Читать книгу Traumprotokolle - Christof Wackernagel - Страница 10

Ab 6. Juni 1983

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− habe eine neue Freundin, die in einer luxuriösen Ladenlokal-Wohnung wohnt, in der gerade ein Anruf ankommt, dass ich zu einer Vernissage nach New York muss; wir sind traurig, dass wir uns trennen müssen, aber es soll ja nur kurz sein, da kommen ihre Eltern, und ihre Mutter macht mir Vorwürfe, dass ich von einem Tag auf den anderen die Frau gewechselt hätte, worüber ich empört bin, weil das nicht stimmt, aber es ist doppelt peinlich, weil alles gleichzeitig in einer Livesendung übertragen wird, und dann macht sie mir auch noch Vorwürfe, dass ich meine frisch gewonnene Frau sofort wieder verließe – die mich zwar verteidigt, was aber nichts nützt, und es wird langsam auch schon knapp, ihr Bruder kommt und hilft mir bei den Vorbereitungen, leiht mir was zum Anziehen und Geld in Form von silbernen Coupons; dann fahren wir mit ihm und seiner Freundin los, müssen aber noch einen kurzen Stopp im »Hilton« einlegen, wo ich kurz ein Zimmer gemietet habe und etwas esse, aber als ich zahlen will, kichert die Frau an der Rezeption genant und will kein Geld: »war ja nicht unser Bestes und nur kurz« – sie bietet mir noch einen Kaffee an, und als ich ihn runterstürze, hält sie mir verstohlen einen Zettel hin, dass es ein »besonderer« Kaffee sei, und ich frage mich, ob Kokain drinsein könnte, aber wieder im Auto bin ich traurig, dass ich meine neue Freundin verlassen muss, und sie auch – es ist ein heller Sonntag und vor dem »Hilton« sind Schutt- und Geröllhalden; ich sage, dass man wohl das beste Hotel nehmen muss, wenn man nicht zahlen will, aber dann müssen wir nochmal an einer kleinen flohmarktartigen Bude halten; die Zeit wird immer knapper, ich brauche von dort aber noch etwas für New York und schreie die lahmarschigen Verkäufer an, das Zeug endlich rauszurücken, wobei mich der Bruder unterstützt, bis ich es endlich habe und wieder ins Auto stürze; jetzt fährt meine Freundin; es ist ein Porsche und sie rast über die Autobahn, eigentlich ist es schon zu spät, der Check-in ist schon gelaufen, aber es klappt ja doch und dann bin ich auch schon drin: es ist ein Riesen-Jumbo mit längs- und seitlich quergestellten Sitzreihen, in denen ich noch den letzten Platz finde –

– Fritz Teufel getroffen und gesagt, dass ich es gut fand, dass er Rolf Heißler ein Kärtchen geschickt habe –

– lese das Gedicht eines Fünfzehnjährigen, finde es völligen Unsinn und kann es kaum entziffern, da hilft mir ein vor mir Sitzender, aber ich mache weiter dumme Bemerkungen darüber, bis mir einfällt, dass er ja der Autor sein könnte, und es peinlich wird – dann kriege ich ein Comicheft vom selben Autor, das aussieht wie die Trivialcomics vom jungen Wächter, das aber aus unfertigen, unzusammenhängenden Geschichten besteht, in deren Mitte plötzlich lauter in unterirdischen Kanälen hausende Mickeymouseartige schwarze Gestalten mit schwarzen Zorroumhängen auftauchen, die von aus Sabotage, Krieg und Zerstörung planen; eine unheimliche Gefahr geht von ihnen aus, sie sind zynisch und gerissen, aber es scheint, als ob die durch die von ihnen ausgelöste Überschwemmung durch Wasserrohrbrüche erzeugt wird, und als ich oben wieder durch die Straßen fahre, sehe ich herrliche große alte Backsteinhäuser, die sich bestens zum Besetzen eignen, und in Japan, wo wir sind, gibt es auch schon Besetzer, aber in der Straße, in die ich komme, wird alles abgerissen und ein langer Tunnel gebaut – ich springe über die Baustelle auf die seitlichen Gehwege und sehe hinunter, es reicht schwindelerregend endlos weit –

– mit Angela in der Badewanne, einer riesengroßen, aber es läuft nichts zusammen, das Wasser wird langsam zu kalt, ein anderer will da auch baden – sie hat ein riesiges Zimmer mit einer riesigen, leuchttischartigen Wand, an der sie Schulaufgaben macht, von ihrem Vater bekommen, und ich sehe alte Schulhefte von ihr, eines mit Eintragungen, was sie an dem Tag gemacht hat; sie liegt in einem Schlafsack und ich lege mich dazu, aber dann müssen wir aufstehen –

– breche mit einer Frau wie Barbara oder Gabi Heim in einen wohnungsartigen Betrieb ein, um dort etwas zu diskutieren; ich habe ein latent schlechtes Gewissen und sie hat recht – wir kochen Tee und teilweise kocht gleichzeitig an zwei Stellen Wasser, was mich sehr nervt –

– muss wieder in die Schule, habe ein Moped geliehen und fahre erstmal zu einem kleinen Automaten-Restaurant, wo ich pinkeln muss, beziehungsweise so tue, als ob; eine Frau kommt und sagt: »ach, Sie sind noch drin«, auch drei Halbstarke; dann fahre ich mit dem Mofa einen Berg hinunter wie in Stuttgart und rechts in eine Straße hinein, in der meine Wohnung liegt; vor dem Haus stehen Leute, ein Mann und zwei Frauen – im Schloss steckt ein Schlüssel, aber ich habe sechs Schlüssel – drei davon passen –, aber im Treppenhaus Ärger mit den Nachbarn, es müsse geputzt werden, jemand macht einen Vorschlag für einen Kompromiss, aber ich gehe nicht darauf ein, sondern öffne und frage mich, ob Renate eventuell da ist, mit jemandem zusammen, aber Fips ist zu sehen und schon von draußen war zu erkennen, dass einige Gäste zu Besuch sind – auf dem Bett liegt Fritz Scheyhing, neben ihm eine schöne Frau, Nadja?, von der Fips sagt, es sei die »Tochter«, ich aber nicht weiß, ob von Fritz, oder von jemandem anderen, Renate ist im Büro, wo ich zwar hin, vorher aber noch die anderen Gäste sehen will, die in einem großen Saal, der voll mit Verstärkern steht, sind, vor allem Engländer, und ich frage mich, ob meine Rickenbaker auch wieder da ist, aber dem ist nicht so, und alle sind scharf drauf – ich unterhalte mich mit einem der Gäste auf Englisch, dass man mit Hall und Fuzz am besten darauf spielen kann –

– Fips hat eine Dichterlesung organisiert, auf der er selbst liest und ich dabei bin; wir kommen hin und es sind eine Menge Leute da die auf einem ansteigenden Sitzparkett wie im Stadion sitzen – es wird umständlich hantiert und vorbereitet, Joints werden geraucht, die Leute beschweren sich, dass es so lange dauert, aber als es dann endlich anfangen soll, wird erst nochmal umgeräumt und in einen anderen Raum umgezogen und um einen großen Tisch herum Platz genommen, wo ich neben Fips sitzen muss, aber er beginnt nicht zu lesen, sondern fragt die Leute nach Themen und sucht danach eine Stelle raus, liest dann aber keine Gedichte, sondern eine Notiz zu Goethe und Widerstand und das so leise und undeutlich, dass keiner etwas versteht; die Leute sind sauer, einer pfeift, alle gehen, einer sagt, das Ganze sei nur organisiert worden, um den Raum unter Sabines Wohnung auszunützen; ich will dann noch in eine Kneipe gehen, latsche durch die Stadt, finde keine, habe alle anderen verpasst und komme auf einen Platz, auf dem eine Militärkapelle oder ähnliches spielt, in der Mitte steht ein griechisch-römischer Triumphbogen und in der Ecke um den Platz Zeichnungen, hinter durchsichtigen Plastikwänden die Zuschauer; ich gehe innerhalb dieser Abgrenzung zum Eck und sehe viele schöne Frauen, zum Teil nackt, und ich habe das Gefühl, unsere alte Annette zu treffen, finde aber sie nicht wieder, sondern drei Frauen sprechen mich an, mit Augenzwinkern und einem offensichtlich verabredeten Erkennungswort, aber es ist eine Verwechslung: ich bin nicht der Dealer –

– ich muss mich wegen einer Kontrolle umziehen, aber ein Arzt will zusätzlich eine Totaluntersuchung machen, Sabine und Claudija sind dabei, und fragen, ob ich mir das bieten lassen müsse – ich sage, so viel wie sonst auch und nicht mehr, worauf der Arzt einzugehen scheint, aber dann merke ich, dass er eine Spritze vorzubereiten versucht, gegen die ich mich wehren muss, irgendwas mit »Thorax« steht drauf und ich weiß, dass er mich lähmen, eventuell ersticken will, und will um Hilfe rufen, es ist aber niemand da, ich denke, wenn ich jetzt zum Fenster rausrufe, kann jemand wenigstens hinterher noch etwas rekonstruieren, wenn ich tot bin, aber dann kommt die Schwester und will die Spritze reinstecken; ich kann mit Mühe in letzter Sekunde entfliehen und sehe Heiner und Ernst Albrecht zusammen in den Keller gehen –

– Christo in meiner Zelle – will Bilder vom Reichstag anschauen; die Wächter sagen, es gehe wegen der Russen nicht, ich denke »Ruski«, sage es aber nicht; wir lächeln uns vielsagend an, aber es geht eher gegen die Wächter; dann entdeckt er mein Bild und fragt, was das für ein merkwürdiges Bild sei; ich sage, er soll es nicht beleidigen und zeige ihm auch die Kleinen, nebst Erklärung, aber da sind viele Comics drunter –

– Gert und ich wollen in der Sonne laufen, weil auf unserem Teil Schatten ist – es wird aber verboten, weil viel zu nah an der Mauer –

– will eine Collage machen, in der eine Videokamera auf eine Reklame mit einer Luftaufnahme, in der unten rechts der Text steht, über den Text geklebt werden soll, und suche eine passende Aufnahme einer Videokamera, und als ich endlich eine finde, ist es fast eine Fernsehkamera, aber das ist doch umso besser –

– muss in den Keller, um zu duschen, aber da liegt eine Matratze neben der Dusche und ich lege mich wieder hin; daneben liegt Gert und liest Spiegel – und er zieht mich wegen meiner Verabredung auf –

– Konsistell anstatt Konsistenz –

– wir stehen vor einer Schule oder einem Studio und sind alle als Geiseln genommen; es ist nicht klar, wie und wann und von wem, aber es ist allerhöchste Gefahr; es könnte der Mann im Rollstuhl sein, aber auch andere, insgesamt sind bald achthundert Menschen davon betroffen, und es fragt sich, wie die ernährt werden sollen; ich muss mit einer kleinen Gruppe in das Haus des Direktors, mit einem Aufzug, aber als wir dort rauskommen, sind russische Soldaten zur Kontrolle da, mit gezogenen Maschinenpistolen, wir halten die Hände hoch, und sie durchsuchen bis auf die Fußsohlen, wo einer denn bei mir den Witz macht, unter der Hornhaut könne etwas versteckt sein; sie wissen selbst nicht, wer der Geiselnehmer ist, und müssen deshalb anscheinend auch uns verdächtigen, ich komme in das Wohnzimmer des Direktors und kann mich dort völlig erschöpft in einen riesigen Sessel fallen lassen, da sehe ich im Fenster, dass lange Menschenschlangen das Gebäude verlassen – es hat sich also was getan, der Geiselnehmer hat einen Teil freigelassen; bald darauf ist alles beendet: es war nicht der Mann im Rollstuhl, sondern gerade der hat mit todesmutigem Einsatz so getan, als wäre er es und dadurch dem Geiselnehmer versichert, niemand kenne ihn; auf einem Lastwagen fahren wir weg –

– an einer Straßenecke rast ein doppelstöckiger Bus so schnell, dass er umkippt und ins Feld fällt – ich eile hin, um zu helfen, mache eine der vielen Türen auf, da ist es ein Bus einer Band, es sind lauter Waben, in denen alle mit ihren Frauen im Bett liegen, und nichts ist passiert –

– wir kommen mit einem Taxi vor dem Portal eines Hauses an – imponierend mit Treppen und sauber geputzt –, nachdem wir etwas an einem Ort erledigt haben, wo ein Filmfest stattfindet; die Regieassistentin begrüßt mich erfreut, das Geld sei schon da, bloß das Eigentliche noch nicht; ich könne ja so lange was essen – in der engen Küche bedienen sich sich andere an einer Art Büfett, und ich muss warten, plötzlich bin ich nackt, kann aber eine Unterhose anziehen und keiner stört sich daran; dann kann ich endlich an das Regal und nehme mir Nudeln, obwohl ich Lust auf Reis hätte, den aber derjenige vor mir schon genommen hatte; eine Frau die dabeisitzt, fragt, wann ich fliege, und ich stelle in Frage, ob bald überhaupt noch Flugzeuge fliegen – dann will ich noch andere Nudeln, da ist aber Hühnchen und halbgare Haut dabei, und ich meckere –

– bin im Bad und plötzlich ist klar, dass Olga kommt, ich lösche alle Lichter in meinem kleinen 1 ½-Zimmer-Appartement und gehe nur auf Zehenspitzen herum, aber da steht sie überraschend im Zimmer; ich tue so, als sei es normal, aber es ist gefährlich, es kann sein, dass sie mich umbringen will, dann sagt sie aber plötzlich, dass sie sich endgültig von mir trennen und weit weg gehen will, weil es keinen Zweck mehr habe; sie gibt mir einen Haufen Geldscheine und stopft sie unters Kopfkissen, ich ahne aber schon, dass sie gefälscht sind, und man sieht es auch auf den ersten Blick, schlechte Kopien zum Teil nur; kurz bin ich sehr traurig und bitte sie, dass wir weiter ein solidarisches Vertrauensverhältnis haben sollten, wozu sie zu meiner Erleichterung bereit ist; das Geld gebe ich Ebby, der es wegmachen soll – er stopft alles ins Klo, aber ich rate ihm, er solle es vorher einzeln zerreißen; sie packt ihre Sachen, und ich sehe, dass sie ein altes Buch von mir mitnimmt, einen riesigen Band von »Peterchens Mondfahrt«, ich sage, dass das unmöglich geht, weil es tiefste Kindheitserinnerung von mir ist, auch wenn sie das zur finanziellen Absicherung brauche; ich biete ihr andere Bücher an, eine Reihe alter, aber nicht so pompös aufgemachter deutscher Novellen aus mehreren Jahrhunderten; es wurmt mich genauso, das herzugeben, weil seltene alte Ausgaben, und wir einigen uns darauf, dass ich ein Vorkaufsrecht habe, wenn sie es nicht mehr will; sie hat zwei Kinder, die drängeln, ich nehme den »Peterchens Mondfahrt«-Band, blättere ihn durch, überall sind Vierfarbdrucke; später dann auch andere Bilder und Erklärungen; an die Stelle, wo die Kiste mit den anderen Büchern stand, stelle ich Essensvorräte und bin froh, dass da jetzt etwas mehr Platz ist; dann nimmt Olga auch noch meine Wachsfarben mit, wohl für ihre Kinder, ärgert mich leicht, aber ich denke, dass ich sie ja neu kaufen kann; dann der Abschiedskuss in der Tür – ich denke nochmal, dass es das war, wieso wir zusammen waren, total aufeinander eingespielt, aber der Kuss ist schon gefühllos –

– in einem Wolkenkratzerappartement bin ich mit einer Frau zusammen, die etwas von mir will; es ist eine jüngere Frau, und ich bin unschlüssig, weswegen ich vorschlage, dass wir woanders hingehen – im Aufzug schmusen wir etwas, aber unten kommen wir nicht weiter und müssen in einer hässlichen Vorhalle warten; andere Leute sind dabei, Geschäftsmänner – sie schläft irgendwo in der Ecke, und als wir endlich weiterkönnen, wecke ich sie freundlich, aber alles ist aussichtslos mit uns und traurig –

– Ralf und Willi kommen uns bei meinen Eltern zuhause besuchen, wir wollen reden, aber sie verschieben es immer wieder; ich frage Fips, was denn jetzt zu tun und zu sagen sei, aber er nennt die beiden enigmatisch, und ich fürchte, die Debatte geht in den Eimer –

– bin in einem irrenhausartigen Knast und bekomme eine Broschüre in die Hand mit einem Zitat eines »Rosenkreuzerbundes«, die Broschüre erscheint mir faschistisch und ich schicke sie als Beispiel für die Zeitläufte Heiner, der sie zurückschickt und sagt, ich solle doch so etwas nicht versenden, das gebe es schon seit Neunzehnhundertunddreiunddreißig; ich rede mit einer älteren Frau darüber, die mir zustimmt, und als ich wieder in meiner Zelle liege, kommt plötzlich eine junge Frau hereingestürzt und schreit um Hilfe: sie solle weggebracht werden, wolle aber hier bleiben, und ich solle ihr helfen, zitternd legt sie sich aufs Bett und Güldenstern15 will sie wegholen; ich bitte darum, keine Gewalt anzuwenden, aber sie sagt, das sei ohnehin nicht der Fall; Güldenstern geht beleidigt ab –

– soll Felle für ein Schlagzeug kaufen, weiß aber nicht einmal die Firma und habe auch nur ganz wenig Geld, vierzig Mark oder so ähnlich, gehe trotzdem in einen piekfeinen Laden, wo viele verlockende Musikinstrumente hängen; der Verkäufer bringt ein wunderschönes Rennrad, grau und leicht – es kostet allerdings zwanzigtausend Mark und man kann nur vierzig Kilometer pro Stunde damit fahren; ich probiere es aus und stelle fest, dass es sich viel leichter fährt als meines; für den Zweck, zu dem es gebraucht wird, aber nicht geht, ist ja auch nicht für mich –

– endlich hat jemand das Foto von Baudelaire aus der Zeitung für mich – macht aber ein genervtes Gesicht dazu –

– biege in eine dunkle, aufsteigende Straße, in der ich in ein Haus will, und entdecke plötzlich Bullen; je mehr ich sehe, desto mehr Bullen, alles voll, mit Maschinenpistolen, Uniformierte wie Zivile, aber lautlos und in sprungbereiter Stellung; offensichtlich wollen sie das Haus stürmen: lautlos, aber eindringlich fordern sie mich auf zu gehen, die Maschinenpistole ist auf mich gerichtet, und ich weiß nicht, wie ich reagieren soll, ziehe mich aber dann verzweifelt zurück; offensichtlich wissen die da drinnen nicht, dass sie die Bullen drauf haben; wenn ich sie jetzt aber warne, schießen sie mich ab und das wage ich wiederum auch nicht; kaum bin ich aus der dunklen Straße, fange ich schon an zu rennen; kurz bin ich nackt, dann habe ich aber wieder was an, erkenne bald, dass um ein paar Ecken rum ich bei Burckhardts in Basel bin –

– Arafat will unbedingt vor Habasch mit den Amerikanern reden; ich denke, dass das doch die Verhältnisse umdreht, aber dann geht’s auch schon um –

– will einen Text von mir selbst überarbeiten – er ist mir nicht rigide genug; Problem scheint, dass das Objekt des Textes keine richtige Substanz hat –

– in der linken Szene tauchen antisemitische Flugblätter auf und wir regen uns furchtbar auf, finden es typisch für die Begriffslosigkeit, die herrscht; in einer provisorischen Druckerei soll etwas überdruckt werden, aber dort herrschen ja wirklich archaische Zustände, eine selbstgemachte Repromaschine mit Ansaugfläche, die man erst umklappen muss; plötzlich klingelt das Telefon und Hasi ist dran; Gert freut sich sehr, aber wir müssen so tun, als seien wir gerade erst gekommen, dabei sind wir schon einen ganzen Tag lang da; wollen aber nicht erkannt werden –

– meine Freundin und ihre Mutter nehmen mich mit nach Hause; Neubauwohngebiet, Backsteinhäuser, die Mutter findet ihr eigenes Haus erst nicht, aber dann doch; es ist ein Reihenhaus, aber größer als die anderen; innen komfortabel und weitläufig eingerichtet, piekmodern und mit vielen Bildern und Bemalungen, die wie meine Bilder aussehen; ich bin etwas eingeschüchtert, weil alles so fein und rein ist, und beim Essen weiß ich nicht, wie ich mich benehmen soll, esse meinen Teller Suppe ganz auf und als sie fragt, ob’s geschmeckt hat, sage ich begeistert »ja«, aber sie fand sie nicht gut und ich frage mich, ob sie mich damit als Deppen hinstellen will; der Tisch ist mit luxuriösem Gedeck gedeckt und es sitzen noch mehrere Leute mit dran; dann stehe ich mit ihrer Schwester in der Küche und unterhalte mich angeregt; sie ist sehr nett und kann Chinesisch, macht aber dann was vor, was klingt, wie wenn Kinder Chinesisch nachmachen, und ich weiß nicht, ob sie mich verarschen will oder kokettieren –

