Читать книгу Die Reise der kleinen Mara - Christina Homberg - Страница 4

Mara’s Reise beginnt

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Mara schließt die Haustür vorsichtig hinter sich und geht die erste der langen Steinstufen, die sich vor dem Haus befinden, hinunter. Sie stolpert und fällt. Die Hände tun weh, das Knie brennt. Sie steht langsam auf und schaut hinunter. “Autsch”, sagt sie leise.

Ein kreisrunder roter Fleck der langsam anfängt zu bluten, ist auf ihrem rechten Knie. Tränen kommen ihr und sofort klingelt sie an der Tür, damit ihre Mutter öffnet. Mara’s Mama schaut sie an: “Oh je“, sagt sie, streicht ihr über den Kopf und geht sofort mit ihr ins Badezimmer, um sie zu verarzten.

“Bin gestolpert“, sagt Mara mit etwas verzerrtem Gesicht, als ihre Mutter die Wunde desinfiziert und mit einem Pflaster verziert. Tapfer springt Mara gleich wieder auf, sagt “Danke” und rennt wieder hinaus. Sie möchte unbedingt noch draußen spielen. Es ist so ein schöner warmer Tag. Sie schließt die Haustür hinter sich, geht langsam die erste Stufe hinunter. Ha, geschafft denkt sie sich und springt unbekümmert die Treppe hinunter. “Autsch”! Sie liegt schon wieder. Diesmal hat es das andere Knie erwischt. Mara weint, etwas mehr vor Wut, als vor Schmerz, obwohl es schon sehr weh tut. Sie klingelt wieder an der Haustür. Ihre Mutter macht auf, schaut und sagt:” Meine Güte, du kleiner Tollpatsch, wie hast du das denn angestellt?” Mara sagt nichts und geht gleich schweigend ins Badezimmer, wo ihre Mutter dasselbe noch mal mit ihrem linken Knie macht.” Darf ich trotzdem noch raus?” fragt Mara leise.

Mara’s Mama schaut etwas grimmig und Mara weiß das sie sehr vorsichtig fragen muss, um noch mal raus zu dürfen. “Nun gut“, sagt sie, “aber pass diesmal wirklich auf.” Mara springt wieder auf und rennt zur Haustür. “Aufpassen, habe ich gesagt! “schreit ihre Mutter ihr hinterher. Mara schließt die Haustür und steht vor den sieben langen Steinstufen, die den Hausweg hinunter gehen. “So, jetzt aber” - denkt Mara sich und geht langsam und konzentriert die Stufen hinunter. “Geschafft”, sagt sie leise zu sich. Jetzt muss sie nur noch um die Ecke den Steinweg hinauf zur Wiese und dann kommt schon der Wald. Sie geht um die Ecke auf dem Steinweg. “AUTSCH!”, sie ist schon wieder hingefallen! Sie spürt einen stechenden Schmerz, viel schlimmer als die beiden Male zuvor. Ihr wird richtig übel. Diesmal muss Mara kräftig weinen, denn sie ist mit ihrem Knie auf einen spitzen Stein gefallen. Sie hat ein kleines, tiefes Loch, das wahnsinnig blutet und sie hat das Gefühl, sie kann nicht mehr auftreten. Sie schafft es unter Tränen aufzustehen und geht den langen Weg auf den Steintreppen wieder hinauf zum Haus. Nicht nur, dass sie wahnsinnige Schmerzen hat, ihre Nachbarin schaut am Fenster zu und schüttelt nur den Kopf. Mara fühlt sich in diesem Augenblick so gedemütigt. Sie möchte sofort hier verschwinden. Anstatt, dass die Nachbarin Mara hilft, schaut sie ihr nur zu, mit einem Blick als wolle sie sagen: Du bist einfach nur dumm.

Da schaut Mara’s Mutter aus dem Fenster. Sie macht Mara die Tür auf und sagt laut und genervt: ”Mara, kannst du mit deinen vier Jahren immer noch nicht vernünftig laufen?” Na toll, denkt sich Mara, Mama gibt mir auch noch das Gefühl, wie diese Nachbarin. Unter Tränen geht sie ins Haus. Trotz ihrer kurzen Bemerkungen wie, ” Wie kann man nur dreimal hintereinander hinfallen oder Laufen muss man lernen“, verarztet ihre Mutter Mara vorsichtig und liebevoll. Ihre Mutter war heute nur nicht so gut gelaunt. Das hat sie schon mal, weiß Mara und sieht immer darüber hinweg. Denn, sie weiß, wie sehr ihre Mutter sie liebt. Sie spürt es einfach.

