Читать книгу Seelenkrieg - Christian Geiss - Страница 6

Bedrohliche Zeiten

Оглавление

Als unser Floß den kiesigen Strand von Island erreichte, konnte ich nicht einschätzen, wie lange wir gereist waren. Vielleicht einen Tag – oder war es vielleicht ein ganzes Leben lang? Jedes Mal, wenn ich die Pferde von dem Floß herunterlenkte, erschien es mir, als würde ich aus einem bösen Traum erwachen. Oft wusste ich nicht mehr, was die Wirklichkeit war: die Welt, aus der ich kam, oder die, in der ich jetzt unterwegs war.

Gemächlich lenkte ich die Pferde über einen verwinkelten Sandweg die Dünen hinauf, zu dem kleinen Pfad, der uns zu der südlich gelegenen Hafenstadt Reykjavík führen würde.

Auf unserer Fahrt vermischte sich das Klappern der Hufe mit dem Gesang der Vögel. Während die Landschaft an uns vorbeizog, sah ich in der Ferne den aufsteigenden Dunst von Geysiren. Der Atlantik warf seine Wellen gegen die Küste und die karge, hügelige Vulkanlandschaft fesselte meine Blicke.

Als ob sie uns begrüßen wollten, stieg aus den Vulkantrichtern Rauch empor, dem immer wieder Feuerschwaden folgten. Gesteinsbrocken schleuderten in die Höhe und Aschewolken trieben auf uns zu. Die ganze Luft war erfüllt von Donnergrollen. Dann verließen wir die verschlungenen und schroffen Pfade zwischen den Vulkanen. Ich schnalzte mit meiner Zunge und das Gespann begann zu traben.

Nun sah ich, dass sich in der Ferne weite Felder und Wiesen ausbreiteten. Hinter Zäunen grasten Pferde, Kühe weideten friedlich oder tranken Wasser aus einem Flusslauf. Auf einer Weide nicht weit von uns erkannte ich eine Schafherde.

Unsere Pferde trabten gleichmäßig dahin. Ihre Mähnen wehten im Wind und Stück für Stück näherten wir uns einem Gehege, in dem Lämmer und Hammel beisammen standen. Weder die Islandpferde noch die Kühe hatten von unserer Anwesenheit Notiz genommen, doch als sich unsere Kutsche nun auf der Höhe der Schafe befand, rannten die sonst so sanftmütigen Tiere blökend in den entferntesten Winkel ihrer Weide. Verängstigt drängten sie sich aneinander, ein Schaf verhedderte sich sogar im Zaun.

Am frühen Abend erreichten wir das Stadttor von Reykjavík. Eine kalte Brise aus salziger Luft wehte um meine Nase. Durch holprige Gassen kamen wir auf einen großen, überfüllten Platz. Das Geschrei der Marktverkäufer drang an meine Ohren und ich spürte den Herzschlag einer aufstrebenden Stadt.

Ganz Europa hatte in den letzten Jahren einen unglaublichen Aufschwung und Umbruch erlebt. Die Menschen mussten nicht mehr darben wie in früheren Zeiten. Sie waren satt und zufrieden. Gleichzeitig begann die Welt sich rasend zu verändern. Die Reichen steuerten mit neuartigen Automobilen durch die Straßen und die Großsegler, wie sie einst von Kapitän James Cook und dem Freibeuter Störtebeker gelenkt worden waren, verschwanden aus den Häfen. Dort lagen Dampfschiffe, die schneller und sicherer ans Ziel kamen. Selbst der Untergang der Titanic vor zwei Jahren hatte diese Veränderung nicht stoppen können.

Diese Welt kam mir bekannt vor – zumindest hatte ich sie einst gekannt. Gleichzeitig wirkte alles unwirklich. Meine Erinnerungen waren wie von Nebel umhüllt. Ab und an tauchten einzelne Bruchstücke meiner Vergangenheit auf, doch verschwanden sie noch bevor ich sie wirklich greifen konnte.

Jetzt aber lebte ich mit meinem Meister. Er versorgte mich und schützte mich. Und vor allem hatte er mich gerettet, als ich vor dem Nichts stand. Sein Regiment war hart, aber ohne ihn hätte ich niemanden. Und während meine Gedanken an frühere Zeiten völlig verblassten, blickte ich dankbar zu meinem Meister auf.

