Читать книгу Hausbooturlaub Mecklenburgische Seenplatte - Christine Lendt - Страница 10

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Boot fahren ohne Bootsführerschein

Tatsächlich ist dies auf der Mecklenburgischen Seenplatte (und auch in einigen anderen Gegenden Europas) problemlos möglich, sofern man alle Vorgaben beherzigt. Wobei »ohne Schein« nicht ganz korrekt ist. Vielmehr gilt hier die sogenannte Charterscheinregelung. Sie ermöglicht es volljährigen Personen, die keinen amtlichen Sportbootführerschein Binnen besitzen, ein Hausboot zu chartern und zu fahren. Das Ganze ist allerdings mit gewissen Einschränkungen verbunden, wie etwa bei der Antriebskraft des Bootes (maximal 15 PS) und der Höchstgeschwindigkeit (maximal zwölf Stundenkilometer). Es darf auch ausschließlich bei Tageslicht gefahren werden; in einigen Gebieten, beispielsweise auf der Müritz, gelten zudem Sonderregelungen wie ein Fahrverbot ab Windstärke 4 und die Pflicht, bei der Überfahrt Schwimmwesten zu tragen. Der Charterschein wird nach einer in der Regel dreistündigen Vor-Ort-Einweisung in Theorie und Praxis ausgestellt. Er gilt dann für den Zeitraum der Charter als Fahrerlaubnis für das Führen des Bootes.

Zulässige Gewässer und Einschränkungen

Die rechtlichen Rahmenbedingungen der Charterbescheinigung sind in der Binnenschifffahrts-Sportbootvermietungsverordnung (BinSch-SportbootVermV) festgelegt. Sie listet auch alle zulässigen Wasserstraßenabschnitte sowie Einschränkungen auf. So ist auch das führerscheinfreie Revier in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg vom Gesetzgeber genau definiert. Es umfasst u. a. die Müritz und die anderen Mecklenburgischen Großseen, die Müritz-Elde-Wasserstraße von Plau am See bis zur Elbe (Schleuse Dömitz) sowie den Wasserweg nach Schwerin, die Kleinseenplatte inklusive Rheinsberg und die Obere Havel-Wasserstraße.

Yacht, Floß oder Bungalow?

Auf dem Gebiet der Mecklenburgischen Seenplatte gibt es zahlreiche Vercharterer, die auch führerscheinfreie Hausboote anbieten, oft mehrere Typen und verschiedene Größen. Dabei ist »Hausboot« ein äußerst dehnbarer Begriff: Nicht nur kleine Kajütboote oder Flöße mit Außenborder fallen darunter, sondern auch komfortable Yachten mit bis zu fast 15 Meter Länge, die mit starrer Welle, also mit Innenbootmotor und Ruderblatt funktionieren und besonders beim Rückwärtsfahren anders reagieren. Der ursprünglichen Idee vom Hausboot kommen die Bungalowboote am nächsten, schwimmende Hütten mit Terrasse. Auch bezüglich Ausstattung und Komfort gibt es immense Unterschiede. Für die Auswahl des Bootes sollte man sich daher etwas Zeit nehmen und vergleichen. Entscheidend ist zudem der Starthafen. Die Vercharterer sitzen an verschiedenen Standorten und bieten teils auch Einwegfahrten mit Abholservice an. Der Vorteil dabei: Man sieht bei gleicher Streckenlänge mehr von der Region als bei einer Hin- und Rückfahrt mit dem Boot. Eine mögliche Alternative ist eine Rundtour mit demselben Start- und Zielhafen.

Grundsätzlich sind Hausboottouren auch etwas für die ganze Familie. Bei der Wahl des Bootes sollte darauf geachtet werden, dass es für alle gut geeignet ist (Platzbedarf, Aufteilung). Kinder an Bord müssen außerdem Schwimmwesten tragen. Je jünger die Kinder, umso mehr spielt auch der Sicherheitsaspekt eine Rolle – besonders beim Schleusen sollten die Kleinen gut betreut unter Deck bleiben.

Tipp: Das passende Boot finden

Um sich im Dschungel der Möglichkeiten zurechtzufinden, sollten vorab folgende Überlegungen die Auswahl eingrenzen:

Größe des Bootes: Zahl der mitfahrenden Personen und benötigte Schlafplätze

gewünschter Bootstyp und Komfort

Höhe der Charterkosten, dabei auf mögliche anfallende Zusatzkosten achten

Start- und Endpunkt der Tour: Soll es eine Einwegtour, eine Hin- und Rückfahrt mit dem Boot oder eine Rundfahrt werden?

