Читать книгу Perry Rhodan 3103: Angriff des Lichtfressers - Christian Montillon - Страница 7

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2.

Schwarze Masse

»Da draußen im All war ... etwas«, sagte Perihan Leko zögernd.

Anzu Gotjian hörte nur mit einem Ohr zu und hob ihr Glas. Darin dampfte ein Gebräu aus halutischem Ingwer und siganesischer Minze. Sie fand die Zusammenstellung so sonderbar, dass sie der Tagesempfehlung in der kleinen Kantine am letzten Eck der BJO BREISKOLL – der Eigenname war nicht weniger sonderbar – ohne lange nachzudenken, gefolgt war.

Sie nippte. Es schmeckte wie pulverisiertes Feuer. »Nicht sehr präzise, deine Aussage«, sagte sie beiläufig.

Perihan Leko lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Drei Dinge, meine liebe Anzu. Erstens: Ich bin nicht im Dienst, und da braucht auch eine Cheforterin nicht superexakt zu reden.« Sie räusperte sich. »Nicht dass ich üblicherweise superexakt wäre.«

Anzu grinste: »Dein Ding ist eher so ein Leute, ich hab da was!«

Perihan ignorierte es. »Zweitens: Wenn du es gesehen hättest, wüsstest du genauso wenig, wie du es besser beschreiben solltest. Und drittens ... wieso trinkst du dieses fürchterliche Zeug?«

»Ich trinke es nicht!« Anzus Lippen brannten immer noch. »Vielleicht nehme ich es mit in mein Quartier und gieße die Pflanze damit.«

»Die wird verdorren.«

»Ist holografisch.«

Perihan lachte. »Ich finde es super, dass du in letzter Sekunde an Bord gekommen bist.«

»So?«

»Ich würde unsere Feierabendschwätzchen vermissen. Du nicht?«

Anzu brummte einen zustimmenden Laut. »Auf jeden Fall.«

Die beiden Frauen hatten sich in eines der Separees in der Kantine zurückgezogen – ein Glücksfall. Da diese begehrten Plätze allen Besatzungsmitgliedern offenstanden, musste man normalerweise etliche Tage im Voraus reservieren.

Seltsam, dachte Anzu, wie normal manche Dinge des Alltagslebens laufen, obwohl wir uns in einem Fernraumschiff mitten in einem Einsatz befinden. Einem Risikoeinsatz, um genau zu sein.

Doch das Leben lief eben weiter. Und solange die BJO BREISKOLL abwartete, bis Perry Rhodan mit seinem Team von der Außenmission auf dem Planeten Bhanlamur zurückkehrte, blieb die Besatzung nicht stunden- oder gar tagelang däumchendrehend im permanenten Alarmzustand.

Der Energievorhang, der sie im Separee akustisch isolierte, flirrte mit leichtem Funkensprühen; zweifellos war das extra so programmiert worden und kein automatisch auftretender Effekt. Der Kantinenbetreiber, ein steinalter Cheborparner, hatte einen seltsamen Humor. Falls es sich dabei um Humor handelte, Anzu war in dieser Einschätzung nicht ganz sicher.

Aber nicht Kolehandrono Chenalega höchstpersönlich kümmerte sich mit diesem Besuch um das Wohl seiner Gäste, sondern ein hochglänzender Servorobot in cheborparnischem Grunddesign einschließlich zweier Hörner auf der Stirn. »Kann ich etwas für euch tun?«

»Durchaus«, meinte Anzu.

»Ich höre«, sagte die Maschine.

»Wir hätten gerne unsere Ruhe.«

»Oh. Selbstverständlich.« Der Roboter deutete auf Anzus nahezu unangerührtes Getränk. »Nur eins, ehe ich gehe: Soll ich es dir noch einmal erwärmen?«

»Nicht nötig, es ist ...«

Die Maschine beugte sich vor und sagte in einem verwirrend vertraulichen Verschwörungstonfall: »Es schmeckt furchtbar, nicht wahr?« Ein meckerndes Lachen folgte, ehe sich der Roboter durch den Akustikvorhang zurückzog.