»Halt an«, schallte es rüde. Prompt führte ich meine rechte Hand vor die Linke und zog die Zügel zu mir heran. Die Köpfe der Pferde bäumten sich auf, doch sie hatten den Befehl verstanden und die Kutsche kam quietschend zum Stehen. Schnell verzurrte ich die Leinen und zog die Bremse an.

»Kümmere dich um die Pferde!« Er donnerte diese Worte zu mir herüber und sprang von der Kutsche, sodass sein Säbel rasselte. Mit Mantel, Zylinder und hohen Stiefeln, wirkte er wie ein Mann mit Schneid. Einer, der zu dieser Gesellschaft gehörte, der es zu etwas gebracht hatte. Ich sah ihm hinterher, wie er auf die nächste Hafenschänke zuging. Ein rotznäsiger Bursche mit verkrüppelten Fingern näherte sich ihm mit geöffneten Händen und schnorrte um etwas Kleingeld. Skrupellos stieß mein Meister ihn zu Boden und verschwand hinter der Tür im Wirtshaus.

»Ruhig, ganz ruhig!« Mit einer Hand hielt ich Zeus beherzt an seinem Nasenriemen fest und spannte die Pferde aus. Beide Tiere schnauften laut durch die Nüstern und versprühten ihren Schnodder in die Luft. Sie brauchten ganz offensichtlich ihre Pause und einen Sack Hafer, der ihnen auch gewiss zustand. Also führte ich Zeus und Apollo zu einem der Verschläge. Dann ließ ich mich gemütlich vor dem Stall nieder, pflückte mir einen Grashalm, auf dem ich geistesabwesend herumkaute, und lauschte dem Summen der Fliegen.

Die Wolken am Himmel bildeten immer wieder neue Formationen und boten mir das schönste Freilichttheater, das man sich vorstellen konnte. Aus Drachen wurden Boote, aus Türmen ein Meer von Kriegern und am Horizont schwebte ein Einhorn. Durch die Strahlen der untergehenden Sonne leuchtete der Himmel in den schönsten Farben.

Immer wenn sich die Tür der Hafenschänke öffnete, drangen die Töne eines Akkordeons und die Stimme einer Frau zu mir heraus. Gleichzeitig drifteten meine Gedanken mit den dahinziehenden Wolken in die endlose Ferne, bis ich schließlich einschlummerte.

General Iblis hatte zwischenzeitlich auf einem der Holzstühle in der Gaststube Platz genommen und spielte Poker. Noch einmal betrachtete er die beiden Karten in seiner Hand. Kreuz-Dame und -Bube. Mit den Karten, die auf dem Tisch lagen, ergab dies mindestens zwei Paare und die nicht unerhebliche Chance auf ein Full House. Außer dem Mann, der sich ihm als Óskar Kosningar vorgestellt hatte, war keiner mehr im Spiel.

»Raise«, General Iblis Stimme klang kantig und die Scheine, die er in die Mitte des Tisches schob, belegten seine Zuversicht.

»Wo geht ihre Reise denn hin?«, fragte Óskar Kosningar, unterdessen in gelassenem Ton und zog mit dem Einsatz gleich.

General Iblis musterte den Mann, der ihm schräg gegenübersaß. Dessen Haar bestand aus dichten kleinen Locken, sein Schnurrbart war an den Enden nach oben gezwirbelt. Sein Kinn wirkte gedrungen und ein Ohr vermeintlich kleiner als das andere.

»Wieso sollte ich verreisen?«, erwiderte der General und wischte sich einen Tropfen Whisky von seiner Lippe.

»Ich lebe hier schon sehr lange. Fremde Männer, die sich in einer Schänke im Hafen rumtreiben, sind auf der Durchreise.«

Óskars Stimme klang beinahe gelangweilt. Seine Worte flossen ineinander und keiner konnte sagen, ob er sich wirklich für sein Gegenüber interessierte oder diesen lediglich in der Konzentration stören wollte.

»Turn.« Der Dealer legte die vierte Karte auf den Tisch. General Iblis hätte gerne vor Genugtuung in die Hände geklatscht. Sein Full House war komplett und die Chance, dass sein Mitspieler an dem Tisch ein höheres Blatt als er in seinen Händen hielt, lag beinahe bei null.

»Caen ist mein Ziel.« Vermutlich war es die Kombination aus Zufriedenheit über das gute Blatt und die Unbekümmertheit gegenüber dem Fremden, die ihn zu der spontanen Antwort bewegten.