Sie weiß, dass sie heute nicht mehr raus darf. Was sie allerdings auch nicht mehr will, denn ihr Knie tut wahnsinnig weh. Ihre Mutter legt Mara ins Bett und sagt: “Für heute ist Schluss, du bleibst im Haus.” Ihre Mutter verlässt das Zimmer. Mara weint leise vor sich hin, denn ihr Knie schmerzt immer noch sehr und wütend ist sie auch. Wieso musste sie dreimal hintereinander hinfallen? Ist wirklich zu blöd. Dabei hatte sie sich so sehr gefreut im Wald zu spielen. Vor lauter Weinen und Grübeln schläft Mara erst einmal ein. Das Schlafen hat gut getan, das Knie hat sich beruhigt und Mara geht es schon viel besser. Sie steht auf und setzt sich ans Fenster. Die Sonne scheint und es ist wunderbar mild und warm draußen. Wie gerne wäre sie jetzt draußen Spielen. Sie schaut weiter aus dem Fenster, als ein Sonnenstrahl auf die Wiese fällt. Das grüne Stück Gras leuchtet so wunderbar, dass Mara gar nicht aufhören kann, dort hin zu schauen. Es schimmert und glänzt in allen Farben und dieses Leuchten scheint immer größer zu werden. Als würde es sich zu einer großer Kugel formen. Sie sieht etwas Flattern, in dieser Kugel. Ein Schmetterling? Mara kann es nicht erkennen. Sie konzentriert sich schärfer hin zu schauen, da wird das Licht so hell, dass sie die Augen schließen muss. Und auf einmal ist Mara ganz wo anders. Was ist denn jetzt los? Sie ist an einem anderen Ort. Wie ist sie denn nur hierher gekommen? Sie steht auf einer wunderschönen grünen Wiese, auf der wilde Blumen wachsen. Alles riecht so gut, nach frischem Gras und wild wachsenden Blumen, in vielen verschiedenen Farben, Rosa, Blau, Gelb, Orange, Magenta, Rot und Violett. Diese Farben hat Mara vorher noch nie gesehen. Eine Holzhütte steht dort, mit einer Terrasse vor der Hütte. Auf der Terrasse steht ein Stuhl, angelehnt an die Hütte. Links, rechts und hinter der Hütte ist ein Wald, der leicht bepflanzt ist. Es stehen dort Fichten, Eichen und Birken. Mara geht vorsichtig in die Hütte hinein. Niemand da. Die Hütte ist sehr klein, gerade mal für eine Person. Es steht ein Bett in einer Ecke, daneben ein kleines Waschbecken. Ein Tisch mit einer kleinen Eckbank und ein Stuhl davor. Ein Holzofen und ein kleiner offener Kamin. Mara steht mit offenem Mund da und traut sich nicht ein Wort zu sagen. Sie kann gar nicht glauben, was sie da sieht. Auch in der Hütte riecht es so wunderbar nach frischem Holz. Wer hier wohl wohnt, denkt Mara sich. Sie geht wieder aus der Hütte hinaus und sieht eine große Wiesenlandschaft vor sich. Etwas weiter links steht ein wunderschöner, großer Kirschbaum, der gerade blüht. Mit seinen weißen und rosafarbenen Blüten sieht er aus, als wäre er mit tausenden von Schmetterlingen besetzt. Weiter weg gibt es eine kleine Anhöhe. Mara läuft zur Anhöhe, um zu sehen was es dort gibt. Dort angekommen bleibt ihr fast das Herz stehen. So etwas Schönes hat sie noch nie gesehen.” Wauw“, schießt es aus ihr heraus. Sie blickt über einen wunderschönen silberfarbenen großen See. Er schimmert so sehr, dass es fast aussieht, als tanzt dort etwas. Hinter dem See schaut man auf riesige Berge, die oben mit Schnee bedeckt sind und ebenfalls so schimmern, als wären sie mit Diamanten bedeckt. Rechts und links vom See stehen viele Bäume. Rehe stehen auf einer Seite des Sees und trinken etwas Wasser. Ein lauter Schrei ertönt vom Himmel und Mara entdeckt einen Adler, der über dem See seine Runden kreist.

