so stürmisch, Cornelia. Wir haben den ganzen Abend Zeit.“
„Und die Nacht auch! Komm, Liebster. Wir müssen uns unterhalten.“
Cornelia nimmt Thorsten an die Hand. Gemeinsam gehen sie ins Wohnzimmer.
Flocke liegt noch auf dem selben Platz.
Auf dem Glastisch neben der Couch stehen zwei Champagnergläser.
„Gibt es etwas zu feiern?“, fragt Thorsten erstaunt.
„Ja, Thorsten. Schau das Foto an der Wand an. Es zeigt unsere Konditorei, die vor hundert Jahren gegründet wurde.“
„Was hat das mit mir zu tun?“
„Das wirst du gleich erfahren. Thorsten, ich liebe dich. Ich möchte mein Leben mit dir teilen. Willst du mich heiraten?“
Schweigen.
Flocke verlässt ihren Platz und geht in die Küche.
„Thorsten, du bedeutest mir alles. Ich habe bald einen Termin bei meinem Notar6. Du sollst meinen Teil der Konditorei erben7. Du siehst, ich meine es ernst. Nichts soll uns trennen, außer dem Tod.“
Thorsten Herrlich nimmt Cornelia in die Arme.
Tausend Gedanken gehen ihm durch den Kopf.
„So soll es sein“, sagt er. „Lass uns auf die Zukunft trinken, was immer sie bringt.“
Cornelia Sonnenschein ist glücklich.
Als sie aufwacht, ist das Bett neben ihr leer.
1 Geschäft, in dem man Kuchen, Torten, Pralinen usw. kaufen und Kaffee trinken kann
2 Freude an etwas haben
3 positiv reagieren
4 Behauptungen, von denen man nicht weiß, ob sie wahr sind oder nicht
5 stürmisch, mit sehr viel Gefühl
6 Jurist, der beruflich bestätigt, dass Dokumente echt sind
7 etwas von jemandem nachdessen Tod erhalten