Anzu ersetzte ihre Beurteilung dieser Kantine als seltsam durch bizarr. Das traf es wohl eher.

Alles in allem mochte sie das Leben in der RAS TSCHUBAI und derzeit in der BJO BREISKOLL – auch wenn sie nicht gedacht hätte, dass sie jemals auf eine derartige Fernreise gehen würde. Die Milchstraße verlassen, um in die Kleingalaxis Cassiopeia zu fliegen, die zu Andromeda gehörte? Undenkbar, eigentlich, und eine solche Reise war den wenigsten Menschen vergönnt.

Aber es passte gut in ihre Biografie, in der sich etliche Undenkbarkeiten stapelten, seit sie zum ersten Mal auf Perry Rhodan getroffen war. Vor einigen Wochen hatte sie ein neues Leben als Beraterin von Kommandantin Ariela Stafoba auf einem Schiff der Explorerflotte im Tannhäusersystem beginnen wollen. Kurz darauf war es ausgerechnet dort zu einem bislang einmaligen, noch unerklärlichen Hyperphänomen gekommen.

Der Weltraum war aufgerissen, eine Öffnung hatte sich aufgetan – die Kluft. Gemeinsam mit einem kleinen Team waren Kommandantin Stafoba und Anzu in diesen Bereich eingeflogen, hatten ein fremdes Raumschiff entdeckt und waren darin auf einige Fremdwesen gestoßen. Drei Überläufer, die berichteten, dass sie zur Besatzung eines mächtigen Fahrzeugs der Chaotarchen gehörten. Dieser Chaoporter namens FENERIK sei in Cassiopeia havariert und stelle eine große Bedrohung dar.

Als wäre das nicht Grund genug für eine Expedition dorthin, hatte Resident Reginald Bull gleichzeitig den Sternenruf vernommen – nur er, niemand sonst; und auch dieses Phänomen wies nach Cassiopeia.

Deshalb war Perry Rhodan mit der RAS TSCHUBAI in diese Zwerggalaxis aufgebrochen. Und wie Perihan Leko es vorhin ausgedrückt hatte, war Anzu im letzten Augenblick vor dem Aufbruch an Bord gekommen, um Teil der Expedition zu werden. Dass dem ein Gespräch mit Rhodan vorausgegangen war, hängte sie nicht an die große Glocke.

*

Drei Wochen zuvor:

»Die drei Überläufer sind erstaunlich, Perry. Ich verstehe sie nicht, aber sie sind wirklich erstaunlich.« Anzu flanierte mit Rhodan durch die Leveck-Road im Osten Terranias, nahe am Stadtrand, wo das Häusermeer in ein naturbelassenes Wüstengebiet überging.

Er hatte sich leicht maskiert, um nicht erkannt und angesprochen zu werden. Normalerweise, so hatte er ihr versichert, tat er das nicht, aber an diesem Tag wollte er seine Zeit erstens Anzu widmen und zweitens die Atmosphäre der Stadt und der Natur ungestört genießen.

»Ich bin froh, dass du nicht in die Falle getappt bist«, sagte er.

»Welche Falle?«

Ein bunt gekleideter Insektoider hastete auf sechs Laufbeinen an ihnen vorbei; nein, korrigierte sie ihren flüchtigen Eindruck, er trug keine Kleider, sondern sein Körperpanzer schillerte in den leuchtendsten Farben. Ob es sein natürliches Aussehen war, oder hatte er sich bemalt?