Von der Anhöhe geht man wieder ein paar Schritte hinunter, dann ist man am See. Erst jetzt entdeckt Mara etwas rechts unten am See einen offenen Pavillon stehen. Er ist ganz weiß,und an zwei Säulen des Pavillons wachsen wunderschöne rosafarbene Blumen die Säulen hinauf. Sie geht hinunter zum Pavillon und setzt sich hinein. Mara fühlt sich wie eine kleine Prinzessin. Sie kichert und sagt:” Jetzt fehlt nur noch der Tee.” Sie ist so aufgeregt und gleichzeitig beeindruckt, wie schön es hier ist. Wo ist sie denn hier? Träumt sie? Ob hier jemand wohnt? Sie schaut in die Umgebung, als sich auf einmal ein Vogel auf ihre Schulter setzt. Mara zuckt zusammen und ist ziemlich überrascht. Es hat sich noch nie ein Vogel auf ihre Schulter gesetzt. Ehrfürchtig und ganz leise sagt Mara “Hallo” zu dem Vogel. Der Vogel flüstert Mara ins Ohr: ”Du wohnst hier”.” Ich?” fragt Mara.” Ja, das ist dein Ort“, sagt der Vogel.” Dein Ort, an dem du dich zurückziehen kannst, um alle Antworten auf deine Fragen zu bekommen, die dir die Erwachsenen nicht geben können. Du findest sie alle hier, und du kannst jederzeit hierher kommen, wann immer du willst.” “Mein Ort”, sagt Mara erstaunt.” Ich weiß doch gar nicht wie ich hierher gekommen bin. Wie soll ich das je wieder finden?” “Oh, das ist leicht“, zwitschert der Vogel. “Jetzt weißt du, wie es hier aussieht, du musst nur die Augen schließen, daran denken und es dir wünschen, dann bist du schon da.”” Wirklich?” fragt Mara erstaunt. Sie kann gar nicht glauben was da gerade passiert. Ein Vogel spricht mit ihr und sie versteht auch noch was er sagt. Und das soll alles ihr gehören?

“Hm, ich weiß gerade nicht ob ich mir das alles ausmale“, redet Mara mit sich selbst. Wenn sie das ihrer Mutter erzählt, wird sie wahrscheinlich sagen, dass Mara nicht so einen Blödsinn erzählen soll und nicht immer soviel fantasieren solle. Obwohl, wenn ihre Mutter richtig gut gelaunt ist, liebt sie Mara’s Geschichten und hört ihr aufmerksam zu. Sie schaut danach zwar immer so, als hätte Mara eine blühende Fantasie, doch das stört Mara nicht. Sie hat ihr zugehört, das ist das Wichtigste.

Der Vogel fliegt vor ihrem Gesicht herum. “Denk nicht so viel! Fühle mit dem Herzen.” Er schimpft sie regelrecht aus. “Du denkst viel zu viel. Wie alt bist du, dass du schon so viel denkst?”” Ich bin vier”, sagt Mara. “Was meinst du damit, fühle mit dem Herzen?” ” So wie du es immer tust, wenn dir jemand begegnet“, antwortet der Vogel. “Du spürst, wie derjenige sich gerade fühlt. Das ist Fühlen mit dem Herzen. Wenn du im Innern genau weißt, was richtig für dich ist, auch wenn es die anderen nicht sehen, oder meinen es wäre etwas anderes gut für dich”. Mara erschrickt ein wenig. Woher weiß der Vogel, dass sie so fühlt, wenn ihr jemand begegnet? Ihre Mutter meint immer sie bildet sich das ein. Der Vogel fliegt ihr schon wieder vor dem Gesicht herum. “Du denkst schon wieder so viel“, brummt er.” Du bildest dir das nicht ein. Lass die Erwachsenen reden, sie wissen es nicht besser. Das was du hast, nennt man eine Gabe. Egal was alle anderen meinen, du bist nicht verrückt.” Mara ist verwirrt. Sie soll ihre Eltern einfach reden lassen und ihnen nicht mehr glauben?

Aber es sind doch ihre Eltern, die sie liebt und die immer für sie da sind. Und was ist eine Gabe? Das was sie fühlt ist nicht verrückt? Aber warum verneinen dann immer alle ihre Vermutung, wenn Mara diejenigen darauf anspricht? Sie versteht gerade überhaupt nichts mehr. Der Vogel fliegt schon wieder vor Mara’s Gesicht herum. “Ja ich weiß“, antwortet Mara schnell. “Ich verstehe aber gerade überhaupt nicht wovon du redest. Mein Kopf fühlt sich an, als platzt er gleich. Was meinst du damit, das ist meine Gabe? Und warum soll ich meinen Eltern nicht glauben?” fragt Mara etwas wütend. “Und wieso soll ich dir glauben? Ich bin mir ja noch nicht mal sicher ob du echt bist.” Mara ist einfach nur verwirrt. Sie hat Tränen in den Augen und möchte am liebsten von dort weglaufen. Doch ein Teil von ihr ist auch einfach neugierig und möchte wissen, was der Vogel damit gemeint hat. “Wie heißt du eigentlich?” fragt Mara. “Heißen?” erwidert der Vogel. “Ach ja, ihr habt ja für alles Namen. Namen wie ihr sie habt, gibt es bei uns nicht. Es sind Schwingungen, die in eurer Sprache schlecht auszusprechen sind.” Mara runzelt die Stirn, schon wieder etwas, was sie nicht versteht. Der Vogel schaut sie an und merkt ihre Verwirrung. “Vergiss was ich gesagt habe, das erkläre ich dir später mal.”

