Читать книгу AktenEinsicht - Christina Clemm - Страница 6

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VORBEMERKUNG

Nach den Zahlen des Bundeskriminalamts werden jedes Jahr in Deutschland mehr als 100.000 Frauen* Opfer sogenannter Partnerschaftsgewalt. Circa 15.000 Kinder und Jugendliche werden sexuell missbraucht, circa 75 Prozent sind weiblich. Nahezu 9000 Frauen werden jährlich Opfer von Vergewaltigungen, sexueller Nötigung und sexuellen Übergriffen, mehr als 400 Frauen Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution. Hinzu kommen täglich mehrere Angriffe aus rassistischer, antimuslimischer, antifeministischer oder ansonsten menschenverachtender Motivation auf Frauen. Und dies sind nur die Zahlen der polizeilichen Kriminalstatistiken, also den Verfahren, die angezeigt wurden. Die Dunkelziffer bei diesen Delikten wird erheblich höher eingeschätzt.

Hinter diesen Zahlen stehen Schicksale.

Schicksale von Frauen, die selten Gehör finden.

Seit vielen Jahren arbeite ich als Rechtsanwältin, die unter anderem auf die juristische Bearbeitung von geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Frauen und rassistisch, homophob oder ansonsten menschenverachtender Gewalt spezialisiert ist.

Ich kenne viele Schicksale und unterstütze meine Mandant*innen in häufig äußerst schwierigen Situationen rechtlich. Dabei ist Vertrauen ein wichtiger Bestandteil und Sicherheit.

Deshalb erzähle ich hier Geschichten, die tatsächlichen Ereignissen nachempfunden sind, aber in dieser Form nicht stattgefunden haben. Es geht mir im Kern nicht um den konkreten Einzelfall. Es geht mir darum, strukturelle Probleme dieser Gesellschaft anhand von Geschichten aufzuzeigen, die ähnlich andauernd passieren. Und darum, die tatsächlichen und juristischen Schwierigkeiten bei der Aufarbeitung aufzuzeigen.

Dieses Buch soll den Blick auf die betroffenen Frauen lenken, ihre Schicksale und ihren Kampf.

Es soll Anstoß geben, endlich gesamtgesellschaftlich das Massenphänomen der geschlechtsspezifischen Gewalt gegen Frauen zu bekämpfen.

Aber auch Zuversicht, dass es sich lohnt.

* Wenn ich von Gewalt gegen Frauen schreibe, verstehe ich (die Bezeichnung) Frauen nicht im zweigeschlechtlichen Sinn, sondern schließe hier Cis-Frauen, Trans-Frauen und sich selbst als nicht binär verstehende Personen ein. Denn genderspezifische Gewalt richtet sich gegen alle, die als Frauen wahrgenommen werden beziehungsweise die die zweigeschlechtliche Ordnung stören.

AktenEinsicht

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