Читать книгу Miro - Christina Hupfer - Страница 7

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Senf! Eine angebrochene, halb ausgequetschte verschmierte Tube. Sie registrierte es eher beiläufig als sie die angebissenen Reste ihres Abendbrots wieder in den Kühlschrank packte. Seit Tagen war sie wie betäubt, funktionierte nur noch. Doch diese Tube! Ihr Herz klopfte plötzlich wie verrückt. Sie schnappte sich ein Stück Wurst und etwas Brot, drückte eine ordentliche Portion Senf auf ihren Teller und verspeiste alles bis auf den letzten Krümel. Und sogar mit etwas Genuss.

•••

„Sieh dir an! Was ich soll mit der! Morgen kommt Kunde, dem ich habe versprochen. Fast wie neu. Lange Beine, Haare und Gesicht wie Schneewittchen!“

Der Mann, den sie Chef nannten tobte so laut mit Karel, dass man es auch durch die gepolsterte Tür hätte hören können, wenn sie nicht nur angelehnt gewesen wäre.

„Und wie sieht jetzt aus? Schaff weg! Und schau, wer von Mädchen kann übernehmen. Provision du kannst vergessen!“

Befriedigt betrachtete sich Miroslava in dem kleinen Taschenspiegel während sie dem Gebrüll lauschte. Leuchtend rote Pusteln bedeckten ihr Gesicht und einige davon begannen bereits zu eitern. Sie hätte nie gedacht, dass sie einmal über diese Allergie, die sich vor langer Zeit beim Verzehr von Baba Doras Lieblingsgewürzpaste herausgestellt hatte, so froh sein würde. In diesem Zustand würden die feinen Herren sie nicht mal mit Handschuhen anfassen!

Ihre Hand tastete dankbar nach der kleinen Senfportion in ihrer Hosentasche. Die Beutelchen hatte sie bei ihrer gründlichen Suche im Kühlschrank auch noch gefunden. Sie waren nicht ganz so auffällig wie die dicke Tube, und sie würden hoffentlich bei niemandem einen Verdacht aufkommen lassen. Bald wäre sie vielleicht schon wieder auf dem Weg nach Hause. Sie würde nie wieder weg wollen. Nie, nie wieder! Und die Männer konnten ihr alle gestohlen bleiben, auch Marek. Es tat so weh. Ob er das gewusst hatte? Ob er sie wissentlich ausgeliefert hatte?

•••

Der alte Bus rumpelte durch die Nacht, und die Köpfe ihrer müden Leidensgenossen schwankten in seinem Rhythmus. Regen prasselte gegen die Scheiben, und der Wind blies ihn in Schlieren davon. Im Scheinwerferlicht des Gegenverkehrs erkannte sie abgeerntete Felder und Wiesen, die dunkle Silhouette eines Waldes, eines einzelnen Baums, und ab und zu blinkte ein freundliches Licht aus einem einsam stehenden Haus. Dann wurde es hell. Menschen unter nass glänzenden Schirmen eilten durch erleuchtete Strassen ohne die bunten Auslagen in den Schaufenstern zu beachten. Drängten sich in Hauseingängen oder verschwanden mit kräftigem Schütteln in einladenden Türen.

Ihre Wange lehnte am kühlen Glas, auf dem ihre Tränen, vermischt mit Zinksalbe, einen schmierigen Film hinterließen. Sie befühlte die juckenden Stellen und wünschte, die Senftherapie langsam beenden zu können. Aber bei der gestrigen unwürdigen abendlichen Untersuchung, um festzustellen, ob sie auch ja jeden Cent der erbettelten Beute abgeliefert hätten, hatte sie den anzüglichen Blick ihres Kolonnenführers aufgefangen, und es schauderte sie noch immer.

Es müsste doch reichen, dass sie sich bemühte, alles andere als attraktiv auszusehen. Ungewaschene lange Haare über dem wunden Gesicht, die Kleider wie aus dem Altkleidersack gezogen. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass irgendjemand an so etwas Gefallen finden konnte.

