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Rose und Edgar

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Nicht unweit von Artur und Senta entfernt, spielt sich fast die gleiche Geschichte ab.

„Sag mal, Rose, Liebling“, wendet sich Edgar an seine Lebensgefährtin, „ich glaube, wir müssen mit dem Nestbau beginnen. Dein Ei ist bestimmt bald fertig.“

Rose dreht sich zu Edgar um. Sie ist verwundert. Woher weiß er immer so genau, wann sie ihr Ei legen möchte? Wieder einmal hat er richtig geraten.

„Och, Edgar“, schmachtet sie ihn an. „Du hast es wieder einmal erraten. Wir müssen das Nest für unser Kind bauen.“

Mit vereinten Kräften bauen sie ein schönes kegelförmiges Bett aus Schlamm und Sand. Eben das, was sie zum Nestbau finden können. Jetzt ist das Nest fertig und Rose kann ihr Ei in das vierzig Zentimeter hohe Bettchen legen.

Genau achtundzwanzig Tage lang brüten Rose und Edgar abwechselnd liebevoll das Ei aus.

Edgar ist gerade auf Futtersuche aus, als Rose fühlt, es ist so weit! Das Küken will schlüpfen. Geduldig wartet sie, bis die Bewegungen unter ihr heftiger werden. Schließlich brütet sie nicht das erste Ei aus. Sie hat Erfahrung. Nun steht sie auf und sieht nach.

Mit einem verkrüppelten Schnabel bohrt sich das Junge ein Loch in die Eierschale.

„Ach, wenn nur Edgar da sein könnte. Er schaut so gerne zu, wenn das Küken schlüpft“, stöhnt Rose.

Sie schaut sich um. Sie ruft. Aber Edgar ist nicht in der Nähe. Na, dann eben nicht. Er wird sein Kindchen nachher bewundern.

Langsam öffnet sich die Eierschale und fällt auseinander. Vor ihr liegt das kleine, graue Küken, das die staksigen Beine noch nicht bewegen kann. Schon jetzt hat sie ihren Sohn lieb gewonnen. So, wie jedes ihrer sechs Kinder vorher.

„Was? Es ist schon geschlüpft?“ Eiligen Schrittes naht Edgar. „Weshalb hast du mich nicht gerufen?“, sagt er vorwurfsvoll.

„Das wollte ich“, verteidigt sich Rose, „aber du warst nicht in der Nähe.“

Edgar scheint seinen Vorwurf vergessen zu haben, denn schon beugt er sich zu seinem Sohn, der ungelenkig im Nest liegt. „Oh, ist er süß.“

Jedes Mal ist er aufs Neue von dem Anblick des kleinen, unbeholfenen Neugeborenen im Nest überwältigt.

„Ja, nicht?“, pflichtet Rose bei. Aus verliebten Augen strahlen sich die stolzen Eltern an. Sie können sich an ihrem Nachwuchs gar nicht satt sehen.

„So, jetzt geh du mal fressen.“ Der besorgte Vater ist ganz verrückt darauf, sich zuerst um den geschlüpften Sohn zu kümmern

Rose weiß ganz genau, weshalb ihr Partner sie zum Fressen schickt. Sie kennt ihn lange genug. Lächelnd willigt sie ein und stakst in gemäßigtem Schritt davon. Edgar möchte nicht nur die erste Wärmeschicht übernehmen. Nein, er möchte auch der Erste sein, der seinem Söhnchen Futter gibt.

Rose bewegt es stets, wenn sie sieht, was Edgar für ein liebevoller und fürsorglicher Vater ist. Deshalb überlässt sie ihm auch gerne die erste Fütterung des Neugeschlüpften. Sie selbst hat noch oft genug Gelegenheit, die Kropfmilch an das Kind zu füttern.

Während des Fressens überlegt sie, wie der Sohn denn heißen soll. Mit Edgar muss sie das nachher besprechen. Nach einigem Überlegen beschließen sie ihren Sohn Robin zu nennen. Bei jedem Ei ist es das gleiche Problem. Sie haben Mühe, sich auf einen Namen zu einigen.

Die ersten vier Tage bleiben die Eltern oft zusammen und warten sehnlichst darauf, dass ihr Söhnchen Robin die ersten Schritte macht. Um nichts in der Welt möchten sie das verpassen.

Robin wächst und gedeiht. Kein Wunder, bei der Pflege, die ihm die Eltern angedeihen lassen!

Anfangs, als er unbeholfen auf den viel zu langen Beinen steht, bleibt er gerne in der Nähe der Eltern. Er genießt ihren Schutz und hat er mal Hunger, braucht er nicht weit zu gehen um Nahrung zu erhalten.

Der graue Flaum verschwindet. Wie bei einem ganz normalen Flamingo wachsen rosafarbene Federn nach. Immer sicherer geht und steht er auf seinen zwei Beinen. Nur sein Schnabel, der braucht etwas länger, bis er richtig entwickelt ist.

Trotzdem entfernt sich Robin immer weiter von den Eltern weg. Er möchte die Flamingowelt erkunden. Nur zum Fressen der Kropfmilch kehrt er gerne zu den Ernährern zurück.

Zwar versucht Robin immer wieder, selbst Nahrung aus dem Wasser zu seihen, doch der Schnabel will noch nicht so recht.

Bei einer dieser Erkundungstouren begegnet er Guy.

1 Ei muss her

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