– Zeitungsfoto von einem missmutigen Fußballer mit Unterschrift: »sein Kunststudium vom letzten Sonntag konnte er wiederholen, aber er konnte sich nicht darüber freuen, denn er wurde vom Platz gestellt« –

– auf der Flucht; auf einer schmalen Landstraße, links ansteigend eine Wiese, rechts abfallend ein Wald; links auch eine Straßenabzweigung, in die ich einbiege, aber der Verfolger bleibt dran; ich drehe wieder um, springe aus dem Auto und renne in den Wald, derjenige, der mit mir unterwegs ist, fährt auf dem Fahrrad durch den abschüssigen Wald – aber auch da bleibt der Verfolger drauf; unten angekommen, ein paar Häuser stehen da, schlägt mein Begleiter den Verfolger ungespitzt in den Boden, haut ihm einfach auf den Kopf und er versinkt im Boden, der Rest klappt zu einem kleinen gelben Häufchen in Viereckform zusammen; jetzt müssen wir erst recht weg und vor allem darauf achten, dass uns niemand hört; auf Zehenspitzen schleichen wir uns einen Weg entlang, an dem rechts der Wald ist und links ein Zaun; am Ende des Weges erscheint eine Gegend, die wie Englschalking aussieht, der mit mir könnte Ebby sein und wir sehen den Kinderspielplatz, auf dem wir früher auf LSD öfters waren, aber dann verschiebt sich die Optik und es ist ein Autobahnrastplatz –

– bin konspirativ unterwegs, sehr früh morgens, in irgendwelchen unterirdischen Gängen zwischen der Sowjetunion und Ungarn; als ich von einem in den anderen gehe, sage ich, dass es schon viel besser riecht, und denke, dass trotz allem der Sozialismus noch das Beste ist, ärgere mich aber, dass dieses Argument auf dieselbe Weise von anderen verwandt wird; dann gehen wir hoch, kommen auf einen Bahnsteig, auf dem Arbeiter alle in einer Richtung, schräg zu uns, gehen und es ist uns sehr unangenehm, in eine Gegenrichtung zu gehen, um zu einer Bahnhofstheke zu kommen, wo wir frühstücken können, und wo Leute stehen, die Eier auf die Theke aufschlagen, wie in den Bistros in Paris –

– stelle fest, dass ich Karbonbänder in der Schreibmaschine habe, sogar schon damit schreibe, ohne es gemerkt zu haben, und die Os und Es alle vollkommen durchgedrückt, ausgeschlagen sind –

– eine Frau will mich zu jemandem bringen, der mir helfen kann; wie wir aber in der Wohnung vor der Tür stehen, geht sie alleine rein und ich muss draußen warten; es dauert ziemlich lange, weil die, die mir helfen wollen, offensichtlich noch einen Laden haben, in dem sie verkaufen müssen, und ich will wieder gehen, habe aber nichts an und muss im Hemd und mit einem Handtuch über die Straße, aber Leute, die auf dem Flachdach des Hauses stehen, über das ich es verlasse, juckt das nicht, und als ich in einem anderen Haus ankomme, habe ich schon wieder was an; es ist eine Gruppe in München, und Wolfgang Pohrt sitzt in einem der oberen Zimmer, will aber gerade gehen, ich will ihn aber unbedingt sehen, und sie bringen mich hoch; im Gang bzw. dem Vorraum, von dem die Zimmer abgehen, hängen viele Fotos, und durch eine enge, niedrige Tür geht’s in das Zimmer; Gert ist auch dabei und Pohrt sagt gerade: »deren Gesichter sind aber ernst«, und es scheint, als ob er uns damit meint, und ich bin leicht beleidigt; er hat graue Haare und wir reden noch ein bisschen; ich will mit dem Bus weg, aber wir überlegen, ob er mich noch ein Stück mitnehmen kann, nur lohnt es sich nicht, da er in eine andere Richtung fährt –

– höre im Sender »France inter« ein Stück, das fast täglich seit Jahren gesendet wird, und wahnsinnig gut ist, und gehe ein Stockwerk tiefer, wo zu meiner großen Überraschung die Band das Stück gerade fürs TV aufnimmt, Thomas Metzler an einem riesigen Tisch im Viereck sitzend, in dem die Instrumente eingebaut sind, Orgel, verschiedene Bongos, Kongas etc; als sie fertig sind, spreche ich sie durch ein Fenster an und teile ihnen meine Bewunderung mit, was sie relativ ungerührt aufnehmen; meinem Wunsch mitzuspielen stehen sie skeptisch gegenüber und die einzige Frau, die dabei ist, sagt, sie sei die beste Percussionistin, und ich merke schon, dass ich da nicht mitkomme, denn sie haben einen total komplizierten Sound drauf; dann sagt die Frau auch noch, dass ihre Musik nicht justiziabel sei, und auf meine Nachfrage, dass man keine Politik gleichzeitig machen könne; allerdings ist das ihr einziges Stück, das sie haben und spielen –

– bin Schwiegersohn in einer Bauernfamilie und helfe als Handwerker und Bauarbeiter auf dem Hof –

– eine Artikelserie über Hardebek, wo wir nackt um den Tisch sitzen und Keramik machen, gläserne Zangen und Ähnliches – ein Haus, das abgerissen wird und genauso wieder aufgebaut, Olga drin, Dreck in den Ohren von dem vielen Staub, mit Wattestäbchen rausgepopelt; ein Hubschrauber will auf einer abschüssigen Wiese landen –

– ein Wächter kniet unter dem Waschbecken und will etwas reparieren; ein anderer sagt, ich solle doch den Wasserhahn aufdrehen, aber ich widerspreche: »dann wird er nass«, weil der Abfluss tropft –

– mit Rosemarie Fendel im Restaurant –

– eine Schlacht mit Eckie im Versandhaus, er reißt Pakete auf und wirft sie um sich –

– Walter Scheel sagt, er lasse sich jetzt für nichts mehr missbrauchen, keine Unterschriften mehr, nur noch Altenteil; Genscher ist nur von hinten zu sehen und macht Einwände – ein Leserbrief von mir ist in der »TAZ« gedruckt und bezieht sich auf die Praxis; er ist besonders schlau formuliert –

– Fritz Taubert und Christoph Möller – der einen ziemlich dicken Bauch hat – werfen mir in der kleinen Straße vor dem Maxgymnasium, wo alle Schüler vor dem Portal stehen, vor, ich würde mich zu wenig dafür interessieren, in der Klassengemeinschaft zu sein – ich widerspreche, aber Taubert hält mir spitz vor, ich hätte das Leintuch, das ganz nass gewesen sei, hoch gehalten, sodass alle es sehen konnten, als Bettwäschetausch gewesen sei, offensichtlich im Internat; außerdem würde ich wohl professionell schreiben; er habe neulich mal was zum Rauchen gesucht – und selbst der beste Tabak sei bei mir noch mieser als sein Schlechtester – und er habe gesehen, dass überall professionelles Schreibzeugs rumliege und alles vollgeschrieben sei –

– der Vatikan ist eine Agentur des Konkurrenzkapitalismus, Papst Wojtyla16 eine Marionette die an den Schnüren tanzt, ich kriege Einblick in die geheimen Machenschaften hinter den Kulissen und entdecke merkwürdige Parallelen –

– bin in der DDR und will dort bleiben; habe ein schlechtes Gewissen gegenüber der Bevölkerung, weil ich ein SED-Sympatisant bin, die aber nicht; weil sie es aber nicht von mir wissen, sind sie freundlich zu mir, aber ich komme mir wie ein Betrüger vor; in einer Konditorei kaufe ich ein Kirschtörtchen, ein schönes rotes Rundes, und die Verkäuferin, die nett ist und hübsch, bietet mir ein zweites an, das sie aus einer Torte rausschneidet, schön mehrschichtig, und sehe es von ganz nah durch die Glasscheibe des Tresens, Sahne und Creme und Gelantineschichten und Kirschen und zarter Kuchen –

– irgendein Gefangener, den ich mal im Stadelheimer Hof getroffen habe, schreibt mir einen langen, vorwurfsvollen Brief, ich hätte versprochen, mit ihm eine Analyse zu erarbeiten, und seitdem nichts mehr von mir hören lassen; ich denke, dass ich ihm dann ja die Entwürfe für das Arbeitsmaterial zukommen lassen kann, da kommt die Friseurin, die fünf Jahre hat, wegen diversen Junkiekisten, wovon sie mir beim Haareschneiden erzählt; die Wächter lassen uns komischerweise alleine und vergessen sie sogar, wir küssen uns und ich lange in ihre Möse, aber wir ficken nicht miteinander, im Gegenteil, sie ist plötzlich weg und eine andere Frau kommt, mit der auch was ist; die Tür ist offen und andere Gefangene von draußen grüßen schüchtern rein; da mache ich das Bett hoch und die Friseurin springt erleichtert auf – sie war eingeklemmt −, und ich frage mich, ob sie von der anderen Frau was mitgekriegt hat, aber sie scheint gepennt zu haben; ich muss dann in eine andere Zelle, kann aber problemlos viel mitnehmen, was ich an Büchern etc. brauche –

– eine Mischung aus K und Goethe beziehungsweise Faust mietet sich in einem Gasthof ein und wirbt von oben um eine Jungfrau gegenüber, bis sie mitkommt, er ruft sie dauernd an, nachts sagt er einfach, dass er kommt – und sie geht mit ihm; wir mieten ein Haus, es wird noch umgebaut und wir gehen durch Räume, ich zwinkere Fips zu, dass wir diesmal nicht alles putzen müssen, aber einiges ist doch verdreckt, und an der Querseite innen gehen rechts und links je eine Treppe in den Keller, der vollgestellt ist mit Zeug; auf dem Dachboden riesige Zimmer, die wir noch unterteilen wollen – ich kriege eine Ecke mit jeweils drei oder vier Fenstern − es ist nur der alleroberste Teil schräg – es ist so groß, dass wir überlegen, nochmal zu unterteilen, ich will es, weil ich schön schreiben kann, weil draußen eine Straße mit viel Lärm ist; wir überlegen, ob es nicht Verschwendung sei, wenn ich erst in zehn Jahren einziehen kann, da ich dann doch erst rauskomme –

– Gert und ich haben Hafturlaub und kommen zu einer Antistationierungsgruppe, langhaarige Typen, viele Frauen, die um einen Bunker stehen und beraten; wir schlagen vor, doch eine Demo zu machen, werden gefragt, wer wir sind – Gert sagt, dass wir aus Stammheim sind, und sofort sind wir wohlgelitten – drinnen beginnt eine lange Debatte, wie, wo, mit was für Inhalten; Gert redet die ganze Zeit, ich sage nur, dass es keine Demo wie am zweiundzwanzigsten Mai sein darf und dass die Gefangenen nicht das Wichtigste sind, was gegen die »Initiative« geht und verstanden wurde, und kriege dafür vor Freude einen Kuss von einer Frau; dann essen wir, Gert gibt mir ein Ei ab, Valentin ist auch da und gibt mir ein brezelartiges Brötchen nachdem ich nicht gleich kapiert habe, dass es für mich ist, auf einer Art silbernem Tablett, und die Frau zählt drei Punkte der Demo auf, im Stehen, wir müssen zurück, bzw. fahren schon wieder zur Demo, lange Autoschlangen, wir sehen einen Bus mit den Stationierungsgegnern und winken; dann wälzen sich endlose Massen durch Wiesen und Felder neben einem Wald; fünfzehntausend oder noch mehr − es geht voll gegen die »Initiative« und ich freue mich – Gespräche von Leuten, die sich wundern, dass so viele kommen; einer berichtet sogar von einem Aufruf im Radio vor einer Stunde, und ich frage mich, ob ich dabei bin oder es nur im Fernsehen sehe, denn ich kriege doch nicht schon wieder Hafturlaub für eine Demo, die auch noch wir angeleiert haben; treffe die Frau wieder, die sagt, dass sie unsere Briefe kennt, vor allem meine – und den an Arndt Müller −, aber keinen Kommentar geben will; ist aber klar, dass sie für uns ist; nach einer Weile Bergsteigen werden wir aus einem Schacht gehievt auf eine Burg, ein total wackeliges Holzgestell, ich gehe gleich eine Etage tiefer, wo alles fester ist, aber ein Mann mit Megafon kritisiert, dass eine Massenbewegung nicht in der Lage sei, alles sauber zu halten; auch wird das Affentheater um die Langhaarigen kritisiert – irgendwo wurde ein riesiger Affe mitgenommen, wohl eine Attrappe, die Symbol sein sollte; auf der Burg gibt es ein Essen für alle –

– komme aus dem Knast auf einen Platz, den man von dort aus gesehen hat, am Mark-Lieber-Platz, und zeige Fips die Kamera die am Knast den Platz überwacht; komme an einem riesigen Puff aus lauter kleinen Häuschen vorbei, Fips provoziert die Nutten und wird von ihnen fertiggemacht, die Annette taucht auf –

– Demotaktik: Esther und ich versammeln uns auf der Straße; in den Straßen und Häusern drumherum verstecken sich etwa zweitausend Genossen, und wenn die Bullen kommen und Esther und mich verprügeln, stürmen sie aus den Verstecken und verprügeln die Bullen; wir gehen über die Straße und ich erzähle es Klaus, der sich krumm und schief lacht, dann gehen wir mit Grischa an meiner Hand in einen Supermarkt –

– im Schwimmbad ein tiefer Blick mit einer Frau, die irgendwo in der Menge sitzt, offen, ob sich was daraus entwickeln könnte und wie es gemeint ist, könnte aber durchaus vielversprechend gemeint sein – wird dann aber doch nichts und es folgt ein endloses Duschen und Umziehen in weiträumig sich verlierenden Duschräumen, die am Schluss dann auch noch völlig überfüllt sind –

– ich habe im Umschluss eine leblose Hülle meiner Schwester Sabine mit, nicht direkt ihre Leiche, weil sie selbst in einer anderen Hülle noch lebt, und als wir wieder nach unten gehen, packe ich sie in eine Decke, weil es sonst so blöd aussieht, und werfe sie über meine Schulter – wundere mich, dass sie so leicht ist –, aber habe dann die Hände nicht mehr frei für meine anderen Sachen; ein Wächter sagt, ihr falle ein Captagon aus dem Mund, und ich schaue nach hinten und sehe, wie ihr die offene Zunge aus dem Mund hängt, weswegen ich sie wieder umdrehe – jetzt aber erst recht keinen Platz mehr frei für meine anderen Sachen habe; nach längerem Hin und Her kommt Gert darauf, dass er vielleicht meine Sachen nehmen könnte und jetzt hat alles so lange gedauert, dass die Wächter schon wieder weg sind und die Tür zu ist; wir bollern dagegen – es ist sowieso ein anderer Raum jetzt – in dem auch noch eine Menge Stühle, ähnlich wie in einer Schulklasse stehen und an dessen Tür ein Schild steht, dass hier Fotos gemacht werden, weswegen ich überlege, wie ich es machen kann, dass auch von mir welche gemacht werden – es ist eine große grüne Tür, die schon ganz lädiert ist von den vielen Schlägen vorher, bis jemand kommt, der aufschließen will, aber merkt, dass wir es sind, und es deswegen nicht macht –

– wir stehen in einem luxuriösen Garten und es klingelt – Friedrich M. Johnson kommt mit drei Schnapsflaschen, und wir gehen in einen leeren, großen Swimmingpool, um dort zu saufen; ich habe überhaupt keine Lust und will eine Currywurst, aber Johnson lacht nur, als ich ihn danach frage: warum und wie – nach Köln seien es doch, sagt er, eineinhalb Meilen, aber dann kommt Anne und wir wollen reden, in der Küche in der Lützenkirchenstraße versteckt sie etwas Shit im Kühlschrank, und ich spüle ab; Gäste sind im Haus – als wir zu reden beginnen wollen, kommt Claudija und steht blöd und neugierig herum; sie fragt, ob sie gehen soll, und wir finden es besser so; kaum ist sie draußen, kommt Lucius rein, und tut verschlafen herum wie ein kleines Kind, fragt, wer schon da sei und ob er etwas zu essen bekomme, wir werden ärgerlich und gehen in mein Zimmer, da wird Lucius plötzlich normal und fragt noch etwas – im Zimmer entsteht eine Spannung zwischen Anne und mir, die auch ausdrückt, dass wir was voneinander wollen; wir lachen und flirten, aber es ist trotzdem klar, dass es eine Konfrontation gibt; ich bitte sie, doch den Shit aus dem Kühlschrank zu holen – »ganz cool« {wie Leute mal seltsam schauten} – und nachdem sie ihn geholt hat und ich einen Joint drehe, geht es los; ich fange von Briefen an, was sie sofort unterbricht und moniert, dass es bei mir immer nur um Briefe ging – ich: »das ist ein Missverständnis, mir geht es um die Briefe mit der Kritik an der ›Initiative‹« – sie schaut verwundert − »Ich will Kritik bestimmen« sagt sie, und ich frage mich, ob nicht doch was dran ist, aber will dann inhaltlich was hören, was sie überhaupt nicht begreift –

– wir kommen in einem unterwasserliegenden oder in einen See gebauten Dorf an, über der Mitte des Dorfplatzes hängt eine große Lampe und ich sage: »auch nicht weniger langweilig als bei uns« − ich wohne in einem fast genau gleichen Dorf, aber ohne Wasser −; nur: neben der Kirche, wo ein Kino ist, sind Leute, ich sage, dass das keine Konkurrenz für die Kirche sei, und ein Mann sagt, er wolle Zarathustra sehen; hinter ihm hängen Filmplakate von den Nibelungen im kitschigsten Fünfzigerjahre-Stil, falsche überbunte Farben, colorierte Fotos buntgemalt, ein übergroßer Siegfried in einem bunten Ketten- und Plättchenpanzer, an dessen Arm immer kleiner werdende, ähnlich gekleidete Menschen hängen, darunter eine grellblonde Kriemhild mit weit aufgerissenen, staunend-furchtsamen Augen; das Kino ist zu und außer demjenigen, der Zarathustra sehen will, kein potentieller Zuschauer da –

– Heinrich Heine, »Buch der Lieder« in einer riesigen überformatigen Ausgabe, Eintragung: wenn Sie den Überrabatt herunterhandeln sollen, versuchen Sie es mit achtundneunzig minus fünfundsechzig – ich überlege ziemlich lange –

– »ich bin nicht schwach«, sagt eine Frau und zeigt die Muskeln; sie hat ein dünnes, flattriges Sommerkleid mit grellem Blumenaufdruck an –

– jette für einen Tag nach Israel, weil ich das Land kennenlernen will, und gehe ins Kino; ich setze mich ziemlich weit vorne hin, obwohl man überall sitzen kann und wenig Leute drin sind, und entdecke, dass Scharon neben mir sitzt; wir kommen sofort ins Gespräch, und er erzählt einen Witz, dessen Pointe von mir kommt, als er fragt – im Witz –: »und wissen sie, wer das war?«, worauf ich antworte: »Ich« – er kann sich kaum kriegen vor Lachen; der Film scheint über den Libanon-Feldzug zu gehen und ich kann es nicht genau erkennen und die Situation ist mir unangenehm, weil Scharon natürlich nicht weiß, wer ich bin, und fragt, woher ich komme, und ich sage, dass ich nur einen Nachmittag lang da bin; ich frage mich, was wohl wäre, wenn er mein Gedicht plötzlich lesen würde, aber er merkt nichts; einige Stellen im Film sind zensiert, schwarze Streifen laufen über das Bild und man kann nicht genau erkennen, was darauf ist; Scharon steht auf und redet zum Publikum, aber es ist egal, es dreht sich um militärische Anlagen und Aktionen; dann gehen wir raus, aber direkt neben dem Kino ist ein Knast, hohe neue Betonmauern, und ich sage Scharon, dass ich gleich wieder rein will, weil ich sowas nicht sehen kann – – wieder mal in eine große Zelle verlegt; sogar ein breites Bett drin, komischerweise sind die Türen offen und Bücher stehen auch schon drin von mir, und ich überlege, ob ich einfach so umziehen kann oder ob es dann wohl Ärger gibt; ich entdecke ein Din-A4-querformatiges Leerbuch, das ich in der Mitte mit dickem Wollfaden gebunden habe und in dem Fragmente drinstehen, darunter auch ein Teil eines Briefes an Christian Geissler, in dem ich schon vor drei Jahren über das geschrieben habe, was wir jetzt diskutieren: »das vom Menschen verschieden Gesetzte«; ich versuche einen Anschluss zu finden und daran weiterzuschreiben, aber es geht beim besten Willen nicht –

– will zu einer Friedensdemo, aber alle werden total kontrolliert, lange Schlangen stehen davor, der Platz ist umzäunt, teils sogar vergittert und von runden Wällen umgeben; auf einem dieser Wälle steige ich hoch und kann so die Szene wenigstens sehen, aber ein Gitter hindert mich –

