Читать книгу Es führt ein Weg dran vorbei - Christine Ibrom - Страница 5

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Ein regnerischer Abend. Was praktisch keine Rolle spielt, da ich das Haus heute nicht mehr verlassen werde. Mein Körper, der sich müde anfühlt, kauert in derselben Position wie in den Jahren zuvor in seiner Lieblingsecke des Sofas. Leicht auf der Seite liegend und mit etwas angezogenen Knien. Abwechselnd auf Glasscheiben schauend. Hinter der einen ist es grau mit Tendenz zu schwarz. Auch wenn kaum noch etwas von ihrer Rückseite wahrnehmbar ist, wird doch gewusst, wie es bei Tageslicht dort aussieht. Aktuell klatschen die Tropfen auf der Außenseite gleichmäßig an das durchsichtige Glas. Was auf der zweiten Scheibe gesehen wird, ist schwerer zu beschreiben. Das Geschehen dort ist abwechslungsreicher als das hinter dem Wohnzimmerfenster. Die Bilder wechseln hier ständig. Die Töne sind ebenfalls nicht so gleichartig wie die Musik der Regentropfen, die von draußen hereinsummt. Dennoch hält mich das Treiben auf der kleineren Scheibe nun ungewollt gefangen. Denn der müde Körper ruft wiederholt dazu auf, ihn doch ins Schafzimmer zu befördern. Nur ungern möchte ich auf dem Sofa einschlafen und deswegen gehe ich meist auch zügig ins Bett, wenn die Müdigkeit sich meldet. Doch das Gefühl ist heute anders. Und auch der Körper benimmt sich anders. Wie angeklebt verweigert er das Aufstehen, um sich auf die nächtliche Matratze zu begeben. Gleichzeitig wird das Streitgespräch zweier Stimmen im Kopf wahrgenommen. Die eine sagt, dass ich aufstehen soll. Die andere, die sonst eher selten interveniert, meint jedoch, dass es besser sei, hier unverändert kleben zu bleiben. Ich frage mich wozu. Es gibt nichts mehr zu tun. Ein Tag wie jeder andere verabschiedet sich bald. Was soll ich hier noch? Das diametrale Treiben der beiden Stimmen in meinem Kopf hält unaufhaltsam an. Fast ist es lustig dieser Verwirrung beizuwohnen. Es scheint nämlich, als hätte ich gar kein Mitspracherecht. Und müsste nun abwarten, wie über mein weiteres Vorgehen entschieden wird. Ich warte also ab. Ich warte und spüre die innerliche Diskrepanz. Die zwei Stimmen im Kopf kommen jedoch zu keiner Entscheidung. Dabei leisten sie nicht einmal irgendeine Überzeugungsarbeit. Jede spielt ihre Dominanz jeweils zur Hälfte aus, währenddessen die Frage, was das ganze denn soll, weiterhin unbeantwortet bleibt. Doch dann wandelt sich diese Frage in eine Form von Ignoranz und meine Aufmerksamkeit wird wieder intensiver auf die kleinere der zwei Scheiben gelenkt. Der Körper bleibt dafür sogar in seiner eingenommenen Position, obwohl es vermutlich angenehmer wäre, die Beine wieder auszustrecken. Nur kurz flackert noch einmal die Überlegung auf, wozu der Körper nicht tut, was als sinnvoll erachtet wird. Und gleichzeitig fühlt es sich plötzlich so an, als sei es wirklich nicht mehr möglich aufzustehen. So ein Gefühl zwischen festgeklebt und versteinert. Unmöglich, sich so noch bewegen zu können. Ein innerliches Kopfschütteln über die Wahrnehmungen der letzten Minuten beendet die Reflexion von mir über mich. Hinter der kleineren Scheibe herrscht ein Wirrwarr von Stimmen. Mindestens drei Leute reden gleichzeitig, was in diesen Talkshows ja keine Seltenheit ist. Tatsächlich hatte ich gar nicht mehr mitbekommen, welche Gäste dort zu Wort gekommen sind und wer nun auf die Fragen der Moderatorin antworten soll. Jetzt lachen alle, aber ich weiß nicht worüber. Aha, ein Schriftsteller, den ich nicht kenne, soll Auskunft über seinen Alltag geben, höre ich. Und darüber, wie selbiger sich verändert hat seitdem er neuerdings Bestsellerautor sei. Und das sogar direkt mit seinem Debüt geschafft hätte. Dann redet dieser Autor wie ein Wasserfall. Lesungen stünden momentan an, was für ihn ja noch ganz neu und sehr spannend wäre. Über den Erfolg freue er sich natürlich, hätte er doch in keiner Weise mit dem Bombeneinschlag seines ersten Werks gerechnet. Auf die Frage, was denn dazu geführt habe, dieses Buch zu schreiben, holt er anscheinend etwas aus. Er führe seit Jahren eine platonische Freundschaft zu einer Frau, die er seinerzeit an der Uni kennengelernt hatte. Seinen Bericht darüber, warum es zwischen ihm und der Freundin nie zu erotischen Exkursionen gekommen sei, relativiert er jedoch im Anschluss und meint, dass dieser Fakt gar nichts mit dem Thema an sich zu tun habe. Wieso erwähnt er es dann? Vielleicht dachte er, dass irgendjemand die Frage danach sonst sowieso noch stellen würde? Mich interessiert weder die nicht vorhandene Romantik, noch der Grund der Buchentstehung. Die Moderatorin lenkt das Gespräch auch noch einmal in die ursprünglich forcierte Richtung. Diese langjährige Freundin war und ist also wohl sehr esoterisch unterwegs und hatte bereits vor Jahren versucht, ihn für das Thema der Realitätsgestaltung zu interessieren. Immer und immer wieder hätte er ihr zu verstehen gegeben, dass er mit diesem Firlefanz nichts am Hut habe. Und sich auch nicht mit besagten Dingen beschäftigen möchte. Ihrer Hartnäckigkeit jedoch sei es geschuldet gewesen, dass er sich dann doch irgendwann einfach angehört hat was sie denn so für einen Narren an der Sache gefressen hatte. Der Tenor ging in die Richtung, dass man sich sein ideales Leben selbst erschaffen könne, indem man einfach seine Wünsche visualisiert. Und dabei wäre es sehr wichtig, ein paar Methoden zu kennen und vor allem auch richtig anzuwenden. Erklären konnte sie das alles anhand von Energien und Schwingungen, die in Verbindung mit den Gedanken für eine glückliche Zukunft sorgen würden. Die Gedanken selbst sollen sogar eine enorme Macht besitzen. Wenn man sie gezielt denken könne, würde sich die Umwelt dementsprechend ändern und an das Gewünschte anpassen. Ich bemerke, wie ich große Augen mache und inwendige Skepsis gegen das Gesagte empfinde. Mein Bruder Aaron fällt mir ein, auf dessen Kommentar dazu ich schon gespannt bin. Nehme mir vor, ihn unbedingt danach zu fragen, ob ich mit meinen Zweifeln richtig liege. Jedenfalls hatte der neue Bestsellerautor das dann wohl auch alles so gemacht, wie ihm erklärt wurde. Und in dem Erstlingswerk dann eben über seine Erfolge mit dem Realitätsgestalten berichtet. Angeblich sei es für alle Menschen möglich, sich ganz gezielt ein Leben nach ihren Wünschen zu erschaffen. Jetzt bemerke ich ein innerliches Kopfschütteln. Wenn das wirklich so wäre, dann hätte sich so etwas doch wie ein Lauffeuer über den Erdball verbreitet. Gäbe es dann überhaupt noch Unzufriedenheit? Wäre, hätte, gäbe. Dem Konjunktiv fehlt mal wieder die Würde, kommt es mir in den Sinn. Wer würde sich denn dann noch in eine schlechte Welt denken, wenn es ein Patentrezept dagegen gäbe?

Und ohne es wirklich zu realisieren, stehe ich plötzlich vom Sofa auf und bewege mich Richtung Tür. Sehr merkwürdig, denke ich noch, da ich völlig verpasst haben muss, wann sich die körperliche Anhaftung an das Sofa gelöst haben soll. Im Bett liegend gehen mir die Neuigkeiten noch ein paar Mal durch den Kopf. Meine Beurteilung ist bereits getroffen. Da versucht halt mal wieder jemand ein Buch zu verkaufen, indem er die Emotionen der potenziellen Zielgruppe anspricht. So, wie alle anderen Werbeaussagen das auch tun. Kauf mich und du wirst glücklich sein.