»Wenn wir Fremdwesen begegnen«, sagte Rhodan, »neigen wir dazu, zu glauben, wir könnten sie von Anfang an verstehen. Ihre Worte richtig deuten, ihre Motivationen nachvollziehen. Dabei vergessen wir allerdings etwas.«

Anzu blieb stehen. Die Straße lief noch etwa 20 Meter weiter, ehe sie endete. Dahinter erstreckte sich das Gestein der ursprünglichen Wüstengegend. Die Luft flirrte über der nahezu flachen Ebene in der Hitze. In einiger Entfernung, vielleicht drei, vier Kilometer vor ihnen, ragte eine grüne Wand auf: ein Wald, vor Jahrhunderten oder Jahrtausenden dort angelegt. Das ganze Gebiet war nicht mehr und nicht weniger als ein Geniestreich klimatischer Kontrolle.

»Erwartest du eine Antwort?«, fragte sie.

»Wie kommst du darauf?«, fragte er zurück.

»Du hast mitten in deinem Vortrag aufgehört. Dabei vergessen wir allerdings etwas. Und?«

»Wir vergessen, dass sie eben genau das sind: fremd. Fremdartig. Dass wir sie nicht automatisch nachvollziehen und verstehen können. Zumindest nicht, bis wir Zeit mit ihnen verbracht und gelernt haben, sie ...«

Rhodan verstummte, als ein ferronischer Adler mit leuchtend weißem Gefieder von der Steinebene heranflog, nur wenige Meter voraus in der Luft stoppte und sich mit ausgebreiteten Schwingen auf den Boden setzte. Er krächzte.

»Dabei kann das Fremde so wunderbar sein«, sagte Anzu. »Gerade, wenn wir es nicht verstehen.«

»Findest du die drei Überläufer wunderbar?«

Sie lachte. »Willst du mir das Wort im Mund herumdrehen?«

»Mich interessiert, was du denkst. Wie du die drei einschätzt.«

»Ich glaube ihnen. Als wir sie in diesem halben Raumschiffswrack gefunden und vor dem Angriff der Laichkangen gerettet haben ... ich zweifle keine Sekunde daran, dass sie wirklich in Gefahr waren. Dass sie verfolgt wurden, weil dieser Chaoporter und seine Besatzung nicht zulassen, dass jemand Verrat begeht.«


Illustration: Dirk Schulz

»Sie sind also echte Überläufer? Sie kehren den Chaotarchen den Rücken zu?«

»Hey, ich habe nur mitgeholfen, sie zu retten.« Anzu hob die Schultern. »Die Lage einschätzen, das überlasse ich anderen. Aber ja, ich persönlich glaube ihnen. Was nicht heißt, dass ich vertrauensselig wäre. Ich würde sie keine Sekunde aus den Augen lassen.«

Rhodan sah zu, wie der ferronische Adler sich wieder erhob, mit wenigen Flügelschlägen dicht über dem Boden dahinraste und in etwa 50 Metern Entfernung niederstieß. Ein kleines, blutiges Pelztier zappelte in seinem Schnabel.

»Der TLD wacht über sie«, versicherte Rhodan. »Und nicht nur er. Leider ergeben die Verhöre nicht viel. Der Einschätzung der Spezialisten zufolge ist es eine Art Mixtur zwischen Sie wollen nicht mehr sagen und Sie können nicht mehr sagen.«

»Und was denkst du?«

Er lächelte. »Ich bin einer dieser Spezialisten. Bei aller Bescheidenheit.« Er deutete in die Steinwüste. »Komm, gehen wir ein Stück!«

Draußen, außerhalb der Grenzen, traf sie die Hitze dieses besonders heißen Frühlings wie ein Schlag. Hatten sie am Ende der Straße, jenseits des letzten Gebäudes, ein Energiefeld passiert, das die Temperaturen in der Stadt senkte, weil dahinter das Klima gesteuert wurde? Es musste wohl so sein, aber sie hatte nichts davon bemerkt.

Wie sollen wir das Unbekannte verstehen, wenn wir nicht einmal den Alltag begreifen?, dachte sie und wunderte sich über sich selbst. Eigentlich schätzte sie sich nicht als besonders philosophisch veranlagt ein.