– in einer Wohnung mit Julia, die sich merkwürdig distanziert zu mir verhält; ich will immer an sie ran, aber sie wehrt freundlich ab, ihre ganzen früheren Beziehungen seien falsch gewesen, es sei jetzt anders; ihr Freund kommt mit noch einer anderen Frau und Julia freut sich furchtbar; die Frau fragt mich, ob ich »Grüß dich« heiße, weil alle »grüß dich« zu mir sagen – es ist sonst aber niemand da; dann plötzlich müssen Julias Freund und die Frau weg, er sagt: »das lässt sich nur noch mit einer Neun-Millimeter erledigen«; ich will ihnen helfen, aber er wehrt ab; ich muss dann zum Bahnhof, suche in Schubladen mit Julias Unterstützung Strümpfe, sie trägt ein besonders schönes Höschen, und als ich gehe, sehe ich ihren Freund, aber er reagiert nicht mehr auf mich, steht allein in einem großen leeren Raum –

– will mit Ebby das Wohnzimmer aufräumen, einen länglichen Raum mit rechtwinkligen Ecken, in dem gegenüber dem offenen Kamin ein Sofa steht; er macht gerade einen Tee, und ich reiche ihm noch eine Dose zum Mischen, von der er einen Löffel reintut – das Ergebnis dann aber nicht gutfindet und schaut, was es ist: Walfischtee, der wirklich nicht passt, in einer Dose der Teefirma »Twinnings« mit aufgedrucktem Bild von Walfischen in einem großen gekachelten Becken; ich sage, der müsse in der Garage stehen und dort getrunken werden; da gehöre er hin, und Ebby stimmt mir zu –

– ein Wächter gibt mir eine angebrochene Schachtel Zigaretten und ich wundere mich furchtbar –

– fliege mit einem Space-Shuttle weit über der Erde, steige aus, und sehe das Shuttle unter mir; plötzlich kommt ein zweites, graugrünes mit rotem Stern und SS-20-Aufschrift – aber die gleiche Shuttleform – und verfolgt meines bedrohlich: –

– wir gehen vom Hof hoch und ich habe soviel Zeugs, Bücher, Jacke, etc., dass ich kaum alles tragen kann und die Jacke am Boden schleift; ein Wächter fragt: »wollen Sie den Boden kehren?«, und ich nehme die Jacke hoch, ziehe sie an; oben in der Zelle fällt mir siedendheiß ein, dass die Zettel rausgefallen sein könnten, und die Vorstellung, wieder runter zu müssen und sie aufzusammeln, eventuell anderen Gefangen, die sie schon gesehen und gelesen haben, wieder abnehmen zu müssen, ist entsetzlich – tatsächlich ist die Tasche leer und mein Herz sinkt in die Hose, aber dann war es die falsche Tasche und sie sind in der anderen –

– wir haben Hafturlaub und fahren im Taxi zum Knast raus; kurz darauf kann ich mich schon nicht mehr erinnern, wie es außerhalb des Knastes aussieht; ich muss zum Arzt, wegen Nebenhöhlen – eine Ärztin im obersten Stock eines Hochhauses in einer karg und altmodisch eingerichteten Wohnung, deren Fenster bis zum Boden reichen, was mir Schwindel macht; eine andere Frau, eventuell auch Patientin, älter – spricht mit mir und ist konsterniert, dass sie nicht versteht, was ich will, ich schreibe einen Brief mit drei Anmerkungen, warum in der Metropole alles sinnlos ist; sie macht Annäherungsversuche, es entwickelt sich aber nichts und sie geht etwas kochen; ein Tisch, unter dem ein Hund liegt, der dauernd etwas kaut, steht jetzt in dem Raum, es wird gedeckt, und wir sitzen alle um den Tisch, es gibt Bestecke wie bei uns früher zuhause, eine große Holzplatte wird gebracht, auf der wohl irgendetwas tranchiert werden soll – vom Essen selbst ist immer noch nichts da –, Gert und ich werden gefragt, was wir trinken wollen; mir wird eine Schorle angeboten und ich nehme an; er nimmt ein Bier, und wir stellen fest, dass wir seit sechs Jahren keinen Alkohol mehr getrunken haben –

– habe eine große Kiste mit Orangen gekauft und finde, als ich sie auspacke, zwei zusammengerollte Schlangen darin; sie tun nichts, ich sehe ihnen auch an, dass sie harmlos sind, aber sie sind einfach ekelhaft; erst lege ich sie raus auf mein Bett, um weiter auspacken zu können, dann packe ich sie in einen großen Karton, stelle ihn auf den Gang vor die Tür und schreibe: »Achtung Schlangen« darauf, damit Martin Walser das nicht aus Versehen aufmacht; Linda Caroll kommt dazu, freut sich, mich zu sehen, fragt, was los ist, und ekelt sich dann auch vor den Schlangen; wir schauen zusammen nochmal die Kiste durch, ob noch mehr drin sind, aber es sind nur noch ein paar andere Sachen drin, die ich auch gekauft hatte; –

– bin in einer merkwürdigen Gruppe, in der geraucht und Musik gemacht wird und viele noch im Bett rumliegen – ich habe zwei Leute mitgebracht, von denen man nicht genau weiß, wer sie sind; Ebby fragt, ich gehe mit ihm über eine Wiese in Schwabing, wo andere Leute sitzen, vereinzelt, aber in irgendeiner Verbindung miteinander stehend, und erzähle ihm, woher ich sie kenne; er sagt, einer von beiden würde ab und zu absichtlich in Slang verfallen und das komme ihm seltsam vor –

– unten am Abhang steht ein Haus, in dem eine vornehme Familie wohnt, mit deren Tochter ich befreundet bin; ich will dort duschen und sie lässt mich rein, aber es gibt Komplikationen, schwierig alles belastend; ein Brief muss wieder neu korrigiert werden –

– habe im letzten James Bond Film die Rolle, in der ich ihn umbringen muss; danach Flucht durch ein riesiges Schloss, ein dicker livrierter Wächter verfolgt mich, ich will ihn kurz vor dem Hausgang wegstoßen, da sagt er, dass er mich doch nur zum Abschied umarmen will, er tut es auch; der letzte Drehtag, er scheint aber auch zur Rolle zu gehören, und ich sage, dass es zusätzlich auch privat ist, aber er ist wirklich ein gutmütiger alter Kerl – danach renne ich über einen riesigen Platz, auf dem durch seine wegamputierten Beine, anstelle derer er nur noch zwei Gipsstangen hat, Franz Josef Strauß steht und laut vor sich hinschimpft; weit hinten in der Ecke steht noch ein anderer Rentner auf Stöcken und stimmt ihm zu »ja wann kommt denn endlich der Helmut Kohl und holt mich ab«, ruft Strauß: »ich stehe schon anderthalb Stunden hier rum«; ich renne um die beiden rum und in eine Seitenstraße wieder hoch bis ich an zwei Bundesgrenzschutzwächer-Häuschen vorbeikomme, in denen die Wächter telefonieren, ich höre: »ja, ja der« – und als ich hinschaue: »aber mit Schleyer können wir dem nicht mehr kommen« und als ich darüber eher verärgert lache: »da lacht der!« –

– bin mit Fips zusammen, er stochert in irgendeinem Ofen rum und wir überlegen, zusammen nach Libyen zu fahren; ich wende ein, dass ich doch nach der Entlassung nicht gleich für zweitausend Mark eine Videoanlage kaufen kann, aber er widerspricht und meint, dass es eine Möglichkeit gäbe, wenn er einundzwanzig Tage ins Kloster gehe, eine Erbschaft zu machen – Julia hockt im Kloster, aber hat ein Kind auf dem Arm, als wir dann zusammen auf die Straße gehen, muss sie scheißen oder hat Durst und riesige Lastwagen fahren an uns vorbei, sodass wir nicht über die Straße kommen; daneben ist eine Unterführung; es scheint so, als ob wir da durch müssen, Laimer Unterführung, erst dahinter sind Kneipen, etc., also schlägt sie vor, dass wir es tun –

– auf einer Wiese nebenan ist ein junges Pferd geklaut worden – aber es scheint freiwillig mitgegangen zu sein, denn als es zurückgebracht wird, schlägt seine Mutter, auch ein Schimmel, mit den Hufen nach seinem Bauch, mehrmals, bis es wegrennt; die Mutter galoppiert um uns herum und steigt an der Seite hoch und wiehert; dahinter ist ein Flughafen, auf dem eine kleine Maschine gerade landet; davor wiederum jetzt eine Telefonzelle, um die herum gelangweilte Rucksacktouristen lümmeln, und in flachen Boxen daneben Zensoren; aus einem Fenster ruft jemand, wir sollten noch Briefe abgeben, wenn wir wollten, und ich rede mit einer Zensorin, die neu ist, ob ich in Zukunft auch noch mittags Briefe abgeben könne, damit sie dann am nächsten Tag schon beim Empfänger seien, was sie jedoch mit den Worten zurückweist, sie brauche ja auch Zeit zum Lesen und die reiche nicht; dann versucht sie, noch einen Brief von Erika zu entziffern und macht eine Bemerkung über die Ähnlichkeit der Schrift von meiner Mutter und mir –

– ein Wächter setzt sich auf eine Mülltonne und rutscht ganz rein und schreit laut, weil ihm der Arsch zerschlissen ist – wir reden gerade über Inge Donnepp, die Justizministerin, die alle Mülltonnen leeren soll, damit nichts rauskommt –

– Remo ist Sportler geworden – er kommt, nachdem Claudija gerade wegen eines Briefes, den sie tippen musste, da war und genörgelt hat, und er holt mich ab auf eine Wiese – ich erzähle ihm, dass ich drei Preise in letzter Zeit gewonnen habe, einen ersten, einen zweiten im Segelfliegen, obwohl ich gar nicht Segelfliegen kann, und einen dritten, und er kann es gar nicht glauben, findet das ein Zeichen für das Heruntergekommensein des Sports, er selbst hat inzwischen eine total fast bodybuildingartige, braune Figur, wir sitzen im Gras und noch mehr derartige Typen, seine Freunde kommen, sie werfen mit Bällen um sich und erst nach einer Wiele ist klar, dass sie zum Fußballspiel auffordern; ich sage, »wenn ihr vor lauter Sport nicht richtig Deutsch könnt, bringt das auch nicht viel« und gehe zum Fußballplatz mit ihnen; dort angekommen merke ich aber, dass ich keine Schuhe anhabe und renne zurück, lege einen Spurt ein und höre die höhnisch anerkennenden Rufe, es ist ein Gefühl, nicht ganz weg zu kommen, aber doch ziemlich schnell zu sein –

– ein großes Flugzeug, eine Tristar, landet auf einer Dorfstraße, aber nichts passiert, erst dachte ich, der Zaun würde gerade typisch das Haus belästigen; ich hole zusammen mit anderen einen riesigen Packen Post und Zeitungen in einem Hauseingang ab, in dem der Besitzer, eventuell ein Knastdirektor, mit uns redet; in der Post entdecke ich zwei Umschläge von Lutz, aber den Brief habe ich schon vorher bekommen, ich wundere mich, dass er so umständlich verpackt ist, aber auch das Papier und die Umschläge, die es nur einmal pro Woche gibt, sind in solchen Umschlägen und ich sage lächelnd, »dort müsse ich wohl immer sein«; unter der Post finde ich einen persönlichen Brief vom Chefredakteur der »Nieuwe Rotterdammse Courant«, auf Geschäftskarten, in welchem er sich freut, dass ich die Auslandsausgabe habe und nur hundertundfünfunddreißig Leute sie auf diese Weise direkt bekämen, die meisten auf Paletten – die ich sehe! – an Großabnehmer gingen; danach schreibt er ausführlich über Artikel der letzten Zeit, entschuldigt und rechtfertigt sich für einen, der eine antisemitische Tendenz haben soll, und mir ist es peinlich, weil ich ihn gar nicht gelesen habe –

– bin auf einem Bahnhof, ein Zug fährt an und plötzlich kriege ich mit, dass meine Mutter von ihm erfasst ist und ein paar Meter mitgeschleift schwer verletzt auf den Gleisen liegt – ich kriege einen riesigen Schrecken, stürze zu den Sanitätern, die sie bereits auf eine Trage gelegt haben, sie lebt noch, ist aber offensichtlich nicht mehr bei Bewusstsein, ich möchte nochmal »Mami« zu ihr sagen, damit sie es hört und getröstet ist, bevor sie stirbt, sie hört es offenbar auch und rührt sich; da kommt schon der Zug, der sie abholt und ich höre auf, Sturzbäche zu heulen, begleite sie in ein Sanatorium, wo sie operiert wird und ich durch die diversen Hallen, Gänge, Treppen und Säle irre –

– ein Antrag auf einen zusätzlichen Umschluss für Max wird abgelehnt, es sei nicht echt; Silvi ist mit einem teueren Mercedes Cabrio zu Besuch, beige, Luxusausführung, es steht auf einem erhöhten Weg zwischen Wiesen, ich gehe drumrum und bewundere den Wagen, mache die Tür auf, und da fängt er an, von ganz alleine zu fahren! – ich setze mich rein und bremse, aber es nützt nichts, Kupplung, Gangschaltung – alles macht es nur noch schlimmer, er droht, seitlich abzustürzen, dann kriege ich ihn endlich in den Griff und bringe ihn wieder zu dem Ausgangspunkt zurück; dort steht Silvi mit Zornesröte im Gesicht und vorwurfsvoller Miene, reißt die Beifahrertür auf und bewirft mich unter Beschimpfungen mit Kieselsteinen – bevor sie noch mehr auf mich wirft, erkläre ich ihr, dass der Wagen von alleine losgefahren sei – irgendwie ist plötzlich klar, dass sie ihn nur geliehen hat – und erst dann ist sie besänftigt, aber sagt müde, dass er jetzt kaputt sei, und gibt mir einen traurigen Versöhnungskuss auf die Stirn –

– kaufe ein Regal in einem Laden, dessen Besitzer ich kenne, auch seine Frau; sie sind nicht da, aber ich spüre ihre Anwesenheit, und als ich dann dabei bin, ein Regal auszuwählen, kommt der Besitzer plötzlich und bietet an, es zu verbilligen; ich könne mich dann auf ihn berufen, aber es ist ein Missverständnis, ich denke, es sei nur hundert Mark teuer, aber es sind doch dreihundert Mark, und er erklärt genau, warum es nicht anders geht; mir ist es peinlich, weil ich es dann wahrscheinlich nicht bezahlen kann –

– in einem Brief an Alexander Kluge verteidige ich meine Texte und füge noch einen zweiten Absatz hinzu, in dem ich klarstelle, dass in ihnen keine »Sinnhuberei« stecke –

– Lastwagen mit der Aufschrift »Schwalba−Hoth«, ich denke, das ist vielleicht die Firma von seinem Onkel –

– bin wieder an der Küste, an der ich schon mal weggeflogen bin, im Bus zum Check-in; dort angekommen – mit jemandem zusammen – soll ich mich wiegen; ich habe aber einen dicken Bademantel an, unter dem ich nackt bin und den ich deswegen nicht ausziehen will – und wiege trotzdem nur sechzig Kilogramm – auf dem Boden liegt ein riesiges Blatt Papier, auf das ich alle möglichen Zeichen, Striche und Symbole gezeichnet habe, die ich teilweise mit rotem Filzstift verbunden habe; ein Brief von Hans Günther ist auch da, der fragt, ob ich damit überhaupt etwas anfangen kann – ich aber male weiter an meinen Eintragungen –

– ein großes Haus, dessen obersten beiden Stockwerke keine Außenwände und kein Dach haben, wo aber Leute wohnen – ich wundere mich über die ungewöhnlich hohen Räume; auf der Seite, an die ich komme, sind circa fünf Personen in der Wohnung; einer steht an einem Wasserhahn und lässt einen Topf volllaufen – unten sitzen Leute, wie in einem Straßencafé, und schauen auf die Wohnung; ich setze mich dazu und sage zu Esther, dass das ja wie ein öffentlich lebendiges Theater sei – sie aber winkt ab; ich warte auf Sabine, aber sie kommt nicht, obwohl es sich um einen Treff handelt, und als ich wieder zu Hause bin, in München, was aber Knast ist, schreibe ich einen Brief, dass ich das nächste Mal unten bleiben will, und kritisiere Nora; bei einem Essen mit Johannes Schaaf und Rosemarie Fendel stochere ich in den Fleischstücken herum, bin satt, esse aber trotzdem weiter, und wieder in der Zelle war ein Wechsel, und eine funkelnagelneue Schulmappe steht da, die ich sofort durchwühle, schöne Ringhefte und Blocks sind drin, aber leider schon beschriftet, Elfe17 und Prinz Eisenherz18 sind dabei und ich gebe es ihnen, frage, »ob hier Mädchen sind«, weil es Mädchenhandschrift ist, »Mädchen und Power« – und weise auf das Wort Nada, das da steht, und Elfe sagt: »ja, ich weiß, ihre schöne Geschichte« –

– wir gehen im Hof und spüren, dass die Gefangenen uns feindlich gesinnt sind, plötzlich kommt einer aus einem Haus und hat zwei lange Kuchenmesser dabei, die er nach mir wirft; sie streifen mich ganz knapp am kleinen Finger – ich nehme sie ihm und will weg – der andere greift eines vorher auf und wirft es nochmal nach mir, streift mich diesmal am Kopf – dann können wir damit abhauen; mit zwiespältigen Gefühlen geben wir sie bei den Wächtern ab, die auch sogleich die beiden Gefangenen festnehmen und fotografieren, was mir sehr unangenehm ist; in einer Kneipe sitzt Petra, die darüber sehr erschrocken ist und die Frage aufwirft, wie das überhaupt mit den sozialen Gefangenen19 gehen soll, und dass Stefan unbedingt davon informiert werden muss, beziehungsweise ihm klargemacht werden muss, dass es nicht so geht mit den sozialen Gefangenen; ich kriege wieder Vorwürfe wegen Goldie, und Petra verlangt von mir, dass ich alles, was ihn betrifft ihr überlasse – was ich sehr gern tue – und eine leicht erotische Situation mit ihr und mit Karin schließt sich daraufhin an –

– die junge Nora in einer Diskussion neunzehnhundertundachtundsechzig mit einem Professor; sie sagt, Politik habe etwas mit Mathematik zu tun, und der Professor ist begeistert und will sie küssen; ich sitze bewundernd in der Nähe auf dem Boden und Gert dazwischen, sich entsetzt seinen Schnurrbart zwirbelnd; hinterher reden wir lange mit einer Gruppe, die eine Druckerei macht oder ähnliches und uns freundlich aufnimmt; Fusionsüberlegungen werden angestellt, ich bin innerlich skeptisch, weil es eh keinen Sinn hat, so etwas zu machen, wir zeigen uns unsere Hände, die schwielig von der Arbeit sind –

– Ebby ist mit im Umschluss, und plötzlich bricht mir beim Essen ein Zahn ab; ich renne ins Klo, das ein uraltes ist, mit einem schäbigen Emaillebecken, in das ich das, was im Mund habe, spucke, fast der ganze Zahn ist weg, und die anderen denken, ich kotzte, weil ich alles ausspucke –

– Annemarie hat einen Brief geschrieben, in dem sie eine neue Geschichte von mir über alle Maßen lobt, auf schönes Papier sind dreidimensionale Buchstaben geklebt und das Ganze mit Folie überzogen; ich freue mich sehr und will danach endlich mal wieder Schlagzeug spielen, aber dann kommt Ebby und die Vorbereitungen nehmen zu viel Zeit in Anspruch; wir müssen dann plötzlich fliehen und einen Angriff abwehren, verteilen uns in Gängen eines Kellers, bis die Gefahr vorbei ist; danach findet eine Hochzeit statt, bei der ich irgendwie zu dem Paar gehöre, aber als es dann spät und ins Bett gegangen wird, wird es Kampf und ich gehe –

– wir sitzen am Mittagstisch, und Ebby schmeißt pötzlich Angelika, Olga und Johnson raus, nicht direkt, sondern durch Schilderung der finanziellen Zwangslage, aus der es nur eine Lösungsmöglichkeit gäbe, die sie dann auch verstehen, und sie gehen, erst Johnson, dann die anderen; große Trauer breitet sich aus, ich denke, »jetzt wird im alternativen Betrieb das ›Hire and Fire‹ freiwillig durchgeführt« und zum Abschied umarmen mich Angelika und Olga nochmal am Fenster besonders innig zusammen, um zu beteuern, dass sie mir und uns keine Vorwürfe machen; als wir dann wieder zu Dritt – mit Fips – alleine sind, werden wir melancholisch –