Fünf Tage später verbringe ich die Zeit während meiner Mittagspause im Einkaufszentrum. Kaufen macht nun mal auch glücklich, wenn auch nur temporär. Immerhin bin ich mir dessen bewusst und nicht mal auf der Suche nach etwas Neuem. Der Kleiderschrank ist sogar längst abgespeckt. Und das Erkennen, dass weitere Anschaffungen unnötig sind, lässt mich gelassen und zufrieden sein. Ich hab doch alles, was ich brauch. Selbst was ich nicht brauch, hab ich auch. Normalerweise nehme ich mein Mittagessen von Zuhause mit ins Büro. Manchmal esse ich sogar an meinem Schreibtisch, obwohl ich genauso gut in die Kaffeeküche gehen könnte. Dort gibt es eine Mikrowelle und ein paar Esstische und Stühle. Die Gespräche mit den Kollegen in der Mittagszeit sind sogar meist sehr amüsant. Heute nutze ich jedoch die Möglichkeit der Vielfalt an angebotenen Speisen in der Mall. Mit der Salattasche vom Türken sitze ich dann entspannt auf einer Bank und beobachte die Menschen, wie sie wuselig hin und her laufen. Wenn ich in diesem Einkaufszentrum bin, das in der Nähe der Firma liegt für die ich arbeite, gehe ich dort am liebsten auch in die Buchhandlung meines Vertrauens. Zuvor kaufe ich mir manchmal einen coffee to go und finde dann meist ein paar Bücher die mich anlachen. Mit denen setze ich mich in eine der Leseecken. Dabei muss ich jedoch aufpassen, die Zeit nicht zu vergessen. Ab und an kaufe ich auch das ein oder andere Buch. An diesem Tag habe ich jedoch überhaupt nicht vor, dort hinein zu gehen. Doch plötzlich trifft mich beim Vorbeigehen fast der Schlag. Mit einer neuen Werbetafel, die im Schaufenster hängt, wird auf dieses Buch aufmerksam gemacht, von dem ich letzten Freitag in der Talkshow zum ersten Mal gehört habe. Wie ferngesteuert dreht sich mein Körper um neunzig Grad zur Seite und strebt dann zielsicher auf den Eingang und diesen Tisch zu, auf dem die Erstveröffentlichungen platziert sind. Wieso ist es mir denn bislang dort nicht aufgefallen? Meistens werfe ich doch auch einen Blick auf die Auslage mit den Neuerscheinungen. Sollte ich es wirklich nicht bemerkt haben? Oder lag es beim letzten Stöbern noch nicht da? Unnötig zu erwähnen, dass ich kurz darauf mit dem entsprechenden Buch in der Tasche den Laden wieder verlasse. Was soll ich sagen. Noch im Auto hole ich es wieder hervor und fange an, darin herumzublättern. Meine Spezialität heißt Querlesen. Innerhalb von wenigen Minuten ist mir allerdings klar was passieren wird, wenn ich später zuhause sein werde. Noch am selben Abend, oder besser gesagt in der Nacht, werde ich es komplett gelesen haben. Im Grunde halte ich mich nicht für sonderlich beeinflussbar, aber dieses Buch hat etwas in mir angestoßen, von dem ich nicht wusste, dass es dieses Potenzial in mir gibt. Meine Neugier war geweckt. Neugier auf etwas, das irgendwie mystisch klingt und einen ganz besonderen Zauber verspricht. Vergessen scheint de Skepsis von vor einigen Tagen. Nach einer Woche stehe ich sogar erneut an der Kasse meiner Lieblingsbuchhandlung. Es gab eine Liste von anderen Autoren in diesem mysteriösen Buch, die als Bibliografie angehängt war. Über zwei der dort erwähnten Glückstrainer wurde erzählt, dass sie ganz besondere Erfolge mit ihren Strategien erzielt hätten. Und spätestens hier beginnt wohl mein ganzes Dilemma. Denn tatsächlich bin ich weder unglücklich, noch auf der Suche nach dem Glück. Wieso und wozu resoniert dieses Thema dann so, frage ich mich, als ich die beiden neuen Bücher kurz vor dem Bezahlen in meinen Händen halte. Um die Überlegungen zu beenden, nenne ich es einfach weiterhin Neugier, beschließe ich dann. Nur für den Fall, dass etwas benannt werden müsste. Auf diese letzten Gedanken folgt ein innerliches Wundern. Und nun lasse ich mich ganz bewusst auf das weitere Geschehen ein. Das Einlassen oder das Beschäftigen mit dem Thema der Realitätsgestaltung geschieht ja auch bereits einfach. Ohne, dass ich eine Entscheidung darüber getroffen hätte. Und mit diesem Gefühl der Akzeptanz kommt zum ersten Mal auch die Vermutung auf, dass an diesem regnerischen Abend vor dem Fernseher etwas Übersinnliches vonstattenging. Ich empfinde diese Vorstellung nämlich irgendwie als Fügung. So, als sollte ich aus mir unerfindlichen Gründen länger vor dem Bildschirm sitzen bleiben als beabsichtigt. Wohl um mit dieser Sache in Berührung zu kommen. Gleichzeitig finde ich den Gedankengang wirklich lustig, denn ohne das Gefühl des Festklebens auf dem Sofa, hätte ich die Unterhaltung im Fernseher ja wirklich verpasst. Und alles wäre heute so normal wie vor diesem Ereignis. Aber es gab nun mal nur die Möglichkeit sitzen zu bleiben. Eine übergeordnete Absicht? Auf was für Hirngespinste das Denken so kommt. Erstaunlich.

Gegen Abend erzähle ich meiner Freundin Lilith, mit der ich bei einem Glas Wein zusammensitze, von der gesehenen Talkshow, die für den Erwerb des ersten Buches verantwortlich war. Wir treffen uns gern bei unserem Lieblingsitaliener, der sich quasi um die Ecke befindet. So können wir beide zu Fuß nach Hause gehen. Zum Abendessen bestellen wir uns meist einen großen Salatteller oder ein Pasta Gericht, wenn wir uns etwa ein Mal im Monat dort treffen. Meistens mittwochs. Über den Kauf der beiden Folgebücher, die sich in meiner Handtasche befinden, berichte ich ebenfalls. Sowie von meinen Gedanken über das Sitzenbleiben auf dem Sofa als Auslöser. Wobei ich ihr das Ganze als lustige Fügung beschreibe. Lilith ist jedoch sofort überzeugt vom Begriff der Fügung. Allerdings nicht davon, dass diese lustig ist, sondern der Wahrheit entspricht. Wahr? Na ja. Was mich allerdings noch mehr wundert, als ihr Glaube an eine Fügung, ist, dass sie dieses erste Buch längst kennt. Sie hatte es direkt vor drei Monaten gelesen, nachdem eine andere Freundin sie über diese Neuerscheinung informiert hatte. Kurz taucht der Gedanke auf, dass ich besagtes Buch also seinerzeit wohl doch nicht in der Auslage bemerkt hatte. Drei Monate lang nicht? Hm. Derweil scheint Lilith total überzeugt und infiziert von dieser Wünschelsache zu sein, um ihrem Glück auf die Sprünge zu helfen. Nun erzählt sie mir von einigen Korrelationen zwischen ihren visualisierten Wünschen und der Realisierung selbiger. Es handele sich dabei häufig um sogenannte Synchronizitäten, die ohne das Wissen darum unerkannt bleiben würden. Ich frage vorsichtig nach, wie sie sich da so sicher sein könne. Sie sei es eben, höre ich. Das wäre schon der ganze Beweis. Und dass die Tatsache meines Buchkaufs aufgrund der gesehenen Talkshow eben kein ordinärer Zufall sein könne, ist ebenfalls unbestreitbar für sie. Es würde definitiv mehr dahinter stecken, als nur Ursache und Wirkung.

„Hm, aber das habe ich mir doch gar nicht gewünscht“, werfe ich mit einem ironischen Grinsen ein.

„Jetzt kommt das Unterbewusstsein ins Spiel“, meint Lilith. Das selbstverständlich daran beteiligt gewesen sei. In Wirklichkeit hätte ich natürlich schon den Wunsch gehabt, die Dinge zu erfahren, die ich nun gelesen hätte, erklärt sie mir. Nur wäre mir das eben nicht klar gewesen, da es sich im Unterbewusstsein abgespielt habe. Aber nun könne ich ja endlich mein Leben selbst in die Hand nehmen und mir in Zukunft die gewünschte Wirklichkeit kreieren.

„Du meinst, man könne dem Leben ins Handwerk fuschen, wenn es nicht so läuft, wie man es gerne hätte?“

„Nenne es, wie du willst, Bianca“, sagt Lilith in leicht beleidigtem Unterton. „Noch weißt du scheinbar nicht, was für Möglichkeiten dir offen stehen, wenn du sie bewusst nutzen kannst.“

Ich bin verwundert. Und skeptisch. Und gleichzeitig doch in gewisser Weise neugierig. Was, wenn es mir ähnlich erginge wie dem Autor seines ersten Buches? Der wollte ja als Skeptiker auch lange Zeit nichts davon wissen, in seine Zukunft eingreifen zu können. Wenn das überhaupt stimmt und keine Marketinggeschichte ist, die er erzählt. Doch meine Neugier ist ja nach wie vor spürbar. Und was gibt es schon zu verlieren, wenn man die Zweifel einfach mal in ihre Schranken weist?

„Vielleicht ist da ja doch was dran. Und ich war bislang einfach nur desinteressiert“, antworte ich auf Liliths Aussage. „Und bis jetzt habe ich ja auch keine der Übungen gemacht, weil sich da doch eher Widerstände in mir gezeigt haben. Anderseits finde ich das Thema aber auch irgendwie spannend, was mich gleichzeitig wundert. Nur ist mir jetzt schon klar, dass sich dadurch nur meine Wahrnehmung verändern würde, wenn ich mich anders ausrichte. Mein Fokus würde sich verschieben. Und genau das empfinde ich als unnötig. Ich möchte das Leben nicht anders haben, als es ist.“

Vielleicht um meine zaghafte Interessenbekundung zu unterstützen und meine Zweifel zu zerstören, lädt Lilith mich nun in eine Gruppe von Leuten ein, die sich monatlich einmal trifft.

„Da kannst du dich mit mehreren lieben Menschen austauschen, die schon seit Jahren spannende Erfahrungen mit der Realitätsgestaltung machen. Außerdem machen wir auch immer einige Übungen gemeinsam. Und manchmal singen wir auch Mantras.“

„Gemeinsame Übungen?“, frage ich etwas verstört.