Die Kosten für einen Hausbooturlaub

Es ist ähnlich wie bei der Hotelbuchung: Wie groß das Reisebudget sein sollte, hängt vor allem von der Wahl des Bootes ab. Die Chartergebühren machen in der Regel den Löwenanteil der Kosten aus. Dafür kann man alles andere – wie bei einer Ferienwohnung – auch preisgünstig gestalten, indem selbst eingekauft und an Bord gekocht wird. Wer wiederum möglichst viel von der (auch kulinarischen) Landeskultur kennenlernen möchte, sollte entsprechende Extrakosten für Landausflüge und Restaurantbesuche einplanen. Ähnliches gilt für das Ankern und Anlegen: Ersteres geht in zulässigen Seebereichen kostenlos, während für das Anlegen Gebühren beim Hafenmeister oder den zugehörigen Einrichtungen (z. B. Campingplätzen) zu entrichten sind. Doch Achtung: Der Charterschein schließt in der Regel das Übernachten vor Anker aus (regulärer Bootsführerschein erforderlich). Zur Bootscharter kommen in der Regel noch die Kosten für den Treibstoff hinzu sowie – bei entsprechenden Bootstypen – Gebühren für das Auftanken von Frischwasser und Ablassen von Abwasser.


Auf einem Wassercamper hat ein komplettes Wohnmobil Platz, wahlweise das eigene oder ein fest installiertes.

Auch unterscheiden sich die Angebote: Neben Rundum-Sorglos-Paketen, die viele Extras bis hin zur Vollkaskoversicherung und einem Leihfahrrad an Bord beinhalten, gibt es auch Angebote, bei denen noch Extrakosten hinzukommen können. Bei der Haftpflichtversicherung sollte man ebenfalls genau hinsehen: Ähnlich wie bei Mietwagen beinhaltet sie häufig eine Selbstbeteiligung im Schadensfall oder entsprechende Wahloptionen.

Koffer packen: Was muss mit auf die Hausboottour?

Grundsätzlich gilt: So viel wie nötig, so wenig wie möglich, ist doch der Platz auf einem Boot begrenzt. Zudem ist es in vielen Häfen problemlos möglich, z. B. Proviant aufzustocken oder andere Dinge einzukaufen. So manches wie etwa Toilettenpapier, Reinigungsmittel oder ein Fernglas ist oft auch bereits an Bord – am besten vorher abklären. Und noch ein Tipp: Reisetaschen verwenden, sie lassen sich besser verstauen als sperrige Koffer.

Kleine Packliste für die Sommermonate

bequeme, auch wetterfeste Kleidung

rutschfeste Schuhe mit flacher Sohle

Sonnenbrille

Sonnencreme, Sonnenhut oder Käppi

Mückenschutzspray für die Haut

Badesachen und Strandhandtücher

Taschenlampe

Fernglas

Proviant für die ersten Tage

zweilagiges Toilettenpapier (viele Bordtoiletten verstopfen bei dickerem Papier schnell)

eventuell Gartenhandschuhe (zum Schutz der Hände z. B. beim Halten der Taue während des Schleusens)

eventuell kleiner Wanderrucksack für Landgänge

Die Schleusen: Mit Wärter oder in Selbstbedienung

Ein besonderer Moment auf einer Hausboottour ist, die erste Schleuse anzusteuern. Schleusen regulieren Höhenunterschiede auf Wasserstraßen. Beim Abwärtsschleusen sinkt das Boot mit dem Wasserspiegel nach unten, beim Aufwärtsschleusen steigt es nach oben. Normalerweise sollte der Vorgang während der Charterscheinschulung ausreichend erklärt und das Verhalten bei Schleusungen auch praktisch geübt werden.

Es gibt Schleusen, die mit Wärter funktionieren, und Selbstbedienungsschleusen, bei denen die Personen auf dem ersten einfahrenden Boot den Vorgang der Schleusung selbst auslösen – dafür wird in der Regel ein grüner Hebel am Ufer betätigt. In beiden Fällen gibt es klare Anweisungen, die unbedingt zu befolgen sind. Der Wärter weist z. B. einen Platz in der Schleusenkammer zu und achtet im Idealfall auch auf das sichere Verhalten der Skipper. Bei Selbstbedienungsschleusen erläutern große Hinweistafeln jeden einzelnen Schritt, und der Schleusungsvorgang lässt sich dort im Notfall mit einem roten Hebel stoppen.


In der Schleuse muss das Boot gut gesichert werden.

Hinweise und Verhaltensregeln beim Schleusen.

Bei rotem Lichtsignal vor der Schleuse in ausreichendem Abstand warten (Haltemarkierung beachten, meist gibt es Anlegemöglichkeiten am Ufer).

Erst bei grünem Lichtsignal in die Schleusenkammer einfahren.

Berufsschiffe haben Vorfahrt und fahren in der Regel zuerst ein.

Leinen vorbereiten, optional für ein Anlegen an jeder Seite.

Personen einweisen, die die Leinen führen (je nach Situation vom Bootsrand oder von Land aus) und Bootshaken bereithalten.