»All in.« Óskar Kosningar schob die Scheine, die vor ihm lagen, in die Mitte des Tisches. »Das sind dreißig Pfund«, bemerkte er ohne ein Zucken.

Verzückt betrachtete der General die Karten in seiner Hand und wippte dabei mit dem Stuhl. Der Akkordeonspieler gab derweilen ein Repertoire alter Seemannslieder zum Besten, begleitet von einer Frau, die ihre Stimme auf wunderschöne Weise beherrschte.

Das viele Geld in der Mitte des Tisches war nicht zu verachten. Bei dem Blatt zwischen seinen Fingern musste General Iblis gleichziehen.

»Call.« Nun schob auch General Iblis seinen Einsatz nach vorne und beäugte gleichzeitig seinen Gegner. Die anderen Mitspieler schauten gebannt auf das Duell der beiden Männer und warteten auf den Ausgang des Spiels.

Das Akkordeon spielte seinen letzten Ton, die rothaarige Sängerin, die mit ihren feurigen Locken bis dahin die Blicke der meisten Gäste auf sich gezogen hatte, verkam im Duell der beiden Männer zu einer Randerscheinung. Immer mehr Personen drängten sich in die Nähe des Tisches, um das Geschehen verfolgen zu können. Die Sekunden, in denen der Dealer seinen mit Schiffen, Ankern und Meerjungfrauen tätowierten Arm zu dem Kartenstapel in der Mitte führte, fühlte sich für die Zuschauer wie eine Unendlichkeit an. Als er schließlich das leicht vergilbte Blatt mit den abgegriffenen Rändern berührte, war die Spannung so groß, dass jeder im Raum den Atem anhielt. Keiner sprach ein Wort und man konnte jetzt sogar das Zwitschern der Vögel durch die geschlossene Tür hören. Mit Daumen und Zeigefinger drehte der Dealer die Karte um. Als Erstes sah General Iblis, dass es weder ein Herz noch ein Karo war. Die Karte auf dem Tisch, die ihn dann unverhohlen verspottete, war ein Pik-Ass.

»Lassen Sie sich die Reise nicht vermiesen, es kommen auch wieder bessere Tage.« Mit diesen Worten legte Óskar Kosningar triumphierend seine Karten auf den Tisch: Pik-Zehn und Pik-König. Dieses Schlitzohr hatte gezockt und gewonnen. Vor ihm lag ein »Royal Flush«.

Ein greiser Mann mit Seemannshut erhob sich von seinem Platz und pfiff durch seine Zahnlücke. Der Akkordeonspieler, der neben dem Klavier auf der Bühne stand, klimperte einen Tusch und ein Hafenarbeiter, der am Tresen saß, konnte sich ein zynisches Grinsen nicht verkneifen.

General Iblis starrte zähneknirschend auf den Tisch, als der Mann, den er erst seit ein paar Stunden kannte, das Geld süffisant lächelnd mit beiden Händen zu sich zog. Am liebsten hätte er diesem Kerl mit seinem Sichelmesser das feiste Grinsen bis zu den Ohren gezogen. Es juckte ihn in den Fingern. Keiner dieser Winzlinge wäre ihm gewachsen. Niemand könnte ihn aufhalten, und doch durfte er sich jetzt nicht gehen lassen. Er wollte unerkannt bleiben und seine Ziele erreichen. Doch falls er diesem grinsenden Nichts, das ihm dort gegenüber saß, noch einmal begegnen sollte, wäre er fällig. Ab heute stand für Óskar Kosningar eine offene Rechnung zu Buche!

»Mach dir nichts draus«, säuselte ihm eine Stimme sanft ins Ohr. Gleichzeitig spürte er, wie die Hand der rothaarigen Sängerin sich auf seine Schulter legte. »Ich liebe wütende Männer, die ihren Frust abbauen und sich mal austoben müssen.« Dass dabei die Spitze ihrer Zunge sein Ohr berührte, war mit Sicherheit kein Zufall.

Ihm fiel nicht auf, dass sie unversehens zu seinem Mitspieler blickte und ihr Wimpernschlag einen Deut zu lang dauerte. Aber hier lief mehr als nur ein abgekartetes Spiel. Für den Mann, der sich als Óskar Kosningar ausgab, und seine wunderschöne Begleiterin war General Iblis kein Unbekannter. Sie hatten ihn schon des Öfteren beobachtet und als gefährlich eingestuft. Doch auch sie hatten Regeln, an die sie sich halten mussten, und so hieß es für sie, erst einmal die Gründe für diese unerwartete Reise zu erfahren.