„Ja, sie geben uns durchaus einen guten Schub nach vorn in unserer Entwicklung.“

„Wie willst du das wissen? Dazu müsstest du doch auch wissen können, wie deine Entwicklung ohne diese Übungen verlaufen wäre.“

„Schau Bianca, wir verbinden uns doch ganz bewusst mit den formenden Energien und dem Licht. Komm doch einfach am Wochenende mit. Dann kannst du dir wenigstens ein Bild machen. Vielleicht änderst du deine Ansicht ja, wenn du selbst erfährst, wovon ich spreche.“

Wir verabreden uns also direkt für den kommenden Samstag, an dem das nächste Treffen stattfinden soll. Auf dem Nachhauseweg denke ich an die beiden neuen Bücher, die ich seit der Mittagszeit mit mir herumtrage. Sie bis zum Wochenende zu lesen werde ich wohl nicht schaffen. Aber Querlesen würde ja auch erst mal reichen. Dann wäre ich vielleicht nicht mehr ganz so ratlos wie heute. Meine Überlegung ist aber auch gleichzeitig gedämpft, da ich nicht davon ausgehe, dass es sich inhaltlich um etwas anderes handeln kann, als um weitere Annahmen und Vorstellungen über die Beeinflussung einer nicht existenten Zukunft. Denn wie formuliert es Aaron noch gleich und gerne? Zukunft ist ein Gedanke! Und es wird in den beiden Büchern sicher wieder nur darum gehen, an den Erwartungen dieser ominösen Zukunft herumzuschrauben. Runtergebrochen handelt es sich meines Erachtens immer noch um konstruierte Annahmen und Ideen, die gern als bahnbrechend und hilfreich verbreitet werden, und dabei nur das Spiel des Lebens etwas würzen. Von den kommerziellen Interessen der Verantwortlichen ganz zu schweigen. Mir ist ja schon ganz generell schleierhaft, wie all die Vermutungen und Vorstellungen, die so in die Welt getragen werden, als Wahrheit erachtet werden können. Wie ich es manchmal so bei den Kollegen spüre, die immer genau wissen, was Sache ist, wenn es um die Weltpolitik geht. Oder auch nur, was das Beste für ihre vierbeinigen Lieblinge ist. Oder für ihre Kinder. Das ist schon haarsträubend. Sie scheinen das alles tatsächlich zu wissen. Und jeder hält dabei etwas anderes für wahr. Komisch, oder? Wahrheit kann es doch nur eine geben. Na ja. Endlich im Bett liegend schnappe ich mir also das erste der beiden neuen Bücher und fange ganz vorbildlich vorne an. Bücher sind ja etwas, was mich per se voller Freude sein lässt. Hört sich vielleicht merkwürdig an, aber es ist das Papier, die Schrift, die Worte, die Sätze und der Geruch eines Buches, was wohl in Kombination eine Affinität auf mich ausübt. Gute Formulierungen, spannend erzählte Geschichten, aber auch einfache Erzählungen können mich fesseln. Unbestreitbar schaffen Filme das nur selten in gleicher Art und Weise. Und dass verfilmte Bücher, die man zuvor gelesen hat, einen dann meist enttäuschen, ist auch kein Geheimnis. Doch hier und jetzt geht es ja um eine ganz andere Art von Buch. Ein weiteres Buch, das mir erzählen will, wie ich meine Wünsche visualisieren soll, oder wie ich mich selbst insgesamt glücklicher machen kann. Oder wie ich spirituell wachsen und mich entwickeln kann. Als ich heute in der Buchhandlung war, hatte ich etwas mehr Zeit und habe mir ganz bewusst all die Lebenshilferatgeber mal genauer angesehen, die dort die Regale füllen. Eine unglaubliche Auswahl. Man könnte meinen, der Mensch sei gar nicht mehr in der Lage einfach nur zu leben. Er braucht anscheinend für alles einen Ratgeber, der ihm sagt, was richtig oder falsch ist. Und nun wundert es mich beim Lesen der Inhaltsangabe spontan, dass mir nun ausgerechnet Glücksratgeber vor die Linse kommen. Hatte sich für mich doch speziell die Frage des Glücklichseins vor etlichen Jahren durch spontane Einsicht von allein gemeistert. Wenn auch mit umgekehrten Vorzeichen. Denn nun fällt mir das Thema ja ausgerechnet mit gegenteiliger Intention vor die Füße.

Als ich dann am Samstag mit Lilith zu diesem Treffen von Gleichgesinnten fahre, habe ich zumindest den groben Inhalt der beiden Bücher auf dem Schirm. Und so erzähle ich ihr im Auto, dass ich nun wenigsten theoretisch darüber informiert wäre, was scheinbar an Techniken und geistiger Haltung nötig sei, um ebenfalls anscheinend rund um die Uhr ein Glücksempfinden in sich tragen zu können.

„Ja ja, ich weiß. Ist das denn nicht spannend? Um diese Techniken und ihre Auswirkungen geht es auf diesen Treffen doch auch“, erzählt sie mir erneut.

Lilith mag es übrigens nicht besonders, wenn man sie mit ihrem korrekten Namen anspricht. Sie will einfach nur Lili genannt werden. Sie freue sich darüber, dass ich diese Glücksanweisungen nun ebenfalls kenne, denn dann wäre ich schon auf einem guten Stand der Dinge, findet sie. Die anderen würden sich ja noch länger als sie damit beschäftigen, und einige hätten sogar schon Seminare zur Glückserschaffung besucht und würden ihre Kenntnisse und Erfahrungen nun in der Gruppe weitergeben. So wäre es eine nutzbringende Gemeinschaft, weil fast immer jemand dabei wäre, der die dazu auftretenden Fragen der anderen beantworten könne. Mir ist irgendwie mulmig, noch bevor wir dort ankommen. Ich bin konfus, was die Tatsache angeht, dass ich gar keine Fragen zum Thema selbst habe. Und keine Intention, meinem Glück auf die Sprünge helfen zu müssen. Die beiden Bücher, die ich in den letzten Tagen inspiziert habe, konnten zwar einen Anteil an neuen Theorien liefern, aber dass es sich dabei nur um ein modernes esoterisches Geschäftsmodell handelt, erschien mir beim Lesen viel stimmiger. Wieso und wozu ich meinem Leben oder meinem Glück Hilfestellung geben soll, oder mich forciert entwickeln und spirituell wachsen müsste, ist einfach unklar geblieben. Und das sind die eigentlichen Fragen, die nach wie vor auftauchen. Denn diese grundsätzlichen Überlegungen wurden in den Büchern ja nicht behandelt. Die Autoren setzten einfach voraus, dass wohl jeder diese Informationen benötigt, um ein perfektes Leben führen zu können. Es gab auch in den beiden neuen Büchern eine Anzahl von Übungen, die dazu dienen sollen, das Gefühl des Glücklichseins gezielt herzustellen und aufrecht zu erhalten. Das Ziel sei sogar, diesen Zustand irgendwann dauerhaft beibehalten zu können. Diese Übungen habe ich natürlich auch wieder nicht umgesetzt. Wahrscheinlich müsste ich dafür auch erst mal so richtig unglücklich sein, um einen Anreiz zu empfinden und daran glauben, glücklich sein zu müssen. Aber ohne einen Widerstand gegen das natürliche und wechselhafte Erleben der Wirklichkeit, kommt die Absicht einer Veränderung eben erst gar nicht auf. Vielleicht wäre das ja eine Frage an die Koryphäen der Truppe. Wie kann ich verstehen, wozu ich das alles machen soll, wenn ich gar nicht im Widerstand mit dem Leben bin? Und gar keinen Mangelzustand empfinde, an dem ich herumbasteln müsste. Kurz bevor wir ankommen, erzählt mir Lili noch, dass es mittlerweile ungefähr vierzig bis fünfzig liebe Menschen wären, die zu dieser Gruppe gehören. Vor etwa zwei Jahren hätte der harte Kern von neun Personen, der so auch noch existiert, die Gruppe ins Leben gerufen und sich auf regelmäßige Treffen am jeweils dritten Samstag im Monat verständigt. Sie selbst sei auch erst seit einem halben Jahr dabei. Und manche Leute hätten sogar eine Anfahrt von über einer Stunde. Nun ja, wir sind auch fast eine Stunde unterwegs. Abwechslungsreich wären auch immer wieder die neuen Zusammenstellungen von Teilnehmern. Viele kämen zwar regelmäßig, andere dagegen nur sehr sporadisch. Neue Leute kämen auch regelmäßig dazu, weil sie von bestehenden Teilnehmern mitgebracht würden. So wie ich heute. Die Treffen sollten ursprünglich reihum stattfinden, so dass jeder einmal der Gastgeber sein würde. Faktisch wären es jedoch immer dieselben sieben Personen, die dies auf sich nehmen. Usus sei mittlerweile, dass es eine Zeit des Ankommens gibt. Dafür werden zwei Stunden veranschlagt. Und zwar von vierzehn bis sechzehn Uhr. So kann man sich kennenlernen, miteinander warm werden und sich einfach auch über allerlei andere Dinge austauschen. Auch würde bis sechszehn Uhr gemeinsam gegessen, wobei sich dazu oft kleinere Grüppchen bilden, die sich in der ganzen Wohnung verteilen. Für die kulinarischen Genüsse sorgen übrigens alle Teilnehmer gleichermaßen, was ich ja bereits wusste und deswegen einen Schichtsalat zubereitet habe. Lili hatte einen Hefezopf gebacken. Jeder ist angehalten, etwas Essbares mitzubringen. Allerdings wird nie abgesprochen, wer was mitbringt. Und so kann es schon mal vorkommen, dass es sehr viel Brot gibt, aber nur wenig Käse oder Aufstriche. Wurst ist natürlich obsolet. In spirituellen Kreisen isst man vegetarisch oder vegan. Aha, na dann bin ich ja nicht spirituell, grinse ich innerlich. Immerhin esse ich noch Fisch. Manchmal. Wenn es dann gegen vier Uhr am Nachmittag zum eigentlichen Fokus des Treffens kommen würde, sollte es möglichst keine Störgeräusche mehr geben, damit sich alle auf sich selbst und die Übungen einlassen können. Ich bin nun schon sehr gespannt, was mich erwarten wird. Als wir die Wohnung betreten, höre ich zuerst fernöstliche Klänge und ein lautes Stimmenwirrwarr. Die Gastgeberin begrüßt uns herzlich. Dann gehen wir in die Küche, um unsere mitgebrachten Speisen zu platzieren. Auf dem Tisch und der Küchenzeile findet sich dafür nur noch wenig Platz, denn eine ausgewogene Vielfalt an Essbarem ist bereits vorhanden. Die Getränke und ein Eintopf werden von der Gastgeberin bereitgestellt. Sie heißt Franziska und erklärt mir die wissenswerten Fakten zu ihrer Küche. Man dürfe und solle sich nicht scheuen, den Kühlschrank oder die Schränke zu öffnen, oder könne ruhig auch mal ein paar Teller, Tassen und das Besteck spülen. Dann nehme ich mir einen Kaffee und einen Teller für das Stück Käsekuchen, das mich anlacht, und gehe damit ins Wohnzimmer um die anderen Leute zu begrüßen. Mit Jakob, einem Mann ungefähr in meinem Alter, komme ich direkt ins Gespräch. Er scheint Profi im Führen von Smalltalk zu sein, da er mir immer weitere Fragen stellt, was ich als etwas unangenehm empfinde. Bin ganz froh, als der Gong einer Klangschale ertönt. Jemand fordert jetzt dazu auf, sich kreisförmig auf den Boden zu setzen, um gemeinsam zu singen. Sechszehn Uhr ist es allerdings noch nicht, bemerke ich. Danach soll ein Austausch darüber stattfinden, was an Übungen gewünscht wird, beziehungsweise, welche Übungen gemeinsam durchgeführt werden sollen. Jetzt werden Zettel verteilt, auf denen Worte stehen, die ich nicht kenne. Jakob sieht wohl meinen fragenden Gesichtsausdruck, nimmt mich an die Hand, deutet auf einen Platz am Boden, und meint, dass wir uns dort hin setzen können.