Wie sollte sie dieser Hölle nur wieder entkommen? Sie hatten ihr unmissverständlich klargemacht, dass sie eine horrende Summe abzuarbeiten hätte. Der Flug, die Unterbringung, auch die in diesem hässlichen Schuppen, in den sie von nun an jeden Abend gebracht wurden, das Essen. Es wurde jeden Tag mehr. Sie hatte keine Papiere. Die lagerten zum Schutz vor der ‚schlimmen Stadt‘ noch immer im Safe in Berlin.

Als diese widerlichen Menschen festgestellt hatten, dass sie ihnen mit ihrem entstellten Gesicht kein Geld bringen würde, hatten sie sie kurzerhand Wladimir ausgehändigt. Der hatte gerade in dieser riesigen Stadt eine Truppe armer Teufel für seine Bettlerkolonne zusammengetrieben, die im Süden Deutschlands operieren sollte. In welcher Ecke der Welt hatten die eigentlich nicht ihre schmutzigen Finger? Ravensburg stand auf dem Ortsschild, an dem sie nun jeden Tag vorüber fuhren. Die Stadt der Spiele wäre das, hatte jemand zu ihr gesagt. Ha! Es war ein übles, chancenloses Spiel, das das Leben hier mit ihnen spielte. Tag für Tag mussten sie dieser unwürdigen ‚Arbeit‘ nachgehen, und wenn sie nicht genug ‚verdienten‘ mit Schlägen und Schlimmerem rechnen. Aber auch wenn jemand von ihnen ohne Ausweis flüchten und eventuell untertauchen könnte. Ihre Wärter würden sich an den Familien bitter rächen.

„Haben dich in Netz, kleiner Vögelchen. Musst mitsingen. Sonst wir holen vielleicht kleine Kind von Verwandte. Bringt viel Geld.“ Der faulige Atem des Mannes, dem sie nicht ausweichen konnte, ließ sie in Hoffnungslosigkeit erstarren. „Ist überhaupt gute Idee!“ Wenn sie Wladimir in seiner neuen billigen Trainingshose und der imitierten Lederjacke auch nur näher kommen sah, wurde ihr schlecht. Wie immer sie auch in schlaflosen Nächten hin und her überlegte: sie fand keinen Ausweg. Wie oft schon hatte sie in der öffentlichen Toilette gesessen und sich vorgestellt, einfach dort sitzen zu bleiben oder in eine andere Richtung davonzulaufen. Und doch zog es sie unbarmherzig immer wieder zurück. Sie zappelte im wahrsten Sinne des Wortes in einem Netz aus Drohungen, Verantwortungsgefühl und Scham.

Sie dachte an den Brief, den sie heute in die kleine Plastiktüte gesteckt und in einer Ritze der Mauer versteckt hatte. Mama, Papa, ich kann nicht mehr. In der kleinen Mauer um eine grüne Insel vor einem Einkaufszentrum, an der man sie seit einigen Tagen, Gott sei Dank, wieder zum Betteln ausgesetzt hatte. Der Mauer, in der in einer anderen Ritze das Geld steckte, das sie immer wieder heimlich von ihren Einnahmen abgezweigt hatte. Viel war es nicht, aber wenigstens eine kleine Hoffnung, und besser als Nichtstun. Genauso eine kleine Gegenwehr wie ihre recht guten Deutschkenntnisse. Die hatte sie instinktiv verschwiegen. Wehmütig dachte sie an Baba Dora. Wenn sie von ihren Eltern zum Helfen dort hin geschickt wurde — sie war ja nicht immer nur am Streunen — hatte sie mit ihr begeistert deren heimatliche Lieder gesungen. ‚Sah ein Knab ein Röslein stehn‘ beim Beeren pflücken. Das Lied von der Bachforelle beim Wäsche aufhängen. ‚Am Brunnen vor dem Tore‘ abends auf der Bank vor dem kleinen Haus. Sie hatte von ihr die Übersetzungen wortwörtlich gelernt und ab und zu in dem Kirchen-Gesangbuch der alten Frau geblättert, und sich gefreut, wenn sie ein Wort davon wiedererkannt hatte. Und Baba Dora hatte gegluckst vor Vergnügen wenn sie ihr auf Deutsch eine Gute Nacht und ‚So manchen süßen Traum’ gewünscht hatte. In der Schule hatte sie weitergelernt, und in ihrer kurzen Zeit im Reisebüro war ihr das sehr zugute gekommen. Für normale Unterhaltungen taugte das also durchaus, und in Gedanken übte sie, was sie der Polizei sagen würde. Sagen wollte!