So langsam wie möglich, aber noch gut steuerbar in die Schleuse einfahren.

Den Anweisungen des Schleusenpersonals bzw. (bei einer Selbstbedienungsschleuse) den Hinweisen auf der Anzeigetafel folgen.

So weit wie möglich nach vorn fahren, um auch anderen Fahrzeugen das Einfahren zu ermöglichen.

Falls die Seite ausgesucht werden kann, möglichst an der Luvseite (der dem Wind zugewandten Seite) anlegen. Das erleichtert das Ausfahren.

So weit einfahren, dass kein Teil des Bootes über die gelbe Farbmarkierung (Drempel) am Obertor hinausragt.

An der Anlegeseite die Leinen an Bug und Heck um dafür vorgesehene (in der Regel gelbe) Metallbügel, Stangen oder Poller legen (Bootshaken helfen, diese Vorrichtungen zu fassen zu bekommen).

Niemals Leinen in der Schleuse festknoten (!), nur auf Slip legen, sodass die Leinen bei sinkendem/steigendem Wasserstand nachgegeben bzw. eingeholt werden können.

Während der Schleusung den Motor abstellen.

Beim Aufleuchten des grünen Signals auf die Ausfahrt vorbereiten (Motor starten).

Die Leinen so lange festhalten, bis voraus liegende Boote abgelegt und Fahrt aufgenommen haben, erst dann nach Anweisung des Kapitäns einholen.

Der Schleusenwärter freut sich über ein zugerufenes Dankeschön oder auch mal einen Obolus.


Leinen in der Schleuse nie verknoten, sondern auf Slip legen und immer gut festhalten.

Boot fahren auf Binnengewässern

Auch wenn niemand erwartet, dass Hausbootfahrer mit Charterschein das Prüfungswissen des Sportbootführerscheins Binnen aufsagen können: Jeder sollte zumindest mit den wichtigsten Manövern, Regeln und Schifffahrtszeichen vertraut sein. Denn so schön es ist, dass Reviere wie die Mecklenburgische Seenplatte inzwischen auch unkompliziert für viele Menschen nutzbar sind: Es sorgt bei Ortsansässigen und erfahrenen Skippern nicht gerade für Begeisterung, wenn andere leichtfertig unterwegs sind. Wenn sich hingegen alle rücksichtsvoll verhalten, helfen erfahrene Kapitäne gern auch mit Tipps oder Tatkraft weiter, etwa beim Anlegen.


Nach dem Festmachen (hier: in der Marina Rheinsberg) gibt es bei Landgängen viel zu entdecken.

Worauf es im Wesentlichen ankommt, wird bei der Charterscheinschulung erläutert. Viele Vercharterer versenden zudem nach erfolgter Buchung vorab »Kapitänshandbücher« oder andere nützliche Hinweise zur Vorbereitung. Informationen zu den Schifffahrtszeichen sind auch auf den ersten Seiten der Sportschifffahrtskarten aufgeführt, die sich an Bord eines Hausbootes befinden müssen. So kann man im Zweifel unterwegs noch einmal nachschlagen. Obendrein sind in diesem Hausbootführer einige Videos abrufbar, die beispielsweise Vorgänge beim Schleusen veranschaulichen.

Auch beim Umgang mit einem Hausboot sollte man also den nötigen Respekt vor der Sache aufbringen, doch mit der richtigen Vorbereitung, einer guten Einweisung und Achtsamkeit ist es tatsächlich ganz einfach – und ein riesiges Vergnügen. In den folgenden Kapiteln erwarten Sie einige besonders schöne Touren.

Die Route planen

Jede der Routen hat ihre eigenen Reize und fahrtechnischen Besonderheiten. Eine Tour auf den Großseen hat den Vorteil, dass keine Schleusen zu passieren sind und vergleichsweise viel Raum vorhanden ist, während es in den Kanälen und auf manchen Kleinseen auch mal eng werden kann – beim Fahren und Manövrieren ist dann mehr »Maßarbeit« nötig. Als Einstieg in das Hausbootfahren bietet es sich daher an, z. B. auf dem eher ruhigen Fleesensee zu starten und erst einmal mit dem Boot vertraut zu werden. Dennoch sind auch auf den Großseen Betonnung, Fahrrinnen und einige Engstellen zu beachten. Ein vorheriger Blick in die Sportschifffahrtskarte ist unerlässlich, zumal in diesem Buch zwar auf Besonderheiten hingewiesen wird, es eine amtliche Seekarte jedoch nicht ersetzen kann. Besonders zur Hauptsaison ist auf den Großseen auf dem Wasser auch einiges los. In dem Seengebiet gibt es außerdem einige Wasserbauwerke wie die Drehbrücke Malchow und die Plauer Hubbrücke.

Hausbooturlaub Mecklenburgische Seenplatte

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