„Das ist Sanskrit“, flüstert er mir ins Ohr, während wir es uns auf dem Boden unbequem machen. „Wenn du möchtest, kann Paul dir nachher die Übersetzung sagen. Aber zum Singen brauchst du das erstmal nicht zu wissen.“

Nicht alle machen nun mit, stelle ich fest, denn der Kreis ist recht klein, als Paul die bisherige orientalische Instrumentalmusik abstellt, eine neue CD einlegt und diese startet. Dann ist er es auch, der zu singen beginnt. Selbst braucht er keinen Zettel, und auch die anderen singen nun die sieben Zeilen, die sie zum Teil ablesen. Paul und zwei weitere Leute, die den Text auch kennen, halten ihre Augen beim Singen leicht geschlossen. Sie vermitteln einen besonders achtsamen Eindruck während ihrer Darbietung. Die sich wiederholenden Worte hören sich komischerweise fremd und doch zugleich vertraut an. Es sind wieder und wieder diese sieben Zeilen, die zum Besten gegeben werden. Und dabei werden die Musik und der Gesang nach und nach ein wenig lauter. Fast wie beim Bolero, denke ich. Kann mich allerdings nicht dazu überwinden mitzusingen, auch wenn dieser Singsang mir durchaus gefällt. Viel spannender finde ich es die anderen zu beobachten. Dabei halte ich meinen Zettel so in der Hand, dass ich sowohl darauf, als auch in die Runde schauen kann. Irgendwie ist es beeindruckend für mich, diese ja fast tranceartig verlautbaren Gesänge wahrzunehmen. Jedenfalls fühle ich mich sehr wohl. Und könnte noch lange so sitzen bleiben und den Wiederholungen lauschen. Jede Sequenz wird weiterhin lauter und sogar gefühlvoller gesungen. Habe bereits völlig das Zeitgefühl verloren. Frage mich aber dennoch, wie lange das Singen wohl noch dauern wird. Lili und Franziska sind übrigens nicht im Zimmer. Jakob singt wohl nur sehr leise mit, denn seine Stimme höre ich gar nicht. Obwohl er ja neben mir sitzt. Ob die Sänger wohl während ihrer Vertonungen gleichzeitig noch anderen Gedankengängen nachhängen? Oder befinden sie sich völlig gedankenlos und wie in Trance, was dem Eindruck gleichkäme, den sie in mir auslösen. Langsam wird die Musik wieder leiser und auch die Lautstärke des Mitsingens regelt sich daran anpassend weiter runter. Bis hin zum Flüstergesang. Und dann endet diese Einlage auch, wobei alle noch ein wenig in ihrer Position verbleiben, und erst nach und nach wieder wach zu werden scheinen. Kommen sie jetzt wieder zu sich, oder waren sie währenddessen bei sich? Komische Frage, die da in mir auftaucht. Niemand scheint Notiz von mir zu nehmen. Obwohl ich so ein komisches Gefühl habe, als wenn die anderen nun bemerken würden, dass ich nicht zur selben Hingabe fähig war wie sie. Könnte man mir das ansehen? Oder taucht die Frage nur deswegen auf, weil meine Gedanken auch um ihr Innenleben kreisen? Hm.

Dann geht es auch schon darum, über die zu machenden Übungen zu entscheiden. Mittlerweile sind die anderen wieder ins Wohnzimmer gekommen und suchen sich einen Platz. Wir sind dreizehn, stelle ich fest. Vier Männer, neun Frauen. Schnell einigt man sich dann auf eine Intuitionsrunde. Das Vorgehen dafür wird von Paul kurz erklärt. Für die Neulinge. Bin wohl nicht die einzige, die zum ersten Mal anwesend ist. Paul scheint hier so etwas wie ein Chef zu sein. Wer mag, kann also sein aktuelles Problem gleich kurz andeuten, indem er eine konkrete Frage dazu formuliert. Niemand soll dabei wissen, was es mit der Frage auf sich hat und worum es genau geht. Aha. Eine junge Frau in sehr bunten Kleidungsstücken und wilden blonden Haaren macht den Anfang. Sie fragt, wie sie sich verhalten soll, um ein akutes emotionales Problem mit ihrer Schwester lösen zu können. Nun schließen alle wie auf Kommando die Augen. Geplant sind drei Minuten, in denen wir auf Bilder und Impulse achten werden, die uns spontan vor dem inneren Auge erscheinen. Danach sollen wir darüber berichten. In den drei Minuten sehe ich hauptsächlich meine Katzen, wie sie das neue Sofa als Kratzbaum zweckentfremden. Auch überlege ich, morgen eine Maschine für die sechzig Grad Wäsche anzustellen. Habe ich doch aktuell das letzte weiße Handtuch in Gebrauch. Mist, das kann ich doch nicht sagen. Verzweifelt suche ich nun nach Bildern, die sich wenigstens einigermaßen intuitiv anhören. Da erklingt aber auch schon der Gong der Klangschale. Ausgemacht war, dass alle etwas zu ihren Eingebungen sagen, die sich auf die Frage hin gezeigt haben. Bin froh, dass die Uhrzeigerrunde nicht bei mir beginnt. So habe ich etwas mehr Zeit, um mir noch einiges einfallen zu lassen. Doch dann erlebe ich bis dahin staunend, was manche in den drei Minuten für Filme gesehen haben. Was sie erzählen hat ja gar nichts mit emotionalen Schwesterproblemen zu tun, und bietet meiner Ansicht nach auch keinen sonstigen Benefit, um etwas Konstruktives da heraus ziehen zu können. Für die Fragestellerin sieht das aber wohl anders aus. Sie hat bereits Papier und Stift zur Hand und schreibt nun eifrig mit, was sie da zu hören bekommt. Am Ende muss es ein wildes Durcheinander von unspezifischen Bildern sein. Doch da diese ja aus einer speziell so benannten Intuitionsrunde stammen, wird den Fantasien anscheinend eine enorme Bedeutung zugemessen. Zuletzt ist es mir grad egal. Ich erzähle von den Katzen, die mein Sofa zerstören und der weißen Wäsche. Das findet die Fragestellerin zudem äußerst aufschlussreich und bedankt sich bei mir.

