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Kapitel 2

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Draußen auf dem Vorhof standen Museumsangestellte, die eindeutig keine Schauspieler waren, wie an ihrer dezenten Kleidung erkennbar war. Diese echten Angestellten hielten Pappschilder über ihre Köpfe, auf denen die jeweils passenden Farbpunkte der Gruppen aufgemalt waren. Die knapp 70 Besucher des Schauspiels teilten sich im Hof auf und scharten sich um ihren Gruppen-Guide. Charlotte und ihre ‚The Benedicts‘-Mitstreiter liefen auf den Guide mit dem roten Farbpunkt auf dem Schild zu: Eine junge brünette Frau, die eine Stoppuhr um den Hals trug und einen Schnellhefter in der Hand hielt. Nach einer freundlichen Begrüßung begann die Frau mit einer kurzen Einweisung. „Wir beginnen im Uhren-Salon. Bitte folgen Sie mir gesammelt, ich führe Sie von einer Location zur nächsten und gebe Ihnen den jeweiligen Zeitrahmen vor, in dem Sie Hinweise finden müssen.“ Nach einem Blick auf ihren Schnellhefter sagte sie: „Einen Tipp habe ich noch vorneweg: Denken Sie nicht zu kompliziert.“ Sie lächelte gönnerhaft, und alle in der Gruppe lächelten höflich zurück. Dann setzte sie sich in Bewegung und Charlotte gesellte sich neben Tatjana, um der jungen Frau zu folgen. Die übrigen ‚Benedicts‘ schlossen sich an und schäkerten aufgeregt miteinander herum. Es ging vom Hof herunter über eine steinerne Wendeltreppe abwärts in eine Art Kellergewölbe. Dort wurde es merklich kühler, wie Charlotte fröstelnd feststellte. Sie zog ihren Blazer enger um sich. Am Ende der Wendeltreppe schloss ihr Guide ein hölzernes Tor auf, hielt die Tür geöffnet und wartete, bis alle Teilnehmer hindurchgetreten waren. Sie gelangten nun in die offiziellen Besucherräume, und sie fanden sich in einem Bereich wieder, in dem antike Teppiche ausgestellt waren. Um diese Uhrzeit war das Licht im Raum gedimmt und es herrschte eine unheimliche Atmosphäre, da außer ihnen niemand sonst im Ausstellungsraum war. Zügig führte ihr Guide die Gruppe weiter in einen Raum mit allerlei Uhren. Das musste der besagte Salon sein: Riesige Standuhren, filigrane Taschenuhren und edle Armbanduhren aus verschiedenen Epochen waren hier in beleuchteten Kästen untergebracht. Ihr Guide bedeutete Charlottes Gruppe, an einer Stelle zwischen den Schaukästen anzuhalten. Nachdem sich alle dort verteilt hatten, begann die Szene: Der Archäologe Dr. Himmelreiter kam wutbrausend in den Uhren-Salon und blieb etwa zwei Meter vor der Besuchergruppe stehen. Ihm folgte sein Assistent Rochert, der die Hände zu einer bettelnden Geste ineinander verschränkt hatte. „Bitte Chef, das können Sie mir nicht antun“, flehte er Himmelreiter an. Dieser drehte sich abrupt zu ihm um. Er war einen Kopf größer als Rochert und sah auf ihn herab. Himmelreiter erwiderte gedehnt: „Mein lieber Rochert“‒ dann griff er ihm ans Revers und zog ihn ein wenig zu sich heran – „und wie ich das kann. Du bist für den Diebstahl verantwortlich und du musst die Konsequenz dafür tragen!“ Rochert versuchte sich loszuwinden und Himmelreiter ließ ihn höhnisch lächelnd los. Aus dem weiteren Dialog der beiden Schauspieler ging hervor, dass Rochert Spielschulden hatte und damit auch ein Motiv aufwies, den Kelch von Gustav dem Großen zu stehlen. Rochert beteuerte wiederum, den Kelch nicht gestohlen zu haben und bettelte seinen Chef um Verschwiegenheit wegen seiner Zockerleidenschaft an. Dr. Himmelreiter zeigte aber kein Erbarmen. Er drohte damit, Rocherts Suchtverhalten an die Direktorin zu verraten und sie in seinen Verdacht einzuweihen. Nach fünf Minuten heftigem Diskurs verschwanden Himmelreiter und Rochert aus dem Salon. Die junge Frau, die Charlottes Gruppe anleitete, ließ die Stille nach dem Abgang der Schauspieler kurz wirken und wandte sich dann zur Gruppe: „So, hier gibt es jetzt noch keine Hinweise zum Suchen, bitte folgen Sie mir zur nächsten Station. Wir gehen jetzt zum Büro der Direktorin.“ Gehorsam folgten ihr ‚The Benedicts‘ die Wendeltreppe wieder nach oben. Gemeinsam liefen sie leise murmelnd über den gepflasterten Innenhof zurück zur Eingangstür des Museums und betraten den Hauptteil des Gebäudes. Auch hier war das Licht gedimmt, so dass die riesige Eingangshalle dunkel vor ihnen lag. Ihr Guide deutete auf eine Galerie am Ende der Halle, die über eine Treppe zu erreichen war. „Dort ist das Büro.“ Sie steuerten darauf zu. Plötzlich hallte ein durchdringender, gellender Schrei durchs Museum.

Mord im Museum

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