»Du wirst morgen mit der RAS TSCHUBAI aufbrechen und Cassiopeia ansteuern«, sagte Anzu. »Von allen Orten, die du auf Terra hättest aufsuchen können, bist du ausgerechnet hierhergekommen. In die Ödnis und die Hitze. Warum?«

»Terrania ist seit Jahrtausenden Heimat für mich«, sagte Rhodan. »Und als alles anfing, damals, gab es keine Klimakontrolle, kein von Menschen und von Technologie gesteuertes bequemes Umfeld. Außerdem will ich mich auch an das Karge erinnern. Das Schwere. Diese weite Steinwüste hat etwas grandios Schönes, findest du nicht? Wenn man nicht wüsste, dass man sich nur umdrehen muss, könnte man meinen, man wäre mitten im Nirgendwo. Sobald ich in der RAS TSCHUBAI sein werde, nehme ich Gedanken mit. Und Erinnerungen. Und Fragen. Zum Beispiel nach den drei Überläufern. Und nach dem angeblich havarierten Chaoporter FENERIK und der Gefahr, die von ihm ausgeht.« Er setzte sich auf einen Stein, groß genug, dass Anzu neben ihm Platz fand.

Die Hitze des Gesteins drang sofort durch ihre Kleidung. »Noch einmal – ich glaube ihnen. Sie haben alles riskiert, um aus FENERIK zu fliehen.«

»Du hast mit deiner Paragabe die Öffnung zur Kluft längst gesehen, bevor unsere Technologie darauf aufmerksam geworden ist«, sagte Rhodan.

Aha, dachte Anzu. Der eigentliche Punkt kommt zur Sprache. Deshalb hat er um dieses Gespräch gebeten.

»Ich sehe Dinge, die zu weit weg sind, um sie auf natürlichem Weg wahrnehmen zu können«, sagte sie nachdenklich. »Aber unkontrolliert. Mal passiert es, mal nicht. So funktioniert meine Paragabe nun mal, und genauso war es auch in diesem Fall.«

»Ein Zufall?«, fragte Rhodan.

Nur diese beiden Worte, nicht mehr. Das war jedoch gar nicht nötig. Er brachte damit die ganzen Zweifel auf den Punkt, die Anzu ohnehin in sich trug.

»Vielleicht«, sagte sie.

»Glaubst du es?«

»Das spielt keine Rolle.«

»Dann lass mich es mich anders formulieren. Du weißt, dass es kein Zufall war. Irgendetwas an dem Phänomen hat mit deiner Paragabe korrespondiert, hat sie aktiviert ... was auch immer.«

»Und ehe du fragst, Perry – ja.« Sie stützte beide Ellenbogen auf die Knie und legte das Kinn in die offenen Handflächen. »Ja, ich will wissen, was dahintersteckt. Und ob ich irgendwie auf FENERIK reagieren würde, weil die Kluft zwar von den drei Überläufern, aber mit Technologie des Chaoporters geöffnet worden ist.«

»Also begleitest du mich an Bord der RAS TSCHUBAI und machst die Reise nach Cassiopeia mit.«

»Das sagst du so einfach? Du fragst nicht mal?«

»Muss ich das?«

Sie dachte nach. »Nein.«

»Dann sind wir uns einig.«

»Schon wieder keine Frage.«

»Manche Dinge sind notwendig.« Er sah sie an. »Es liegt an uns, das Beste daraus zu machen.«

*

»Wo waren wir stehen geblieben?«, fragte Perihan Leko.

Anzu schob das halutisch-siganesische Gesöff über den Tisch zu ihr. »Ich glaube, du wolltest mich gerade bitten, dass du einen Schluck ...«

»Träum weiter«, unterbrach Perihan. »Viel eher ging es darum, dass du gar nicht so übel bist. Also zerstör diesen Eindruck nicht.«

»Und davor«, meinte Anzu, »hast du von deiner Ortung erzählt. Etwas im freien All, für das es wohl keine passenden Worte gibt.«

»Ein flüchtiges Phänomen«, sagte die Orterin. »Ich konnte es nicht ganz fassen und rekonstruieren. Ein amorphes Etwas, vage kugelförmig oder ... hm, eher fladenförmig. Oder beides. Die Form hat sich geändert, gut zweihundert Meter im Durchmesser.«

»Eine Wolke aus interstellarem Staub?«, schlug Anzu vor.

