Читать книгу Jupiter 4: Syndikat der Kristallfischer - Christian Montillon - Страница 5

Splitter

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Deshum Hiacu stürzt, und er fragt sich, warum es ausgerechnet in diesem Moment geschehen muss. Es ist bizarr: Zum ersten Mal durchquert er beim Sturz einen lebendigen Körper.

Eben noch hat sich Errinna nackt unter ihm aufgebäumt. Nun schreit sie auf völlig andere Art.

Deshum fällt durch sie, dann durch die weiche, aufgeplusterte Spielwiese ihres Betts und schließlich durch den Boden ihres Quartiers.

Ich bin nackt, denkt er einen verrückten Augenblick lang, dann rast er einem Teppich entgegen, der zwar flauschig aussieht, aber bei einem Sturz aus dieser Höhe alles andere als weich sein wird.

Deshums Muskeln verkrampfen sich durch einen panischen Adrenalinstoß, doch es gibt keinen Aufprall. Er stürzt weiter, durchdringt auch diesen äußerst soliden, achtzig Zentimeter dicken Metallboden, der für das darunterliegende Quartier die Decke bildet. Ihm wird schwarz vor Augen. Angst schnürt ihm die Kehle zusammen. Seine Blase entleert sich.

Diesmal sieht er einen Roboter. Ein Reinigungsmodell. Direkt unter ihm.

Er fällt durch die Maschine.

Fast.

Dann kommt der Schmerz. Sein rechtes Bein bricht beim Aufprall. Das Knacken ist ohrenbetäubend laut, und von irgendwo rinnt Blut über sein Gesicht.

Deshum atmet ein. Sein Rücken schmerzt, die Lunge scheint zu explodieren. Er hustet und spuckt Blut.

Doch das Schlimmste ist seine Hand. Seine linke Hand. Sie steckt bis zum Gelenk in dem Reinigungsroboter.

Hinter ihm ertönt ein Schrei. Sein Kopf fällt ohnehin zur Seite, und er sieht eine Terranerin.

Was mag sie wohl denken, fragt sich Deshum in einem sonderbar klaren Moment, wenn ein nackter Mann durch ihre Zimmerdecke fällt und mit zerschmetterten Gliedern so liegen bleibt, dass seine Hand mit ihrem Reinigungsroboter verschmilzt?

Endlich flutet eine Welle aus Schmerzen jeden nüchternen und logischen Gedanken hinweg. Wie schön: Dunkelheit. Deshum verliert das Bewusstsein.

Zwei Ebenen über ihrem Geliebten versinkt Errinna Darevin in einem Meer der Agonie. Deshum spürte nichts, als er durch sie stürzte, doch in ihrem Fall ist es völlig anders.

Leichter hyperphysikalischer Reibungswiderstand beim Durchqueren der eigentlich festen Materie hat einen Großteil ihrer Organe verschoben. Eine Ader ist dicht hinter dem rechten Lungenflügel geplatzt. Die Leber ragt in die Wirbelsäule. Aus einem kleinen Riss rinnt Magensäure ins Innere des Leibes. Eine Darmschlinge bildet eine Einheit mit der Milz. Die Luftröhre steckt im Herzmuskel. Die Hände zucken, verkrampfen sich ins Laken. Der Unterkiefer zittert.

Man findet Errinna zur selben Zeit, als ein Mediker ihren Geliebten behandelt, den komplizierten Bruch des Unterschenkels heilt und entscheidet, dass die einzige Möglichkeit, den Patienten zu retten, darin besteht, die mit dem Roboter verschmolzene Hand zu amputieren.

Deshum überlebt tatsächlich, doch Errinna ist zu diesem Zeitpunkt bereits tot. Äußerlich ist sie unversehrt geblieben, aber der Mediker, der die Autopsie leitet, um die genaue Todesursache festzustellen, übergibt sich, als er in ihren verheerten Körper schaut.

Deshum Hiacu und Errinna Darevin konsumieren Tau-acht.

Deshums Uhr tickt noch.

Für Errinna ist die Party an Bord der Faktorei MERLIN endgültig vorüber.

Jupiter 4: Syndikat der Kristallfischer

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