Wie alles andere, das sie zu hören bekommen hat, setzt sie nun auch meine Bilder in Bezug zu ihrer Frage und sieht eine hilfreiche Deutung ihr Problem betreffend. Zwei Leute aus der Runde hatten gesagt, dass sie gar nichts gesehen hätten. Dafür hat ein anderer junger Mann fast fünf Minuten über die Blümchenwiese berichtet, die ihn sehr intensiv belagert hatte. Was intuitionstechnisch daran jetzt so hilfreich sein soll, erschließt sich mir auch jetzt nicht. Im Grunde tut mir die junge Frau fast leid. Wird sie diesen Bildern nun wirklich Bedeutungen zuschustern, die sie in Verbindung mit ihrer Frage verknüpft? Vielleicht frage ich sie später einfach danach. Was könnte hier überhaupt ‚wahrhaftig‘ nützlich sein, ihr zwischenmenschliches Dilemma betreffend? Also, was von alledem könnte an der Wahrheit haften? Auf jeden Fall will ich Aaron von diesem Tag erzählen. Und ihn fragen, was er darüber denkt. Gleich morgen werde ich ihn anrufen, nehme ich mir vor. Mein großer Bruder Aaron ist Psychologe und Psychotherapeut und veranstaltet auch selbst Seminare und Gesprächskreise. Wir sehen uns nicht so oft. Aber wenn wir telefonieren, können es schon mal vier Stunden und mehr werden. Letztens, was jedoch auch schon wieder ein halbes Jahr her ist, hat er mir erzählt, dass er dabei ist, ein Buch zu veröffentlichen. Er hätte die Gespräche, die er in den letzten Jahren mit seinen Klienten geführt hat, und die in seinen Gesprächsrunden geführt wurden, zusammengestellt. Nicht eins zu eins natürlich. Sondern leicht abgespeckt und in eine einfach lesbare und wohl lustige Form gebracht. Bin gespannt, wie der Stand der Dinge ist. Noch sechs weitere Leute aus der Gruppe möchten ihre Fragen in einer Intuitionsrunde den übrigen Teilnehmern anvertrauen. Ich mache nun ganz neu motiviert mit. Kein einziges Mal habe ich dabei jedoch das Gefühl, dass meine Bilder während der drei Minuten irgendetwas Intuitives zu der gestellten Frage beitragen könnten. Aber vielleicht habe ja ich bislang unter Intuition nur etwas anderes verstanden. Doch das macht jetzt auch nichts. Es ist ja lustig, was da so erzählt wird. Der Mann mit der Blümchenwiese braucht jedes Mal fünf Minuten, um von seinen intuitiv gesehen Bildern zu berichten. Seine Ausführungen erfahren auch offensichtlich den größten Respekt. Ich mache mir jedenfalls keinen Kopf mehr über die gesehenen Inhalte, und erzähle kurz und knapp von meinen inneren Bildern. Kleine Bären, Feuerstellen, Barbiepuppen, einer Schule, einem Kindergarten und dem Wocheneinkauf. Vermutlich sind die gesehenen sogenannten Intuitionen für die anderen wirklich hilfreich, was die Korrelation zu ihren Fragen angeht. Nach der Runde, in der ich mich bewusst als Fragestellerin verweigert habe, wird wieder getrunken und gegessen, erzählt und gelacht. Das sogenannte offizielle Programm scheint beendet zu sein. Gegen Abend verabschieden sich immer mal wieder einzelne Leute. Als neben Lili, Franziska und mir nur noch drei weitere Personen anwesend sind, macht die Gastgeberin sogar noch eine Flasche Rotwein auf. Dieser ausklingende gemütliche Teil gefällt mir besonders gut, weil jetzt einfache und liebevolle Gespräche die Atmosphäre bereichern. Als Lili und ich um halb zwei in der Nacht wieder im Auto sitzen, sind wir auch weiterhin sehr redselig. Ungefragt sage ich ihr, dass ich den Abend durchaus spannend fand. Lili freut sich, dass es mir gefallen hat und wundert sich, dass wir zuvor noch nie über Spiritualität gesprochen haben.

„Wir kennen uns doch jetzt bestimmt seit drei Jahren und haben uns schon über alles Mögliche unterhalten“, sagt sie verdutzt. Dann fängt sie an, mich mit Fragen zu löchern, die mein Inwendiges betreffen. Zuerst noch bezogen auf den heutigen Abend, doch irgendwie geht sie immer gezielter vor und die Fragen betreffen bald meinen innersten Kern. Bei welchen Spielen oder in welchen Situationen ich mich als Kind am meisten verbunden mit allem gefühlt habe. An welche besonderen Träume ich mich erinnere, oder ob ich auch Erinnerungen an absolut glückliche Momente hätte und diese Glücksgefühle gerne wieder erleben möchte. Was sie nicht wissen kann, ist, dass sie mit ihren Fragen ausgerechnet eine alte Blockade wieder in die Erinnerung ruft. Denn bis vor ungefähr sechzehn Jahren war in meinem Bewusstsein ja das Gegenteil von Glücksempfindung vorhanden. Eine Blockade, die ich seit meiner Kindheit mit mir herumtrug, war dafür verantwortlich, dass ich Angst vor dem Glück hatte. Ich hätte alles dafür getan, nicht glücklich sein zu müssen. Wenn andere Kinder lachend und fröhlich herumhüpften, fühlte sich das für mich ganz grässlich und unverständlich an. Ich konnte gar nicht so unbeschwert sein, da ich mich in ständiger Selbstbeobachtung befand, die darauf ausgerichtet war, nicht die Kontrolle über meinen ernsten Zustand zu verlieren. Alles unbewusst natürlich. Es ist gar nicht so leicht, ihr das zu erklären. Sie bohrt auch ziemlich gezielt in der alten Wunde herum und stellt offene Fragen, so dass ich mich gezwungenermaßen auf meine früheren Emotionen einschwinge. Damit wird nun allerdings die traumatische Situation aus meiner Kindheit freigesetzt, mit deren Auswirkungen ich damals im Anschluss gut zwei Jahrzehnte lang verhaftet war. Noch nie hatte ich mit jemandem darüber gesprochen. Doch. Mit Aaron natürlich. Aber auch erst, nachdem sich die Blockade gelöst hatte. Was eben vor sechzehn Jahren der Fall war. Seitdem ist das Empfinden von innerem Frieden, Zufriedenheit, Glückseligkeit und Dankbarkeit ein beständiges tiefes Gefühl. Wobei insbesondere die Empfindung von innerem Frieden als permanentes Hintergrundrauschen aktiv ist. Nur manchmal wird dieser innere Frieden als Unbeschwertheit ganz bewusst wahrgenommen und dann könnte ich fast lachen über die Traumafolgen, die ich etwa zwei Jahrzehnte mit mir herumgeschleppen musste. Seit dem Wegfall der Verhaftung mit der Blockade ist diese permanente intrinsische Haltung von Frieden also zu einer ganz alltäglichen Wahrnehmung geworden. Eine Absicht, etwas an mir oder meinem Leben verbessern zu können oder zu wollen existiert dabei nicht. Weil es ja auch gar nicht „mein“ Leben ist. Wem sollte es wohl gehören können, wenn „mein“ gesagt wird?

„Magst du erzählen, was du als Kind erlebt hast?“, fragt Lili mich dann, nachdem ich die Erinnerung an das Trauma angedeutet habe. Ich überlege noch kurz, ob ich nun wirklich erzählen will, was sich damals ereignet hat, als ein plötzlicher Impuls die entsprechenden Worte formuliert.

„Ich war neun Jahre alt, als meine zwölfjährige Schwester an Leukämie gestorben ist.“

Eine kurze Pause entsteht. Lili unterbricht das Schweigen auch nicht.

„Schon die Jahre vor ihrem Tod waren für die Familie eine schwere Zeit, da Simone lange gegen die Krankheit gekämpft hatte. Danach wurde es noch schlimmer. Niemand konnte wohl wirklich mit seiner Trauer klarkommen. Wir versuchten uns gegenseitig so gut wie möglich zu unterstützen und zu trösten.“

Wieder entsteht eine kurze Pause, bevor ich weitersprechen kann.

„Eine spezielle Frage hatte sich seinerzeit schnell bei mir festgesetzt. Und ich hörte sie auch oft von den Erwachsenen. Es ging immer nur um diese eine Frage. Warum meine Schwester so früh sterben musste. Einige Tage nach der Beerdigung kam dann eine Tante zu Besuch. Nachdem die Familie gemeinsam zu Abend gegessen hatte, sollte ich mich zu ihr auf den Schoß setzen, weil sie ein Büchlein mit mir anschauen wollte. Es sei eine Geschichte, die mir Trost spenden und Antworten geben würde. Sie hat es natürlich nur gut gemeint und konnte nicht wissen oder ahnen, was ihre Worte am Ende bei mir auslösen würden. Kurz gesagt ging es in dem Büchlein um einen ähnlichen Fall, wie den des Verlusts meiner Schwester. Die dann von der Tante angefügte Begründung für den Tod des Kindes aus der Geschichte war der Auslöser für meine Blockade, die sich daraufhin entwickelt hat. Tante Vera sagte nämlich, nachdem sie das Büchlein wieder zugeklappt hatte: „Siehst du Bianca, der liebe Gott hat dieses Kind zu sich geholt, weil es ein sehr glückliches Kind war. Und deine Schwester hat auch nicht leiden müssen, weil sie trotz ihrer Erkrankung ein sehr glückliches Kind war.“ Tja, was sich im Kopf einer Neunjährigen daraufhin für Assoziationen breitgemacht haben, kannst du dir vielleicht denken.“

„Vielleicht. Aber erzähle bitte weiter Bianca“, fordert Lili.