»Es passte nicht. Einerseits wirkte es wie ein Lebewesen, aber auch wieder nicht.«

»Ein Lebewesen? Im freien All?«

»Eben«, sagte Perihan. Sie winkte ab. »Es hat sich verflüchtigt. Jedenfalls konnte ich es nicht mehr orten.« Der Armbandkommunikator der Orterin meldete eine eingehende Anfrage. »Tschuldige«, murmelte sie.

Ein kleines Holobild formte sich über ihrer Hand. Es zeigte das Gesicht einer Ferronin, mit blauer Haut und tiefbraunen Augen. Anzu sah sie im Profil, sie selbst befand sich außerhalb des Aufnahmebereichs, den der Kommunikator übertrug.

»Du bist Perihan Leko?«, fragte die Ferronin via Funk.

»Bin ich.«

»Wir haben uns noch nicht getroffen. Ich bin Vahma Spoúr, Chefmedikerin an Bord. Es geht um die vage Ortung, die du vor zwei Stunden gemacht hast. Deine Anwesenheit ist in der Hauptmedostation nötig.«

»Natürlich, aber – wieso? Was könnte ich ...«

»Ich erkläre es dir vor Ort. Komm sofort!«

»Ich brauche zehn Minuten, maximal.« Perihan beendete das Funkgespräch, das Holo erlosch. »Tut mir leid, Anzu. Keine Ahnung, worum es geht.«

»Sie klang jedenfalls besorgt.«

»Ist mir auch aufgefallen.« Perihan stand auf. »Wir sehen uns.« Sie ging durch den Akustikvorhang.

Anzu sah ihr nachdenklich hinterher, wie sie sich an den vollbesetzten Tischen vorbeidrückte. Als sie bemerkte, dass der cheborparnische Robotkellner den Weg zum Separee einschlug, verließ Anzu rasch ihren Platz. Sie hatte keine Lust auf eine neue skurrile Unterhaltung.

Ein wenig neugierig war sie, was die Chefmedikerin wohl an der vagen Ortung interessieren konnte, aber da es sie nichts anging, schob sie die Gedanken daran beiseite. Sie machte sich auf den Weg zu ihrem Quartier.

Noch ehe sie dort ankam, schlug ihr Armbandkommunikator an. Sie hob den Arm, nahm das Gespräch an. »Ja?«

»Du bist Anzu Gotjian?«, fragte die blauhäutige und braunäugige Ferronin, die sie aus dem kleinen Kommunikationsholo anschaute – und Anzu empfand ein nicht gerade geringes Déjà-vu.

»Bin ich«, meinte sie. »Und du bist Vahma Spoúr.«

»Du kennst mich, sehr gut. Es geht um ...«

»... eine ungewöhnliche Ortung durch Perihan Leko.«

»In der Tat«, sagte die Chefmedikerin verblüfft. »Offenbar war der Tipp der Kommandantin richtig, dass ich mich auch an dich wenden soll.«

»Offenbar«, bestätigte Anzu lässig. »Ich bin in wenigen Minuten bei dir in der Hauptmedozentrale.«

»Woher weißt du, wo ...« Vahma Spoúr stockte. »Ach, egal. Ich erwarte dich.«

*

Anzu grinste, als sie die Medozentrale betrat. »So sieht man sich wieder, Perihan.« Ein wenig ernsthafter ergänzte sie: »Vahma, ich bin gespannt, warum du mich gerufen hast.«

»Zunächst«, sagte die Ferronin, »hat mir Perihan berichtet, dass dein Wissensstand alles andere als verblüffend, sondern nur ein Zufall gewesen ist.« Sie war erstaunlich klein, schien jedoch eine energiegeladene Person zu sein. »Ich wäre dir dankbar, wenn du in Zukunft etwas klarer kommunizierst.« Und sie war offenbar ziemlich humorlos.