Aber unter ihren Leidensgenossen im Bus saß einer der das auch versucht hatte. Wladimir hatte ihm vor kurzem ein Foto seines Kindes in die Hand gedrückt, aber erst nachdem er es ihnen allen mit einem bösen Leuchten in den Augen gezeigt hatte. Das Bild eines Kindes in einem Krankenhausbett. Nur ein trauriges Auge schaute den Betrachter an. Das andere war von einem dicken Verband bedeckt. Und sie wusste, sie würde es nicht wagen.

Nein, das Einzige wozu im Moment ihre Sprachkenntnisse dienten war dass sie sehr gut verstand, wenn sich die Leute abfällig über sie äußerten. Sie schämte sich so sehr, zog ihr Taschentuch heraus und schnaubte in den bereits durchweichten Stoff. Vielleicht kam morgen wieder der alte Mann vorbei, der sich nicht zu schade war, sich auf die Mauer neben sie zu setzen um sich mit ihr zu unterhalten. Es tat gut, einmal nicht als Einzige den verlegenen, missbilligenden, manchmal auch mitleidigen Blicken der vorbei hastenden, rechtschaffenen Bürgern dieser Stadt ausgesetzt zu sein. Vom Aussehen her passte er natürlich auch eher zu ihr. Seine strähnigen grauen Haare hatte schon lange kein Friseur mehr berührt. Dafür hielten sie guten Kontakt zu dem abgewetzten Kragen seiner zerschlissenen Steppjacke unter der sich ein geflickter Pullover über einem ansehnlichen Bauch spannte. Hose und Schuhe hatten auch schon ein intensives Leben hinter sich, und sie wollte gar nicht wissen, was sich in seinem gestopft vollen, abgenutzten Rucksack befand. Aber in seinem bärtigen Gesicht leuchteten ein Paar mitfühlende Augen, und sein Begleiter, ein braunschwarzer Hund mit wuscheligen Ohren, weißen Vorderpfoten und einem hinreißenden Lächeln, hatte ein gepflegtes seidiges Fell.

„Darf ich mich vorstellen? Johannes, mein Name“, hatte er sich förmlich vorgestellt, als er ihr das erste Mal begegnet war. „Und das ist Rumo, mein bester Freund. Dürfen wir uns zu Ihnen setzen?“

„Bitte ich sehr. Ich, Miro...“ Ein Impuls zwang sie dazu ihren Namen zu kürzen. Sie war nicht mehr die kleine unbedarfte Miroslava. Sie wollte auch nicht mehr Milava oder Slavenka genannt werden. „Ich heiße Miro. Und ich bitte darum.“

Rumos Schwanz wedelte heftig, und seine Schnauze nahm begeistert Witterung auf. Von ihr und vom Inhalt des Rucksacks.

„Geh hin und iss dein Brot mit Freude, trink deinen Wein mit gutem Mut; denn dies dein Tun hat Gott schon längst gefallen“, hatte Johannes deklamiert, seinen Proviant ausgepackt und auch ihr davon angeboten.

Tage später hatte sie ihren Kolonnenführer, diesen unsäglichen Wladimir, inständig gebeten sie nicht mehr vor dem Einkaufszentrum abzusetzen. Die sicherste Methode, doch wieder hier zu landen. Sie musste lächeln als sie daran dachte, wie oft schon Johannes und Rumo vorbeigekommen waren und ihr Gesellschaft geleistet hatten. Sie teilten immer ihr Vesperbrot mit ihr und lasen gemeinsam die Schlagzeilen der Zeitung, in die es eingepackt war. Mit seinem Mobiltelefon, das seltsam unpassend in seinen knorrigen Händen wirkte, fand ihr neuer Freund die Möglichkeit, ihren fehlenden Wortschatz zu erweitern, und so konnten sie sich gemeinsam über eine aus den Fugen geratene Welt wundern:

IST BORIS TATSÄCHLICH PLEITE?