„Nun, natürlich war mir nicht bewusst, was für ein Gedankenkonstrukt sich anschließend als Glaubenssatz entwickelt hat. Irgendwann, ich war schon lange mit der Schule fertig und hatte meinen zweiten festen Freund, gab es diese Situation, in der wir über unser Verliebtsein sprachen. Er faselte etwas davon, dass ich ihn glücklich machen würde und so. Erwidern konnte ich diese Aussagen allerdings nicht. Und dann sagte ich plötzlich, und fühlte es auch genau so, dass ich gar nicht glücklich sein möchte. Wir waren beide gleichermaßen erstaunt über meine Worte, und ich konnte mir zu dem Zeitpunkt auch noch keinen Reim darauf machen. Ich bemerkte allerdings, wie unpassend es sich angehört hatte. Nach und nach fiel mir dann aber ein, dass ich ja schon als Zehnjährige immer tunlichst vermieden habe glücklich zu sein. Ich übte damals einen ernsthaften Gesichtsausdruck beizubehalten und versuchte zu verstehen, was Probleme sind. Das Wort ‚Problem‘ hatte es mir nämlich richtig angetan. Die Erwachsenen, die es benutzten, sahen auch alle unglücklich aus und lachten gar nicht. So wollte ich auch sein. Ich habe gedacht, wenn ich erst mal Probleme habe, dann ist alles gut.“

„Jetzt kann ich mir denken, wie es weitergeht“, unterbricht mich Lili. „Du hast geglaubt, du müsstest sterben, wenn du glücklich bist.“

„So war es wohl. Nur, dass ich von den Zusammenhängen nichts ahnte. Es handelte sich ja um ein unbewusstes Muster, das schlicht von einer Todesangst dominiert war.“

„Und darunter hast du wie lange gelitten?“

„So zwanzig Jahre lang etwa, wobei es kein Leiden im üblichen Sinne war. Es war ja mein Normalzustand. Und erst vor ungefähr sechszehn Jahren hat sich das Trauma aus meinem Denken und Fühlen verabschiedet, nachdem mir eine Erkenntnis ganz plötzlich und unerwartet vor die Füße gefallen ist. Diese Erkenntnis war allumfassend und hatte gar nicht direkt mit dem Trauma und seinen Folgen per se zu tun. Aber als Auslöser war sie dafür verantwortlich, dass meine Blockade sich in Luft auflöste.“

Wir parken bereits seit einer halben Stunde vor meinem Haus, als ich mich verabschiede, denn jetzt noch weiter darüber zu sprechen, erscheint mir irgendwie zu viel zu sein. Für die nötige Bettschwere ist mein altes emotionales Thema wahrscheinlich auch nicht gerade geeignet, erkläre ich vorsorglich. Lili will aber unbedingt noch wissen, was meine Blockade aufgelöst hatte und was mir da vor die Füße gefallen sei. Doch das möchte ich ihr beim nächsten Treffen erzählen, wofür sie dann auch Verständnis zeigt. Und dann vereinbaren wir sogar, uns in Zukunft regelmäßiger zu sehen.

Den Sonntag werde ich mir so richtig gemütlich gestalten. Jedenfalls nehme ich es mir vor, als ich um kurz nach halb vier endlich im Bett liege. Genüsslich drehe ich mich daher auch nochmal um, als ich um acht Uhr kurz wach werde. Den Tag verbringe ich dann mit Rumgammeln und völlig ohne Struktur. Die Waschmaschine stelle ich allerdings schon an, obwohl es Sonntag ist. Auch die Katzen lungern die meiste Zeit des Tages ebenfalls nur herum und wollen nicht mal nach draußen. Erst nachmittags koche ich mir Pellkartoffeln, die ich mit einem Kräuterquark toppe. Zwischendurch muss ich immer mal wieder an dieses seltsame Thema der Realitätsgestaltung denken und warum es mich überhaupt beschlagnahmte. Und immer wieder kommt so etwas wie eine unterschwellige Vermutung auf, dass die Konfrontation damit doch einen tieferen Sinn für mich haben könnte. Verwerfe dieses Gedankenkonstrukt jedoch schnell wieder, da ich es als eine automatische Tätigkeit des Geistes erkenne, der Zusammenhänge herstellen und einen möglichen Sinn ausfindig machen will. Der Verstand erledigt halt seinen Job. Auch das Auftauchen von Bedeutung geschieht automatisch. Die konditionierten Inhalte sind schlicht bedeutungslos, wenn dies bewusst bemerkt wird. Meist falle ich auch nicht darauf herein, wenn der Verstand mir irgendeine Bedeutung oder eine Annahme von Sinnhaftigkeit ins Bewusstsein schieben will. Erst gegen Abend fällt mir wieder ein, dass ich doch meinen lieben Bruder Aaron anrufen wollte. Also texte ich ihm kurz eine Nachricht ins Smartphone und frage, ob er Lust hat zu telefonieren. Er wäre unterwegs und könne mich später anrufen, wenn er wieder zuhause sei, schreibt er ein paar Minuten später. Aaron ist ja nicht nur ärztlicher Psychotherapeut mit einer Kassenzulassung und einer Praxis, sondern auch Philosoph. Als Autodidakt hat er in den letzten dreißig Jahren ein enormes Wissen angehäuft, vorrangig was das Thema Selbsterkenntnis angeht. Eigene Erkenntnisse in dem Bereich ereilten ihn ebenfalls. Diese seien im wahrsten Sinne des Wortes allerdings unbeschreiblich. Denn das intrinsische Erkennen ist ja gerade durch die Abwesenheit der sogenannten Ich-Identität gekennzeichnet. Und da dieses Erkennen eben ohne ein Selbst stattfindet, ließe es sich natürlich im Nachhinein auch nicht wieder einbauen, wenn darüber gesprochen würde. Wenn wir allerdings unter vier Augen über unsere Ich-freien Einblicke in das Leben sprechen, wissen wir dementsprechend schon, was gemeint ist. Seit einigen Jahren hält mein Bruder sogenannte Vorträge darüber und veranstaltet Gesprächskreise dazu. Wobei er mir gegenüber noch betont hat, dass diese Vorträge ja gar keine Vorträge sind. Da es nichts vorzutragen gäbe, was die Erkenntnis des nicht-Selbst angeht. Anfangs hatte er seine Patienten und Klienten noch in einer eigens dafür angemieteten kleinen Praxis empfangen, doch seit etwa zwei Jahren nutzt Aaron dafür bereits einen Teil des von ihm gekauften und schon teilweise kernsanierten Vierkanthofs. Dort bietet er seitdem seine Einzel- und Gruppensitzungen an, sowie Gesprächsabende zu unterschiedlichen Themenbereichen. Das gesamte Gebäude und das umgebende Grundstück sind schon ziemlich groß. Ebenso das Potenzial an Räumlichkeiten, die vor einem Jahr noch nicht komplett saniert und ausgebaut waren. Externe Referenten nutzen jedoch schon die fertigen Räume, die Aaron speziell für Veranstaltungen auch vermietet. Leider wohnen wir fast fünfhundert Kilometer auseinander, sonst wäre ich sicherlich häufiger dabei, wenn Aaron die offenen Treffen hält, die alle zwei Wochen stattfinden. Im Innenhof, der in mehrere Bereiche eingeteilt ist, sitzt er im Sommer auch gern draußen mit unterschiedlichen Gruppen von Menschen. Oder auch allein, um zu schreiben oder zu lesen. Seine eigene Wohnung, die ebenfalls in dem Komplex beheimatet ist, hat er sehr geschmackvoll eigerichtet. Sie hat mir richtig gut gefallen, als ich ihn vor einem Jahr dort besucht habe. Sein wohnliches Reich ist sowohl gemütlich, als auch ungewöhnlich, um nicht zu sagen exzentrisch gestylt. Was sehr passend wirkt, denn Aaron ist definitiv ein Exzentriker. Insgesamt war seinerzeit jedoch erst ungefähr die Hälfte des ganzen Anwesens umgebaut. Alle Ideen für die weitere Nutzung waren zwar theoretisch ausgearbeitet, doch die Umsetzung konnte nur in Schüben stattfinden. Aaron nennt seinen Vierkanthof, speziell was die Kosten angeht, auch passenderweise sein AbenDteuer. Und lacht dabei gern über seine neue Wortschöpfung, die er oft erklären muss, weil sein Projekt eben am Ende des Tages, also am AbenD … hahaha, teuer wird. Teurer als geplant eben, was ja bei Projekten dieser Größenordnung keine Seltenheit ist. Bin auch sehr gespannt, wie der Stand der Dinge nun aktuell ist und freue mich auf das Telefonat mit ihm. Vor einigen Jahren hatte ich ihm beim Telefonieren mal erzählt, dass ich mich so träge fühle und darunter leide, dass ich die anstehenden Aufgaben einfach nicht erledige und immer wieder vor mir herschiebe. Als wenn ein innerer Schweinehund mich davon abhalten wolle. Daraufhin schickte mein Bruder mir folgenden Text als Mailanhang.

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Endlich: Entwarnung für den inneren Schweinehund!

Wer kennt ihn nicht? Während andere befellte Tiere noch Winterschlaf halten, ist der Schweinehund oft schon ab Anfang Januar wieder besonders aktiv. Er kommt und geht allerdings auch während des ganzen Jahres wann es ihm passt. Und wir machen Männchen. Wir lassen zu, dass er uns füttert, auch wenn wir bis zum dritten Januar tapfer waren, und unseren Diätvorsatz eingehalten haben. Gefühlt sind ja wir der Hund, und er ist unser Herrchen. Er besitzt die Kontrolle über uns, oder? Apropos Diät: Das ist natürlich immer eine Situation, unabhängig vom Jahreswechsel, in der unser Herrchen, also der innere Schweinehund, uns apportieren lässt. Er wirft mehrmals täglich das Stöckchen für uns und wir rennen los. Meistens zum Kühlschrank oder zum Schrank mit den Süßigkeiten. Oder zur Bar. Gleichzeitig wundern wir uns allerdings, warum wir ihm gehorchen. Obwohl wir doch etwas ganz anderes wollten und wollen. Wir woll(t)en doch eigentlich keine Schokolade mehr essen. Und stopfen sie nun dennoch in uns rein. Nur, weil dieses blöde Herrchen uns dazu auffordert. Auch woll(t)en wir schon seit Wochen unsere Steuererklärung machen, die Schubladen aufräumen, Kleidungsstücke aussortieren, zum Sport gehen, mit dem Rauchen aufhören, oder weniger Alkohol trinken. Okay, denken wir, ab morgen binden wir den inneren Schweinehund aber wirklich an. Und wenn er sich losreißen sollte, werden wir ihn auf jeden Fall ignorieren. Noch nicht mal auf das Stöckchenspiel werden wir hereinfallen. Ab Morgen!