Als die Musik und die Stimmen in der Schänke verklangen, dachte ich kurz daran, hinüberzugehen und mir anzuschauen, was dort los sei. Doch dann spürte ich meine ungeheure Müdigkeit und konnte ein mächtiges Gähnen nicht unterdrücken. Erschöpft raffte ich mich von meinem Platz im Gras auf und schlenderte in die Scheune, in der die Kutsche und die Pferde standen.

Schon am Tor stieg mir der Duft des frischen Heus und der Geruch der beiden Pferde in die Nase. Ich hatte den richtigen Ort gewählt. Hier in der Scheune konnte ich mich ausruhen. Damit das Tageslicht mich bei meinem Schlaf nicht störte, kletterte ich über die Leiter nach oben auf die Tenne und ließ mich in das getrocknete Gras plumpsen. Sofort begannen meine Tagträume mit den Gedanken der Nacht zu verschwimmen.

Gerade in dem Moment, als ich in meinem Traum mit ausgebreiteten Armen über die Stadt flog und die Welt von oben betrachtete, mischte sich zu dem Geruch aus Heu und Pferden der Gestank von Tabakrauch und Whisky. Gleichzeitig begannen die Pferde zu schnaufen und unruhig mit den Hufen zu scharren. Ich erwachte. Meine Augen brauchten einen Moment, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Dann robbte ich auf dem Bauch zu dem Loch, durch das man das Heu nach unten werfen konnte.

Ich erkannte die Konturen eines Unbekannten, der sich an der Kutsche zu schaffen machte. Was wollte er dort? Mein Meister würde mit Sicherheit nicht in einer Scheune schlafen, auch passte diese Silhouette nicht zu ihm. Von der Seite erkannte ich unterhalb des Zylinders einen Schnauzer. Der übrige Körper war in einen dicken Mantel gehüllt.

Vor der Abreise hatte ich das Gepäck wie üblich auf die verschiedenen Stauräume der Kutsche aufgeteilt. Ein Teil befand sich in dem Fach zwischen den Rädern, der Rest unter der Bank des Kutschbockes. Die persönlichen Dinge wurden in der Kabine verwahrt.

Wer auch immer sich dort an der Kutsche herumtrieb, er suchte etwas. Achtsam holte der Fremde die Bagage meines Meisters heraus und öffnete diese. Dann drang das Geräusch von sich schließenden Scharnieren an meine Ohren – die Inspektion des Koffers war abgeschlossen. Der Körperhaltung und dem leisen Seufzer nach zu urteilen, hatte der Eindringling bei seiner Suche bisher keinen Erfolg gehabt.

Aus meinem verborgenen Winkel konnte ich gut erkennen, dass der Mann die Kutsche nach weiteren möglichen Nischen und Verstecken durchsuchte. Nun drangen Klopftöne zu mir herauf. Er klopfte langsam, Stück für Stück das Holz nach möglichen Hohlräumen ab. Eine ganze Zeit lang hallten lediglich dumpfe Töne durch die Scheune. Doch plötzlich hörte ich ein Geräusch, auf das der Mann scheinbar gewartet hatte. Hinter dieser Stelle klang es verdächtig hohl.

Lautlos schob ich meinen Kopf ein Stück weiter über die Öffnung. Der Mann mit dem Zylinder lehnte in der Kutsche und entfernte vorsichtig den Stoff der Innenverkleidung. Völlig abgeklärt zog er einen kleinen schwarzen Koffer aus dem Versteck hervor, den ich zum ersten Mal sah.

In aller Gelassenheit durchkramte er dessen Inhalt. Irgendetwas gab ihm die Gewissheit, dass er keine Angst haben musste, in die Arme meines Meisters zu laufen. Pedantisch genau verbarg er seine Spuren, stibitzte den Koffer und verließ die Scheune.

Ich verharrte noch einen Moment in meiner Position. Was sollte ich tun? Ich musste ihm folgen, denn mein Meister würde mich für das, was hier passiert war, verantwortlich machen. Er würde mich bestrafen und womöglich degradieren, der ich bislang in seiner Gunst stand. Er war doch so gut zu mir, denn viele andere durften Hellis nie verlassen. Immerfort schufteten die Sklaven auf seinen Feldern, aber ich konnte meinen Meister auf seinen Reisen begleiten. Ich durfte ihn auf keinen Fall enttäuschen! Geschwind fasste ich meinen ganzen Mut zusammen und nahm vorsichtig die Verfolgung auf.