...gestern noch Millionär, heute Bettler...

NICHT NUR DAS KLIMA SPIELT VERRÜCKT.

...aber alle stecken den Kopf in den Sand...

„JAKOBSPILGERN, DER NEUE HYPE?“

...eine Muschel schafft Verbindungen...

EIN JAHR IM OUTBACK

...Jobs für Rucksacktouristen schlecht bezahlt...

JOGGERIN SPURLOS VERSCHWUNDEN

...sind unsere Frauen nicht mehr sicher...

„REGIERUNGSPUZZLE IN BERLIN“

...Die Lachnummer einer untergehenden Kultur...

„KEINE CHANCE FÜR ARME TEUFEL“

...Ausgelutscht, Ausgemustert, Obdachlos...

Auch Johannes schien irgendwie durch die Maschen der „normalen“ Gesellschaft gefallen zu sein. Er hatte zu allem ziemlich schräge Ansichten. Sie dachte zwar nicht, dass er wohnsitzlos war. Er wirkte nicht verwahrlost. Aber er hatte offensichtlich eine Abneigung gegen geschlossene Gebäude. Er erklärte ihr, ein Mensch müsse immer in der Lage sein, jederzeit und überall sein Lager aufschlagen zu können. Er jedenfalls sei für alles gerüstet und wies auf seinen zum Platzen gefüllten Rucksack.

Über ihr eigenes Problem konnte sie nicht reden. Sie brachte es nicht fertig, und er überging das feinfühlig. Aber sie durfte von seinem Handy zuhause in Panjagurtschik anrufen. Dankbar hatte sie dabei Johannes angeschaut und Rumo das Fell im Nacken gekrault. Im dem Moment hatte sie jedenfalls nicht gelogen als sie sagte es ginge ihr sehr gut.

Heute kamen die beiden wohl nicht vorbei. Seit Stunden saß sie schon vor ihrem Becher, aber die Einnahmen waren spärlich. Kein Tag, der die Leute mitleiden ließ. Er war einfach zu schön. Nach den vergangenen herbstlich trüben Tagen schien die Sonne von einem strahlend blauen Himmel. Das Blätterdach über ihr spendete willkommenen Schatten. Sie schloss die Augen, lehnte sich an den warmen Baumstamm und versuchte nicht daran zu denken, wie Wladimir wegen der geringen Einnahmen wieder toben würde. Was er sich wieder Perfides für sie würde einfallen lassen. Als ob dieser Tag hinter seinem freundlichen Gesicht nicht schon genug Schreckliches gebracht hätte. Was hatte wohl dieser fremde Mann verbrochen, den sie heute Morgen totgeschossen hatten?

Sie war nochmals ins Haus zurückgelaufen, angeblich, um dringend die Toilette aufzusuchen. In Wahrheit war sie sich nicht mehr sicher gewesen, ob sie ihre Senftube unsichtbar verstaut hatte.

„Das dir könnte so passen!“ Die zischend hervorgestoßenen Worte erschraken sie zu Tode, bis sie merkte, dass sie nicht ihr galten. Gerade noch rechtzeitig konnte sie sich in einer Nische hinter der Küchentür verbergen, um einer gefährlichen Begegnung zu entgehen. In den Sätzen, die zornig dort drin gewechselt wurden, lag eine tödliche Wut. Der arme Kerl, den Wladimir und ein hochgewachsener Mann in einem eleganten Anzug gleich darauf an den Beinen voran über die Hintertür nach draußen zogen, hatte diese nicht überlebt. Die kleine Waffe, deren leises aber explosives ‚Plopp‘ ihn getötet hatte, war dem Schützen bei der Aktion aus der Hand gefallen, und zu ihrem Entsetzen direkt vor ihr Versteck gerutscht. Mit zitternden Händen hatte sie sie mit Hilfe eines Küchentuchs gepackt und auf dem Weg nach draußen einfach hinter ein lockeres Wandpaneel im Hausgang gestopft. Und noch bevor Wladimir wieder aus dem Haus gestapft kam, übler als sonst gelaunt, saß sie eingeschüchtert auf ihrem Platz im Bus. Das Telefonat, das Wladimir kurz darauf, offensichtlich mit dem Anzugträger, führte, hatte sie zusätzlich verstört:

„... wird sein runtergefallen, vielleicht unter Schrank gerutscht.“

„....“

„Ja, Chef, werde ich schauen. Fahre ich wenn Leute an Platz gleich zurück und bringe ‚Problem’ weg. In sein Auto.