„Und wer will jetzt erzählen, dass es dieses Biest gar nicht gibt? Das wäre ja ein Ding.“

„Hier spricht der Verstand: Ich sage das.“

„Mein Verstand? Ausgerechnet mein Verstand? Der, der den inneren Schweinehund als Erklärung für unser Dilemma erfunden hat, will nun verkünden, dass es das Biest doch nicht gibt? Das ist ja paradox. Das verstehe ich nicht.“

„Ganz einfach, lieber Mensch. Du verstehst nicht nur dieses Paradox nicht. Du verstehst mich, den konditionierten Verstand überhaupt nicht. Wenn du mich aber verstehen willst, stehst du genau jetzt an der end-scheidenden Stelle. Wer ist denn derjenige, der glaubt, einen Verstand zu besitzen?“

„Hm, wer das ist? Na ich. Der, der denkt.“

„Der, der denkt, besitzt also den Verstand? Deswegen sagt er wohl auch: MEIN Verstand, nicht wahr?“

„Hm, etwa nicht? Ich bin doch schließlich der Denker.“

„Du als Denker hast also die Kontrolle über das Denken?“

„Ja sicher!“

„Wozu erdenkst du dir denn dann einen inneren Schweinehund? Noch dazu einen, der den Denker kontrollieren kann? Also, DAS finde ich paradox.“

„Ja, es scheint unlogisch, das stimmt. Hmmm.“

„Dann denk mal in Ruhe darüber nach, du Denker.“

= it is =

Aaron Santoscha

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Na ja, typisch Aaron eben. Eine normale Antwort ist von ihm nicht zu erwarten. Und da ich ihn nun mal gut kenne und weiß, dass er mit seiner besonderen Art genau ins Wespennest sticht, habe ich seinen Text noch zwei Mal gelesen. Langsam gelesen. Und als es plötzlich Klick gemacht hat, hatte ich einen Lachanfall vom Feinsten. Einfach sehr genial. Unter all seine Texte, und er schreibt täglich wie er sagt, setzt er sein Wiedererkennungsmerkmal. Es ist auch das Zeichen für sein Urheberrecht. = it is = steht genau für das, was ES IST, denn alles darüber hinaus ist Spekulation, sagt er. Gegen einundzwanzig Uhr meldet sich mein Handy mit dem Percussion Klingelton. Und wie vermutet, sehe ich, dass es Aaron ist, der mich wie angekündigt anruft.

„Du Lieber! Hallo!“

„Nabend Bianca, du Nochliebere!“

Wir scherzen zuerst ein wenig über die vielen Monate, die wieder vergangen sind, ohne, dass wir etwas voneinander gehört haben.

„Erzähl! Was macht der Hof? Und wie geht’s dir?“, frage ich dann.

„Ohh, du weißt ja. Never ending story. Aber ja, es geht voran, und das AbenDteuer ist Prokilo.“

„What?“

Aaron lacht. „Na, nicht Programm …“

„Ja. Ach so!“ Jetzt lache ich ebenfalls. „Klar! Von: Der Name, also das AbenDteuer, ist Pro-Gramm!“

„Das auch.“

„Auch? Wieso auch? Was denn noch?“

„Na! Was noch!?“

Ich überlege und komme dann auch von allein auf das, was er da wieder verwortet hat: “Es ist ‚nicht leicht‘ meinst du, wegen Kilo und Gramm?“

„Joh, und bei dir?“

So erzähle ich ihm die Neuigkeiten rund um die drei Bücher. Und berichte über das Treffen mit Lili bei den spirituellen Freunden.

„Was? Du und Esoterik? Ich kann nicht mehr. Wie hast du das denn ausgehalten?“

„Na ja, warte mal ab. Ich musste beim Lesen und an dem Abend ja auch an dich denken. Und zwar weil mir irgendwie nicht einleuchtet, warum ich die einzige sein soll, die keine Notwendigkeit sieht, ihre Realität gestalten zu müssen. Wobei ich mir eben darüber im Klaren bin, dass es unmöglich ist, die Zukunft kontrollieren zu können. Und da du ja ganz offensichtlich ebenfalls kein spiritueller Sucher bist, sondern der Profi was das Thema angeht, will ich von dir wissen, warum die Leute sich da so reinsteigern und hoffen, dass sie irgendwann irgendwo ankommen werden. Wieso sind so viele Menschen auf der Suche und glauben, sie könnten durch irgendwelche Methoden das Glück in ihr Leben ziehen? Und wenn sich jemand mit den Hintergründen auskennt, dann doch du.“

„Und wenn sich jemand mit den Vordergründen auskennt, dann doch du“, retourniert Aaron.

Ein kurzer Moment der Stille folgt, in dem ich reflektiere, worauf er anspielt.

„Denn tatsächlich interessieren dich die anderen gar nicht stimmt’s?“, unterbricht er meine Überlegung. „Und deine beiden Fragen kannst du dir sogar selber beantworten, wenn du hinschauen würdest“, postuliert er dann noch.

Ich schweige weiter und überlege ein paar Minuten, in die Aaron auch nicht mehr hineinquatscht. Es kann bisweilen schon anstrengend sein mit ihm zu reden.

„Ja“, sage ich dann nur leise und wenig überrascht.

„Doch über die sogenannten Anderen kann ich dir trotzdem einiges erzählen. Die meisten Menschen, die Hilfe bei mir suchen, leiden ja an sich selbst. Deswegen wollen sie sich und sogar meist auch die Welt verbessern. Denn die Schuld für ihr Leiden projizieren sie natürlich nach außen. Manche glauben sich heilen zu müssen oder sind eben der Ansicht, ihre Zukunft kontrollieren zu können. Sinnsuche, die Suche nach sich selbst, oder auch die Vorstellung zu sich zurückfinden zu können, sind die inneren Antriebe. Von den typischen Realitätsgestaltern kommen auch immer mal wieder einige vorbei. Übrigens bereichern auch ein paar Philosophiestudenten die Gesprächsrunden, die natürlich weiterhin regelmäßig stattfinden. Doch ist es schlichtweg gleichgültig, welche Intentionen die Leute mit sich herumtragen. Die Inhalte sind austauschbar, denn runtergebrochen gibt es quasi auf alles dieselbe Antwort. Das ist wie du weißt auch der Tenor meines ersten Buches, für das ich vor fünf Monaten endlich den Vertrag für die Veröffentlichung unterschrieben habe.“

„Yeah! Das ist ja toll, ich freue mich, Aaron! Kann ich es denn jetzt auch endlich lesen? Also, du hattest schließlich versprochen, es mir noch vor dem Erscheinungsdatum zu geben.“

„Ja natürlich. Jetzt kannst du es lesen.“

Warum er nun gleichzeitig über seine Worte lacht, erschließt sich mir nicht.

„Ich schicke es dir sogar als Päckchen, denn ich habe vorab ein Probeexemplar bekommen. Und ich weiß ja, dass du lieber ein Buch in der Hand hast, anstatt ein PDF am Bildschirm zu lesen. Dieser Prototyp sieht zwar etwas provisorisch aus, aber bald bekommst du auch ein richtiges Exemplar mit ISBN und meiner Signatur.“

„Klasse. Wie heißt es denn jetzt?“

„Das Leben nicht stören. Und als Untertitel eben: Gespräche in der AustauschBar.“

„Also so, wie du es auch geplant hattest. Schön! Und es sind ausschließlich Gespräche, die du dort zusammengestellt hast?“

„Ja. In Zeiten von Social Media ist der Aufbau eben so ähnlich gestaltet wie in den Chats, die dort stattfinden. So, dass mehrere Leute eine kurze Zeit über ein Thema sprechen. Und oh Wunder direkt im zweiten Teil der Gespräche geht es sogar um die Idee von Glück. Ein Zeitgeistthema eben. Gleichzeitig kann es passieren, dass beim Lesen Selbstreflexion stattfindet. Es geht ja um Lebensfragen, die fast jeder kennt oder hat, und die aus diversen Perspektiven betrachtet werden. Und aus einer ungewöhnlichen Sichtweise heraus on top natürlich manchmal auch. Und durch das potenzielle Auftauchen von Musterunterbrechung, einem Perspektivwechsel oder der Kapitulation des Verstandes, bietet sich die Möglichkeit an, die Kurve kriegen zu können. Und zwei Testleser hatten es sogar so formuliert, als hätte das Buch mit ihnen gearbeitet.“

„Ach! Wo es doch sonst eher andersherum ist. Es gibt ja diese Arbeitsbücher, mit denen man an sich arbeiten kann. Krass. Und was meinst du mit die Kurve kriegen?“

„Dass sich die Suche beendet. Weißt du doch. Solange man sich in seiner rigiden und vermeintlich wahren Perspektive festgebissen hat, ist man doch bind für das, was tatsächlich, also unmittelbar ist. Und wenn Öffnung stattfindet, löst sich der Knoten manchmal von ganz allein. So, wie bei dir damals.“

„Okay, ich verstehe und bin jetzt mehr als gespannt. Obwohl ich auch immer noch sauer bin, dass ich das Manuskript nicht vorher lesen durfte. Testleser, sagst du. Wieso durfte ich keine Testleserin sein?“

„Bia, wirklich! Das Thema hatten wir doch schon! Wie geht es denn Lili? Grüß sie doch mal unbekannterweise von mir.“

Dieser Schuft! Früher nannte er solch einen offensichtlichen Themenwechsel mal: Unrat vorbeischwimmen lassen.