– mit Hermann Löllhöffel verabredet; ich hetze durch alle möglichen U-Bahnen, Umwege wegen Baustellen, Stauungen etc.; am Bahnhof nehme ich ein Taxi, das nur eine Mark sechzig kostet, weil es nicht mehr so weit ist, und da steht er und ist leicht indigniert, hätte ich noch länger gebraucht, wäre er gegangen; erstmal bin ich ganz überrascht von den Bauten um den Platz, wiederhergestellte griechische Prachtbauten, riesige Statuen zum Teil von Tieren, gepflegter Rasen und dazwischen ein Gewirr von Straßen –

– Treffen mit Siegfried Haag, gute Atmosphäre, er lädt Decken auf eine Schranke, es geht auch um seine Kinder –

– meine Diät auf einem Inlandsflug kostet über dreihundertundfünfzig Mark, mehr als der Flug selbst, beschwert sich eine Stewardess, und mehrere Passagiere reden auf mich ein, ich solle doch in Zukunft einen Flug außerhalb der Essenszeiten nehmen, da landet die Maschine schon, ich kann mich gerade noch hinsetzen und gehe dann unschlüssig draußen auf, beziehungsweise neben einer Autobahnraststätte auf und ab; da scharwenzelt ein Mädchen neben mir hier, umkreist mich und tänzelt, ich will weiter zum Trampen, da sagt sie, sie habe sich in mich verliebt, doch als ich sie küssen will, klettert sie auf einen Baum, auf den ich ihr nicht folgen kann, doch dann liegen wir nackt im Bett und sie preist ihre Möse an, sie sei direkt offen zum Reinfahren, und das zeigt sie mir: tatsächlich, sie hat keine Schamlippen – ich empfinde nichts und will ihre Klitoris reiben, doch da ist sie total erbost und will, dass ich es mit ihrer Hand tue – ich befolge es, aber es ist wie Eis alles –

– in einer winzigen Kneipe alternativen Zuschnitts spielen drei Leute, zwei Männer und eine Frau, der Gitarrist harmonisiert aufs Äußerste mit dem Geiger die Rhythmen; so sehr, dass es schon wieder mechanisch und runtergeleiert klingt; auch sehen sie gelangweilt aus, ich denke, dass sie nur spielen, um halt in Übung zu bleiben – trotzdem gehe ich mit ihnen nach Hause und der Gitarrist bedrängt mich vielleicht sogar schwul, ich fliehe, aber er hat eine Pistole, ich wohne im selben Haus und entkomme zunächst, doch dann kommen die Bullen zu ihm, und in Panik gibt er mir die Pistole, mit der ich dann ratlos in meiner Wohnung herumlaufe und nicht weiß, wohin damit, denn selbst wenn ich sie auseinanderbaue, kriege ich sie nicht das Klo hinunter, es wird immer gefährlicher, Schüsse sind zu hören –

– wir sitzen alle ganz eng auf einem Sofa, die Tür ist offen und man sieht draußen die Leute vorbeigehen und plötzlich ruft jemand, dass Julia draußen vorbeilaufe – ich renne raus und hole sie rein – wir freuen uns, aber sie ist reserviert; Fips ist auch dabei, und wir befinden uns auf dem Dach eines Hochhauses und das Problem ist, Fipsens, beziehungsweise unseren alten Citroën-Break wieder in die Garage zu bringen, er steht an der Kante vom Dach und mir ist dauernd schwindlig im Bauch, aber ich mache ein gewagtes Wendemanöver, das spielend gelingt, »wer wagt, gewinnt«, Fips bemerkt es bewundernd, und wir schieben ihn weiter an die Ecke, wo auch noch ein Anstieg ist, und er runterzurollen und vom Hochhaus zu fallen droht – da sehen wir unseren alten Griechischlehrer Hötzl unten auf der Straße laufen, zitternd und mit weitausschwenkender Mappe, und wir lachen uns schief und krumm –

– Fistelstimme20 ist Lehrer in der Schule, und ich erkläre, dass man selbstangebautes Gras sehr wohl legal rauchen kann, weil er dem Schüler Schmude vorwirft, dieser habe Gras dabei –

– habe eine kleine Rolle in einem merkwürdigen Film, der von einem noch merkwürdigeren Regisseur gemacht wird – er sitzt in der Mitte eines großen Platzes und ist in sein Script vertieft, spielt aber offensichtlich nur den großen Künstler, so offensichtlich, dass es peinlich wird und mir äußerst unangenehm ist; die Schauspieler stehen im Halbkreis an, weit entfernt von ihm auf dem Platz und haben offenbar alle schon genaue Regieanweisungen, bewegen sich komisch ungelenk und verziehen die Gesichter, ich sitze auf einem Stuhl; Regieassistenten vermitteln noch etwas, einer zwinkert mir zu, dass alles bescheuert sei, ein paar Freundliche sind schon dabei; bald verläuft sich alles, war auch irgendwie nichts, und ich komme in ein Badehaus, in dem ich in einem kleinen Becken stehe, das allerdings bis zum Hals geht, und relativ eng ist; unklar, ob immer noch als Film oder in Wirklichkeit, da kommt eine Frau hinzu, in schwarzer Spitzenunterwäsche, unter der die nackte Haut zu sehen ist, steht vor meinem Becken und steigt zu mir hinein; ich werde lüstern und sie streift die Sachen ab, drängt ihren Körper an mich, sagt aber, wir sollten so tun, als sei nichts, da wir doch beide Geliebte hätten, die nichts merken dürften –

– ein Penthouse-Appartement in einem Haus, das an einem Hang liegt, so dass noch über den Fenstern eine Straße verläuft; es ist als von den Eltern überlassen getarnt und soll spießig benützt werden; innerhalb der Wohnung ist ein eigener Bereich, der noch eine Extrawohnung sein könnte und Bad und Küche hat, dort habe ich ein kleines Zimmer; Zauners kommen und mokieren sich über die Bilder an der Wand und die Einrichtung: »so wohnt ihr also jetzt«; es gibt aber auch noch größere Türen und Auf- und Einfahrten, durch die erst ein Mercedes und dann ein Lastwagen kommen, auf der Durchfahrt; das Ganze ist nicht besonders cool und bereitet mir ziemliches Unbehagen –

– am Ende eines Films, währenddessen ich mit einer Kollegin zusammen war, sagt die andere – eine Französin – ich hätte noch nie mit einer Frau geschlafen, jedenfalls nicht mit ihr, und ganz erstaunt stellen wir fest, dass sie mit mir schlafen wollte, aber es ist zu spät; da sagt eine alte Kollegin, sie will nochmal ein Abschlussessen veranstalten, wonach sich die Gelegenheit ergeben könnte; sie zieht sich schon um, und als ich in mein Hotelzimmer gehe, stehen alle anderen schon im vollen Ornat auf dem Gang und warten, dass es los geht –

– in China mit irgendjemandem, aber es sieht garnicht wie in China aus, auch die Leute nicht, und wir suchen irgendetwas, haben aber keinen Pfennig chinesisches Geld; in einem Lokal will ich tauschen, habe aber nur riesengroße, fast tellergroße völlig verbeulte und zerquetschte Fünfmarkstücke, die die Frau in dem Lokal hinter der Kasse nicht annehmen will; in einer Gasse vermuten wir in einem Ladengeschäft einen Deutschen, und tatsächlich kommt ein dünner armer Mensch heraus, will aber auch nicht tauschen, sondern bittet um Stärkung; ich biete ihm von meinem Schnaps an, aus einem winzigen Fläschchen und nachdem er erst abgelehnt hat, trinkt er etwas davon, deutet uns danach auch einen Weg an, am Fluss entlang, viele Touristen sind da; kurz wird es noch gefährlich, weil wir gerade noch einer Krankheit entkommen, die sich von Tomaten oder anderem Obst wie eine Haut über einen zieht und abtötet – wenn sie einen mal erwischt hat, wird man sie nicht mehr los, auch durch Operation nicht, und ich sehe und höre sie sogar kurz sprechen, sie sieht aus wie ein Strumpf und warnt – aber der Deutsche, der mir zum Dank für die Stärkung die Faust küsst, sagt, wenn man aufpasst, passiert nichts –

– eine Expedition ins Erdinnere ist geplant, von großen Höhlen ist die Rede und ungekannten Freiräumen, und ich frage mich, ob man dort vielleicht Menschen antreffen wird, von denen man vorher nichts wusste –

– an einem Tisch sitzen eine Frau, deren Gesicht schwarzweiß geschminkt ist, kubistisch anmutend, aber völlig normal, und ihr Freund, der mehr Braun- und Rottöne dabei hat; beide rauchen und zwischen ihnen herrscht eine vertrauenerweckende, ruhige Übereinstimmung, ein bärtiger Mann und noch ein anderer sind dabei, und der Bärtige erklärt, dass irgendein Begriff Schwachsinn sei, aber der Geschminkte entgegnet, dass das daran liege, dass er nicht vorhanden sei; woraufhin sich zwischen mir und der Geschminkten, die mich an Petra erinnert und deren Schminke mich immer wieder verwundert, dass sie nicht abgeht, ein Gespräch über Liebe entwickelt, in dem ich sage, dass sie nur gegen die Verhältnisse möglich sei, die sie behindern – sie hört aufmerksam zu, raucht und steckt sich eine Zigarette in den Gürtel –

– komme auf einen Platz, an dem die ganzen Politplakate hängen, die gerade aktuell sind, es ist zehn Jahre vor heute, also 1973, und ich sage bewundernd zu meiner Begleiterin, »da kann man mal sehen, was damals noch für tolle Plakate gemacht wurden, bunt und fantasievoll und grafisch hervorragend gestaltet«; es scheint ein U-nigelände zu sein, riesige Wände sind voll, und stolz entdecke ich auch ein eigenes, vom Büro beziehungsweise von Fantasia –

– in einer U-Bahn erschießt ein Mann einen anderen, mich und sich selbst; es tut aber nicht weh – Kopfschuss – blutet kaum, und scheint noch behebbar zu sein, also verlassen wir den Zug und suchen ein Krankenhaus, etwas anstrengend, weil wir einen Abhang hinauf müssen; erst finden wir uns nicht zurecht, einer, der für uns spricht, verirrt sich, Bewaffnete stehen herum, düstere, feuchte Keller, verfault, verschimmelt, bis ich wieder in eine große Vorhalle komme, in der ich auch die anderen treffe, und wo über unsere Behandlung verhandelt wird; alles voller russischer Soldaten, Andropow sitzt hinter einer riesigen Reihe von Computern, sie sind beige und sofort als russisch zu erkennen, schick und modern –

– ich komme in New York an und sehe, wie die Schiffe in die Flüsse eingeschleust werden, entweder in Modellform oder von ganz oben, die Schiffe müssen eine kleine Strecke rückwärts fahren, und ich komme in ein Büro, es kann aber auch ein Wohnzimmer oder Treffpunktzimmer einer Gruppe sein, in dem am Tisch lauter Leute sitzen, denen ich Geschichten zeige und Plakate; es ist unklar, wir verhandeln darüber, eine Zeit lang bin ich nackt, aber ganz selbstverständlich, und irgendwann fordern sie mich auf, doch die Unterhose anzuziehen; ich stelle Reflexionen darüber an, dass man oft den Zeitpunkt verpasst, wann was so weit ist, und mir wird zugestimmt, es ist eine heitere Atmosphäre und wir kommen uns näher, insbesondere eine schöne Frau und ich, wir beugen uns über ein Plakat, rücken ganz eng zusammen, sie beugt sich unter mich, um mich zu sehen, lächelt mich an und legt plötzlich ihre Hand um meinen Kopf, zieht ihn zu sich herunter und küsst mich in unsagbarer Zärtlichkeit, alles wird dunkel, wir spüren nur unsere Lippen, die ganz leicht geöffnet sind, und nur mit einem Hauch von Zungenspitze berühren wir uns – die Anwesenheit der anderen stört in keiner Weise, und als wir uns voneinander lösen, ist eine starke, warme, tiefe Spannung zwischen uns entstanden, von der wir wissen, dass sie nicht aufzulösen sein wird, die aber auch eine gewisse Trauer auslöst, und als ich mich mit Fips im Hotelzimmer für das Abendessen umziehe, kommt schon die Warnung: auf keinen Fall, der Freund meiner neuen Geliebten tobt, droht mit Tod und Rache, aber wir lassen uns nicht abhalten, ich ziehe einen dunklen Zweireiher an, Krawatte, weißes Hemd, Manschetten, Fips auch, und im Restaurant ist für uns ein Tisch etwas abseits der Gruppe der Essenden und der Gruppe der Geliebten zu sehen, schon gedeckt, die anderen sitzen erhöht, unser Tisch steht auf Höhe des Eingangs, einer Glaswand mit Klapptüren; plötzlich steht er in der Tür, bebend vor Zorn, vibrierend, wie in einem Western, das ganze Lokal sieht hin, keiner sagt etwas, keiner ergreift Partei für ihn oder mich, wir sitzen ohnehin isoliert und sofort kommt er an unseren Tisch, kann sich kaum beherrschen, spricht mich sofort an, beschimpft mich, provoziert, indem er Sachen umschmeißt, ich gehe, gehe einfach nicht darauf ein, er ist zornesrot, wird immer wilder, steht auf und kommt ganz nah an mich ran, fuchtelt rum, ich sage ruhig, dass ich nicht bereit bin, mich zu prügeln, er will mich schlagen, tut es aber nicht richtig, ich wehre leicht mit den Armen ab – da hat er plötzlich ein riesiges Hackmesser in der Hand, mit dem er mich bedroht – es lag auf meinem Tisch – ich stehe auf und versuche auszuweichen, er verfolgt mich, schwingt es drohend, will immer wieder zuschlagen, aber ich weiche aus, er verfehlt mich immer wieder, bis er es endlich voller Wucht auf mich wirft, wieder weiche ich aus, aber er trifft mich trotzdem etwas, streift am Hals, ich spüre nichts, aber weiß, dass ich getroffen bin, und schlage wütend auf ihn ein, mit den Fäusten, aber ohne ihn ernsthaft zu verletzen, eher trommelnd, er selbst rennt auch ständig gegen mich an, bis wir getrennt werden: er ist tot; ich erfahre es kurz darauf, nachdem ich wieder mit ihr zusammen bin, ich lese den Totenschein: er war Bluter, er wusste, dass er sterben würde, wenn er mich auch nur angreift, ich bin unschuldig, denn im Totenschein steht ausdrücklich, dass er an sich selbst beigefügten Verletzungen gestorben ist; ratlose Trauer breitet sich aus, sie und ich lieben uns noch mehr, aber alles ist hoffnungslos, Fips liegt in ein weißes Laken gehüllt auf einem Feldbett und pennt, und ich stehe mit Walter Jens an einem Stehpult und prüfe Formulare, Goldenbergs Haftbedingungen sind drastisch verschärft, alle Besuche gekappt etc., plötzlich blendet uns grelles Licht, Fotografen, hinter ihnen, meine Rechtsanwältin in einem silbergrauen Rolls Royce, die uns etwas zuruft, es wird auf jeden Fall einen Prozess mit großem öffentlichen Interesse geben; sie ist weg – ich suche sie, ich bin verzweifelt, die Trauer wird immer größer, ich löse Eintrittskarten für ein Open-Air-Kino, in vergammelten Gassen lungern Afrikaner, Latinos und Halbwüchsige rum, alles ist total verdreckt, Müll liegt herum, Katzen und Ratten schleichen herum, es sieht ähnlich wie bei U-Bahnhofein-gängen aus, kaum beleuchtet, aber alles sehr bunt und auf jeder Wand verschieden große – zum Teil riesengroße – Videoschirme, auf denen in grellbunten Farben und so grob, dass man die Zeilen überall sieht, ein Film läuft, dessen Plakate zum Teil zerfetzt an den Wänden hängen: »The last Story of the Mouse and the Lion«, und dann sehe ich sie auch, die Maus, die auf einem Mauervorsprung sitzt und in rührenden Worten, dass einem die Tränen kommen, von ihrer Liebe erzählt, vor allem von den vielen kleinen Dingen, die sie zusammen machen könnten, wenn sie nur zusammenkommen könnten; der Löwe sitzt auf den Hinterbeinen vor ihr und lauscht mit zur Seite geneigtem Haupt und schüttelt es ab und zu mit trauriger Zustimmung; es ist so schön und traurig, dass sich einem alles zusammenzieht; dann läuft es aus in eine kitschige Weltkugel, aus der ein Liebespaar tritt, Hand in Hand, und eine überdramatisierte Stimme von »The Lovestory of the whole World« redet – und endlich trete ich aus den Gängen auf einen Platz, auf dem weiße Jugendstilstühle stehen, es ist das Open Air Kino, das eigentliche, sieht aus wie bei einem Kurkonzert, an sich hatte ich den letzten Platz, aber die meisten sind schon weg, vor mir weg, die Gruppe der Geliebten, die ich suche, ist zu Vierzehnjährigen und zu Zwergen degeneriert, die in Kinderkleidung des 19. Jahrhunderts artig auf den Stühlchen sitzen und verschreckt blicken, sie tuscheln, als ich komme, sie warnen mich, es habe alles keinen Sinn, ich solle es nicht nochmal versuchen, sie sei weg, endgültig, ich werde sie nie wieder sehen, und ein paar Stuhlreihen weiter sitzt Volker Speitel, der Verräter; lange sitze ich noch in tiefer Trauer alleine zwischen all den leeren Stühlen –

– wir fahren mit mehreren Wagen zusammen zu einem Auftritt oder ähnlichem – ich will mit dem großen Mercedes mit, aber als ich einsteigen will, ist er schon voll, ich meckere und drohe an, überhaupt nicht mitzufahren, wenn nicht in diesem Wagen, aber da haben mir die anderen schon hinten zwischen lauter Fellen einen schönen Liegeplatz bereitet, ähnlich wie in den alten VWs hinten, und wir brausen los, erst rückwärts aus der Karl-Theodor-Straße in die Leopoldstraße, dann mit einem eleganten Schwung wieder geradeaus, und ich wundere mich, dass der Wagen so bruchlos vom Rückwärts- ins Vorwärtsfahren wechseln kann –

– wir schicken eine Pershing zum Mond, heimlich unter ein Flugzeug, das gerade startet, geklemmt, zischt sie unter ihm heraus, sobald es in der Luft ist, und verschwindet in der Luft, aber wir haben ein ungutes Gefühl, dass es nicht gutgehen könnte, überlegen, was wohl wäre, wenn sie irgendwo auf der Erde explodiert und damit der Atomkrieg ausgelöst würde, und dann kommt sie tatsächlich zurück, direkt bei uns, ganz in der Nähe schlägt sie mit der Spitze in den Boden, und wir geraten in gelinde Panik, rennen schutzsuchend weg, ich will hinter einen Busch, aber das reicht nicht, sehe einen Pavillon, aber der ist auch zu schwach, doch dann breitet sich die Meinung aus, dass es eh eine Fehlzündung ist –

– Stefan hat den Verwandten einen Brief geschrieben, auf die Frage, was los ist: es sei so, wie wenn man der schottischen Freiheits- und Unabhängigkeitsbewegung heute klarmachen müsse, dass der Kampf sinnlos sei und eine Umorientierung nötig: die hatten das längst kapiert – hier einige noch nicht, aber er wolle keine Namen nennen –

– wieder mal bei der Fantasia-Druckerei, die inzwischen mit den Hardebeker Druckern fusioniert hat und zu einem respektablen Großbetrieb, der ständig weiter fusioniert, geworden ist; Holler läuft herum, mit fast abwesendem Blick, gehört zu den Bossen, überall Baustellen, Containerhäuschen werden aufgestellt, in denen die Arbeitermassen wohnen können; es ist immer noch ein Kollektivbetrieb, aber von beklemmender Ameisenhaftigkeit, überall wuseln Männlein und Weiblein wie bewusstlos herum; ich will damit nichts zu tun haben, höchstens in einem Container sitzen und schreiben, was mir aufgrund meiner alten Verdienste jetzt zugestanden werden könnte, aber die deprimierende Atmosphäre lässt nicht nach; Kutten haben die emsigen Arbeiter an, und als eine Frau mit einem Gabelstapler in einen Haufen fährt, muss sie sich zum Ausgleich für den Schaden an dem Haufen armer Männlein, den Rock hochheben und ficken lassen – ich wende mich angeekelt ab –

– bin in einem riesigen Hotel mit einer Filmcrew und suche einen Aufzug, aber das Ding, in das ich gehe, fährt einfach so hoch, hat keine Knöpfe und nichts, wird immer enger, ich kriege Klaustrophobie, es wird immer schlimmer, endlich hält es und ich bin wieder in der Rezeption; Esther hat Verständnis und klärt mich auf; ich hatte ja noch nichtmal einen Zimmerschlüssel, da aber niemand da ist, auch von der Produktion nicht, mit Hilfe derer ich nur an ihn käme, geht sie einfach selbst hinter die Rezeption und findet ihn auch zufällig – ich danke ihr sehr, aber unsere Verabredung zum Essen lassen wir ausfallen, weil sie müde ist; sie kommt gleich mit hoch, aber wir landen bei einer Französin im Zimmer, mit Blick auf Paris, es regnet und ist vernebelt; ich stehe auf dem Balkon und habe keine Schwindelgefühle, worüber ich mich sehr wundere –