Der Vogel flattert vor ihrem Gesicht herum, Mara meint zu sehen, dass er sich irgendwie anstrengt.” Mein Name ist Fips“, sagt er.” Fips, hi, hi“, kichert Mara.” Na, den Namen kann ich mir gut merken. Der ist lustig, das passt zu dir.”


“Mara, entschuldige, wenn ich dich verwirrt habe. Ich wollte dich auch nicht verletzen. Also, du möchtest wissen, was eine Gabe ist. Jeder Mensch kann irgendetwas Spezielles. Der eine kann gut singen, oder tanzen, musizieren, oder sehr gut malen. Wieder ein anderer kann Dinge sehen, die sonst niemand sehen kann und wieder andere können Gefühle von anderen Menschen wahrnehmen, manche nur von einzelnen, manche von vielen Menschen auf einmal. Verstehst du ungefähr was ich dir sage?” Mara nickt. “Du gehörst zu den Menschen, die Gefühle von einzelnen Menschen wahrnehmen. Wenn jemand einen Raum betritt, weißt du, wie derjenige sich gerade genau fühlt. Das ist deine Gabe. Höchstwahrscheinlich kannst du auch etwas sehen, was dir aber nicht bewusst ist. Viele Erwachsene haben ihre Gaben verloren, da sie schon von ihren Eltern nicht wahrgenommen wurden. Alles was man nicht logisch erklären kann, wird für unsinnig erklärt. Ich weiß nicht warum“, seufzt Fips, ” aber ihr Menschen seid so“. Und ich glaube du hast das schon oft selbst erlebt. Wenn du jemanden darauf ansprichst, wie er sich gerade fühlt, ist dieser Mensch sehr überrascht und streitet wahrscheinlich ab was du ihm erzählst. Deswegen meine ich sollst du den Erwachsenen nicht alles glauben. Dazu gehören auch deine Eltern. Sie sind deswegen nicht weniger für dich da, sie haben allerdings vergessen was ihre Gaben sind, und können sich manchmal nicht vorstellen, dass das wahr ist, was du erzählst. Kannst du das verstehen?” “Ja, das verstehe ich, das passiert mir jeden Tag mindestens zweimal.” Fips und Mara schauen sich an und fangen laut an zu lachen.

Mara läuft aus dem Pavillon über diese wunderschöne bunte Wiese, bis sie wieder an der Hütte ist. “Es ist so schön hier“, schreit sie laut und lässt sich auf dem einzelnen Stuhl nieder, der auf der Terrasse vor der Hütte steht. “Denk daran Mara, du kannst jederzeit hierher zurückzukommen, du musst nur fest daran denken” flüstert Fips ihr ins Ohr. Mara ist völlig erschlagen von all den Eindrücken und dem Gespräch mit Fips. Irgendwie reicht es ihr und sie möchte gerne in ihr Zimmer zurück. “Fips, wie komme ich denn wieder in mein Zimmer zurück? “ “Oh, das ist genau so einfach wie du hergekommen bist, einfach daran denken.” Mara möchte sich gerade von Fips verabschieden, als sie die Stimme ihrer Mutter hört. Es hört sich an, als schreie sie aus dem Flur, vor ihrem Zimmer. “Mara! Mara, warum antwortest du nicht!” Die Tür geht auf und ihre Mutter kommt herein. Mara erschrickt so sehr, dass ihr Körper einmal zusammen zuckt und sie von der Fensterbank, herunter fällt. “Autsch!” Schon wieder auf ihr Knie. Es tut wieder höllisch weh. Für eine Sekunde denkt sich Mara: komisch vorhin tat mir mein Knie überhaupt nicht weh. Hatte ich überhaupt Pflaster?

“Mara, träumst du schon wieder? Meine Güte, was ist den heute mit dir los?”

















Die Reise der kleinen Mara

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