„Dann schick mir doch wenigstens zwei Exemplare. Lili wird es bestimmt auch gern lesen.“

„Hab doch nur dieses eine. Hm, und wie wäre es, wenn wir noch ein paar Wochen damit warten? Bis das Buch veröffentlicht ist. Dann komme ich mal wieder für einen Abstecher in die alte Heimat. Und ihr bekommt beide jeweils ein handsigniertes Exemplar von mir.“

Aaron ist immer so bestimmt in seiner Art, dass es mir nicht in den Sinn käme, ihn umstimmen zu wollen. Immerhin verlange ich nun noch ausdrücklich, dass er mir den eben versprochenen Probedruck trotzdem vorher schickt. Wir verabschieden uns und zum Ausklang des Abends schalte ich nochmal den Fernseher an. Keine zwölf Stunden später holt mich der Alltag wieder ein. Tag für Tag meist die gleichen Abläufe. Bei einem mittelständischen Büroeinrichter bin ich für das Rechnungswesen zuständig. Und seit drei Jahren mache ich quasi alles alleine. Debitoren-, Kreditoren- und die gesonderte Anlagenbuchhaltung. Zusätzlich kontrolliere ich am Monatsanfang die Reisekostenabrechnungen unserer Außendienstmitarbeiter aus dem Vormonat. Mit ein paar Arbeitskollegen treffe ich mich sehr gern ab und zu. Aber nicht regelmäßig. Manchmal gehen wir nach Dienstschluss etwas essen oder zum Bowling. Montags gehe ich nach Feierabend direkt zum Fitnessstudio. Auch, wenn ich mal keine Lust habe. Wenn ich erst einmal da bin, macht es mir auch immer Spaß. Hauptsächlich benutze ich dort die Maschinen zur Muskelstärkung. Mit Lili treffe ich mich nun jeden Mittwochabend.

Manchmal gehen wir noch essen, aber meistens sitzen wir einfach in ihrer oder meiner Wohnung und reden. Ich erzähle ihr allerdings nicht, dass ich auf das Buch von Aaron warte. Ganz zu schweigen von den Grüßen, die ich ihr von ihm ausrichten soll. Was ich ebenfalls nicht mache. Komisch ist das schon. Und ich weiß nicht mal warum. Genauso komisch ist es, dass wir nicht mehr an unser Gespräch anknüpfen, das wir zuletzt im Auto geführt hatten. Manchmal wollte ich das Thema schon ansprechen, fand es dann aber doch zu schwierig, ihr von dem Ereignis zu berichten, das diese komplette Veränderung meiner Wahrnehmung verursacht hatte. Langsam sollte das Päckchen von Aaron auch kommen, denn den Paketboten vermisse ich schon seit Tagen. So, wie auch von einem möglichen neuen Lebenspartner weit und breit nichts zu sehen ist. Einsam fühle ich mich aber nicht. Allein manchmal schon. Aber meist bin ich es sehr gern und kann es auch gut sein. Während meiner kurzen Ehe gab es dagegen durchaus Gefühle von Einsamkeit. Wir waren sogar gemeinsam einsam. Und ich bin froh, dass dieses Kapitel sich so schnell beendet hat, wie es aufgetaucht ist. Nur gelegentlich bin ich traurig, dass ich keine Kinder habe. Lili geht es ähnlich. Sie ist mit ihren zweiundvierzig Jahren drei Jahre jünger als ich und ihre biologische Uhr würde langsam das Ende anpeilen, wie sie meint. Sie hat auch keinen festen Partner, aber immerhin ein paar Kerle im Umfeld, mit denen je nach ‚Lust‘ und Laune das ein oder andere Date forciert werden kann. Lili arbeitet in einer Apotheke hier im Ort und ist beruflich auch ganz schön eingespannt. Bei unserem letzten Treffen haben wir überlegt, ob wir eine gemeinsame Reise buchen sollen. Einen Kurzurlaub erstmal. Und den nächsten Sommerurlaub könnten wir auch gemeinsam verbringen, schwebt uns so vor. Obwohl wir beide nicht das Gefühl haben, uns vom Leben erholen zu müssen. Trotz der starken beruflichen Anspannung, der wir manchmal ausgesetzt sind. Bei den Überlegungen für eine Städtereise denke ich an London, weil ich dort vor dreißig Jahren schon einmal war und so tolle Erinnerungen an die Stadt habe. Berlin, Hamburg, Amsterdam und Wien stehen auch in der engeren Auswahl. Zu lange Anreisen widerstreben mir aber irgendwie. Lili möchte ganz gern erstmal in die Toskana. Florenz, Siena und Pisa sind ihre Favoriten. Endlich liegt ein Päckchen vor meiner Wohnungstür, als ich abends nach Hause komme. Ein Nachbar muss es angenommen haben. Sofort reiße ich es auf und finde neben dem Buch noch eine Packung selbstgebackener Kekse und einen Beutel gerösteter Kichererbsen. Eine kleine Karte hat Aaron auch angeheftet. Darauf wünscht er genussvolle Stunden, was wahrscheinlich nicht die Snacks betreffen soll. Dann starre ich auf das Cover. Es sieht eigentlich aus wie bei einem richtigem Buch. Ganz oben steht der Name meines Bruders: Aaron Santoscha. Im unteren Drittel des Covers der Titel: DAS LEBEN NICHT STÖREN. Und darunter ein Untertitel: Gespräche in der AustauschBar. Das Bild zwischen seinem Namen und dem Titel sieht gezeichnet aus und erinnert an einen Comic. Es zeigt eine Frau, die ein Tuch um die Augen gebunden hat und die vor einer durchsichtigen Lostrommel steht, in der viele bunte Lose zu sehen sind. Sie muss gerade erst ein Los aus dieser Trommel gezogen haben. Denn sie hält es mit ausgestrecktem Arm hoch, wobei sie aus voller Kehle lacht. Na ja, denkt es in mir. Ein Glücksspiel? Was soll dieses Bild mit dem Titel oder dem Untertitel zu tun haben? Und ich bin skeptisch. Wenn ich das Buch so in einer Buchhandlung sehen würde, könnte ich mir doch keinen Reim darauf machen, worum es inhaltlich geht. Wobei das ja auch sehr häufig tatsächlich so ist, wenn ich ein mir unbekanntes Buch in der Bücherei in die Hand nehme. Meist lese ich halt nur kurz, was auf der Rückseite des Buches steht. Und wenn das für einen ersten Eindruck nicht reicht, schlage ich schon mal ein paar zufällige Seiten auf und lese dort ein paar Zeilen. Unweigerlich stelle ich mir auch plötzlich vor, wie es aussehen würde, wenn ich ein eigenes Buch veröffentlicht hätte und meinen Namen darauf sehen würde. Bianca Bergrau. Irgendwie ist es bestimmt merkwürdig, den eigenen Namen auf einem Buchcover zu sehen. Dass Aaron, denn das ist ja sein echter Vorname, sein offenes Pseudonym als Nachname benutzt, war mir schon irgendwie klar. Er schreibt ja bereits seit vielen Jahren unter dem Namen Aaron Santoscha. Es ist bestimmt schon zehn Jahre her, als er mir mal die Bedeutung des Wortes Santosha und seine Intention für die Verwendung erklärt hat. Allerdings fällt mir grad nicht mehr ein, worum es genau ging. Muss ich mal im Internet suchen. Schnell mache ich mir noch eine Tasse Tee, schlüpfe in meinen Pyjama und setze mich mit meiner Neugier und der Lektüre aufs Sofa. Bevor ich das Buch jedoch aufschlage, lese ich zuerst den Klappentext der Rückseite. Auch daran hat Aaron bei seinem Prototyp gedacht.

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Wenn wir uns entwickeln wollen, basteln wir dabei meist nur an den Inhalten unseres konditionierten Verstandes herum. Eine hilfreiche Veränderung kann jedoch darin bestehen, die Verwechslung mit dem Verstand direkt zu durchschauen. Entwicklung muss nicht im vermeintlichen Verbessern von Inhalten bestehen. Das Ent-wickeln kann sich einer anderen Wortbedeutung nach auch im Ab-wickeln von Konzepten, Annahmen und Vorstellungen vollziehen. Was eine Offenheit dem Leben selbst gegenüber schaffen kann.

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Dass diese Worte ziemlich genau Aarons Haltung widerspiegeln wird mir hier direkt deutlich. Als wir mal darüber gesprochen hatten, welche Bedeutung das Wort Entwicklung für ihn hat, sagte er auch etwas von Tabula Rasa. Die Inhalte des Denkens seien immer alt. Und verdecken quasi den Blick auf das Wesentliche. Und dieses Wesentliche sei eben unsere Essenz. Nun blättere ich einmal wie beim Daumenkino durch das ganze Buch und schaue mir dann das Inhaltsverzeichnis an.

Es führt ein Weg dran vorbei

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