– wir wollen eine Film- und Videogruppe gründen, aber ich muss erstmal weg und es verschiebt sich, und als ich zurückkomme, haben zwei Neue, die an sich noch gar keine Erfahrung haben, in hervorragender Weise einen Testfilm gedreht; erst berichte ich alles, was ich vorhabe und schon erledigt habe, mehrmals, weil jemand nicht da ist, dann sehen wir uns den Testfilm an, in einem Kino, ganz langsam geht der Vorhang auf, allein das ist schon ganz ausgezeichnet, aber dann kommen sorfältigst ausgemalte Zeichentrickfilmsequenzen, und ich bin begeistert, alles genau ausgemalt von der Frau, die neu ist, ganz bescheiden ist sie, aber freut sich, und dann sitzen wir bei einem Alten, aber das ganze Haus fährt, wie ein Zug, und ist sowieso ein Film, in den sie je einen Nebenherlaufenden kopiert haben, der nicht nur genauso schnell läuft, sondern dabei auch noch Verrenkungen, Faxen und Grimassen macht –

– sitze in einem Stuhl und sterbe; vor mir sitzt jemand und tröstet mich, betrachtet das Ganze aber relativ ungerührt, beobachtet mehr, ich sehe schon kaum mehr was, habe Angst, dass ich ersticke; er ruft, dass ich mich schon grün und blau verfärbe; es ist nicht nur oder sogar weniger Angst als Traurigkeit und Spannung, das war’s, es lässt sich nicht mehr ändern, mir wird schwindelig, es ist so weit – ein großer, ganz merkwürdiger Test, Leute springen ins Wasserbecken, und eine dicke Frau hält sich die Nase zu, meine Eltern sind auch da, meine Mutter hat einen roten VW mit amerikanischer Nummer –

– Gert und ich haben einen gemeinsamen Besuch von Petra, müssen uns aber komischerweise umziehen, allerdings nicht Knastkleider, sondern merkwürdig normal aussehende, Gert zieht ein beiges Hemd an, ich ein blaues, es dauert aber ewig alles, es ist umständlich und passt nicht, das alte Zeug geht nicht weg, Wächter rennen herum, es ist eng, und ich muss mich auch noch rasieren, stehe da mit eingeseiftem Gesicht, und danach soll Gert für einen Film von einer vier Meter hohen Mauer herunterspringen, will es auch, kriegt aber dann doch Bedenken, die ich ausräume, indem ich betone, dass Fallschirmspringer auch immer von vier Meter hohen Türmen herunterspringen; misstrauische Nachbarn äugen herüber, und wir wollen Büsche in unserem Garten pflanzen –

– in einer unterirdischen Cafeteria gibt es frische Dampfnudeln mit Vanillesoße, in frischem Fett ausgebacken, herrlich schmeckend, ich esse sie mit Hochgenuss und helfe dann bei einem improvisierten Theaterstück, ziehe den Vorhang auf und springe in einer kleinen Rolle ein, doch dann zieht es mich wieder zu den Dampfnudeln, und ich lobe sie in den Himmel gegenüber der Verkäuferin, die sich freut, betone, dass man schmeckt, dass sie in frischem Fett ausgebacken sind, und sie freut sich und holt mir eine; ich soll aber warten, bis sie nicht mehr ganz so heiß ist; bezahlen müsse ich nicht, dafür gebe ich ihr einen Kuss auf ihre weichen, alten, gepuderten Wangen; ich wundere mich nur noch, dass sie Dampfnudeln mit einer Schokoladensoße isst, aber das macht ja nichts, im Gegenteil –

– erwische in letzter Sekunde noch die Maschine nach Berlin – aber sie hebt nicht ab, sondern fährt durch die Straßen, rast –

– wir fahren zum Flughafen und müssen eine Straße überqueren, vierspurig mit Mittelstreifen, der Fahrer verschätzt sich in Bezug auf zwei auf uns zukommende Lastwagen, den ersten schaffen wir noch, aber der zweite rast unerbittlich auf uns zu, und kurz bevor der Krach alles beendet, blendet sich das Bild aus, es ist mir nichts passiert, aber das weiß ich auch erst hinterher, als ich auf dem Flughafen stehe, und erneut versuche, die Maschine zu bekommen, es ist Winter − das war auch der Grund für den Unfall, alles glatt, der Wagen kam kaum vom Fleck, der andere konnte nicht bremsen − und man muss mit Privatautos zu den Fliegern fahren und wir warten auf jemanden, der uns abholen will; kommt aber nicht; es wird immer knapper, ein Kind, das etwas isst, steht herum, wir treffen andere, meine Freundin ist weg, ich bin gezwungenermaßen mit ihrer Freundin zusammen, und mich graust vor dem Gedanken, mit ihr im Bett liegen zu müssen, jemand lästert über mich, ich hätte ja gar kein Geld: und das stimmt: fünfundzwanzig Mark hatte ich, siebzehn Mark fünfzig sind für Bücher ausgegeben; wir fahren in einem Ruderboot an unsere Kutter heran und driften immer weiter ab, es schlingert und wir drohen zu kippen, aber ein anderes Schiff kommt zu Hilfe –

– in einer Auseinandersetzung bekomme ich einen Schlag auf den Kopf mit einer gefährlichen Wunde, aber die Angreifer können zurückgewiesen werden, und einige Leute versorgen mich; ich werde in ein Zimmer gebracht, aber es ist alles noch unsicher, unklar, ob sie zurückkommen und die Türen dichthalten; dazu kommt, dass wir einige Leute erwarten, die Zeug bringen, getarnt, unklar auch, was; sie haben es unter Mänteln und Jacken versteckt, kleine Dosen, Schachteln, Schokoladen, aber das ist es jetzt auch nicht selbst, sondern nur Tarnung für Stoffe unklarer Art; ich komme in ein anderes Zimmer, aber eine Frau fragt besorgt, ob es nicht zu staubig für meine Kopfwunde ist; lässt sich wohl nicht ändern, und es kommen immer mehr, die Zeugs bringen, auf einem riesigen Tisch steht alles voll, bis es endlich Morgen wird –

– komme mit einer Seilbahn irgendwo an und da hocken alle alten Freunde, es sieht sogar so aus, als sei Volker Speitel dabei, und nachdem ich stehe, stehen sie alle auf – sie sitzen in vier Reihen – und singen ein »Happy Birthday«-artiges Lied, das mich sehr rührt; Julia kommt zu Besuch, ich warte auf einem Hochhausdach mit ruinenartigen Aufbauten, sie tritt aus dem Aufzug und ist zurückhaltend liebenswürdig wie immer; wir sind teilweise unbewacht, einmal auf einem großen Bett, aber passieren tut nichts, wir wandeln durch die Ruinen und ab und zu schleicht neben mir ein Bulle; nachdem sie sich von mir verabschiedet hat, kommen plötzlich die Bullen und eröffnen ihr, dass ihr Auto beschlagnahmt sei, sie ist ziemlich geschockt, aber kann nichts dagegen machen, und dann kommt auch der zweite, den sie besuchen will, ein Typ, den ich nicht kenne, auch Gefangener, der mich gar nicht beachtet, und nur kurz grüßt und mit ihr geht; aus dem Haus ragt ein Kran, auf den ich, ohne zu wissen, warum, klettere, totales Schwindelgefühl befällt mich und das Ding fängt dann auch noch an zu schwanken, kreist um den ganzen Häuserblock herum, fast wie fliegen –

– wir sind in der Besetzung der Berliner Fotos zusammen, aber plötzlich gibt es furchtbaren Krach: die Frauen, vor allem Julia, werfen uns vor, chauvinistisch, rücksichtslos und unterdrückend zu sein, vor allem ich, sie packen ihr Zeug und ziehen aus; und je weiter, desto trauriger wird alles, auch wieder versöhnlich, aber sie gehen natürlich trotzdem, und wie wir Männer dann alleine sind, wissen wir nicht, was wir sagen sollen –

– wir fahren zu dritt in einem abschüssigen Wald Ski, und einer bricht sich den Fuß; ich gehe Hilfe holen und komme in eine Dichterinnenlesung; Bachmann-Scholl-artige Frauen, alle kennen mich und zwinkern mir zu, ein Funksprechgerät stört und meldet den Beinbruch; ich suche weiter, aber Autos kommen und fangen an, auch durch Schnee und Wald sich einen Weg vorab zu bahnen, immer mehr, ganze Wagenkolonnen rasen hinunter, und ich stehe in einer Schneise zwischen zwei Autoströmen und komme weder vorwärts noch rückwärts –

– wir besichtigen ein Schloss, das wir kaufen oder mieten wollen, aber nur von außen, und an einer Tür steht bei den Klingelknöpfen unter anderem DKP; wir wundern uns, ein Einheimischer ist dabei, der auch nichts Genaues weiß, wir rätseln, ob es zehntausend Mark im Monat kostet oder mehr oder weniger; dann kommen wir auf einen Platz, auf dem Jugendliche Fahrrad fahren, die ich nach einer Kneipe frage, in der man was trinken kann, sie fahren im Kreis um mich herum, und sagen: »wir sind erst sechzehn und dürfen nicht in die Kneipe, sie ist erst ab vierzehn Uhr offen« und »es gibt keinen Alkohol« – ich sage, dass ich etwas trinken will, Durst habe etc., aber sie weichen weiter aus, und ein Mädchen in einem hellen Kleid fährt mit geheimnisvollem Lächeln um mich herum! –

– in einem Konzertsaal spielen auf der Bühne drei Leute, einer sieht aus wie Udo Lindenberg, Gitarre, Gesang und Flöte, der Saal ist leer, und ich komme mit einer älteren Künstlerin rein, die ihn mir zeigt, ich will einsteigen und suche eine Trommel, zwei Schlagzeuge und Bongos stehen rum, aber alle Trommelfelle sind zerfetzt, nichts geht; wir gehen raus, das Ganze ist auf einem Berg, und sehen im Tal unten eine Atombombe fallen – es ist also so weit, der Atomkrieg ist da; wir rennen den Berg runter, um in den Bunker zu kommen, komischerweise kommen uns aber ganz viele Leute entgegen, die den Berg hochpilgern, Nebelschwaden schwappen uns entgegen, es soll schon radioaktiv verseuchter Nebel sein, aber wir rennen durch und kommen dann auch in unterirdische Anlagen, ähnlich wie U-Bahnhöfe, aber auch mit Läden und Cafeterias, ich treffe Julia und wir umarmen uns –

– wir gehen durch eine flache Landschaft spazieren; die anderen sind fremd, eine Frau ist interessant, ein Haus im Rohbau steht auch da, sie geht rein und winkt mir; es hat einen mittelalterlich wirkenden Turm, völlig blöde gebaut, unpraktisch, wir regen uns auf, lästern, ich fürchte, dass die Hausbesitzer kommen und merken, wie mein Schwanz aufgeht unter der kurzen Hose, aber es lässt sich noch kaschieren, und da hat Holger Börner auch schon Tischtennisschläger gekauft und vier spielen, bloß die Frau und ich nicht, aber jetzt ist auch Duschen, Julia sitzt lächelnd auf dem Boden und macht Gymnastik, sie gehört zu einer Frauengruppe, Schule oder ähnlichem, ich habe meine Kleider vergessen, ein Wächter schmiert an Flecken auf dem Mantel und der Hose Waschmittel, weil es so dreckig sei, Spritzer; ich renne, treppauf, treppab zum Duschraum – wie ein Langstreckenläufer, im Radio erzählt ein DDR-Dissident, wie er vom Staatsschutz angequatscht wurde, ich sehe Rolf Löchel neben einem Regal stehen und das neue, weiße DIN-A5-Buch lesen, ich gebe ihm einen Arschtritt, weils mir stinkt, weiß aber nicht genau, ob er es ist –

– ganz genau nur dieses einzige Bild und ganz stark diese Stimmung: ein großes Zelt, in dem Massenspeisung veranstaltet wird, eventuell nach dem Atomkrieg, große Hoffnungslosigkeit und Apathie, aber auch Zusammengehörigkeitsgefühl, undeutlich, ob man in Gruppen rumsitzt oder alle an einem Tisch –

– wir sind in einem U-Bahnschacht, in dem es plötzlich immer voller wird, ich verliere Julia aus den Augen, die Leute werden unruhig, es tut fast schon weh, so eng ist es, klaustrophobisch, empörtes Gemurmel, ich werde an die Wand gedrückt – endlich steigt die Erste über den Zaun und alles leert sich wieder – wir treffen uns draußen; sie hat einen weißen Hosenanzug an, der etwas bedeutet, ich weiß nicht, ob sie weiß, was es auf sich hat damit, sie verschwindet und Fips kommt und sagt, dass er ein Haus gemietet hat; wir sind auf dem anderen Ende einer Art Leopoldstraße –

– bin in dem Zimmer von Mi, irgendwo im fünften Stock, draußen ist ein Staatsbesuch, von dem ich nichts sehe, aber höre: plötzlich stürzen draußen Fassaden ein – ich telefoniere gerade mit Marianne Olry in Paris – Attentate, Bomben, Sprengungen, ich denke, egal, doch dann erwischt es auch das Haus, in dem ich bin, alles kracht halb zusammen, ich renne raus, alles wackelige Ruinen, wie ein Parkhaus, bloß schief und krumm, ich renne immer tiefer, Angst, dass es ganz einstürzt, es kommen endlich Leute, und siehe da: Paul telefoniert wegen eines Auslandsjobs, wir haben uns ewig nicht gesehen, aber da ist auch Elisabeth, die mit ihm redet, und da kommt schon Mi, traurig, dass ihre Wohnung kaputt ist, und ich tröste sie; Marianne Olry scheint auch da zu sein, und draußen sehen wir von hinten drei Staatspräsidenten mit ihren Stellvertreterinnen, die gefilmt werden – auch von hinten –, den Kameramann sehen wir von vorne, er rennt plötzlich prustend vor Lachen weg, weil ihm über Kopfhörer etwas Komisches gesagt worden war, dann ist er wieder da und filmt weiter, und die Stellvertreterinnen fangen an zu kichern, prusten und gicksen –

– wir gehen durch dichtes Gebüsch – plötzlich sehe ich gerade noch rechtzeitig einen Abgrund, tückisch verdeckt; umgangen, komme ich auf die Straße darunter, eine Schießerei ist in vollem Gange mit automatischen Maschinenpistolen, von denen mehrere auf der Straße rumliegen, weswegen ich überlege, welche ich nehmen soll, um mitzuschießen • Erika wäscht Wäsche, und ich sage ihr, dass ich eine Radtour mit Ebby machen werde; sie ist sauer –

– wir kommen in eine Zelle im Stockwerk drunter, eng, völlig unaufgeräumt und vor allem total heiß, dass ich fast Erstickungsanfälle kriege und einen klaustrophobischen Anfall: es ist kein Fenster drin! – draußen fahren wir an einen See und müssen halten – eine große Werbe-, bzw. Anzeigentafel ist umgeschmissen und ins Wasser gefallen; wir steigen aus und laufen deprimiert herum, ein Kind geht aufs Wasser, alles ist dramatisch und unklar, eine Trennung steht unmittelbar bevor; sie hat nichts gesagt, und ich werfe ihr vor, wenn sie etwas gesagt hätte, wäre es kein Problem, auch wenn sie noch so lange weg ist, aber dann steigt sie ins Schiff – an einem Berg steht eine lange Schlange Wartender, die nur langsam vorrückt, ich gehe an der Seite hoch und male oben ein Bild, Björn Straub kommt und malt auch eines in ähnlichem Stil, macht aber extra oben an einer Figur keinen Strich, damit es nicht wie das andere ist; ich gehe wieder den Berg runter, neben der Schlange, fahre mit Rollschuhen und überhole alle, obwohl die auch zum größten Teil Rollschuhe haben, aber brav rumstehen; ich frage mich, ob ich etwas Verbotenes mache, aber denke dann, die wollen eben nichts anderes; mit einigen anderen hocke ich in einem Raum und schreibe einen Brief – dann tauschen wir aus, was die anderen geschrieben haben, kichernd und kindisch, jemand schrieb Zahl, weiter hinten steht Angelika und schaut stumm herüber –

– wir wollen wieder in der ganz alten Besetzung mit Dieter Müller am Bass spielen, die ganz alten Verstärker, es kommt kaum ein Ton raus, auch Orgel und Klavier dabei – und auch andere Leute, eine Frau spielt Schlagzeug und als es los geht, kriege ich kein Instrument mehr, und bin frustriert, weil es so schöne Musik ist –

– Erika will sich für eine Rolle, in der sie Lambsdorff spielen soll, den Fuß abhacken – es geht nicht so recht mit dem Bein und ich versuche, davon abzuraten; sie bleibt hartnäckig und will es sagen, langsam werde ich immer trauriger; ich versuche zu überreden, es doch zu lassen, er sei doch dann ein für alle Mal weg; ich weine, und dann ist es Sabine, die den Fuß wegmachen will, und sie kann ich überreden; Gert und ich sollen in einem großen Saal mit Leuten essen, die wir nicht kennen; wir weigern uns, werden aber gezwungen, die Typen sind ganz nett, einer macht einen besonders zuversichtlichen Eindruck, es gibt Lyoner – leider zu wenig –, die in der Mitte auf dem Tisch liegen, der eine Typ wirkt so zuversichtlich, sagt, von mir darauf angesprochen, er habe mal einen alten Text von mir gelesen –

– es ist zehn vor acht, und ich höre bei Gert drüben den Wecker klingeln, ich rege mich wahnsinnig auf, dass er wieder so spät aufsteht –

– Fips und Ebby sind in die Illegalität gegangen; sehr überraschend, überhaupt sind inzwischen lauter neue Leute dabei, mit denen ich nichts anfangen kann, es ist auch kein Geld da und alles scheint überall problematisch; in einer Art Badeanstalt verstreuen wir uns, viele Räume, Säle, bis ich gebustet werde, mit Fips; die Bullen treten hart auf, drohen, ich sage dauernd: »es ist doch gar nichts«, »es gibt doch gar nichts, ich weiß auch nichts«, aber sie drohen mit Folter; Anwalt gibt es keinen, sie lachen nur; wir müssen uns ausziehen, und werden mit einer Seife eingeschmiert, die so verrückt jucken soll, dass man redet; ich halte die Hand um meinen Schwanz und den verschonen sie auch, aber es juckt auch gar nicht besonders! – ich komme in eine Zelle und werde sofort wieder rausgeholt; wieder Drohen, aber nichts dahinter; ich treffe Fips, und wir beraten: es ist ja eh nichts, er sieht es jetzt auch so, es gibt ja gar nichts; schwierig, es wird Verachtung und Trennungen geben, aber was soll man machen, wenn es eh nichts gibt; ich komme nach Ulm, laufe durch die Gideon-Bacher-Straße, wo die Hauseingänge neu verputzt sind, mit Kies, und in den oberen Stockwerken über zwei Stockwerke verbundene riesige Fenster; die Straße ist völlig leer –

– merkwürdige Leute holen mich ab, und wir fahren auf eine Wiese, wo einfach angefangen wird, einen Film zu drehen; unwillig werde ich mit einbezogen; einer sieht aus wie W. C. Moss – er fährt mit mir weg; ich suche in meiner Tasche nach meinen Kleidern − vorher waren wir auf einer Burg – weg; »egal«, meint W. C. Moss, und wir kommen zu einer Reihenhaussiedlung, wo er anhält und mich merkwürdig ansieht und hineinholt, er fahre jetzt nach England, ob ich das hier mieten will – innen stellt sich heraus, dass es ein Raum ist, über die ganze Länge der Mauern, aber mit ein paar Meter dicken Wänden, total unpraktisch, dunkel und kalt – er versucht, es mir schmackhaft zu machen, ausgerechnet heute sei der Professor nicht da und seine Mutter auch nicht, die Tee kocht und putzt; ich will nicht, will aber auch nicht unhöflich sein, wir gehen durch den Raum, da kommt durch eine der anderen Türen eine leicht bekleidete Frau und lächelt mich anzüglich an, gleichzeitig zieht W. C. Moss ein Foto von Renate aus der Tasche, sie hat einen Putzkittel an und kniet und ich bin froh, dass sie nicht nackt ist –