„...“

„Ja, Chef. Suche ich gründlich. Verspreche ich.“

„...“

„Nein, nein, Chef. Nicht brauchen Angst haben. Waren die alle schon in Bus. Niemand hat gemerkt was.“

„...“

„Ja, gebe ich Nachricht, wenn ok alles.“

Da sie unmittelbar schräg hinter ihm saß, hatte sie auch die gemurmelten, aufgebrachten Worte nach dem Ende des Telefonats verstanden:

„Ja, Chef. Nein, Chef. Immer wenn hat Scheiße gebaut, Wladimir muss ausbaden.“

Aber die Pistole kann er lange suchen, dachte sie trotz ihres unkontrollierten Bebens ein wenig boshaft.

Sie versuchte die fürchterliche Erinnerung an diese morgendliche Beobachtung abzuschütteln. Vielleicht bekomme ich heute wieder einen Euro von einem der beiden netten Zirkusjungen, die seit ein paar Tagen mit ihrem Lama da vorne an der Ecke Aufstellung genommen hatten, versuchte sie sich abzulenken. Wenn die für ihre abendlichen Vorstellungen werben und ihre ‚Futterkasse‘ hinhalten, klimpert es darin wesentlich häufiger als bei mir.

Wenn sie ehrlich war würde sie wenn sie könnte, auch lieber diese aktiven Leute unterstützen als jemanden der Mitleid heischend tagtäglich nur auf der Straße hockte.

Und die beiden Jungen, eigentlich Männer, sahen dazu auch noch ganz gut aus. Keine Modeltypen. Aber unter dem ausgeblichenen Sweatshirt des einen und dem karierten Hemd des anderen steckten muskulöse sportliche Körper. Sie schauten immer wieder mitleidig zu ihr herüber, und meist kam dann einer von ihnen zu ihr und ließ eine Münze in ihren Becher fallen.

„Sie haben es bestimmt nicht leicht. Wir können nur hoffen, dass sie auch was davon abbekommen“, hatte der Karierte, der Ältere, der den Hänger fuhr, gestern erst etwas ruppig zu ihr gesagt und sie mit skeptischen graugrünen Augen gemustert.

„Danke.“

Mehr hatte sie nicht heraus gebracht, wäre dabei aber am liebsten in diesem kleinen Loch im Boden, das sie mit ihrer Fußspitze nicht schnell genug vergrößern konnte, verschwunden.

Und doch hoffte sie heute schon wieder, dass für sie etwas abfiel. Sie nickten ihr immerhin freundlich zu.

***

„Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan.“

Schnaufend nahm der Alte neben ihr Platz. Rumos Körper bog sich vor Begeisterung in alle Richtungen, als er zu ihr auf die niedrige Mauer sprang.

„Oh wie schön. Seid ihr doch noch gekommen!“ Sie schlang ihre Arme um den Hund und verbarg ihre Freudentränen in seinem warmen Fell.

„Kann ich Rumo und meinen Rucksack bei Ihnen lassen?“, fragte Johannes als er wieder zu Atem gekommen war. „Ich will noch ein wenig einkaufen. Haben Sie auch einen Wunsch, Miro?“

„Nein, danke. Gehen Sie nur. Ich pass auf die beiden auf.“ Ihren einzigen großen Wunsch sich einfach in Luft aufzulösen, diesem Gefängnis ohne Mauern zu entfliehen, den konnte vielleicht sein ‚Herr‘ erfüllen, aber nicht er. Und an diesen Herrn zu glauben, das hatte sie inzwischen aufgegeben.

Miro

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