»Zu Befehl«, sagte Anzu locker. »Aber ernsthaft – worum geht es?«

»Ich habe mich mit der Kommandantin besprochen«, antwortete die Chefmedikerin. »Sie kann nicht hier sein, verfolgt die Sache in diesem Augenblick von der Zentrale aus. Es könnte sein, dass wir in gewaltigen Problemen stecken, ohne es zu wissen. Die Kommandantin meinte, ich soll dich dazuholen, weil du als Spezialistin für besondere Fälle giltst. Und das alles hier ...« Sie deutete auf einen Tisch, der dem Eingang gegenüber am anderen Ende des Raums stand. »... ist speziell.« Sie seufzte. »Spezieller als alles, das mir bislang untergekommen ist.«

Anzu ging dorthin. Auf dem Tisch lag eine breite Schale, über der sich eine filigrane Metallkonstruktion aus etlichen dünnen Stäben erstreckte, die eine nahezu unsichtbare Glas- oder Folienschicht hielt. Darüber wiederum flirrte eine rötliche Energiekuppel.

In dem Gefäß glaubte Anzu drei, nein, vier Tropfen einer schwarzen Masse zu erkennen. »Ein Quarantänefeld?«, vermutete sie.

»Genau das«, sagte die Ferronin. »Aber fangen wir vorne an: bei deiner Ortung, Perihan. In deiner Beschreibung hast du einige Details dieser Wolke genannt. Wenn wir das Phänomen der Einfachheit halber so bezeichnen wollen. Es gab nur geringste metallische Spuren, keine Hyperenergie, nichts Auffälliges. Winzigste Mengen von Kalzium, Magnesium und anderen Mineralstoffen und Spurenelementen von Mangan, Zink und Selen.«

»Ich hätte nicht alles noch aufzählen können«, meinte Perihan, »aber ja, das stimmt wohl.«

»Ganz sicher sogar«, sagte die Chefmedikerin. »Und was ich hier unter dem Quarantänefeld halte, weist keine hyperenergetischen Aktivitäten auf. Jedoch Spuren von Kalzium, Magnesium, Mangan, Zink und Selen. Ihr merkt, worauf ich hinauswill?«

»Woher stammt es?«, fragte Anzu.

»Etwa eine halbe Stunde nachdem die Wolke aus der Ortung verschwunden ist, hat der Bordrechner geringe Mengen fremder Materie auf der Schiffshülle festgestellt. Ein Team ist ausgeschleust, ich war dabei.« Vahma Spoúr ließ sich auf einen Stuhl fallen und rollte auf ihm zum Tisch mit der Schale und dem Quarantänefeld. »BJO hat uns zu der exakten Position gelotst. Wir haben das hier gefunden, isoliert und unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen hierhergebracht.«

Anzu wandte sich der Ferronin zu. »Was hast du herausgefunden?«

»Kurz und knapp und auf den Punkt gebracht: Das Zeug ist vorhanden. Es ist materiell. Das war's.«

»Aber ...«

»Fast. Es lebt nicht. Es ist nicht organisch. Aber es ist ... anders. Fremdartig. Übrigens war das nicht die ganze Masse. LoT untersucht einen Teil in einem Labor mit extremen Sicherheitsvorkehrungen.«

»LoT?«, fragte Perihan.

»Er ist Xenobiologe. Eigentlich lautet sein Name Loscozar Totuyeret.« Die komplexe Silbenfolge kam glatt über ihre Lippen. »Aber wie Cheborparner so sind, kürzt er das gerne ab. Ich erwarte jeden Moment Rückmeldung von ihm.«

Die schwarzen Tropfen lagen bewegungslos am Boden der Schale. Und daran änderte sich auch nichts, als der Alarm erklang.

Perry Rhodan 3103: Angriff des Lichtfressers

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