– ein kleiner, grüner Polizeihubschrauber fliegt über eine Lichtung, in der ich stehe, immer hin und her, ganz tief manchmal und durch die Bäume hindurch, als ob er Übungsflüge machte, ich hasse ihn und er stürzt ab, in einen danebenliegenden Sumpf; ich freue mich außerordentlich, wie stark die Macht der Gedanken ist; sonst sind sie, die Hubschrauber, es immer, die alles beobachten können und im Vorteil sind, diesmal war ich es und schon ist er fertig; ich gehe zu einem Haus in der Nähe, um Hilfe zu holen – Helmut Kohl kommt völlig verschlafen aus dem Haus heraus, Amerikaner, darunter Ami-Aussenminister George Shultz, sind im Hubschrauber; auch im Haus stehen alle gerade erst auf, obwohl es schon zehn Uhr morgens ist, Ebby und eine ganze Gruppe pennen auf Matratzen; im Schuppen hole ich Gartengeräte und gehe damit wieder zum Sumpf, um die Abgestürzten rauszuholen, die wütend versuchen, sich zu befreien; mit den Haken einer Spitzhacke ziehe ich eine lange Leine heraus, dann einen grünen Teppich und dann kann der Erste aussteigen –

– gehe in dem Laden in der Nähe der Lützenkirchenstraße einkaufen, wo ich immer Brötchen geholt habe, die Häuser die darum herumstehen sind völlig abgefuckt und werden abgerissen – der Laden ist noch Tante-Emma-artig, Erika sucht aus, zwei andere Frauen kommen rein und gehen wieder raus, ich mit ihnen, eine ganz junge Frau begleitend, die von den Verwandtentreffen der Gefangenen redet; ich bin ganz angetan davon, und sie nimmt mich in ein großes Kaufhaus mit, in dem man Eintritt zahlen muss, tritt auf eine Sauna zu, in der Männer und Frauen getrennt sind, eng, und weil unangemeldet, nicht heiß genug – da sehe ich Johnson und rufe ihn – er ist sauer auf mich, beschimpft mich, höhnt, Stefan Zauner auch, vor allem wegen des Buchs; es gäbe billigere Möglichkeiten mit Laserdruck, als ich drauf eingehe, wird er wieder freundlicher, und als ich seine Addresse aufschreibe − vielfach geändert in meinem Büchlein: Zaunerstraße steht da! – sehe ich, dass in seinem Block Notizen stehen, die darauf schließen lassen, dass wir uns schon mal getroffen haben, er mir alles schon mal gesagt hat – ich bloß nicht darauf eingegangen bin –

– fahre eine nasse Straße den Berg hoch, gewunden, vor mir eine Frau in einem VW, flitzt wie eine gesengte Sau, dauernd kommen Laster entgegen, es ist gefährlich, aber dann bin ich auf dem Fahrrad, es ist Nacht, im Prinzip im Englischen Garten, aber irgendwie anders, mir wird mulmig, neblig ist es auch noch, dann erst merke ich, dass mein Licht gar nicht an ist, aber das nützt auch nichts, jetzt ist sicher, dass ich irgendwo Fremdes bin: Bald treffe ich auf ungestalte, pflatschige Leute, mir wird fast panisch zumute, ich will weg, aber es geht nicht; ich weiß, dass ich träume, ich versuche aufzuwachen, aber es geht nicht, die beiden Hausbesitzerinnen gehen mit einem riesigen Hund spazieren und ich gehe mit, ans Meer, dort, in einem hölzernen pfahlbauartigen, am Felsen liegenden Haus ist Barbara, mit der ich rede; Fips ist auch da, will auch mit mir reden, hat aber keine Zeit, länger zu warten –

– bin in Paris und will gerade abfahren, habe gerade meine Videoanlage in meine schwarze Tasche gepackt, da kommt so ein Lümmel, nimmt sie und lässt sie in einen Schacht hinunterfallen, der in die große Halle unten reicht: alles ist zerdeppert und kaputt; vorher hatte ich Karajan trotz Kopfschmerzen aus dem Zimmer holen müssen, weil das Telefon tutete, aber dann war es für Lech Walesa – drei Leute kommen die Treppe hoch, zwei Typen und eine Frau, bunt angezogen, und ich laufe mit ihnen hinunter und heule vor Wut über die kaputte Anlage; draußen ist irgendeine Gefahr, drei Leute laden mich in ein Bistro ein, wo es noch cool ist, danach gehe ich mit Fips spazieren und wir sehen die seltsamsten hundeartigen Tiere und die Wohnungen sind alle sehr elegant eingerichtet, ich schmuse lange mit einem Hund, aber dann müssen wir weiter, Fips will auf einer Bank liegende Zigaretten klauen, aber der Besitzer ist da und sagt freundlich: »nicht alle«, bietet ihm eine an, die Fips aber verschämt zurückgibt –

– mich verschlägt’s am Stadtrand in irgendeine Bhagwan-artige Landkommune; zwei kleine Hunde spielen und sind süß und lieb, eine riesige Hündin, ihre Mutter, liegt faul neben dem Eingang; Franz Josef Strauß kommt, und bietet mir an, seine Videoanlage zu verwalten, ich sei krank, und könne so lange ja das machen; ich stimme zu, obwohl es nicht stimmt, mit den Augen sei etwas nicht in Ordnung; ich sitze mit der Kanne am Tisch, hab Aversionen gegen sie, esse ein Mus mit Wurstbrocken drin und noch ein Brot, das runterfällt, da motzt die Frau, die mir gegenüber sitzt, ich könne nicht von zwei Sachen essen, aber da ist es schon vorbei, wird abgeräumt, ich frage nach abspülen, keine Antwort, stattdessen Ringelreihen, in das ich hineingezwungen werde, ein Schwuler bedrängt mich von hinten, kann ihn aber abwimmeln und lande in einem Studienkeller, wieder Leute von Strauß mit einem Wagen voller Bänder, die ich kriege, ich will Geld, kriege aber keines, weil ich alkohlkrank sei, und schiebe den Wagen los, komme durch allerlei Studios, Tagesschau Stuttgart, Gefahr ist, man will sich gegenseitig umbringen und erpressen, man muss mich in einem Lager voller Videobänder verstecken, höre, wie einer einen anderen erpresst, es ist höchst gefährlich für mich, da kommen meine drei Retter, ich erkenne sie erleichtert sofort wieder, langsam tippelnd auf Zehenspitzen und mit dem Zeigefinger auf dem Mund, den ersten haben sie gleich betäubt, alles wird wieder gut –

– gerade gedacht, ich hätte Hannah Arendt fertiggelesen, da merke ich, dass es erst die Hälfte ist –

– bullige, grobschlächtige Männer, Bauarbeiter, spielen eine Art Sackhüpfen mit ihren Spaten, nachdem ein Haus abgebrochen wurde, einer erklärt: »mit diesem Spaten arbeiten auch!«, schon kommt der nächste angehüpft, mit dem Ernst eines spielenden Kindes in seinem alten, gegerbten Gesicht; ein anderer sagt, er werde Kartenabreißer im Theater werden, weil er die Kunst liebe –

– oben in meiner Zelle hat sich ein Vogel eingenistet, mir ist es etwas unangenehm, denn ich weiß nicht, wie er wieder durch das Fliegengitter raus soll, er baut sich sein Nest mit einem plastiktütenartigen Zeug, es ist ein Kauz, ein Uhu oder ähnliches, dann sehe ich, dass es eine kleine wilde Katze ist, die Buckel macht, ein kleiner Hund ist auch da, auf den ich aufpassen muss, und ein winziges Hündchen, sie winseln mich an, fallen dadurch beinahe runter, ich spüre die nasse Schnauze an meiner Hand –

– Gäste, es ist eine geheimnisvolle Feier bei einem Diplomaten, fein gekleidet, ich gieße uns einen Rosé ein, ein Mann und eine Frau, mit denen ich zu tun habe, eine weitere im Abendkleid hat schon etwas zu trinken, und als es aus ist, will ich mich drum kümmern, dass sie auch etwas bekommt, und wir geraten etwas abseits, Pernot, ein seltsamer Likör, mit Glas vom Hersteller, braun, muss erst gespült werden, ich stehe an einem großen Becken, an dem ein Schlauch liegt, mit dem ich es ausspüle; jemand dreht das Wasser voll auf und alles spritzt nass –

– ich muss auf die kleine Kitty aufpassen und gehe mit ihr durch die Straßen und Kaufhäuser, in einem Café muss sie pinkeln, ich auch, aber alles ist groß, und als ich sie wieder treffe, will sie etwas essen, und wie wir da sitzen, will ein Österreicher von mir wissen, was ich vom Staat halte, er hält sogar die Tür auf, damit ich sofort abhauen kann, wenn er deswegen die Polizei holen will – ich soll ihm dann einen Satz sagen, was ich von Deutschland halte, brauche aber fünf Minuten und lese ihm aus meinem Theaterstück vor, was er sehr gut findet, es dauert länger, versteht auch Interna und fragt, wieso ich etwas gegen einen Film, beziehungsweise dagegen hätte, Geld für die Gefangenen zu machen, ich sage, dass es auf den Inhalt ankomme, und Sabines Kollegen finden es auch gut – wir gehen, und ich beschließe bei meiner Tante Gabi zu übernachten, nachdem ich eine Wohnung wie ein Klotz gesehen habe, und auf der Straße verabschieden wir uns von Sabines Kollegen –

– muss vor Volker Speitel fliehen, der mir nachläuft, was von mir will – glücklich entdecke ich ein Versteck, das Treppenhaus, sehr groß, mit Zugängen von den Wohnungen, freundlichen Leuten, spielenden Kindern –

– alles ist erledigt, wir können gehen, bloß sie muss noch eine Viertelstunde warten, will aber nicht alleine in dem Hochhausappartement bleiben; ich schlage vor, dass sie mitkommt, aber es ist die Frage, wie sie dann nach Hause kommt, ich verspreche, sie zu bringen, worauf vermutet wird, dass wir dann die Nacht zusammen bleiben; sie könne ein Taxi nehmen, was als zu teuer abgelehnt wird, alle sitzen wieder, einer scheint ihr Vater zu sein, dem sie verspricht, nicht mit mir zu schlafen; ein anderer mischt sich ein, dass er gar nicht wisse, ob er wolle, dass sie dies verspreche – wir beide springen auf, nehmen unsere Mäntel, laufen auf den Gang, dort steht die Aufzugstür schon offen – sie wurde mit einem Schlüssel blockiert, den wir rausziehen – und kaum ist die Tür zu, fährt der Aufzug los und wir sehen uns freudig an –

– die neue Fontane-Ausgabe ist gekommen – total verschmuddelte Bände, mit rotem Kuli angestrichen, ich bin empört, und wir fahren durch einen engen, verschneiten Waldweg –

– Erika, Claudija und ich kommen in Berlin an und besuchen eine alte Schauspielerin, sie ähnelt Esther, und hat eine riesige Altbauwohnung, deren hohe, stuckgeschmückte Zimmer man schon von außen sehen kann, aber sie ist sauer, weil wir nicht angemeldet sind, schon auf der Treppe schimpft sie, wir stehen rum, sie hat eine kleines Kind auf dem Arm, das eine offene Geschwulst hat, während sie mit der Nachbarin redet –

– besuche die Hardebeker, denen irgendjemand Ärger gemacht hat, sie politisch denunziert hat oder ähnliches; ich bin sauer und fürchte um den Auftragsbestand, aber Holler bleibt ganz cool, vielleicht eine Viertelstunde weniger, mehr aber nicht –

– eine Friedenscombo spielt langweilige Lieder, sie haben alte Verstärker, und ich frage Ebby, ob es die unseren noch gibt; ja, aber er müsse sie erst holen, zum Teil erholten sie sich in einem geheizten Raum; so groß wie der, in dem wir sind, sei der, in dem sie stehen; ein ziemlich großes Kellergewölbe, daneben ist auch ein Raum, aus dem Ebby ein frisches Ei holt, das ich Renate anbiete, die sich am Rande der Treppen niedergelassen hat; ich schlage vor, das Ei hochzuwerfen, und Heiner soll es auffangen –

– wir sitzen auf einer Wiese und Uli ist aus irgendeinem Grund wütend auf mich, beschimpft mich – und rennt davon; unter ihrem hochhüpfenden kurzen Rock blitzt ihr Arsch hervor –

– will eine Bombe vorbereiten, in einem Hochhausappartement und habe Probleme – das Ding sieht aus wie eine Kaffeemaschine: unten ist unter einer Glasscheibe der Sprengstoff, oben montiert eine Art Hammer, der herunterfällt und den Sprengstoff explodieren lässt – ich montiere das Ding an die Wand und gehe weg – da sehe ich, wie sich der Hammer aus der Halterung löst und zögernd runterrutscht, zum Glück nicht fällt, bibbernd sehe ich, wie er das Glas gerade nicht durchschlägt –

– ein Interview mit Frau Kohl darüber, dass Kohl alleine ist, als ob er keine Frau habe: »macht mir nichts«; ob es ihr etwas ausmache, dass er wie ein Baby aussehe: »macht mir nichts«; er selbst bestätigt auch, dass ihm das alles nichts mache –

– wir haben geklaute dreißigtausend Mark über die Grenze zu bringen, in einem VW Cabrio, einer fährt ihn an eine wartende Reihe, steigt aus, wird selbst aber verhaftet, ich fahre den Wagen zu einer Gruppe Frauen, die zwar zu uns gehören, aber nicht Bescheid wissen, stelle ihn ab und lege die Tasche mit den dreißigtausend Mark unauffällig daneben – aber es nützt nichts, weil sie nicht durchblicken, geht alles hoch, nachdem ich schon über der Grenze bin, und dann werde auch ich verhaftet – Claudija macht mir Vorwürfe, sie habe so viel zahlen und übersetzen müssen und ich rechtfertige mich, dass ich kurz vorher doch viel mehr gemacht habe! –

– wir fliegen in einem mehrere hundert Meter langen Riesenflugzeug, das aussieht wie ein Frachter, zum Teil ganz dicht über dem Boden; es soll ein Spezialtransporter sein, der relativ langsam fliegt, aber schneller als alles auf dem Land; ich stehe rum, neben Felsen, unklar, was getan wird, Leute kochen im Freien, nachts, man geht hin und her, etwa Dreharbeiten?, meine Mutter, Kinder, morgens gehe ich in der Gegend spazieren; eine Autokolonne kommt vorbei, mitten über die Wiese und an Bächen, eine savannenartige Gegend, vorbei, es wird geschossen und dann treffe ich den einen Schützen, einen älteren Mann, der mir das Gewehr gibt und mir die Zielscheibe zeigt, aber dann kommt schon ein anderer, der darauf hinweist, dass das Gewehr falsch gebogen ist und mittels eines Knopfes die Kugel hinten wieder herauskommen lässt – sie wird langsam herausgepresst und neu geladen, aber als ich schießen will, stehen dauernd Leute in der Nähe der Zielscheibe, ich bin zwar zielsicher, weiß, dass ich genau treffe, aber riskiere es trotzdem nicht; ein Kind lacht mich aus, dass ich vorhin so komisch rumgestanden sei, und als ich erwidere, dass es selbst doch genauso komisch herumgestanden sei, da schaut es blöd –

– auf einer ausgegrabenen, prähistorischen Treppe stehen Tausende von Leuten und wollen hoch, diese riesige Treppe hoch auf einen endlos wirkenden Berg – einzig ich will runter, Norbert Blüm redet, dass es sinnlos sei, neue Straßen und Schneisen zu bauen, man müsse die alten olympischen Versunkenen wieder beleben – in dem Moment sehe ich an einem Waldrand, wie eine Herde Säue sich Bahn bricht durch den Wald und denke, »na bitte, da ist es doch schon, die wissen die alten Wege instinktiv«; ich folge ihnen in den Wald, bald sind es Affen, und kurz darauf fast King-Kong-große Bären-Affen, die tobend durch den Wald rasen und Schneisen schlagen, die Bäume wie Streichhölzer umknicken und durch die Gegend werfen, ich bekomme Angst und haue ab, und in einer Wohnung erzähle ich dem lachenden Franz Josef Strauß davon –

– wir stromern durch den Wald, illegal, gut gelaunt, unbestimmt; irgendwo ist ein Überfall, massenhaft Knarren, einer ist verletzt, Durcheinandergerenne, ich haue mit einer blonden Frau ab, in einem VW, das geht gut, bis wir an eine Kreuzung kommen, an der eine Straßensperre ist, wir denken, eh egal, jetzt durch, rasen quer rüber, kommen tatsächlich weg, rasen mit Vollgas über eine enge Straße, müssen dann raus, weil die Autonummer bekannt, gehen in ein Haus, dort verirren wir uns in verschiedenen Privaträumen, auch Sabine ist irgendwo –

– mit Grischa in Freiburg; wir laufen durch die Straßen, er ist sehr erwachsen, hat eigenes Geld, zahlt in einer Bäckerei, in der wir Kirschstrudel und Zwetschgendatschi kaufen, danach kommen wir auf einen Platz, auf dem eine Demo vorbereitet wird; ich befürchte, dass man mich erkennt, aber er ist zuversichtlich, dass alles gut geht –

– auf einem Weg zwischen zwei Straßen, der rechts und links von riesigen Sportplätzen gesäumt ist, fahre ich zwischen sehr vielen Menschen Fahrrad und überlege, ob ich ein Neues kaufen soll, für fünfhundert Mark –

– wir laufen einen Stadtberg hinunter zum Hauptbahnhof, aber ich nehme einen anderen Weg, obwohl wir es sehr eilig haben; wir haben alle ein Eis – ich will aber auch noch ein anderes kaufen – und jeder leckt Männchen daraus hervor, Skulpturen, Köpfe – einer einen ganz tollen aus Schokoladeneis, ich wundere mich nur, wie das wohl halten soll –

– wir wollen gerade über eine Mauer in eine Luke in einem Haus einsteigen, da kommt Ebby und bietet billige Dinge zum Verkauf an; entweder sieht er mich nicht, oder er will nicht und kommt mit dem ins Geschäft, der mich begleitet, und zu diesem Zweck hinuntersteigt und mit ihm redet; als er zurückkommt, frage ich, wie es Ebby so geht, aber er sagt nur, dass ich doch dann selbst hätte mit ihm reden sollen –

– eine erotische Annäherung, offenbar von der durchsichtig Behosten ausgelöst, aber mit Grenzen, sie streicht unter meine Hose und ich ganz kurz nur an ihren Arsch, da zucke ich zusammen, weil ich befürchte, dass jemand kommt; überhaupt sind wir beide gebremst, weil sie bald kommen und irgendwann geben wir es auf, und ich wecke Fips und Uli, in deren Zimmer wir etwas umgestellt haben, was ich wieder rückgängig machen will – Uli ist schon aufgestanden und hat gekotzt und Fips fängt daraufhin an, Staub zu saugen; dass ich das Zeug wieder hin- und herstelle ist ihm völlig egal –

– ich habe plötzlich Psoriasis am Bauch –

– die Post wird an einem Schalter abgegeben, Kindler, Landeskriminalamt, neben mir, und ein Fremder, der meckert, dass es mehr als fünfzehn Kopien seien, Fragmente und Verkleinerungen – ich meckere zurück, wir streiten uns, es wird tätlich, da sagt Kindler, dass es ihm leid tue, der andere sei auch vom LKA und er legt Handschellen an; wir gehen in Stuttgart die Weinsteige hoch, es ist München die Romanplatzgegend mit sehr schönen Häusern − ich erinnere mich, dass ich vorher irgendwann einmal nur wegen der Häuser dort spazierengegangen war − und einer unbekannten Endstation, hinter der sich durch eine Straße, die durch ein Gässlein zu erreichen ist, Massen wälzen; durch die Hintertür komme ich in eine Kneipe, der Wirt erschrickt und will die Polizei holen, aber es ist eh egal, weil ich die Frau suche, von der ich getrennt wurde, und zusammen kommen wir in den Knast, in dem auch die Bewährungshelferin ein Zimmer hat –

– langsam kippt ein Matrose ein geigenkastenähnliches Gefäß aus, ich sehe ihm von etwas weiter unten zu, aber es ist nichts drin; »ich gehe jetzt«, sagt er und wendet sich langsam ab; auf dem Steg, über den er an Land geht, rutscht er ab und stürzt schreiend ins Wasser – keiner hilft ihm, und es scheint klar zu sein, dass ihm auch nicht zu helfen ist; als sei es die Strafe für sein Weggehen –

– auf dem Rathausplatz fallen alle möglichen Mauer- und Dachteile herunter und verletzen die Leute; Hektik, ich versuche zu helfen, komme in Streit mit einem, mit dem ich dann an einem Tisch sitze, wo wir einander fixieren, ich ziemlich viel rede und es dann auch geklärt ist: eine Frau, die dabei ist, bemerkt bewundernd, wie gut ich es gemacht hätte; ich fahre mit Fips an einem Außenaufzug hoch, kurz vor dem obersten Stock klemmt es, wackelt, hängt und schief ruckelt’s – dann doch noch die letzten Meter hoch und ein Fenster kommt ins Bild; ich sehe raus, wie tief es ist, und mir wird schwindelig; wir treten gefährlich schwankend in Fipsens Zimmer, ich frage mich, ob ich da gut wieder rauskomme, es ist ziemlich eng, zweihundertundfünfzig Mark im Monat, sagt Fips, aber dafür direkt am Rathausplatz –