General Iblis schaute den vielen Geldscheinen grimmig hinterher und starrte mit einer immer dunkler werdenden Miene auf den schmutzigen Tisch.

Während er so da saß, spürte er den prallen Busen der Sängerin, die sich an seinen Rücken geschmiegt hatte. Ihr unverblümtes Angebot, ihm trotz seiner Niederlage am Pokertisch die Nacht zu versüßen, klang immer noch in seinem von der Zunge feuchten Ohr unverhohlen nach.

Eigentlich hatte er ja vorgehabt, nach dem gewonnenen Kartenspiel hinaus zu seinem Burschen zu gehen und ihm zu befehlen, dicht bei der Kutsche zu schlafen und sie gefälligst gut zu bewachen, aber vermutlich würde der das ohnehin tun.

»Haben Sie hier ein Zimmer oder darf ich uns eins besorgen?«, fragte er stattdessen mit aufgesetzter Freundlichkeit.

Eine Nacht mit diesem rothaarigen Vollblutweib wäre bestimmt eine schöne Erinnerung, bevor er morgen nach Caen weiterreiste.

»Ich heiße Gunde«, stellte sich die Sängerin mit hauchenden Worten vor. »Du kannst mir einfach folgen, ich habe ein kleines Gemach im oberen Stock.«

Allein, wie sie in ihrem luftigen Rock die Treppe vor ihm hinauf wandelte, war ein Augenschmaus.

Knarrend öffnete sich der Zugang in das Gelass und nacheinander betraten sie das Zimmer. Als sich die Tür schloss, drehte sich die geheimnisvolle Sängerin auf den Zehenspitzen um, drückte General Iblis mit einer Hand sanft an die Tür, fuhr sich dann mit ihrer rechten Hand durch ihre wallenden Haare und schürzte ihre Lippen.

»Wenn du machst, was ich dir sage, wird dies die aufregendste Nacht deines Lebens.«

Neckisch zog Gunde ihre Hand von ihm zurück und begab sich zu der spanischen Wand, die sich in der anderen Ecke des Raumes befand. Im flackernden Schein von brennenden Kerzen konnte General Iblis ihr Schauspiel verfolgen. Knopf um Knopf öffnete sie ihre Bluse. Nach und nach entfernte sie die Kleidungsstücke von ihrem Körper. Verspielt drehte sie sich zu ihm hin und kam in ihrer Unterbekleidung auf ihn zu.

General Iblis genoss das Schauspiel, das sie ihm bot. Sie reizte ihn, dabei hatte sie gerade erst mit ihrer Verführungskunst begonnen. Die Rothaarige räkelte ihren Kopf, ging in die Knie, um anschließend in sanften Bewegungen an ihm nach oben zu gleiten.

Einige der roten, wilden Locken fielen ihr über ihren makellosen Rücken, der Rest bedeckte ihre Schultern und ihre üppigen Brüste.

»Magst du es gerne sanft oder lieber etwas härter?«, fragte sie und legte ihre Hand auf seine Brust.

»Hart und dreckig.«

Bei der Antwort schlang der General seine linke Hand um ihren Hals und presste sie brutal gegen die Wand.

Mit einem verächtlichen Blick und einem abscheulichen Lachen schaute er zu, wie sie panisch nach Luft japste, nach ihm trat und versuchte seine Hand zu lösen.

»Hart und dreckig«, wiederholte er seine Worte und warf sie aufs Bett. Bedrohlich öffnete er den Gürtel seiner Hose.

»Leg dich hin, den Bauch nach unten«, sagte er hitzig.

Weiter um Luft ringend, stierte Gunde den Mann, der dort an der Bettkante stand an und spürte: Ein falscher Ton könnte ihren Tod bedeuten. Sie musste gehorchen.

Als General Iblis Stunden später an die Decke des Zimmers starrte, wusste er, dass er diese Frau für immer gebrochen hatte.

Gunde schaute ihren Peiniger nicht an und hielt die Augen geschlossen. Im Stillen flehte sie, dass es nun vorbei wäre. Sie musste hier weg, doch traute sie sich nicht, sich zu bewegen – aus Angst, es könnte wieder sein Interesse wecken. Das aber durfte auf gar keinen Fall geschehen! Auch der Erfolg ihrer Mission würde ihr nicht zurückgeben können, was sie heute Nacht verloren hatte.


Seelenkrieg

Подняться наверх