– auf einem Waldweg begegnen wir einem Hund, der sich an mich schmiegt und mir das Gesicht ableckt –

– im Nebenzimmer wohnt Wolfgang Pohrt mit einem Franzosen und grüßt flüchtig beim Reinkommen; mit Simone de Beauvoir sitze ich an einem Tisch mit weiteren vielen Leuten drumrum; es ist gerade eine witzige und originelle Situation und man müsste sie eigentlich aufzeichnen, aber ich habe nichts da und beklage mich, dass es immer nicht klappt, wenn man etwas aufzeichnen will; und ich erzähle die Geschichte von der Videoaufnahme von Sartre nach seinem Besuch bei Andreas Baader, sie unterbricht: »er war gut!, keiner hat ihn verstanden!« – und alle lachen; wir sitzen auf dem Balkon und Sartre ruft Renate, aber nicht mit ihrem richtigen Namen, sondern in etwa »Renoit« und ich denke, dass ich sie doch neu so nennen könnte, so wie er »Castor« sagte; Sartre versucht, Speed aufzutreiben, und ein nervöser Dealer versucht, ihm rote Pillen anzudrehen, aber nur die Weißen sind gut, und Simone de Beauvoir versucht, diesen Deal zu verhindern –

– in einer ziemlich abgerissenen und verdreckten Kajüte sitzen ein Alter und mehrere Jungen und diskutieren, streiten, es geht um Alkohol; ich gehe in den Nebenraum, in dem ein anderer Alter sitzt, und sage, dass mein Buch bald erscheint – er kommt herüber und zwischen ihm und dem anderen Alten besteht eine Spannung; er bringt Bier und Sherry mit, ein Junge will sie ihm abnehmen, er gibt ihm aber nicht das Bier, nur die Sherryflasche kann er haben, deren Hals der Junge abbricht und die er gierig säuft; sofort kriegt er glasige Augen und taumelt hinaus; die anderen folgen leise – eine junge Frau ist eingeschlafen; ich lege einen Teppich von aneinandergeklebten Mini-Dias von Renate aus und überlege, ob ich die nicht zurückschicken soll; da merke ich, dass die Szene in der Kajüte der Schluss eines nicht zu Ende gehenden Films ist und sehe, wie das Mädchen aufwacht und entsetzt aus der Kajüte rennt: Fluten branden an das Schiff, das eh schon ein Wrack ist, die anderen sind alle weg, da dreht sie sich um und schreit; sie treibt auf dem offenen Meer, dem Untergang geweiht; die Kamera fährt langsam ab, und ich überlege, auch solch einen Film zu schreiben, aber mit einem Peter-Schult-artigen Typen in der Hauptrolle –

– Krach mit den Eltern, Spannungen, weil ich ohne was zu sagen weggeblieben bin; Linda Caroll vermittelt anzüglich; auf einer Wiese breiten wir ein Bettlaken aus, aber Linda und die anderen sind weiter hinten und gehen weg; vor einem Bauernhaus sitzen wir nun im Schatten vor einer reliefverzierten, engen Tür, eine dicke, alte, freundliche Bäuerin erscheint und bietet noch mehr Stühle und Topfen an – ich zwängte mich durch die Tür und folge ihr, um die Sachen zu holen –

– mit dem Zug zu Besuch auf dem Lande; ich gehe schon vor, die Leute, die wir besuchen, sind noch nicht da, aber kommen weiter hinten, ich bin schon im Haus, in einem Zimmer mit Blick auf die Straße und einem engen Durchlass ins Stockwerk tiefer; die Tante der zu Besuchenden ist distanziert, höflich und lässt mich dort warten, schließt aber offenbar die Tür ab – die, die wir besuchen wollen, sind da, aber wir müssen wieder weg, jemand versucht, beim Nachbarn etwas zu organisieren; es ist unklar, warum wir den Fernzug nehmen und nicht die Nahverkehrsverbindung; Fips und Wolfgang Pohrt sind auch irgendwie da, aber es lässt sich nicht mehr klären –

– Großes Studio, die Gänge und Räume drumherum, ein großes Durcheinander von Leuten, dazwischen Pieter Bakker Schut und Willem de Haan, die vorwurfsvoll mit dem Kopf schütteln, jemand kommt heute raus, innendrin viel Publikum und an der Seite die Beatles, Applaus, aber ich gehe raus, Sabine und Erika haben auch irgendwo zu tun, aber alles ist vollkommen voller Hektik; ich gehe in mein Hotelzimmer, wo einer ein Interview, ein Fernsehinterview, mit mir machen will, ich erzähle, dass ich letztes Jahr ins Wasser gefallen bin oder geworfen wurde, Julia ist auch in der Gegend, aber ich treffe sie nicht –

– die Psychiaterin meiner Mutter will mich interviewen, um Hintergrundinformationen zu bekommen, und träufelt mir Tropfen in die Augen, die sofort ein Gefühl erzeugen, als sei ich auf Trip – im selben Moment erscheint an der Wand der Wohnküche eine große Videoproduktion mit wunderschönen Bildern und Untertiteln – ich will nicht mit der Psychiaterin reden, sondern mehr von den Tropfen haben, aber sie wird sauer, weil sie sich um Erika kümmern muss, die teilweise hilflos danebensitzt; danach, vor dem Abflug, in röttelnartigen Ruinen, Claudija ist auch da, vorwurfsvoll –

– wir sitzen zu viert am Straßenrand, der Kellner kommt und nimmt die Bestellung auf, alles piekfein, leises Gemurmel, große Speisekarte, ohne Preis, ich bestelle was Kleines, der, der uns einlädt auch – und als der Kellner weg ist, schiebt er mir kopfschüttelnd sein Scheckheft und die Rechnung zu: dreihundertundachtundneunzig Mark für vier kleine Essen; er flüstert mir zu: »dabei kriegen wir beide nur ein winziges Holzklötzchen«, und es ist mir unangenehm; ich sage allerdings auch ziemlich ehrfurchtsvoll, dass ich so teuer noch nie gegessen habe, und stehe auf, um meinen Füller zu holen, um den Scheck auszufüllen; verliere aber alles Mögliche inzwischen, suche hin und her, als ich von der anderen Seite zurückkomme, kommt mir einer mit einem Hund entgegen, den ich kenne und vor dem es mir peinlich ist, dass ich mit so reichen Leuten essen gehe, und beuge deshalb meinen Kopf – er bemerkt mich aber auch deshalb nicht so recht, weil er dauernd nach seinem Hund schaut; inzwischen sind schon mehr Leute an der Bushaltsstelle neben dem Platz, an dem wir essen, und die anderen haben einen großen Haufen Erde aufgeschüttet, hinter dem man die Straße nicht mehr sieht, und ich finde es langsam ungewöhnlich, neben der Bushaltestelle zu essen –

– am Bahnhof Angelika Müller, sie sieht aus wie früher, ganz ernst, wir freuen uns, dass wir uns treffen, und unterhalten uns über Verschiedenes, während sie über Gleise und durch Unterführungen zu einem wartenden Auto geht; ich weiß plötzlich, dass sie in einem Zusammenhang politischer Art drin ist, etwas in unserem Zusammenhang macht, das wichtig ist, politisch internationalistisch – sie wirkt traurig – und als sie in den Wagen einsteigt und sich verabschiedet, frage ich, wann wir uns wiedersehen, und sie sagt: »nie wieder« und schlägt die Tür zu und fährt ab – ich bin sehr niedergeschlagen, fühle mich ausgeschlossen, eifersüchtig, dass ich nicht auch in ihrem Zusammenhang bin, ein kleiner, verzweifelter Rest von Hoffnung bleibt, sie irgendwo mal auf der Straße doch wieder zu treffen –

– mit Fips auf der Fahrt nach Wien, Shit kaufen und sonst einiges erledigen, ich habe Urlaub, als Erstes, dort angekommen, versuche ich in einer altmodischen Telefonzelle, Rob Houwer anzurufen, um vielleicht eine Rolle zu bekommen, erreiche aber niemanden, in der Kneipe ist großes Durcheinander, und dann begeben wir uns auf eine Irrfahrt durch Wien, Steilabhänge, Stellen, wo ich schon mal war, irgendwo eine Spalte in der Straße, die ich erst heruntersteigen will, dann aber sehe, dass ich sie überspringen kann, dahinter dann Treppen; später wird es aber immer enger, wieder muss ich durch enge Holzschächte mich zwängen –

– hänge auf dem Fenstersims in schwindelerregender Höhe an der oberen So-und-So-Straße und sehe auf die untere So-und-So-Straße und fürchte, jeden Augenblick abzustürzen; ich drücke fest auf ein Fenster, und es lässt sich tatsächlich zurückschieben – dahinter ist aber erstmal ein Schacht, nach dem aber ein kleines Ein-Zimmer-Appartement kommt, dessen Bewohner sich wundert, aber freundlich ist; Briefe an- und von Karl-Heinz Dellwo, an Straßenecken übergeben; im Hintergrund schneebedeckte Hügel, das Codewort müsse ich aber schon selber rauskriegen –

– komme zurück, da sitzt im Keller Arndt Müller mit einem Haufen Leuten und rechnet mir den Schaden vor – es sind über 4000 Mark, und er verlangt, dass ich sie zahlen soll; ich bin stocksauer, haue auf den Tisch, beschimpfe ihn und gehe, laut die Tür knallend, wieder raus, oben in einem anderen Zimmer putze ich immer noch wütend den Boden, und Biggi kommt ganz bestürzt rein –

– liege in einem Krankenhausbett, in das ich nicht gehöre, aber die Schwester ist sehr nett und die Ärzte auch; dann muss ich doch raus, weil der Alte kommt, der da hineingehört, operiert werden soll oder so etwas; er beschimpft mich, weil ich seine Tochter, eine der Schwestern, heiraten wolle, ganz unflätig, aber es macht mir nichts aus, und der Arzt entschuldigt sich bei mir – ich gehe durch lange Gänge; manches muss geregelt werden, da entdecke ich einen Amokschützen, der an einer Glastür, einer doppelten mit Windfang, steht und hinausballert; mit drei oder vier anderen Leuten gehen wir zu ihm hinein, und er ist zunächst misstrauisch, doch dann entwaffnen wir ihn zu zweit und es entspannt sich ein langer Ringkampf, doch dann wird er geblendet, alles voller gleißendem Licht, und er gibt auf; ich latsche wieder durch die Gänge und will eine Aktennotiz dazu abgeben, komme auch in die Nähe des Raumes, wo ich hinwill, aber alle Türen und Fenster sind zu, es gibt gleich gar keine mehr; ich steige hoch und entdecke Klappen, durch die man von oben einsteigen könnte, aber sie sind ganz dünn, heben nur eine Millimeter dicke Schicht ab und darunter ist und bleibt die normale Decke und ich bin ratlos; ich wandere durch ein Sumpfgebiet, merkwürdige, fabelwesenartige Tiere baden in einem Tümpel, eines, das einem Nilpferd ähnlich sieht, aber noch andere Formen hat, weint, weil alle anderen Tiere paarweise miteinander tanzen, ein giraffenähnliches Tier sich aber von ihm abwendet; das Nilpferd schluchzt: »du willst nicht balzen«, und kurz darauf kommt der Ufo-Springer auf die schneebedeckte Wiese, hat einen Piepser wie ein Schatzsuchgerät, dabei und springt hoch in die Luft, segelt durch die Gegend, um zu zeigen, wie er Ufos findet; er war im Gefängnis deswegen und ist eben erst rausgekommen, Volker Schlöndorff will einen Film über ihn drehen, kommt aber nicht, und kurz darauf landet der Ufo-Springer wieder sicher mit seinen Skiern im Schnee, und er hat sogar noch einen Hund dabei -–

– und dann ist mein Mantel weg, ich stehe in einer Gegend, die der Leopoldstraße ähnlich ist, und es ist unerklärlich, wieso der Mantel weg ist, und da beginnt auch schon die Situation, die im Grunde ein Verhör ist, in einer Einfahrt mit Schatten und Sonne, ich werde des Mordes bezichtigt, obwohl ich komplett unschuldig bin, und weder das Opfer kenne, noch überhaupt von dem Mord weiß, aber es kann lebenslang bedeuten, wenn ich das nicht zurückweisen kann, und eine drohende Unglücksahnung braut sich zusammen, ich ahne, dass ich das nicht aushalten würde, so lange im Knast zu sitzen, auch nicht so arbeiten könnte und zuversichtlich sein wie jetzt, nicht denken könnte, keine Ideen mehr hätte, aber dann ist schon die Ausführung, ein endlos langer Flug, und doch verhältnismäßig kurz, da er um die halbe Welt geht, im Jumbo, zum Teil ganz dicht über der Erde, ab Warschau fahren wir mit dem Auto, am zweiten Tag essen wir in einem Café, und danach ist mein Geld weg, ich will es suchen, aber die Wächter wollen weiter und ich kann nicht, ein Kind, ähnlich wie Grischa, soll mit, ich versuche, das Kind zu überreden, dass es das Geld sucht, aber dann wird alles zu durcheinander, denn wir fahren erstmal mit dem Zug, einem schönen modernen Aluminiumzug, breit, mit großzügigen Sitzen, in den mich der Junge im Laufschritt schiebt und darauf hinweist, dass alles o.k. sei, denn im Nebenzug sei der Wagen verstaut, und ich sehe ihn, er ist rot –

– mit Marianne Olry in einem Platz in Paris mit prächtigen antiken Bauten, Säulen, tempelartigen Palästen, Vorbauten, Mosaiken und alles wie neu; ich bin begeistert und erinnere sie daran, wie sie in München, als ich ihr das Siegestor zeigte, überhaupt nicht beeindruckt war und sagte, in Paris gebe es in jedem Stadtteil fünf solcher Tore, wie recht sie doch gehabt habe; wir gehen in einen theaterartigen Saal, in dem eine Frauenveranstaltung stattfindet; der Saal ist ganz dunkel, und an der Seite steht ein Kakaoautomat; für fünfzig Pfennig kann man einen Becher rausholen – erst kommt die Münze immer wieder raus, dann klappt es endlich, und ich habe kein fünfzig Pfennigstück und wundere mich, dass es in Paris für deutsches Geld Kakao gibt –

– ich muss weg, alles ist Aufbruch, Abschiedsstimmung, mehrere begleiten meine Abfahrt, alle sind traurig und wehmütig, aber es muss sein, ziemlich viele Koffer sind schon gepackt, in einem riesigen Aufzug stapeln sie sich, gleich bin ich wieder allein, ich muss das Flugzeug noch kriegen und komme in ein muffeliges Hotelzimmer, in dem ich meine Koffer ausbreite; ich bin alleine und traurig, aber auch Spannung auf das Kommende mischt sich hinein; wir sind dann auch auf der Flucht, zu dritt in einem Wagen, fahren wir durch eine an einem Hang liegende Vorortsiedlung mit lauter Einfamilienhäusern mit Vorgarten, irgendjemand ist umgebracht worden und das Gesicht ist entstellt, wir fahren in einen Garten hinein, wo wir annehmen, dass niemand zu Hause ist, und verstecken uns in einem leeren Schwimmbecken, wo wir hektisch noch irgendwelches Zeugs erledigen; die beiden anderen sitzen am Boden, ich halte Ausschau, da kommt auch schon die Frau heim, ich luge unterm Beckenrand hervor, aber sie entdeckt mich trotzdem, ist erschreckt und erstaunt, sie schneidet die verwunderlichsten Grimassen; da sehe ich, dass sie auch noch schwanger ist, und es ist mir sehr unangenehm, dass sie wegen uns Angst hat – schon kommt ihr Mann, und ich steige aus dem Becken raus und tue so, als sei ich ganz zufällig hier und suche irgendetwas; alles nur eine Verwechslung, rede irgendwelchen Quatsch, habe mich verfahren usw. – er glaubt mir, und die anderen spielen mit, obwohl sie ganz auffälliges Zeugs machen und der eine überlegt, ob er sein Gesicht mit Rasierklingen zerschneiden soll, was ich eine furchtbare Vorstellung finde, und er lässt es dann auch; zumal das Ehepaar sehr hilfsbereit ist, und weil es gerade eine Party vorbereitet, helfen wir natürlich auch, schaffen alles mögliche Zeugs weg und können dabei selbst vertuschen, was wir umgestellt und mitgebracht haben, es sind Dreharbeiten und ich freue mich, dass alles so reibungslos läuft, die Kollegen sitzen am Schwimmbeckenrand und sind auch zufrieden; Gert ist Versicherungsagent und sagt, dass er beim Abschluss von Policen jetzt betont, dass ich dabei bin –

– ein mysteriöser Bauernhof, irgendwas hat sich zugetragen, es ist dunkel, die Leute hasten von Haus zu Haus, misstrauisch • ich muss weg und fahre freihändig einen langen, langen Weg, teilweise steil abschüssig, einmal verhuddele ich mich, aber es geht alles gut, bis ich an eine Stelle komme, an der klar ist, dass Friedrich Zimmermann eine Frau umgebracht hat –

– Haus wurde besetzt, aber nicht wie üblich, sondern richtig zu allem entschlossen, wir fangen sofort an, alles auszubauen, großes Durcheinander, Rumgesteige, Streit, wie – was – am – besten, wir müssen Vorbereitungen treffen, da die Bullen jeden Augenblick kommen, deswegen unten alles zubauen; ich trage Buuz Unseld, von dem unsicher ist, ob er nicht vielleicht eine Frau ist, hoch bis unters Dach, er ist völlig hilflos, aber recht glücklich, als er sieht, was mir machen, und stellt zärtliche Fragen; dann streiten wir uns schon wieder alle unten in der Tür, was wir am besten als Nächstes machen sollten, ich kann mich nicht durchsetzen, und wir beschließen, in die Kneipe zu gehen, wo die anderen sitzen; ein langer Waldlauf wird daraus, ich laufe hinter jemandem her, der den Weg weiß, immer länger, bis es endlich aus dem Wald rausgeht auf eine Wiese, wo jemand auf einem Pferd reitet, das zusammenbricht und ihn abwirft; es ist Ralf Friedrich, und erzählt – im Reiterlook mit Stöckchen –, dass er in der Stadt soundso Dressurreiten gelernt habe, da kommen wir in der Schule an, in der der Direktor, ein überraschend gemütlicher Mann, freundlich und nett, mir etwas von Walter Benjamin zeigt: »Einbahnstraße« auf Englisch, Benjamin sei »ganz nah dran« gewesen, sagt er, und ich frage, ob man in dieser Schule auch als Gasthörer teilnehmen kann, was er bedauernd verneint; als ich in meinem Zimmer bin und laut Musik von einem Kassettenrecorder höre, kommt er nochmal rein – ich denke gerade »der Alte ist hier aber nett, bzw. okay«, – und bietet mir stattdessen Unterlagen zum Prozess gegen Soundso an, aus denen auch vieles ersichtlich sei; beim Rausgehen tut er geheimnisvoll und ich denke: »das Höhrrohr verstopft, aber das Herz frei« –

– halte einen Vortrag vor Architekten und bin aufgeregt, weil ich Kritik habe, von einem langen, schmalen Viereck den oberen Teil wegmachen will, aber sie finden es gut, applaudieren; wir sind bei einem Alten angestellt, er schimpft Gert, dass ich wenigstens schreiben kann, was mir wiederum peinlich ist; das Ganze findet in einem Ladenlokal statt, und wenn ich rausgehe, habe ich in einem anderen einem Mann die Frau ausgespannt, nicht richtig, vielleicht ist es ein Film, aber trotzdem, und dann fahren wir alle zusammen in ihrem roten Mercedes-Bus, es gibt keine Spannungen, obwohl jeder Bescheid weiß, manchmal muss ich aussteigen und vorauslaufen, um Zeugs wegzuräumen, und hinter einer Ecke stehen plötzlich die Bullen; ich schaue nach, ob ich noch Shit habe, aber es ist alles weg, und da sind sie schon da, der eine betont, dass er Schweizer ist, er hat einen roten Pass in der Brusttasche, zwinkert deswegen; an sich wollen sie ja nichts, aber er weiß Bescheid wegen der zwei Frauen und macht Anspielungen und die andere Frau, die fährt, fängt an zu flirten mit ihm, damit niemand was merkt – obwohl an sich alles klar ist – wickelt ihn völlig ein, aber das macht mich traurig –

– in der Garderobe, beziehungsweise Maske eines Studios sind Spannungen, wir einigen uns darauf zu gehen, die Maskenbildnerin kommt auch noch mit, nach einigem Zögern, angeblich, damit sie nicht beleidigt ist, im Gang Gedränge und sie gibt mir eine Pistole zur Aufbewahrung, am Ausgang ist eine Kontrolle: reingelegt; die Bullen finden aber die Knarre nicht, und einer begleitet mich raus, ich denke, alles ist nur Spaß, ich zeige ihm die Knarre, gerade als wir draußen sind und drüben die anderen sehen, die warten – da wird es sehr wohl ernst, und er nimmt mich fest; nach ein paar Tagen komme ich aber wieder raus und komme bei den anderen an, die in einem Raum sitzen, der mir bekannt vorkommt; ich will erzählen, aber sie zwinkern mir paranoid zu: es wird abgehört, sie haben mich mit Tricks rausgeholt und ich soll jetzt nicht alles versauen –

– auf dem Flug in die USA; nach der Ankunft sehen wir den Jumbo von vorne, die Nase, die viel schlanker ist als erwartet; Arbeitsteilung in einer Druckerei – Ebby ist auch da, aber auch andere, in der Repro, langes Gerede, aber der, der die Platten machen soll, muss sie erst von einer Rolle runterschneiden; ich erkläre mich dazu bereit, weil die anderen irgendwo hin müssen, in einer Burg rumstehen, in einer bestimmten Ordnung unten sich aufstellen müssen –

– über eine Gebirgsstraße, teils zu Fuß, teils mit dem Auto, lauter kleine Tunnel durch, sehr schöne Atmosphäre –

– ein Autobahnbeginn, daneben eine Schienenstrecke, die nur für Radfahrer benützbar ist, davor eine Schranke; ich will aber trotzdem drauf, und ein Mann lässt sie hoch: freundlich fragt er, ob ich hier arbeiten will, und es passt mir, alle Bedingungen werden erfüllt, egal, wie lang ich dort bleiben will, und es gibt noch gute Bezahlung, er verspricht nach dem Arbeiten Huren, aber ich winke dankbar ab, ich will danach schreiben, über meine Erfahrungen bei solch einer Arbeit, vielleicht einen Roman; ich sehe die Huren, sie sehen nett und traurig aus, eine will sich mit mir neben einer Rampe unterhalten – am nächsten Tag komme ich in das Verwaltungshaus der Arbeitsgesellschaft selbst; erst wird mir zuvorkommend geöffnet, eine pompöse Empfangshalle, von der Seite eine breite Treppe, auf der eine Hure runterkommt – sie erkennt mich und weist mich in ein seitliches Zimmerchen, in dem Personal und Arbeiter warten müssen; andere sitzen drinnen und sind auch unzufrieden, wir beschließen, uns zu befreien, und rennen auf das Gelände, das, obwohl helllichter Tag, von Scheinwerfern umstellt ist; ein Schienenwagen – ein ganz normales Auto, bloß mit Schienenrädern – steht neben dem Geleis, fährt aus, wir helfen ihm mit einem Klacks auf die Schienen und sausen los, der Wagen ist ganz überfüllt, wir jubeln –

– mit Renate und Wolfgang Pohrt in einer Wohnung, wir wollen pennen, aber er will »in die obere Wohnung gehen«, weil es ihm zu wenig sei; wir bieten ihm an, irgendein Plätzchen zu machen, wo er seine Ruhe haben kann, aber er besteht darauf, obwohl es mitten in der Nacht, morgens um drei ist; wir wollen oder müssen mit, obwohl es uns stinkt, denn die obere Wohnung ist in einem anderen, oberen Stadtteil, und bis man da angekommen ist, ist man wach, aber dann sind wir schon unterwegs, wir müssen einen überschwemmten Fluss überqueren, eine Brücke steht unter Wasser und ein Auto fährt drüber, Pohrt ist schon auf der anderen Seite, Renate geht mit dem Koffer vor, ich nehme einen Anlauf und hole den Koffer ab; drüben sind wir bald im Trockenen in einer Tordurchfahrt, Pohrt fragt, ob ich nicht wegen der Amnestie noch was machen könnte, Aufruf etc., ich sei widersprüchlich und ich überlege es dann nochmal ernsthaft –

– ein in mehreren Schriften in verschiedenen Farben geschriebenes Blatt, lange Diskussion darüber, schließlich die Bestätigung, dass ich auch wirklich leben kann, nicht nur darüber schreiben –

– stehe am Fenster und sehe hinter dem Haus gegenüber die Sonne untergehen; wenn ich mich etwas höher recke, sehe ich wieder etwas mehr, das aber sofort verschwindet, so schnell sinkt sie, da landet ein riesiger Vogel auf dem Dach des gegenüberliegenden Hauses, ein Kranich oder überdimensionaler Adler, der so groß ist, dass auf seinem Kopf und auf seinem Rücken noch je ein Schwan Platz haben; er ruht sich etwas aus und schlägt mit den Flügeln, mir wird ganz ehrfürchtig zumute, er strahlt etwas Weites, Beruhigendes, majestätisch Hoffnungsvolles aus, wie er da im Gegenlicht der untergehenden Sonne auf dem Dach steht – und dann hebt er auch schon wieder ab und schwebt in einem großen Halbkreis vor mir herum und rechts hinten aus meinem Blickfeld; die anderen Gefangenen am Fenster verstummen, sobald sie ihn sehen, vor Bewunderung, ich warte bedauernd, ob er nochmal kommt, aber er bleibt für immer weg –

– Verfolgungssituation am Flughafen, ich sitze am Tisch und sehe schräg nach unten und oben, wo zwischen Plexiglasrolltreppen gerannt wird, unklar, wo, wer und inwieweit ich beteiligt bin; Kinder laufen dazwischen rum; eine Verfolgungsjagd oder Flucht folgt, bei der wir im Wald bei einem Depot landen, ein Kurier gräbt etwas aus, es geht um Experimente, deren zweiter Teil jetzt stattfindet: ein Sack mit Erdbeeren ist da, die wir essen können, ich frage mich, ob wir das dann wieder ausscheißen, worum es geht –

– bringe Kleider zum Reinigen, ein blaues Hemd kostet sechs Mark, ich frage mich, ob ich das nicht vergesse, und kehre zum Hotel zurück, zuvor noch ein Blick auf die Reinigungsladenverkäuferinnen, lauter Schwestern von denen ich denke, dass ich mit allen auf einmal zusammen sein könnte; der eine Aufzug geht nicht, der zweite entpuppt sich als Lastenaufzug und hält nicht im dritten Stock, sondern erst ganz oben am Wolkenkratzer, ich höre Stimmen von Arbeitern und war schon mal mit Onkel Karl da, als nicht gebaut wurde, aber jetzt hängt er, wie befürchtet, schräg über dem Dach und mir wird äußerst schwindlig –

– räume mit einer Frau, die in einer Gruppe lebt, in der ich zwar auch bin, aber nicht so fest, oder nur zu Besuch, Betten und Bücher ab, mache dauernd Vorschläge, was zu tun ist, sie ist distanziert, macht aber alles mit – später sitzt sie mit anderen um ein blaugraubraunes Brett und schält mit Spachteln Schichten davon herunter, wobei sie von mir erzählt, meinem Ordnungs- und Harmoniebedürfnis; sie merkt nicht, dass ich reingekommen bin und zuhöre, und als sie es merkt, tut sie so, als sei es ihr egal, weil sie gar nichts zu verbergen habe; wir gehen ins Bücherlager, wo eine kleine Garküche plötzlich zu brennen anfängt; erst stinkt es komisch, dann sehe ich Rauch rausquellen, dann die erste Flamme, und springe auf, um einen Feuerlöscher zu holen; erst ein paar Räume weiter finde ich einen mit Löschschaum, aber die Flamme geht nicht aus, einer pustet noch wie verrückt zusätzlich und bis wir Aufpasser holen, eventuell Feuerwehrleute, wächterartig, wie Lutterbeck, und die sagen, dass wir doch die Flamme hätten abdrehen können, ich gebe darauf beim Frisör eine Bestellung von drei oder vier Büchern auf, kriege kurz darauf aber eine Rechnung über hunderte von Mark, aber der Inspizient, der sie mir überreicht, sagt, das sei Betrug oder ein Versehen und das müsse ich nicht bezahlen; wir stehen in einem düsteren Verbindungsgang, der aber auch noch voller Bücherpaletten ist, und wir müssen auch noch einen Text ändern, aus dem klar wird, dass das, was ich sage und wie ich bin, ganz selbstverständlich ist –

– am Effner-Platz, erst warte ich auf Heiner, der dann kommt, aber weiter muss, dann kommt Ebby, wir wollen zu Fuß in die Lützenkirchen-Straße zurück, vor allem zu dem Tante-Emma-Laden am Anfang der Effnerstraße; ich will etwas beschreiben, mündlich und schriftlich – wieder am Effner-Platz rauchen wir eine Pfeife, es sind noch mehr dabei, nur noch ein Rest Shit da, eilig gezogen und gelauert, dass keiner zu lang zieht, dann fahren sie den Mittleren Ring Richtung Stadtmitte runter, wo unten etwas Großes sich ereignet, dramatisch, traurig, eine Frau mit dabei, sie hat Schrifttafeln • einer muss zur Kur, schreibt Brief deswegen, darin Verweis, dass Beethoven langweilig sei –

– eine Frau hängt unten an einem Hubschrauber an einem Seil und fliegt über die aufgewühlte, stürmische See, etwas wird gesucht, eine Verfolgungssituation oder eine Flucht –, bis in der Brandung eine Mischung aus Wolfgang Kieling und Alexander May steht, er deklamiert pathetisch eine Klage, Wellen schwappen über ihm zusammen, neben ihm versinkt einer im Schlick und eine kommentiert, dass der Sand unter der Brandung runterzieht, unausweichlich, und da sieht man auch schon niemanden mehr, nur noch aufgewühltes, dreckiges Meer; dann geht eine Liste herum, Namen von Leuten, bei manchen stehen in Klammern Erläuterungen, auch bei mir steht an sich nur unverfängliches Zeug drin und es ist unklar, wer was mit der Liste anfangen kann und soll; in einer Nische steht die Frau und verhandelt mit einem Mann über ihre Flucht, ihr Kind an der Hand, es will nicht mit, es sei zu kalt dort, wo sie hinwollten, aber es muss, es ist dringend • nachts wird die Bevölkerung von einer Gruppe Menschen observiert, wie im besetzten Frankreich in einem Dorf sieht es aus, Licht vor einem Bistro, wo eine Frau sitzt, die Listen kontrolliert und auf den Bus wartet –

– bin zu Besuch bei einer Großgruppe und spreche mit einigen, die in irgendeiner Art eine besondere Stellung haben, nicht, dass sie führend wären, eher dass sie gesucht werden; eine Blonde sitzt halb liegend in einem bequemen Sessel, fast Sofa, und erzählt von der Gruppe und was sie machen, ausgerechnet hier soll kein Gruppenschwulst sein, frage ich mich und berichte es einer Frau auf der Treppe, die mich fragt, wie es war; in dem anderen Raum sind Kinder, die malen, schöne, gekonnte Bilder, Comicserien und einzelne, sie werden von den Erwachsenen dabei unterstützt, aber es sind trotzdem eigene Sachen, auch von Debilen, und trotzdem bewundernswert professionell, jemand bringt Andrucke von Texten über die Gruppe, die ich aber nicht lesen kann, Beschreibungen, dass sie nicht wie andere Gruppen sind; ich komme auf den Bahnhof, sehe ihn von schräg oben, mehrere Gleise, muss umsteigen und überlege, ob ich an einem Kiosk was kaufen soll – der Kiosk gegenüber ist geschlossen – und bei dem, den ich sehe, hängen an der Seite Zeitschriften mit handgemalten Titeln, darunter eine von Karajan über Karajan, die ich überlege zu kaufen –

– mache ein Spiel mit Kindern, bei dem sie über eine Bank an der Wand gehen und dann in den Nebenraum; einiges davon tragen wir in einen großen Block ein, es ist etwas, das getan werden könnte, so wie wir das machen, was andere tun würden – ein Kind nimmt ernst, dass ich geschrieben habe, dass wir irgendetwas durchstehen – ich nehme es mit in den anderen Raum und rede ihm ins Gewissen, dass es doch nicht ernst gemeint gewesen sei – als ob ich mich entschuldigte; in den Block tragen wir die Passagierlisten für den Jumboflug in die Revolution ein; sobald wir fliegen, alles voller Nebel, meldet sich eine Stewardess und beruhigt die Leute, dass wir weit genug von der Grenze der Sowjetunion vorbeifliegen, aber auch höher fliegen könnten – stattdessen fliegen wir tief runter, bis fast auf den Boden, wo wir Blätter aufwirbeln und Leute winken, und wir dann unter Elektroleitungen durch wieder steil hoch fliegen und wieder runter und einmal sogar ganz lange unter Elektroleitungen durch –

– bin im Maxgymnasium, und Heiner und Claudija gehen mit einem Zettel zur Post, um eventuell die Schreibmaschine abzuholen – wenn das Geld kommt, ist sie genehmigt – kurz darauf habe ich zum ersten Mal Geld in der Hand und stehe vor dem offenen Klassenzimmer und freue mich, schaue mir die Bänke an und stelle mir vor, wie die Maschine auf eine der Bänke passt, alle Leute wissen es schon, die auf dem Gang entlang kommen, zum Beispiel das junge Schwein ohne Bart, das sagt, dass jetzt ein »elektronischer Schießplatz« aufgebaut werden soll, dass ich auch die ganzen Frachtgebühren zahlen soll, und macht mich auf Leuchttafeln aus Milchglas unter der Decke des Gangs aufmerksam, auf denen alles steht, je nach Entfernung und Gewicht, was mich etwas wundert, weil das sonst doch niemand braucht, woraufhin mich ein pickelvernarbter junger Mann anspricht, ob es für »Jungs« wie mich – wo ich erst denke, er will was von mir – also »Serientäter«, die gefährdet seien, eventuell eine Zukunft in Alaska gäbe oder ob überhaupt was zu erwarten sei – ich weise ihn ziemlich schroff zurück, das gehe mich nichts an, noch habe ich auch das Bündel mit den Geldscheinen in der Hand und frage mich, wie lange das gut geht; das treffe auf mich nicht zu – er ist beleidigt und fragt: »ist die Frau von Terry Riley etwa etwas Besseres als ich?« –

– irgendein Seminar in Frankfurt in einem Raum mit hohen Fenstern; nachdem es zu Ende ist, kommt das Gespräch auf moderne und alte Knäste einer schwärmt von der Modernität dieses Knastes und ich frage, wo wir überhaupt sind: Preungesheim; und ich bezweifle, dass das schön ist, aber ein Sozialarbeiter schwärmt von hohen, hellen Räumen, mit dreitausend Meter Blick über das Land und nur einem kleinen Wassergraben vor den Mauern, aber ich erzähle von Frankenthal und ein älterer Gefangener hört interessiert zu, Pfeife rauchend und auf einer Matratze sitzend, möchte aber von sich selbst nichts sagen und irgendetwas verändern, weil er nicht mehr der Jüngste sei; allgemeiner Aufbruch, ich weiß nicht so recht, wo ich hin soll, mit wem ich wieder nach Bochum käme; eine Frau geht zu einem Auto und mit ihr würde ich eigentlich ganz gerne mit, aber das Verhältnis ist distanziert, sie muss sich erst mit einem anderen Mann absprechen, da sagt jemand, dass an den drei roten Toren jemand auf mich wartet, der mich nach Bochum bringt – eben zuvor war ich noch dort, aber ohne zu wissen, dass es die drei roten Tore waren und auch ohne den Weg dorthin noch zu wissen – ich frage, ob es Wächter wie Röth etc. sind, aber das ist unklar und ich überlege, ob ich irgendwie abhauen kann, es bringt nur alles nichts, weil ich ja nach Bochum will; ich könnte höchstens eine Nacht in Frankfurt bleiben, was es auch nicht bringt, also renne ich los, es ist eine universitätsgeländeartige Gegend, hohe Häuser, dazwischen Rasenflächen und verschiedene Gehebenen mit Treppen verbunden, alles voller Leute, wie Studenten, zum Teil aber wohl auch Gefangene, die Besuch haben; ein Kind auf einem Moped fragt, ob ich zu den drei roten Toren will, und bietet mir an, auf dem Moped hinten mitzufahren, fährt aber erst über den Rasen, weil mir sonst wegen der Hubbel schlecht würde, aber nachdem es wieder auf dem Beton ist, kommen zwei kleine kieksende und flachsende Mädchen und klemmen sich hinten drauf und fahren davon; ich nähere mich einem länglichen Gebäude, das die drei roten Tore sein könnte, weil dauernd Leute aus und ein gehen, neben mir eine Frau, die Mi sein könnte, aber ich kann sie nicht genau sehen, suche unter den Leuten nach Röth etc., frage mich, ob sie das sind, die da winken, aber da sie es nicht sind, erwäge ich, ob ich nicht doch alleine raus kann –

– Verteidigung der Geschichte gegen Pohrtsche Kritik auf zwei Ebenen, eine leuchtet –

– Brigitte Mohnhaupt will gerade in einem kleinen, schmuddeligen Vorstadtkino in »Tätowierung« gehen; ich komme vorbei und habe an sich was anderes zu tun wegen des Buches, will aber dann natürlich mit ihr da rein gehen, tue es auch und hinterher gehen wir zu einer Art geheimnisvollem Sektenführer, schon auf der Treppe werden wir misstrauisch beobachtet, es kann auch ein Bandenhäuptling sein, sie sagt nichts, aber schaut mich an, als wolle sie fragen, was für komische Leute ich denn kenne; oben im Vorraum dann eine peinliche Leibesvisitation, schlimmer als bei den Bullen, es werden dann lauter vielversprechende Texte rumgereicht, aus denen man ein Buch machen könnte, unklar, ob von mir oder von anderen, er soll das unterstützen; sie ist inzwischen weg und ich muss sie bis drei erreicht haben, sonst denkt sie, ich wollte nicht kommen und es sei nichts − es könnte auch Julia sein −, ich komme unter fürchterlichen Zeitdruck und fahre mit drei anderen los, wir überlegen, eine Abkürzung über einen Weinberg zu nehmen, obwohl es nur ein schmaler Gehweg ist, aber kurz darauf kommen wir oben auf dem Hügel zu einer großen beigen Jugendstilkirche, kann sein, dass eine Ausstellung drin ist –

– es gab einen Haufen Festnahmen und alle möglichen Medien berichten groß darüber: in einer Villa am Mittelmeer waren sie alle und haben noch gebaut, Felix mit Wasser in seinem Mörteltöpfchen in das er gerade seinen Spachtel tauchte, Zeitungen berichten, Rundfunk ist zu hören, Fernsehberichte; auch eine Alternativzeitung, parallel zur »Bild«, in Schreibmaschinenschrift die erste halbe Seite die Beschreibung der Verhaftung, mündend in das Absatzende – während gleichzeitig zwei Frauen zur Türöffnung reinschauen und vor Erstaunen große Augen machen – »Flora und Tristana schauten zur Tür rein«, dann Absatz und dann die alleinstehende Zeile: »Die Überraschung ihres Lebens« – der Arzt kommt und ich spreche ihn in der Nebenzelle; er fragt, welches Medikament ich nehme, ich weiß es nicht und will nochmal in die Zelle, aber Klaus Elfe, der draußen steht, sagt mir grinsend den Namen und der Arzt ist erstaunt, fast geschockt; sei viel zu stark, er empfiehlt Öl, das lange draußen stand, bis es mit Vogelscheiße voll ist – gesiedet und gesiebt getrunken – wunderbar gegen Verstopfung, auch ein Wächter rät zu, es ginge dann wieder, ich will aber nicht, es ist eklig und ich wundere mich, weil ich doch gar keine Verstopfung habe! – Volker Schlöndorff und Christian Geissler sitzen um den Tisch bei den Alten und wir reden über Briefe, Christian hat ein riesiges Eis in einer Großtüte und lutscht genüsslich und ich suche oben meinen Briefeordner nach einem Brief von Johannes Schaaf durch, den ich dann finde und zeige und auf dessen Briefkopf »Dr. Johannes Schaaf, Farben und Lacke Materialienhandlung« in einem breiten, blauen Streifen steht und der von seiner Resignation handelt; wir reden dann noch über andere Briefe –

– gehe auf der Straße, bzw. dem Gehweg und neben mir fahren ganz langsam schwer bewaffnete gepanzerte Wagen, ein alter PKW aus dem überall die Rohre der Knarren rausschauen, vorne sitzt einer mit Maschinenpistole im Anschlag, dahinter fast ein Panzerwagen; ich frage mich, ob sie mich verfolgen, etwas von mir wollen oder allgemein, ob es Verbrecher, Guerillas oder Bullen sind, da biegen sie in eine Autobahnauffahrt ein, und Fips und ich gehen auf die Wiese daneben, bei der wohl »Betreten verboten« gilt, was aber insofern auch egal ist, als ein leichter Hügel an der Seite uns verdeckt, wo wir uns in die Sonne ins Gras legen wollen, vor uns fällt die Wiese steil nach unten ab; dann kommen einen Haufen Touristen, Japaner etc. mit Fotos im Gänsemarsch auf die Wiese, mit vielen Fotoapparaten, fotografieren uns, teilweise Film, teilweise Video; er selbst filmt mich von ganz nah, aber ich wehre ab, ist mir unangenehm –

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